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Meet me next train

Jetzt bin ich am Zug (E/B)
von

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Notice

Die Arizona State University – kurz ASU – genoss einen hervorragenden Ruf, was nicht weiter verwunderlich war, da sie die zweitgrößte Universität in den Vereinigten Staaten war. Doch leider lag die Hochschule nicht direkt in Phoenix, sondern in Tempe. Zwar war diese Stadt direkt mit Phoenix verbunden, doch für Bella bedeutete es dennoch eine gewisse Entfernung, die sie leider mit der Bahn hinter sich bringen musste.

Unglücklicherweise kam Bella morgens schwerlich aus ihrem warmen Bett, was bedeutete, dass sie täglichem Stress ausgesetzt war, um ihre Bahn zu erwischen. An diesem Tag war sie besonders spät dran. Eilig zog sie sich ihre flachen Sandalen über und rannte aus dem Haus in Richtung U-Bahnstation. Es war erst kurz nach acht Uhr und trotzdem war es bereits ziemlich heiß, was Bella ins Schwitzen brachte und sie nur noch langsamer machte.
 

Glücklicherweise erreichte sie nach ein paar Minuten die entsprechende Station und lief in den Untergrund hinab, wo es merklich kühler war. Ihre Bahn war bereits angeschlagen. Das Wort „sofort“ stand daneben, was bedeutete, dass sie jede Sekunde losfahren würde. Bella legte noch ein Zahn zu, musste bei ihrem Geschick jedoch aufpassen nicht die Treppen herunter zu stürzen.

Doch natürlich konnte an diesem Tag nichts glatt laufen. Sie stolperte über ihre eigenen Füße und konnte sich gerade noch an dem Geländer festhalten, bevor sie die Treppe hinuntersegelte. Keuchend klammerte sich Bella an das kühle Metall. Doch dann sah sie panisch auf, denn das vertraute Piepen erklang, wenn sich die Türen der Bahn schlossen.

„Verdammt, verdammt, verdammt!“ Schnell hastete sie weiter, wohl wissend, dass sie zu spät kommen würde, da sie gerade erst die vorletzte Treppenstufe erreicht hatte. Doch erstaunlicher Weise schoss eine Hand vor und hielt die Tür davon ab sich zu schließen. Diese stoppte kurz, als sie auf den Widerstand traf und glitt dann wieder auf. Die Hand verweilte sicherheitshalber an der Tür.
 

Erleichtert setzte Bella einen Fuß in die Bahn und stieg ein. Als die Türen sich hinter ihr schlossen, atmete sie erleichtert auf und blickte dann auf, um der Person zu danken, die ihr freundlicherweise geholfen hatte. Ihr Blick traf leuchtend grüne Iriden, die sie kühl musterten. Einen Moment war Bella völlig sprachlos. Sie hatte noch nie so leuchtend grüne Augen gesehen. Sie erinnerten Bella an die Tsavorit-Edelsteine, die sie einmal in einem Museum gesehen hatte.

Erst als die Bahn sich mit einem Ruck in Bewegung setzte, kehrte Bella wieder in die Wirklichkeit zurück. Haltsuchend griff sie nach dem nächstbesten, was sie auf die schnelle erreichen konnte und umschloss die Arme des Mannes mit den funkelnden Augen.

Der Blick des Mannes wanderte zu der Hand, die seinen Arm umschlossen hatte. Sagen tat er jedoch nichts. Als Bella wieder einigermaßen sicher stand, begriff sie in welcher Lage sie sich befand und ließ schnell den Arm des Fremden los und senkte schnell ihren Blick.

„E-Entschuldigung. Und ähm – danke fürs Tür aufhalten.“ Der Fremde nickte nur und Bella beeilte sich von diesem Mann zu entfernen und lief in die Mitte des Abteils. Unter keinen Umständen wollte sie weiter von diesen eindringlichen Augen gemustert werden. Sie hatte sich bereits genug blamiert.

Seufzend ließ sie sich auf einen Sitz gleiten. Der Tag begann für sie wirklich perfekt!
 

~*~
 

Gelangweilt schritt Edward die Stufen zu seiner WG empor, in der er mit seinen Geschwistern Emmett und Alice lebte. Eigentlich waren es nicht seine richtiges Geschwister, da sie allesamt adoptiert wurden, doch das machte für sie keinen Unterschied.

Er öffnete die Tür zu seinem Heim und wurde sofort von seiner stürmischen Schwester begrüßt. „Edward!“, rief sie jubelnd und umarmte mich schnell. Dieses Verhalten war so typisch Alice, dass sich seine Mundwinkel zu einem leichten Lächeln verzogen. Doch das Lächeln erreichte seine Augen nicht, was auch Alice bemerkte.

„Was ist los, Bruderherz? Welche Laus ist dir wieder über die Leber gelaufen?“ Sie musterte ihn mit ihren durchdringenden Augen. Doch bevor er auch nur ein Wort herausbringen konnte, sprach sie schon weiter: „Oder warte. Lass mich raten! Hmmm… könnte es ein, dass es sich bei deinem Problem um eine ganz bestimmte Laus namens Isabella Swan handelt?“

„Alice!“, fuhr er seine Schwester an. „Sprich nicht so über sie.“

„Du weißt, wie ich das gemeint habe! Also, habe ich Recht?“

„Hast du nicht immer Recht?“, grummelte Edward sie an und begab sich ins Wohnzimmer, wo sich auch sein Bruder Emmet befand.
 

„Hey, Sonnenschein!“, begrüßte Emmett seinen Bruder, doch Edward ließ sich nur wortlos aufs Sofa fallen. Alice betrat ebenfalls den Raum und die beiden Geschwister warfen sich einen vielsagenden Blick zu und ließen sich neben ihrem Bruder aufs Sofa fallen. Nach einer Weile des Schweigens brach Emmett die Stille: „Warum sprichst du sie nicht endlich einmal an, Edward?“

„Sie hat heute mit mir gesprochen.“

„Jetzt wirklich? Du hast endlich mal die Initiative ergriffen und sie angequatscht?“

„Nein.“ Edward wrang die Hände ineinander.

„Du hast sie nicht angesprochen, aber sie hat mit dir geredet? Also hat sie die Initiative ergriffen?“, fragte Emmett aufgeregt.

„Nein.“

„Häh? Jetzt kapier‘ ich gar nichts mehr!“ Edward seufzte und begann das leicht zögernd zu schildern, was in der Straßenbahn geschehen war. Am Ende seiner Geschichte boxte Alice ihm in die Seite. „Du Idiot, das war deine Chance!“

„Es ist sinnlos, Alice. Hätte sie Interesse an mir gehabt, hätte sie sich nicht sofort von mir abgewandt!“
 

„Bist du auch mal auf die Idee gekommen, dass ihr die ganze Sache einfach nur peinlich war? Mensch Edward, du verfolgst sie jetzt schon wie lange?“

„Ich verfolge sie nicht!“, entrüstete Edward sich. „Ich beobachte sie nur, wenn sie in der Nähe ist. Was ist so schlimm daran?“

„An sich nichts! Nur das du das jetzt schon über ein Jahr tust und dich dabei in sie verliebt hast, aber keinerlei Anstalten unternimmst sie endlich einmal richtig kennenzulernen!“

„Ich kenne sie! Nicht weil ich sie beobachte, sondern weil… das kann ich nicht erklären!“ Frustriert sprang er auf. Seine Schwester stand ebenfalls auf und legte ihm eine Hand auf den Arm. „Du brauchst es nicht zu erklären, ich verstehe schon. Ich habe Jasper auch sofort gekannt und gewusst, dass er zu mir gehört. Aber trotzdem das ich ihn kenne, lerne ich jeden Tag den ich mit ihm verbringe mehr über ihn. Du hast Bella als die Deine erkannt Edward. Aber wie soll sie das jemals sein, wenn du dich nicht als der Ihre zu erkennen gibst?“

„Ich kann das nicht, Alice.“ Edward fuhr sich mit seiner Hand durch die Haare. Eine Geste, die auf Nervosität und Frustration seinerseits hindeutete.

„Natürlich kannst du!“

„Nein, du weißt genau warum.“

„Oh bitte, Edward! Wie willst du denn mit dieser Einstellung jemals glücklich werden?“
 

„Ich bin glücklich damit sie zu beobachten!“
 

Bei dieser Bemerkung sprang nun auch Emmett vom Sofa auf. „Das ist doch Blödsinn! Bist du jetzt gerade glücklich? Das sieht mir nämlich nicht so aus! Jetzt kämpf doch endlich mal für dein Glück!“

„Und was ist mit ihrem Glück?“, fuhr Edward seinen Bruder an. „Ich kann doch sowieso nicht mit ihr zusammen sein, selbst wenn sie sich in mich verlieben würde. Also versuche ich es erst lieber gar nicht.“

„Du redest dir ein, dass du sie verletzen würdest, aber vielleicht würde das bei ihr ja gar nicht passieren!“, sagte Alice aufgebracht. Sie liebte ihren Bruder, aber manchmal brachte er sie wirklich zur Weißglut. Sie atmete einmal tief durch, bevor die weiterredete. „Ich stelle dir jetzt ein paar Fragen und du wirst mit ja oder nein antworten. Kapiert?“

Edward nickte grimmig. „Hast du das verstanden?“, fragte sie noch einmal streng nach.

„Herrgott nochmal, ja!“

Nun grinste Alice. „Gut. Also: Hast du dich in sie verliebt?“

„Ja, aber…“

„Kein aber, nur ja oder nein habe ich gesagt! Liebst du sie wirklich, mit allem was du bist?“

„Ja.“

„Hast du das Gefühl, dass ihr füreinander bestimmt seid und dass du niemals mit einer anderen Frau glücklich werden würdest?“

„Ja.“
 

„Dann bist du ein Idiot!“, schrie Alice plötzlich. „Wenn du davon wirklich überzeugt bist, was du gerade gesagt hast, heißt das dann nicht auch, dass Bella nur mit dir glücklich sein könnte? Willst du ihr das wirklich vorenthalten?“

„Man kann nicht nur mit einem Menschen glücklich werden. Nur weil ich so fühle, heißt es nicht, dass sie auch so fühlt.“

„Es wäre aber die logische Konsequenz!“

Nun mischte sich auch Emmett wieder ein: „Wie willst du jemals herausfinden wie sie fühlt, wenn du es nicht einmal versuchst?“

„Aber was, wenn ich sie verletze? Ich kann das nicht! Ich habe es schon einmal versucht und meine damalige Freundin schwer verletzt. Ich werde das nicht noch einmal tun. Und vor allem nicht mit Bella. Das ist mein letztes Wort bei der Geschichte!“ Damit rauschte Edward aus dem Zimmer und ließ seine etwas ratlosen Geschwister zurück.

„Und nun?“, fragte Emmett nach eine Weile des Schweigens nach.

„Wir müssen etwas tun!“, rief Alice aus.

„Aber was?“

„Ich habe einen Plan!“

Nun grinste Emmett schelmisch und legte einen Arm um seine Schwester. „Du hast immer einen Plan, Lieblingsschwester.“
 

~*~*~*~*~
 

So, das war ersteinmal der Prolog. Ich hoffe, ich konnte damit euer Interesse wecken. Die folgenden Kapitel werden deutlich länger werden als der Prolog, dies hier ist nur ein kleiner Vorgeschmack.
 

Vielleicht habt ihr ja schon ein paar Vermutungen, warum Edward Bella nicht anspricht? Was meint er damit, dass er sie verletzen würde? Und was plant Alice?

Falls ihr eine Idee habt, fände ich es toll es zu erfahren. Wer die Wahrheit wissen will, liest hoffentlich auch bei den nächsten Kapiteln wieder rein.
 

Eure Arashi
 

P.S.: Hier unten werde ich ab und zu die Outfits posten, da es mir Spaß macht, sowas zusammenstellen. Hier also Bellas ersten Outfit: http://www.polyvore.com/when_we_first_met_bella/set?id=22955403&.locale=de

Die Aliceinvasion

Nach einer besonders langwierigen und langweiligen Vorlesung beschloss Bella sich einen Kaffee bei Starbucks im „Mill Avenue District“*1 zu gönnen. Da sie noch zwei Stunden bis zur nächsten Vorlesung hatte, konnte sie es sich es durchaus erlauben für einen Kaffee in die nicht weit entfernte Innenstadt zu fahren. Außerdem würde das Koffein sie vielleicht davor bewahren in der nächsten Vorlesung einzuschlafen. Eigentlich fand sie die Vorlesungen ja ganz interessant, aber heute hatte sie einfach einen schlechten Tag erwischt. Es hatte schon damit begonnen, dass sie die vorige Nacht nicht einschlafen konnte. Immer wenn sie die Augen schloss, sah sie diese wahnsinnig grünen Augen vor sich, die sie eindringlich musterten. Es war wie verhext.
 

Unbewusst hatte sie sich heute Morgen in der Stadtbahn nach diesen grünen Augen umgesehen, doch leider hatte sie sie nicht gefunden. Wahrscheinlich war es aber besser so, denn hätte sie den Typ mit den irrsinnig tollen Augen gesehen, hätte sie ihn wohl angestarrt und es wäre mehr als peinlich gewesen, wenn er sie beim Starren erwischt hätte. Sie hatte sich gestern schließlich schon genug blamiert. Als Dank dafür, dass er ihr die Tür aufgehalten hatte, war sie ihm doch tatsächlich in die Arme gefallen. Alleine bei der Erinnerung daran wurde sie rot. Andere – selbstbewusstere - Frauen hätten diese Situation wahrscheinlich genutzt um hemmungslos zu flirten. Doch sie war nun einmal nicht selbstbewusst und anstatt mit anderen Menschen zu reden konzentrierte sie sich eher auf das Beobachten. Doch alleine dadurch konnte man leider keine Freundschaften schließen. Was auch der Grund war, warum sich Bella wieder einmal allein mit ihrem Kaffee an einen Tisch setzte.
 

Beim Hinsetzen achtete sie peinlich genau darauf, dass sie ihre Beine geschlossen hielt, damit niemand Einblicke unter ihren Rock bekam. Normalerweise trug sie eher Hosen als Röcke, aber ihre Mutter hatte ihr diesmal das schwarze kleine etwas aufgedrängt - zusammen mit den schwarzen Schleifenohrringen, in deren Mitte sich jeweils eine weiße Perle befand. Ihre Mutter war der Ansicht, dass sie sich endlich einmal mehr wie eine Frau kleiden sollte – dann würde sie auch von Männern angesprochen werden. Dabei wurde Bella durchaus von Männern angesprochen, nur war sie einfach zu schüchtern um auf deren Flirten einzugehen. Es war ihr sogar schlichtweg unangenehm, wenn die Männer mit ihren plumpen Anmachsprüchen auf sie zukamen. Da blieb sie doch lieber allein. Obwohl sie gegen die ein oder andere Freundin nichts einzuwenden gehabt hätte.
 

„Hallo! Darf ich mich zu dir setzen?“ Überrascht blickte Bella auf, als sie die fröhliche, feminine Stimme hörte. Vor ihrem Tisch stand eine zierliche junge Frau, die einer Elfe glich. Sie trug ein grünes, kurzes Kleid, welches ihre Figur umspielte. Die schwarzen Stiefel mit spitzen Absätzen und zahlreichen Schnallen wirkten teuer. Auch der Schmuck den die Schwarzhaarige trug wirkte exquisit – insbesondere die silberne Eule mit den schwarzen Augen, die um ihren Hals hing.

„Also – darf ich mich setzen?“, unterbrach die Frau ihr stummes Starren. Schnell nickte Bella und versuchte ihren Blick von dem Eulenanhänger abzuwenden.

„Toll!“, rief die Schwarzhaarige aus. „Ich bin Alice und wer bist du?“

Alice. Der Name passte zu ihr, fand Bella. Wie Alice aus dem Wunderland. „Bella.“

„Freut mich dich kennen zu lernen, Bella! Du sahst ein wenig einsam aus, daher dachte ich, ich setz mich einfach mal zu dir hin und wir können ein bisschen quatschen. Ich hoffe, das ist okay?“

„Öhm, sicher“, erwiderte Bella leicht irritiert.
 

„Super! Wir werden bestimmt tolle Freundinnen! Also Bella, erzähl doch mal. Wer bist du, was machst du, wo kommst du her?“

Bella wusste nicht genau, was Alice mit ihrer ersten Frage meinte, doch sie beschloss einfach irgendwas über sich zu erzählen. „Ich bin Studentin und allein erziehende Tochter. Wenn das Studium mir die Zeit lässt lese ich gerne oder höre Musik. Ursprünglich komme ich aus Forks, Washington. Dort lebt mein Vater, doch meine Eltern haben sich getrennt und meine Mutter ist mit mir nach Phoenix gezogen.“

„Was studierst du denn?“, fragte Alice interessiert nach.

„Anthropologie.“

„Jetzt echt? Ist das nicht ein bisschen trocken?“

„Manchmal schon. Aber es ist auch ziemlich interessant. Studierst du auch?“, versuchte Bella von sich abzulenken.

„Ja, Design. Das macht echt riesigen Spaß. Aber zurück zu dir: Wieso allein erziehende Tochter?“

„Wie gesagt meine Eltern haben sich scheiden lassen und meine Mom ist ziemlich naiv und unselbstständig. Daher übernehme ich quasi die Mutterrolle und passe auf sie auf.“
 

„Das stelle ich mir schwierig vor. Durftest du nie richtig Kind sein?“

„Doch, doch! Nur eben… anders. Sie war eher meine Freundin, als meiner Mutter.“

„Und dein Vater?“

„Charlie ist in Ordnung. Nur sehe ich ihn nicht sonderlich viel, jetzt wo so viel Distanz zwischen und liegt.“

„Und du wolltest nie bei deinem Dad bleiben?“

„Darüber nachgedacht habe ich natürlich schon. Aber ich wollte meine Mutter nicht alleine lassen. Und Charlie kommt schon alleine klar. Er ist Polizeichef und ziemlich viel unterwegs.“ Sie hielt kurz inne und fuhr dann fort: „Außerdem regnet es in Forks ziemlich viel und ich mag die Sonne lieber.“ Bella konnte es kaum fassen, dass sie so viel von sich erzählte. Normalerweise sagte sie eher wenig und wenn sie dann doch etwas erzählte, dann nie private Dinge, weil sie die anderen mit ihrer Lebensgeschichte nicht langweilen wollte. Doch Alice schien ernsthaft interessiert an ihrer Person und löcherte sie weiterhin mit Fragen – über ihre Familie, ihre Hobbys, ihre Ideale, ihre Ziele, ihre Träume. Gerne wollte Bella auch etwas über Alice erfahren, doch sie kam nie dazu eine Frage zu stellen, da Alice sie mit Fragen nahezu bombardierte und ihr keine Zeit ließ selber nachzufragen.
 

Zunächst berichtete Bella zögerlich über ihr Leben, doch nach und nach gewann sie ein wenig Selbstvertrauen und beantwortete offen und ehrlich Alices Fragen. Über ihre Erzählungen vergaß sie ganz ihren Kaffee… und die Zeit. Als sie wieder auf ihre Uhr blickte war es höchste Eisenbahn wieder zum Campus zurückzukehren.

„Mist, ich muss los. Meine Vorlesung fängt gleich an. Tut mir Leid, Alice!“ Doch diese winkte nur ab. „Das macht doch nichts! Ich begleite dich, ich muss auch zurück. Und auf dem Weg können wir ja Handynummern tauschen, damit wir uns mal wieder treffen können.“

„Das wäre wirklich schön.“ Bella lächelte. Auch wenn Alice ein Wirbelwind war und das komplette Gegenteil von ihrer Person zu sein schien, so hatte Bella sie doch in dieser kurzen Zeit lieb gewonnen. Alice hatte so eine fröhliche, freundliche Art. Bella konnte sich nicht vorstellen, dass jemand sie nicht mögen könnte. Und das Gespräch mit ihr hatte ihre Lebensgeister mehr geweckt, als es ein Becher Kaffee je gekonnt hätte.
 

~*~
 

Er hasste Emmett – wie die Pest. Nun, eigentlich mochte er seinen Bruder, aber nicht, wenn er ihn davon abhielt sie zu sehen. Und mal ehrlich, seit wann bestand sein Bruder darauf, dass er ihm beim Spielen zusah? Gut, die Sun Devils waren ziemlich erfolgreich und berühmt und das sein Bruder in diesem Team mitspielte, sollte ihn eigentlich unglaublich stolz machen – was er auch war – aber es gab wichtigere Dinge im Leben zu sehen. So etwas wie sie.

Vielleicht war es krank, was er tat.

Vielleicht war es nicht richtig es zu tun.

Vielleicht würde sie es irgendwann herausfinden.

Vielleicht hätte sie dann sogar Angst vor ihm.
 

Doch diese ganzen vielleicht‘s kamen nicht dagegen an, dass er ganz bestimmt nicht aufhören würde sie zu beobachten. Weil er es einfach nicht konnte. Seit er sie das erste Mal gesehen hatte, konnte er seinen Blick einfach nicht mehr von ihr abwenden. Ihr Anblick hatte ihn angezogen wie das Licht die Motten. Zunächst war ihm nicht bewusst gewesen, warum es ausgerechnet sie war. Sie hatte schließlich nichts allzu Besonderes an sich: Braune Haare und braune Augen hatten viele. Doch dann hatte er tiefer geblickt und gesehen, dass sie so anders als alle anderen war: einzigartig. Dazu kam noch dieser Beschützerinstinkt, den sie bei ihm hervorrief. Sie war so zierlich. Und tollpatschig. Er lächelte leicht bei dem Gedanken. Ständig passierten ihr irgendwelche kleinen Dinge: sie lief irgendwo gegen, rempelte fremde Leute an, verschüttete irgendetwas, ließ aus Versehen irgendetwas fallen und stolperte buchstäblich durchs Leben. Und jedes Mal wenn er sah, wie sie strauchelte, wäre er am liebsten an ihre Seite gerannt und hätte sie aufgefangen. Doch er konnte nicht. Außer dieses eine Mal. Gestern war sie spät dran gewesen – wie so oft. Doch dieses Mal hätte sie ihre Bahn verpasst. Und das konnte er nicht zulassen. Sie nahm immer diese Bahn. Außerdem wäre sie zu spät zum Campus gekommen. Also hatte er ihr die Tür aufgehalten. Als sie dann die Straßenbahn betreten hatte, wollte er eigentlich verschwinden. Doch er konnte nicht. Wie gebannt hatte er dagestanden. Noch nie war er ihr so nah gewesen. Noch nie hatte ihn ihr Duft so direkt getroffen. Noch nie hatte sie mit diesen schokoladenbraunen Augen direkt in seine gesehen.
 

