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Arkham Asylum - Madness

Warum lachst du nicht über den Witz?
von

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Mr. J/ HQ – Die erste Sitzung einer guten Ärztin

Mr. J
 

Die Woche verging so schnell ohne einen weiteren Zwischenfall. Naja, vielleicht ein blaues Auge da oder ein gestelltes Bein hier, aber sonst konnte ich nicht meckern. Jedes Mal wenn ich Harley sah war sie am lesen. Und scheinbar so darin vertieft das sie mich an der Scheibe in der Cafeteria nicht mehr wahrnahm. Ich hatte keinen blassen Schimmer was sie da las, aber es sah nach Akten aus. Vermutlich die ihrer Patienten. Das sie von mir sein könnte wollte ich lieber nicht behaupten. Ich wurde wie immer behandelt, ausser das Larry mir ab und zu eine Ohrfeige verpasste wenn ich etwas abfälliges sagte. Vermutlich mochte er Harley. Am Abend vor der Sitzung hatte ich einen Wächter beseitig, in dem ich ihm absichtlich auf den Fuss gestanden war und ihm eine Kopfnuss verpasste hatte. Er lag nun in der Intensivstation im Gotham Krankenhaus. Ich musste mich schliesslich wehren. Die Dreckskerle fanden es ja so lustig mich damit aufzuziehen das ich ausgerechnet jetzt kein Make Up mehr hatte. Super.....
 

Am besagten Tag sass ich mit säuerlicher Miene auf dem Bett, den Rücken gegen das Glas gedreht und fluchend. Gleich war die Sitzung und mein Gesicht war so gut zu sehen das es mir gleich wütend machte wenn ich mich nur im schwachen Spiegelbild des Glases sehen konnte. Der Spiegel war wie immer am nächsten Tag kaputt. Das Harley bereits Vorkehrungen traf wollte mir nicht in den Schädel. Ich wollte nun mal keine Therapie! Doch als meine Tür auf ging und zwei Wächter da standen, der eine lag ja im Krankenhaus, seufzte ich. Jetzt ging es also los und es gab kein zurück. Wie würde sie wohl reagieren wenn sie mich ohne Make up sah? Das ich zu der ersten Sitzung geschleift wurde störte mich herzlich wenig. Eher die Tatsache das ich heute Morgen geduscht hatte und den Rest der Schminke verschwunden war. Ich durfte nicht sehr oft duschen, besonders nicht lange. Hatten die Deppen etwa Angst das ich ausbrechen könnte? Natürlich. Als würde ich jemand mit einer Seife umbringen können. Jeden falls war es sowieso eine schäbige Dusche. Und man hatte kaum Privatsphäre. Mein Haar war noch ganz feucht von der morgendlichen Dusche. Ich wurde grob den Gang herunter geschleift. Ohne mich zu wehren. Schwer machen reichte bei den Fettis leider nicht. Und zu allem Überfluss hatte ich noch Handschellen an. Sie hatten dazu gelernt. Gestern hatte ich ja noch einer der Wächter krankenhausreif geschlagen. Ich konnte mir schon denken das Harley wieder in den Akten las. Das tat sie die ganze Woche schon. Als die Tür aufflog, konnte ich sie hinter der Glasscheibe, wie könnte es anderes sein, lesen sehen. Meine Laune war ohnehin schon schlecht genug. Der Wächter schubste mich brutal auf den Stuhl auf dem ich mich setzte. Den Blick starr auf Harley geheftet. Als sie schliesslich auf sah verzog ich keine Miene. Nichts. Noch immer mein genervter Gesichtsausdruck. Ich musste aber gestehen ihre Anwesenheit brachte mich schon wieder fast zum Schmunzeln.

„Guten Morgen, Mr. J.“, kam es von ihr. Sie überschlug die Beine und fixierte mich mit ihren blauen Augen.

„Guten Morgen, Harley Quinn.“, sagte ich und konnte nicht anders als ein kleines Grinsen zu ziehen. Harley schob ihre Brille ein Stück höher. Einen Moment lang dachte ich sie würde den Mund nicht mehr auf bekommen, doch dann schoss der Spruch aus ihren Mund.

