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Von Peitschen und ihren Folgen

Wer ist besser?
von

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Nur wenige Stunden später betrat Laila das Büro von Ray Balzac de Courlande und hatte zwei dicke Bücher in den Armen. "Ich hab sie gefunden!"

Der sah grimmig von seinen Papieren auf, war er doch mieser Stimmung, seit er Floréan zu Bett gebracht hatte. „Lass sehen!“

Sie nickte und schlug die Bücher vor ihm auf dem edlen Schreibtisch auf. "Es gibt nur die zwei Bilder und sie wird auch nicht groß erwähnt. Aber das was geschrieben steht, erzählt von wertvollen Juwelen."

„Das wird erst Mal genügen!“ Mit einer abwesenden Geste entließ er sie. „Du kannst zu Bett gehen, ich brauch dich heute nicht mehr!“

Noir traf ein zärtlicher und leidender Blick, bevor Laila zur Tür ging. "Es wird ihm bestimmt bald wieder besser gehen. Er kann sich nicht ewig mit der Vergangenheit beschäftigen."

„Geh!“, wurde sie da überraschender Weise angefahren.

Was sie auch tat, nachdem sie hart schluckte und traurig ihren Kopf senkte. "Du solltest auch etwas schlafen."

Er winkte ab. „Später!“

Die Türe fiel ins Schloss und verkündete dem Schwarzhaarigen, dass er nun allein war und schwer seufzend wand er sich seinen Büchern zu.
 

Am nächsten Morgen, als Floréan wieder erwachte, tat er, als ob nie etwas geschehen war. Doch er achtete beim Frühstück peinlich genau darauf, dass er sein Essen selbst zubereitete und sein Wasser niemand anderer berührte.

Ray beobachtete das höchst amüsiert und grinsend. „Nun stell dich nicht so an!“

"Ich weiß nicht wovon du sprichst!", antwortete der Ältere und biss demonstrativ in eine Scheibe Brot, die lediglich mit Butter beschmiert war.

„Warum sollte ich dir beim Frühstück etwas unterjubeln, wenn du doch erst abends schlafen sollst??“

"Weil ich Abends nichts mehr essen werde?!", konterte Floréan weiter und trank etwas Wasser.

Der Jüngere schnaubte abweisend. „Keinen Schlaf und kein Essen? Das hältst du doch gar nicht durch!“ Er wurde verbissen betrachtet, bevor noch ein Stück Brot in Floréan‘s Mund verschwand.

"Ich denke, dass ich mich etwas besser kenne, als du mich!"

„Das glaubst du zumindest!“ konterte der bekannte Dieb gelassen, bevor er einen Bissen seines reichlichen Frühstücks nahm.

"Das weiß ich!", bestand der Graf und giftete ihn an.

Ray grinste ihn einfach nur frech an.

"Wenn sich die zwei Zankhähne mal wieder ein bekommen und darüber nachdenken möchten, ob wir heute nicht etwas aus gehen sollten?", mischte sich nun Laila mit einem lieblichen Lächeln ein. Da legten sich zwei Paar grimmige Augen auf sie, offensichtlich verärgert unterbrochen worden zu sein.

Aber sie scherte das nicht und setzte sich frech dazu. "Also ich bin dafür, dass wir etwas eure Verwandtschaft besuchen!"

„Hö?“ Was sie meinte, war gerade völlig fern von Rays Gedanken. Deshalb durchbohrte sie ihn mit Blicken.

"Diese Tante oder was das war, von euch...!"

Da schien es bei Noir ‚Klick’ zumachen. „Ah! Natürlich!“

Doch Floréan sah verwirrt zwischen ihnen hin und her. "Was meint ihr?" Da wurde er wieder hinterhältig angegrinst.

„Du willst doch sicher mal wieder deine lieben Verwandten treffen, oder?“

Ametistfarbene Augen wurden skeptisch. "Will ich wissen warum?"

„Eine nette Geste meinerseits?“, fragte ihn der Jüngere unschuldig lächelnd.

Trotzdem behielt der Graf seine Skepsis. "Warum glaube ich dir das nur nicht?"

„Du bist wohl zu misstrauisch!“, flötete der Schwarzhaarige guter Laune.

"Nun, vielleicht willst du mich ja eines Besseren belehren...", lenkte der Ältere wieder ein und stand auf. "Dann sollte ich mich wohl fertig machen."

„Großartige Idee!“ grinste der Dunkelhaarige und winkte ihm zu.

Floréan seufzte und stand auf, bevor er leise vor sich hin mosernd das Esszimmer verließ.

