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Sherlock Holmes - Einem Mythos auf der Spur-

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Vorwort: Dr. John H. Watson

Wir schreiben das Jahr 1901.

Die Abenteuer die ich, Dr. John Hamish Watson, mit meinem Freund Sherlock Holmes all die Jahre erlebt habe, prägten sich in meinem Inneren ein. Leider genoss ich nicht immer die positiven Ereignisse unserer gelösten Fälle. Es gab einige waghalsige und äußerst gefährliche Situationen in denen wir uns befanden. Öfters standen wir dem Tode ziemlich nahe. Und genau in dieser Spalte befindet sich ein besonderer Fall, den ich schon fast vollkommen verdrängt habe. Ich schaudere immer noch wenn ich das Gesicht dieser abscheulichen Kreatur vor mir sehe. Sie übertrifft sogar den Höllenhund aus dem Dartmoor. Nach zehn Jahren überwinde ich mich, dieses Abenteuer für meine treuen Leser aufzuzeichnen.
 

Alles begann im Jahr 1881 in der Viktorianischen Epoche. Die Regierung stand unter dem Namen der Königin Viktoria und das vornehme England erfreute sich an der guten Wirtschaft und den fortschrittlichen Technologien.

Erst vor wenigen Monaten bezogen mein alter Freund Sherlock Holmes und ich unsere gemeinsame Wohnung in der Bakerstreet 221b in London. Unser erster Fall „Eine Studie in Scharlachrot“ lag schon sechs Wochen zurück. In diesem Abenteuer wurde ich Zeuge von den unglaublichen, ja schon fast übermenschlichen Fähigkeiten meines Freundes. Auch nach dem Fall erstaunte mich Holmes immer wieder aufs Neue, indem er mit seiner genauen Beobachtungs- und Kombinationsgabe, die Lebensgeschichten der vorbeigehenden Passanten mit Vergnügen erläuterte.

Fast wie jeden Abend, saß Holmes gelangweilt in seinem Lieblingssessel vor dem Kamin und war vertieft in ein paar mittelalterliche Schriftstücke, die er aus Verzweiflung, weil kein neuer Fall in Sicht war, unter die Lupe nahm.

Noch wusste er nicht, dass sich diese Situation bald schlagartig ändern sollte.

Der Brief

Es war kurz vor Mitternacht, als mich ein unerwartetes Klopfen an der Tür von meiner Lektüre aufschrecken ließ.

„Wer kann das denn noch sein zu dieser späten Stunde?“, fragte ich in den Raum.

„Ein Eilbrief für Mr. Sherlock Holmes!“, ertönte die Stimme eines Jungen.

Erwartungsvoll sah Holmes zu mir herüber. Ich ließ den Jungen ein und er stürmte an mir vorbei.

„Diesen Brief und die Zeitung soll ich Ihnen im Auftrag von einer Frau überbringen.“

Er reichte dem Detektiv unmittelbar einen Brief und die druckfrische Times für den nächsten Morgen.

Holmes sah auf den Kuvert.

„Wie sah die Frau denn aus?“

„Sir, diese Dame trug wundervolle Gewänder in Grün, aber ihr Gesicht war mit einem Schleier bedeckt gewesen.“

„Ist dir sonst noch etwas aufgefallen?“

„Ich kann mich noch erinnern, das sie irgendwie nach Blumen roch.“

Währenddessen huschten Holmes Blicke über die Times:

„So so! Sehr interessant. Hier hast du ein paar Schillinge und nun geh!“

Holmes deutete auf die Tür, die ich schnell zu Öffnen pflegte. Der Junge bedankte sich vornehmlich und ging zügig hinaus.

„Erwartet uns ein neuer Fall?“

„Ein überaus teures Papier, Watson. Das Kuvert gibt ein Hauch von Jasmin von sich. Ja, eine junge Frau, unverheiratet, von höherer Gesellschaft mit guten Manieren und eine begabte Künstlerin. Sie hat eine starke Persönlichkeit und ist zielstrebig. Diese Farbe! Warum hat sie mit einer grünen Tinte geschrieben?“ Er strich mit seinem Finger über die Tinte. Anschließend roch er dran und fuhr mit seiner Zunge darüber.

„Holmes? Ich möchte Sie nicht unterbrechen, aber was verleitet Sie dazu, diese Schlüsse zu ziehen?“

„Watson, Watson! Das liegt doch auf der Hand! Dieser Brief wurde von einer Frau verfasst, welches Sie schon an dieser schönen geschwungen Aufschrift erkennen können, die übrigens hier schwarz ist. Jasminparfüm wird von jungen Frauen aufgetragen, die zu meist unverheiratet und auf der Suche nach der großen Liebe sind.

Das Papier kann sich nur die höhere Gesellschaft leisten. Zudem noch das Wasserzeichen. Dieses Wappen kann nur von einer Adelsfamilie stammen, die eine Menge Geld haben muss, um ihr Wappen ins Papier prägen zu lassen. Doch dieses Wappen bereitet mir Kopfzerbrechen, ich habe es noch nie zuvor gesehen.“ Er wendete seinen Blick zur Büchersammlung.

„Woran erkennen Sie, dass die junge Frau eine begabte Künstlerin ist, zielstrebig, sowie eine starke Persönlichkeit haben muss? Wie soll ein normaler Bürger dies aus einem Kuvert und zwei Wörtern feststellen?“

„Alleine wenn Sie die Schriftführung der jungen Dame begutachten. Die Buchstaben sind sehr sauber mit der Feder gezogen. Sie hatte aus dem Handgelenk heraus die Striche über das Papier gleiten lassen. Dies spricht für die künstlerische Exaktheit und Begabung. Sie setzte mit einem kraftvollen Anstrich an und führte diesen fort. Hier sehen Sie, da wo die Feder angesetzt wurde, sog das Papier die Tinte mehr auf, als es üblich der Fall ist. Wenn Sie das Papier schräg gegen das Licht halten, ist eine Einfurchung der Federspitze zu erkennen. Ich schließe daraus, dass sie sehr selbstsicher sein musste, als sie den Brief verfasste. Sie zögerte bei keinem Wort! Der Rest wird sich aus den folgenden Zeilen des Briefes ergeben. Watson, wären Sie so gut und lesen die Nachricht vor?“

„Gewiss. “

Der Detektiv überreichte mir den Brief und warf sich in seinen Sessel. Die Hände waren zu einem Dreieck geformt, die Fingerspitzen berührten sich. Seine Augen waren geschlossen. Ein Unwissender würde sein Verhalten höchst merkwürdig finden, aber das war die Art wie Holmes hochkonzentriert vorgelesene Informationen aufnahm. Als ich den Brief in den Händen hielt, wurde ich schon von dem herrlichen Duft von Jasmin begrüßt. Neugierig öffnete ich das Kuvert und entnahm den Brief:

Sehr geehrter Mr. Holmes,

aus der Times können Sie schon entnehmen, worum es im Ganzen geht. Ich bin mir sicher, dass Sie diesen Fall nicht ablehnen werden. Dafür kenne ich Ihre Neugier und Interesse, Ihren Denkapparat bis aufs Äußerste zu reizen. Ich werde Sie nicht enttäuschen, Mr. Holmes. Im Morgengrauen werde ich vorbeikommen.

Miss Sadume von Oneggro
 

„Miss Sadume von Oneggro“, murmelte Holmes, „ haben Sie schon von dem Namen gehört?“ er sprang ruckartig aus dem Sessel und stopfte sich eine Pfeife.

„Solch ein Name ist mir noch nicht untergekommen. Da bin ich mir sicher! Wir sollten uns schnell der Times zuwenden.“

Holmes nickte, während er seine lange dünne Pfeife anzündete. Also schlug ich die Zeitung auf.

„Schwerer Brand im Arbeiterviertel. Hmm. Das hört sich doch interessant an: Mord im britischen Museum!“ sagte ich euphorisch.

Als er mir kopfschüttelnt die Zeitung aus der Hand riss, setzte ich mich bestürzt und rauchte ebenfalls eine.

„Watson ich denke, Miss von Oneggro meinte diesen Atikel: Mysteriöse Skulpturen tauchen in Südengland auf!“

„ Das habe ich schon häufiger gelesen. Es wurden irgendwelche Skulpturen gefunden und niemand weiß woher sie kommen. Die Skulpturen können keinem Bildhauer zugeordnet werden. Die Tiere aus Stein besitzen eine angsterfüllte Mimik und Haltung. Ich halte das Ganze für einen makaberen Scherz.“

„Viel mehr steht hier auch nicht. Scheinbar kommt dieser Witzbold immer näher nach London. Es wurden Steinfiguren in Swindon gefunden.“

Ich runzelte die Stirn und wusste nicht so recht was ich von alledem halten sollte. Wo hingegen Holmes schon sichtlich die ersten Puzzeleteile vor seinem geistigen Auge hin und her rückte. Ohne zu zögern, holte er sein dickes Buch, mit den Aufzeichnungen, welche er seit vielen Jahren sammelte. Der schmale Finger fuhr die Seiten von oben nach unten ab und die Augen folgten ihm. Nach einer Weile schloss Holmes kopfschüttelnd sein Buch und stellte es wieder zurück an seinem Platz. Das ist wohl das einzige Buch in Holmes` Sammlung, welches wirklich einen festen Standort besaß.

Ich muss wohl nicht erwähnen, dass Holmes Unordnung einen fast in den Wahnsinn trieb. Sogar die gutmütige Mrs. Hudson hatte es aufgegeben Ordnung zu schaffen oder den Detektiv davon zu überzeugen, dass ein ordentlicher Mensch seine Sachen viel schneller finden würde. Aber Holmes meinte nur, dass sein Chaos System hätte. Egal wie sehr er gewütet hatte, er fand immer alles wieder.

Die große Standuhr schlug schon Ein Uhr und es war Zeit ins Bett zu gehen. Mein alter Freund dachte jedoch erst gar nicht daran seinem Körper Erholung und Ruhe zu spenden. Er würde wahrscheinlich bis früh morgens Recherche betreiben.

Nach einem Brandy wünschte ich ihm eine erfolgreiche Nacht und schloss die Tür hinter mir.

Die zwielichtige Klientin

Nach einer viel zu kurzen Nacht setzte ich mich zu Holmes an den Frühstückstisch und rieb mir die verschlafenen Augen.

„Guten Morgen,Watson. Sie hatten doch wohl genügend Schlaf gehabt.“

„Ja, Holmes. Sehr freundlich. Einen schönen guten Morgen. Wie ich sehe, hatten Sie Erfolg gehabt? Bei so guter Laune.“

„Nein und Ja“,er nippte an der Teetasse.

„Nun lassen Sie sich nicht alles aus der Nase ziehen.“

„Nicht so ungeduldig. Wenn ich mich nicht täusche, passiert die Dame gerade die Bakerstreet und setzt zum Klingeln an!“

Erschrocken sprang ich vom Stuhl auf, denn ich trug noch mein Schlafgewand. Ich stolperte in mein Zimmer und zog mich in Windeseile um.

Als ich gerade mein Zimmer verließ und meinen Kragen richtete, klopfte es an der Tür. Erneut stieg mir der Duft von Jasmin in die Nase, obwohl die Tür noch geschlossen war. Ohne lange nachzudenken, ließ ich die wunderschöne Gestalt eintreten.

Goldblonde gelockte Haare umgaben das zarte Gesicht der jungen Frau. Auf ihrem Kopf trug sie einen dekorativen Frauenhut mit feinen, langen Federn, Bändern und Zierblumen. Die langen Haare waren zu einer modischen Steckfrisur drapiert. Auffallend waren ihre runden, smaragdgrünen Augen und ihre vollen roten Lippen, die eher an ein wertvolles Porzellanpüppchen erinnerten. Sie trug eine dunkelgrüne Bluse mit dem passenden Rock dazu, in ihrer rechten Hand hielt sie einen Sonnenschirm, um ihren blassen Teint von der Sonneneinstrahlung zu schützen.

„Mr. Holmes?“ hauchte sie mir zu.

Geblendet von ihrer Erscheinung, deutete ich zu Sherlock Holmes. Er stand neben dem Kamin und beobachtete scheinbar die Frau im Spiegel, der auf dem Sims stand.

„Vielen Dank, Gentleman“, hauchte sie mir erneut mit einer so lieblichen Stimme zu. Wie konnte eine junge Frau noch ledig sein?

Ruckartig drehte er sich uns zu. Miss von Oneggro musterte ihn, denn sie schien Gefallen an meinen Freund gefunden zu haben.

„Guten Morgen, Miss von Oneggro,“ und wies mit einer leichten Handbewegung auf den Ohrensessel hin.

„Guten Morgen, Mr. Holmes. Ich möchte gleich zum Punkt kommen. Bitte lösen Sie den Fall der mysteriösen Skulpturen und Sie werden reichlich von mir belohnt werden. Sie verfügen über eine überdurchschnittliche Intelligenz, die ich sehr bewundere. “

„Was wissen Sie über die Skulpturen?“ fragte Holmes.

„Ich weiß, im Prinzip, dass sie irgendeine relevante Bedeutung haben müssen. Sonst nichts!“

„Wenn Sie dadurch in keinster Weise betroffen sind, warum haben Sie dann so ein großes Interesse an diesen Skulpturen?“, erwiderte Holmes kühl.

„Das steht außer Frage, Mr. Holmes. Lösen Sie einfach nur das Rätsel. Durch ihre außergewöhnlichen Methodiken werden sie sicherlich schnell eine Lösung finden. Ich habe Ihnen eine Skulptur mitgebracht; sie steht unten vor der Tür.“

Die junge Frau blickte Holmes fragend an und dieser erwiderte den Blick mit einem finsteren Starren.

„Ich möchte den Fall aus reinem Interesse gelöst haben. Wie gesagt, bezahle ich sehr gut.“

„Dann werde ich den Fall nicht annehmen.“

Holmes drehte ihr den Rücken zu und verwies auf die Tür.

Miss von Oneggro warf ihm noch ein Lächeln zu und begab sich hinaus. Nachdem sie den Kutscher rief und Platz genommen hatte, verließ sie die Bakerstreet. Der Detektiv schaute vom Fenster aus hinter der fahrenden Droschke hinterher.