„Haben sie mich vermisst?“, versuchte sie zu scherzen.

„In Anbetracht der ganzen Woche, da sie mich ignoriert haben, ja das habe ich.“, antwortete ich. Mein Grinsen wurde grösser. Offensichtlich lies sie sich nicht so einfach aus den Konzept bringen. Und ich dachte mein Gesicht würde sie abschrecken. Vielleicht tat es ja auch, aber sie spielte ihre Rolle gut. Harley lehnte sich zurück und schaltete das Bändchen ein. Das rote Lämpchen sagte mir dass die Aufnahme lief.

„Dr. Harleen Quinzel, Dienstag der 12. November. Session eins. Patient 0801 Mister Joker.“, begann sie zu archivieren und wand sich nun wieder zu mir. Ich zog eine Augenbraue hoch als sie anfing das Band zu zitieren. War wirklich schon November? Die ganzen Wochen sind an mir vorbei gerauscht ohne das ich es gross gemerkt hatte. Wie den auch? Ausser das ich zum Duschen und Essen weg durfte sass ich ja in der bescheuerten Zelle. Ich erlaubte mir nun einen Spass. Ich rutschte auf den Stuhl nach vorne, näher ans Glas und stütze mich auf meine Arme ab.

„Und was ist mit dir? Hast DU mich vermisst?“

Da sie nicht antwortete klopfte ich gespielt ans Glas. Während sie das Band laufen lies würde sie niemals bejahen. Ob sie es trotzdem auf ihre weisse wieder versucht auszureden? Harley zuckte darauf hin nur mit den Schultern.

„Ich hatte zu tun.“, meinte sie sachlich. Das sie gleich auf Distanz blieb war mir durch aus bewusst. Ich lehnte mich zurück in den Stuhl.

„Ja, das habe ich gesehen. Was hast du denn die ganze Zeit gelesen? War meine Akte so interessant?“, scherzte ich grinsend. Auf ihre Frage ob sie mich hätte besuchen sollen seufzte ich.

„Hätten sie denn gewollt dass ich sie besuche?“, warf sie nun etwas lächelnd zurück.

„Wäre mal eine Abwechslung gewesen. Ich bekomme nicht sehr oft Frauenbesuche.“, sprach ich immer noch mit einem Grinsen im Gesicht. Ich lachte kurz auf und leckte mir über die Lippen. Nun rutschte ich wieder nach vorne um ihr ins Gesicht zu blicken. Nun merkte ich mir jede Pore, jede Falte (falls sie welche hatte), jede Wimper und jedes Funkeln in ihren hübschen Augen.

„Hättest du mich den besucht, wenn ich es verlangt hätte? Es schien das dir so viel an mir liegt.“, begann ich mit meinem gewohnten Spiel. Mal sehen ob sie anbeissen würde.

„Ich denke das tut nichts zur Sache.“, antwortete sie stattdessen.

„Es geht hier um sie Mr. J. Nicht um mich.“

Sie stützte ihre Ellenbogen auf den hervorragenden Sims vor dem Glas und hielt ihren Stift bereit. Den Notizblock war auch nicht weit entfernt. Ich warf einen Blick auf die Blätter, die sie ausgebreitet hatte und suchte nach einem Stichwort, was ich mich auf eine Idee bringen könnte. Mein Blick traf nun wieder den ihren. Bevor die Stille noch länger andauern konnte stellte Harley die nächste Frage.

„Wie fühlen sie sich so ohne Make Up?“, wollte sie dann wissen. Es waren nur noch ganz kleine Reste an Stirn, Nase und Kinn zu erkennen. Ansonsten gab es mein Gesicht preis. Die Narben zogen sich weit über die Wange hoch. Tief und uneben zeichneten sie sich ab. Ich leckte mir über die Lippen und rutschte etwas von der Scheibe weg.

„Gut....ach komm schon Harley! Wie sollte es mir bei so einem Gesicht gehen?!“, sprach ich etwas mit erhobener Stimme. Aber ich fühlte mich ganz in Ordnung. Nur störte es mich das die Anderen diese schliesslich auch zu Gesicht bekommen würden. Und ob ich heute gut gestimmt war würde sich dann spätestens beim Mittagessen zeigen.

