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Überleben is' für Weicheier!

von

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G'day!

Geschichten wie meine beginnen normalerweise mit den Worten: „Es war eine dunkle, kalte, regnerische Nacht.“

Meine tut es nicht.

Allein das sollte schon einmal ein Indiz dafür sein, dass sie keine normale Geschichte ist.
 

Meine Geschichte beginnt an einem staubigen Tag in der Wüste von Nevada. Von Regen und Kälte keine Spur, nicht einmal eine einzige kühle Brise erbarmte sich, um die elende Hitze zu vertreiben.

Mit einem leisen Seufzen wischte ich den Schweiß von der Stirn und schob die Sonnenbrille einige Millimeter in die Höhe, um die Karte zu studieren.

Nicht, dass es da viel zu sehen gäbe außer Sand, Staub und noch mehr Sand. Dennoch oder genau deswegen hatte ich befürchtet, die Orientierung zu verlieren oder sie bereits verloren zu haben, obwohl ich von meinem Arbeitgeber die genaue Lage der Basis zugeschickt bekommen hatte. Zusammen mit allen weiteren wichtigen und unwichtigen Informationen sowie einer Art von Uniform.
 

Okay, okay, ich bin ganz ehrlich. Das Zeug wurde gar nicht mir zugeschickt. Oder eigentlich schon. Egal. Wie auch immer, es landete jedenfalls nicht sofort bei mir – sondern zuerst bei meinen Eltern, die es für nötig hielten, einfach mal meine Post zu durchstöbern. Mir ist selbst klar, wie peinlich es ist, in meinem Alter noch daheim zu wohnen, dazu brauche ich jetzt auch überhaupt keinen Kommentar. Bitte.

Ihre Reaktionen waren schließlich auch so schon schlimm genug …
 

Mein Vater ist ein sehr imposanter Mann. Was nicht nur an seinen Einsneunzig Körpergröße liegt. Natürlich verstärken die das Gesamtbild nur, aber er wäre auch überaus einschüchternd, wenn er kleiner wäre.
 

Oder vielleicht bin ich auch nur sehr leicht einzuschüchtern …
 

Meine Eltern waren also alles andere als begeistert von meinem Entschluss und mein Vater – selbst ein alter Kriegsveteran – ließ mich das lautstark wissen. Während ich also zusammengesunken und mit hochgezogenen Schultern auf dem Sofa saß und eine Schimpftirade nach der anderen über mich ergehen ließ – genau wie die enttäuschten und vorwurfsvollen Blicke meiner Mutter –, tobte und raste er. Und das nicht zu knapp.
 

In den Krieg ziehen? Ich?! Ich war doch viel zu unfähig, zu verhätschelt – hier kam dann der missmutige Seitenblick auf Mum – und vor allem war ich viel zu feige.
 

Warum zu feige? Nun ja, wäre ich ein richtiger Mann, so wie er, hätte ich mich schon direkt nach meinem Schulabschluss freiwillig gemeldet und nicht erst mit Mitte Zwanzig. Er behauptete, ich hätte das nur aus einer Laune heraus getan, um ihm eins auszuwischen, was – wie ich zugeben muss – teilweise der Wahrheit entspricht, denn sonst hätte ich mich gefälligst und selbstverständlich als Soldat gemeldet und nicht als feiger Scharfschütze, der in seinem ganzen Leben nicht eine einzige richtige und echte Schlacht miterleben würde.
 

Als Soldat. An vorderster Front. Völlig egal, ob ich Erfahrungen hatte, völlig egal, ob ich das konnte, wollte oder mich dazu für in der Lage hielt. Hauptsache, ich rannte wie wild mit den Armen fuchtelnd und einem metaphorischen Schild mit der Aufschrift „Absoluter Noob“ um den Hals ins Schlachtgetümmel, um mich mehr oder weniger – und eher weniger – glorreich massakrieren zu lassen.

Verständlich, dass ich davon nicht gerade angetan war, oder?
 

Um es kurz zu machen: Der Kontakt zu meinen Eltern ist momentan ein wenig eingeschlafen. Zumindest nenne ich es so. Würde jemand mit viel Interesse und noch viel mehr Zeit meinen Vater fragen, wäre seine Antwort um einiges wortreicher, auch wenn sie sich darauf kürzen ließe, dass er eben nie einen Sohn hatte. Und falls er irgendwann durch Zufall doch einmal einen gehabt haben sollte, so wäre er enterbt. Vater war eben wirklich schon immer sehr … speziell.
 

Ich … hab mich wohl ein wenig verzettelt, oder? Wo war ich gerade? Ach ja. Heißer Wüstentag und Probleme beim Kartenlesen. Ich hab die Basis, die sich irgendwo im Nirgendwo befindet, irgendwann doch noch gefunden und mir dafür mental selbst auf die Schulter geklopft. Die erste Hürde hätte ich damit nämlich schon einmal überstanden.
 

