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Nachhilfe

H&M
von

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Training

Die nächsten zwei Tage liefen ähnlich ab, wie der Letze. Morgens schaffte Haruka es immer noch gerade Rechtzeitig, dank Michiru, in ihr Zimmer zu kommen bevor ihr Vater rein geplatzt kam, um sie ja nicht vergessen zu lassen, dass er immer noch da war. In der Schule verbrachten sie jede freie Minute miteinander und in der Pause verzogen sie sich in den Musikraum, um gemeinsam zu spielen oder einfach nur alleine zu sein. Das Haruka auf dem nach Hause Weg einen kleinen Zwischenstopp einlegte, wurde langsam zur Gewohnheit, denn beide konnten einfach nicht genug voneinander bekommen und die Fahrt nachhause war eindeutig zu lang, um bis dahin warten zu können. Außerdem wollten sie auch nicht von Sachiko beobachtet werden. Auch, wenn Harukas Mutter nichts dagegen hatte, wollten sie ihr Glück nicht überstrapazieren und riskieren, dass Keisuke doch noch etwas mitbekam. So verbrachten sie auch die Nachmittage Zuhause unter Sachikos Aufsicht, was beiden doch etwas auf die Nerven ging. Erst Nachts, nachdem sich Haruka in Michirus Zimmer schleichen konnte, hatten sie endlich richtig Zeit füreinander und kamen sich so immer näher. Sie redeten, küssten oder kuschelten immer bis in die frühen Morgenstunden hinein, so war es nicht verwunderlich, dass Haruka noch mehr Schwierigkeiten hatte als sonst, aus den Federn zu kommen. Auch Michiru kämpfte inzwischen mit der Müdigkeit aber sie zwang sich aufzuwachen, da sie Haruka in ihr Zimmer zurück verfrachten musste. Heute war Samstag und eigentlich hätten sie ausschlafen können aber Keisuke machte bestimmt auch am Wochenende keine Ausnahme.

„Ruka, wach auf!“ quälte Michiru hervor und rieb sich die Augen.

Haruka gab keinen Mucks von sich, also rüttelte sie ein paar Mal an ihrer Schulter.

„Haruka! Jetzt komm schon, wach auf!“

Von der Blonden kam nur ein genervter Laut und sie zog sich die Decke noch höher über den Kopf. Wäre diese Sache nicht so furchtbar ernst und sie nicht todmüde, hätte sie das total süß gefunden und würde Haruka auf eine ganz andere Art wecken, aber so verlor sie allmählich die Geduld.

„Bitte, Haruka. Du weißt doch, dass er jeder Zeit auftauchen kann!“ flehte Michiru und zog Haruka die Decke weg.

Erschreckt fuhr Haruka zusammen und stöhnte laut auf.

„Aahh, was machst du! Ich hab doch noch gar nicht richtig geschlafen, verdammt!“ wurde Haruka wütend.

„Du musst zurück in dein Zimmer und zwar sofort! Da kannst du ja weiterschlafen, wenn du willst.“

Michiru griff nach ihrer Hand und zog sie aus dem Bett. Haruka ließ sich von ihr mitziehen aber nur, weil sie so schnell wie möglich weiter schlafen wollte.

„Ab heute Abend komm ich zu dir ins Zimmer! Bis ich dich aus dem Bett bekommen habe, könnte ich schon fünf Mal das Zimmer verlassen haben!“ sagte Michiru auf dem Weg in Harukas Zimmer genervt.