„Sehr merkwürdig, dieser Schatten dort hinter der Hausecke. Er schaut zu uns herüber. Jetzt ist er verschwunden.

Nun denn Watson, diese Frau spielt ein Spiel mit mir. Sie meint, sie hätte die Fäden in der Hand. Auch wenn alles noch so kurios erscheint, sollten wir schnell handeln. Nicht wegen dem Willen dieser absonderlichen Frau. Mich beschleicht ein ungutes Gefühl bei der Sache. Holen wir die Plastik hinauf!“

„Hat sie die denn nicht mitgenommen?“

„Natürlich hat sie das nicht.“

Ich ging los, stoppte aber abrupt: „Heißt das, dass sie den Fall doch annehmen werden?“

„Ich arbeite an dem Fall schon seit letzter Nacht.“
 

Nun stand die Skulptur auf dem Boden unserer Wohnung. Kaum zu glauben, sie sah so naturgetreu aus. Mit großen Augen schaute uns ein steinernes Rehkitz an. Der Bildhauer musste präzise und sauber gearbeitet haben.

Holmes nahm seine Lupe zur Hand und kniete sich zum Reh hinunter. Es gab keine Stelle, die er unbeobachtet ließ.

Gespannt schaute ich zu, bis er auf einmal aufsprang und nach seinem Jackett und Hut griff. Dann verschwand er aus der Tür.

Ratlos ließ mich der große Detektiv stehen. Aber so, wie ich ihn kennengelernt hatte, würde er eine Runde spazieren gehen.

Und so war es auch. Nach gut drei Stunden, genau zum Mittagessen, passierte Holmes die Tür und setzte sich vornehm an den Tisch. Mrs. Hudson rollte auf einem Servierwagen das leckere Mahl herein. Ach, ihre Gerichte waren damals schon köstlich.

Als ich zum ersten Bissen ansetzen wollte, sprang Holmes unerwartet auf, ließ alles stehen und liegen und rannte wieder zur Tür hinaus. Schulterzuckend genoss ich das herrliche Essen, allein.

Der verstörte Patient

Nachmittags begab ich mich, auf Wunsch eines befreundeten Arztes, zu einem Hausbesuch bei einem seiner Patienten. Auf dem Weg zu ihm studierte ich das Telegramm meines Kollegen, in dem er mir alles Wesentliche notiert hatte.

Mr. Miller war Witwer und schon von der älteren Generation. In regelmäßigen Abständen wurde sein Herz abgehorcht und er bekam entsprechende Medikamente zur Stärkung seines Immunsystems. Hinzu kam, dass er seit Tagen über Schmerzen in der Brust klagte. Den Aufzeichnungen zufolge handelte es sich um einen ruhigen Patienten.

Nachdem die Droschke anhielt, packte ich das Telegramm in die Innentasche meines Jacketts, nahm meine Arzttasche und stieg aus. Ich war gerade im Begriff an der Tür zu läuten, als ich ein Knurren aus dem Rhododendron vernahm.

In Erwartung eines wilden Tieres, war ich durchaus überrascht, als mir eine Rhododendronpflanze mitsamt Wurzel entgegen flog.

„Verschwinde von hier, vermaledeiter Dämon!“

„Ich bin kein Dämon, sondern Arzt“ rief ich erschrocken und gekränkt zugleich.

„Sie sind nicht Dr. Campbell!“

„Das ist korrekt. Mein Name ist Dr. Watson. Ich soll im Auftrag meines Freundes Dr. Campbell nach Ihnen schauen. Mr. Miller?“

„Hach, und wieso kommt er nicht selbst?“

„Weil er selbst das Bett hüten muss. Wollen wir nicht in Ihrer guten Stube Platz nehmen?“

Verstört erhob sich Mr. Miller aus dem Busch und reichte mir seine zitternde Hand entgegen. Behutsam stützte ich den alten Mann und brachte ihn ins Haus. Mir entfiel nicht, dass Mr. Miller die ganze Wohnung mit Blicken durchforstete, so als ob er glaubte, verfolgt zu werden. Um Mr. Miller ein wenig zu beruhigen verabreichte ich ihm einen Cognac. Nachdem er sich gefasst hatte, fragte ich ihn, was es mit dem Dämon auf sich hatte.

„Doktor, gerade als die Sonne aufging, schaute ich wie jeden Morgen über mein Anwesen und beobachtete eine Gruppe Rehe, die vom Hyde Park zum Fressen herkam. Wie Sie mit Sicherheit schon festgestellt haben, liegt mein schönes Anwesen direkt neben dem Park. Wir ließen es dort wegen meiner Frau errichten. Sie liebte Tiere und als sie das Haus nicht mehr verlassen konnte, ließ ich eine Futterkrippe errichten. Wenigstens konnte sie so auf ihre letzten Tage die scheuen Tiere vom Fenster aus betrachten.

Unerwartet erschien er wie aus dem Nichts; der Dämon!

Seine Augen glühten grell-gelb. Er kreischte in den fürchterlichsten Tönen und ich meinte eine lange dünne Zunge aus seinem triefenden Maul gesehen zu haben. Widerlich, grässlich! Die Rehe waren starr vor Schreck. Er packte sich das Kleinste und verschwand mit ihm im Nebel.

Wer weiß schon, heute nur ein Reh und morgen sind vielleicht wir an der Reihe. Das war die Warnung für uns. Gott helfe uns und habe Erbarmen!“

Er sprang mit hochgerissenen Armen auf und kniete sich anschließend mit gefalteten Händen auf den Boden. Ich half der armen Seele auf.

„Mr. Miller, wenn es Sie beruhigt, werde ich raus gehen und nach dem Rechten schauen. Solange sollten Sie ein wenig ausruhen.“

Auf dem Weg nach Draußen, machte ich mir einige Gedanken über den merkwürdigen Vorfall. Man muss nicht Sherlock Holmes heißen, um Eins und Eins zusammen zu zählen.

Sollte das ein Zufall sein, zwei Rehkitze an einem Tag? Das Eine aus Stein in der Bakerstreet und das Andere angeblich von einem Dämonen entführt. Und überhaupt, dieser Dämon. War das vielleicht ein entlaufendes exotisches Tier aus dem Zoo oder Zirkus, welches Mr. Miller nur für einen Dämonen hielt? Hätte davon nicht etwas in der Times zu lesen sein müssen? Wie auch immer, irgendetwas müsste er doch wohl gesehen haben.

Doch diese Gedanken wurden von der Verwunderung unterbrochen, als ich das sah, was ich in diesem Moment am wenigsten erwartet hätte.

„Watson, gut, dass Sie da sind. Ich habe meine Streichhölzer auf dem Tisch liegen lassen.“

Inmitten einer Gruppe von Rehskulpturen, die rund um eine Futterkrippe aufgebaut waren, hantierte Holmes mit Lupe und Maßband.

„Holmes, was treiben Sie denn hier?“ fragte ich total verdutzt und reichte ihm, wie in Trance, meine Streichhölzer hin. Er griff danach und zündete sich eine Zigarette an.

„Die selbe Frage könnte ich Ihnen stellen, mein Freund.“

„Ich hatte Ihnen doch erzählt, dass ich heute als Vertretungsarzt für einen Kollegen einspringe und einen Hausbesuch bei Mr. Miller verrichten muss.“

„Ach ja, das war heute? Nun gut. Ich war im benachbarten Hyde Park.“

„Im Hyde Park? Sonst gehen Sie doch durch die Straßen Londons spazieren.“

„Ich war doch nicht spazieren! Ich habe Ermittlungen durchgeführt. Bevor Sie fragen, was dabei heraus kam, erzähle ich Ihnen davon. Zuerst habe ich mich mit dem Parkwächter über Hirsche und Rehe unterhalten. Ich wollte wissen, was sie zu dieser Jahreszeit fressen und wo sie sich aufhalten würden. Nachdem ich dies in Erfahrung brachte, machte ich mich auch schon auf Spurensuche. Bis ich von einer Menschenmenge aufgehalten wurde. Ausgerechnet heute fand im Hyde Park eine Vorlesung über die Vegetation des Hyde Parks statt. Also zwang ich mich hindurch. Von diesem Gedrängel habe ich mit Sicherheit einige Hämatome davon getragen.

Nach dem ganzen Stress wollte ich mir erstmal eine Zigarette gönnen und meine Gedanken ordnen. Doch anstatt meiner Streichhölzer fand ich einen Zettel in der Tasche.“

Mein Freund hielt kurz inne und zog das besagte Stück Papier aus der Tasche.

„Lesen Sie nur,“ forderte er mich auf.

„Passen Sie auf! Der Schein trügt!“

„Sie können sich gar nicht vorstellen, was das für mich bedeuted!“

„Meine Güte, Holmes! Das ist eine Warnung. Wer hat Ihnen das zugesteckt?“

„Das weiß ich leider selbst nicht. Vermutlich wurde er mir im Gedrängel untergejubelt. Aber diese Nachricht ist fantastsich. Das hat noch einen besonderen Reiz auf mich. Ich wusste, dass dieser Fall eine Herausforderung an mich ist. Aber es scheint noch viel mehr dahinter zustecken. Jemand anderes hat auch noch seine Finger im Spiel. Doch dazu kann ich momentan noch nichts Weiteres sagen.

Während ich alle Orte absuchte, wo sich Rehe aufhalten sollten, traf ich auf einen älteren Herrn. Er saß auf einer Parkbank und fütterte die fetten Tauben. Anscheinend hatte ich mit meinen Ermittlungen sein Interesse geweckt. So kamen wir in ein interessantes Gespräch. Er erzählte unter Anderem, dass sich viele Rehe und Hirsche auf dem Anwesen von Mr. Miller aufhielten und sich dort an dessen Futterkrippe satt fraßen.“

Nun erzählte ich Holmes meine so eben noch frischen Erzählungen von Mr. Miller und war gespannt auf seine Reaktion.

„Ein Dämon also. Nur merkwürdig, dass Dämonen ebenfalls Paarhufer sind. Die Spuren dort am Boden stammen von einem Menschen ab. Ein kleiner, schmaler Fuß. Der Abdruck ist nicht tief und die Sohlen verlaufen nach vorne spitz zu. Ich würde behaupten, sie stammen von einer Frau!“

Hinter uns vernahmen wir auf einmal ein energisches Rufen.

„Sind Sie nicht dieser Detektiv aus der Zeitung?“

Naserümpfend drehte sich mein Freund zu Mr. Miller um.

„Sie sind Mr. Miller?“

Bevor Holmes ganzer Unmut über die Presse zum Ausbruch kam und der arme Mann davon erschlagen wurde, brachte ich mich lieber mit ein.

„Ganz Recht, Mr. Miller, das ist mein Freund Sherlock Holmes. Er wird sich der Sache widmen.“

Das kränkliche Gesicht meines Patienten wechselte zu einem erleichterten Lächeln.

„Da kann ich ja beruhigt zu Bett gehen, wenn sich Sherlock Holmes des Falles annimmt. Aber seien Sie doch bitte etwas leiser und erschrecken die armen Tiere nicht. Sie sind ja immer noch starr vor Angst.“

Während Holmes zurück blieb, ging ich mit dem alten Mann zurück ins Haus, um meine Untersuchungen zu beenden. Mit meinem Stethoskop horchte ich gewissenhaft das Herz und die Lunge meines Patienten ab. Die vorsorgliche Behandlung meines Freundes Dr. Campbell schien sich positiv auf seine Gesundheit auszuwirken. Das Herz schlug gleichmäßig und kräftig und die Lunge war frei. Und doch hatte der Mann immer noch Schmerzen. So kam mir ein Gedanke, was ihn bedrücken konnte. Ich tastete gründlich seinen Bauchbereich ab, bis ein schmerzliches Stöhnen von Mr. Miller meine Vermutung bestätigte.

„Mr. Miller, ihre Galle ist nicht in Ordnung. Ich gebe ihnen ein entzündungshemmendes Mittel. Zudem wäre es nur ratsam, wenn Sie ihre Ernährung fettarmer gestalten. Sollten sich die Schmerzen zu einer Kolik entwickeln, müssen Sie umgehend ins Hospital. Ich werde meine Diagnose und Behandlung Dr. Campbell mitteilen.“

Mr. Miller schlief rasch ein. Ich schrieb derweil einen Bericht für Dr. Campbell.
 

Sehr geehrter Dr. Paul Campbell,

ich habe mich zu Mr. Miller begeben und muss Ihnen mitteilen, dass seine Schmerzen mit aller Wahrscheinlichkeit von einer Überlastung der Galle herführen. Ich riet ihm daher zu einer fettreduzierten Ernährung. Dennoch besteht die Gefahr einer Kolik.

Mir macht der geistige Zustand des Patienten mehr Sorgen. Es bestehen Anzeichen einer zunehmenden Demenz. Der Patient erfreut sich an Statuen, die er für lebendig hält.
 

Hochachtungsvoll

Dr. John H. Watson
 

Als ich mir den Mantel überwarf und im Begriff war das Haus zu verlassen, traf glückerlicherweise das Dienstmädchen ein. Ich gab ihr die Aufforderung, wenn sich der Zustand von Mr. Miller verschlechterte, sich unverzüglich mit ihm ins Hospital zu begeben.

Nun konnte ich mit ruhigem Gewissen das Haus verlassen und zu Holmes zurückkehren.

Gerücht in der Gasse

Mein Gefährte stand neben der Futterkrippe und zupfte etwas Stroh hinaus. Akribisch roch er daran und verstaute es wenige Augenblicke später in ein seperates Tütchen. Als Holmes mich kommen sah packte er es in seine Jackettasche.

„Haben Sie noch etwas interessantes entdecken können?“

„Nein, mein Freund. Hier gibt es für uns nichts mehr zu erledigen. Lassen Sie uns zurück zur Bakerstreet gehen.“

„Gehen? Soll ich nicht lieber eine Droschke rufen?“

„Etwas Bewegung wird Ihnen nicht schaden. Ich bin der Meinung, dass Sie etwas zugelegt haben.“

Ich erötete für einen kurzen Moment und stammelte, dass Mrs. Hudsons Essen ein wahrer Genuss sei, im Gegensatz zu dem, was ich bei der Armee als Mahl vorgesetzt bekam.
 