„Nun ja, das liegt im Auge des Betrachters.“, antwortete sie schliesslich.

„Erzähl mir nicht den alten Hut, Harley!“, sagte ich lachend.

„Du brennst darauf mich besser kennen zu lernen! Ich kann es sehen, in deinen süssen, schlüpfrigen Augen!“

Harley drehte den Stift in ihren Fingern und hielt noch immer Blickkontakt.

„So so, ich habe also schlüpfrige Augen? Definieren sie mir das.“, forderte sie.

Mein Grinsen wurde grösser. Sie hatte angebissen. Ich strich mir nun durch das trockene Haar und lehnte mich in den Stuhl zurück.

„Schlüpfrige Augen....hm....hast du dich noch nie im Spiegel angeschaut, Harley?“, fragte ich provozierend. Ich tätschelte mit dem Mund und leckte mir gleich wieder darüber.

„Deine Augen verraten zu viel. Zum Beispiel jetzt. Du bist interessiert. Du fragst dich was für ein Mensch ich wohl bin. Was für Eigenheiten ich habe und ob ich dir verrate was mit mir passiert ist.“, sprach ich und verschränkte die Arme von der Brust.

„Natürlich interessiere ich mich für sie. Das ist schliesslich mein Job.“, meinte sie und machte sich sogleich Notizen.

„Interesse kann gefährlich sein, Harley.“, sagte ich grinsend.

„Wie sind sie zu den Narben gekommen? Möchten sie es mir nicht erzählen?“

„Wieso fragst du? Findest du meine Narben eklig? Bin ich deswegen ein Aussätziger oder sogar ein Monster?“, provozierte ich sie wieder. Das Tonband summte leise während der Aufnahme und Harley antwortete nicht auf meine Provokation. Ich leckte mir über die Lippen, seufzte tief ehr ich mit der Geschichte begann wie ich sie jedem erzählte.

„Mein Vater war ein Trinker und ein Unhold. Eines Tages drehte er mehr durch als sonst. Mami kriegt das Küchenmesser zufassen. Er findet das gar nicht gut, nicht ein bisschen. Er drückt die Klinge in sie rein und lacht während er schneidet. Schliesslich kommt er auf mich zu. „Warum denn so ernst, Sohn?“. Er drückt die Klinge in meinen Mund. „Zaubern wir doch ein Lächeln auf dieses Gesicht!“ Und so schneiderte er mir die hier ins Gesicht.“ Ich drehte kurz den Kopf auf die Seite damit sie die grössere der Narben sehen konnte.

„Die hier, hab ich mir selbst gemacht.“, sagte ich und deutete auf die andere.

„Ich war....verheiratet und naiv. Ich arbeitete hart aber es reichte ihr nicht. Sie zockt und lässt sich mit Haien ein. Ich sagte ihr das sie ihr eines Tages dafür noch das Gesicht zerschneiden. Und wir hatten kein Geld für Operationen. Also steckte ich mir eine Rasierklinge in dem Mund. Ich wollte ihr nur zeigen das mir die Narben egal waren. Aber weißt du was, sie erträgt den Anblick nicht. Ich sollte ja nur lächeln. Aber jetzt sehe ich die komische Seit, jetzt lächle ich nämlich immer!.......ein paar Tage später hat sie mich verlassen. Aber....Rache ist doch bekanntlich süss, nicht?“, sagte ich voller Zorn. Ob sie mich nun verstand oder nicht? Ob sie es schnallen würde das ich bevor ich zum Joker wurde zwei Morde begangen hatte? Das sie instinktive an die Lippen gefasst hatte war mir nicht entgangen. Sie hatte ja keine Ahnung wie weh das damals getan hatte, sich an die Lippen zu fassen. Ich konnte von Glück reden das ich noch was fühlte.

„Ihre ersten Opfer also.“, meinte sie.