Als sie dann gefallen war konnte er den Reflex nicht unterdrücken die Arme nach ihr auszustrecken. Doch bevor er sie hätte auffangen können, hatte sie selber nach seinem ausgestreckten Arm gegriffen, um Halt zu suchen. Doch als sie ihren sicheren Stand wieder gehabt hatte, hatte sie sich sofort von ihm gelöst. Natürlich hatte sie das, wer würde nicht vor ihm fliehen wollen?

Auch wenn Alice Recht hätte und sie nur aus Schüchternheit geflohen war, so machte es doch keinen Unterschied. Denn er würde ihr nie näher kommen, als in diesem Augenblick. Das Risiko war zu groß, denn er könnte sie in ernsthafte Gefahr bringen. Er selbst war die Gefahr. Er war krank. Und vielleicht war diese… Besessenheit von Bella Teil seiner Krankheit. Egal wie oft er versuchte sich einzureden, dass er kein Stalker war, so zeigte er doch die ersten Anzeichen. Er verfolgte sie. Er kannte ihren Stundenplan auswendig. Er wusste, dass sie Isabella Marie Swan hieß, am liebsten aber mit Bella angesprochen wurde. Und das obwohl er sich noch nie wirklich mit ihr unterhalten hatte. Und er wusste noch viel mehr als ihren Namen. Er kannte ihr Alter – sogar ihr genaues Geburtsdatum, ihren Wohnort, ihre Vorlieben, die wenigen Freunde die sie hatte und noch vieles mehr. Das war krank. Aber gegen diese spezielle Krankheit kam er nicht an.
 

Und so saß er auch jetzt wieder in der Bahn, die sie nach Hause nehmen würde. Eigentlich hätte er schon vor zwei Stunden frei gehabt, doch er wartete auf sie. Denn das war einer der Höhepunkte seines Tages. Heute wohl sein einziger, denn den von heute Morgen hatte er dank Emmett schon verpasst. Er hatte sich selber gezwungen sie von nun an nur noch in der Bahn zu beobachten. Er konnte ihr nicht weiterhin auf Schritt und Tritt folgen. Das war einfach nicht richtig. Zudem hatte auch er ein Studium zu absolvieren – auch wenn er die Prüfungen selbst ohne Besuch der Vorlesungen perfekt meistern würde. Er wurde nicht umsonst als Genie bezeichnet. Aber was nützte ihm das, wo er ein absolutes Frack war. Aber daran wollte er nun nicht denken. Vor allem nicht, da er gerade sie erblickt hatte.
 

Sie war wie immer wunderschön. Aber irgendetwas war heute anders an ihr. Zuerst einmal hatte sie einen Rock an. Sie hatte fast nie einen Rock an – und schon gar nicht so einen kurzen. Zumindest war er für ihre Verhältnisse kurz. Er reichte nicht ganz bis zu ihrem Knie und zeigte ihre schönen, langen Beine. Und kaum hatte sie mal einen solchen Rock an war er nicht mehr der einzige Mann, der sie beobachtete. Auch wenn sie es nicht zu merken schien, Edward sah sehr wohl die Blicke der anderen Männer. Aber er wollte sich nicht darauf konzentrieren, sondern nur auf sie. Denn entscheidender als die Änderung ihrer Kleidung, war die Veränderung ihres Ausdrucks. Sie wirkte – glücklicher. Ihre Mundwinkel waren ein Stück weiter nach oben geschoben als sonst. Und in ihren Augen stand ein stärkerer Glanz. Er fragte sich, was diese wunderschöne Änderung bewirkt hatte. Und wieder verfluchte er Emmett. Wäre er nicht gewesen hätte er zumindest gewusst, ob sie diesen Ausdruck heute Morgen auch schon getragen hatte.
 

Es war schön sie glücklicher zu sehen. Schon oft war ihm der vorige traurige Ausdruck in ihren Zügen aufgefallen, den er am liebsten weggewischt hatte. Aber er durfte sich nicht in ihr Leben einmischen. Daher war er auch glücklich, dass sie von selber einen Weg gefunden zu haben schien zufriedener zu sein. Wenn sie glücklich war, war er das auch.

Nun ja, vielleicht nicht ganz. Denn er machte sich schon Gedanken, ob nicht vielleicht ein anderer Mann hinter der neuen Kleidung und dem leichten Lächeln stecken könnte. Aber das ging ihn nun wirklich nichts an. Er hatte keinerlei Besitzansprüche auf sie. Und es würde ihm niemals einfallen sie in irgendeiner Weise zu behindern – selbst wenn sie einen anderen finden und mit ihm glücklich werden würde. Er wäre glücklich, solange er sie nur betrachten konnte. Das redete er sich zumindest ein.
 

~*~
 

„Oh, Jasper! Sie ist so süß!“

„Nun beruhige dich doch endlich, Alice! Ich habe ja schon beinahe Angst, dass du dich genauso in sie verliebt hast, wie Edward.“

Alice lächelte ihren Freund an und gab ihm einen Kuss auf die Nase. „Ich liebe nur dich. Aber Bella kann man wirklich auch nur lieb haben.“

„Also hat sich Edward in keine Trulla verliebt?“

„Trulla? Du bist auch eine Trulla!“ Alice lachte und stieß ihm einen Ellenbogen in die Seite.

„Aua! Das tat weh!“

„Jaja, stell dich nicht so an. Sei ein Mann!“ Sie lachte wieder, wurde dann aber wieder ernst. „Sie hat schon so viel erlebt, obwohl sie noch so jung ist. Ähnlich wie Edward. Die beiden würden perfekt zusammenpassen. Wenn Edward doch nur nicht so stur wäre! Aber ich krieg das schon hin.“

„Alice, was hast du vor? Du willst die beiden doch nicht verkuppeln, oder?“

„Aber alleine schaffen die das doch nie!“
 

„Das gibt dir noch lange nicht das Recht dich einzumischen“, meinte Jasper streng, entschärfte diese Strenge aber dadurch, dass er seiner Freundin sanft über die Haare fuhr.

„Aber sie sind so unglücklich alleine!“

„Nun hat sie ja erst einmal dich. Ich bin mir sicher, du wirst ihr Leben ordentlich aufmischen.“

„Sicher! Selbst wenn Edward nicht da wäre, wäre ich gerne ihre Freundin. Ich habe sofort gespürt, dass wir uns gut verstehen würden. Aber letztendlich verfolge ich doch das Ziel die beiden zusammen zu bringen.“

„Mach nur bitte einen Schritt nach dem anderen, Alice. Lass den beiden etwas Zeit.“

„Aber es ist doch schon so viel Zeit vergangen“, quengelte Alice. „Ich kann mir das Elend einfach nicht mehr angucken. Am liebsten würde ich sofort zu Edward rennen und ihm sagen, dass ich mit Bella gesprochen habe.“

„Dann würde er dich einen Kopf kürzer machen, Alice. Und er würde wollen, dass du es sofort unterlässt.“
 

Alice seufzte. „Ich weiß. Deswegen werde ich ihm auch nichts davon erzählen. Ich habe da einen ganz anderen Plan! Irgendwann lade ich sie einfach beide ein und dann sind sie gezwungen sich miteinander auseinanderzusetzen.“

„Das kann auch in die Hose gehen“, warnte ihr Freund.

„Hast du eine bessere Idee?“

„Ich habe mehrere Ideen, aber ob sie besser sind weiß ich nicht.“

„Vertrau mir, Jasper! Ich hatte auch mehrere Ideen. Aber ich habe alle Szenarien durchgespielt und ich habe es einfach im Gefühl, dass es auf diesem Wege am besten laufen wird.“

„Einer Intuition einer Frau sollte man wohl nicht widersprechen.“

„Du hast es erfasst! Ich wusste, dass ich mir einen klugen Freund geangelt habe.“ Sie drückte ihm einen Kuss auf die Wange und er lächelte. Dann zog er sie in die Arme.

„Können wir uns nun nur auf uns beide konzentrieren? Das kommt irgendwie immer zu kurz.“

„Du hast Recht. Ab jetzt denke ich nur noch an sie, Mr. Withlock!“, hauchte Alice ihrem Freund verheißungsvoll ins Ohr und dirigierte ihn in Richtung Couch.
 

~*~*~*~*~
 

Joa, an der Stelle lassen wir die beiden Mal besser alleine. Ich hoffe, das kleine Alice x Jasper Extra am Ende hat euch gefallen.

Ich weiß, dass das Kapitel keine Meisterleistung ist und ihr euch wahrscheinlich mehr Bella x Edward wünscht. Aber erstmal müssen die beiden ja zueinander finden. Und auf diesem Weg habt ihr schon ein paar Kleinigkeiten erfahren. Edward ist also krank. Was der Arme wohl hat? Oder bildet er sich nur ein krank zu sein? Vermutungen werden gerne entgegen genommen. An dieser Stelle auch vielen Dank für die 5 Reviews!
 

LG Arashi
 

*1 http://www.millavenue.com/

Bellas Outfit: http://www.polyvore.com/bella_chapter/set?id=35654955&.locale=de

Alice’s Outfit: http://www.polyvore.com/alice_chapter/set?id=35653981&.locale=de

Aufgeflogen

Sie durfte nicht hier sein. Es war einfach unmöglich. Um diese Uhrzeit fuhr sie nie mit der Bahn, da sie normalerweise schon längst Zuhause wäre. Daher hatte er eigentlich schon damit gerechnet sie an diesem Abend nicht mehr zu sehen.

Ärgerlicherweise konnte er heute die Abendvorlesung nicht ausfallen lassen, da er selber ein Referat halten musste. Und für seinen Professor wäre es sicherlich keine nachvollziehbare Entschuldigung gewesen, dass er nicht referieren konnte, nur weil er sonst seinem krankhaften Zwang Bella zu sehen nicht nachgehen konnte. Also hatte Edward resigniert. Doch nun war sie hier. Sie stand an der Haltestelle und sah sich immerzu um. Sie schien auf jemanden zu warten. Würde er nun erfahren was – oder vielmehr wer – Auslöser für ihre Fröhlichkeit in letzter Zeit war? In den letzten zwei Wochen hatte sie mehr gelächelt als die gesamte Zeit davor, die er sie schon beobachtet hatte. Und er hatte sie schließlich schon seit über einem Jahr im Auge. Einerseits wollte er unbedingt wissen, wer für dieses Lächeln verantwortlich war, doch andererseits hatte er auch ein wenig Angst. Aber nun gab es kein Zurück mehr. Sie war hier. Und es war unmöglich für ihn sie nicht zu beachten.
 

Wie immer war sie eher lässig gekleidet. Jeans, T-Shirt, Turnschuhe. Doch gerade das sie sich nicht so auftakelte wie andere war für ihn ein Pluspunkt. Zudem könnte sie wahrscheinlich gar nicht auf High Heels laufen bei ihrer Ungeschicklichkeit. Und was war weniger sexy als eine Frau, die nicht auf ihren eigenen Schuhen laufen konnte? Wer seiner Meinung nach eine Frau attraktiv fand, die immer wieder in ihren hohen Pumps zur Seite knickte, war für ihn verrückt. Klar machten hohe Absätze lange Beine, aber zu welchem Preis? Seine Schwester lief auch immer auf solchen Dingern rum. Aber sie konnte immerhin darauf laufen. Er hatte keine Ahnung wie sie das schaffte, aber wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, bekam sie es auch meistens hin. Schon als sie ein kleines Mädchen war, hatte sie sich Esmes Pumps geschnappt und war damit durch die Gegend gelaufen – auch wenn die Schuhe viel zu groß für sie waren. Er musste lächeln bei der Erinnerung. Ja, seine Schwester war schon eine Marke für sich. Und als er so an sie dachte, hörte er ihre Stimme. Doch das war sicherlich nur Einbildung. Warum sollte sie hier sein?
 

„Bella!“

Das war ganz klar ihre Stimme. Aber warum? Und warum rief sie Bellas Namen? Sie kannte Bella schließlich nur von seinen Erzählungen. Schnell sah er sich um. Und tatsächlich: Seine Schwester war hier. Und sie lief auf Bella zu. Diese drehte sich um, als sie ihren Namen hörte und lächelte breit. Einen Moment warf ihn dieses bezaubernde Lächeln aus der Bahn. Doch dann wurde ihm der Blick versperrt und zwar von niemand anderem, als von seiner kleinen Schwester, die erst auf Bella zurannte und nun umarmte. Das durfte doch nicht wahr sein. Die beiden begrüßten sich wie die besten Freundinnen!

Wut stieg in ihm auf. Was hatte Alice ihm verschwiegen?
 

~*~
 

„Es ist so schön, dich wieder zu sehen!“, sagte Alice fröhlich.

„Ich freu mich auch!“, antwortete Bella und löste sich sanft aus der Umarmung.

„Hast du schon lange gewartet?“

„Nein, keine Sorge. Ist bei dir heute lila angesagt?“, fragte sie grinsend nach, mit einem Blick auf das Outfit von Alice. Diese grinste ebenfalls. „Sieht so aus.“

„Deine Tasche ist schön.“

„Finde ich auch. Obwohl sie nicht lila ist. Aber eine Ausnahme konnte ich ja machen.“ Alice lächelte, musterte Bella dann von oben bis unten und seufzte. „Bei dir scheint ein schwarzer Tag angebrochen zu sein. Du brauchst dringend eine Stylingberatung!“

„Ach, Alice! Du weißt doch, bei mir ist Hopfen und Malz verloren. Außerdem weiß ich gar nicht, was du hast. Heute ist es gar nicht so schlimm. Schließlich gehe ich auch Ton in Ton.“

„Ja, aber schwarz! Ich bitte dich! Das macht dich nur noch blasser. Du solltest intensivere Farben tragen. Rot oder blau vielleicht.“

„Ich weiß nicht, Alice.“

„Aber ich weiß!“ Alice schnappte sich schnell Bellas Hand und strahlte sie an. „Wir beide gehen jetzt shoppen!“
 

„Oh nein, bitte nicht!“

„Jede Frau geht gerne Klamotten kaufen.“

„Aber ich nicht. Bitte Alice, ich habe wirklich genug im Schrank. Außerdem habe ich auch nicht so viel Geld dabei.“

„Das macht nichts. Ich gebe dir was aus. Und jetzt komm!“ Alice zog Bella hinter sich her und aller Widerstand war zwecklos. Da Phoenix eine Großstadt war, hatten hier die Geschäfte auch etwas länger geöffnet. Und Alice zog ihre neue Freundin in fast jedes Klamottengeschäft, an dem sie vorbei kamen.

Nach einer Weile gab Bella es auf sich zu wehren und ließ sich brav hinterherziehen. Auch probierte sie alles an, was ihre Freundin ihr gab. Fast alles.
 

„Oh nein, Alice! Das ziehe ich nicht an, das ist ja fast durchsichtig!“

„Ach was, höchstens etwas transparent!“, griente Alice. „Später kannst du dann ja ein schwarzes Top drunter anziehen.“

„Nein, Alice! Nichts Transparentes!“ In diesem Punkt setzte sich Bella durch. Doch ansonsten war sie rettungslos verloren gegen die shoppingwütende Alice. So kam es auch, dass Bella ein rotes Top mit glitzernden Streifen kaufte, welches für sie eigentlich viel zu auffällig war. Doch Alice meinte es würde ihr hervorragend stehen. Und somit würde dieses Top in Bellas Kleiderschrank wandern müssen. Ebenso wie ein elegantes Top mit silberner Schnalle, ein Miedertop mit roten Blumen und ein blaues Top mit drapiertem, gefaltetem Ausschnitt. Erstaunlicherweise suchte sich Bella sogar ein blaues Tank Top selber aus, bei der ihr das Muster sehr gefiel. Es war das Einzige von Bellas Wahl, welches Alice akzeptierte.
 

Auch Alice kaufte natürlich ein, wobei es weniger war als sonst, da sie sich auf Bella konzentrierte. Am Ende hatte Bella fünf und Alice vier Oberteile für sich erstanden.

„Das nächste Mal gehen wir Röcke und Kleider kaufen!“, kündigte Alice fröhlich an.

„Ich trage keine Kleider, Alice. Zumindest nicht gerne. Und Röcke auch nicht.“

„Aber bei unserer ersten Begegnung hattest du einen an.“

„Das war eine Ausnahme. Außerdem hatte mich meine Mutter gezwungen.“

„Dann zwinge ich dich einfach das nächste Mal!“, sagte Alice fröhlich und Bella seufzte nur. „Gegen dich kommt man einfach nicht an.“

„Ich weiß, das sagen meine Brüder auch immer.“

„Du hast Brüder? Davon hast du mir noch gar nichts erzählt!“

Alice biss sich auf die Lippen. Jetzt hatte sie sich verplappert. Doch es war zu spät, um einen Rückzieher zu machen.

„Ja, Emmett und Edward.“

„Das sind aber altmodische Namen.“

„Gefallen sie dir nicht?“, fragte Alice provokativ.

„Doch, doch! Sie sind schön. Und einzigartig. Wie alt sind die beiden denn?“, lenkte Bella schnell ab.
 

„Edward ist zwei Jahre älter als wir. Also 24. Und Emmett ist wiederum ein Jahr älter, also 25 Jahre.“

„Verstehst du dich gut mit den beiden?“

„Ja. Zwar gibt es ab und zu eine kleine Meinungsverschiedenheit, aber das ist ja überall so.“

„Ich hätte auch gerne Geschwister, aber ich alleine war meinen Eltern schon zu viel.“

„Das ist schade. Esme und Carlisle könnten gar nicht genug Kinder haben. Auch wenn sie selber eigentlich keine haben können.“

Bella schaute etwas geschockt. „Ihr seid alle adoptiert?“

„Ja, seit Esme eine Fehlgeburt hatte, konnte sie keine Kinder mehr bekommen. Daher haben sie uns adoptiert.“ Alice kicherte. „Sie haben sich gleich drei Problemfälle ausgesucht.“

„Wieso wart ihr Problemfälle?“

„Na ja, ich war als Kind hyperaktiv, Emmett hat sich immer mit allen geprügelt und Edward hat kein Wort gesagt.“

„Es muss schwer für euch gewesen sein, im Heim.“

„Ziemlich. Wir wurden alle von den anderen ausgeschlossen und gehänselt. Und vor Esme und Carlisle wollte uns deswegen auch niemand adoptieren. Es war eine schwere Zeit. Dafür war die Zeit danach umso besser.“
 

„Eure Eltern müssen großartig sein.“

„Das sind sie auch. Sie sind beide sehr liebevoll und geduldig. Aber auch nicht zu geduldig, wenn du verstehst, was ich meine. Wenn wir Mist gebaut haben – und das kam gar nicht so selten vor – haben wir uns auch immer Ärger eingehandelt. Aber sie haben uns nie geschlagen oder so. Sie hatten bessere Mittel.“

„Und die wären?“

„Ich bekam Hausarrest. Die schlimmste Strafe für mich, ich war gerne draußen. Emmett bekam Fernseh- und Süßigkeitenverbot und Edward Klavierverbot.“

„Klavierverbot?“

„Ja, Edward spielt leidenschaftlich gerne Klavier. So kann er seine Gefühle ausdrücken. Es nicht zu können war hart für ihn.“

„Ich würde auch gerne Klavier spielen können, aber ich hatte nie die Geduld dazu. Ich habe immer nur auf den Tasten rumgehauen und irgendwann hatte meine Mom genug von der Klimperei.“

Alice lächelte. „Vielleicht bringt Edward es dir ja mal bei.“

„Ich glaube, ich bin ein hoffnungsloser Fall. Außerdem kennt Edward mich ja gar nicht.“

Dieses Mal musste Alice sich ein Lachen verkneifen. „Oh, das kann man ändern!“
 

„Du willst mich deinen Brüdern vorstellen?“

„Na klar, warum nicht? Die beiden sind echt in Ordnung.“

„Wohnen die beiden denn auch hier?“

„Wir wohnen in einer WG.“

„Achso, ich dachte du würdest mit deinem Freund zusammenwohnen?“

„Leider nicht. Aber vielleicht ändert sich das ja bald. Wenn Edward auch endlich eine Freundin hat, könnte es klappen.“ Sie lächelte Bella an. „Ich muss ihn dir unbedingt vorstellen!“

„Oh nein, Alice! Ich lasse mich nicht verkuppeln!“

„Das werden wir ja schon sehen“, antwortete Alice schelmisch.
 

~*~
 

Alice kehrte mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht nach Hause zurück. Doch ihre gute Laune verging ihr schlagartig, als sie ihren Bruder mit finsterer Miene im Flur stehen sah.

„Wo warst du?“, fragte Edward nach.

„Muss ich dir jetzt Rechenschaft ablegen, wo ich war?“, fragte sie nach und schmiss ihre Tasche in die Ecke.

„Antworte einfach.“

„Ich war mit einer Freundin shoppen, okay?“ Alice beugte sich nach unten, um die Riemchen an ihren Sandaletten zu öffnen.

„Oh, eine Freundin also? Seit wann ist Isabella Swan denn deine Freundin?“ Alice stoppte mitten in ihrer Bewegung und sah alarmiert zu ihrem Bruder hoch. „Woher weißt du…?“

Edward ließ sie nicht ausreden, sondern unterbrach sie barsch: „Woher ich das weiß? Ich habe euch gesehen!“

Nun wurde auch Alice langsam wütend. „Hast du sie etwa wieder verfolgt? Du hast versprochen sie nur noch in der Bahn zu beobachten, Edward!“

„Ich habe euch bei der Bahn gesehen.“

„Aber sie ist nicht um dieselbe Uhrzeit gefahren wie sonst.“ Alice hatte es extra so eingerichtet, damit ihr Bruder sie nicht sah.

„Ich weiß. Ich hatte noch eine Vorlesung, die ich besucht habe.“

„Aber – aber du gehst nie zu dieser Vorlesung!“
 

„Dieses Mal schon“, sagte Edward höhnisch. „Wie lange geht das schon mit dir und Bella?“

„Das geht dich gar nichts an!“

„Und wie mich das etwas angeht!“, Edward schrie nun. Als er den erschrockenen Gesichtsausdruck von Alice sah, besann er sich jedoch und sprach leiser weiter: „Ich beobachte sie schon so lange und das weißt du ganz genau.“

„Oh, und deswegen gehört sie dir, oder wie?“, fragte Alice schnippisch nach.

„Natürlich nicht! Aber du hast sie doch nur angesprochen, weil ich sie beobachte. Habe ich nicht Recht?“ Alice antwortete nicht sofort.

„Antworte mir!“, forderte Edward.