Ray blieb zurück und nippte zufrieden an seinem Wein. „Er bekommt sich schon wieder ein.“

"Natürlich!", grinste Laila und begann den Tisch abzuräumen. "Das hab ich dir bereits gesagt!"

„Ja, ja!“ grunzte der Dunkelhaarige.

Ihm wurde beleidigt der Teller unter der Nase weg gezogen. "Was auch immer gestern Abend zwischen euch vorgefallen ist. Du solltest das klären! Deine Laune ist unausstehlich!" Giftig funkelten sie grüne Augen an.

„Meine Laune ist blendend!“

"Das sehe ich!", erwiderte sie spitz und trug ihre vollen Arme zurück in die Küche.

Grummelnd sah der Andere ihr nach, bevor er das Esszimmer verließ, um es Floréan gleichzutun.

Der Graf war in seinen Räumlichkeiten fast wieder bester Laune, als er sich fein kleidete. Die Geschichte mit dem Schlafmittel, nahm er Ray sehr übel, doch das dieser angebissen hatte und sein 'Geschenk' annahm, hatte der Blonde besser hin bekommen, als er gedacht hatte. Jedes Mal, wenn es um dieses Thema gegangen war, wenn er von seiner Verwandtschaft erzählt hatte, die Kette beschrieb oder beim Frühstück dazu genötigt wurde, die lieben Verwandten zu besuchen, war er innerlich sehr nervös. Doch Noir schien nicht mal den Hauch einer Ahnung zu haben, dass er bewusst diese Informationen erhalten hatte.

Tatsächlich schien der Dieb schon richtig begeistert von seinem neuen Beutestück. Der anstehende Besuch zeigte nur, wie neugierig er darauf war. Dennoch besann sich Floréan wieder, als er sein Zimmer verließ und wirkte missmutig wie zuvor, als er in die Eingangshalle des Hauses trat. Dort erwartete der Jüngere ihn bereits grinsend und in einen edlen Anzug gekleidet. „Na endlich!“ Er sah, wie der Blonde sein Kinn etwas mehr in die Höhe streckte und ihn nicht direkt ansah.

"Wo soll es denn jetzt hin gehen?"

„Na, zu deiner lieben Verwandten, von der du letztens erst etwas erzählst hast!“, erwiderte der Schwarzhaarige keck grinsend.

Floréan verdrehte seine ametistfarbenen Augen, bevor er explodierte. "Nein! Nein! Das hast du nicht vor! Du lässt die Finger von dieser Kette! Nur weil du den gesamten anderen Schmuck meiner Familie besitzt, werde ich dir nicht noch die Kette überlassen!"

„Nun schrei hier nicht so herum! Kann dir doch nur recht sein, wenn ich das Schmuckstück den unwürdigen Händen entreiße!“, grollte der Dieb relativ gelassen zurück.

"Und deine Hände sind würdiger?" Der Blonde drehte sich weg und grinste. Da piekte ihm ein Finger verspielt in die Seite.

„Ich gehe mit meinen Schätzen immer gut um, das solltest du wissen!“

Der Graf zuckte aus zwei Gründen, trat noch einen Schritt weg und tat dann sehr überlegend. "Ich weiß ja nicht! So wirklich die Wahrheit ist das nicht!"

Noir winkte ab. „Wie auch immer, lass uns gehen!“ Er wurde mit einer Mischung aus Belustigung und Zärtlichkeit angelächelt, bevor Floréan zur Haustüre ging und dann das Gebäude verließ.

"Aber meistens hast du Recht!"

Breit grinsend wurde ihm gefolgt. „Da siehst du es!“

Hinter dem Vorgarten, auf der Straße erwartete sie bereits eine Kutsche die Laila gerufen hatte und von einem von Noir's Männern gesteuert werden würde.

"Nur deine Ametisten scheinen dir öfter egal zu sein..."

Er hörte den Dieb glucksen, als der ihm in die Kutsche half. „Sorgst du dich darum, ob ich meine Aufmerksamkeit auch gerecht auf meinem Besitz verteile?“

Der Blonde zuckte mit den Schultern und nahm die Hilfe nicht an, bevor er sich setzte. "Na ja, die ganzen dummen Steine hegst und pflegst du. Aber... Ach, vergiss es!"

Rays Grinsen war riesig, als er sich dem Anderen gegenüber hinsetzte. „Das klingt als wärst du eifersüchtig auf die dummen Steine!“ Er sah, mit seinen scharfen grünen Augen, wie sich eine Augenbraue des Älteren skeptisch hob.

"Jetzt sind es also dumme Steine... aber noch immer würdige Finger?"

Grinsend küsste Noir seine eigenen Fingerknöchel. „Sehr würdig!“ Daraufhin schnaubte Floréan lediglich und sah vorsichtig aus der Kutsche.