Es war bereits später Nachmittag und ich vermisste meinen gewohnten heißen Tee mit süßem Gebäck.

Holmes konnte es wohl kaum erwarten seine Untersuchungen mit den stinkenden Chemikalien zu beginnen. Denn ich konnte kaum mit ihm Schritt halten.

Als wir in eine Seitengasse einbogen, konnte ich beobachten, wie er von einer Zigeunerin angesprochen wurde. Doch mein Freund eilte an ihr vorbei ohne jegliche Notiz von ihr zu nehmen. Ich hatte das Selbige vor.

Doch wie nicht anders zu erwarten war, stellte sie sich mir entschieden energischer, mitsamt Karren, in den Weg.

„Schauen Sie sich diese prachtvollen, handgefertigten Arbeiten an. Die müssen Sie haben!“

Sie pries mir einen kleinen Singvogel aus Stein an, den sie von ihrem Karren nahm, wo sich auch noch ein weiteres Exemplar befand.

„Kein Interesse, Danke.“

„Ihre Angebetete würde sich sehr darüber freuen.“

„Wie ich Ihnen bereits gesagt habe, habe ich kein Interesse. Bitte lassen Sie mich in Ruhe!“ befahl ich etwas forsch, denn ich sah wie Holmes sich weiter von mir entfernte. Ich schob die Dame beiseite.

„Das Paar kostet auch nur 10 Schillinge. Ein wahrer Glücksgriff, mein Herr.“

Ich atmete tief durch und nahm den kleinen Vogel in die Hand. Endlich bemerkte der Detektiv, dass sein Begleiter ihn nicht mehr folgte und kam zügig, mit grimmiger Miene, zu mir zurück. Ich zuckte unschuldig mit den Schultern und wollte den kleinen Vogel der Dame wiedergeben, als Holmes mir zuvor kam. Er riss mir die Figur regelrecht aus der Hand.

„Wieviel sollen die kosten?“

Er nahm den zweiten Vogel auch an sich.

„Oh mein Herr, Sie verstehen was von Kunst. Für nur 15 Schillinge gehört dieses entzückende Pärchen Ihnen.“

Ich wollte gerade lautstark protestieren, als Holmes ihr schon den Betrag auszahlte. Die Zigeunerin grinste mich hämisch an.

„Woher haben Sie die Vögel?“ wollte er wissen.

„Das verrät eine Geschäfstfrau wohl kaum!“

„Verstehe!“

Holmes gab ihr einige Schillinge extra.

„Ich bekam diese Vögel von einer blonden Frau. Sie hatte keinen Bedarf mehr an ihnen. Sie erzählte, sie wollte die beiden Vögel denjenigen schenken, der sie gut gebrauchen könnte. Sie sah mich arme Zigeunerin auf der Straße herum lungern und schenkte mir die beiden Vogelskulpturen. Diese Frau hat ein großes Herz. Ich gab Ihr zum Dank mein buntes wundervolles Tuch.“

„Haben Sie irgendwelche Auffälligkeiten an dieser Frau feststellen können?“

„Sie sprach in einem merkwürdigen Akzent.“

„Mehr ist Ihnen nicht aufgefallen?“

„Für nur 5 Schillinge, ist mir doch genug aufgefallen!“

Mit diesen Worten verschwand die Dame.

Grummelnd heftete ich mich an Holmes Schuhsohlen, der schon wieder fort war. Diesmal wollte ich mit ihm Schritt halten.

„Watson, ich bin ein wenig enttäuscht von Ihnen.“

„Warum denn das?“

„Sie sehen einen Hinweis nicht mal, wenn Sie ihn sogar in den Händen halten. Wie blind kann man sein.“

Zu diesem harten Vorwurf fiel mir keine Antwort ein. Schmollend ging ich neben ihm her. Manchmal war Holmes ein richtiger Arrogant, das wurde mir damals bewusst. Er konnte nicht verstehen, dass ein normaler Bürger mit seinem Genie nicht mithalten konnte.
 

„Magret, hast du schon gehört was Vorgefallen ist?“

„Meine Güte, was ist denn Geschehen, Dorothea?“

„Du wirst es kaum glauben. Scotland Yard hat sich vor dem Uhrturm versammelt. Etwas schlimmes muss dort passiert sein!“

Diese lautstarke Unterhaltung war unschwer zu überhören. Magret war aus dem Fenster gelehnt und Dorothea stand mit vollen Einkaufstaschen unten auf der Straße.

Wir sahen uns beide etwas überrascht an. Ohne lange zu zögern, begaben wir uns zum Big Ben.

Hochmut kommt vor dem Fall

Der Anblick der uns geboten wurde, war alles andere als schrecklich; es war überaus unvorstellbar grausam. Obwohl Constables den Bereich vor dem Uhrturm abgesperrt hatten, fanden sich viele Schaulustige ein.

Sie blieben jedoch nicht lange, als sie sahen, was sie lieber nicht hätten sehen sollen. Einige Passanten würgten und hielten sich den Magen.

Holmes erspähte Lestrade, der sich über eine leblose Masse gebeugt hatte, die man nur schwerlich als Menschen erkennen konnte. Der Kopf ließ sich als solcher nicht mehr identifizieren. Er war vollkommen zertrümmert, wie auch der Rest seiner Knochen. Mein geschultes Auge erkannte sofort, dass er aus luftiger Höhe gestürzt sein musste.

Der Anblick konnte sogar an mich, als Mediziner, nicht spurlos vorbeigehen. Ich war stark schockiert, schließlich sieht man dies nicht alle Tage. Mein Magen schien sich zu drehen.

„Ah, Mr. Holmes und Dr. Watson. Sie riechen die Lunte schon vom Weiten, wie?“

„Was ist mit diesem armen Gentleman geschehen?“, würgte ich hinaus.

Holmes blieb ungerührt stehen und inspizierte den Leichnam

„Wir bekamen kurz vor fünf Uhr nachmittags mehrere Nachrichten, dass ein junger Mann aus dem Uhrturm gestürzt sei. Er war, wie Sie sehen können, sofort tot. Der Mann hieß Jeffrey Johnston, war 26 Jahre jung und einer der „Keeper of the Great Clock“. Mr. Johnston war verlobt mit der Griechin Stefanía Pantagiota. Sie hatten vor im Spätsommer zu heiraten. Sehr bedauerlich. Seine Verlobte wird gerade mit der schrecklichen Nachricht unterrichtet.

Wie es zu dem Sturz aus ca. 75m Höhe kam ist noch unbekannt.

Des Weiteren hatte er Dienst mit Owen Hamilton und Jacob Whitelock. Der vierte im Bunde, Garry Edwards, ist erkrankt.

Normalerweise war um halb fünf Uhr Schichtwechsel. Jeffrey Johnston hatte Dienstschluss gehabt und Owen Hamilton übernahm freundlicherweise den Dienst von Mr. Edwards.“

Nachdem der Detektiv seine Inspizierung beendet hatte, bat er mich, den Leichnam aus medizinischer Sicht zu untersuchen. Er ließ sich von Lestrade ins Innere des Uhrturms geleiten. Meine Untersuchungen dauerten nicht lang und brachten auch keine neuen Erkenntnisse. Also begab ich mich ebenfalls zum Uhrturm. Nach unzähligen Stufen gelang ich zu dem großen Raum mit den Glocken. Big Ben war einfach ein gigantischer Riese, der mich sehr beeindruckte.

Am anderen Ende des Raumes sah ich Lestrade, der wohl gerade einen der Keepers befragte. Der Mann schien blass und nervös zu sein. Wild gestikulierend erzählte er wahrscheinlich, was vorgefallen war.

Dann sah ich Holmes, oder besser gesagt, Holmes Beine. Für meinen Geschmack hatte er sich etwas zu weit aus dem Fensterbogen gelehnt. Als nur noch ein Fuß von ihm auf dem Boden haftete, rannte ich schnell zu ihm herüber und packte zu. Ich riss ihn zurück und wir fielen beide zu Boden.

„Um Himmels willen, Holmes. Geht es Ihnen gut?“

„Mir ging es nie besser. Aber wieso stören Sie mich bei meinen Nachforschungen?“

„Es tut mir leid, aber ich befürchtete, dass Sie aus dem Fenster stürzten.“

„Da lagen Sie im Irrtum. Ich habe ein sehr guten Gleichgewichtssinn.“

Er stand auf und streckte mir die Hand entgegen. Ich nahm sie dankend an und er half mir auf. Dann wandte er sich dem Fensterbogen und gleich darauf dem Staub auf dem Boden zu.

„Mr. Holmes, der Fall ist gelöst“, sagte Inspektor Lestrade.„Mr. Johnston erlitt eine Herzattacke und verlor das Gleichgewicht. Zu seinem Unglück kam auch noch hinzu, dass er dabei aus dem Fenster stürzte. Mr. Hamilton und Mr. Whitelock werden es Ihnen gerne nochmal bestätigen.

Also Mr. Holmes, Dr. Watson.“ Und somit verabschiedete sich Inspektor Lestrade auch rasch wieder und nahm sein Gefolge mit.

„Das wahre Unglück ist, mein lieber Watson, dass Lestrade die Ermittlungen übernahm. Wir haben schon einige Indizien, die auf einen Mord hinweisen könnten. Eigentlich bin ich mir ziemlich sicher. Lassen Sie uns mit den beiden Herren reden.“

Wir durchquerten den großen Raum mit seiner ganzen detaillierten Mechanik und den bewundernswerten Glocken, die von der Sonne angestrahlt wurden. Mit jedem Schritt wirbelten wir die Staubpartikel auf, die im Sonnenlicht wieder sanft zu Boden schwebten. Über uns war eine bemerkenswerte Holzkonstruktion. Für mich versprühte der Raum eine faszinierende Stimmung aus. Mit einem Mal wurde ich auf den Boden der Tatsachen zurück geholt, als ich den armen Jacob Whitelock hockend auf dem Boden sah. Er war sichtlich betroffen. Neben ihm stand, mit gesengtem Kopf, ein junger Mann. Dies musste Owen Hamilton sein.

„Ich spreche Ihnen mein tiefstes Bedauern aus,“ begann Holmes, „scheinbar waren Ihre Beziehungen zu dem Verstorbenen mehr als nur kollegial?“

„Das stimmt, Jeffrey war ein feiner Mann. Eine Schande ist das! Dabei war er in den letzten Tagen besonders gut gelaunt, da er demnächst heiraten wollte. Welch grausames Schicksal.“ Mr.Whitelock schüttelte ungläubig den Kopf.

„Wie standen Sie zu dem Verstorbenen?“

„Ich kannte ihn seit fast drei Jahren. Ich hatte ihn in unserer Stammkneipe kennen gelernt. Wir unterhielten uns über Gott und die Welt. Er war mir von Anfang an sympathisch. Damals hatte er sich mit Gelegenheitjobs durchschlagen müssen. Als ich ihm erzählte, dass ich einer der „Keepers of the Great Clock“ wäre, wurde er hellhörig. Denn auch er hatte ein Geschick für Mechanik, wie er es mir damals erzählt hatte. Es war ein wahres Glück gewesen, dass wir uns damals trafen, denn ein Keeper musste aus gesundheitlichen Gründen seinen Dienst beenden. Ich fragte Jeffrey, ob er Interesse an dem Job hätte. Sein Glitzern in den Augen reichte mir als Antwort und ich schlug ihn bei den zuständigen Behörden vor. Wegen seinem Geschick und Talent wurde er schließlich eingestellt. Jeffrey lebte in seinem Beruf auf. Er hatte wirklich großes Talent gehabt.“

„Danke Mr. Whitelock. Wie standen Sie zu Jeffrey Johnston, Mr. Hamilton?“, drehte sich Holmes zu Owen.

„Ich habe ihn erst in unserem Dienst kennen gelernt. Ich empfand ihn als einen eingebildeten, seltsamen jungen Mann. Bei der Arbeit hielt er sich immer für unübertroffen. Irgendwann ließ ich ihm in dem Glauben, dass er der Beste wäre. Wie sagt man doch so schön: Der Klügere gibt nach. Ich bin auch nicht gerade ungeschickt in Sachen Mechanik, müssen Sie wissen. Doch im Gegensatz zu ihm brauchte ich kein riesen Zirkus, um meine Pflichten sorgfältig nachzugehen.

Aber Schade ist es trotzdem um ihn, er war ansonsten ein richtiger Gentleman. Vor allem zu den Glocken“, ein amüsiertes Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit. Jacob Withelock schüttelte verärgert den Kopf.

„Wie ist der Unfall geschehen? Sie haben ihn aus dem Fenster stürzen sehen, Mr. Hamilton?“, brachte ich schließlich ein.

„So ist es. Es ging ziemlich schnell. Ich konnte ihm nicht mehr helfen.

Jeffrey hatte Dienstschluss und wie jeden Feierabend schaute er wie ein Vater nach seinem Kind, nach den Glocken. Jeffrey liebte diese Konstruktionen und schenkte ihnen immer besondere Beachtung. Mit scharfen, strengen Augen überflog er gewissenhaft die Mechanik. Danach überprüfte er die Glocken auf Risse. Er streichelte sie regelrecht dabei. Einmal fragte ich ihm, ob er nicht ganz richtig im Kopf sei. Aber er ignorierte mich einfach.

Wie ich es dem Inspektor gerade geschildert hatte, hielt Jeffrey sich die Brust, bevor er aus dem Fenster stürzte. Sofort lief ich zum Fenster und schrie erschrocken.“

„Dann kam ich herbei geeilt und sah wie Owen »Jeffrey, Jeffrey« aus dem Fenster schrie. Ich rannte zum daneben liegendem Fenster. Der arme Jeffrey. Es war ein grausamer Anblick“, fügte Jacob Whitelock hinzu.

„Er hielt sich die Brust, haben Sie gerade geschildert. Hatte er irgendwelche Beschwerden gehabt. Einen Herzfehler zum Beispiel?“, fragte Holmes zu beiden. Die Keepers verneinten.

„In meiner Gegenwart hatte er sich nie über Unwohlsein oder Schmerzen beklagt“, antwortete Mr. Whitelock.