„Ja, aber…“

„Wie kannst du nur, Alice?“

„Was ist so schlimm daran, dass ich die Person kennenlernen wollte, die dir anscheinend so wichtig ist?“

„Weil du ihr etwas vorspielst! Du gibst vor ihre Freundin zu sein, dabei horchst du sie nur aus!“

„Wie kannst du so etwas von mir denken, Edward? Ich gebe zu, dass ich sie näher kennenlernen wollte. Aber da ist doch nichts dabei. Wäre sie mir nicht sympathisch gewesen wäre es bei einer Unterhaltung geblieben und ich wäre gegangen. Aber ich mag sie und deswegen ist sie meine Freundin!“
 

„Und was hättest du gemacht, wenn du sie nicht mögen würdest? Mir von ihr abgeraten?“

„Natürlich nicht! Du hast das Recht auf eigene Entscheidungen!“

„So, aber anscheinend willst du mich ja zu einer drängen, oder nicht? Du hast doch bestimmt schon einen Plan in deinem kleinen Kopf ausgetüftelt wie du uns zusammenbringen kannst, nicht wahr?“

„Was ist so schlimm daran, dass ich euch beide glücklich machen will?“

„Sie wäre nicht glücklich mit mir!“

„Das weißt du doch überhaupt nicht!“ Alice wurde mittlerweile auch lauter. Doch dann schaute sie Edward eindringlich an. „Edward, sie würde so gut zu dir passen. Sie ist freundlich, bescheiden, fröhlich, höflich und zuvorkommend. Sie liest gerne, genau wie du. Verdammt, sie hört sogar die gleiche Musik wie du!“
 

Für einen Moment machte Edward das Gesagte glücklich. Bella las gerne? Und sie hörte die gleiche Musik wie er? Konnte das wirklich sein? In einer Zeit wie heute, wo sich viele junge Leute vor allen Dingen für Pop, Techno und House interessierten? Konnte sie da wirklich Klassik mögen? Doch nach dem Moment des Glücks wurde er wieder wütend.

„Du hast sie also wirklich ausgefragt und überprüfst nun Gemeinsamkeiten!“

„Nein, ich habe sie gefragt, weil es mich wirklich interessiert hat! Auch wenn du es nicht glauben kannst, es dreht sich nicht alles nur um dich. Vielleicht wollte ich einfach nur meine neue Freundin besser kennenlernen! Sie ist die erste Person außerhalb der Familie, die mich so akzeptiert, wie ich bin. Die sich freut, wenn ich komme. Und die mich nicht gleich als überdrehte Person eingestuft hat! Sie ist meine erste richtige Freundin!“

„Und was für eine Freundin bist du, wenn du sie mit mir verkuppeln willst? Ernsthaft Alice, du weißt von meinen Problemen. Wenn du Bella wirklich mögen würdest, würdest du eher versuchen sie von mir fernzuhalten.“

„Ich glaube daran, dass es mit Bella anders wäre. Ich fühle, dass ihr füreinander bestimmt seid. Ihr würdet euch perfekt ergänzen!“

„Wie kannst du dir da nur so sicher sein?“

„Ich weiß es einfach!“

„Ich bin krank, Alice!“

„Sie könnte dich heilen!“

„Mich kann niemand heilen. Außerdem interessiert sie sich nicht für mich.“
 

„Das weißt du doch gar nicht. Ihr habt euch ja nie richtig kennengelernt.“

„Und das ist auch besser so.“

„Oh, wie kann man nur so stur sein?“ Alice stampfte wütend mit dem Fuß auf.

„So bin ich eben.“

„Und was willst du machen, wenn sie euch kennenlernen will? Ihr seid schließlich meine Brüder und ihr wohnt mit mir zusammen.“

Edwards Augen weiteten sich vor Schreck. „Das geht auf keinen Fall!“

„Und wie willst du das verhindern? Du kannst ja schlecht jedes Mal abhauen, wenn sie vorbeikommt.“

„Dann kommt sie eben gar nicht hierher!“

„Das geht nicht! Als meine Freundin will ich sie auch mal zu mir einladen.“

„Dann… dann…“ Edward fehlten die Worte. Er geriet in Panik. Bella durfte nicht hierherkommen. Er durfte sie nicht näher kennenlernen. Es fiel ihm so schon schwer genug ihr zu widerstehen. Wenn er sie von Angesicht zu Angesicht traf und sich mit ihr unterhielt, könnte er keine Distanz mehr waren. Aber das musste er – zu ihrem eigenen Besten. Es durfte einfach nicht sein. Daher gab es auch nur eine Lösung: „Dann musst du die Freundschaft zu ihr beenden.“
 

„WAS?!“ Alice starrte ihn fassungslos an.

„Es macht alles zu kompliziert, wenn du mit ihr befreundet bist. Du hast Recht, dass sie sicher gerne mal vorbeikommen würde. Aber sie darf mich nicht sehen. Deswegen…“

„Willst du mir gerade wirklich verbieten mit ihr befreundet zu sein?“

„Na ja, ich…“ Edward trat verlegen von einen Fuß auf den anderen. „Es geht eben nicht anders, versteh das doch.“

„Du bist so ein Egoist, Edward!“ Nun schrie Alice wieder. „Du willst mir wirklich die einzige wahre Freundin nehmen, die ich habe? Und das nur, weil du Angst hast ihr zu begegnen?“ Tränen traten ihr in die Augen. Tränen der Enttäuschung und der Wut. „Willst du wirklich die Freundschaft zwischen mir und Bella zerstören, nur weil du Angst vor dem hast, was sein könnte? Musst du deswegen kaputt machen, was bereits gut ist?“ Als Edward die Tränen sah und ihre Worte dazu hörte, fühlte er sich schuldig. „Alice, ich…“

„Nein!“ Dieses Mal war es Alice, die ihn unterbrach. „Ich will nichts mehr hören, Edward! Ich glaube ich habe schon verstanden, was du willst! Aber du wirst sehen, dass du sie damit erst recht unglücklich machst! Und mich noch dazu!“ Sie schniefte geräuschvoll und wendete sich ab. „Ich werde heute bei Jasper schlafen.“ Damit verschwand sie eilig aus der Wohnung und schlug die Haustür vor dem total geschockten Edward zu.
 

~*~
 

Edward fühlte sich miserabel. Alice hatte mit allem Recht gehabt und er hatte einfach alles falsch gemacht. Und das nur, weil diese Angst in ihm wohnte. Doch das hieß noch lange nicht, dass er das Recht hatte die Freundschaft zwischen Alice und Bella zu zerstören. Nur weil er mit sich selbst nicht klar kam, musste er den anderen nicht das Leben vermiesen. Er hatte doch selber gesehen, wie glücklich Bella in letzter Zeit war. Und das lag an Alice, da war er sich ganz sicher. Soweit er wusste hatte Bella nicht viele Freunde – warum auch immer. Doch nun hatte sie Alice und er wollte ihr sie wegnehmen, weil er egoistisch war. Er wollte einfach nicht mit Bella konfrontiert werden. Zu groß war die Angst, dass er sich dann nicht mehr von ihr fernhalten konnte. Aber dann musste er sich eben in Selbstbeherrschung üben. Für Bella. Und auch für Alice, die er abgöttisch liebte. Auch wenn jemand, der die Situation gestern Abend beobachtet hätte vielleicht nicht glauben könnte.
 

Er hatte seine Schwester zutiefst verletzt, das war ihm klar. Ein einfaches „Entschuldigung“ würde dieses Mal nicht ausreichen. Er würde sich etwas einfallen lassen müssen. Er hoffte nur, dass es noch nicht zu spät war. Und das Alice nicht getan hatte, was er ihr gesagt hatte. Hoffentlich hatte sie sich noch nicht von Bella distanziert. Denn nur dann könnte er es wieder gut machen. Doch er würde gleich an Bellas Gesichtsausdruck sehen was geschehen war. Manchmal konnte man in ihr wirklich lesen wie in einem offenen Buch. Sie trug ihre Gefühle so dicht an der Oberfläche, dass man schnell auf ihre Stimmung anhand ihrer Körperhaltung und ihres Gesichtsausdrucks schließen konnte.

Also wartete er auf Bella um zu sehen, welche Gefühle sich nun in ihrem Blick spiegelten. Doch sie kam nicht. Die Bahn fuhr bereits ein. Vielleicht war sie auch nur wieder zu spät dran.
 

Edward stieg in die Bahn und lauschte darauf, ob sich ihre tollpatschigen Füße sich näherten. So krank es sich auch anhören musste, er erkannte sie bereits an ihren Laufgeräuschen. Doch dieses Mal hörte er nichts von ihr und die Türen schlossen sich. Warum kam sie nicht? Edward wurde nervös und er versuchte sich selber zu beruhigen. Es gab wahrscheinlich eine simple Erklärung. Vielleicht fiel ihre Vorlesung heute aus oder Alice hatte sich mit ihr getroffen. Da kam ihm ein neuer Gedanke: Hatte Alice womöglich schon mit ihr gesprochen und ihre Freundschaft beendet? Tauchte sie nicht auf, weil sie so traurig über den Verlust war, dass sie ausnahmsweise nicht zur Uni fuhr?

Nun wurde Edward wirklich panisch. Es durfte nicht sein. Er durfte nicht schuld daran sein, dass sie traurig war und das sie wegen ihm ihre Vorlesungen verpasste. Bella war ein gewissenhaftes Mädchen. Sie verpasste nie eine ihrer Vorlesungen.
 

Er musste einfach Alice anrufen und sich versichern. Schnell kramte er sein Smartphone aus seiner Hosentasche und tippte auf Alice Namen in seinem Adressbuch. Doch er bekam kein Freizeichen. Frustriert legte er wieder auf. Er hatte keinen Empfang. Wie denn auch, wenn er sich noch im Untergrund befand? Frustriert fuhr er sich durch die Haare und wartete, bis die Straßenbahn endlich aus dem Tunnel herausfuhr. Schnell drückte er wieder auf Alice Namen auf seinem Smartphone und wartete. Dieses Mal erklang nach kurzer Zeit ein Freizeichen. Edward atmete erleichtert auf und wartete.

„Was ist?“, fuhr ihn seine Schwester durch das Telefon an. Er hatte wahrscheinlich keine andere Begrüßung verdient.

„Hör zu, Alice. Es – es tut mir leid.“

„Dein ‚tut mir leid‘ kannst du dir sonst wo hinstecken, Edward! Ich bin echt verdammt sauer auf dich!“

„Ich weiß! Glaub mir Alice, ich weiß das. Aber hast du schon mit Bella gesprochen?“
 

„Hast du mich jetzt echt angerufen, um zu kontrollieren, ob ich die Freundschaft schon beendet habe?“, kreischte Alice ins Telefon.

„NEIN!“, rief Edward entsetzt aus. Die anderen Leute in der Straßenbahn warfen ihm schon merkwürdige Blicke zu und er senkte die Lautstärke seiner Stimme. „Darum geht es nicht. Dafür wollte ich mich auch entschuldigen. Es tut mir leid, was ich gesagt habe. Du hattest Recht, ich hatte einfach Angst. Aber das gibt mir noch lange nicht das Recht das zu zerstören, was zwischen euch ist.“

„Schön, dass du das jetzt auch einsiehst. Aber wenn du mich nicht kontrollieren willst – was willst du dann?“

„Ich will einfach wissen, ob du schon mit ihr geredet hast. Denn sie ist nicht wie sonst in der Bahn und ich habe mich gefragt wieso.“

„Sie ist nicht in der Bahn? Komisch, sonst ist sie doch sonst so gewissenhaft.“

„Du hast also noch nicht mit ihr gesprochen?“

„Nein, ich habe seit gestern nicht mehr mit ihr geredet.“ Einerseits war Edward erleichtert. Die Freundschaft von Bella und Alice bestand also noch. Andererseits wurde er wieder nervös. Denn wenn Bella nicht mit Alice zusammen gewesen war – wo war sie dann?

„Weißt du vielleicht, ob ihre Vorlesung ausgefallen ist?“

„Nein, keine Ahnung. Ich weiß auch nicht über alles Bescheid, was sie tut.“
 

„Kannst du sie nicht mal anrufen und fragen, was los ist?“

„Ach, jetzt soll ich sie anrufen?“, fragte Alice schnippisch. „Erst sagst du mir ich soll keinen Kontakt mehr zu ihr haben und jetzt soll ich sie anrufen?“

Edward schloss beschämt die Augen. „Bitte, Alice“, sagte er nur in flehendem Tonfall.

„Und was soll ich ihr sagen? ‚Hey Bella, mein Bruder verfolgt dich und daher weiß ich, dass du heute nicht zur Uni gefahren bist. Wo steckst du denn?‘“

Edward merkte an ihrer Stimme, dass sie immer noch sauer auf ihn war und er konnte es ihr nicht verübeln. Bewusst wollte sie ihn nun provozieren. Doch er ging nicht darauf ein, denn er machte sich wirklich Sorgen um Bella. „Bitte, Alice“, sagte er noch einmal.

Dieses Mal drang ein Seufzen an sein Ohr. „Na gut. Wenn es dir so viel bedeutet, ruf ich sie mal an.“

Edward atmete erleichtert aus. „Danke, Alice. Ich schulde dir was.“

„Das denke ich auch. Ich melde mich gleich wieder, wenn ich sie erreicht habe.“ Nach diesen Worten legte sie auf. Für Edward hieß es nun auf ihren Rückruf zu warten.
 

Die Bahn war mittlerweile bei der Uni angekommen und er stieg mit zahlreichen anderen Studenten aus. Allerdings hatte Edward erst in zwei Stunden die erste Vorlesung. Er fuhr nur mit dieser Bahn, um Bella zu beobachten. Warum sie heute nicht mitgefahren war, würde er erst gleich erfahren. Um sich die Wartezeit zu verkürzen und seine eigene Unruhe zu vertreiben schlenderte er ein wenig über das Universitätsgelände. Als Alice sich nach einer Viertelstunde immer noch nicht meldete, wurde er zunehmend hibbeliger. Warum rief sie nicht zurück? Sie hatte doch versprochen, dass sie sich gleich melden würde, nachdem sie mit Bella gesprochen hatte. Oder hielt sie ihn nun hin, als Strafe für sein Verhalten von gestern?
 

Das wäre nur gerecht, doch er wusste, dass das nicht der Stil von Alice war. Sie wusste, dass er sich Sorgen machte. Als weitere fünf Minuten vergingen ohne das sein Handy klingelte dachte er ernsthaft darüber nach Alice noch einmal anzurufen. Vielleicht hatte sie Bella nicht erreicht? Oder die beiden hatten sich einfach nur verquatscht? Frauen konnten schließlich Stunden am Telefon verbringen und Alice bildete da keine Ausnahme. Es gab also keinen Grund sich unnötig Sorgen zu machen. Doch seine Panik wuchs dennoch von Sekunde zu Sekunde.

Dann endlich erlöste ihn das Klingeln seines Smartphones. „Alice“, sagte er erleichtert in den Hörer.

„Edward…“ Ihre Stimme klang zögerlich.

„Alice, was ist los?“

„Reg dich bitte nicht auf Edward, ja?“
 

~*~*~*~*~
 

Bella: http://www.polyvore.com/bella_zweites_kapitel/set?id=37522922&.locale=de

Alice: http://www.polyvore.com/alice_kapitel/set?id=37522961

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Ich weiß, es ist gemein an dieser Stelle aufzuhören, aber ein bisschen Spannung muss sein. Ihr dürft gerne raten, was mit Bella los ist.

Des Weiteren würde ich mich sehr über Anregungen freuen. Habt ihr Wünsche, was die Story betrifft? Möchtet ihr, dass ein Charakter mehr eingebunden wird (z.B. Rosalie)? Hättet ihr gerne mehr Drama? …

Lasst mich eure Wünsche wissen. Sofern es in die Story passt werde ich versuchen eure Wünsche/Anregungen miteinzubeziehen.
 

Bis zum nächsten Mal,

eure Arashi

Bereit sein ist alles

Dann endlich erlöste ihn das Klingeln seines Smartphones. „Alice“, sagte er erleichtert in den Hörer.

„Edward…“ Ihre Stimme klang zögerlich.

„Alice, was ist los?“

„Reg dich bitte nicht auf Edward, ja?“
 

Nun wurde Edward wieder panisch. „Alice, was ist los? Ist irgendwas mit Bella?“

„Sie ist krank, Edward.“

„Krank? Was hat sie denn?“, fragte er besorgt nach.

„Sie hat eine Lungenentzündung und…“

„WAS?!“, unterbrach er sie entsetzt. „Eine Lungenentzündung? Wie schwer?“

„Nicht allzu schwer. Sie hat es ja noch nicht mal bemerkt. Sie hat schon länger leichten Husten, dachte aber es wäre eine leichte Erkältung. Ihre Mutter hat sie zum Arzt geschickt und dabei kam raus, dass es eine Lungenentzündung ist. Aber alles ist halb so wild. Sie muss Antibiotika schlucken und sich ausruhen, auch wenn ihr das nicht sonderlich gefällt.“

Nun atmete er erleichtert aus. Mit einer Lungenentzündung – auch Pneumonie genannt – war zwar nicht zu scherzen, aber in Bellas Fall schien es nicht zu ernst zu sein. Zumindest musste sie nicht ins Krankenhaus. Das war ein gutes Zeichen. Dennoch würde sie wohl einige Tage, wenn nicht Wochen, zu Hause bleiben müssen. Das hieß wohl er könnte sie eine Weile nicht sehen. Er seufzte schwer. Das hatte ihm gerade noch gefehlt - Bellaentzug. Aber er würde damit klarkommen müssen, schließlich ging es um Bellas Gesundheit.
 

„Gehst du sie besuchen?“

„Natürlich. Der Armen wird ganz schön langweilig werden, da braucht sie etwas Ablenkung.“ Auf einmal wurde ihre Stimme ernst: „Sie braucht mich, Edward. Ich werde bestimmt nicht zu diesem Zeitpunkt die Freundschaft beenden.“

„Alice, ich habe dir doch schon versucht klar zu machen, dass ich im Unrecht war. Natürlich kannst du weiter mit ihr befreundet sein. Ich war einfach einen Moment in Panik, verstehst du?“

„Ich verstehe. Aber dir ist bewusst, dass ich sie dir vorstellen werde?“

„Ja, das ist mir bewusst.“ Er fuhr sich nervös durch die Haare. Auch wenn er Bella für eine Zeit nicht sehen konnte – in der Zeit wo sie krank war, hatte er zumindest Zeit sich auf das Treffen vorzubereiten.

„Gut. Ich habe ihr nämlich schon angekündigt, dass sie meine Brüder treffen wird.“
 

„Und was hat sie dazu gesagt?“

„Na ja, was soll sie da schon groß sagen? Sie meinte nur, dass sie euch nicht kennenlernen will, wenn sie krank ist. Das würde ein schlechtes Bild von ihr hinterlassen.“

„Sie kann gar kein schlechtes Bild hinterlassen.“

„Das habe ich ihr auch gesagt, aber sie will nicht hören. Na ja, so hast du zumindest Zeit dich darauf einzustellen.“

„Ich weiß, aber ich weiß nicht, ob mir das viel helfen wird.“

„Das wird schon. Du wirst sehen, Edward. Wir bekommen das hin. So, nun muss ich aber auflegen. Bella hat mich gebeten ihr ein paar Unterlagen von der Uni zu besorgen.“

„Alles klar, Schwesterherz. Und du bist mir nicht mehr böse?“, fragte er sicherheitshalber nach.

„Nein. Du hast ja noch gerade rechtzeitig die Kurve gekriegt. Aber mach sowas nicht noch einmal!“

„Versprochen.“

„Gut, wir sehen uns dann später.“

„Ja, bis dann.“ Er legte auf und fuhr sich wieder mit der Hand durch die Haare. Es würde eine harte Zeit für ihn werden. Erst der Entzug und dann plötzlich die geballte Ladung an Bella. Ob das gut gehen konnte?
 

~*~
 

Bella war langweilig. Warum hatte der Arzt ihr bloß Bettruhe verordnet? Ihr ging es doch gar nicht so schlecht. Gut, der Husten war etwas nervig, aber sonst?

Zu Anfang war es ja noch ganz nett gewesen. Da hatte sie endlich Zeit gehabt wieder ihre Lieblingsbücher zu lesen. Aber da sie recht schnell im Lesen war, hatte sie diese auch schnell durch. Und Fernsehen schauen war nichts für sie, da kam eh nichts Vernünftiges. Diese ganzen Sendungen und Serien interessierten sie nicht. Daher war sie schließlich zum Lernen übergegangen, was sie aber auch nicht durchgängig tun konnte. Was blieb ihr also noch? Da sie kaum Freunde hatte, bekam sie auch kaum Besuch. Die große Ausnahme war Alice. Für Bella war es immer ein Lichtblick, wenn sie kam. Alice lenkte sie ab und brachte sie zum Lachen. Mit ihr wurde es nie langweilig. Alice hatte auch angeboten, dass ihre Brüder sie besuchen könnten, doch davon wollte Bella nichts wissen. Was würde das denn für einen Eindruck machen? Schließlich lief sie den ganzen Tag mit Jogginghose rum und ihre Haare waren vom vielen liegen ganz zerzaust.

Nein, wenn sie das erste Mal den Brüdern von Alice begegnete wollte sie halbwegs vernünftig aussehen und nicht wie eine Landplage.
 

Ihre Mutter hatte leider auch kaum Zeit für sie, denn sie hatte jemanden kennengelernt. Er hieß Phil und war Baseballspieler. Bella hatte ihn noch nie gesehen, aber so wie ihre Mutter strahlte, konnte er kein schlechter Typ sein. Renee hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen, dass sie jeden Abend mit Phil ausging. Doch jeden Abend scheuchte Bella sie aus dem Haus. Sie wollte keine Last für ihre Mutter sein. Bella war schon immer recht selbstständig gewesen und das war auch so, wenn sie krank war.

Sie beschwerte sich auch nicht, da das eh nichts bringen würde. Da schonte Bella lieber ihre Stimme und mühte sich stattdessen mit Kreuzworträtseln und Sudoku ab. Immerhin hatte Alice versprochen heute zu kommen und ihr auch ein paar Materialien aus ihren Vorlesungen vorbeizubringen. Alice war wirklich ein Schatz.

Pünktlich auf die Minute klingelte es zur vereinbarten Zeit an der Haustür. Schnell legte Bella ihre Decke zur Seite, schlüpfte in ihre Flip Flops und hastete zur Tür. Natürlich konnte sie den Weg nicht schaffen ohne zu stolpern. Dennoch schaffte sie es unfallfrei zur Tür.

„Hey, Alice!“, begrüßte sie ihre Freundin sehnsüchtig und umarmte sie.

„Hey, Bella! Nicht so stürmisch!“, lachte diese. „Dir scheint’s ja wieder besser zu gehen!“

„Mir ging es nie schlecht! Ich könnte gut zur Uni gehen“, maulte Bella.

„Kommt nicht infrage!“, stellte Alice klar und schlüpfte an Bella vorbei ins Haus.
 