Von Haruka kam nur wieder ein Stöhnen, denn sie schlief noch halb und hatte die Augen schon wieder geschlossen. Michiru würde sie ja schon nicht gegen eine Wand laufen lassen, das hoffte sie zumindest. Die Künstlerin führte ihre Freundin direkt zu ihrem Bett und die ließ sich sofort darauf fallen und schlief weiter. Okay, das fand Michiru jetzt doch furchtbar süß und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Sie deckte Haruka noch schnell zu und gab ihr einen Kuss auf die Wange, dann ging sie in ihr eigenes Zimmer zurück und legte sich auch wieder ins Bett. So wirklich einschlafen konnte sie aber nicht mehr, also stand sie nach einiger Zeit wieder auf und gönnte sich mal wieder ein entspannendes Bad. Das warme Wasser ließ sie wieder zur Ruhe kommen und auch ihre Müdigkeit konnte es vertreiben. Ausgelassen und entspannt stieg sie wieder aus der Wanne und zog sich an. Sie wollte sich auf den Weg zur Küche begeben, denn Sachiko bereitet bestimmt schon das Frühstück vor. Auf dem Flur jedoch blieb sie wie angewurzelt stehen. Keisuke war ebenfalls auf dem Flur und wollte wohl gerade seinen täglichen Kontrollgang absolvieren. Eine unbändige Angst, kroch ihr plötzlich den Rücken empor und ließ ihr Herz schneller schlagen.

„Ah, guten Morgen Michiru-san! Hast du gut geschlafen?“ sagte er wieder mit dieser übertrieben Freundlichkeit.

„Ich wünsche ebenfalls einen guten Morgen. Und ja, habe ich, danke.“

Aus einem ihr undefinierbarem Grund schaffte sie es, das komplett normal klingen zu lassen.

„Ich wollte nur mal nachsehen, ob Haruka schon wach ist. Wir wollen gleich Frühstücken. Also geh doch schon mal runter.“

Michiru wollte nicht gehen, wollte nicht das er ihr Zimmer betrat, sie anfasst oder auch nur ansieht! Aber was sollte sie tun?

„Ich glaube, sie schläft noch. Ein Frühaufsteher ist sie ja nicht gerade und heute kann sie schließlich ausschlafen.“ sagte Michiru ganz ruhig und freundlich, als wäre alles in Ordnung.

Keisuke sah sie einen Moment mit einem Blick an bei dem sie normalerweise sofort die Flucht ergriffen hätte. Aber so einfach würde sie ihm das nicht machen. Und wenn sie selbst Schläge dafür kassieren müsste! Alles würde sie ertragen, wenn Haruka nur verschont blieb.

„Ihr zwei versteht euch schon ziemlich gut, oder?“ fragte Keisuke dann, mit etwas Misstrauen in der Stimme.

»Jetzt nur nichts Falsches sagen, Michiru!«

„Ja, sie ist wirklich nett und ich bin froh darüber, gleich eine Freundin hier gefunden zu haben.“

„Ich verstehe. ... Und du findest es gar nicht seltsam, wie sie sich kleidet oder benimmt?“

„Haruka hat mir erzählt, dass sie sich wegen ihres Berufes als Mann ausgeben muss und es stört mich nicht. Ich weiß ja, dass sie ein Mädchen ist. Aber was meinst du mit "wie sie sich benimmt"? Sie ist zwar manchmal etwas launisch aber sonst ist mir nichts ungewöhnliches aufgefallen.“ tat Michiru völlig ahnungslos.

„Ach, gar nichts. Würdest du jetzt schon mal runter gehen, ich komm dann gleich nach.“ versuchte Keisuke sie ab zu wimmeln.

Michiru wusste nicht, wie sie hätte nein sagen können, also wollte sie gehen, doch noch bevor sie ihren ersten Schritt machen konnte, ging auf einmal Harukas Tür auf. Entsetzt sah die Blonde auf die Scene die sich ihr bot. Abwechselnd sah sie von einem zum anderen. Vor ein paar Sekunden noch war sie todmüde gewesen, da sie nach Michirus Rauswurf auch nicht mehr viel Schlaf finden konnte, doch jetzt war sie auf einmal hellwach. Sie war unsicher was passiert sein könnte.

„Guten Morgen, Haruka.“ lächelte sie Michiru an.

Haruka entspannte sich etwas, das hieß wohl, er wusste von nichts und die Begegnung war rein zufällig. Trotzdem gefiel ihr der Gedanke, dass die zwei hier völlig alleine rumstanden überhaupt nicht. Sie musste unbedingt besser aufpassen und Michiru nicht mehr alleine durch das Haus gehen lassen, wenn er da war. Er hätte ihr sonst was antun können.

„Morgen.“ gab sie ernst zurück.

