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Yajuu - find your own reason to live

von

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Entblößt

Kaum hatte er das gesagt atmete ich auf. Die anderen Vize stellten jegliche Angriffe sofort ein, doch Arachnon gab sich damit nicht zufrieden. Er gab vor mich losbinden zu wollen und kam so auf mich zu. In der Menge war eine Mischung aus Enttäuschung und Erleichterung zu spüren, komische Mischung, dachte ich.

Jedoch… irgendetwas stimmte nicht. Sein Körper schien angespannt, als ob er etwas planen würde. Im nächsten Moment zog er ein Schwert aus seinem Umhang hervor, richtete es auf mich und machte einen schnellen Schritt nach vorne. Es war nicht irgendein Schwert, wie ich bemerkte… es war das meinige. So verschnürt wie ich war, sah ich keinen Weg auszuweichen, also schloss ich die Augen und spannte meine Muskeln unwillkürlich an.
 

Zu meinem Glück wurde er gestoppt. Als ich die Augen wieder öffnete waren dort Sayo und Rui. Sie hatten beide wohl denselben Gedanken gehabt und waren heruntergeeilt um ihn aufzuhalten.

„Vize Arachnon, es reicht, du hast deinen Test gehabt und sie hat ihn doch bestanden. Sie ist kein Yajuu, also brauchst du sie auch nicht zu töten.“, kam die strenge Nachricht von Sayo.

„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte Rui mich indes besorgt. Der Vize ließ von mir ab und so wandten sich die beiden zu mir um.

„Jag uns nie wieder so einen Schrecken ein, Kyria, wir haben schon gedacht es wäre aus mit dir…“ Da zuckten wir alle gleichzeitig zusammen. Sayo und Rui vor Schreck, ich vor Schmerz.

Keuchend spuckte ich Blut, dann schaute ich an mir herab. In meiner Brust steckte das Schwert. Der Vize hatte die kurze Unachtsamkeit tatsächlich zu seinem Vorteil genutzt.

„Kyria!“

„Was fällt dir ein!“, begann Sayo zu schimpfen, doch er beachtete sie nicht weiter.

„Ich weiß, dass ich Recht habe. Ich werde es allen beweisen und dann wirst du hingerichtet von deinen eigenen Freunden und...“, noch während er sprach

zückte er eine Pistole und hielt sie mir vor das Gesicht. Arachnon konnte sehr temperamentvoll werden, dass wusste hier jeder und gerade schien dieses Temperament mit ihm durchzugehen.
 

Sayo und Rui versuchten ihn von mir weg zu zerren, aber sie schafften es einfach nicht ihm die Waffe zu entreißen. Er krallte sich regelrecht daran. Das Publikum schien erstarrt und wagte es nicht einzugreifen. Auch die anderen Vize und sogar der Chef selbst sahen keinen Grund etwas zu unternehmen.

Ich konnte mir das kichern nicht verkneifen, als ich diese perplexe Szene vor mir sah. Sicherlich wäre es schlauer gewesen mich noch länger am Riemen zu reißen, aber meine Geduld war stark strapaziert.

„Du bist ganz schön armselig, geehrter Vize. Das du dich so behaupten musst, mich mit meinem eigenen Schwert töten zu wollen.“

„Was hast du gesagt?!“, rief er wütend aus und starrte durch Rui und Sayo hindurch zu mir. Aus irgendeinem Grund rührte sich niemand mehr. Niemand wollte eingreifen, alle wollten sehen was als nächstes Geschehen würde.
 

„Ich werde dir ein kleines Geheimnis verraten, dafür dass du dich so bemüht hast.“ begann ich finster zu flüstern. Rückblickend hatte zu der Zeit wohl schon der Exile in mir die Zügel übernommen und meine nächsten Schritte bestimmt.

„Ich habe nicht gelogen, als ich sagte ich sei kein Yajuu…“

„Natürlich bist du das! Schweig still!“, schrie er mich an und schoss, gleich das ganze Magazin leer. Das ganze kam so plötzlich, dass man nicht einmal hätte zwinkern können in dieser Zeit.