„Ich kann sowieso nicht verstehen, warum du das nicht einfach genießt! Ich wäre froh, mal Pause zu haben.“

„Ich weiß nicht, Alice. Ich habe auch immer gesagt: Einmal ausschlafen. Aber wenn man dann die ganze Zeit liegen muss ist es doch ziemlich öde.“

„Deswegen bin ich ja jetzt hier!“

„Und ich freue mich wirklich, dass du da bist!“ Bella musterte ihre Freundin einmal von unten nach oben. Als sie dann beim Top angekommen war, musste sie lachen. I get what I want, stand auf dem Top und Alice hätte nichts Zutreffenderes auswählen können.

In der kurzen Zeit die Bella Alice nun schon kannte, hatte sie bemerkt, dass man Alice absolut nichts abschlagen wollte. Wenn sie sich erstmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnte man sie so schnell nicht mehr davon abbringen.

Bellas Blick wanderte ein bisschen höher und sorgte dafür, dass sie noch einmal lachen musste. Die silberne Kette die Alice trug, trug als Anhänger den Schriftzug Jealous?

„Was ist?“, fragte Alice auf Bellas Lachen hin nach.

„Ich bin wirklich eifersüchtig, dass du dich so gut durchsetzen kannst, Alice.“

Einen Moment lang schaute Alice sie nur verwirrt an, dann schaute sie an sich herunter und lachte. „Tja, Bella. Durchsetzungsvermögen kann man lernen.“
 

Statt einer Antwort schmunzelte Bella nur und schüttelte den Kopf. Dann trottete sie wieder zum Sofa. Anstatt sich aber hinzulegen setzte sie sich diesmal hin, damit sie sich besser mit Alice unterhalten konnte. Auch Alice fand einen Platz auf dem Sofa. Die beiden tranken Tee und plauderten über Nichtigkeiten. Alice heiterte Bella immer wieder mit Geschichten aus ihrem Alltag auf. Mit Alice konnte sogar ein simpler Einkauf im Supermarkt zum Erlebnis werden. So erzählte sie Bella beispielsweise, wie sie mit ihrem Bruder Emmett über die Melonen diskutiert hatte. Dabei war ihre Diskussion wohl etwas zweideutig geworden, sodass einige Kunden sich – teils verwundert, teils verärgert – zu ihnen umgedreht hatten.

„Du hast deinen Bruder wirklich gehirnamputierter Gorilla genannt?“, fragte Bella nach.

„Hey, wenn er meine Melonen als klein bezeichnet, darf ich das!“ Bella kicherte. „Außerdem hat er wirklich Ähnlichkeit mit einem Gorilla. Aber das wirst du dann ja sehen, wenn ich euch vorstelle. Du darfst nächste Woche wieder zur Uni, oder?“

„Ja, Gott sei Dank. Ich halte es hier Drinnen nicht mehr aus.“

„Gut. Dann hast du nächste Woche Freitag was vor.“

„Nächste Woche Freitag? Was ist da?“

„Da lernst du dann endlich meine Geschwister kennen.“

Schlagartig wurde Bella etwas nervös und sie stupste ihre Fingerspitzen aneinander. „Meinst du sie werden mich mögen?“, fragte sie unsicher nach. Alice lachte nur. „Natürlich werden sie das! Wie kann man dich nicht mögen?“
 

„Das geht ganz einfach. Mit meiner Tollpatschigkeit hab ich mich schon oft genug blamiert.“

„Ach Bella, mach dir deswegen mal keinen Kopf. Wir werden drei starke Männer dabei haben, die fangen dich auf.“ Alice zwinkerte ihr zu und Bella errötete leicht. „Ich will ihnen aber keine Umstände machen.“

„Es ist doch kein Umstand eine schöne Frau aufzufangen! Aber sorg dafür, dass dich Emmett oder Edward auffangen, Jasper gehört mir!“

„Am besten wäre es, ich würde gar nicht hinfallen. Und Emmetts Freundin wäre sicherlich auch nicht begeistert, wenn ich in seine Arme stürze, oder?“

„Hm, kann sein. Dann halt dich einfach an Edward. Der ist sowieso der geborene Gentleman.“ Alice griente in sich hinein. Sie hatte sowieso vor Bella immer neben Edward zu platzieren.
 

„Wo gehen wir denn hin?“, versuchte Bella abzulenken.

„Das wirst du dann schon sehen. Es wird aber auf jeden Fall zwanglos werden. Du brauchst also keine Abendgarderobe oder so.“ Erleichtert atmete Bella aus. Sie hatte schon mitbekommen, dass die Familie von Alice ziemlich gut begütert war und hatte schon befürchtet, dass es in ein schickes Lokal ging. Dort würde sie wahrscheinlich gar nicht wissen mit welchem Besteck sie essen sollte. Und Abendgarderobe hatte sie sowieso nicht. Die hatte sie noch nie gebraucht. Der einzige Anlass bei dem sie ein festliches Kleid gebraucht hätte wäre der Abschlussball, aber da Bella nicht tanzen konnte, war sie erst gar nicht hingegangen und hatte sich somit vor Peinlichkeiten bewahrt.

„Und wieso kannst du mir nicht verraten wo es hingeht?“

„Lass dich einfach überraschen.“

„Ich hasse Überraschungen“, maulte Bella in ihren nicht vorhandenen Bart.

„Stell dich nicht so an. Das wird toll, glaub mir.“

„Muss ich irgendwas beachten?“

„Beachten? Inwiefern?“, fragte Alice verdutzt nach.

„Na ja, gibt es irgendwelche Fettnäpfchen, die ich von vorneherein vermeiden kann? Irgendwelche Themen, die ich nicht ansprechen sollte?“

„Ach Bella, du bist so süß!“, lachte Alice. Sie hatte noch nie eine Person wie Bella getroffen.
 

Bella war so hübsch und sich gar nicht bewusst, wie liebenswert und schön sie war. Schließlich zog sie die Blicke ihres Bruders an sich und das sollte schon was heißen. Edward war noch nie der Typ gewesen, der Mädchen hinterher sah. Im Gegenteil, er war immer vor ihnen geflohen. Und nun schaffte es Bella – ohne es zu wissen – seine Aufmerksamkeit nur auf sich zu lenken. Und sie machte sich Gedanken, dass sie sich blamieren konnte.

„Lass dich einfach nur auf sie ein. Emmett ist ein sehr lockerer Typ, das habe ich dir ja schon gesagt. Lass dich nicht von ihm einschüchtern, er ist groß und gewaltig wie ein ausgewachsener Grizzlybär, aber so freundlich wie ein Teddy. Er wird eher derjenige sein, der in Fettnäpfe springt. Zwischen seinem Gehirn und seinem Mund gibt es nämlich keinen Filter. Er sagt immer was er denkt. Seine Freundin Rosalie ist da etwas anders. Sie ist sehr misstrauisch, was Fremde anbelangt. Mach dir also keine Sorgen, wenn sie am Anfang etwas distanziert wirkt, das ist immer so. Sie muss erst immer etwas auftauen und Vertrauen fassen. Oh, und am besten erwähnst du bei ihr nicht das Thema Kinder. Sie hat nämlich vor kurzem herausgefunden, dass sie keine bekommen kann.“

Bella saugte innerlich die Informationen auf wie ein Schwamm. Sie wollte es sich auf keinen Fall mit der Familie von Alice verscherzen, denn dann würde sich auch Alice von ihr abwenden und das war das letzte, was sie wollte. Diese Rosalie machte ihr schon jetzt etwas Angst. Sie schien in allem perfekt und war nach Alice Aussage eine echte Schönheit.
 

„Das tut mir Leid für sie“, sagte Bella nun.

„Ja, es ist wirklich traurig. Vor allen Dingen, da sie sich immer welche gewünscht hat.“

„Und was ist mit Emmett? Macht es ihm etwas aus?“

„Na ja, er hatte noch nie so wirklich darüber nachgedacht, er ist schließlich erst Mitte zwanzig. Es macht ihn eher traurig, dass Rosalie so betrübt ist. Für ihn wäre es aber auch kein Problem später Kinder zu adoptieren. Nur davon will Rosalie noch nichts wissen. Der Schock sitzt noch ziemlich tief. Also, wie gesagt: Dieses Thema am besten vermeiden. Es sei denn, sie spricht es selber an.“ Bella nickte. „Und was ist mit den anderen beiden?“

„Jasper ist ein wahrer Schatz, deswegen bin ich ja auch mit ihm zusammen.“ Ein Strahlen ging über das Gesicht von Alice. Man sah ihr an, wie sehr sie ihren Freund liebte. „Er ist mein Gegenpol. Sehr ruhig und gelassen und im Gegensatz zu Emmett überlegt er immer vorher, was er sagt. In seiner Gegenwart muss man sich einfach wohl fühlen, er verströmt so eine ruhige Aura. Und er ist sehr empfänglich, was die Gefühle anderer betrifft. Und allein schon, weil du meine Freundin bist, wird er dich mögen. Ich hab ihm so viel von dir erzählt!“

Bella verschluckte sie an ihrem Tee und hustete. Als sie sich etwas beruhigt hatte, fragte sie entsetzt nach: „Was hast du ihm denn von mir erzählt?“
 

„Beruhig dich, Bella“, lachte Alice. „Ich hab ihm nur das Beste von dir erzählt. Und er freut sich sehr, dass wir beide Freundinnen geworden sind. Weißt du, den meisten bin ich einfach zu aktiv und anstrengend.“

Bella legte eine Hand auf das Knie von Alice und sah sie aufrichtig an. „Für mich bist du die beste Freundin, die ich je hatte.“ Alice lachte wieder auf und umarmte sie stürmisch. „Siehst du, genau das ist schon ein Grund, warum er dich mögen wird!“

„Und was ist mit… Edward?“, fragte Bella vorsichtig nach. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass Alice besonders viel an diesem Bruder lag. Sie schien zwar beide Brüder zu lieben, aber Edward erwähnte und lobte sie besonders oft.

„Oh, Edward wird dich lieben!“, rief Alice aus und biss sich auf die Lippe, um sich ein Lachen zu verkneifen. Bella konnte nicht wissen, dass Alice das wortwörtlich meinte.

„Er kann sehr höflich und charmant sein, wenn er will. Wie auch Jasper ist er sehr empfänglich für seine Mitmenschen und deren Gedanken. Er beobachtet die Menschen sehr genau und analysiert schon im Kopf ihr Verhalten. Er ist ziemlich intelligent. Ihm scheint alles in den Schoß zu fallen und leicht von der Hand zu gehen, dabei arbeitet er sehr hart für das, was er möchte. Er verfolgt klar seine Ziele und lässt sich selten von seinem gewählten Weg abbringen. Was manchmal etwas schade ist, da Umwege auch interessant sein können.“
 

Bella hörte interessiert zu, war jedoch bereits jetzt etwas eingeschüchtert. Dieser Edward schien ein wahres Genie zu sein. Wie sollte sie da mithalten? „Er scheint ja ziemlich… perfekt“, sagte Bella vorsichtig. Alice lachte nur: „Edward ist auch nur ein Mensch und bei Weitem nicht unfehlbar. Und glaub mir, er ist keinesfalls jemand, der mit seinen Talenten prahlt. Ihr werdet euch sicher gut verstehen. Alleine schon, weil eure Interessen ziemlich ähnlich sind. Die Musik, Literatur, Filme und einfach eure Weltansicht.“

„Alice, du willst uns doch wohl nicht immer noch verkuppeln, oder?“

Alice grinste als Antwort nur scheinheilig. „ALICE!“, rief Bella empört. „Du kannst nicht einfach Amor spielen! Was würde dein Bruder nur dazu sagen?“

Alice grinste nur und enthielt sich einer Antwort. Ihr Bruder würde nicht begeistert sein. Aber es wurde endlich Zeit, dass die beiden zueinander fanden. Sie brauchten einander. Auch, wenn sie das jetzt noch nicht sahen. Alice wusste einfach, dass es perfekt werden würde.
 

~*~
 

„Nächste Woche Freitag? So bald schon?“, fragte Edward nervös nach und fuhr sich durch seine Haare.

„Du hattest nun mittlerweile sechs Wochen Zeit, um dich an den Gedanken zu gewöhnen“, erinnerte ihn seine Schwester. „Außerdem – vermisst du Bella nicht?“

„Doch, natürlich. Und das weißt du ganz genau. Aber das ist eine ganz andere Situation!“

„Du tust so, als würdest du den Teufel persönlich kennenlernen. Dabei triffst du endlich den Engel, von dem du uns schon so lange berichtest.“

„Du verstehst das nicht!“ Nun raufte er sich die Haare, sodass es auf seinem Kopf ziemlich wild aussah.

„Nein, ich verstehe nicht, dass du solch eine Panik schiebst. Das du ein wenig nervös bist vor diesem Treffen ist klar. Aber diese Panik ist wirklich nicht gerechtfertigt. Vor was hast du solche Angst? Das sie dich nicht mag?“

„Unter anderem“, gab er zu. „Aber das nicht der hauptsächliche Grund.“

„Was dann?“

„Ich habe eher Angst, dass ich sie zu sehr mögen werde.“

„Du liebst sie doch jetzt schon. Also, wo ist das Problem?“
 

„Verdammt, Alice! Ich werde mich einfach nicht mehr von ihr fernhalten können! Und dann…“

„Was ist dann?“, harkte Alice ungeduldig nach.

„Dann werde ich mit ihr zusammen sein wollen. Und du weißt genau, dass das nicht geht. Ich kann keine Freundin haben. Denn irgendwann kommt man an den Punkt, an denen man nicht nur die Tage miteinander verbringen will.“

„Oh Edward, das Thema hatten wir doch schon so oft. Woher willst du wissen, dass das Gleiche passiert, wie bei Tanya? Vielleicht war das nur, weil sie so eine Nervensäge war?“ Edward kniff sich genervt in den Nasenrücken. „Hör auf damit, Alice! Es war alles meine Schuld. Tanya konnte rein gar nichts dafür!“

„Vielleicht hat es einfach nicht sein sollen. Sie war nicht die Richtige für dich und das wusstest du ganz genau. Du warst nur mit ihr zusammen, weil du das Gerede nicht mehr hören konntest.“

„Dennoch hätte ich sie nicht verletzen müssen.“
 

„Nein, das stimmt“, gab Alice nach. „Aber die Situation mit Bella ist eine andere. Du liebst sie. Und ich glaube nicht, dass du ihr wehtun könntest.“

„Niemals absichtlich. Aber das andere kann ich nicht steuern. Ich habe immer noch Albträume.“

„Ich weiß.“ Alice strich ihm sanft die Haare glatt. „Aber ich weiß einfach, dass mit ihr alles gut werden kann. Du weißt ja noch gar nicht, was passieren wird. Tu mir den Gefallen und lass dich einfach darauf ein.“

„Das kann ich nicht, Alice. Gerade weil ich sie liebe, kann ich nicht einfach alles von mir schieben, als wäre nichts passiert und die Gefahr ignorieren.“

„Aber du kannst auch nicht einfach entscheiden was gut für sie ist und was nicht. Sie hat das Recht ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Sie hat das Recht dich kennenzulernen und dann könnt ihr beide entscheiden, wie es weitergehen soll. Und wenn es zu diesem Punkt kommt, könntest du auch einfach mit ihr darüber reden.“

„Dann würde sie mich sofort verlassen.“

„Das weißt du doch gar nicht. Bella sieht vielleicht nicht so aus, aber sie ist stark. Wenn du wüsstest, was sie schon alles überstanden hat…“

„Was war mit ihr?“, fragte Edward nun interessiert nach.
 

„Es ist nicht an mir dir ihre Geschichte zu erzählen. Genauso wie es nicht meine Aufgabe war ihr etwas von deiner zu sagen. Das müsst ihr selber regeln. Ich sorge nur dafür, dass ihr endlich einmal aufeinander trefft. Geb‘ euch eine Chance, Edward.“

Edward seufzte tief. „Na gut, vielleicht hast du Recht. Nun kann ich ja eh nichts mehr ändern.“

Erfreut lächelte Alice. „Das ist mal die richtige Einstellung. Du wirst sehen, es wird sich alles finden. Man muss nicht immer alles planen. Es gibt keinen erkennbaren Weg vor uns, sondern nur hinter uns.

Edward lächelte. „Das ist ein Zitat. Von Waldemar Bonsels, oder?“

Alice nickte. „Es glaubt der Mensch, sein Leben zu leiten, sich selbst zu führen, und sein Innerstes wird unwiderstehlich nach seinem Schicksale gezogen.

„Johann Wolfgang von Goethe“, sagte Edward sofort.

Gewiß ist es fast noch wichtiger, wie der Mensch das Schicksal nimmt, als wie es ist.

„Wilhelm von Humbold. Machen wir jetzt Autoren zu Zitaten raten?“
 

Alice schüttelte den Kopf. „Ich will dir nur deutlich machen, dass meine Meinung auch von weisen Männern geteilt wird. So wie auch von Shakespeare, deinem Lieblingsdichter: Ich trotze allen Vorbedeutungen: Es waltet eine besondere Vorsehung über den Fall eines Sperlings. Geschieht es jetzt, so geschieht es nicht in Zukunft; geschieht es in der Zukunft, so geschieht es jetzt; geschieht es jetzt nicht, so geschieht es doch einmal in Zukunft. Bereit sein ist alles.

„Hamlet“, sagte Edward schlicht und nickte. „Ich verstehe was du meinst:

Laufe nicht der Vergangenheit nach.

Verliere Dich nicht in der Zukunft.

Die Vergangenheit ist nicht mehr.

Die Zukunft noch nicht gekommen.

Das Leben ist Hier und Jetzt.

„Ja, genau. Diese Weisheit drückt das ziemlich gut aus. Also – warum versuchst du es dann nicht?“

„Das werde ich.“ Alice strahlte.
 

~*~
 

Edward kam sich vor, wie auf glühenden Kohlen. Trotzdem, dass er sich darauf vorbereiten konnte, war er ein nervliches Wrack. Bella würde ihn nun zum ersten Mal kennenlernen. Was würde sie wohl von ihm halten? Als sie ihn das erste Mal wahrgenommen hatte, hatte sie ihn schließlich nicht sonderlich beachtet und war gleich weiter gegangen. Würde es dieses Mal anders sein? Nervös zog er sein T-Shirt glatt.

„Mensch, Eddy! Du siehst gut aus! Mach‘ dir nicht so ins Hemd!“ Emmett schlug ihm brüderlich auf die Schulter.

„Nenn‘ mich nicht Eddy!“, fuhr Edward ihn an. „Du weißt, dass ich diesen Spitznamen hasse.“

„Immer mit der Ruhe Bruder, beiß mich nur nicht gleich!“, lachte Emmett und schlang seinen Arm nun um Rosalies Schultern. „Hör‘ auf ihn immer zu ärgern, Emmett. Er ist so schon genug unter Spannung“, mahnte diese ihren Freund.

„Ach, lass mich ihn doch etwas aufziehen!“

„Emmett!“

„Schon gut, schon gut. Ich lasse ihn ja in Ruhe!“, maulte Emmett. Edward warf Rosalie einen dankbaren Blick zu. Doch genau in diesem Moment erkannte er den schwarzen Haarschopf seiner Schwester. Er spannte sich an, denn seine Schwester wollte Bella abholen und mit ihr gemeinsam kommen. Gespannt hielt Edward den Atem an und blickte den beiden entgegen.
 

~*~*~*~*~
 

Bella: http://www.polyvore.com/bella_im_krankenoutfit/set?id=37795468&.locale=de

Alice: http://www.polyvore.com/alice_gets_what_she_wants/set?id=37795562

Edward: http://www.polyvore.com/edward_beim_ersten_kennenlernen/set?id=37795680
 

ENDE … für heute. Ich weiß, ich bin wieder gemein. Ein kleiner Cliff musste sein. Ich will schließlich, dass ihr Leser mir treu bleibt.
 

Ich versuche das nächste Kapitel so schnell wie möglich zu schreiben, aber die Uni fängt wieder an und ich kann für nichts garantieren, da ich mit dem Master in ein ganz neues Fach starte.
 

Eure Arashi

Die Kugeln rollen

Bella war ziemlich aufgeregt und wanderte in ihrer Wohnung hin und her. Alice hatte ihr gesagt, sie solle sich nicht zu schick anziehen, sondern eher sportlich. Aber das machte Bella nur noch mehr nervös. Sportlich? Betrieben sie etwa irgendeine Art von Sport? Dann würde sie sich gleich lächerlich machen, denn sie war schließlich der größte Tollpatsch, den es gab. Was machte das für einen Eindruck, wenn sie gleich beim ersten Treffen hinfiel und dabei am besten noch etwas – oder jemanden – mitriss.

Trotz allen Bedenken hatte sie aber natürlich auf Alice gehört und eine Jeans mit einem schlichten weißen Oberteil kombiniert. Um etwas Farbe ins Spiel zu bringen, hatte sie sich noch einen modischen, orangen Schal umgelegt. Ihre Füße zierten – wie immer – Schuhe ohne Absätze. Man musste das Unheil schließlich nicht heraufbeschwören.
 

Endlich klingelte es und Bella hastete zur Tür. „Hi, Bella!“, rief Alice freudig und fiel ihrer Freundin um den Hals. Doch schnell löste sie sich wieder von Bella und musterte sie.

„Na ja, besser als schwarz. Aber ein bisschen mehr Farbe könnte schon sein.“

„Nicht jeder kann knallgelb tragen“, gab Bella trocken zurück, mit Blick auf Alices T-Shirt. Dann wanderte ihr Blick nach unten auf Alices gelben Pumps. „Hattest du nicht gesagt sportlich?“

„Mein Outfit ist doch sportlich“, erwiderte Alice verdattert.

„Aber die Pumps?“

„Oh, die. Die wechsle ich noch. Aber nun komm!“ Alice schnappte sich die Hand ihrer Freundin und zog sie aus dem Haus. Bella kam kaum mit, auch wenn sie diejenige ohne Absätze war.
 

Dank Alice Tempo waren sie schnell an ihrem Ziel angekommen.

„Bowling?“, fragte Bella einerseits erleichtert, anderseits nervös. Sie hatte noch nie gebowlt. Aber alles was mit Kugeln oder Bällen zu tun hatte, war in der Regel nicht gut für sie und ihre Umgebung.

„Na klar! Das macht Spaß!“

„Hmmm.“

„Ach komm, das wird lustig! Außerdem warten die anderen schon auf uns.“

„Na gut“, seufzte Bella. Jetzt war es eh zu spät. Sie hoffte nur, dass es nicht zu schlimm wurde. Mit gesenktem Kopf ging Bella hinter Alice her, so als wollte sie sich hinter ihr verstecken. Doch verstecken war sinnlos, wie sie sogleich feststellen musste. Denn ein Berg von einem Mann kam auf sie zugestürmt, schob Alice bei Seite und begrüßte Bella mit einer stürmischen Umarmung, die ihr fast ihre gesamte Atemluft raubte.
 