„Sieh heute doch einfach als netten Familienbesuch und vergiss die Kette einfach…“, versuchte Ray es ihm leichter zu machen, auch wenn seine Stimme dabei nicht sanfter klang. Der Blonde ignorierte es und wartete auf ihre Ankunft. „Nun schmoll doch nicht!“, fuhr ihn sein Begleiter nach einer Weile an.

Ganz ruhig schüttelte Floréan daraufhin den Kopf und schwenkte seinen Blick zurück in die Kutsche. "Ich schmolle nicht. Aber ich möchte dir helfen so gut ich kann und bereite mich auf unseren Besuch vor.", erklärte er ganz trocken, bevor er seine eigenen Worte realisierte.

Da hoben sich bereits die dunklen Brauen des Diebes. „Ach?“ Doch der Ältere konnte nicht mehr antworten, da sie bereits angekommen waren und er ablenken konnte.

"Wir sind da!"

Mit einem äußerst befriedigten Lächelnd stieg Ray aus und bot Floréan wieder eine helfende Hand an. Eben jemand ganz aus dem Hochadel, wie er war, nahm dieser die Hilfe auch an und ließ die Hand danach wieder los. "Ich bin gespannt, ob sie mich wieder erkennen."

„Müsst ihr Aristokraten nicht jeden einzelnen Verwandten kennen?“, fragte der Jüngere, deutlich abfällig und er hörte ein Schnauben.

"Vorurteile. Das war zur Zeiten des Königs, aber heute nicht mehr..."

„Heißt, deine Mutter wollte sie dir beibringen und du hast nicht zugehört?“

Noir wurde mit einem beleidigtem Blick besehen. "Du solltest mir besser zu hören! Die Frau die ich sah, ist das Kind von damals..."

„Ja, ja!“, winkte der Dunkelhaarige ab. „Lass uns endlich rein gehen.“

Natürlich konnte man sich sehr wohl an den Erben der Rocherfort erinnern, weshalb sie bedenkenlos Einlass erhielten und bald von der Tochter des Hauses empfangen wurden. Diese war wirklich wunderschön und trug besagte Kette. "Floréan! Wie schön dich nach so langer Zeit wieder zu sehen!" Sie lief auf ihre Gäste zu und umarmte den Blonden mit ihrem ganzen Körper. Damit zog sie fast sofort den Ärger ihres anderen Gastes auf sich, dem es in den Fingern juckte sie von dem Blonden los zu reißen.

"Reneé!", lächelte Floréan zurück und löste sich von ihr, doch sie hielt seine Hand weiter fest.

"Kommt doch erst einmal richtig rein und dann erzähl mir, was du hier machst!"

Da räusperte sich Ray demonstrativ.

Endlich löste sich der Ältere gänzlich von seiner Verwandten und deutete zu dem Dunkelhaarigen. "Wenn ich dir vorstellen darf. Das ist Ray Balzac de Courlande! Ray, dass ist ..." Aber die junge Frau unterbrach ihm und reichte dem Dieb ihre Hand so, dass er den Handrücken küssen konnte.

"Reneé!"

Mit einem gekünstelten Lächeln verbeugte sich der Dieb und deutete einen Handkuss an. „Es ist mir eine Freude!“

Dann führte sie ihre Gäste weiter in ein Zimmer voller gemütlicher Sessel und Sofas. Es war zu sehen, dass hier die Kaffeekränzchen der Damen abgehalten wurden. "Setz dich bitte, Ray!" Über das einfache Du hob der Schwarzhaarige eine Augenbraue und sah seinen Begleiter fragend an. Doch während Floréan unwissend mit den Schultern zuckte, wurde ihre Deutung zu einem Einsitzer drängender. "Bitte!! ... Möchtet ihr vielleicht auch einen Tee oder Kaffee?", fragte sie dennoch freundlich und zog den Blonden zu sich auf ein Sofa und innerlich grollend nahm der Dieb den angebotenen Platz ein.

"Ich hätte gern einen Kaffee.", antwortete Floréan und sah Ray fragend an. "Möchtest du etwas?"

„Für mich auch… mit Schuss, wenn es geht!“ Die Stimme des Diebes verlor bereits an Höflichkeit.

Ametistfarbene Augen sahen ihn verwirrt und eindringlich an, während die Hausherrin in Spe nickte. "Gern!" Ihr Blick hingegen schwenkte zu einer Dienerin, die sich nun leise zurück zog um die Getränke zuzubereiten. "Ich bitte euch meine Mutter auch zu entschuldigen. Aber sie ist ... ihr ist nicht sehr wohl."