„Holmes, wenn es eine Herzattacke war, dann wird es die Obduktion aufklären können.“

„So wird es wohl sein, Watson. Aber ich muss die Herren trotzdem bitten, dass ich mir ihre Schuhe ansehen darf. Danke sehr.“

Er strich mit dem Finger über die Schuhsohlen und maß die Schuhgrößen.

„Mr. Holmes, Dr. Watson, wir müssen nun unserer Arbeit nachgehen. Falls Sie noch Fragen haben, so können Sie uns später aufsuchen.“

Dann verabschiedeten sich beide.

Ein sonderbares Ereignis

„Leider ist es auch in jungen Jahren möglich an einem Herzinfarkt zu erkranken. Aber ich möchte Sie darauf hinweisen, dass man bei einem Infarkt eher in sich zusammen sackt. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er dabei aus dem Fenster stürzen konnte.“

„Ich stimme Ihnen zu. Das war sicherlich nicht der Grund, weshalb er stürzte. Lassen Sie uns nochmal gründlicher den Boden auf Fußspuren absuchen. In dem feinen Staub befinden sich noch gut erkennbare Schuhabdrücke, die uns sicherlich in die richtige Richtung führen werden.“

Der Detektiv schritt auch sofort zur Tat und eilte vorsichtig zum besagten Fenster.

„Hab ich es mir doch gedacht! Schauen Sie her. Was sehen Sie?“

„Viele Schuhabdrücke die quer übereinander liegen. Sie reichen bis zum Fenster, wo Jeffrey hinaus stürzte. Und dieses Fenster ist wohl dasjenige, aus dem Jacob nach seinem Freund Ausschau hielt. Dann noch die große leere Fläche, wo wir zu Boden stürzten.“

Holmes nickte zustimmend. „Nun wollen wir die verschiedenen Profile und Schuhgrößen herausfiltern und sie den jeweiligen Personen zuordnen.“

Ich nahm mein Notizheftchen und Stift zur Hand und skizzierte fleißig meine Entdeckungen auf. Holmes sah mir derweil über die Schulter und summte zufrieden. Als ich fertig war, schauten wir gemeinsam auf meine Aufzeichnungen.

„Gefunden haben wir sieben Schuhabdrücke. Ist das korrekt?“, fragte mich Holmes, ohne seine Blicke vom Papier abzuwenden.

Ich bestätigte seine Frage.

„Gut. Führen wir die Personen auf, die hier heute zugegen waren.
 

Jeffrey Johnston

Owen Hamilton

Jacob Whitelock

Inspektor Lestrade

Constable Stoneham

Dr. John Watson

Sherlock Holmes
 

Jetzt ist es ein Kinderspiel. Mein Freund, Sie können gerne die jeweiligen Schuhabdrücke zuordnen.“

Ich suchte nochmals die einzelnen Abdrücke auf und verinnerlichte sie mir. Ich begann zu überlegen. Meine Schuhe und die von Holmes kannte ich nur zu gut und konnte sie schnell zuteilen.

Meine Schuhe waren vorne abgerundet und hatten einen kleinen Absatz. Das Profil wies schon Abnutzungsspuren auf und war somit etwas glatter.

Holmes Schuhwerk war von den Anderen durch seine Größe deutlich zu unterscheiden.

Lestrade und der Constable besaßen spitz zulaufende Schuhe mit leichten Absatz. Stoneham hatte aber kleinere Füße als Lestrade.

Die Keepers trugen Arbeiterschuhe. Das Profil war ausgeprägter und die Schuhe selbst hatten einen kleinen Absatz. Die Schuhspitzen waren abgerundet.

Da Jacob als einziger durch ein anderes Fenster schaute, konnte ich schnell seine Spuren zuordnen.

Bei den letzten Abdrücken fiel es mir deutlich schwerer. Beide wiesen keinerlei Unterschiede auf.

Als Holmes mich zögern sah, grinste er. „Brauchen Sie etwa Hilfe?“

„Für mich sehen die beiden Abdrücke identisch aus.“

„Fast. Beide Träger hatten in der Tat die identische Schuhgröße. Aber wenn Sie sie genau betrachten, dann sehen Sie einen Unterschied. Nehmen Sie meine Lupe zur Hand.“

Ich nahm das Werkzeug des Detektivs entgegen und suchte den Boden Inch für Inch ab. Dabei musste ich leise kichern. Ich brauchte mir erst gar nicht vorzustellen, wie ich ausgesehen haben musste. Ich hatte Holmes schon zu Genüge dabei zugesehen, wie er auf dem Boden robbte und Spuren suchte. Als ich ein Hüsteln von oben vernahm, konzentrierte ich meine Sinne wieder.

„Ein Abdruck hat am Rand Unterbrechungen“, fiel mir schließlich auf.

„So ist es. Dieser Schuh wurde neu beschlagen und gehört Owen Hamilton. Nach dem Ausschlussprinzip bleibt nur noch Jeffreys übrig.“

„Wieso sind Mr. Johnstons und Mr. Hamiltons Abdrücke quer übereinander verteilt?“,fragte ich eher zu mir selbst. Getanzt haben sie wohl eher weniger. Also muss es zu Handgreiflichkeiten gekommen sein.

Holmes zog ein kleines Tütchen hervor und reichte es mir hinüber. Mit etwas Mühe erkannte ich den kaum wahrnehmbaren Fussel eines weinroten Stoffes.

„Woher haben Sie den denn her?“

„Er befand sich unter den Fingernägeln des Toten.“

„Donnerwetter, damit ist Owen Hamilton überführt. Nur er trägt heute eine weinrote Weste.“

„Wir können noch mehr sagen, wenn wir den Fall zum Teil rekonstruieren. Bitte übernehmen Sie den Part von Owen und ich vom guten Jeffrey. Wir müssen nur noch in die jeweiligen Fußstapfen treten.“

So geschah es auch. Wir lieferten uns ein heikles Gedrängel. Dabei drängte ich Holmes immer weiter zum Fenster hin. Bis er schließlich mit dem Rücken genau davor stand.

„Ungefähr so musste es sich abgespielt haben. Die Fersen von Jeffrey zeigen zum Fenster hin. Entweder er hat das Gleichgewicht verloren oder Owen hat ihn kaltblütig aus dem Fenster gestoßen. Und die zweite These ist wahrscheinlicher, sonst hätte Owen noch seinen Kollegen festhalten können, als er zu stürzen schien.

Mit Sicherheit sind Ihnen noch diese Fußspuren aufgefallen, die vom Tatort in diese dunkle Ecke führen und zweifellos Mr. Johnston und Mr. Hamilton zuzuordnen sind.

Lassen Sie uns den Spuren folgen und sehen wo sie genau hinführen.“

Die Spuren lenkten uns in einen Teil des Raumes, der kaum vom Licht erhellt wurde. Vorausschauend griff ich nach der Gaslaterne, die im Regal neben uns stand und zündete sie an. Sorgfältig leuchtete ich den Bereich ab.

„Die Fußspuren enden hier kurz vor der Wand und sammeln sich dort, Holmes. Sie scheinen hier irgendetwas angestellt zu haben. Aber was?“ Ich schaute mit der Laterne suchend um mich. Dabei ließ ich auch die Wand nicht aus und entdeckte am oberen Bereich eine Stelle, die sichtlich entstaubt wurde. Mit Stolz wies auf diese Stelle hin.

„Sehen Sie Watson, mit etwas Beobachtungsgabe sind sogar die besten Verstecke ausfindig zu machen. Jetzt klopfen wir den Bereich ab und können am Ton hören, dass genau hier an dieser Stelle ein Hohlraum sein muss. Mit einem Taschenmesser gehe ich jetzt an den Furchen entlang und schon müsste der Stein sich ablösen lassen...oder auch nicht.“

Das Licht der Laterne wurde immer schwächer. Dennoch zeichnete sich Holmes verdutzter Gesichtsausdruck im kümmerlichen Schein ab.

„Dann wird es bestimmt einen Mechanismus geben! Brillant!“ Händereibend drehte Holmes sich mir zu. „Wir sollten uns der Sache taktisch nähern. Zuerst tasten wir den ganzen Wandbereich hier ab und achten auf unnatürliche Unebenheiten. Sollten wir keinen Erfolg gehabt haben, halten wir nach etwas Ausschau, woran man ziehen könnte. Es könnte aber auch durchaus sein, dass der Auslöser sich ganz woanders befindet.“

Und so tastete Holmes die Wand ab, während ich hingegen nach irgendetwas auf dem Boden Ausschau hielt. Das einzige was ich in der dunkelsten Ecke finden konnte, war der Eingang einer Mäusebehausung.

„Haben Sie etwas entdecken können?“, fragte mich der Detektiv etwas bedrückt.

„Zu meinem Bedauern: Nein. Sie wohl auch nicht, mein Freund. Bevor wir woanders suchen, besorge ich eine neue Gaslaterne. Die hier gibt gleich den Geist auf.“

„Geben Sie mal kurz die Laterne her. Könnte es etwa sein..?“

Holmes hatte sich flach auf den Bauch gelegt. Sein Ohr war auf den Boden gepresst. Mit dem schwachen Licht der Laterne leuchtete er ein letztes mal die Ecken aus, bevor sie vollkommen erlosch. „Ich vernehme ein leises Ticken. Zu Schade, dass jetzt das Licht ausgegangen ist. Haben Sie auch das Mäuseloch gesehen?“

„Natürlich“

„Wenn ich immer näher an das Loch heran gehe, wird das Ticken deutlich lauter. Ich wage es einmal und greife hinein. In der Tat hier ist ein Hebel!“

Es klackte geräuschvoll und ein leises Brummen und Summen war zu hören. Ein Stein in der Wand öffnete sich wie eine kleine Türe. Holmes sprang sofort auf. Auch ich konnte meine Neugier kaum zügeln. Bedauerlicherweise war das geheime Versteck leer.

„Bestimmt hat Mr. Hamilton das Versteck geplündert. Es kommt kein anderer in Frage! Mr. Johnston hatte keine Wertsachen bei sich gehabt.“

„Da gebe ich Ihnen ohne Wiederworte Recht, Watson. Leider ist es nicht ersichtlich, was sich dort versteckt hielt. Wahrscheinlich waren es eine oder mehrere Wertsachen.“

„Wir sollten ihn schnellstmöglich zur Rede stellen. Nicht, dass er uns noch entkommen kann.“

„Das ist nicht nötig Gentlemen“, ertönte plötzlich Owens Stimme hinter uns. „Die Sache mit Jeffrey war ein Unfall. Wir beide hatten eine kleine Auseinandersetzung gehabt. Jeffrey und meine Wenigkeit waren so in Rage, dass wir nicht bemerkten, wie gefährlich nahe wir schon am Fenster standen.

Er hielt mir plötzlich die Kehle zu und ich erschien zu ersticken. Ich wehrte mich nur, indem ich ihn von mich schubste. Dabei stürzte er schreiend in die Tiefe.“

„Das ist keine Entschuldigung für diese Missetat. Sie hätten versuchen müssen ihn festzuhalten. Eher liessen Sie ihn kaltblütig in den Tot stürzen. Wir werden dafür sorgen, dass Sie Ihre gerechte Strafe erhalten werden“, brachte ich empört hervor.

„Das ist mir mehr oder weniger bewusst, Dr.Watson. Ich hätte diesen elenden Hund schon länger beim Yard anschwärzen sollen.“

„Erläutern Sie das bitte,“ reagierte Holmes euphorisch.

„Tze, nur zu gern. Der immer gut gelaunte Jeffrey Johnston trieb sich nicht gerade in den feinsten Gesellschaften rum. Er war in unschöne illegale Geschäfte verwickelt. Wenn das seine Frau wüsste. Sein Geld bunkerte er hier im Uhrturm. Er dachte sicherlich, dass es hier sicherer wäre. Ich habe schon länger geahnt, dass dieses Versteck irgendwo hier sein muss. Leider blieb es mir verborgen. Bis heute jedenfalls.“

Dann brach er in Gelächter aus und packte in seine Westentasche. In diesem Augenblick vermisste ich meine Webley, die in meinem Nachtschränkchen ruhte.

Also wollte ich mich mit meinen Fäusten auf ihn stürzen, als mich Holmes im letzten Moment zurückhielt und auf etwas aufmerksam machte. Statt einer Waffe, hielt Owen ein Bündel Banknoten in seiner Hand und warf es in die Luft. Das Bündel löste sich und das ganze Geld regnete auf uns herab. Plötzlich spurtete Owen zum Fenster.

Ich zögerte nicht und hastete los. Nur mit Mühe konnte ich ihn gerade noch rechtzeitig zurückhalten, bevor er sich hinausstürzen konnte und liess ihn auf den Boden fallen.

„Mr. Hamilton, wir haben unser Gespräch noch nicht beendet. Wie kam es zum Streit?“ Holmes Tonfall war resolut. Seine Augen waren wissbegierig auf Mr. Hamilton gerichtet. Dieser fing wieder spöttisch an zu lachen und kugelte sich auf dem Boden. Es war ganz klar: Dieser Mann war nicht mehr bei Sinnen.

„Nun reden Sie schon!“ schrie der Detektiv erbost. Gefühlsausbrüche gab es selten bei ihm. Aber damit sein Geist zufrieden gestellt werden kann, musste ein Fall lückenlos gelöst werden.

„Das können Sie sich nicht denken? Ha, Jeffrey war heute unachtsam. Sonst vergewisserte er sich immer, bevor er zu seinem Versteck geht. Das wurde ihm zum Verhängnis. Ich nutzte natürlich meine Gelegenheit. Haha, wie er zusammen zuckte, als ich ihn erwischte. Danach stellte ich ihm ein einfaches Ultimatum. Hätte er sich doch darauf eingelassen, dann wäre er noch am Leben.“ Mr. Hamilton stand vom Boden auf und klopfte sich den Staub aus den Kleidern. Er legte seinen Kopf in den Nacken. Seine Augen schien zu glühen. Ich schüttelte den Kopf und rieb mir die Augen, die mich zu trügen schienen.

„Wollen die Gentlemen nicht wissen, welches Ultimatum ich Jeffrey stellte? Mr. Holmes nun schauen Sie nicht so böse. Und was ist mit Ihnen Dr. Watson, sind Sie etwa müde? Och, ich langweile Sie wohl. Nicht doch!“

So eine Überheblichkeit habe ich selten erlebt. Er musste in dem Moment endgültig den Verstand verloren haben.