„Ich wollte nachsehen, ob du schon wach bist. Deine Mutter hat das Frühstück fertig, also komm.“ sagte Keisuke gleichgültig.

Haruka wusste, dass das bedeuten sollte nicht eine Sekunde alleine mit Michiru auf dem Flur zu verbringen, deshalb folgte sie ihm schweigend und Michiru kam ebenfalls hinterher. Unten in der Küche wurden sie sofort von Sachiko begrüßt. Aber Haruka und Michiru schienen mit den Gedanken ganz woanders zu sein, nur Keisuke schenkte ihr Aufmerksamkeit. Das Frühstück lief größtenteils schweigend ab, bis Sachiko diese drückende Stille nicht mehr aushielt.

„Und, was habt ihr zwei für heute geplant? Ihr wollt doch sicher nicht schon wieder den ganzen Tag hier drinnen verbringen, oder?“

Natürlich wollten sie nicht. Aber was hatten sie schon für eine Wahl.

„Doch, eigentlich schon.“ sagte Haruka tonlos.

„Ich versteh euch nicht. Es ist so schönes Wetter draußen und ihr habt seit Tagen nichts Besseres zu tun, als hier drinnen rum zu hocken. Haruka, du bist doch sonst immer unterwegs. Wieso fahrt ihr nicht mal wieder an den Strand oder in die Stadt? Ich bin mir sicher, Michiru hat noch nicht alles gesehen von Tokio.“

Die Mädchen sahen nur bedrückt auf ihr Essen vor sich, welches sie heute einfach nicht runter bekamen.

„Ach lass sie doch, Sa-chan. Wenn sie keine Lust haben.“ sagte Keisuke viel zu fröhlich.

Michiru hätte diesem Typen am liebsten den Kopf abgeschlagen. Noch nie hatte sie in ihrem Leben für einen Menschen oder irgendeinem anderen Wesen einen solchen Hass verspürt. Im Gegenteil. Sie hatte nie verstanden, wie man einen anderen Menschen derart hassen konnte, dass man ihm den Tod wünschte oder dieses sogar in die Tat umsetzte. Mitleid war das einzige, was sie für solche Menschen übrig hatte. Aber dieser Mann löste in ihr wirklich den Wunsch aus, er würde sofort tot umfallen. Er machte sich doch tatsächlich auch noch einen Spaß daraus, dass Haruka seine Befehle befolgte und sich praktisch hier drinnen einsperren ließ.

„Na gut, wie ihr wollt. Ich bin jeden falls gleich noch mit einer Freundin verabredet und komme erst am Nachmittag zurück. Wenn ihr Hunger bekommt, müsst ihr euch schon selbst etwas machen aber ich denke das werdet ihr schon schaffen.“

Haruka und Michiru wurden beide leicht nervös. Sollten sie jetzt etwa den ganzen Tag mit Keisuke alleine herumhängen? Auch Keisuke fand Sachikos Pläne offenbar nicht gerade gut, doch bevor er etwas dazu sagen konnte, klingelte das Telefon.

„Ich geh schon.“ sagte er und stand auf.

„Wann genau kommst du denn wieder?“ fragte Haruka nachdem Keisuke den Raum verlassen hatte.

„Ich weiß nicht. Vielleicht gegen vier oder fünf. Wieso?“

„Nur so.“ war ihre abwesende Antwort.

Wie sollte sie das Überleben? Ohne ihre Mutter als Schutz, konnte er doch tun was er wollte! Wenn sie auch nur den kleinsten Fehler machte, wäre alles aus! Es war ihr egal, was er mit ihr anstellen würde, aber niemals könnte sie ertragen, wenn Michiru etwas passiert. Sie musste unbedingt einen Weg finden die beiden voneinander fernzuhalten. Vielleicht konnte sie Michiru davon überzeugen, alleine irgendetwas zu unternehmen, außerhalb der Villa. Ihre Überlegungen wurden unterbrochen, da Keisuke in die Küche zurückkam.

„Haruka, deine Pläne haben sich für heute geändert.“ sagte er und setzte sich an den Tisch.

Die Sportlerin sah ihn geschockt an. Was hatte er jetzt wieder vor?