Rays Blick wurde nur noch grimmiger, je freundlicher sie wurde oder wenn sie scheinbar dichter an den Blonden heranrückte. So blieb ihre Unterhaltung auch weiterhin oberflächlich und Reneé's gute Laune wollte nicht abnehmen, wobei sie auch immer wieder versuchte mit Floréan zu flirten. Der schien das nicht einmal zu bemerken, ein weiterer Grund, warum Noir inzwischen fuchsteufelswild war. Das aber ebenfalls nicht bemerken, präsentierte sich die junge Frau mit all ihren Reizen für ihren entfernten Verwandten und rutschte ihm fast bis auf den Schoß.

Da platzte Ray beinahe der Kragen und so musste er sie einfach unterbrechen. „Eine zauberhafte Kette haben sie da, Madame!“

Überrascht, weil er vorher so schweigsam war, errötete Reneé und fasste sich automatisch an den Hals. "Oh, vielen Dank, Ray! Meine Mutter hat sie von Floréan's. Sie ist sehr alt. Mutter sagt, mir würde sie hervorragend stehen, weshalb ich sie tragen darf. Mir gefällt sie auch! Deshalb ziehe ich sie nur Nachts aus."

Da schaffte der bekannte Dieb es wieder ein zauberhaftes Lächeln aufzusetzen. „Selbst dann werden sie, sie wohl kaum weit weg lassen, nicht wahr!“

"Aber nicht doch!", entgegnete sie lächelnd. "Ich habe eine wunderschöne Truhe in meinem Schlafzimmer, dort verwahre ich sie während dieser Stunden."

„Sehr klug, jede Frau sollte ein Schmuckkästchen haben!“

Jetzt kicherte Reneé und hielt sich scheu die Hand vor den Mund. "Ich habe da doch einen Trick, damit es nicht geklaut wird!"

Neugierig schienen Rays Ohren zu zucken. „Oh wirklich?“

Sie nickte stolz und sah wieder zu Floréan. "Den Trick habe ich von dir!" Der aber runzelte verwirrt die Stirn und fragte sie lächelnd.

"Von mir?"

„Ja, ich hab es gesehen, als kleines Mädchen, als ich deine Familie besuchen war. Du hast es gemacht um deinen Hund zu dressieren."

Jetzt verstand Floréan und nickte. "Ah, ja, dass solltest du niemandem verraten, sonst ist es kein Trick mehr um Diebe fern zu halten!"

Die dunklen Brauen seines Begleiters zuckten gefährlich. „Floréan! Denkst du nicht, dass es schon reichlich spät ist??“ Ganz unschuldig erwiderte der Graf seinen Blick und nickte.

"Du hast Recht! Wir sollten nach Hause fahren."

„Genau, man wartet sicher schon auf uns!“ Plötzlich schien der Schwarzhaarige es sehr eilig zu haben. Das schien ihre Gastgeberin aber überhaupt nicht zu erfreuen und sie ergriff die Hand des Grafen.

"Wirst du wiederkommen?"

„Er ist viel beschäftigt!“, nahm Ray ihm das Wort, da er nicht wollte, dass der Blonde ihr zustimmte.

Reneé ließ etwas den Kopf hängen, nickte aber freundlich. "Dann bringe ich euch besser zum Eingang.“

Kaum standen sie alle achtete der jüngere Mann darauf, sich zwischen sie und Floréan zu drängen. Womit er ihr tatsächlich auf die Füße trat, als sie das Haus verließen.

"Ich wünsche dir noch einen schönen Abend, Reneé!"

Da lächelte auch der andere Mann endlich wieder ehrlich. „Es war auch mir ein Vergnügen, gnädige Frau!“

Wohlerzogen machte sie einen Knicks und lächelte Tugendhaft. "Ich würde mich dennoch freuen, wenn ihr uns noch einmal besucht. Natürlich nur, wenn es die Zeit zu lässt."

„Wir werden sehen, ob wir es einrichten können.“, erwiderte Ray galant und führte den Blonden, mit einer Hand auf seinem Rücken Richtung Kutsche.

"Was ist los mit dir?", zischte der, als sie außer Hörweite waren. "Du warst ja ganz schrecklich!"

„Ich??“, zischte er zurück. „Wäre ich nicht da gewesen, wäre sie ja gleich über dich hergefallen!“

Jetzt starrte Floréan seinen Begleiter an und ließ sich anstandslos in die Kutsche zerren. "Das ist nicht wahr!"