„Nun, es war eine lösbare Aufforderung. Ich wollte Jeffrey entgegenkommen und ihm sogar helfen. Ich erzählte ihm, dass ich seine krummen Geschäfte durch seine netten Freunde in Erfahrung gebracht hatte. Jeffrey wurde auf einmal purpurrot. Seine Fäuste ballten sich. Ich wollte doch nur die Hälfte seiner Ausbeute. Er wusste, wenn er sich nicht darauf einlässt, dass dann schlechte Zeiten auf ihn zukommen würden. Dumm war er ja nicht.

Ich hätte kein Problem damit gehabt ihn wegen seiner illegalen Geschäfte beim Yard zu verpfeifen. Er würde im Gefängnis landen und seine Hochzeit würde platzen. Die Frau die er so abgöttisch liebt, hätte ihn in der Zelle schmoren lassen.

Tja, dann kam er wie ein Irrer auf mich zugestürmt. Ich habe mich dann nur gewährt. So wie ich es jetzt auch tue!“

Wie eine Ratte sprang er auf Holmes und krallte sich an seinem Hals fest. Holmes packte die Arme von Owen und versuchte sich zu befreien. Dann trat er ihn mit beiden Beinen von sich. Owen viel unsanft zu Boden. Ich stürzte mich auf ihn und hielt ihn im Schwitzkasten.

Holmes hustete stark und schnappte nach Luft.

„Ich hole einen Inspektor“, krächzte er dann und verschwand taumelnd.

Während wir auf Verstärkung warteten sprach Mr. Hamilton kein einziges Wort. Er versuchte nicht einmal sich zu wehren. Er schien mit seinen Gedanken in einer anderen Welt zu sein. Zwischendurch kicherte er leise.
 

Nach gut zwanzig Minuten traf endlich Holmes mit der ersehnten Hilfe ein. Zwei Inspektoren eilten durch den Raum zu uns herüber. Ein metallisches Klacken, die von den Handschellen her resultierten, ließen mich erleichtert aufatmen und ich löste meinen festen Griff.

Dann wurde Owen Hamilton abgeführt. Vor uns traten die Inspektoren die zahlreichen Treppenstufen hinunter. Holmes und ich folgten ihnen lautlos.

Vor Big Ben waren immer noch viele Menschen versammelt. Sogar die Zigeunerin, die wir in der Seitengasse begegneten, zählte zu den Schaulustigen. Als sie den Gefangenen sah, nahm sie ihren Karren und schlängelte sich durch die Menschenansammlung bis zur Gefängniskutsche. Dort schien sie zu warten. Auch Holmes bemerkte das sonderbare Verhalten dieser Frau.

„Was hat sie vor?“

„Gute Frage, Watson. Warten wir es ab.“

Die Zigeunerin starrte Owen an. Er bemerkte dies und ging zielstrebig auf sie zu. Die Inspektoren versuchten ihn vergeblich zur Kutsche zu lenken, doch es gelang ihnen nicht. Er war wie hypnotisiert. Als sich Hamilton und die Zigeunerin gegenüber standen, geschah etwas bizarres. Holmes schrak empört zurück und verließ schweigend den Ort. Ich war einfach nur verblüfft und folgte ihm. Unser nächstes Ziel war unser Domizil, wo das Abendessen auf uns wartete.

Neuigkeiten

Die Times berichtete auch drei Tage nach dem Vorfall im Uhrturm über das Thema. Während dieser Zeit widmete sich Holmes seiner Skulpturen. Das Reh stand vor dem Fenster und die zwei kleinen Vögel saßen auf seinem Schreibtisch. Wenn noch mehr Tierskulpturen aufgetaucht wären, hätten wir ein Naturkundemuseum eröffnen können. Das verdiente Geld wäre in unsere Miete eingeflossen. Denn damals konnten wir sie gerade noch so pünktlich aufbringen.

Holmes hätte sicherlich Geld wie Heu haben können, wenn er nicht damals schon seine Fälle nach Interesse ausgesucht hätte. Auf dem Esszimmertisch stapelten sich allmählich die vielen Briefe mit Hilferufen.Wer wusste schon, welche armen Seelen um Holmes' Beistand anfragten.

„Gütiger Himmel, Holmes! Sie sollten wirklich mal Ihre Briefe öffnen.Es sind sicherlich einige dringende Angelegenheiten dabei.“

„Nein Watson, das ist nur belangloses Zeug. Ich hatte die Briefe schon durchgeblättert.“

Holmes stand an seinem Chemietisch und experimentierte mit verschiedenen Substanzen. Ich nahm die Brief in die Hand und wendete sie. Dabei bemerkte ich, dass sie ungeöffnet waren und lag sie stutzig bei Seite.

Auf einmal stieg mir ein beißender Geruch in die Nase und meine Augen fingen an zu brennen. Schnell riss ich das Fenster auf und schnappte nach Luft.

„Zum Teufel, es stinkt bestialisch. Wann sind Sie endlich damit fertig?“

„Das wird sich gleich zeigen!“ Er tröpfelte noch eine Flüssigkeit in das brodelnde Zeug in dem Glasbehälter, den er mit einer Holzzange festhielt. Daraufhin zischte es kurz und das Gemisch sprudelte über. Leise fluchend stellte er das Glas ab. Seufzend stopfte er seine Pfeife und schwang sich auf den Sessel.

Als ich auf die Bakerstreet hinab sah, konnte ich beobachten, wie eine Polizeidroschke vor unserer Tür hielt. Kurze Zeit später waren eilige Schritte vom Flur aus zu hören.

„Er sucht wieder um Rat. Lassen Sie den werten Inspektor Lestrade eintreten“, schmunzelte der Detektiv.

Ich wollte gerade die Tür öffnen, als sie mir gegen die Stirn knallte.

„Können Sie nicht aufpassen, Inspektor!“ Wütend hielt ich mir die zugezogene Beule.

„Dr., ich wusste nicht..Es tut mir aufrichtig leid. Aber Sie können sich nicht vorstellen, was geschehen ist!“

„Dann setzen Sie sich doch und erzählen Sie es uns,“ bat Holmes.

„Zur kurzen Info: Es bezieht sich noch auf den Big Ben Fall. Nachdem Owen Hamilton in der Gefängnisdroschke saß, war er sehr nachdenklich. Und nachdem wir ihn in die Gefängniszelle sperrten, verstarb er plötzlich an Organversagen. Die Obduktion ergab, dass er vergiftet wurde. Aber um welches Gift es sich dabei handelt, ist noch ungewiss. Aber nun zum Kuriosen. Mr. Hamiltons Leichnam wurde heute morgen als vermisst gemeldet. Jemand muss ihn gestohlen haben! Und dieser Jemand ließ dieses Telegramm auf der Liegefläche des Toten zurück. Es ist an Sie gerichtet, Mr. Holmes! Und nun will ich verdammt nochmal wissen, was Sie damit zu tun haben!“

„Das wüsste ich auch gern. Was steht darauf?"

Wenn Sie wissen wollen, wer den Leichnam gestohlen hat, fragen Sie doch einfach bei Sherlock Holmes nach.

„Leider kann ich Ihnen Nichts sagen, Inspektor!“ Er zerknüllte das Papier und warf es in den Kamin, welches dort in Flammen aufging.

„Nun gut, Mr. Holmes. Sie wissen wohl mehr als Sie zugeben. Sie wollen sicherlich das Leichenschauhaus inspizieren? Wir treffen uns dort in einer Stunde! Auf Bald!“ Die Tür fiel hinter Lestrade ins Schloss.

„Holmes, könnte es sein, dass dieser Brief von Miss Oneggro stammt?“

„Gut möglich!“

„Was um Himmels willen will sie mit einer Leiche? Sie hatte Ihnen lediglich den Auftrag erteilt, die Sache mit den versteinerten Figuren aufzuklären.“ Ich konnte mir keinen einzigen Reim darauf machen. Und Holmes wohl auch nicht. Er antwortete mir nicht. Man merkte, wie er versuchte seine neue Kundschaft irgendwie in seinem Sammelsurium an Informationen unterzubringen.

„Watson, wir haben mehrere Sachen zu klären und dabei brauchen wir dringend Hilfe.“ Der Detektiv trat zum Fenster und pfiff eine Kombination aus zwei dunklen und einem hellen Pfeifton. Ein Straßenjunge kam herbei geeilt. Holmes winkte ihn hinauf.

„Sie brauchen meine Hilfe, Mr. Holmes?“ fragte der Junge.

„So ist es Tony. Bitte suche eine Zigeunerfrau mit ihrem Warenkarren. Sie trägt ein buntes Kopftuch und einen alten Rock und Mantel. Ihre Haare sind Feuerrot. Daran solltest du sie schnell erkennen können. Hier hast du schon einmal ein paar Groschen. Den Rest bekommst du, wenn du mir den Aufenthaltsort der Dame berichten kannst.“

Tony nickte und rannte zurück zur Bakerstreet.

Holmes sah mir ernst und fest entschlossen in die Augen. Sein Blick ließ mich leicht frösteln. Aus der Starre heraus, fragte ich nach unserem weiteren Vorhaben. Dabei erhielt ich nur eine knappe Antwort.

„Sie gehen bitte zur Stadtbibliothek und holen mir Bücher über toxische Pflanzen sowie alles über Tierbildhauer.“

Etwas pikiert schnappte ich nach meiner Melone und meinen Gehstock und wir verließen gemeinsam die Wohnung.
 

Wir trennten uns stillschweigend an der nächsten Kreuzung. Ich wäre nur zu gern mit ihm ins Leichenhaus mitgegangenen. Jetzt muss ich alte staubige Bücher besorgen. Zu meinem Eingeständnis war der Weg zur Bücherei eine Wohltat für meine Glieder. Ich ließ die letzten Tage vor meinen Augen Revue passieren und merkte wie es mich innerlich aufwühlte. Also zwang ich mich an etwas anderes zu denken. Ich schaute mich um und sah glückliche Pärchen und spielende Kinder. Ich erhoffte mir, dass sich die gute Laune etwas abfärben würde. Doch es blieb nur bei der Hoffnung. Als ich vor der verzierten Türe der Bücherei stand, holte ich noch einmal tief Luft. Beim Eintreten kam mir die gammelige Luft entgegen, die alte Bücher nun mal in sich haben. Dieser Geruch löste in mir ein Unwohlsein aus. Es mochte wohl damit zusammenhängen können, dass ich in jungen Jahren zu oft hier gewesen war, um bis in späte Stunden für mein Studium der Medizin zu büffeln.

In der Bücherei gab es wirklich alles, was das Literaturherz begehrte. Mit der Zuversicht keins von Holmes' gewünschten Büchern ohne Hilfe finden zu können, peilte ich umgehend den Bibliothekar an. Dieser war tief in einem alten Ledereinband versunken.

„Guten Tag , ich suche Bücher über toxische Pflanzen, sowie über Bildhauer, die sich auf Tiere spezialisiert haben.“

Der gute Mann war so in sein Buch vertieft, dass er nicht reagierte. Damit er auf mich aufmerksam wurde, räusperte ich mich mehrmals. Mit kleinen trüben Augen blickte er mich durch seine runde Sehhilfe an, die er sich mit dem Zeigefinger auf den Nasenrücken schob.

„Ja bitte, Sir? Wie kann ich behilflich sein?“

Er richtete sich auf und gab mir die Hand. Er trug ein zerknittertes Hemd und zu kurze Hosen. Die Schuhe waren abgenutzt aber gepflegt.

„Ich suche Bücher über toxische Pflanzen, sowie über Bildhauer, die sich auf Tiere spezialisiert haben.“ wiederholte ich mich.

Der kleine Mann nickte freudig und war für einige Minuten verschwunden gewesen. Mit einer kleinen Bücherauswahl trottete er zum Tresen und überreichte sie mir.

„Sie können versichert sein, dass ich Ihnen die besten Werke ausgesucht habe. Hiermit werden Sie Ihren Wissensdurst stillen können.“

Ich nickte ihm freundlich zu und erkundigte mich, was er vorhin mit soviel Begeisterung gelesen hatte. Er klatschte freudig in die Hände.

„Sie werden es vielleicht uninteressant finden, aber ich lese zur Zeit die griechische Mythologie. Gerade las ich das Kapitel über Perseus.“ Bevor er mir das ganze Buch zitierte, machte ich mich schleunigst wieder auf den Nachhauseweg.

So wie ich es befürchtet hatte, war mein guter Freund noch nicht wieder zurück gekehrt. Ich nutzte die Gelegenheit für ein kleines Schläfchen.

Spurensuche

„Meine Güte Watson, wie können Sie da nur so ruhig daliegen und die Seele baumeln lassen!“, wurde ich unliebsam geweckt.

„Ich habe ihre Bücher mitgebracht. Sie liegen auf ihrem Schreibtisch. Haben Sie Neuigkeiten?“, fragte ich, während ich den Schlaf aus meinen Augen rieb.

Holmes sah sich die Buchbände an und nickte zufrieden.

„Nun Gut, Watson. Lestrade empfing mich vor dem Leichenschauhaus. Wir wurden eingelassen und ich inspizierte sofort die Liegefläche und den Raum.“

Holmes ballte plötzlich seine Hand zu einer Faust und knirschte mit den Zähnen.

„Nichts! Rein gar nichts habe ich gefunden. Keinen Schnipsel, keine Erde, nicht einmal ein Haar! Absolut keine Spuren, die auf einen Einbruch hinweisen. Deshalb kann nur das Personal mit dem Verschwinden der Leiche zu tun haben!“

„Haben Sie denn Niemanden befragen können?“

Holmes sah mich bitterböse an.

„Natürlich habe ich das! Außer banale Antworten, haben sie geschwiegen, aus welchen Grund auch immer! Als mir die Geschichten zu abstrakt wurden, zog ich eine Saite auf, die Lestrade gar nicht zu gefallen schien. Jedenfalls brach er das Verhör ab und verwies mich des Leichenschauhauses!“

„Wir können die Herren auch außerhalb ihrer Arbeitszeit aufsuchen und sie noch einmal genauer befragen. Es ist doch eine Leichtigkeit die Anschriften herauszufinden.“

„Sehr gute Idee Watson, aber so leicht ist es doch nicht. Die Adressen, die die Männer angegeben haben, existieren nicht.“

„Unmöglich!“, brach es aus mir heraus.