„Richtig. Du hättest unter diesen Umstände bestimmt dasselbe getan. Ein nie nüternen Vater, der einem das angetan hat und eine kaltherzige Frau, die sich selbst nicht im Griff hat. Was würdest du da tun?“, fragte ich aus Neugier.

„Was ich getan hätte oder nicht steht hier nicht zur Debatte.“

Harley blieb weiter hin sachlich.

„Und nun? Sind sie also immer noch auf Rachefeldzug oder wie soll ich das verstehen?“, machte sie weiter ihre Arbeit und versuchte aus mir ein Motiv herauszubekommen.

„Rache...hm...ist doch was Schönes, nicht?“

Wenn sie glaubte das ich hier gleich alle meine nächsten Ziele verplapperte hatte sie sich aber geschnitten. Meine Pläne behielt ich schön für mich bis es so weite war sie Preis zu geben.

„Und was haben sie davon? Fühlen sie sich besser? Ich bezweifle jedoch dass sie ruhig schlafen können. Albträume verfolgen sie so wie Erinnerungen die niemals durch weitere Tote ausgelöscht werden können.“

Ich überlegte kurz. Was brachte mir Rache?

„Nun, Rache bringt viel. Ich fühl mich besser, die Leute die mich wie Dreck behandeln sind tot, dem zufolge kann ich Nachts sogar besser schlafen. Ausserdem habe ich niemals Träume. Was die „unschuldigen“ Menschen betrifft. Noch nie von Spass gehört, Harley?“

Sie antwortete darauf nicht.

„Haben sie all ihre damals Nahestehenden umgebracht, Mister J?“, fragte Harley etwas leiser und ernster.

„Ja, das habe ich. Bis auf einen Glückspilz. Ich hatte ihm bereits schon das Fett weg gemacht, daher braucht er nicht auch noch zu sterben. Er soll leiden wie ich. Das machen beste Freunde so. Jedenfalls meine.“, sagte ich und rutschte wieder an die Scheibe heran.

„Schockiert dich das, Harley?“

Ich trommelte mit meinen Finger auf dem Tisch herum. Wenn sie wüsste das sie bereits zu tief in der Sache mit drin steckte würde sie da durch drehen oder würde sie da Ruhe bewahren und mir helfen? Vielleicht....das Funkeln in ihren Augen kehrte zurück. Da hatte ich meine Antwort.

„Mister J…“, begann sie nun.

„So wie sie mich fragen, könnte ich beinahe behaupten dass SIE an mir Interesse haben.“, warf sie meine Spielchen zurück. Mein Grinsen wurde noch breiter. Auch wenn ich erst jetzt bemerkte wie schnell die Zeit vergangen war, die Kleine hatte es drauf! So kam ich gerne zur Therapie, weil es bei ihr eher wie ein Spielchen war als eine Therapie.

„Ja, das habe ich. Ich gebe es zu.“, sagte ich immer noch grinsend und hob die Augenbrauen. Sie sollte wissen das sie mir gefiel.

„Erklären sie mir….wofür genau sie sich gerächt haben. Vater und Frau verstehe ich ja noch. Aber was ist mit ihren Freunden? Oder haben sie nur den einen?“, wollte sie dann wissen. Ich legte die Stirn kurz in Falten und lachte dann so, das es von den Wänden wiederhalte.

„Warum fragst du noch?! Wenn eigentliche loyale Freunde in deinem Kreis hinter deinem Rücken über dich reden, nichts Gutes, wie würdest du da reagieren? Nein, ich will nicht wissen. Ich reagiere eben ganz anderes. Ich werde nie die Gesichter vergessen als sie wussten, das ich einen nach den anderen getötet habe. Es war befreiend. Auf falsches Gesindel kann ich getrost verzichten.“

Das mir die Sitzung langsam zu gefallen schien und dessen auch ausstrahlte war eigentlich nicht meine Absicht. Aber Harley war eben anders. Anders gefiel mir.

„Puhu!“

Ich tat so als müsste ich weinen oder ich spielte es zu übertrieben, wie es eben meine Art war jemand ins Boxhorn zu jagen.

„Ich weiss es ist schwer sich meines Charmes zu entziehen.“, scherzte ich.