Die Menge schien die Luft anzuhalten und auch Sayo und Rui, die es nicht geschafft hatten ihn zu stoppen, sogen vor Schreck die Luft ein.

Ich musste mich wohl enttarnen.

Ich fand ich hatte genug für einen Tag einstecken müssen und nach einem lauten Knall der Kugeln, folgte Stille. Als sich der Schreck gelegt hatte, starrten mich alle an oder vor allem das, was vor mir war. Diese Klinge die aus dem nichts gekommen zu sein schien.

„Was zum…“, begann er.

„Zum letzten Mal, ich bin verdammt noch mal kein Yajuu. Willst du es endlich kapieren, was ich bin?“ Mehr Klingen erschienen aus meinem Körper, die Messer, die ich hatte einstecken müssen schienen von selbst herauszukommen, ebenso die Kugeln, die mich eben noch durchbohrt hatten.

Der steinerne Thron auf dem ich gefesselt saß, brach, während sich mein Körper in die Gestalt der Exile wandelte. Sayo war die erste, die das laut aussprach, was alle bereits dachten.

„Kyria… du bist ein… Exile?!“
 

Die Stille war unerträglich als ich mein Schwert aus meiner Brust zog und es in meinen Verbliebenen Arm nahm. Chrona hatte mir ja gezeigt, wie ich in menschlicher Gestalt, die Illusion des anderen Armes erschaffen konnte. Doch auch die menschliche Gestalt an sich, war ja nur ein Trugbild der Wahrheit und somit nur begrenzt funktional. Es kostete viel Energie den Zustand dauerhaft aufrecht zu erhalten. In meiner wahren Gestalt, zeigten sich alle meine Handicaps offen auf, nicht dass sie mich wirklich störten zu kämpfen.

Rui war der erste der sich mir zuwandte. „Du hast es aber lange durchgehalten, dafür dass du noch so jung bist.“ Er setzte ein schüchternes Lächeln auf, aber es war echt.

„Was soll das Rui? Wieso sprichst du mit ihr, als wüsstest du all dass… Moment, du wusstest es wirklich?! Wieso habt ihr mir nichts davon erzählt?“, realisierte Sayo gerade.

Ich blickte sie eindringlich an und sah wie sie unmerklich einen Schritt zurückwich. „Tut mir Leid. Ich wollte wirklich nicht, dass es so kommt, aber ich als ich versuchte es zu beenden… wurde ich davon abgehalten und hab mich letztendlich nicht mehr wehren können.“, versuchte ich ihr kurz und knapp zu erklären und hoffte, sie würde mich verstehen.
 

„Wer soll dir das glauben?“, schrie mich der Vize an.

„Ich glaube ihr.“, sagte Sayo plötzlich entschieden. Rui stimmte ihr zu. „Und wie kommt ihr darauf? Wieso glaubt ihr einer Exile, die nichts Menschliches mehr hat? Wollt ihr als Verräter gelten? Nun tötet sie schon!“

„Ist es nicht eindeutig? Sieh sie dir genauer an. Erstens hat sie hier noch niemanden angegriffen, dass heißt sie hat sich sehr wohl unter Kontrolle. Ich weiß, dass Exile viel schlauer sind, als ihr es uns immer glauben machen wollt und dann wäre da noch etwas. Ihr rechter Arm fehlt, was normalerweise ihr Schwertarm war. Mit anderen Worten, jemand hat ihr den Arm genommen, als sie im Begriff war ihn zu benutzen, wohl um es zu beenden, aber durch die Verletzung und den Schmerzen hat sie es natürlich nicht mehr gekonnt und musste zwangsläufig erwachen.“ Ich war erstaunt wie Präzise Sayo das ganze auf den Punkt bringen konnte, denn ich hatte gerade von ihr viel Ablehnung erwartet.
 