„Irgendetwas stimmt dort ganz und gar nicht! Wir müssen zu später Stunde das Gebäude mit sämtlichen Nebenräumen genauer untersuchen. Sie begleiten mich doch?“, Holmes Hände waren wieder zu Fäusten geballt und ich tat es ihm gleich.

„Sie können sich auf mich verlassen! Wann geht es los?“

„Heute Nacht um 2 Uhr! Ausgeschlafen sind Sie ja schon! Ich widme mich jetzt den Büchern!“

Der Detektiv zündete sich noch eine Zigarette an und setzte sich an den Schreibtisch. Er nahm das Buch über die Pflanzenkunde zur Hand und schaute im Inhaltsverzeichnis nach. Daraufhin blätterte er zur gewünschten Seite.

Begeistert sah ich dem Mann zu. Man soll bedenken, dass das unser zweiter Fall war. Ich kannte ihn damals noch nicht so gut, wie ich es später tun sollte. Doch schon damals zog mich die Herangehensweise dieses Mannes in seinen Bann. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und fragte: „Kann ich Ihnen bei der Recherche behilflich sein?“

Ohne das Holmes aufblickte, gab er mir das Buch über die Bildhauer.

„Vergleichen Sie die Bilder mit unseren Exemplaren!“

Gewissenhaft studierte ich die Bilder und verglich immer und immer wieder unsere Figuren mit den Bildern. Wogegen Holmes anfing die grüne Tinte vom Briefumschlag zu kratzen. Das so entstandene Pulver mischte er mit einer Flüssigkeit und kochte sie am Brenner auf. Der Geruch war nicht wie beim letzten Mal unangenehm, sondern roch nach einem bekannten Duft, wie eine Meeresbrise.

„Sehr interessant! Eine Spur. Diese Tinte ist aus einer Algenart. Sie ist sogar leicht toxisch. So wie ich hier gelesen habe, ist diese Algenart auch in Brighton aufzufinden. Sie können sich noch an das Papier mit dem Wappen erinnern? Ich habe den Ort ausfindig machen können, wo dieses Papier gepresst wurde. Ein kleines Familienunternehmen, die sich die Aufgabe gemacht hat, individuelle Wappen und Zeichnungen zu entwerfen und diese prägen zu lassen. Außerdem haben sie eine speziellen Zusammensetzung des Papiers. Vielleicht verkaufen Sie dort auch diese grüne Tinte hier. Diese kleine Papierfabrik befindet sich ebenfalls in Brighton. Wir sollten der Spur jedenfalls nach gehen. Das wird bald unser nächstes Ziel sein. Haben Sie schon eine Übereinstimmung gefunden?“

Ich schüttelte enttäuscht meinen Kopf.

„Lassen Sie die Schultern nicht hängen. Vielleicht ist die Person ein neuer Stern am Bildhauerhimmel, der sich noch nicht der Öffentlichkeit gezeigt hat.“

„Es kann doch sein, dass diese Person entführt wurde und er diese Skulpturen herstellen muss? Oder er tut es für eine Gegenleistung?“ sprudelte es euphorisch aus mir heraus.

„Sie haben eine blühende Fantasie,“ winkte er mit einem Lächeln ab.

Schulterzuckend legte ich das Buch beiseite.
 

„Mr. Holmes, Dr. Watson?“ Mrs. Hudson klopfte an der Tür.„Ich bringe das Abendessen.“

Die gute Seele des Hauses brachte ein üppiges Mahl herein. Ich half ihr und stellte die Köstlichkeiten auf den Tisch. Danach nahm ich beide Hände von Mrs. Hudson und drückte sie fest. Ich empfand soviel Dankbarkeit, welche Vermieterin würde auch schon kostenlos seine Mieter bewirten. Holmes empfand wohl nicht so, es schien ihm egal zu sein. Aus meiner heutigen Sicht denke ich jedoch, dass seine Undankbarkeit ihm einfach nicht bewusst war.

„Holmes, möchten Sie sich nicht zu mir gesellen? Es riecht und sieht köstlich aus!“

„Nein Danke, Watson! Ich muss kurz nochmal außer Haus gehen.“

„Nicht schon wieder. Haben Sie heute überhaupt schon etwas zu sich genommen? Sie sehen etwas blass um die Nasenspitze aus.“

„Lassen Sie das meine Sorge sein. Die Verdauung verbraucht zuviel Energie und die brauche ich jetzt zum denken. Ich komme gegen 1 Uhr in der Früh wieder. Dann bereiten wir uns für den Einstieg vor!“

„Holmes, Sie müssen essen. Sonst macht das ihr Körper auf Dauer nicht mit!“

Da sprach der Arzt aus mir. Ich machte mir sorgen. Holmes war nun mal keine Maschine, auch wenn er es wohl gerne gewesen wäre. Auf mein Flehen hin, nahm der Detektiv ein Stück Pie und aß es vor meinen Augen auf. Zufrieden verabschiedete ich mich bei ihm.
 

Nach dem Abendessen gönnte ich mir ein Gläschen mit gutem Brandy und widmete mich meiner Lektüre. Zwischendurch warf ich ein Holzscheit in den Kamin. Die Zeit verging wie im Flug und schon stand der Detektiv wieder in der Wohnung. Wo er in der Zwischenzeit gewesenen war, sagte er mir nicht.

Wir zogen unsere dunklen Gehröcke an und Holmes nahm seine Tasche mit Dietrichen mit.

Leise verließen wir das Haus und huschten durch die tiefschwarzen Gassen. Die Feuchtigkeit der Nacht zog sich wie ein Schwamm in unsere Mäntel. Klamm und steif hingen sie an unserem Körper und schienen uns unseren Weg zu erschweren. Im fahlen Licht der Gaslaternen sah ich dann den feinen Nieselregen. Überall sah ich Schatten an mir vorbei flitzen und hörte ein Quieken und Rascheln in den dreckigen Gassen.

Mein Begleiter hatte mal wieder einen schnellen Gang. Durch das kaltnasse Wetter fing meine Kriegsverletzung an zu schmerzen. Ich biss die Zähne zusammen und humpelte hinterher, damit ich nicht den Anschluss verlor.

Endlich befanden wir uns am Hintereingang der Leichenhalle. Während Holmes sich sofort ans Werk machte, stand ich „Schmiere“. Mir war nicht Wohl dabei, aber doch empfand ich einen gewissen Reiz an der Sache. Nach ein paar Versuchen ertönte das erlösende Klicken der Tür.

Nach dem Eintreten zündete sich jeder von uns eine Gaslaterne mit kleiner Flamme an.

„Am Besten wir trennen uns. Ich schau mich weiter in der Leichenhalle um. Sie suchen die Nebenräume auf. Verrücken und verstellen Sie aber bloß nichts.“

Ich nickte ihm zu und begab mich in den ersten Raum rechts neben mir. Die Tür war nicht verschlossen. Mit der Laterne voran leuchtete ich den Raum aus. Nun musste ich meine gute Kinderstube für einen Moment lang vergessen, denn ich schnüffelte in den privaten Sachen anderer herum. So wie es aussah, war das hier so eine Art Aufenthaltsraum. Benutzte Tassen und Teller standen auf dem Tisch. Einige Kleidungsstücke lagen wild auf Stühlen und in der Ecke stand allerlei Gerümpel. Mir fiel direkt der große massive Kleiderschrank ins Auge, den ich zu öffnen versuchte. Jedoch blieb es mir verwährt. Was mag wohl das Innere im Schrank so wertvoll machen, dass man ihn verschloss? Ich leuchtete die staubigen Regale ab, auf der Suche nach dem Schlüssel. Doch außer vielen Langbeinen fand ich nichts. Vielleicht haben die Personen den Schlüssel mitgenommen?

Dann müssen die Dietriche von meinem Komplizen herhalten. Ich eilte in die Halle. Doch von Holmes keine Spur.

„Holmes? Wo stecken Sie?“

„Hier hinten, Watson! Und ich habe doch noch was interessantes finden können! Schauen Sie nur! Ein Haar, ein Kunsthaar um genauer zu sagen. Ich habe es in einer Spinnenwebe schweben sehen.“

„Ich finde das jetzt nicht ungewöhnlich. Vielleicht hatte ein Verstorbener ein Toupet getragen.“

„Das mag schon sein. Wir werden sehen. Und was haben Sie gefunden?“

„Einen verschlossenen Kleiderschrank. Jedoch lässt sich der Schlüssel nicht auffinden. Vielleicht können wir ihn ja auch aufbrechen?“

Er nickt mir zu und wir schlichen uns in den Aufenthaltsraum. Gekonnt öffnete Holmes das Schloss. Irgendwie hatte ich ein Knarren erwartet, doch die Scharniere schienen gut geölt worden zu sein. Auf dem Schrankboden sah man deutliche Fußabdrücke. Eher klein und zierlich, wie von einer Frau. Ich schob die Kittel beiseite und fand dahinter eine weitere Tür. Meine Herzfrequenz erhöhte sich.

„Eine Geheimtür. Was mag wohl dahinter liegen?“

Diese Tür war nicht abgeschlossen. Gespannt öffnete ich sie.

Schattengestalten

Die Tür verbarg eine kleine muffige Kammer. Im schwachem Licht zeichneten sich allerlei Utensilien für Verkleidungen ab. Da lagen zu unserer linken Seite unzählige Perücken und Toupets auf Regalen. Vor uns stand ein massiver alter Tisch mit Schminke, falschen Schnurrbärten und Backenbärte, sowie Monokel, Brillen und Herrenschmuck. Darüber hing ein Spiegel mit einem prächtigen, aber verstaubten Rahmen. Mein Blick ließ mich zu den Jacketts und Gehröcken schweifen. Diese wurden ordentlich an der Stange aufgehangen. Dazwischen konnte ich einige Polster entdecken.

„Wofür sind diese Polster?“, flüsterte ich.

„Schmächtige Schauspieler können mit ihnen ihre Körperstatur neu definieren. Diese hier sind Schulterpolster und die dreieckigen für den Oberkörper.

Wie sich das hier darstellt, ist eine oder mehrere Frauen, ein Wolf im Schafspelz. Aber wieso...?“ Holmes brach mitten im Satz ab. Er entdeckte eine fein säuberlich ausgeschnittenen Zeitungsartikel. Ich schaute ihm über die Schulter.
 

Große Ausstellung im britischen Museum. Bewundern Sie Götter und Heroen der uralten griechischen Mythologie.


 

„Schauen Sie, die Ausstellung wird dieses Wochenende stattfinden. Da könnten wir doch den Wolf ausfindig machen?“ fragte ich.

„Das ist eine hervorragende Idee. Wir sollten uns einige Kleidungsstücke einprägen. Das könnte uns eine lange Suche ersparen. Aber vorerst vergleiche ich mein gefundenes Haar mit den Perücken. Ah, dachte ich es mir. Das Haar ist dieser Perücke zuzuordnen. Vielleicht haben wir Glück und die Frau verwendet sie für ihren Besuch im Museum.

Jetzt sollten wir uns wieder auf die Straße hinausbegeben. Ziehen Sie alle Türen sorgfältig hinter sich zu.“
 

Unser Einbruch dauerte keine halbe Stunde und schon standen wir wieder unter der schwarzen Decke Londons. Der Nieselregen verstärkte sich. Ich atmete tief ein und genoss die kühle frische Nachtluft.

„Psst, Gentlemen!“

Erschrocken schaute ich mich um. Wurden wir auf frischer Tat ertappt?

„Haben Sie das auch gehört Holmes?“

Der Detektiv bejahte und starrte auf die Hecke, die einige Meter vor uns stand.

„Psst, kommen Sie her zu mir!“

Ich schüttelte hastig und voller Furcht meinen Kopf.

„Zeigen Sie sich!“, befahl mein Komplize.

Hinter dem Busch tauchte ein gut gekleideter Mann hervor und winkte uns zu sich. Anscheinend ging keine Gefahr von ihm aus, denn Holmes begab sich zu ihm.

„Mr Holmes, Dr. Watson Sie begingen einen großen Fehler hier einzubrechen! Ihre Ermittlungen führen Sie noch in den Tod. Nun gut was geschehen ist, ist geschehen. Hier können wir nicht reden. Zu gefährlich.“ Nervös schaute der mysteriöse Mann sich um.

„Wir treffen uns in der Black Flag am Hafen. Da sollten wir sicher sein. Aber bitte geben Sie auf sich acht!“

Er drehte sich um und hastig verschlang ihn die Nacht.

Mir lief ein Schauer über den Rücken. Meine Hände schwitzten fürchterlich in den Handschuhen.

Holmes drehte sich zu mir um und sah sehr besorgt aus.

„Ich kann ihre Angst nachvollziehen. Ich bedaure, dass ich Sie mit einbezogen habe.“

„Nicht doch! Es lag in meinem Interesse, Ihnen zu helfen. Jetzt ziehen wir es gemeinsam durch!

Wir hätten nach seinem Namen fragen sollen. Er kannte unsere.“

„Er verschwieg uns bewusst seinen Namen. Reine Schutzfunktion. Er ist ein kluger Mann, würde sogar behaupten er ist Professor. Er steckte mir soeben einen Zettel zu. Es stehen die selben Worte, wie beim letzten Mal darauf.

Passen Sie auf! Der Schein trügt!

Ohne Zweifel ist es die selbe Handschrift.“

Holmes steckte den Zettel in seine Jackentasche.