Ray schnaubte und fixierte ihn aus seinen tief grünen Augen. „Hätte ich dich jetzt nicht weggeholt hätte sie sicher noch von Hochzeit gesprochen!“

Sein Gegenüber fixierte ihn ebenfalls und war völlig naiv und ungläubig. Aber dann fasste er sich etwas und begann frech zu grinsen. "Jetzt klingst du ziemlich eifersüchtig, dafür, dass ich dir gehöre, so lange mein Schuldschein existiert."

Der Andere wiederholte sein Schnauben. „Nächstes Mal kann ich ihr den ja unter die Nase halten!“ Ray hatte nicht vor zu erwähnen, dass die junge Adlige seine Schulden womöglich bezahlen könnte. Aber er kannte die Ehre des Älteren, der beleidigt den Kopf weg drehte.

"Dann interessiert dich ihr Geheimnis sicher nicht!"

Ganz subtil wurde ihm gegen das Schienbein getreten, während Ray grinste. „Um zu riskieren, dass ich geschnappt werde?“

Natürlich verstand das Floréan wieder nicht und er rieb sich sein Bein. "Sadist! ... Was hab ich damit zu tun, wenn du geschnappt wirst?"

Selbstzufrieden lehnte der berühmte Dieb sich zurück. „Ganz einfach, wenn ich verhaftet werde, sind du und die Männer als Mittäter dran und dann landet der liebe kleine Noel in einem dieser schrecklichen Waisenhäuser!“

"Du... Du würdest uns alle... mit reinziehen? Verraten?" Das letzte Wort sprach der Graf mit ganz viel Schmerz aus und schloss seine Augen.

Der Jüngere musste schlucken. „Ach was…“, murmelte er abweisend.

"Dann will ich es dir erzählen!", lächelte Floréan wieder und griff nach seiner Hand. "Niemand hatte mein Geheimnis heraus gefunden!" Da er eine Schwäche für Geheimnisse hatte lehnte Ray sich gleich neugierig vor. Und so begann der Ältere zu erzählen: "Ich wollte meinen Hund dressieren und hatte einen Spielball, gefüllt mit Leckerchen. Diesen hab ich in einer Kiste versteckt, damit er ihn sucht. Aber meine Mutter wollte nicht, dass ich so eine Matsche in meinem Zimmer zum Spielen benutze und da musste ich ihn immer verstecken..."

„Und in was für einem Versteck?“, fragte der Andere aufgeregt, wie ein junges Kind.

"Eine Kiste!", grinste Floréan und streckte ihm verspielt zu Zunge heraus. Er begann in seiner Erzählung nämlich aufzublühen. "Um genau zu sein, in mehr als dreißig Kisten!"

„Dreißig Kisten in einer?“ Als geübter Dieb bekam er eine Ahnung um was es sich handelte, wollte Floréan aber den Spaß lassen. Der grinste breiter und schüttelte den Kopf.

"Dreißig Kisten in drei! Ich hatte drei identische Kisten und hatte Spiegel, die ich so aufgestellt hab, dass man sie als solche nicht erkennen konnte. Welche dann, im richtigen Winkel die Kisten kopierten."

Anerkennend kniff Ray ihm in die Nase. „Cleveres Blondchen!“

Er grinste weiter und störte sich nicht an seinen Fingern, also näselte er: "Aber es gibt da noch etwas!"

„Noch ein Trick?“

Der Blonde nickte. "Du kannst die Kiste nicht mit einem Schlüssel oder so öffnen!"

„Solche Kisten liebe ich!“, gestand der Jüngere mit leuchtenden Augen und genau deshalb erzählte der Graf weiter.

"Passend zu der Anzahl der Spiegelbilder, haben die Kisten kleine runde Verzierungen auf ihrem Deckel. Bei dreißig Kisten, sind es dreißig Verzierungen. Die Fünfzehnte, also die Mitte, dieser kleinen Kugeln kannst du eindrücken und damit öffnet sie sich über einen Mechanismus." Da bemerkte er, wie er von Ray intensiv angestarrt wurde. "Hab ich was vergessen?", fragte er unwissend nach und entfernte die Finger von seiner Nase.

„Kein Wunder, dass deine Mutter pleite war, wenn sie dir als Kind solche Spielsachen gekauft hat…“

Wieder wurde dem Dieb die Zunge heraus gestreckt. "Das sind alles Erbstücke! Aber ich kann mich erinnern, dass Reneè's Mutter sie hat kopieren lassen."

„Ah und welche der Kisten war die richtige?“ Gleich war der Jüngere wieder bei der Sache.

Jetzt musste Florèan überlegen. "Nimm die, welche deinem Herzen am nächsten stehlt.", erklärte er schließlich verträumt.

„Hä??“, unterbrach er die Träume des Blonden. „Was ist denn das für eine Antwort??“

"Es ist nur ein Gefühl, nachdem was du mir eben erzählt hast... und es ist der selbe Grund, warum es auch meine Wahl gewesen war.", erklärte der lächelnd und sah noch verträumter aus.