„Hi, Bella!“

„Hi“, quiekte Bella atemlos.

„Emmett, lass sie los. Das arme Mädchen bekommt ja fast keine Luft mehr.“ Nach diesen Worten lockerte der Bär von einem Mann ein wenig den Griff um Bella, welche schnell nach Luft schnappte und dankend zu der Frau hinblickte, welche die rettenden Worte ausgesprochen hatte. Doch in dem Moment, da sie sie erblickte, wurde ihr erneut der Atem genommen. Denn diese Frau war einfach zu schön, um wahr zu sein. Lange blonde Wellen fielen wie Kaskaden über ihre Schultern. Ihr Oberteil betonte ihr wirklich schönes Dekolleté und ihre Jeans schmiegte sich hauteng um ihre wohlgeformten Beine. Bella war nicht lesbisch oder so, aber es war nicht zu leugnen, dass diese Frau das Schönheitsideal verkörperlichte. Und in diesem Moment konnte sie sich gar nicht anders als klein und mickrig fühlen.
 

„Bella, das ist Rosalie, die Freundin von Emmett. Emmett ist derjenige, der dich gerade zu Tode gedrückt hat“, erklärte Alice und warf ihrem Bruder einen finsteren Blick zu. Dann wandte sie sich jedoch einem Mann zu, der bisher noch etwas abseits stand.

„Und das dort drüben ist mein Bruder Edward.“ Besagter trat einen Schritt vor und in diesem Moment stockte Bella schon wieder der Atem. Das schien heute an der Tagesordnung zu sein. Aber sie konnte es nicht ändern, denn ihr Blick traf diese Augen. Sie hätte sie überall wiedererkannt. Wahrscheinlich gab es auf der Welt auch nicht noch einmal eine Augenfarbe wie diese. Zumindest nicht in dieser Intensität.

Alice, die neben Bella stand, kicherte leise. „Atmen, Bella“, wies sie an. Daraufhin holte Bella tatsächlich langsam wieder Luft. Dennoch wandte sie den Blick nicht von Edwards Augen ab. Sie konnte es nicht. Es war, als würde er sie hypnotisieren.
 

„Ich … du…“, stammelte sie leise und verfluchte sich selbst dafür. „Wir sind uns schon einmal begegnet“, brachte sie schließlich in einem ganzen Satz heraus.

„Ja, in der Bahn.“ Seine Stimme klang wie Samt und Honig. Stirnrunzelnd sah er zu ihr. „Ich dachte nicht, dass du dich daran erinnern würdest.“

Wie könnte sie jemanden wie ihn je vergessen? Beinahe wären ihr diese Worte tatsächlich entschlüpft, doch sie bremste sich. Stattdessen antwortete sie: „Du hast mir die Tür aufgehalten.“

„Und dich aufgefangen, nicht zu vergessen“, warf Emmett ein. Bei diesen Worten lief sie hochrot an. Oh Gott, er hatte den anderen davon erzählt? Warum? Um sich über sie lustig zu machen? Peinlich berührt senkte sie den Blick.
 

~*~

Warum nur konnte Emmett nie die Klappe halten? Edward verfluchte innerlich seinen Bruder. Dabei hatte es so gut angefangen. Sie hatte ihn erkannt! Damit hatte er nicht gerechnet, beziehungsweise hatte er es nicht zu hoffen gewagt, dass sie es tun würde. Ein heißes Glücksgefühl hatte sich in seinem Körper breitgemacht. Und nicht nur, weil sie ihn erkannt hatte. Sondern auch, weil er sie endlich mustern durfte, ohne jeden Moment Angst haben zu müssen, dass sie ihn erwischen würde. Denn nun durfte er sie ansehen. Und was er sah, war einfach fantastisch. Gab es eine schönere Frau als sie? Er glaubte nicht. Zumindest nicht für ihn. Selbst mit dieser Röte im Gesicht sah sie einfach wundervoll aus.
 

Aber er wollte nicht, dass sie sich unwohl fühlte. Und er wollte auch nicht, dass sie dachte, er würde sich über sie lustig machen. Daher ging er näher an sie heran. Und sogleich stieg ihm ihr Duft in die Nase. Es war kein Duft, der aus einem Flakon kam. Sondern ein frischer, sauberer Duft. Es roch leicht nach Erdbeeren. Einfach himmlisch.

Leicht beugte er seinen Oberkörper ein Stück vor, um mehr von dem Duft aufzunehmen. Dann sagte er leise: „Du brauchst dich nicht dafür zu schämen. Ich würde dich jederzeit wieder auffangen, wenn du fällst. Ich habe es gerne getan.“

Bei diesen Worten schoss ihr Kopf nach oben und sie musterte ihn mit einer Mischung aus Überraschung, Misstrauen und Freude.
 

~*~
 

„Ich fürchte, dann wirst du öfter in das Vergnügen kommen, wenn du in meiner Nähe bist“, platzte Bella heraus. Und sobald diese Worte ausgesprochen waren, bereute sie diese auch gleich wieder. Oh Gott, hatte sie das gerade wirklich gesagt? Die Röte in ihrem Gesicht verstärkte sich. Beinahe ängstlich schaute sie nun in Edwards Gesicht. Wie würde er darauf reagieren?

Einen Moment sah er sie etwas perplex an, doch dann lächelte er. Und was für ein Lächeln das war. Bellas Herzschlag blieb einen Moment stehen. Konnte dieser Mann tatsächlich noch schöner sein?

„Wenn du es mir gestattest, würde ich gerne in deiner Nähe bleiben.“ Als Bella nicht antwortete, setzte er schnell hinzu: „Zumindest für heute.“

Bella sagte immer noch nichts. Sie konnte nicht. Aber sie nickte leicht, was ihn wieder zum Lächeln brachte.
 

„Hey, ihr zwei Turteltäubchen. Wir sind zum bowlen hergekommen, habt ihr das etwa vergessen?“

Und wieder wurde Bella knallrot. Edward hingegen schien Emmetts Bemerkung nicht zu stören und er antwortete: „Haben wir nicht. Bleib locker, Emmett.“ Dann wandte er sich wieder Bella zu. „Wollen wir unsere Schuhe holen?“ Wieder nickte Bella nur und die beiden gingen zum Tresen. „Kümmere dich nicht allzu sehr um Emmett. Er sagt einfach immer was er denkt. Er hat keinen Filter zwischen Gehirn und Mund.“

„Dann ist er zumindest ehrlich.“

„Das ist er. Man weiß immer, woran man bei ihm ist.“

Ihr Gespräch wurde durch die Angestellte unterbrochen, die sie gelangweilt nach ihren Schuhgrößen fragte. Nachdem sie ihr diese genannt hatten, wurden ihnen auch gleich die passenden Schuhe überreicht, die sie beim Bowlen tragen mussten. Mit den Schuhen bewaffnet gingen sie zu den anderen zurück, die alle schon ihre Bowlingschuhe trugen.
 

Während Bella ihre Schuhe anzog wurde ihr immer unwohler. Die Bahn sah sehr glatt und rutschig aus. Und auch wenn sie extra diese Schuhe bekommen hatten – sie würde bestimmt hinfallen. Und auch wenn Edward gesagt hatte, dass er sie auffangen würde, wollte sie es doch nicht darauf ankommen lassen. Vor allem wollte sie sich nicht lächerlich machen. Vor allem nicht von ihm.

Großer Gott, dieser Mann sah wahrhaftig aus wie ein Gott. Verwuschelte, bronzefarbene Haare, grün leuchtende Augen, markant geschnittenes Gesicht und - soweit sie hatte sehen können - ein durchtrainierter Körper. Dann war da noch Rosalie, ebenfalls eine Schönheit. Die beiden würden ein perfektes Paar ergeben, dachte Bella neidisch.

Doch Rosalie war mit Emmett zusammen und die beiden liebten sich anscheinend abgöttisch, so wie sie miteinander umgingen. Emmett sah ziemlich kräftig aus, aber sie hatte keine Angst vor ihm. Dafür strahlte er viel zu viel Freundlichkeit aus.
 

Jasper schien genauso zu sein, wie Alice es ihr beschrieben hatte. Er war ihr Gegenpol. Er wirkte absolut ruhig und gelassen, während Alice total aufgedreht war, weil sie nun anfangen sollte. Es sah nicht allzu schwer aus. Aber das sollte nichts heißen. Sicherheitshalber ließ Bella sich noch einmal das Spiel und dessen Regeln erklären.

Natürlich wusste sie schon, dass es das Ziel war die Pins umzuwerfen. Was sie nicht wusste war, dass ein Spiel aus zehn Durchgängen bestand. Diese Durchgänge nannte man Frames. Pro Frame durfte ein Spieler zwei Mal werfen. Erwischte man alle Pins beim ersten Wurf war das ein Strike. Schaffte man es beim zweiten Wurf alle umzuhauen, nannte man das Spare. Erwischte man nur die Pins in der Mitte und ließ die beiden an den Seiten stehen war das ein Split.
 

Was Bella jedoch viel mehr interessierte war, wie sie diese Kugel überhaupt halten musste. Doch das versuchte Edward ihr nun zu erklären: „Die drei Löcher in der Kugel sind für deine Finger gedacht. Und zwar Daumen, Mittelfinger und Ringfinger.“

„Warum nicht Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger?“

„Weil du so die Kugel nicht richtig halten kannst. Manche werfen so, aber du solltest dich gleich an die korrekte Version gewöhnen.“ Er lächelte sie an und sie erwiderte automatisch dieses Lächeln. „Am besten stellst du dich mittig und versuchst gerade zu werfen. Anlauf brauchst du noch nicht zu nehmen, wenn du dich damit unsicher fühlst.“

Erleichtert atmete Bella aus und nickte. „Ich glaube, das ist sicherer für mich.“ Bella warf einen Blick zu Alice, die mit der Kugel in der Hand Anlauf nahm. Es sah ziemlich elegant aus, was sie da tat. Als sie die Kugel warf glitt diese in die Bahn und rollte auf die Pins zu. Lediglich drei blieben stehen. Recht zufrieden griff Alice nach der nächsten Kugel und wartete, bis die Bahn wieder freigegeben war. Sie erreichte nach dem zweiten Wurf einen Spare.
 

„Du bist dran, Emmett“, sagte sie zufrieden.

„Yuhu, seht dem Meister zu!“, rief dieser freudig aus. Seine Technik war komplett anders, als die von Alice. Seine Taktik schien eher in der Gewalt zu bestehen. Man hörte deutlich, als die Kugel auf die Bahn traf. Doch leider blieben am Ende die beiden äußeren Pins stehen, was Emmett zum Fluchen brachte. Beim Zweiten Wurf schoss die Kugel genau zwischen den beiden durch.

„So, Meister also, ja?“, fragte Alice gehässig nach. „Ich habe immerhin einen Spare geschafft, du nur einen Split.“

„Jaja“, grummelte Emmett und ließ sich auf seinen Platz fallen. Rosalie war als nächstes dran. Bellas Hände begannen langsam feucht zu werden, denn nach Rosalie war sie an der Reihe. Jasper, der ihre Unruhe zu spüren schien, sagte leise: „Keine Sorge, Bella. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Man muss erst den Dreh raus haben. Und es hängt auch einfach viel vom Glück ab.“

Bella nickte und stand mit leicht zittrigen Beinen auf. Edward sprang ebenfalls auf. Verwirrt sah Bella zu ihm. „Ich helfe dir!“, sagte er schlicht und begleitete sie zur Bahn.
 

„Ich würde dir die violetten Kugeln empfehlen, die sind etwas leichter.“

„Okay.“ Folgsam griff Bella nach einer violetten Kugel und hob sie probeweise hoch. Ihre Arme sackten leicht nach unten. „Die soll leicht sein?“, fragte sie fassungslos nach. Edward kicherte. „Zumindest leichter, als die anderen.“

„Dann halte ich mich von den anderen am besten gleich fern“, antwortete sie nur und hielt die Kugel nun so, wie Edward es ihr gesagt hatte. Dann ließ sie sich von Edward zur Mitte der Bahn dirigieren.

„Versuch nicht aus dem Handgelenk zu werfen, denn dann ist es schwer gerade zu werfen. Benutze am besten deinen ganzen Arm und halte ihn so steif wie möglich.“
 

Bella nickte und biss sich auf ihre Unterlippe. Sie musste sich konzentrieren und versuchen genau Edwards Anweisungen zu befolgen. Dieser war einen Schritt zurückgegangen, um ihr nicht im Weg zu stehen. Bella atmete noch einmal aus, bevor sie mit dem Arm Anschwung holte und den Ball auf die Bahn rollen ließ. Mit einem leisen plopp landete die Kugel auf der Bahn, driftete jedoch schnell nach links in die Rinne ab. Enttäuscht ging Bella zu den Kugeln zurück. „Mach dir nichts draus, Bella“, sagte Edward beruhigend. „Am Anfang habe ich auch nur in die Rinne geworfen.“

Und so schien es auch bei Bella zu sein, denn auch der nächste Wurf ging daneben. Sie versuchte es positiv zu sehen. Sie war stehen geblieben und hatte niemanden verletzt. Ein guter Anfang.
 

Bei Edward sah das ganze viel leichter aus, als es war. Die Kugel schien für ihn gar kein Gewicht zu besitzen. Bei ihm wurde durch das Aufsetzen der Kugel kein Geräusch erzeugt (zumindest hörte Bella keines) und die Kugel glitt in einer geraden Linien auf die ersten Pins zu. Diese fielen um und rissen in einer Kettenreaktion die anderen um, sodass alle fielen. Edward brauchte also kein zweites Mal zu werfen.

Mit einem Lächeln im Gesicht kam Edward zurück. „Du brauchst gar nicht so zu grinsen“, meinte sein Bruder empört. „Vergiss nicht, wer dir das Bowlen beigebracht hat.“

„Jaja“, erwiderte Edward nur und ließ sich neben Bella sinken. Gerade als er saß kam die Kellnerin zu ihrem Tisch und fragte sie nach ihren Getränkewünschen. Da es am heutigen Tag zwei (gleiche) Cocktails zum Preis von einem gab, beschlossen sie sich immer zu zweit zusammen zu tun. Edward und Bella bestellten sich einen „Hurricane“.

Als Bella auffiel, dass sie sich zu Paaren zusammengetan hatten, wurde sie wieder leicht rot im Gesicht. >Rede dir nichts ein, Bella<, sagte sie zu sich selbst. Die anderen mochten Paare sein aber sie und Edward waren schließlich keines. Sie kannten sie sich ja noch nicht einmal richtig. Außerdem würde so ein Gott wie Edward sicherlich nicht mit jemanden wie ihr zusammen sein wollen.
 

„Wie gefällt es dir hier, Bella?“, riss Emmett sie aus ihrer Gedankenwelt.

„Ganz gut. Nur die Musik ist etwas laut.“

„Stimmt“, gab Edward ihr Recht. „Das letzte Mal als wir hier waren, war es etwas leiser.“

„Trifft die Musik denn deinen Musikgeschmack, Bella?“

„Die Charts sind okay. Aber ich höre eigentlich lieber ältere Stücke, wo noch mehr auf Instrumente gesetzt wird.“

„Wie bei der klassischen Musik?“, fragte Emmett mit einer hohen Augenbraue.

„Klar, wieso nicht? Es gibt ein paar schöne klassische Stücke. Wie die Morgenstimmung von Edvard Grieg zum Beispiel.“

„Unser Edward hier mag auch gerne Klassik“, griente Emmett. Bella ignorierte seinen Ton und sah zu Edward. „Wirklich?“

„Ja, ich stehe nicht so auf diese ganzen neumodischen Sachen wie House oder Techno. Da sind mir Vivaldi und Mozart schon lieber.“

„Mir auch“, gab Bella sofort zu. In dem Moment fiel ihr auch etwas ein, was Alice ihr erzählt hatte. „Du spielst Klavier, oder?“

„Ja.“ Edward sah kurz zu Alice hinüber, die ihn angrinste.
 

„Es muss schön sein Klavier spielen zu können.“

„Es hat seine Reize. Und es ist sehr entspannend. Was machst du um dich zu entspannen?“

„Meistens höre ich Musik oder lese etwas. Dann kann ich in die Welt des Buches eintauchen und alles vergessen.“

„Was liest du denn so?“, fragte Edward interessiert nach.

„Auch bei den Büchern bleibe ich eher bei den klassischen Werken. Sturmhöhe zum Beispiel oder Stolz und Vorurteil.“

„Dann hast du bestimmt auch den Film von 2005 gesehen, oder?“

„Ja, und ich war überrascht. Er ist recht gut gemacht. Keira Knightly spielt die Rolle der Lizzie wirklich nicht schlecht.“

„Rosalie liebt diese Schauspielerin“, warf Emmett ein.

„Sie ist auch gut. Und recht hübsch ist sie auch“, erwiderte Alice. „Aber am besten ist immer noch Simon Woods!“

„Quatsch, Matthew Macfadyen ist viel besser!“, warf Rosalie sogleich ein.

Sofort begannen die beiden sich über die Vor- und Nachteile der beiden Schauspieler zu äußern.

„Und wen bevorzugst du, Bella?“, fragte Edward nach.

„Natürlich den Mr. Darcy aus dem Buch“, sagte Bella wie aus der Pistole geschossen und Edward lächelte. „Natürlich. Übrigens, du bist wieder dran.“
 

Bella seufzte leicht, erhob sich und ging zu den Kugeln. Doch gerade als sie damit zur Bahn schritt, wurde die Musik ausgestellt und die Stimme einer Angestellten erklang. Diese verkündete, dass sie alle nun ein Spiel spielen würden. Die einzelnen Bahnen würden gegen einander antreten. Ziel war es möglichst verschiedene „Figuren“ zu werfen (also Vierer, Spares, Strikes, Splits etc.).

Resigniert senkte Bella den Kopf. Das konnte ja heiter werden. Sie würde ihrer Bahn sicherlich keine Punkte bringen. Zu allem Übel mussten sich nun alle Spieler die jetzt an der Reihe waren – also auch Bella – in Position begeben und auf das Signal der Angestellten hin zur gleichen Zeit werfen. Bella fühlte sich wie auf dem Präsentierteller und sie wurde noch nervöser, als sie eh schon war. Und natürlich versiebte sie das ganze erneut.
 

Resigniert trottete sie zu ihrem Platz zurück. „Mach dir nichts draus, Bella!“, rief Emmett. „Wir holen das schon wieder raus!“

„Sehr schmeichelhaft, Emmett“, fuhr Edward seinen Bruder an und stand seinerseits auf. Dabei legte er eine Hand sanft auf die Schulter von Bella und beugte sich zu ihr. „Es ist nur ein Spiel, setz dich selbst nicht so unter Druck. Und der Sekt, den es zu gewinnen gibt, schmeckt sicherlich scheußlich.“ Während Edward sprach, drang sein Atem warm gegen Bellas Ohr. Sie erschauerte leicht. Und das nicht, weil ihr die ganze Sache unangenehm war, sondern weil es so angenehm war. Leider löste Edward die Situation schnell wieder auf, indem er zur Bahn ging.

Mit klopfendem Herzen lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück und schloss für einen Moment die Augen. Als sie sie wieder öffnete, blickte sie in die lächelnden Augen von Alice.

„Habe ich dir zu viel versprochen?“, flüsterte sie ihr verschwörerisch zu.

Bella verstand die Anspielung auf Edward und schüttelte lediglich den Kopf. Doch das schien Alice schon Zeichen genug zu sein, denn sie grinste.
 

~*~
 

Während des Spiels um den Sekt wollte Edward natürlich kein Strike mehr gelingen. Doch das war ihm ziemlich egal, denn er hatte ernst gemeint, was er zu Bella gesagt hatte. Er legte keinen gesteigerten Wert darauf dieses Spiel zu gewinnen.

Für ihn war es das Schönste mit Bella dort zu sein. Einfach in ihrer Nähe zu sein. Sich mit ihr unterhalten zu können. Sie näher kennenlernen zu können.

Sie war einfach so ein wunderbares Wesen, innerlich wie äußerlich. Und wäre er nicht schon längst in sie verliebt gewesen, wäre er es spätestens jetzt. Er hatte sich nicht getäuscht, sie war einfach nur liebenswürdig.

Und auch in einer anderen Sache hatte er Recht behalten. Jetzt wo er sie hatte kennenlernen können, konnte er nicht in seine alten Verhaltensweisen zurückkehren. Er konnte nicht so tun, als würde er sie nicht kennen. Und er konnte auch nicht so tun, als würde er sie nicht lieben.
 

Es war unfair von ihm, aber er würde für Bella kämpfen. Er brauchte sie an seiner Seite. Mit ihr fühlte er sich lebendiger, fröhlicher. Es war, als wäre sie für ihn bestimmt – sein Gegenpart. Er konnte es nicht zulassen, dass ein anderer sie ihm wegnahm.

Edward hatte genau die Blicke der anderen Männer gesehen, die sie während ihres Spiels beobachtet hatten. Und es hatte ihm überhaupt nicht gefallen. Sie gehörte ihm. Zumindest fühlte er so. Er wusste, dass das nicht gerechtfertigt war. Menschen konnte man nicht besitzen. Man konnte nur zu jemandem gehören. Und er wünschte Bella würde zu ihm gehören.
 

Er blickte neben sich und sah in ihr lächelndes Gesicht. Sie unterhielt sich gerade mit Emmett, der sie immer wieder zum Lachen brachte. Ab und zu mischte sich Alice in die Unterhaltung ein und Jasper hatte ab und zu auch etwas zu sagen. Nur Rosalie verhielt sich auffällig still. Sie mochte nunmal keine Fremden. Aber sie würde sich an Bella gewöhnen müssen, denn von nun an würde sie zu ihnen gehören. Und das nicht nur, weil er sie liebte, sondern auch weil sie zu Alice bester Freundin geworden war. Diese Entwicklung hatte ihn sehr gewundert, schließlich waren die beiden sehr unterschiedlich. Aber Gegensätze zogen sich ja bekannter Weise an.
 

~*~
 

„Was studierst du eigentlich, Edward?“, wandte sich Bella an ihren Sitznachbarn. Dieser drehte sich zu ihr um und erwiderte: „Global Health.“ Bella runzelte die Stirn. „Und was macht man hinterher damit?“

Edward lächelte. „Das fragen viele. Es ist ein sehr interdisziplinäres Fach, bei dem sich aber alles um Gesundheit dreht. Ich könnte also in viele Bereiche gehen. Gesundheitsbildung,

-beratung, -management und so weiter. Mein Wunsch wäre es aber bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) anzufangen, um für die Gesundheit der Menschen zu arbeiten.“

„Und warum hast du dich für Global Health und nicht für ein Medizinstudium entschieden?“

„Wenn man als Arzt arbeitet – so wie mein Vater – kümmert man sich um die Gesundheit Einzelner. Bei Global Health schaut man sich aber viel mehr die Gesundheit der Gesamtbevölkerung, beziehungsweise spezieller Bevölkerungsgruppen, an und kann auch präventiv arbeiten.“

Bella nickte. „Das ist ein ziemlich guter Ansatz.“ Die beiden lächelten sich an.
 