„Das war dein Trainer. Die Mechaniker haben deine Maschine fertig und du sollst sie testen. Ich habe ihm bereits zugesagt, dass du gleich nach dem Frühstück zum Training erscheinen wirst.“

Wieder war es still im Raum. Haruka musste sich echt zusammenreißen nicht auszurasten. Sie hatte zwar nichts dagegen zum Training zu gehen aber unter keinen Umständen, würde sie Michiru hier mit ihm alleine lassen. Nein, niemals! Michiru war genauso geschockt. Er bestimmte einfach so, dass sie Motorrad fährt, obwohl ihre Rippen immer noch angeschlagen waren? Haruka behauptete zwar immer, sie hätte nicht die geringsten schmerzen mehr, aber glauben tat sie es nicht. Sie hatte sich erst gestern ihre Verletzungen noch einmal angesehen, als ihre Freundin seelenruhig geschlafen hatte, und sie waren immer noch grün und blau, zwar nicht mehr ganz so furchtbar wie am Anfang der Woche aber immer noch deutlich erkennbar. Und sie hatte durchaus mitbekommen, dass Haruka ab und zu zusammen zuckte, wenn sie sich zu fest umarmten oder sie sich im Schlaf umdrehte. Um jeden Preis musste sie das verhindern. Ihr konnte noch viel Schlimmeres passieren, wenn sie in diesem Zustand Motorrad fuhr, und das auch noch auf der Rennstrecke! Michiru konnte sich nicht einmal vorstellen, mit was für einer Geschwindigkeit Haruka da über die Strecke heizen würde. Beide wollten gerade protestieren aber Keisuke erhob als erster das Wort.

„Ich werde dich persönlich dorthin begleiten. Mal sehen, ob du inzwischen fortschritte geleistet hast und ich hoffe wirklich, dass deine kleine Pause nicht zu viel Schaden angerichtet hat.“

Haruka war zwar nicht sonderlich begeistert aber so lange er bei ihr war, konnte er Michiru immerhin nichts antun. Sie war fast schon erleichtert deswegen. Michiru allerdings fand diese Tatsache noch weniger gut als wenn Haruka alleine zum Training gefahren wäre. Sie konnte die Beiden doch unmöglich zusammen verschwinden lassen! Richtige Panik überkam sie und ließ sie verzweifeln.

„Ihr könntet doch auch Michiru-san mitnehmen, oder? Ich weiß zwar nicht, ob sie Interesse daran hat, aber es ist doch besser, als wenn sie hier ganz alleine zurückbleibt.“ schaltete sich Sachiko auf einmal ein.

„Ich glaube nicht, dass Motorradrennen etwas für sie sind. Sie wird bestimmt etwas anderes machen wollen.“ kam es von Keisuke bestimmend.

Aber Michiru wollte sich nicht abwimmeln lassen, und dass dieser Kerl jetzt auch noch einfach über sie hinweg bestimmen wollte, machte sie nur noch wütender. Er wusste schließlich nicht, dass sie es wusste und wenn Haruka schon zu diesem Training musste, würde sie in jedem Fall mitkommen, um sich im Notfall zwischen sie und ihrem Vater zu stellen.

„Eigentlich würde es mich schon Interessieren. Ich habe noch nie ein Motorradrennen gesehen oder war auf einer Rennstrecke und ich würde gerne mal sehen, wie Haruka fährt.“ lächelte sie ihn freundlich an.

„Aber gern, wenn du das möchtest.“ lächelte er zurück aber Michiru konnte die Verachtung und das Misstrauen dahinter sehr wohl erkennen.

„Wunderbar!“ freute sich Sachiko.

Haruka war total entsetzt. Eben noch dachte sie, sie hätte Michiru aus dem Schussfeld befreit, und jetzt stellte sie sich freiwillig wieder hinein!

„Ich werd mich umziehen gehen.“ sagte sie schließlich und stand auf.

„Ja, ich denke ich sollte mir auch etwas anderes anziehen gehen. Also bis gleich.“

Michiru folgte Haruka die schon verschwunden war. Oben im Flur holte sie sie wieder ein.

„Ruka, warte.“

Haruka drehte sich um und sah sie aufgebracht an.