„Aha…“ Es war deutlich, dass sein Begleiter das für ziemliches Geschwafel hielt.

"Nimm einfach diese!", bestätigte Floréan noch einmal und lehnte sich in der Kutsche zurück.

„Ich knack diese Trickkisten schon!“, grunzte der Schwarzhaarige schmollend.

"Davon bin ich überzeugt!" Der Graf lächelte ihn an und sprach die reine Wahrheit.

Zufrieden mit sich strich Noir seinen Anzug glatt. „Ich bin halt auch der Beste!“

Sein Gegenüber hielt sich kurz die Nase zu und sah dann aus dem Fenster. "Wollen wir heute Abend nicht ein wenige Karten spielen?"

„Hm… bist du denn bereit dich völlig vernichten zu lassen?“ Rays Grinsen zeigte, dass er mit dieser Idee einverstanden war.

"Wenn es mir zu bunt wird, können wir noch immer zu Schach wechseln...", stimmte Floréan indirekt zu und nickte.

„Mir egal, wie du verlierst!“, lachte der Jüngere voll Vorfreude.

"Also ist es beschlossen!" Auch der Graf freute sich und hatte richtig Leben im Gesicht.

„Erwarte keine Gnade!“

"Von dir so wie so nicht!", erklang es herab lassend zurück. Da bekam er wieder, aber zärtlicher, einen Tritt gegen sein Knie. "Ich würde mich untersuchen lassen, bei diesen Zuckungen!" Floréan war zuerst noch ernst, doch dann lachte er amüsiert und herzlich los.

Sein Lachen schien auch den Anderen wirklich zu erfreuen. „Vielleicht bin ich allergisch auf dich, denn diese Zuckungen hab ich nur bei dir!“

"Dann solltest du mir meinen Schuldschein geben und mich gehen lassen, wenn es deiner Gesundheit besser täte..." Mit einem lieblichen Augenaufschlag grinste der Ältere noch immer und kannte die Antwort bereits.

„Ich gebe doch meinen Besitz nicht her! Da werden wir wohl damit leben müssen!“ Wie um das zu bestätigen traf Rays Fuß das Knie des Blonden.

„Au!" Floréan sprang etwas hoch und stand fast in der Kutsche. "Du spinnst wohl!"

„Nein, nein! Ich bin bloß ein armer, kranker Mann!“, lachte der Jüngere zu ihm hoch.

Ein Schnauben war zu hören, bevor sich der Adlige beleidigt setzte und die Arme verschränkte. Fast zärtlich berührte der Fuß ihn wieder. Doch jener wurde mit dem Schienbein weg geschoben. Also versuchte er es wieder. Floréan überzog eine Gänsehaut, als er diesen dabei und damit zu streicheln begann. Also schluckte er und starrte in grüne Augen. "Was tust du da?"

„Das bin ich nicht, das ist mein Knie!“, erwiderte der Andere grinsend. Er sah, wie sich der Blonde auf die Lippen biss und wegsah.

"Dann solltest du dich besser unter Kontrolle halten!"

„Angst mein Knie könnte beißen!“ Ray fand die Situation gerade urkomisch, auch wenn er unterbewusst Floréans Verhalten genau beobachtete.

"Nein, aber sie könnten deinen Fuß fester treten lassen!" Schnell, sogar flinker, als der Schwarzhaarige es ihm zugetraut hätte, fing der Graf seinen Fuß zwischen seinen Beinen ein.

„Hey!“, lachte der Schwarzhaarige und versuchte seinen Fuß zu befreien, indem er ihn wild bewegte. Er wurde wieder losgelassen und scharf betrachtet.

"Hörst du auf?" Floréan wusste selbst nicht, ob er das wollte.

„Soll ich denn?“, wurde er geneckt.

Der Ältere überlegte einen Moment, bevor er nickte. "Ja, sonst wird mein Bein noch ganz blau!"

„Blau ist eine schöne Farbe…“

"Trotzdem!", bestand Floréan und war froh, als die Kutsche hielt.

Wieder stieg Ray zuerst aus und hielt ihm die Hand hin. Der Graf wollte sie demonstrativ ignorieren, doch er stolperte sofort. Aber ein Arm, um seine Hüfte hielt ihn aufrecht. „Vorsichtig!“ Natürlich versteifte der Körper unter den Händen des Schwarzhaarigen, aber dennoch zierten die Wangen des Älteren ein zartes Rot.

"Danke!"

„Ein blaues Bein reicht ja…“, wurde es nah an seinem Ohr gemurmelt.