„Und was hast du nach deinem Studium vor, Bella?“

„Nun, mein Studium ist auch sehr interdisziplinär, das haben wir also gemeinsam. Im Gegensatz zu dir, weiß ich aber noch nicht so genau, wo ich hin möchte. Ich habe aber vor in nächster Zeit mal ein Praktikum in einem Museum zu machen und mal zu gucken, wie mir die Arbeit dort gefällt.“

„Das ist doch ein ziemlich guter Plan. Möchtest du denn in Arizona bleiben?“

„Wenn es geht schon. Ich liebe einfach die Gegend und das Klima hier. Mein Vater wohnt in einem kleinen Ort in Washington und dort regnet es fast die ganze Zeit. Das wäre nichts für mich.“

„Unsere Eltern wohnen auch in Washington!“, rief Emmett erstaunt aus, bevor Edward auch nur ein Wort sagen konnte.

„Echt? Die Welt ist klein.“

„Stimmt. Wir fanden das Wetter in Washington übrigens auch grausam, deswegen sind wir auch hierher gezogen. Zum Glück, denn sonst hätte ich meine Rosie nicht kennengelernt!“ Emmett sah seine Freundin mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht an. Diese erwiderte das Lächeln, jedoch nicht ganz so enthusiastisch wie Emmett. Dann stand sie auf und ging zur Bahn, da wieder sie an der Reihe war. Das Spiel war inzwischen längst zu Ende. Die Bahn neben ihnen hatte gewonnen, da die Spieler dort anscheinend Profis waren.
 

Nach einer Zeit war jedoch ein zweites Spiel fällig. Auf der Leinwand wurden Autos gezeigt. Jedes Auto stand für eine Bahn. Und das Auto bewegte sich nur auf die Ziellinie zu, wenn auf der Bahn Strikes und Spares geworfen wurden. Bei einem Strike durfte das Auto sogar zwei Schritte vorwärts. Bella stöhnte nur auf, als sie hörte, dass wieder ein Spiel gespielt werden sollte. Die anderen lächelten sie nachsichtig an. „Tröste dich Bella, bei diesen Spielen scheint uns alle das Glück zu verlassen.“

„Tja, aber euch verlässt das Glück nur, ich habe überhaupt keins.“

„Sag das nicht, du brauchst einfach nur mehr Übung“, meinte Alice fröhlich, die sich auf das Spiel freute. So wurde ihr Ehrgeiz geweckt.

„Na ja, ich weiß nicht. Wenigstens ist dieses Mal Rosalie als Erstes dran.“

Doch auch Rosalie schien das Glück verlassen zu haben, denn sie warf nur in die Rinne. Mürrisch kehrte sie zu dem Tisch zurück. Emmett versuchte sie aufzuheitern, doch es wollte ihm nicht so recht gelingen. Stattdessen warf Rosalie Bella einen bösen Blick zu, so als wäre diese Schuld an ihrem Pech. Bella sackte daraufhin ein bisschen tiefer in den Stuhl. Als Edward dieses sah, warf dieser wiederrum Rosalie einen nicht gerade freundlichen Blick zu. Dann rutschte er ein wenig näher an Bella heran. „Kümmere dich nicht um Rosalie. Ich hab dir ja gesagt, die ist gegenüber Fremden immer etwas komisch.“

Bella nickte, schien aber nicht ganz überzeugt. Dieses Mal schien sie auch sogar erleichtert zu sein, als sie an der Reihe war, denn so konnte sie Rosalies Blicken entgehen.
 

Wie immer griff sie nach einer violetten Kugel und warf diese auf die Bahn. Sie rechnete damit, dass die Kugel sofort wieder in der Rinne verschwinden würde. Doch erstaunlicherweise lief die Kugel dieses Mal recht gradlinig auf die Pins zu. Mit leicht geweiteten Augen sah Bella zu, wie die Hälfte der Pins fielen.

„Ich hab getroffen“, murmelte sie fassungslos zu sich selber. Dann breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Freudestrahlend drehte sie sich zu den anderen um, die sie ebenfalls anlächelten (ausgenommen Rosalie, die nur noch finsterer dreinblickte). Schnell wandte sich Bella wieder den Kugeln zu. Vielleicht hatte sie jetzt ja endlich die ersehnte Glückssträhne. Die sollte sie nutzen. Also ließ sie die nächste Kugel auf die Bahn sausen.

Und das zunächst unmöglich geglaubte passierte – alle restlichen Pins fielen um. Für einen Moment stand Bella bewegungslos da, während hinter ihr begeisterter Applaus ertönte. Doch auch als sie den Applaus hörte, konnte sie es noch nicht so ganz glauben. Sie hatte tatsächlich einen Spare geworfen. Schnell blickte Bella zu der Leinwand und sah, wie ihr Auto den ersten Schritt vorwärts tat. Und dadurch begriff sie, dass sie es endlich geschafft hatte für ihre Mannschaft einen Punkt zu machen.
 

Begeistert begann Bella leicht auf und ab zu hüpfen. Doch das hätte sie bei ihrem Geschick lieber nicht machen sollen. Denn der Boden unter ihren Füßen war rutschig. Und so passierte das, was Bella die ganze Zeit befürchtet hatte. Sie rutschte aus und fiel dem Boden entgegen. Reflexartig schloss Bella die Augen und rechnete jeden Moment mit dem harten Aufprall. Doch dieser passierte nicht, denn sie landete in weichen Armen, die sie auffingen und sie vor dem Aufprall beschützten.

„Nicht so stürmisch“, flüsterte ihr eine sanfte Stimme ins Ohr. Ruckartig öffnete Bella ihre Lieder wieder und blickte in grüne Seelenspiegel, die sie anfunkelten.

Bella wurde schlagartig hochrot im Gesicht. Einerseits weil sie sich schämte sich tatsächlich blamiert zu haben und andererseits weil Edward sie ziemlich verlegen machte. Ihr Herz in ihrer Brust schlug Purzelbäume. Diese Augen hatten es ihr wirklich angetan. Wieder war sie nicht fähig ihren Blick von seinem zu lösen. Und so standen sie eine Weile Arm in Arm da und sahen sich nur stumm in die Augen.
 

Dann ging jedoch eine Bewegung durch Edwards Körper und er lehnte sich leicht nach vorne. Unheimlich sanft drückte er ihr einen leichten Kuss auf die Stirn. „Glückwunsch, Bella“, murmelte er, richtete sich dann wieder auf und löste langsam seine Arme von ihrem Körper. Dann wandte er sich den Kugeln zu, um selber zu werfen. Bella stand – wieder einmal – wie erstarrt da. Hatte Edward sie gerade wirklich geküsst? Gut, es war nur ein Kuss auf die Stirn gewesen, aber trotzdem. Leicht taumelnd ging sie zurück zu den anderen.

„Naaaa?“, griente Alice ihr entgegen. „Jetzt hast du wohl doch eine Glücksträhne was?“ Sie zwinkerte und Bella wusste, dass sie nicht nur das Glück im Spiel meinte.

„Scheint so“, antwortete sie leicht atemlos und ließ sich auf ihren Stuhl fallen. Die nächsten Minuten nahm sie kaum etwas um sich herum war. Daher musste sie auch angetippt werden, als sie wieder an der Reihe war. Und erstaunlicherweise hielt ihr Glück an. Dank ihrer Hilfe wanderte ihr Auto immer weiter nach vorne und befand sich auf gleicher Höhe, wie das Auto von der Bahn neben ihnen.
 

~*~
 

Die akute Glücksträhne von Bella entging den Spielern neben ihnen natürlich nicht, woraufhin sie Bella bewundert mussten. Das wiederrum ging Edward jedoch vollkommen gegen den Strich und er warf ihnen böse Blicke zu.

„Beruhige dich, Bruderherz“, meinte Emmett leicht spöttisch, als er Edwards Feindseligkeit bemerkte. „Noch gehört sie nicht zu dir.“

„Das weiß ich“, zischte Edward. „Aber das heißt noch lange nicht, dass es mir gefallen muss, wie sie sie anstarren.“

„Natürlich nicht Edward, aber halt dich trotzdem ein wenig zurück. Nicht alle Frauen mögen besitzergreifende Männer“, warf Alice ein. Daraufhin grummelte Edward nur leicht und Alice kicherte. „Aber du machst deine Sache dennoch recht gut. Bella scheint dich ja schon sehr zu mögen.“

„Meinst du?“, fragte Edward zweifelnd nach und sah in die Richtung von Bella, die gerade darauf wartete, dass die Bahn wieder freigegeben wurde.
 

„Ich bin mir sogar ziemlich sicher. Aber versuch es trotzdem nicht zu überstürzen. Du hast jetzt ein Jahr damit verbracht sie anzusehen. Also lass es jetzt auch langsamer angehen. DU magst sie vielleicht schon länger kennen, aber sie dich nicht.“

„Ich weiß. Ich hatte nicht vor über sie herzufallen.“

„Oh, und war das dann mit dem Kuss eben?“, fragte Emmett grinsend nach.

„Das war ein Impuls. Außerdem war es nur ein Kuss auf die Stirn.“

„Oh, natürlich!“, sagte Emmett spöttisch. „Und du hast sie auch überhaupt nicht an dich gezogen und sie eine Zeitlang nicht losgelassen, sodass die anderen schon komisch geguckt haben.“

Daraufhin zuckte Edward nur mit den Schultern und schwieg, da Bella zum Tisch zurückkehrte.
 

Am Ende siegten wieder die Männer von der Bahn neben ihnen. Aber es war ein Kopf an Kopf Rennen gewesen. Sie gratulierten ihnen, wobei Edward bei seinem „Gratuliere“, eine ziemlich finstere Miene verzog. Dann griff er schnell nach Bellas Hand und zog sie von ihnen weg. Es war an der Zeit zu gehen. Leicht zog er Bella mit sich zu seinem Auto. Fragend sah diese ihn an. „Ich dachte, ich fahre mit Alice mit?“

„Die möchte gerne mit Jasper fahren und hat mich gefragt, ob ich dich mitnehme. Ich hoffe, das ist in Ordnung für dich?“

„Natürlich“, beeilte sich Bella zu sagen. Sie hatte absolut nichts dagegen – im Gegenteil.

Edward lächelte und öffnete ihr Gentlemanlike die Beifahrertür seines silbernen Volvos.

„Danke“, sagte Bella leise und ließ sich auf den Autositz sinken. Edward schloss die Tür hinter ihr und stieg dann auf seiner Seite ein.

„Dann wollen wir mal“, sagte Edward lächelnd zu Bella und trat aufs Gaspedal.
 

~*~*~*~*~
 

Bella: http://www.polyvore.com/bella_beim_ersten_treffen_mit/set?id=39065868

Alice: http://www.polyvore.com/cgi/set?id=39065935&.locale=de

Rosalie: http://www.polyvore.com/cgi/set?id=39065968&.locale=de

Emmett und Jasper: http://www.polyvore.com/cgi/set?id=39066011&.locale=de
 

So, ich hoffe ihr seid zufrieden. Edward scheint ja gute Fortschritte bei Bella zu machen, oder was meint ihr? Ob er wirklich für sie kämpfen wird? Oder wird er wieder in seine alten Muster zurückfallen? Wir werden sehen…
 

Das Kapitel baut übrigens hauptsächlich auf meinen eigenen Erfahrungen auf. Fast genauso lief es nämlich bei meinem ersten Bowlingspiel ab – nur leider hatte ich keinen Edward in meiner Nähe. Schade aber auch. Edwards Studiengang hab ich übrigens auch von mir geklaut. Im Bachelor hab ich etwas Ähnliches studiert =)
 

Ich hoffe man sieht, bzw. liest sich beim nächsten Kapitel.

Eure Arashi

Erstes Date

„Uuuuund?“, quietschte Alice Bella ins Ohr, sodass diese den Hörer ein Stück entfernt von ihrem Ohr hielt.

„Hat dir Edward nichts erzählt? Du wohnst doch mit ihm zusammen?!“, versuchte Bella sich um eine Antwort zu drücken.

„Ich möchte es aber von dir hören.“

„Was für einen Sinn hat das, wenn du schon weißt, dass er mich gefragt hat, ob wir ausgehen?“ Bella konnte es immer noch nicht fassen. Der so-perfekte-Edward hatte tatsächlich sie die so-durchschnittliche-Bella um ein Date gebeten. Sie war so überrascht gewesen, dass sie einige Zeit lang gar nichts hatte sagen können. Doch als sich sein Gesichtsausdruck von erwartungsvoll zu enttäuscht gewandelt hatte, hatte sie sich beeilt ihre Zustimmung zu formulieren. Wie hatte er nur denken können, sie würde ablehnen? Sicher hatte er noch nie eine Absage bekommen.

„Das ist so toll!“, riss Alice’s begeisterte Stimme sie aus ihren Gedanken. „Was wirst du anziehen?“

„Das weiß ich doch jetzt noch nicht, Alice! Er hat mich Freitag - als er mich nach Hause gebracht hat - gefragt und wir treffen uns erst Samstag!“

„Na und? Man kann sich nie früh genug vorbereiten!“

Bella seufzte ins Telefon.
 

„Aber wie gut, dass du mich hast. Ich dachte an das rote Oberteil mit der Schnalle, das wir gekauft haben. Dazu einen Minirock und…“

„Stopp, Alice! Ich ziehe ganz gewiss keinen Minirock an!“

„Aber wieso denn nicht?“

„Erstens, weil ich nicht weiß, wo wir hingehen. Zweitens, weil ich mich dann nicht hinsetzen kann ohne Angst zu haben, dass mir jemand unter den Rock guckt. Drittens weil mir so etwas nicht steht. Und viertens weil Edward mich nicht für billig halten soll!“

„Ich bin sicher es würde dir stehen. Und Edward hält dich bestimmt für vieles, aber nicht für billig. Und deine ersten zwei Argumente habe ich vergessen.“

„Ich werde eine Jeans anziehen, Alice.“

„Och man!“

„Ich bin immer noch eine Frau“, scherzte Bella.

„Haha, du weißt, was ich meine! Aber ziehst du wenigstens dein rotes Oberteil an?“

Bella seufzte resigniert. „Na gut, du hast gewonnen!“

„Yippie!“

„Ich muss jetzt aber auch auflegen, Alice. Ich muss jetzt in den Untergrund.“

„Ui, dann wünsche ich dir viel Spaß dort. Wir reden dann später weiter!“, rief Alice gut gelaunt und legte auf.
 

Bella konnte über ihre Freundin nur die Augen verdrehen. Was sollte sie in der U-Bahnstation denn bitte für Spaß haben? Wenigstens war sie heute pünktlich dran, sodass sie nicht rennen musste. Und vielleicht sah sie Edward ja auch schon jetzt wieder? Sie betete, dass es so war, aber eigentlich wollte sie sich keine zu großen Hoffnungen machen, die dann doch nur enttäuscht wurden.

Doch sie wurden nicht enttäuscht, denn tatsächlich stand Edward am Bahnsteig. Einen Moment bliebt sie wie erstarrt auf der Treppenstufe stehen, schalt sich dann aber eine Närrin und ging schnell zu ihm. Er sah ihr bereits entgegen und begrüßte sie mit einem breiten Lächeln. „Hey, Bella!“

„Hey, Edward“, antwortete sie und erwiderte das Lächeln – sie konnte nicht anders.

„Wie geht es dir heute?“

„Mir geht es gut, danke. Und dir?“ Ihr ging es sogar mehr als gut, jetzt, wo sie in seiner Nähe war.

„Blendend“, strahlte er. „Obwohl mich Alice gelöchert hat.“

„Mich hat sie auch schon angerufen“, erwiderte sie lächelnd.

„Typisch, Alice! Sie kann ganz schön neugierig sein.“

„Das stimmt auf jeden Fall.“
 

„Ich hoffe, du bereust deine Zusage noch nicht über unsere Verabredung am Samstag?“ Er fragte scheinbar lässig nach, doch sie bildete sich ein Nervosität in seinem Blick zu erkennen.

„Nein“, antwortete sie simpel, aber bestimmt. „Ich freue mich schon auf Samstag“, wagte sie dann hinzuzusetzen.

Ihre Antwort sorgte für ein breites Grinsen auf seinem Gesicht. „Das ist schön, weil ich mich nämlich auch freue.“

„Aber ich würde mich noch mehr freuen, wenn ich wüsste, wohin es geht.“

„Keine Chance, das ist eine Überraschung!“

„Ich mag keine Überraschungen“, maulte sie leise.

„Diese wirst du mögen, ich verspreche es.“

„Das glaube ich auch, aber trotzdem.“

Edward lächelte nur, aufgrund ihrer Sturheit. Aber er schien die ganze Zeit zu lächeln, jetzt, wo sie bei ihm war. Er war einfach nur froh, ihr endlich nahe sein zu können. Er wusste, dass es seine eigene Schuld war, dass er es bisher nicht getan hatte. Aber nun würde er in ihrer Nähe bleiben, wenn sie es erlaubte. Er war bereits süchtig nach ihrer Nähe.
 

Die Bahn fuhr ein und unterbrach seine Gedanken. Ganz der Gentleman der er war, ließ er sie zuerst einsteigen. Da es keine Sitzplätze mehr gab, steuerte Bella auf die Haltegriffe zu. Edward stellte sich neben sie und fühlte sich daran erinnert, als er ihr das erste Mal etwas näher gekommen war. Auch dieses Mal schwankte Bella etwas, als die Bahn anfuhr und Edward schlang sicherheitshalber einen Arm um sie, um ihr mehr Stabilität zu geben.

Diese Handlung ließ Bella natürlich sofort hochrot anlaufen. Sie hoffte, dass er nicht dachte, dass es eine Masche von ihr war, um sich an ihn ranzuschmeißen.

Doch er war weit entfernt davon solches von ihr zu denken. Aus Erfahrung wusste er einfach, dass ihr Gleichgewichtssinn nicht sonderlich ausgeprägt war.

„Danke“, nuschelte Bella leise.

„Kein Problem, Bella. Ich habe dir doch schon letztes Mal gesagt, dass ich es gerne tue.“

„Es ist peinlich.“

„Finde ich nicht.“ Wie um es zu beweisen, zog er sie demonstrativ noch etwas näher an sich heran, sodass ihr Körper an seinen lehnte. Bellas Röte verstärkte sich noch, aber sie wehrte sich nicht. Stattdessen grub sie ihre Nase leicht in sein Oberteil, um seinen herrlichen Geruch etwas besser auffangen zu können.
 

Auf die anderen Bahnfahrer mussten sie wie ein Pärchen wirken. Doch das störte Bella nicht. Wie könnte sie sich je für einen Partner wie Edward schämen? Wahrscheinlich fragten sich die Leute eher, was Edward mit so einem Mädchen wie ihr wollte. Aber auch daran wollte sie im Moment nicht denken, sie wollte es einfach nur genießen ihm so nahe zu sein. Wer wusste schon, wie oft sie das noch konnte?

Doch wie sich zeigte, würde sie das sehr oft tun können, denn sie fuhr fast immer mit Edward zusammen Bahn. Sie wunderte sich schon, dass sie ihn nie früher bemerkt hatte, wo sie doch fast immer zur selben Zeit fuhren. Aber darüber nachzudenken was sie verpasst hatte erschien ihr sinnlos. Vielmehr genoss sie die Zeit, die sie mit ihm verbrachte. Zwar war es nie lange, aber manchmal trafen sie sich zweimal am Tag – auf der Hin- und auf der Rückfahrt. Jedes Mal stand Edward neben ihr und bewahrte sie davor hinzufallen. Wenn er dann einmal nicht da war, fiel es ihr umso schwerer ihr Gleichgewicht zu halten. Sie begann sich bereits auf ihn zu verlassen und das nach noch nicht einmal einer Woche.
 

Alice war völlig aus dem Häuschen, als sie von dieser Entwicklung erfuhr. Doch Bella versuchte sie zu bremsen, schließlich waren sie noch kein Paar. Alice verdrehte dann immer nur die Augen und meinte, es sei nur noch eine Frage der Zeit. Und tatsächlich schien die Zeit bis zum erwarteten Samstag wie im Flug zu vergehen.

Bella hielt sich an ihr Versprechen und zog das rote Oberteil mit der Schnalle an. Dazu wählte sie eine schlichte Jeans und silberne Ballerina. Sicherheitshalber nahm sie sich noch eine Jacke mit. Auch wenn es in Arizona am Tag fast nie kalt war, so konnte es nachts schon ganz schön frisch werden. Und so war sie immerhin vorbereitet. Beim Schmuck entschied sie sich nur für silberne Kreolen – sie war nicht der Fan von zu viel Schmuck. Auch zu viel Make-up lag ihr eigentlich nicht, aber auf Anraten von Alice wählte sie einen Lippenstift in der Farbe des Oberteils. Dazu Mascara und schwarzen Nagellack – fertig. Sie fand, das Outfit sah hübsch, aber nicht zu aufgetakelt aus, also perfekt.

Nun wartete sie gespannt auf Edward. Und diese paar Minuten schienen leider nicht so schnell zu vergehen, sondern sich zäh wie Kaugummi hinzuziehen. Immer wieder fummelte Bella nervös an ihren Haaren herum. Plötzlich war es ihr genug und sie band sie zu einem Dutt hoch. So zerrte sie zumindest nicht mehr an ihren Haaren.
 

Und in dem Moment wo die Frisur saß, klingelte es an der Haustür. Nun noch angespannter, öffnete Bella die Haustür. Doch als sie Edward sah, ließ die Anspannung nach. Er sah einfach nur fantastisch aus – aber das tat er ja immer. Erleichtert stellte sie fest, dass auch er eine Jeans trug. Ihr Blick wanderte höher und sie musste lachen – auch er trug ein rotes Oberteil – ein Poloshirt um genau zu sein. Er stimmte in ihr Lachen ein.

„Wir passen genau zusammen.“

„Scheint so“, antwortete Bella und errötete leicht. Sie war sich nicht sicher, ob er nur ihr Outfit meinte. „Also, wo gehen wir hin?“, lenkte Bella das Gespräch auf ein anderes Thema.

„Das wirst du sehen, wenn du mitkommst.“ Er bot ihr seinen Arm, den sie dankend annahm. Welcher Mann heutzutage war schon so galant, den Arm anzubieten? Sie konnte sich nicht erinnern, dass das je zuvor jemand bei ihr gemacht hatte. Aber das war nur noch ein Pluspunkt für Edward – als hätte er nicht schon genug.