Nachdem ich also den gemieteten Jeep in einer kleinen, überdachten Garage geparkt hatte, verschwand ich durch die angrenzende Tür ins Gebäude hinein, sah in dem Gewirr von Brettern und Beton einmal nach links und einmal nach rechts und lauschte auf die Stimmen meiner neuen Teamkameraden.
 

Ich sollte nicht lange warten müssen.
 

„Alarm! Eindringlinge!“, kreischte eine computergenerierte Stimme so laut und so plötzlich, dass ich nicht umhin kam, zusammenzuzucken und mir die Hände auf die Ohren zu pressen. Dann verstummte der Alarmton und an seine Stelle kamen die Geräusche von Stimmen und Schritten. Ich hörte, wie Befehle gebrüllt und Waffen abgefeuert wurden.

Und ich verstand, in welchen Schlamassel ich geraten war: der Feind griff an! Die REDs waren in der Basis! Und ich stand mittendrin und verloren herum wie der letzte Depp.
 

Der Entschluss zu helfen war schnell gefasst: Ich warf meinen Rucksack in die nächstbeste Ecke und zückte mein Messer. Warum nicht das Gewehr? Na ja, erstens gab es hier viel zu wenig Platz, um anständig zu zielen, zweitens konnte eine Kugel überall abprallen und mich ebenfalls erwischen – und drittens hatte ich noch keines, weil die gesamten Waffen erst in der Basis verteilt werden würden. So hatte man es mir zumindest gesagt.
 

Mein Herz raste vor Aufregung und Furcht gleichermaßen. Würde ich mich gleich an meinem ersten Tag als nützlich erweisen? Oder würde ich in die Geschichte eingehen – als der dämliche Vollidiot, der sich gleich an seinem ersten Tag den Hintern hatte aufreißen lassen?
 

Eine Tür hinter mir wurde geöffnet und ich fuhr auf dem Absatz herum, das Messer schon erhoben –
 

nur, um es gleich wieder sinken zu lassen, als ich erkannte, dass nur ein Junge vor mir stand, der genauso verwirrt wenn auch weniger verloren wirkte als ich.
 

„Ey, Mann!“, begann er und winkte mit dem bedrohlich aussehenden Aluminiumschläger in seiner Hand – klebte da Blut an dem Ding? „Was zur Hölle machst du hier so abgeschieden?“
 

„Ich hatte den Alarm gehört … “
 

„Ach ja, ganz üble Sache, Alter. Ein Spion von den REDs schleicht hier herum.“ Er lachte und grinste mich verschmitzt an. „Aber mach dir mal nicht ins Hemd. Ich hab's schon mit ganz anderen Kalibern aufgenommen, ich kann deinen Schützenhintern decken, wenn es … darauf ankommt … “ Er brach ab und musterte mich erst nachdenklich und dann misstrauisch. „Wart mal, Alter … Wir haben doch gerade gar keinen Schützen.“
 

Besäße ich auch nur ein bisschen Selbsterhaltungstrieb, so wäre ich jetzt schreiend davongerannt, so schnell mich meine Beine trugen. Hätte ich damals schon gewusst, dass Spione sich perfekt tarnen und die Gestalt anderer Leute annehmen können, hätte ich mich wohl in mein Auto gesetzt und wäre wieder von dannen gezogen.
 

So jedoch stand ich nur da und öffnete den Mund und versuchte, meine Situation zu erklären.
 

Es gibt wirklich viele schöne Dinge im Leben.
 

Von einem hyperaktiven Irren mit dessen Baseballschläger bis zur Besinnungslosigkeit verdroschen zu werden, gehört nicht dazu. Ehrlich nicht.
 

Oh, und außerdem … Boink? Nein, ganz im Ernst. Boink?!
 

Von allen Dingen, die ich hören konnte, bevor ich das Bewusstsein verlor, musste das wohl die peinlichste Option sein.

Zumindest dachte ich das damals.
 

Inzwischen weiß ich es ja leider besser.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kuttie
2011-07-18T20:11:19+00:00 18.07.2011 22:11
Warum zum Geier gibt's hier noch keine Kommentare??? D-X *mit Sandman wedel*

Ist manchmal ziemlich doof, wenn man ein neues tolles Fandom entdeckt, welches auf Mexx ein Schattendasein führt...
*hust-Kenne-ich-mehr-als-genug-hier-hust*

Ähem, zurück zu dem, weswegen ich wirklich hier bin: deine Story. Dass ich deinen Schreibstil mag, hab ich in der Vergangenheit bestimmt schon oft genug geschrieben / gesagt. :-]
Lass dich nicht unterkriegen, wenn die Resonanz nicht besonders gut ausfällt, die Geschichte ist wirklich interessant.
(Alan tut mir so leid. Direkt ins kalte Wasser geworfen und dann der unsanfte Kontakt mit dem Baseballschläger...)


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