„Dann ist er der Mann aus dem Hyde Park?! Dann beschattet er uns schon eine ganze Weile. Freund oder Feind?“

„Sagen Sie es mir.“

Ich schaute ihn nachdenklich an und stieß hervor: „Das Treffen könnte eine Falle sein!“

„Demnach sollten wir auf der Hut sein. Halten Sie Augen und Ohren offen.“
 

Wie ich mit Bedauern feststellen musste, gab es noch Straßen und Gassen in London, die ich zuvor noch nie sah. Das hatte auch einen Grund, mir war mein Leben viel zu lieb um mich hier herum zutreiben. Jede schöne Stadt hat nun mal auch eine Schattenseite. Und in der Nacht ist diese Seite noch bedrohlicher als am Tage. Niemals würde ich den Weg in die gute Bakerstreet zurückfinden. Sollte uns ein Unglück geschehen, dann gibt es genügend Ecken um uns für immer zu beseitigen. Die Schweine würden uns mit Haut und Haar verspeisen. Die Straßenhunde würden unsere Knochen zerkauen und verbuddeln. Niemand würde uns wiederfinden.

Gefangen in meiner Schwarzmalerei, bemerkte ich nicht, wie Holmes abrupt stehen bliebt und prompt rempelte ich ihn an. Vor uns standen zwei großgewachsene Schattengestalten. Der schwarze Schatten zeichnete beachtliche Muskelpartien auf. Ein Blick nach hinten verriet mir, dass noch weitere Kreaturen uns umzingelten.

„Meine Herren, Sie gehen nicht ihren Aufforderungen nach! Sie brauchen den Professor nicht mehr aufzusuchen. Er befindet sich in unserer Gewahrsam. Tun Sie das, was Ihnen aufgetragen wurde!“

„Sind Sie Handlanger der Miss Oneggro?“ fragte Holmes geradeaus.

„Unerhört! Wir dienen der einen Priesterin. Sollten Sie weitere Nachforschungen bezüglich dem Toten oder dem Professor nachgehen, dann hilft Ihnen keine Gottheit mehr weiter!“

Priesterin, Gottheit? Was hatte die Kirche nun mit diesem Spektakel zu tun? Länger konnte ich meine Gedanken nicht weiter verfolgen. Ich wurde unsanft zu Boden gestoßen und stieß mir stark den Hinterkopf auf. Aus dem Augenwinkel heraus konnte ich Holmes sehen, wie er sich verzweifelt aus den Händen der Schatten zu befreien versuchte. Langsam wurde mir schwarz vor Augen und ich verlor mein Bewusstsein.
 

Ich schlug meine Augen auf. Mein Schädel brummte und hämmerte kräftig. Als ich an die schmerzende Stelle fasste, bemerkte ich, dass ich einen Verband trug. Erst als meine verschwommene Sicht klarer wurde, wusste ich wo ich mich befand. Zu meinem Glück lag ich in meinem Bett. Erleichtert richtete ich mich auf. Mein Magen drückte und mir wurde übel. Dann überkamen mich die Ereignisse von letzter Nacht. Diese Gestalten, ich hoffte es wäre ein Traum gewesen. Dem war wohl nicht so, wie mein Kopf es mit schmerzlich mitteilte.

Meine Neugier besiegte die Vernunft und ich kroch aus meinem warmen Bett um nachzusehen, ob sich Holmes womöglich auch hier befand. Ich hoffte es inständig. Langsam stakste ich zu seiner Tür und klopfte. Doch es blieb still. Leise drückte ich die Klinke herunter. Bestimmt lag er in seinem Bett und schlief.

Meine Enttäuschung war groß, als dies nicht der Fall war. Sein Bett war leer.

Mit gesenktem Kopf schlenderte ich zum Esstisch, stützte mich keuchend ab und zwang mich klare Gedanken zufinden.

Erst jetzt bemerkte ich die Nachricht die vor mir lag.
 

Teurer Watson,
 

eine kurze Schilderung, was in Ihrer Abwesenheit geschah, damit Ihre Erinnerungslücke wieder geschlossen wird.

Den Kampf mit den Männern verlor ich, als mir mein Bewusstsein genommen wurde.

Meine Sinne kamen im Morgengrauen wieder. Wir befanden uns im Schweinegehege. Sie lagen in einer kleinen Blutlache neben mir. Also beschloss ich Sie auf die Straße zu ziehen. Ein Mädchen war uns behilflich gewesen und holte eine Droschke. Ich ließ uns beide in die Bakerstreet befördern. Der Kutscher und ich trugen Sie in die Wohnung.

Meine Fertigkeiten als Chirurg sind bestimmt noch ausbaufähig, aber ich hoffe, dass Sie mit meiner Versorgung zufrieden sind. Die Kopfwunde ist ausgewaschen, vernäht und verbunden. Es sind zwei Stiche geworden.

Ich dagegen trug nur Hämatome und eine Beule davon. Die kleinen Verletzungen hindern mich nicht daran unseren Tatort nochmal aufzusuchen.

Es ist zum jetzigen Zeitpunkt 7:20 Uhr.

S.H.
 

Die Kaminuhr zeigte mir die Mittagszeit an.

Keine 10 Minuten später klopfte es an unserer Haustür. Mrs. Hudson trug das Mittagessen herein.

„Ich habe doch gehört, dass Sie hier oben sind, Doktor.

Oh, was ist mit Ihnen Geschehen?“ Sie stellte das Tablett behutsam ab und schaute mit besorgter Miene. Sie wusste genau was wir taten. Dessen war ich mir sicher. Aber niemals hinterfragte Sie unsere Handlungen.

„Mrs. Hudson. Mir geht es soweit ganz gut. Eine kleine Gehirnerschütterung. Nichts weiteres.“

„Dann sollten Sie sich schleunigst wieder ausruhen. Essen können Sie auch im Bett. Mr. Holmes kommt später wieder?“

Ich machte ein ratloses Gesicht.

„Sollte er mal im Hause sein, habe ich ein paar Sandwiches parat. Wenn Sie was brauchen rufen Sie mich! Lassen Sie das dreckige Geschirr bitte stehen. Ich hole es mir später runter.“

Ohne Widerworte huschte ich in mein Bett und aß etwas. Das gute üppige Essen verhalf mir sanft wieder einzuschlafen.
 

Gegen Nachmittag wurde ich wieder wach und mir ging es schon bedeutend besser.

Wo zuvor mein dreckiger Teller stand, steht nun ein kleinerer Teller mit Gebäck. Diesen nahm ich mit und kuschelte mich in einer Decke vor dem Kamin.

Ich inspizierte den Raum, ob Holmes wieder zurück gekehrt war. Und tatsächlich fand ich einen schlammigen Fußabdruck vor der Tür. Der Regen prasste gegen die Scheiben. Sein Mantel war nicht aufzufinden. Er war fort; schon wieder! Diesmal hinterließ er keine Nachricht.

Gelangweilt starrte ich in die Glut im Kamin. Mrs. Hudson war so gut und brachte mir einen frisch aufgebrühten Tee. Die Zeit bis zum Abend wollte nicht vergehen. In der Zwischenzeit aß ich das gesamte Konvolut an Gebäck auf und ich verfasste einen Brief für einen alten Schulfreund.

Eine unmissverständliche Botschaft

Plötzlich vernahm ich Lestrades Stimme auf der Straße. Neugierig zog ich die Gardinen zurück und sah wie der Inspektor Holmes aus der Droschke verhalf. Aber irgendetwas stimmte nicht. Mein Mitbewohner lag schwer in seinen Armen. Nur mit viel Mühe hievte Lestrade ihn die Treppen zu unserer Wohnung hinauf. Die Tür sprang auf und stöhnend wurde mein Kamarad auf das Sofa bugsiert. Er sah stark mitgenommen aus.

„Dr. Watson, er bestand darauf, dass ich ihn hier her bringen sollte. Ein Hospital lehnte er strikt ab. Dieser Sturkopf!“

„Vielen Dank, Inspektor Lestrade. Ich werde mich soweit um Ihn kümmern. Ich habe eine gewisse Erfahrung, müssen Sie wissen“, antwortete ich etwas beleidigt, da ich als Militärarzt schon weitaus schlimmere Verletzungen behandeln musste. „Holmes, wo haben Sie Schmerzen?“

Röchelnd lehnte er sich an die Polsterlehne. Er schloss die Augen, seine Lippen waren krustig.

„Gentlemen, die Arbeit ruft. Ich wünsche gute Besserung und eine schnelle Genesung.“ Dann eilte er zur Tür hinaus.

Trotz meines schmerzenden Schädels, holte ich meine Arzttasche aus meinem Zimmer. Als ich wieder den Salon betrat, konnte ich beim Holmes kümmerlichen Anblick ein Seufzen nicht unterbinden.

„Waren das wieder die Schattengestalten?“

Holmes nickte: „Das war eine bittere Pille, die ich schlucken musste. Sie haben mir unmissverständlich erklärt, dass ich mich mit meinen Fall beschäftigen sollte und der Miss Oneggro meine Dienste erweise. Ich konnte unsere Klientin jedoch nicht wieder aufspüren. Sie ist ein kluge Frau und Ihre Absichten sind mir noch zum Teil schleierhaft. Es fehlen einfach noch einige Puzzleteile. Daher müssen wir erstmal den Rat der Männer befolgen.

Unser nächstes Ziel ist ein Besuch in Brighton. Wir suchen die Papierfabrik auf und befragen die Bewohner. Aber ich kann Ihnen versichern, dass wir zu keinem Ergebnis kommen werden.“

Während er mir dies berichtete, versorgte ich die Wunden und beschlossen in vier Tagen abzureisen.
 

Die nächsten Tage widmeten wir uns ausschließlich der Genesung. Zu meiner Überraschung schlief Holmes viel und nahm regelmäßig seine Mahlzeiten ein, was er ja zuvor nicht tat. Wir redeten viel, aber nicht über die Schatten oder Miss Oneggro. Jedoch ließ mich das Gefühl nicht los, dass er mir was wesentliches verschwieg. Oft saß er apathisch in seinem Sessel.

Am Abend vor der Abreise, nahm der Detektiv doch noch einmal seine Unterlagen des Oneggro Falles zur Brust und schrieb einige Notizen auf.

„Haben Sie schon gepackt? Wir werden einige Tage fort sein!“

„Natürlich, Holmes! Darf ich Sie was fragen?“

„Nur zu!“

„Was haben die Schattengestalten mit Ihnen angestellt?“

Zuerst stopfte er sich eine Pfeife und zündete den Tabak an bevor er sich nachdenklich an den Kaminsims lehnte.

„Wie ich Ihnen in dem Telegramm berichtet hatte, inspizierte ich unseren Tatort in der Gasse. Ein älterer Herr kam zu mir und störte mich bei meinen Untersuchungen. Dennoch nutzte ich die Gelegenheit und fragte Ihn über muskulöse Männer in ausländischen Gewändern aus. Er verwies mich an Bruce, einen ausländischen Stallarbeiter, der wohl Gott und die Welt kannte.

Er striegelte die Pferde, als ich mich näherte. Von seiner Statur her hätte er locker mit unseren nächtlichen Besuchern mithalten können. Trotz englischem Wetter, war er braun gebrannt. Sein Haar war kurz geschoren und der Bart war wirr am Kinn gewachsen. Er begrüßte mich freundlich und antwortete auf jede meiner Fragen. Dabei erledigte er seine Arbeit. Auf einmal scheute das Pferd und drängte mich in die Stallungen. Bruce hatte das Pferd beruhigen können, aber er versperrte mir den Ausgang. Von hinten wurde ich gepackt und in eine Box gezerrt. Als ich im Schwitzkasten meines Angreifers fixiert wurde, konnte ich an seiner dunkelhäutigen Hand einen auffälligen Ring sehen. Ein Kamee mit dem Bildnis einer hübschen Frau. Ein typisches Profil einer griechischen Schönheit.

Bruce verpasste mir einige schmerzhafte Schläge. Geschwächt von letzter Nacht, konnte ich mich kaum zu Wehr setzen. Er hätte mich zu Tode prügeln können, aber er packte mich und warf mich auf den Hinterhof. Er hockte sich neben mich und flüsterte mir ins Ohr, ob ich nun mit meinem Schnüffeleien aufhören wolle. Es würden einige Menschenleben davon abhängen. Dann gab er mir noch einen Tipp. Die Augen der Götter seien überall.

Ich bin mir sicher, dass der Ursprung dieser obstrusen Geschichte in Griechenland entsprungen ist. Wie Sie gerade gesehen haben, habe ich noch einmal alle meiner Notizen angesehen und bin mir dessen sicher. Gerne können Sie sich davon überzeugen.“

Mit offnen Mund und weit aufgerissenen Augen stand ich vor dem Detektiv. Und auf einmal schien es einleuchtend zu sein. Ich nahm seine Unterlagen zur Hand und breitete sie auf den Boden aus. Für einen genauen Überblick, ordnete ich die Ereignisse chronologisch an.

Alles begann mit dem Brief, der eine besondere Herausforderung für Holmes beinhaltete. Danach kam die Verfasserin Miss Oneggro und beauftragte ihn das Rätsel der Skulpturen zu lösen. Der Zweck war ein Test für Holmes‘ Intelligenz.
 

Hier war ein Papierstück mit der Aufschrift: Beschattung in der Bakerstreet. Wann fing es damit an? Ich richtete die Frage an Holmes und er antwortete: „Sehr früh schon. Direkt nach dem Besuch der jungen Dame.“

Ich schüttelte mein Unbehagen ab und nahm den nächsten Zettel in die Hand. Die Notiz offenbarte den Vorfall im Garten von Mr. Miller. Ich lächelte kurz und dachte über die Skulpturen nach, aber ich war zugleich schockiert über den damaligen Zustand des älteren Herren, der wohl den Teufel gesehen hatte. Was war es wirklich? Es wurden ja die Fußabdrücke einer Frau gefunden.

Dann war da noch der zugesteckte Zettel von dem Mann aus dem Hydepark, von wem wir jetzt wussten, dass es ein Professor war, der uns was wichtiges mitteilen wollte. Der jetzt aber in den Händen dieser Schattengestalten war. Wir mussten der armen Seele helfen.

Aha, der Fall im Big Ben. Jeffrey Johnston war einer der Keeper of the great clock und war verlobt mit der Griechin Stefania Pantagiota. Vielleicht nur ein Zufall? Eine Randnotiz mit weitere Nachforschungen!

Jetzt der nächste Zettel. Owen Hamilton, Mörder von Johnston. Er starb im Gefängnis an einem Giftanschlag. Mord oder Suizid? Der Leichnahm wurde aus dem Leichenschauhaus entwendet. Welchen Grund gab es dafür?