Auch als sie beim seinem Auto ankamen, war er der reinste Gentleman und öffnete ihr die Tür. Lächelnd ließ sie sich in ihren Sitz gleiten. Edward schloss die Tür und stieg dann selbst auf der Fahrerseite ein.
 

„Ich hoffe, du magst Italienisch“, sagte Edward in die Stille hinein.

„Bei einem Namen wie Bella?“, sagte sie lächelnd.

Edward lachte. „Stimmt.“

„Also gehen wir in ein italienisches Restaurant?“

„Nein.“

„Wohin dann?“

„Du lässt wohl nicht locker, was?“

„Nein“, grinste Bella und sah schelmisch zu ihm herüber.

„Aber ich gebe nicht nach. Du wirst dich gedulden müssen.“

„Geduld ist nicht gerade meine Stärke.“

„Das macht nichts, du hast genügend andere Stärken.“

Bella wurde erneut rot bei diesem Kompliment. „Aber du kennst mich doch noch gar nicht richtig“, sagte sie sehr leise. Doch er hatte sie verstanden und sah kurz zu ihr herüber: „Das was ich bereits über dich weiß offenbart mir genug, um das wissen zu können.“ Er schwieg kurz, bevor er fortfuhr: „Aber ich würde dich wirklich gerne noch näher kennenlernen, Bella. Ich möchte so viel wie möglich über dich wissen.“
 

„Dann frag mich etwas, das du wissen möchtest.“

„Was ist dein Lieblingsessen?“, kam wie aus der Pistole geschossen. So als habe er nur darauf gewartet ihr diese Frage stellen zu können. Sie lachte auf und er sah sie verwirrt an. „Was?“

„Das ist deine erste Frage an mich?“

Nun grinste er. „Nun, ein wenig wie deine Lieblingsmusik und Lieblingsbücher durfte ich ja schon über dich erfahren. Und da wir eben übers Essen sprachen fiel mir diese Frage als Erstes ein.“

Bella nickte. Das klang logisch. „Spagetti.“

„Spagetti? Wirklich?“

„Ja, ich mache meinem Namen alle Ehre.“

Edward lachte. Er hatte schon geahnt, dass sie etwas Simples sagen würde. Kein aufwendiges Essen war ihr Lieblingsgericht, sondern Spagetti. Das war eines der Sachen, wofür er sie noch ein wenig mehr lieben konnte. Er fragte sie noch weiter aus, bis sie dort angekommen waren, wo er hinwollte. Es war der South Mountain Park. Ein solcher Park, der typisch für die Gegend war. Es gab viel Berge und Wüstenlandschaft zu sehen. Er fand den Ausblick besonders spektakulär, insbesondere von der kleinen Ramada*, die er gemietet hatte. Zum Glück gab es dort extra Parkplätze, sodass er das Essen nicht Kilometerweit schleppen musste.
 

Bevor er jedoch das Essen auspackte ging er schnell auf die Beifahrerseite, um Bella die Tür zu öffnen. Diese stieg schnell aus und sah sich um. Dann erblickte sie die kleine Ramada und ihr Blick weitete sich.

„Du hast doch nicht etwa…“

„Eine Ramada für uns gemietet? Doch, hab ich“, beendete er ihren Satz und holte alles Notwendige aus dem Kofferraum. „Da du italienisch magst, wirst du die Antipasti sicher auch mögen. Ich habe auch etwas zum Grillen dabei.“

„Aber… aber… die Ramadas mietet man doch sonst nur für Partys mit mehreren Leuten.“

„Ich nicht. Ich wollte gerne allein mit dir sein. Oder hast du etwas dagegen?“, fragte er etwas panisch nach. Vielleicht vertraute sie ihm ja noch nicht genug, um sich allein in einem Wüstenpark mit ihm aufzuhalten.

„Das ist es nicht. Es ist fantastisch aber… das ist doch viel zu aufwendig und zu teuer.“

Edward lachte befreit. „Mach dir darum mal keine Gedanken. Und nun komm!“ Er nahm das Essen in eine Hand und griff mit der anderen nach ihrer, um sie mit sich zu ziehen.
 

Unter der kleinen Unterkunft mit Dach angekommen stellte er alles ab und warf schon mal einen der Grills an, die ihnen Verfügung standen. Die Sache mit dem Grill hatte drei Vorteile: Man konnte leckeres Essen damit machen, es hielt warm und sah schön aus. Er hatte alles geplant, damit ihr erstes Date auch ja positiv verlief. Er hatte lange überlegt, was er machen konnte. Kino hielt er für ziemlich gedankenlos, außerdem konnte man sich dort nicht unterhalten. Restaurants waren meistens überfüllt. Also hatte er sich für ein Picknick entschieden und wo konnte dieses besser stattfinden, als in einem Park, wo man eine fantastische Aussicht hatte?
 

~*~
 

Während Edward das Essen vorbereitete, war Bella immer noch sprachlos. Ramadas waren für Partys mit 80 bis 150 Leuten gedacht und nicht für ein Picknick zu zweit. Natürlich war es trotzdem toll – sogar noch umso schöner, da man die Gegend ohne Partylärm in Ruhe bestaunen konnte, aber so etwas musste doch teuer sein. Es war schon recht viel Aufwand für ein einfaches Date. Aber bei Edward schien es einfach nicht zu geben. Er hatte sich so viel Mühe und Gedanken gemacht. Ob er das für jede tat?

Bella schüttelte über sich selbst den Kopf. Was dachte sie nur? Alice hatte ihr doch selbst erzählt, dass er kein Player war und sie glaubte Alice. Außerdem hatte sie Edward in den paar Tagen selbst kennengelernt und er schien sich für keine der Frauen zu interessierten, die um seine Aufmerksamkeit buhlten – außer ihr. Das war eine Sache, die sie immer noch nicht verstand. Warum sie? Er konnte jede haben. Also warum? Sie beschloss ihn im Verlaufe des Abends danach zu fragen. Aber nun wollte sie es erst einmal genießen.

Also ging sie zu ihm herüber und betrachtete die Speisen: Tomate-Mozzarella, Bruschetta, Parmaschinken mit Melone und eingelegtes Gemüse.
 

„Du hast dir wirklich viel Mühe gemacht.“

„Für dich nur das Beste“, lächelte er sie an. „Außerdem muss ich leider zugeben, dass ich kein besonders guter Koch bin. Die Antipasti waren da nicht so schwer und Grillen kann ich immerhin.“

Bella lachte. „Das ist doch immerhin etwas! Und wenn du möchtest, kann ich für unsere nächste Verabredung etwas kochen.“

Er unterbrach sofort alle seine Tätigkeiten und sah sie erstaunt an: „Du möchtest dich also wieder mit mir treffen?“

„Natürlich, Edward.“

„Und was wenn diese Verabredung total schlimm für dich wird?“

„Das wird sie nicht, dass weiß ich. Und wie kann sie auch, bei dem, was du alles getan und arrangiert hast.“

„Aber vielleicht versaue ich trotzdem alles.“

Nun ging Bella auf ihn zu und legte ihm eine Hand auf die Wange. Sie staunte in diesem Moment über sich selbst. Normalerweise war sie mit Männern sehr schüchtern. „Ich weiß schon, dass du es nicht tust. Dafür bist du zu perfekt, Edward.“
 

Nun verfinsterte sich seine Miene, obwohl ihre Worte positiv gemeint waren. „Ich bin weit davon entfernt perfekt zu sein, Bella. Auch ich habe meine Fehler.“

„Das kann ja sein, aber bis jetzt habe ich sie nicht bemerkt. Aber auch ich möchte dich gerne näher kennenlernen, Edward.“

Edward lächelte etwas gezwungen. „Vielleicht entdeckst du dann doch etwas, das dir nicht gefällt.“

„Das kann ich einfach nicht glauben. Warum denkst du selbst so schlecht über dich, Edward?“

Er seufzte. „Das kann ich dir jetzt noch nicht sagen. Aber ich bin ein Wrack, Bella. Zumindest das solltest du jetzt schon wissen.“

Bella schüttelte nur den Kopf. Er wollte noch etwas sagen, doch sie legte ihm einen Finger an seine Lippen. „Lass es mich selbst herausfinden. Und lass uns jetzt diese Zeit genießen. Es wird eine andere Zeit geben, wo wir über die Fehler des anderen reden können.“

Edward griff nach ihrer Hand und küsste den Finger, den sie an seine Lippen gehalten hatte. „Du hast Recht. Nun bin ich schon dabei es zu versauen, indem ich die Stimmung trübe.“
 

Bella schüttelte nur wieder den Kopf und lächelte ihn an. Er erwiderte es und wandte sich dann wieder dem Grill zu. Als dann endlich ein kleines Feuer brannte legte er das mittgebrachte Fleisch auf und drehte sich zu Bella, die sich bereits an den Tisch gesetzt hatte. Er setzte sich zu ihr und die beiden begannen zu essen. Nach einer gewissen Zeit begann Edward sie mit dem Bruschetta zu füttern. Folgsam öffnete Bella ihren Mund und ließ sich willig von ihm füttern. Dann spießte sie ihrerseits ein Stück Tomate-Mozzarella mit einer Gabel auf und hielt sie ihm hin. So fütterten sie sich gegenseitig eine Zeit lang, sodass sie fast das Fleisch vergaßen. Gerade noch rechtzeitig konnte Edward es retten.

Die beiden lachten und über diese Rettungsaktion in letzter Minute und machten sich dann über das Fleisch her. Auch hiermit fütterten sie sich wieder gegenseitig und erzählten sich lustige Geschichten aus ihren Leben.

So musste Bella von einigen peinlichen Unfällen berichten, die sie sich geleistet hatte: „Zu Weihnachten war ich mit meiner Mutter im Kaufhaus und wollte mich nach Geschenken umsehen. Aber da stand dann dieser schöne Tannenbaum, der so toll geglitzert hat. Da musste ich natürlich näher rangehen. Unglücklicherweise kam ein Kind von hinten angerannt und hat mich angerempelt. Somit habe ich dann die Tanne umarmt.“ Edward lachte. „Eigentlich wollte ich meiner Mutter nichts davon erzählen, aber der Glitzer hat wohl abgefärbt, denn sie fragte mich, warum ich silbern glitzerte. Also musste ich ihr erzählen, dass ich in den Weihnachtsbaum gefallen bin.“
 

„Mir scheint, ich darf wirklich keine Sekunde von deiner Seite weichen. Du scheinst Unfälle ja magisch anzuziehen.“

„Ja, das ist wohl so“, gab die errötende Bella zu. Edward lächelte nur. Er hatte sich schon immer danach gesehnt ein Beschützer zu sein. Vielleicht hatte er auch deswegen schon als Kind den Wunsch gehabt Soldat zu werden. Was Frauen anging waren diese heutzutage meist so selbstständig, dass sie keine Hilfe mehr brauchten. Es gab keine Drachen wie im Märchen, die man für sie bekämpfen konnte. Sie waren oft sogar beleidigt, wenn man ihnen Hilfe anbot, da sie dachten man unterschätze sie. Nicht das er der Meinung war Frauen hätten nicht das Recht selbstständig und unabhängig zu sein – so war das nicht. Aber er wünschte sich eben einfach jemanden zum Beschützen. Und Bella schien dafür ziemlich geeignet zu sein. Sie war zwar selbstständig, zog Unfälle aber wie magisch an, vor denen es sie zu beschützen galt. Er lächelte in sich hinein. Alice hatte Recht gehabt – Bella war die perfekte Frau für ihn. Aber nicht nur wegen der Sache mit den Unfällen. Sie war allgemein äußerst liebenswert. Selbst ihre ab und zu aufkommende Sturheit faszinierte ihn. Es gab bisher nichts, was er nicht an ihr mochte. Doch leider gab es viel an ihm, was sie nicht mögen könnte. Doch daran wollte er nun wirklich nicht denken. Bella hatte Recht gehabt – sie sollten die Zeit hier genießen.
 

Und da er es wirklich vorhatte, setzte er sich nun neben sie (während des Essens hatte er gegenüber von ihr gesessen). „Gefällt es dir hier?“, fragte er nach.

„Ja, sehr. Es ist wunderschön. Ich liebe es in der Natur zu sein. Alles hier ist so weit und in der Stadt ist man immer so eingeengt von den ganzen Gebäuden.“

„Das stimmt allerdings. Wir Menschen machen viel zu viel von der Natur kaputt.“

„Hmmm“, stimmte Bella zu. Sie fröstelte etwas.

„Ist dir kalt?“, fragte Edward sofort nach.

„Ein wenig. Es wird frisch abends.“

„Ich hole unsere Jacken aus dem Auto“, sagte Edward und sprang auf, um seinen Worten Taten folgen zu lassen. Bella fand es schade, dass er ging, aber er kam auch schnell wieder und reichte ihr ihre Jacke. „Danke“, sagte Bella lächelnd und ließ sich von ihm sogar beim Anziehen helfen. Als beide in ihre Jacken gehüllt waren, setzte er sich weder neben sie und schlang einen Arm um ihre Schultern. Als sie ihn daraufhin ansah grinste er schelmisch: „Nur damit uns schneller warm wird.“

Sie lächelte und ließ es nur zu gerne geschehen. Mit der Zeit die verging wagte sie es sogar sich etwas näher an ihn zu schmiegen.
 

Zwischen den beiden herrschte nun Stille, doch es war ein angenehmes Schweigen, keine peinliche Stille. Die beiden genossen einfach nur die Zeit, die sie miteinander verbringen konnten. Sie bereuten beide, als es Zeit zum Aufbruch wurde. Gerne hätten sie noch länger dort gesessen, aber mittlerweile wurde es doch ziemlich spät. Die Glut im Grill war bereits längst erloschen. Also packten sie ihre Sachen zusammen und fuhren dann in Richtung ihres Heims, wo Edward darauf bestand sie bis zur Tür zu bringen. Sie hatte natürlich nichts dagegen, so konnte sie noch etwas mehr Zeit mit ihm verbringen.

„Es war sehr schön, Edward“, sagte sie leise, als sie an ihrer Tür angekommen waren und sie diese aufschloss.

„Das fand ich auch.“

„Das nächste Mal bereite ich unser Essen vor.“

Er lächelte. „Das habe ich nicht vergessen.“

„Ich fürchte nur ich werde nicht mit so einer spektakulären Gegend aufwarten können und wir müssen mit meiner Wohnung vorlieb nehmen.“

„Das macht mir nichts aus, Bella. Im Gegenteil, ich freue mich deine Wohnung kennenzulernen.“

„Ich würde dich auch jetzt mir hereinbitten, aber…“

Dieses Mal war es Edward, der ihr einen Finger an die Lippen legte. „Du brauchst nichts zu sagen. Ich verstehe schon. Es ist spät und du bist müde. Also gute Nacht und schlaf schön, Bella.“ Er lehnte sich leicht vor und gab ihr einen sanften Kuss auf die Wange.
 

„Gute Nacht, Edward“, flüsterte Bella, wobei sie selber nicht wusste, warum sie flüsterte. Er lächelte sie noch einmal an und wandte sich dann zum Gehen. Bella stand einen Moment stocksteif da, fasste sich dann aber und rief: „Edward!“

Dieser blieb stehen und drehte sich fragend zu ihr um. Bella lief schnell auf ihn zu, packte mit beiden Händen seine Jacke und zog ihn zu sich herunter, bis seine Lippen ihre trafen. Dann ließ sie schnell wieder los, hauchte ein „und schöne Träume“ und rannte dann schnell in ihre Wohnung. In dieser angekommen schloss sie schnell die Tür, ließ sich dagegen fallen und rutschte langsam daran runter.

Als sie an der Tür gelehnt saß, fasste sie sich ungläubig mit einer Hand an ihre Lippen. Was hatte sie getan?
 

~*~
 

Edward stand währenddessen etwas verdattert vor der geschlossenen Tür. Dann griff auch er sich mit einer Hand an die Lippen. Nach kurzer Zeit begann er diese dann zu einem Lächeln zu verziehen. Bella hatte ihn von sich aus geküsst – und das auch noch auf den Mund. Dabei hatte er bereits vor diesem Kuss gedacht, dass es der beste Tag seines Lebens war und sie setzte dem ganzen noch die Krone auf! Sie war es, die perfekt war!

Sein Lächeln vergrößerte sich und er fürchtete, seine Mundwinkel würden gleich seine Ohren erreichen.

Er hatte ein wundervolles Date mit Bella gehabt.

Er hatte mehr über sie erfahren.

Er hatte sie gefüttert.

Er hatte sie im Arm gehalten.

Er hatte sie geküsst.

Sie hatte ihn geküsst.

Sie mochte ihn.

Er liebte sie.
 

~*~*~*~*~
 

*Ramada ist eine kleine Unterkunft mit einem Dach, aber keinen Wänden. Hier könnt ihr euch den Ausblick von der Ramada im South Mountain Park angucken (einfach spektakulär, ich will da auch hin): http://phoenix.gov/parks/reservnon.html
 

Bellas Outfit: http://www.polyvore.com/cgi/set?id=41387844&.locale=de

Edwards Outfit: http://www.polyvore.com/cgi/set?id=41387791&.locale=de
 

Wenn das nicht mal ein schönes (Kapitel-)Ende war, oder? Ich bin recht stolz auf dieses Kapitel. Eigentlich hatte ich ja gar nicht vor es zu schreiben und nun habe ich es in einem durch geschrieben (Anfang ca. 21 Uhr; Ende 02:17 Uhr)! Ich hoffe, es gefällt euch.

Darüber wo das Date stattfinden kann hab ich mir tatsächlich vorher lange Gedanken gemacht und ein Picknick schien mir passend. Ich bin wirklich neidisch auf Bella. Ihr auch?
 

Nun ja, genug geredet. Ich wünsche euch allen schon einmal einen guten Rutsch ins Jahr 2012, man sieht liest sich dann hoffentlich!
 

Liebe Grüße,

Arashi

Traute Zweisamkeit

Hallo Leute, tut mir Leid, dass ich so spät bin, hab's voll verplant! Jetzt aber viel Spaß mit dem nächsten Kapitel!
 

~*~*~*~
 

Bella war sehr nervös vor ihrem zweiten Date mit Edward. Zwar war man beim Ersten immer am meisten nervös, aber Bella war nun genauso nervös wie beim ersten Mal. Denn dieses Mal würde sie das Date planen. Edward hatte ein perfektes erstes Date organisiert, wie sollte sie da heranreichen? Aber sie würde ihr Bestes geben, um es so schön wie möglich zu machen.

Das Kochen für den Abend lenkte sie etwas von der Nervosität ab. Sie hatte beschlossen Lasagne zu machen und dabei auch die Nudelplatten selbst herzustellen. Schließlich war das ja ein einfacher Teig, den sie nicht vorkochen würde. Sie hielt nichts davon, schließlich kochte man ja diese fertigen Platten auch nicht vor, oder? Also brauchte man das für den frischen Teig auch nicht machen.

Gerade machte sich Bella daran die Zwiebeln, den Knoblauch und Speck in Olivenöl anzubraten. Währenddessen schnitt sie schnell die Möhren klein, damit diese kurz mitdünsten konnten. Dann kam das Hackfleisch dazu und wurde mit Brühe und Rotwein abgelöscht.

Dann kümmerte sie sich in einer anderen Pfanne um die Béchamelsauce.

Zu der Hackfleischsoße fügte sie später nur noch Salz, Pfeffer, Oregano, Zimt, Tomatenmark und Tomatenketchup dazu. Es war ihre eigene spezielle Kombination und sie fand, dass sie lecker schmeckte. Hoffentlich würde es Edward auch schmecken.
 

Als alle Bestandteile der Lasagne fertig waren, schichtete sie diese in einer gefetteten Auflaufform übereinander, bis alles aufgebraucht war. Die Krönung bildete ein Gemisch aus Mozzarella und Parmesan.

Für den Nachtisch brauchte sie nicht viel vorbereiten. Sie schnitt einfach etwas Obst. Es würde Schokoladenfondue geben. Das war einfach und schmeckte lecker.

Als sie auch damit fertig war, sprang sie schnell in die Dusche. Danach cremte sie sich ein. Danach überlegte sie lange was sie anziehen sollte, beschloss aber schließlich etwas Schlichtes und Bequemes zu wählen, da sie ja in der Wohnung bleiben wollten und sie wollte nicht overdressed wirken. Also fiel die Wahl wieder auf eine modische Jeans, ein weißes, geriffeltes Top mit schwarzen Punkten, eine Kette mit Anhänger und ihre geliebten Sneakers. Mit ihren Haaren gab sie sich dieses Mal besonders Mühe und versuchte sie lockiger zu tragen. Auf Make up verzichtete sie komplett. Wenn Edward sie nicht ungeschminkt mochte hatte es eh keinen Sinn, oder?

Bella warf einen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass es Zeit war die Lasagne in den Ofen zu schieben. Sie würde 30 Minuten brauchen.
 

Während die Lasagne also im Ofen war räumte Bella noch ein wenig auf. Eine viertel Stunde später klingelte es auch schon an der Tür und Bella beeilte sich aufzumachen.

Lächelnd blickte sie in Edwards Gesicht. „Hi, Bella.“ Er umarmte sie zur Begrüßung, was sie natürlich nur zu gerne geschehen ließ. Doch leider löste er sich auch viel zu schnell wieder von ihr. „Hey, Edward. Komm rein!“ Bella trat einen Schritt zurück und ließ ihn eintreten.

Man kam zuerst in den schmalen Flur, der schlicht in Weiß gehalten war. Rechts befanden sich ausschließlich ein paar Schränke und ein Spiegel.

Edward hängte schnell seine Jacke auf und ging weiter ins Wohnzimmer. Es war nichts spektakuläres, aber das Wohnzimmer war groß und hell.

„Nett habt ihr es hier“, lobte Edward.

„Ja, das stimmt. Meine Mutter wollte erst alles in Rot streichen, aber ich habe sie dazu bewegt es doch bei weiß zu lassen. Das ist zwar etwas schlicht aber…“

„Ich finde es schön. Gur zu wissen, dass wir denselben Geschmack haben“, unterbrach Edward sanft. Bella errötete leicht, nickte aber. Es freute sie, dass ihm die Wohnung zu gefallen schien.
 

Edward sah zu der Küche, die direkt mit dem Wohnzimmer verbunden war. „Es riecht lecker. Was gibt es denn?“

„Lasagne.“

„Ah, italienisch.“ Er lächelte leicht. „Aber Lasagne macht doch viel Arbeit. Du hättest dir nicht so viel Mühe machen müssen.“

„Kochen macht mir keine Mühe. Es macht Spaß. Du kannst dich gerne schonmal setzen. Die Lasagne ist eh gleich fertig.“

„Ich helfe dir lieber. Ich könnte zum Beispiel mein Geschenk aufmachen.“

Bella sah ihn fragend an. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass er etwas mitgebracht hatte. Aber Edwards Gesicht war auch viel zu einnehmend. Sie hatte seit er eingetreten war kaum mehr etwas anderes wahrgenommen. Daher holte sie das jetzt schnell nach.