„Aber du machst das ganz gut.“

„Charme? Ich bitte sie. Um eine Frau wie mich zu beeindrucken benötigen sie doch um einiges mehr.“, grinste sie leicht und klickte auf den Stift um die Mine einziehen zu lassen. Harley klappte ihren Block zu und stand auf.

„So. Ihre Therapie für heute ist beendet. War das nun so schlimm?“, wollte sie siegessicher wissen. Die Frau Doktor verschränkte die Arme vor der Brust und schob die Brille etwas höher.

„Irrtum. Sie gefällt mir nicht. Nur die Tatsache das du es bist Harley, macht die Sitzung angenehmer. Du verstehst meine Andeutungen was viele nicht können.“, sprach ich noch eher der Wächter herein kam und mich wieder packten. Die ganze Zeit über hatte ich Handschellen getragen, was sehr lästig war.

„Nun gut. Dann sehen wir uns also nächste Woche wieder. Wir wollen es ja nicht überstürzen.“

„Tu mir einen Gefallen Harley!“, sagte ich noch eher ich aus der Tür verschwand.

„Schau ab und zu mal auf! Wir wollen ja den Blickkontakt behalten!“

Nun lachte ich während sie mich wieder aus dem Raum zerrten. Zu meinem Glück war ja bald wieder Mittag und da durfte ich sie schliesslich beobachten. Die Wächter, darunter auch Larry, sperrten mich zurück in die Zelle.
 

~*~
 

HQ
 

Ich blieb in der Tür stehen und sah noch zu wie sie ihn wegbrachten. Er hatte ein Grinsen im Gesicht. Auch ohne Schminke sah dieses ziemlich amüsiert und gleichzeitig furchterregend aus. Ein verschmitztes Lächeln, was ich nicht genau einzuordnen wusste.

„Was geht bloss in deinem Kopf vor?“, flüsterte ich leise und verliess schliesslich das Zimmer. Ich musste doch schmunzeln über seine letzte Bemerkung. Blickkontakt halten? Ich wusste dass er das Mittagessen meinte und auch wenn ich an seiner Zelle vorbeilief. Ich würde mehr darauf achten. Im Prinzip hatte er ja Recht. Immer Blickkontakt und allgemein Kontakt zu den Patienten aufrecht erhalten. Man muss ihnen das Gefühl geben sich vollkommen auf sich verlassen zu können. Vertrauen aufbauen. Ich fürchte, ich musste mich für diesen Kommentar noch bedanken.

Schmunzelnd verschwand ich also noch eine Stunde in mein Büro, um den Bericht zu schreiben, während ich mir nochmals das Band unserer Sitzung anhörte. Mir fiel erst jetzt auf, als ich es erneut hörte…..hatte er versucht mit mir zu flirten? Ich schüttelte den Kopf. Sicher ich hatte oft eine solche Wirkung auf Männer, aber gleich bei der ersten Sitzung? Mal sehen wie es sich mit der zweiten entwickelte. Als ich dann den Bericht fertig hatte, den ich Dr. Arkham aushändigte, ging ich in die Mittagspause. Ich wollte unbedingt mit Charlie sprechen. Ich hatte ihn heute noch gar nicht gesehen. Wohl viel zu tun. Ich stellte mich in die Schlange um mir auch eines der widerlichen Tabletts zu nehmen. Ich blieb jedoch beim Salat. Das warme Essen hier war eine Katastrophe. Da hatte der Joker gar nicht mal so Unrecht. Danach holte ich mir noch einen Kaffee und setzte mich an meinen gewohnten Platz. Diesmal ohne Lektüre und ohne Notizblock. Gedankenverloren sah ich durch die Scheibe wie die Gefangen in Reih und Glied aufgestellt wurden. Dabei nippte ich an meinem Pappbecher. Ich musste unbedingt herausfinden, wer sein bester Freund war und ihn etwas befragen. Das würde mir sehr viel helfen! Ihn besser verstehen zu können. Aber nach der ersten Sitzung war das ja noch kein Wunder dass ich nicht durchblickte. Das brauchte Zeit. Aber ich konnte zumindest schon mal einen Erfolg feiern. Er zeigte sich kooperativ was die nächsten Sitzungen anging. Und darauf konnte ich stolz sein! Wie erwartet wurde dann auch Joker in die Cafeteria gebracht. Er sah weniger entspannt aus als vorhin. War wieder was vorgefallen? Ich nippte weiter an meinem Kaffee. Ich wurde jedoch aus meinen Gedanken gerissen, als sich dann Charlie zu mir setzte.