Ametisfarbene sahen tief in grüne Augen und hielten sich an dem dazugehörigem passenden Körper fest. "Ja, dass denke ich auch...", nuschelte der Ältere zurück.

„Ja…“ Grüne trafen lila Augen und sie erstarrten in ihrer Position.

Es dauerte einige, auffällig lange Sekunden, bevor sie sich lösten und Floréan einfach vorging. "Ich werde mir etwas gemütliches anziehen und treffe dich dann im Salon?"

Ray räusperte sich, um sich zu fassen, bevor er nickte. „Klingt nach einer guten Idee!“ Aber Floréan ließ über eine Stunde auf sich warten, bevor er besagten Salon betrat.

"Ich hoffe, du hast nicht zu lange gewartet."

„Kein Problem!“ Lässig lächelnd saß Ray in einem Sessel und rauchte einer seiner Zigarren. Er trug eine nicht ganz so feine Anzughose, die aber eng anlag und sein weißes Hemd war leicht aufgeknöpft. Seine Verabredung wirkte auf den ersten Blick ebenfalls leger. Aber auf den zweiten, zeigte sie seinen Körper in all seiner edlen Schönheit.

"Also, womit fangen wir an?"

Ray hielt die Karten hoch. „Du wählst den Einsatz!“

Der Blonde überlegte kurz und begann zu grinsen. "Eine Münze pro Spiel."

„Nun, ärmer werden kannst du nicht!“, erwiderte der Jüngere und deutete auf einen Sessel der ihm gegenüber stand und zwischen denen ein kleiner runder Tisch ruhte.

Elegant und ruhig nahm Floréan darauf Platz und wartete darauf, dass er zu mischen begann und die Karten auszuteilen. "Genau deshalb... oder ich zieh dir das Geld aus der Tasche!"

Ray lachte und begann die Karten zu mischen. „Träum weiter!“

Er sollte das erste Spiel noch gewinnen. Doch schon beim zweiten Spiel, drehte sich das Rad des Schicksal, denn nun dominierte Floréan jedes der folgenden Spiele. Dem Schwarzhaarigen klappte der Mund auf und wollte sich nicht wieder schließen. „Wie geht das!“

Der Graf hingegen lächelte. "Heute schlage ich dich... einmal..."

„Du… du… du schummelst!“, fuhr der Schwarzhaarige ihn an, nicht in der Lage seine drohende Niederlage zu glauben.

Ganz unschuldig schüttelte der Blonde seinen Kopf und sah ihn fast kindlich an. "Nein! Du würdest das eh erkennen, also lasse ich es!"

„Warte nur ab! Ich schlage dich noch!“, drohte der Jüngere grollend, obwohl deutlich zuerkennen war, dass er eher schmollte, weshalb sich Floréan nicht einschüchtern ließ und sich ihm lächelnd entgegen beugte.

"Das tust du öfter!"

Nicht so subtil, wie er es gerne hätte, lugte Ray in seinen Ausschnitt und so auf die weiße Brust. „Tu ich?“

Ametiste nahmen ihn bewusst gefangen und nickten. "Ja, noch vorhin, in der Kutsche!"

Grüne Augen wurden gerollt. „So meinte ich das nicht!“

"Ich weiß!" Floréan setzte sich wieder lächelnd auf und beendete das Spiel mit einem erneuten Sieg.

„Wie kann man so ein Glück haben??“ Noch hatte Ray keine Sorgen um Floréans Schulden, auch wenn ihn dessen Gewinn wurmte.

"Es ist einfach mein Abend!" Der Graf sammelte die Karten ein und stapelte sie ordentlich. Dann sah er demonstrativ auf die Uhr. "Wir sollten schlafen gehen."

Verblüfft starrte der Schwarzhaarige ihn an und rutschte beinahe vom Stuhl. „Freiwillig? Ich muss dich nicht ans Bett ketten?“ Er wurde mit verengten Augen, verärgert betrachtet und so verließ der Ältere den Salon ohne ein Wort.

Seufzend blieb der Jüngere zurück und starrte auf die geordneten Karten. Sein Partner hingegen ging verwirrt und grübelnd in sein Zimmer, nur um sich dort an seinen Schreibtisch zu setzen und zu arbeiten.

Es verging über eine Stunde, bevor ganz leise an Floréans Tür geklopft wurde und bevor dieser richtig reagieren konnte, bat er schon wohlerzogen um Eintritt. "Herein!"

Die Tür öffnete sich und Ray lehnte sich gegen den Türrahmen. „Du gehst ins Bett, hm?“

Unbeeindruckt sahen lila Augen von ihrer Arbeit auf. "Ich hab vorher noch zu tun. Du hast mich ja den ganzen Tag auf Trab gehalten."