 

Ich war lebensmüde, ich musste es einfach sein, denn wer sonst hätte sich vor der versammelten Huntergemeinde als Exile entblößt? Es schien, als hätte sich die Temperatur der Luft um mehrere Grad abgekühlt und die Atmosphäre war zum zerreißen angespannt. Ich hörte wie überall um mich herum die Waffen gezückte wurden. Man beobachtete jede meiner Bewegungen. Auch Rui und Sayo, welche zwar eben noch gesagt hatten, sie glauben mir, schienen unsicher. Wer sollte es ihnen auch verdenken.

Doch in Wahrheit bohrte etwas ganz anderes tief in mir, die beiden Kinder, die verängstigt in eine Ecke gedrückt mich anstarrten, weil sie genau wussten wer ich war. Ich hatte ihnen vor nur wenigen Wochen alles genommen was ihnen lieb war und sie dann verfolgt, aber verloren. Ich hatte genau gewusst, dass sie bei den Huntern landen würden und hier waren sie nun. Einerseits hatten sie Angst, andererseits wünschten sie sich mich zu töten.

Die ganze Situation rief meine Instinkte hellwach. Der Exile in mir, war stark, stärker als ich und mit jeder Sekunde die verstrich, drohte er diesen Körper ganz zu übernehmen. Egal wie sehr ich es zu leugnen versuchte, der Drang zu töten war da, stärker denn je.

Lautes Stimmengewirr riss mich schließlich aus meinen Gedanken. Rui und Sayo wurden unsanft zur Seite geschoben, als die Elite der Elite auf mich zukam, allesamt Schränke. Und ehe ich mich versah, war ich umzingelt, man hatte mich von hinten gepackt und hielt meinen Arm schmerzhaft auf den Rücken. Vor mir stand ein weiterer mit einem Huntermesser bewaffnet und zielte auf mein Herz.
 

„Was soll das?“, rief Sayo entsetzt aus. „Sie hat doch nichts getan.“

„Meine liebe Sayo du vergisst wohl, dass es unsere Aufgabe ist, jeden Exile und Yajuu zu töten. Kyria, die du kanntest gibt es nicht mehr, sie spielt dir doch nur etwas vor um uns zu täuschen, weil sie aufgeflogen ist.“ Alle drehten sich ehrfürchtig zum Chef aller Hunter um. Er und seine Vize kamen gerade auf mich zu. Sie schauten ernst drein nur Arachnon hatte den Anflug eines selbstgefälligen Grinsens im Gesicht, welches meinen Zorn steigerte. Man versperrte Rui und Sayo den Weg.
 

„Nun Kyria, es war sehr dumm von dir, dich heute hier blicken zu lassen. Hat dich die Wandlung so dumm gemacht, dass du die Gefahr nicht mehr einschätzen konntest? Das ist doch eben der beste Beweis, dass du nicht mehr du selbst bist. Das einzige was wir noch tun können, ist dich davon zu erlösen.“ Die Worte des Chefs wirkten auf die Anwesenden Hunter wie eine Predigt, der sie zu verfallen schienen und welche auch nicht angezweifelt wurde.

Und niemand schien etwas dagegen zu haben, na ja Rui und Sayo schienen damit nicht einverstanden, doch auch sie konnten nichts weiter tun, sie waren klar in der Unterzahl.

Mir blieben also exakt zwei Möglichkeiten. Entweder würde ich mich nicht wehren und sterben, oder aber ich würde kämpfen und damit meinen Trieben als Exile nachgeben. Beides schien mir nicht gerade erstrebenswert.
 

Der Überlebenswille siegte letztendlich. Ich wollte zu Roona zurück, ich hatte es ihr schließlich auch versprochen. Sich von der inneren Grenze der Vernunft zu lösen war äußerst einfach und kaum hatte ich das getan, spürte ich auch schon, wie sich ein vertrautes Gefühl in mir breit machte, eine Mischung aus purer Freude, Mordgier, aber auch Hass. In diesem Zustand musste ich extrem aufpassen, dass ich mich nicht wieder komplett verlor, denn dann hätte ich nicht mehr zurückkehren können.



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