Warum verkleideten sich Frauen als Männer? Der einzige Zusammenhang mit unseren Fall lag wohl darin, dass wir den Zeitungsartikel über die neue Ausstellung im britischen Museum fanden.

Zu guter Letzt waren da noch die Schatten, die muskulösen ausländischen Männer, die zu einer religiösen Gruppe gehörten und einer Priesterin dienen.

Irgendetwas ließ mich nicht los. Ich glaubte ich müsste mich noch an irgendetwas erinneren. Und als ich die Bücher sah, die ich aus der Bibliothek ausgeliehen hatte, da fiel es mir wieder ein und ich stieß aufgeregt hervor:

„Griechische Mytholgie! Das ist es!“

Holmes sah mich verständnislos an. Aufgeregt rannte ich zum Bücherregal und hob das schwere Lexikon heraus.

Was sagte der gute Mann? Er las die Geschichte über Perseus. Ich schaute was ich finden konnte. Mein Bewohner verstand und gesellte sich neben mich. Irgendwie schien er peinlich gerührt zu sein.

„Watson, ich gratuliere Ihnen. Sie haben die richtige Fährte aufgenommen.

Da ich meine Kapazitäten nur mit den wichtigsten Informationen fülle, blieb mir diese Schlussfolgerung verborgen. Ein fataler Fehler, den ich wieder entschädigen möchte.“

„Sie müssen sich dafür nicht entschuldigen. Sie sind ein aussergewöhnlicher Gentleman mit großen Begabungen.“

Ich konnte nur erahnen, wie sich Holmes fühlen mochte. Er nahm sich dieses Unwissenheit zur Brust und im weiteren Verlauf unserer Freundschaft gab es nichts, was er nicht wusste. Er eignete sich ein immenses Fachwissen in fast jedem erdenklichen Bereich an, welches er zu jeder Zeit abrufen konnte.
 

Laut las ich folgendes vor:
 

„Perseus, Sohn des Zeus

Perseus hatte den Auftrag von Polydektes erhalten, ihm den Kopf der Medusa zu überbringen. Polydektes nahm an, dieser würde niemals wieder zurückkehren, da er von ihrem Anblick versteinert würde. So hätte er keinen Nebenbuhler gehabt, um die Hand der Prinzessin Danae anzuhalten. Diese Mutmaßung verwies sich doch als Irrtum, denn Perseus konnte sich mit einem verspiegelten Schild vor dem Anblick der Medusa schützen. Nachdem er sie enthauptet hatte, entsprang aus ihrem Körper das geflügelte Pferd Pegasus. Es war das Kind von Medusa und Poseidon.
 

Eine abscheuliche Geschichte. Wer aber war diese Medusa? Sie konnte mit ihrem Anblick Menschen versteinern? Es ist fast wie in unserem Fall mit den versteinerten Tieren, nicht wahr?“

„Wir sollten uns tiefer in diese Materie einlesen. Vielleicht hilft uns der Bibliothekar weiter? Er wohnt direkt über dem Bücherladen, wie sie wissen. So wie ich seine Beisterung kenne, wird er uns gerne die passenden Bücher heraussuchen.“

Ohne lange zu zögern, machte ich mich schleunigst auf den Weg dorthin. Ich bat Holmes zu Hause zu bleiben. Er war zwar auf dem Weg der Besserung, jedoch sollte er jede freie Minute damit verbringen sich noch zu schonen. Die bevorstehende Reise würde anstrengend genug werden.
 

Der Abend war schon weit fortgeschritten. Der Weg zum Laden war nicht weit, dennoch rief ich aus Angst von einem erneuten Angriff der Schatten, eine Droschke herbei. Als wir ankamen, bat ich dem Kutscher zu warten. Es würde bestimmt nicht lange dauern.

Zum Glück öffnete sich die Tür, nachdem ich klingelte.

„Guten Abend, wie kann ich behilflich sein?“, wurde ich freundlich vom Bibliothekar begrüßt.

„Einen schönen guten Abend. In der Tat brauche ich dringend ihre Hilfe. Können Sie mir ein Buch über die Griechische Mythologie ausleihen?“

Er nickte mir zu und bat mich einzutreten. Er ließ die Lichter an und im warmen Licht erschien mir die Bücherei gemütlich und vertraut. So als würde jeden Moment der ältere Bibliothekar von damals um die Ecke kommen. Er hatte ein freundliches vom Alter gezeichnetes Gesicht mit grauem Backenbart und wenigen Haaren gehabt. Jedoch war er schon einige Jahre von uns gegangen. Sein Nachfolger war jung, dynamisch und ebenso freundlich. Ein würdiger Nachfolger, wie ich zufrieden festellte.

„Gerne helfe ich da weiter! Sie wollen sich wohl auf das kommende Wochenende vorbereiten? Die Ausstellung im Museum wird sicherlich sehr spannend werden. Ich bin auch schon sehr nervös und freue mich wie ein Kind! Bitte warten Sie einen Moment.“

Schon verschwand er in eine Ecke und kletterte auf eine leise, knirschende Leiter. Vom obersten Regal nahm er einen dicken Einbänder herunter. Eigentlich hatte ich darauf gewartet, wie eine dicke Staubwolke vom Buch fiel und der gute Mann zu husten anfing. Aber das Buch war sauber. Mit einem breiten Lächeln überreichte er es mir.

„Ich wünsche Ihnen viel Spaß mit Ihrer Lektüre!“

„Ein herzliches Dankeschön. Ich hoffe, ich habe Sie nicht gestört.“

Der Bibliothekar fing herzlich an zu lachen und klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter.

„Aber nicht doch! Ich kann Sie verstehen. Wenn ich offene Fragen habe, dann brauche ich nur hinunter zu kommen und habe das ganze Wissen vor mir. Sie mussten viel mehr auf sich nehmen, um ihre Fragen zu stillen.“

„Können Sie mir sagen, ob die Geschichte der Medusa in dem Buch verzeichnet ist?“

„Oh ja! Eine arme Kreatur. Aber ich möchte Ihnen nicht alles verraten. In dem Buch erfahren Sie alles.“

Wir verabschiedeten uns voneinander und ich bedankte mich nochmals sehr für seine Bemühungen. Dann ging es auch wieder zurück in die Bakerstreet, wo ich schon sehnsüchtig erwartet wurde.
 

Auf dem Tisch stand heißer Tee und vom Stuhl aus sahen mich zwei erwartungsvolle Augen an.

„Sie waren erfolgreich, Watson. Sehr gut! Aber nun setzten Sie sich neben mich und lassen Sie uns die griechische Mythologie erforschen!“

Ich spürte Holmes‘ Feuer, seine Wissbegierde und wurde schnell von seinem Elan angesteckt.

Das Buch zeigte viele Zeichnungen von Göttern, Waffen und Tempeln. Es war wie eine andere Welt. Bei dem Kapitel der Medusa blieben wir stehen und ich bot an, es vorzulesen.
 

„Medusa galt als eine wunderschöne junge Frau mit lockigen langem Haar. Da sie ein Keuchheitsgelübte abgelegt hatte und somit auch ein Symbol der Reinheit war, durfte sie im Pallas Athenes Tempel wohnen und ihr dienen.

Jedoch ereignete sich eines Tages eine schreckliche Tragödie.

Poseidon, der Gott des Meeres, der Stürme und der Erdbeben, besuchte den Tempel. Er hatte schon lange ein Auge auf die wunderschöne Medusa geworfen. Doch als er ihr seine Liebe gestand, wies die Jungfrau ihn ab. Das entzürnte ihn so sehr, dass er ihr daraufhin die Jungfräulichkeit mit Gewalt raubte.

Als Athene dies mitbekam, war sie sehr empört gewesen. Athenes Tempel wurde geschändet und das bedurfte einer harten Strafe. Aber Poseidon traf keine Schuld, denn Medusa hatte ihn mit seiner Schönheit den Kopf verdreht.

Die Göttin verwandelte Medusa in eine Gorgone mit häßlicher Fratze und lebendigen Schlangen als Haar. Sie verkörperte nun den Tod. Aber das war noch nicht genug, Medusas Blicke konnten jeden in Stein verwandeln. Daher wurde sie auf eine Insel verbannt. Ihre Hässlichkeit und die Isolation von der Gesellschaft war wohl die härteste Bestrafung für die junge Frau gewesen.
 

Eine sehr traurige Geschichte. Und dann wurde die arme Frau noch enthauptet. Zum Glück leben wir im hier und jetzt.

Dennoch ist es schwer zu verstehen, welchen Zusammenhang mit unserem Fall besteht.“

„Mir wird einiges klarer, mein lieber Watson. Diese Ringe von den Schattengestalten, wie sie immer zu sagen pflegen, zeigen das Abbild der Athene. Sie sagten doch, sie würden nur einer Gottheit dienen und das sollte diese Frau sein. Darüber hinaus waren sie sehr wütend geworden als wir den Namen unserer Klientin Miss Onerggo nannten.“

Dann stieß Holmes plötzlich hervor: „Ich habe den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen. Schauen Sie sich das an!“

Mein Freund nahm den Brief vom Experimentiertisch und hielt ihn mir unter die Nase.

„Die Buchstabenreihenfolge,“ presste Holmes heraus, „schauen Sie hin.“

Er wischte die Tafel und schrieb Sadume von Oneggro auf.

„Bei beiden Namen handelt es sich um Anagramme, die bei ihrer Einfachheit, der sprichwörtliche Handschuhschlag ins Gesicht für mich sein sollen. Nach unserem jetzigen Kenntnisstand sollten selbst Sie in der Lage sein, diese zu entschlüsseln. Beachten Sie das von nicht, es dient lediglich dazu, den Namen aufzuwerten.“

Veränderte man die Buchstaben in ihrer Reihenfolge, so entstand ein neuer Name.

„Medusa Gorgone!“ rief ich triumphierend.

Holmes nickte und ließ sich wieder in seinem Sessel vor dem Kamin nieder.

Nach dieser neuen Kundschaft gingen wir zu Bett. Morgen mussten wir wieder früh aufstehen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (23)
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Von:  Nudelchen
2017-11-29T20:25:47+00:00 29.11.2017 21:25
Hey.
Ich hatte mir eigentlich länger schon mal vorgenommen, bei deinen Geschichten vorbeizuschauen, bin aber leider irgendwie nie richtig dazu gekommen.
Jetzt habe ich es endlich geschafft, diese Geschichte hier zu lesen und ich muss sagen, ich bin echt begeistert.
Die Imitation der beiden Charaktere, Holmes und Watson, ihre jeweilige Art ist dir einfach klasse gelungen, die Atmosphäre ist originalgetreu, der Schreibstil passt so wunderbar zu den echten Holmes-Geschichten.
Eine absolut gelunge Darstellung!
Man fühlt sich wie in der bekannten Welt der Bücher.
Einfach beeindruckend!
Ein riesiges Kompliment dafür.

Zudem ist der Fall, den du hier beschreibst, auch sehr geheimnisvoll und spannend.
Ein sehr interessantes Szenario!
Ich würde diesen Fall und die Ermittlungen von Holmes mit Freuden weiterverfolgen.
Von:  Grayson
2016-11-24T13:27:08+00:00 24.11.2016 14:27
Huhu!

Hier ist mir dann doch was aufgefallen, kann aber gut sein, dass Du Dich für dies Variante entschieden hast, das das ganze ja um, oh weh, ich und Jahreszahlen, 1880 handelt...
Dennoch mal mein Gefühl:

Sie hatten doch wohl genügend Schlaf gehabt
Wie ich sehe, hatten Sie Erfolg gehabt

Du doppelst das hatten und gehabt... Ich würde vom Gefühl her, das gehabt immer weglassen...
Bsp: Sie hatten doch wohl genügend Schlaf gehabt?
Sie hatten doch wohl genügend Schlaf? (drückt das gleiche aus)
Sie bekamen doch wohl genügend Schlaf? (würde ich daraus machen, das hatte austauschen und einen kleinen Vorwurf einbauen, der sich auf das Augenreiben bezieht... *g*)

Was ist denn nun mit dem Rehkitz?

Grayson
Von:  Grayson
2016-11-24T12:49:00+00:00 24.11.2016 13:49
Huhu!
Ich bin kein guter Betaleser, ich sehe Fehler einfach nicht und überlese sie, daher werde ich mich nicht an Tippfehlern oder ähnlichem hochziehen...
Hab Kapitel 1 fertig und ich bin immer wieder überrascht, wenn jemand so viel Fantasie besitzt, dass daraus ein Krimi entstehen kann... Ich bin gut im Zwischenmenschlichen, in der Romanze und der Fantasy, aber bei nem Kriminalfall muss ich total passen... Wer weiß, vielleicht komme ich auf Dich zurück, wenns bei meinem Text den zweiten Mord gibt... Ist ja fast soweit... Dann kann ich bestimmt nen guten Holmes gebrauchen...
Grüße
Grayson
Von:  lilac
2013-08-08T20:05:19+00:00 08.08.2013 22:05
Grosse klasse! Also du kannst malen UND schreiben. Weiter?
Von:  lilac
2013-08-08T19:56:25+00:00 08.08.2013 21:56
Was war den so bizzar? ...also Hut ab ...schön zu lesen deine geschichte.
Von:  lilac
2013-08-08T19:32:15+00:00 08.08.2013 21:32
Spannend ...wad denn nun det tote mit drg sache zu tuen?
Von:  lilac
2013-08-08T19:17:19+00:00 08.08.2013 21:17
Man muss schon bei jedem kapitel ganz schön aufpassen, sondt vetpasst man all die wichtigen Hinweise. Bin von deinem schreobstill sehr angetan.
Von:  lilac
2013-08-07T21:48:32+00:00 07.08.2013 23:48
Bin schon gespannt wie es weiter geht. Sehr schön geschrieben.
Von:  lilac
2013-08-07T21:35:35+00:00 07.08.2013 23:35
Ich persönlich hsb ja noch nie ein sherlock Buch gelesen ...hast du deinen schreibstill dem buch angeglichen?
Von:  lilac
2013-08-07T21:25:41+00:00 07.08.2013 23:25
Wirklivh schön geschrieben. Hast du dir das auch alles selbst ausgedacht?


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