Ray schnaubte. „Lass uns die Ausreden gleich übergehen, ja??“

"Schön! Dann kannst du ins Bett gehen, während ich hier weiter mache!", schnaubte der Ältere angriffslustig zurück.

„Floréan!“, ermahnte der Jüngere mit ernster Stimme. „Du kannst so nicht weitermachen!“

"Das kann ich selbst entscheiden!", fuhr der ihn an und deutete auf die Türe. "Und jetzt lass mich allein!"

Aufgebracht knallte Ray etwas auf den Schreibtisch und packte den Blonden grob bei den Schultern. „Ich hab keinen Bock, das du mir wieder zusammenklappst!“

Was aber genau das Gegenteil bewirkte, denn er schüttel Floréan damit nicht zu sinnen, sondern seine Augen wurden wieder etwas leer und er sah zu Boden. "Ich komme schon allein damit klar, das hab ich bis jetzt immer."

Schwer seufzend ließ der Dieb von ihm ab und wischte sich frustriert über das Gesicht. „Verdammt noch mal!“ So bemerkte er nicht, wie der Blonde aufstand und ihm zart eine Hand auf die Schulter legte.

"Geh schlafen! Wenn ich mich nicht wohl fühle, werde ich dich fragen, ob ich etwas von dem Wein oder Essen von gestern haben kann, ja?"

Ernst legten sich grüne Augen auf ihn. „Schwörst du es?“

Ganz ernst nickte Floréan zurück und kam noch einen Schritt näher. "Ich schwöre es dir auf das Grab meiner Mutter!"

Anerkennend nickte der Jüngere. „Tu mir aber auch den Gefallen und sag mir, wenn du nicht schlafen kannst, ok?“ Er sah in dem Blick des Blonden, dass dieser seine Frage genau verstanden hatte und wie schlecht es diesem zur Zeit wirklich ging. Aber dann drehte sich der Blonde weg und setzte sich wieder an den Schreibtisch, da er es nicht schaffte, darüber zu reden, ganz besonders, da er sich geschworen hatte, Ray diesen Teil von sich nicht an zu tun.

Dann begann er wieder mit seiner Arbeit. "Ich wünsche dir eine angenehme Nachtruhe!"

Der grunzte nur wieder und tippte auf ein Blatt, das er auf den Tisch gelegt hatte. „Dann kannst du ja gleich hier deinen Gewinn abstreichen!“

Überrascht sah Floréan auf und lächelte wieder. "Oh, danke!" Sogleich machte er sich an die Freude und strich einen klitzekleinen Betrag von dem Schuldschein.

„Ist schließlich dein Gewinn!“

Er reichte das Schriftstück wieder an Ray und war noch immer am Lächeln. "Du bist wirklich ein ehrlicher Dieb!" Der grinste ihn an und wuschelte ihm durch das blonde Haar, wobei er zärtlicher war als geplant.

„Liegt in meiner Natur!“

"Dann schlaf gut!" Foréan richtete seine ganze Aufmerksamkeit wieder auf die Arbeit.

„Du auch…“ Nach einem letzten Blick auf ihn verließ Ray das Zimmer.
 

"Ich verlauf mich schon nicht!", grollte der Ältere und packte das viele Geld weg, dass er für ein einziges Buch bekommen hatte, dass er nun kaufen gehen sollte. Sein ‚Boss’ packte ihn zärtlich am Kinn.

„Bist du auch wach genug?“

Beleidigt drehte Floréan den Kopf weg. "Ich bin dann mal weg!"

„Komm in einem Stück zurück!“, rief der Jüngere es ihm scherzend nach. Doch Floréan de Rocherfort sollte nicht zurück kommen. Der Tag verging und der Blonde betrat das Haus nicht mehr. Bereits nach wenigen Stunden, war Ray bereits auffällig nervös geworden und am Abend schickte er die ersten Trupps seiner Männer los, um ihn zu suchen. Aber auch diese kamen ohne ihn zurück, auch wenn ihre Hände nicht leer waren. Sie hatten dessen leere Geldbörse gefunden.

Noirs Magen hatte sich bei diesem Anblick verknotet und er hatte kaum atmen können.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  jiraishin
2011-10-22T15:14:28+00:00 22.10.2011 17:14
Huhu, also ich find es schon mal sehr spannend und lustig. Die Charas sind genau wie im Manga XD
Ich mag es total wenn Ray Flo ärgert.^^
Schade das noch nicht mehr kommis geschrieben wurden. Ich hoffe du verlierst trotzdem nicht die Lust den FF weiterzuschreiben.



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