„Hey Harley.“

Lächelnd begrüsste ich ihn.

„Du bist spät. Viel zu tun?“, erkundigte ich mich.

„Tut mir Leid. Es gibt in letzter Zeit viele Verletzungen.“, meinte Charlie.

„Wie ist die erste Sitzung gelaufen?“, wollte er gleich wissen. Ich seufzte leicht.

„Erstaunlicher Weise verlief sie ganz gut. Er erduldet mich, was mich doch ziemlich überrascht.“, gestand ich meinem Kollegen. Doch weiter kam ich nicht, denn bei den Insassen begann der Radau schon wieder. Und wie ich befürchtet hatte, war der Auslöser Joker’s ungeschminktes Gesicht. Anscheinend hatte er nicht mal unter den Kriminellen Freunde. Ohne zu zögern stand ich auf und klopfte an die Scheibe, um Killer Croc zurechtzuweisen. Aber entweder hörte er mich nicht oder ignorierte mich völlig. Ich blieb jedoch hartnäckig. Das wollte ich mir nicht gefallen lassen. Jeden verdammten Mittag ging man auf meinen Patienten los. Gut, er trug auch seinen Teil dazu bei. Aber wenn man Ruhe haben wollte, dann musste man beide zurechtweisen.

„Entschuldige mich kurz.“, meinte ich zu Charlie und rannte aus dem Speisesaal. Ich wusste wie gefährlich es war, aber das konnte so doch nicht weitergehen. Und es standen zu wenig Security da um alle Häftlinge zu kontrollieren. Aber nicht jeder war auf Gewalt aus. Ich musste eben meinen Mut zusammen nehmen! Vor dem Eingang zum Saal der Häftlinge bat ich mit Ausweis und lauter Stimme bei den Security’s um Einlass. Bekam ich, allerdings nur mit deren Begleitung. Was sich in der Zwischenzeit abgespielt hatte, bekam ich nicht mit. Erst als ich sah dass Edward Nigma auf dem Rücken lag und Joker ein blaues Auge hatte, biss ich mir auf die Unterlippe. Es war lauter geworden durch die Rangelei. Aber als ich den Saal betrat erklangen selbst die leisesten Stimmen. Entweder wurde mir hinterhergepfiffen oder man liess Sprüche fallen wie: „Oh Doc, ist denn schon Sprechstunde?“

Crane begrüsste mich auch ziemlich erfreut.

„Wollen sie mit uns essen Dr. Quinzel?“

Ich versuchte die Einwände und Rufe zu ignorieren und lief gerade Wegs auf den Reptilenmann und Joker zu. Sie waren zwar auseinander aber standen immer noch zu nahe. Also ging ich dazwischen. Ich kann nicht beschreiben wie schnell mein Herz raste. Ich merkte wie die Ärzte langsam nervös wurden und einer nach dem anderen an der Scheibe bei Charlie klebte. Unter anderem Dr. Arkham persönlich. Doch ich war zu beschäftigt um auf deren Gesichter zu achten. Mutig stellte ich mich also vor Killer Croc hin.

„Jetzt beruhigen wir uns beide!“, sprach ich mit fester Stimme und streckte sowohl Croc als auch Joker eine Hand hin.

„Jetzt ist endlich Schluss mit dem Kindergarten!“

Ich wusste nicht genau was ich sagen sollte. Ich wollte ja weder Killer Croc noch Joker die Schuld in die Schuhe schieben. Das wäre nicht fair.