Bella war erleichtert, dass er ebenso leger gekleidet war wie sie: Jeans und Shirt. Sie beide schienen wirklich einen ähnlichen Geschmack zu haben.
 

Gerade zog Edward eine Flasche Wein aus der Tüte und lächelte sie an. „Als hätte ich geahnt, was es gibt.“ Er zeigte mir die Flasche und ich las, dass es ein italienischer Wein war. „Wie passend. Aber der war doch sicher teuer.“

Edward machte nur eine wegwerfende Handbewegung. „Wenn du mir einen Öffner und Gläser gibst kann ich schonmal einschenken, während du dich um das Essen kümmerst.“

Sie stimmte zu und holte ihm das Gewünschte, damit er einschenken konnte. Sie selber warf währenddessen einen Blick in den Backofen. Die Lasagne war goldbraun von oben – perfekt. Also griff sie mir schnell zwei Topflappen und holte die Form heraus. Dann schnitt sie zwei Stücke heraus, legte sie auf die Teller und ging damit ins Wohnzimmer. Das Besteck, Servietten und ein Korb Brot stand schon dort auf dem Tisch. Edward hatte den Wein bereits eingeschenkt und warf nun einen Blick auf die Lasagne. „Das sieht fantastisch aus, Bella.“

„Ich hoffe es schmeckt auch so.“

„Bestimmt.“

Sie setzte sich ihm gegenüber und sie griffen nach ihren Weingläsern. „Auf einen wunderschönen Abend.“ Er sah Bella tief in die Augen und sie versank beinahe in dem funkelnden Grün. „Auf einen wunderschönen Abend“, wiederholte sie leise und sie stießen miteinander an. Dann nippten beide an dem Wein.

„Der ist köstlich. Hoffentlich kann meine Lasagne da mithalten.“

„Ich bin sicher, sie schlägt den Wein um Längen“, antwortete Edward überzeugt und griff nach dem Besteck.
 

Es schien Edward wirklich zu schmecken, denn er aß mit gesegnetem Appetit und schloss manchmal genießerisch die Augen. Ein größeres Kompliment gab es für sie nicht.

„Wo hast du so gut kochen gelernt?“, fragte Edward nach.

„Nirgendwo. Ich musste es mir selber beibringen. Meine Mutter ist keine sonderlich gute Köchin. Wenn ich mich also nicht nur von Tiefkühlkost und Tüten ernähren wollte, musste ich es lernen.“

„Beeindruckend. Und deine Mutter hast du heute aus der Wohnung verbannt?“

„Nein, sie ist eh für ein paar Tage weg. Sie hat einen Mann kennengelernt – Phil – und übernachtet jetzt bei ihm.“

„Ist das ein Problem für dich?“

„Das sie einen Mann kennengelernt hat? Nein, nicht wirklich. Es war eh klar, dass sie und Charlie nie wieder zusammen kommen. Sie sind einfach zu unterschiedlich. Mein Vater lebt gerne in seinem kleinen, verregneten Dorf und kümmert sich um die Probleme anderer Leute. Abends ist er dann gerne zu Hause, trinkt Bier und schaut sich die Spiele an. Meine Mutter dagegen braucht mehr Aktion. Sie ist immer gern auf Achse und liebt das sonnige Wetter hier in Phoenix. Soweit ich weiß ist Phil Baseballspieler und mit ihm würde sie viel herumkommen und immer neue Leute kennenlernen.“
 

„Und es stört dich nicht, dass sie mit ihm unterwegs ist statt mit dir?“

„Nein. Ich vermisse sie natürlich, aber ich bin ehrlich gesagt froh, dass sie jemanden gefunden hat. Wegen meinem Studium bin ich eigentlich kaum hier und ich hatte mir schon Sorgen gemacht was mir ihr passiert, wenn ich dann erstmal eine Arbeit gefunden habe und ausziehe. So brauche ich mir keine Gedanken um sie zu machen und kann mein Leben nach meinen Wünschen gestalten.“

„Ich dachte du wolltest hier bleiben“, fragte Edward verwirrt nach.

„Ja, hier in Phoenix. Aber ich hatte nicht vor für immer mit meiner Mutter zusammenleben.“

„Verständlich.“

„Und du? Wie sehen deine Pläne aus?“

„Nun, was die Wohnungssituation angeht, muss ich mir nach dem Studium wohl auch eine eigene Wohnung suchen. Alice und Emmet möchten sicherlich mit ihren Partnern zusammenziehen und ich bin momentan noch das fünfte Rad am Wagen.“

„Es ist sicherlich nicht einfach unter zwei Paaren zu sein.“

„Nein, es ist manchmal ziemlich nervig. Aber seit ein paar Tagen ist es nicht mehr so schlimm.“ Er sah Bella eindringlich in die Augen und sie verstand, dass er damit auf ihr Treffen anspielte. Natürlich errötete sie wieder prompt. Aber sie fühlte sich auch geschmeichelt. Insgeheim fragte sie sich jedoch, wie er sich das mit ihnen beiden wohl vorstellte. Wollte er eine Beziehung? Eine Affäre? Eine lockere Freundschaft? Sie wusste es nicht, aber sie war viel zu schüchtern um nachzufragen.
 

Außerdem wusste sie selber nicht ganz, was sie wollte. Eine lockere Freundschaft? Das wäre sicher für den Anfang ganz nett, aber das war definitiv nicht das, was sie sich vorstellte. Dafür waren ihre Gefühle für Edward einfach schon zu groß. Eine Affäre? Dafür war sie einfach nicht geschaffen. Das war ihr viel zu unsicher und zu sehr auf Sex fokussiert. Natürlich war Sex wichtig, aber es sollte nicht den Grundstein für ein Zusammensein legen. Also eine Beziehung? War sie dafür schon bereit? Und fühlte sie dafür genug für Edward? Was fühlte sie überhaupt für Edward? Sie konnte es noch nicht genau benennen, aber sie beschloss es herauszufinden. Vielleicht würde ihr dieser Abend dabei helfen.

Nachdem sie aufgegessen hatten, beschlossen sie sich noch eine DVD anzuschauen. Bella musste zugeben, dass ihr DVD-Vorrat sehr begrenzt war. Sie las lieber als Filme zu sehen, so konnte sie mehr ihrer Vorstellungskraft überlassen.

Edward schien jedoch eine DVD gefunden zu haben, denn er zog eine aus dem Stapel. Es war der erste Teil von Sherlock Holmes.

„Hast du den zweiten Teil schon im Kino gesehen?“, fragte Edward nach und Bella verneinte. „Ich hatte bisher nicht die Zeit dafür. Aber ich wollte ihn schon gerne sehen, denn der Erste ist auf jeden Fall super.“

„Was hältst du davon, wenn wir uns jetzt den Ersten noch einmal angucken und ein anderes Mal zusammen den zweiten Teil im Kino sehen?“
 

Noch eine Verabredung mit Edward? Das klang ziemlich gut, also stimmte sie natürlich sofort zu. Sie setzten sich also zusammen aufs Sofa und sahen sich den ersten Teil von Sherlock Holmes an. Der Film war ziemlich witzig und es war eine schöne Erfahrung gemeinsam zu lachen. Nach einigen Filmminuten legte Edward seinen Arm auf die Sofalehne und Bella verstand den Wink und schmiegte sich an ihn.

Für sie war diese Position sehr angenehm, vor allen Dingen als Edward nach kurzer Zeit seinen Arm auf ihre Schulter legte und mit seiner Hand ihren Arm sanft hinauf- und hinabfuhr. Selten hatte sich Bella bei einem Mann so wohl gefühlt.

Bei ihren früheren Freunden konnte sie sich nie so fühlen, weil sie immer irgendetwas versucht hatten. Wozu sah man denn einen Film, wenn man nur fummeln und knutschen wollte? Dann konnte man den Film auch gleich ausschalten.

Doch bei Edward fühlte sie sich keinesfalls bedrängt und das sanfte Streicheln war keinesfalls sexueller Natur. Das wäre ihr auch etwas zu früh gewesen.
 

~*~
 

Edward selbst genoss den Abend nicht weniger. Tanja hatte während Filmen immer versucht ihn zu küssen oder sie hatte die ganze Zeit geredet. Wozu schaute man dann einen Film? Außerdem hatte er sich mit ihr immer diese Hollywoodschnulzen ansehen müssen, was so gar nicht seine Filme waren. Bella dagegen hatte viele schöne Literaturverfilmungen: Der Herr der Ringe, Stolz und Vorurteil, Eragon, Mansfield Park und noch ein paar weitere. Es war schön zu sehen, dass sie auch bei Filmen den gleichen Geschmack hatten.

Insgesamt schienen sie ähnliche Interessen zu haben, was eine gute Grundlage für eine Beziehung war. Wobei er nicht so genau wusste, ob das mit der Beziehung eine gute Idee war. Natürlich wollte er mit Bella zusammen sein, aber da war diese eine Situation die er vermeiden wollte und das ging in einer Beziehung nicht.

Was sollte er also tun? Von Bella fernhalten war keine Option mehr. Auch eine einfache Freundschaft könnte er nicht ertragen. Es wäre das Beste für sie, aber er war einfach zu selbstsüchtig. Er wollte sie für sich und nicht irgendwann mit ansehen, wie sie einen anderen fand. Alice hatte recht gehabt: Sie waren perfekt füreinander.

Wäre da nur nicht sein Geheimnis, was ihm den Weg versperrte. Aber er würde später wenn er alleine war über die Situation nachdenken. Nun wollte er einfach seine Zeit mit Bella genießen.
 

Und das tat er auch über alle Maßen. Als der Film zu Ende war, verkündete Bella, dass sie noch Nachtisch vorbereitet hätte. Also ging sie schnell in die Küche, um alles Notwendige zu holen. Vom Sofa aus konnte er beobachten, wie sie in der Küche arbeitete. Es war ein schönes Bild und hatte etwas Anheimelndes.

Schließlich kam Bella dann beladen mit einigem Obst und Schokolade aus der Küche. Schnell sprang Edward auf, um ihr beim Tragen zu helfen. Als alles auf dem Tisch abgestellt war, zündete Bella ein Teelicht an und stellte dieses unter die Vorrichtung, auf der die Schüssel mit Schokolade stand. Während die Schokolade schmolz unterhielten sich die beiden noch ein wenig.

„Wir machen bei uns in der WG einmal im Monat einen Spielabend, hättest du nicht Lust auch vorbeizukommen?“

„Gerne.“ Bella lächelte. „Wann ist der denn und was spielt ihr so?“

„Der nächste ist kommenden Dienstag um 18 Uhr. Ich hoffe du hast da Zeit?“

„Zufällig ja.“

„Perfekt!“ Edward grinste zufrieden. „Dann bist du hiermit eingeladen. Rosalie und Jasper kommen natürlich auch. Und wir spielen typische Kartenspiele. Mau Mau, Rommé, Phase 10 und noch ein paar andere Sachen.“

„Hört sich gut an.“
 

„Ich muss dich aber warnen, Emmet schummelt gerne und Rosalie schmollt immer wenn sie verliert.“ Bella lachte leise. „Damit komme ich klar, ich bin eh nicht gut im Gewinnen.“

„Sag das nicht. Es hängt auch viel vom Glück ab.“

„Dann scheine ich bisher nicht so viel davon abgekommen zu haben.“

„Nun, beim Bowlen warst du am Ende ziemlich gut.“

„Stimmt, das hat mich selbst überrascht. Vielleicht bringst du mir ja Glück?“ Bella errötete bei diesen Worten und Edward merkte, dass ihr diese Worte einfach entschlüpft waren und sie diese eigentlich gar nicht hatte sagen wollen. Doch Edward störte das nicht – im Gegenteil. Er lächelte sie an und streichelte zärtlich über ihre Hand. „Ich wäre nur zu gerne dein Glücksbringer.“

„Dann ist es ja gut, dass du am Dienstag dabei bist.“ Bella drehte ihre Hand, sodass Edwards Hand nun in ihrer lag. Einen Moment sah Edward auf ihre verschlungenen Hände, dann sah er jedoch wieder auf – direkt in Bellas Augen. Für einen Moment starrten sich die beiden einfach nur an. Um sie herum herrschte vollkommende Stille. Doch es war für beide ein sehr angenehmer Moment, indem sie dem jeweils Anderen bis auf die Seele schauen konnten. Sagte man nicht sogar die Augen seien die Spiegel der Seele? Für die beiden schien dieses bestätigt.
 

Als sie endlich den Blick voneinander lösen konnten, machten sie sich über das Schokoladenfondue her. Die beiden tauchten die leckeren Obststücke in die Schokolade ein und begannen sich gegenseitig damit zu füttern.

Sie kicherten jedes Mal vergnügt, wenn die Schokolade nicht ganz den Weg um den Mund fand und sie kleine Schokoladenschnäuzer trugen. „Jetzt sehen wir aus wie die Schokoladenmonster“, lachte Bella, als sie alles verspeist hatten. Edward stimmte in ihr Gelächter mit ein. „Du siehst mit Schokolade aber ganz bezaubernd aus.“

„Oh ja, ganz bestimmt. Außerdem macht die Schokolade bestimmt einen tollen Teint.“

„Du meinst als Gesichtsmaske? Dann schadet dir ein wenig mehr wohl auch nicht.“ Bevor Bella reagieren konnte, hatte Edward mit seinem Finger schon etwas von dem Rest Schokolade aus der Schüssel genommen und auf ihre Wange geschmiert.

„Du Ferkel!“, rief Bella gespielt empört und lachte dabei vergnügt.

„So wurde ich noch nie genannt!“ Edward grinste vergnügt und sah dabei in Bellas Augen aus wie ein vergnügter Junge, dem gerade ein Streich geglückt war.

„Tja, es gibt immer ein erstes Mal. Aber ich fürchte ich muss meine Gesichtsmaske jetzt abnehmen, sonst werde ich sie nie mehr los.“
 

Doch bevor Bella aufstehen konnte, griff Edward nach ihrem Arm und hielt sie fest.

„Warte, ich mach das“, sagte er leise und beugte sich zu ihr vor. Bella lief ein angenehmer Schauer über den Rücken. Edward näherte sich ihr nur langsam, um ihr die Chance zu geben zurückzuweichen, wenn sie es nicht wollte. Doch Bella hatte nicht vor sich ihm zu entziehen. Stattdessen spürte sie kurz darauf seine warmen Lippen an ihrer Wange und dann seine warme Zunge, die sanft die Schokolade von ihrer Wange leckte.

Dabei war es nicht wie bei Mike – ihrem ersten Freund – bei dem die Spucke bei Küssen immer ein ständiger Begleiter war. Stattdessen war es mehr als angenehm und sie ließ ihn auch den Rest der Schokolade entfernen, auch wenn diese nah an ihrem Mund lag. Als er sich dann zurückziehen wollte, war sie diejenige, die ihn aufhielt.

„Jetzt bin ich dran“, erwiderte sie nur und beugte sich ihrerseits vor, um seine Schokolade abzulecken. Sie wusste selbst nicht, woher sie den Mut dafür nahm, doch das war ihr in diesem Moment egal. Es war einfach ein zu schöner Augenblick und ihr Herz pochte vor Freude schnell in ihrer Brust.
 

Auch sein Herz schlug schneller und als sie sich zurückzog, sah er mit funkelnden Augen in ihre. Dann hob er eine Hand, um eine Strähne die ihr ins Gesicht gefangen gefallen war nach hinten zu streichen. Dabei unterbrach er nie den Augenkontakt und ohne dass er es wirklich merkte, näherten sich ihre Köpfe. Schließlich legten sich ihre Lippen sanft aufeinander. Es war nur das Grundelement eines Kusses: Zwei Lippenpaare, die einander berührten.

Doch es war für beide eine solche Sensation, dass sie sich keinen Millimeter bewegten und auch nicht versuchten den Kuss zu intensivieren. Sie waren gefangen in der Magie des Augenblicks.

Als sie sich dann schließlich doch voneinander lösten sahen sie sich immer noch an. Keiner von beiden sprach, aus Angst die Magie zu zerstören.

Schließlich stand Edward jedoch langsam auf, griff nach Bellas Händen und zog sie mit sich hoch. Da ihre Beine aufgrund der Intensität des Moments zuvor immer noch weich waren drohte sie wegzukippen, doch Edward zog sie sofort in eine sanfte Umarmung, sodass sie sich gegen ihn lehnen konnte. Seine Arme umschlossen ihren Körper und hielten sie fest. Seine Nase vergrub er in ihren Haaren und er atmete tief ein.

Er sagte nur ein Wort und das war ihr Name: „Bella.“ Doch es war mehr ein Seufzer als ein Wort und Bella brummelte als Antwort nur zufrieden.
 

Wieder verharrten sie in dieser Position und bewegten sich nicht. Doch dann glitt Edwards Blick hoch zu einer Uhr an der Wand und er wusste, dass es Zeit war zu gehen.

„Ich muss gehen“, sagte er daher auch bedauernd.

„Mhmh“, murmelte Bella zustimmend, umklammerte ihn jedoch nur noch fester, sodass ihre Körpersprache ihre Worte in Lügen straften.

Edward wäre auch gerne noch geblieben, aber er wusste, dass es nicht richtig war. Er konnte nicht bleiben und das nicht nur wegen seinem Geheimnis. Es wäre einfach zu schnell und sie beide sollten Zeit haben darüber nachzudenken, was sie wirklich wollten und wie es weitergehen sollte. Sie mussten nichts überstürzen, das hatten sie nicht nötig.

Also löste sich Edward sanft aus Bellas Umklammerung, hielt sie jedoch noch an den Armen fest um sicher zu stellen, dass sie auch wirklich sicher stand.

„Ich muss wirklich los“, sagte er leise und ernst und drückte ihr noch einen kurzen, sanften Kuss auf den Mund.

„Du hast Recht“, antwortete Bella, seufzte aber wehmütig.

„Wir sehen uns schon Montag in der Bahn wieder“, versuchte Edward sie aufzumuntern.

„Das ist noch so lange hin!“

„Noch zwei Mal schlafen.“

„Zu lang“, sagte Bella wieder.
 

Edward lachte zärtlich. „Wenn du jetzt gleich ins Bett gehst, ist es nur noch einmal schlafen. Und ich werde an dich denken und von dir träumen.“ Er strich ihr sanft über die Wange und zog sie dann mit sich zur Haustür. Dort drückte er ihr noch einen kurzen, zärtlichen Kuss auf. „Schlaf schön und träum süß, Bella. Ich werde Montag an der Bahn auf dich warten.“ Und nach diesen Worten verschwand er. Bella stand nur still da und griff sich an die Lippen, auf die er sie geküsst hatte. Dann lächelte sie plötzlich. Sie war sich jetzt sicher. Sie war bedingungslos und unwiderruflich in ihn verliebt.
 

~*~*~*~
 

Ende! Zumindest für jetzt. Der letzte Satz soll ganz bewusst an das Buch/ den Film erinnern. Und sind unsere beiden nicht zuckersüß? Ich selber bin schon ganz neidisch…
 

Hier noch das Lasagnerezept: http://www.chefkoch.de/rezepte/695481172068021/Meix-superleckere-Lasagne.html

Die „Wohnzimmerküche“: http://www.baumannsog.com/pic/wohnzimmer_kueche.jpg

Bellas Outfit: http://www.polyvore.com/cgi/set?id=42514873&.locale=de

Edwards Outfit: http://www.polyvore.com/edward_traute_zweisamkeit/set?id=42514912
 

LG Arashi



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Kommentare zu dieser Fanfic (14)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  vamgirly89
2012-03-10T19:29:58+00:00 10.03.2012 20:29
Wow, bitte ganz schnell weiter schreiben.
Von:  Lilienliebhaber
2011-12-29T15:03:36+00:00 29.12.2011 16:03
Habe dein Fanfic gerade erst gefunden und bin restlos begeistert!
Deine Schreibweise gefällt mir richtig gut und ich freue mich schon auf die nächsten Kapitel :)
Einen guten Rutsch!
Von:  vamgirly89
2011-12-28T19:17:18+00:00 28.12.2011 20:17
Ein wunderschönes kapitel. Man Edward ist ja ganz angetan von Bellas Kuss. Freue mich schon wenn es weiter geht. Schnell weiter schreiben. Wünsch dir auch einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Von:  Ayuna
2011-11-14T21:26:08+00:00 14.11.2011 22:26
neues kappppp yippppiiiii
ich freu mich ^^
so sie kommen sich näher ich hoff das geht sooo weiter
und sie treffen sich noch sehr oft mit einander
Eddys Geheimnis ist noch unklar aber ich hoffe es
hat nichts mit ner EX zu tun
bitte nicht das ist soooo abgelutscht -.-
Alice die Kupplerin na da muss doch
alles wie am Schnürchen laufen *nick*
und Emmet ich liebe Emmet er ist so unkompliziert
sooo nen Kuppel wünsch ich echt jedem
schreib weiter sooo
ich liebe die Art wie du schreibst

Lg Ayuna ^^
Von:  Aki23
2011-11-06T19:10:45+00:00 06.11.2011 20:10
Ein super Kapitel!!!
Oh ich bin schon so auf das nächste gespannt.
Von:  vamgirly89
2011-11-06T17:38:02+00:00 06.11.2011 18:38
Wow. Ein echt schönes Kapitel. Freue mich schon wenn es weiter geht. Bitte schnell weiter schreiben. Edward soll es langsam angehen.
Von:  Ayuna
2011-10-05T21:59:11+00:00 05.10.2011 23:59
was schon zu ende oO
ich bin echt gespannt was die beiden
bei ihrem ersten treffen erwartet
wer den ersten schritt macht und wie
das treffen der beiden ausgeht
naja ich freu mich jetzt schon auf die neue seite ^^
schönen abend
lg ay
Von:  vamgirly89
2011-10-05T15:04:45+00:00 05.10.2011 17:04
Wow. Bin schon gespannt, wie es weiter geht. Freue mich schon auf das treffen zwischen den beiden

Von:  Ayuna
2011-10-01T07:04:05+00:00 01.10.2011 09:04
ist die krank und liegt mit fiber im bett oder so
voll gemein von dir das du in dieser stelle aufhörst echt jetzt

und was hat eddy fürn problem das er bella nicht in seiner näche möchte

ich hab nen verdacht aber hoffen wir mal es ist was anderes

schreib schell weiter ja ich warte schon auf neue seiten ^^

lg ay
Von:  vamgirly89
2011-09-27T18:54:35+00:00 27.09.2011 20:54
Was ist mit bella los? hat sie vielleicht verschlafen? Sag endlich, was mit Edward los ist und warum Bella nicht mit ihm glücklich wird. Schreib bitte schnell weiter.


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