„Ich denke wenn sie sich beide weiter so aufführen, trägt das nicht grade zu einer früheren Entlassung bei.“, sprach ich nun sachlich. Das war ja auch nicht gelogen. Ich musste mich doch um meinen Patienten kümmern! Er war einer meiner Schützlinge! Auch wenn viele der Meinung waren dass solche Patienten keinen Schutz benötigten, so war ich anderer Meinung. Durch aus. Vielleicht keinen körperlichen, aber sie brauchten jemandem den sie führte.

„Mister Croc, man zieht sie doch auch nicht über ihre Gestallt auf oder?“, wies ich ihn daraufhin dass er hier das auch er kein normales Aussehen hatte.

„Ich bitte sie. Wir sind erwachsen!“

Langsam liess ich meine Hände sinken. Von Killer Croc kam lediglich ein Schnauben, dass eher nach einem Pferd klang als nach einem Menschen. Doch er fixierte mich kurz eh er sich dann umdrehte und ging. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Ich wusste dass es eigenartig sein musste, da dies wohl noch niemand gemacht hatte. Das erkannte ich nur zu gut an den Schaulustigen. Aber das mir Charlie nacheilte hatte ich nicht erwartet. Ich bildete mir sogar ein er würde sich sorgen. Aber erst nachher erinnerte ich mich daran dass er Arzt war. Und Verletzte gab es hier ja schliesslich. Ich zuckte kurz zusammen als ich Jokers Hand um mein Handgelenk spürte. Diese Berührung kam sehr überraschend. Ich zuckte auch eher wegen des Gefühls zusammen als wegen des Schmerzes. Er hatte mich berührt! Erst jetzt wurde mir klar dass diesmal keine Scheibe zwischen uns stand!

„Ich brauchte deine Hilfe nicht!“, meinte er ernst und knurrte leicht.

„Nicht von dir oder sonst einem Arzt!“

Er riss mich aus meinem Gefühlschaos, als er mich anknurrte. Mein Blick verfinsterte sich.

„Tu ich auch nicht! Ich beschütze die anderen Patienten vor ihnen.“, meinte ich so kühl es nur ging und sah auf seine Hand hinab, die mein Gelenk umklammert hielt.

„Ich werde mich später um ihn kümmern. Komm Harley.“, meinte Charlie, der sich nun auch zu uns gesellte und legte besorgt eine Hand auf meine Schulter.

„Lass los!“, sagte er bestimmt zu Joker. Einen Moment lang bildete ich mir ein das in ihren funkelnden Blicken etwas zu sehen war. Erst bei Charlies noch mal warnenden Worten liess er mich los. Ich warf ihm noch einen nicht grade erfreuten Blick zu, eh ich mich dann abwand und ging. Das wars dann wohl mit der Berechtigung in der Cafeteria zu essen. Als sie ihn wegbrachten war ich schon wieder in den Gängen. Ich hielt kurz an um erleichtert aufzuatmen. Ich war doch sehr angespannt gewesen. Und die Berührung des Jokers hatte mich beinahe aus der Bahn geworfen. Wieso war mir zu diesem Zeitpunkt aber noch unklar. Schliesslich wand ich mich zu Charlie um, der mir gefolgt war.

„Ich fürchte ich hab’s verbockt.“, meinte ich mit einem schiefen Lächeln.

„Du hast gehandelt! Von wegen verbockt, Harley! Keiner ist je auf die Idee gekommen darüber zu gehen und den Streit zu schlichten. Du bist die Einzige die richtig Mum in den Knochen hat. Und ich sag es dir wirklich ehrlich. Du bist eine verdammt gute Ärztin! Egal was andere über dich sagen.“, sagte Charlie nun aufmunternd und voll Freude. Jetzt wieder in die Cafeteria zurück zu gehen wollte ich nicht. Ich wusste dass mich die anderen Ärzte belagern würden. Aber darauf hatte ich nun wirklich keine Lust. Daher sah ich Charlie etwas bittend an.

„Würdest….du mir später meine Sachen aus der Cafeteria mitbringen? Ich….denke ich geh erst mal in mein Büro.“

„Sicher.“

Ich nickte ihm dankend zu und trat dann die genau entgegengesetzte Richtung an, als die zur Cafeteria.



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