„Bist du völlig Wahnsinnig! Wieso hast du gesagt, du kommst mit? Du bleibst hier, hast du verstanden? Hier bist du viel sicherer!“

„Ich werde dich auf keinen Fall mit diesem Typen alleine Fahren lassen, also vergiss es!“

„Aber ich kann nicht auf dich aufpassen, wenn ich auf dem Motorrad sitze! Und konzentrieren schon gar nicht!“

„Dort werden ja wohl auch noch andere Leute sein, als nur dein Vater. Er wird mir nichts tun, das wäre viel zu riskant für ihn. Also mach dir keine Sorgen um mich. Ich finde es sowieso absolut nicht in Ordnung, dass du mit deinen angeschlagenen Rippen fahren sollst. Du wirst mich nicht davon abbringen können mitzukommen schon allein um zu wissen, dass dir nichts passiert. Ich will hier nicht rumsitzen und wahnsinnig vor Sorge werden. Was ist wenn du stürzt, oder ...“

Michiru war inzwischen den Tränen nahe. Haruka zog sie schnell in ihre Arme und versuchte sie zu beruhigen.

„Hey, mir passiert schon nichts. Glaub mir. Ich bin schon in wesentlich schlechterer Verfassung gefahren und da ist mir auch nichts passiert. Wenn ich eins kann, dann ist es Motorrad fahren. Also bitte weine nicht, ja?“

„Tut mir leid.“

„Ist schon gut. In Ordnung, dann komm mit, aber du wirst dich von ihm fernhalten.“

„Ich würde niemals freiwillig in seine Nähe gehen, also mach dir darüber keine Gedanken.“

„Dann sollten wir uns jetzt lieber beeilen, sonst merkt er noch was.“

„Okay, bis gleich.“

Michiru küsste sie noch kurz dann löste sie sich von ihr und ging in ihr Zimmer. Haruka beeilte sich ebenfalls und zog sich so schnell es ging ihren Rennanzug an, griff nach ihrem Helm und den Handschuhen und rannte wieder nach unten. Offenbar war Michiru noch nicht wieder zurück und Keisuke saß auch nicht mehr am Küchentisch. Sie fand nur Sachiko die noch aufräumte.

„Wo ist er?“ fragte sie ihre Mutter.

„Er wollte sich ebenfalls umziehen und noch kurz in sein Arbeitszimmer. Anscheinend muss er nachher noch zu einem Termin und wollte direkt von dort aus hinfahren.“

„Das heißt er wird nicht die ganze Zeit über da sein? Wann hat er den Termin?“

„Ich glaube, so gegen zwölf.“

Haruka war sofort wieder in Hochstimmung. Wenn er schon in knapp drei Stunden einen Termin hatte würde er mit Sicherheit nicht lange bleiben und sie hätte Praktisch den Rest des Tages frei mit Michiru. Und, wenn sie schon bei ihr war, konnte er sie ja schlecht einfach verschwinden lassen. Michiru kam in die Küche und verstand Harukas gute Laune gerade gar nicht, deren Grinsen noch breiter wurde, als sie ihre Freundin mal wieder in einem umwerfenden Outfit betrachten durfte. Auch Michiru kam nicht umher ihre Freundin unglaublich Sexy in diesem Anzug zu finden und dieses schiefe Lächeln in ihrem Gesicht unterstrich das Ganze auch noch. Leider verschwand es, und auch ihre ganze entspannte Haltung sofort, als Keisuke plötzlich hinter ihr stand.

„Können wir dann los?“ fragte er in die Runde.

„Ja.“ antwortete Haruka angespannt.

„Gut. Ich werde meinen Wagen nehmen, da ich Nachher noch einen Termin habe. Und du wirst wohl mit dem Motorrad fahren, nehme ich an. Du kannst also bei mir mit fahren Michiru-san. Nachher ...“

„Nein, sie fährt bei mir mit!“ unterbrach Haruka ihren Vater sofort.

Sie hatte nicht wirklich darüber nachgedacht und wusste, dass sie wohl für diesen Wiederspruch bezahlen musste aber das war ihr gerade völlig egal. Ihre Michiru zusammen mit dem alleine in einem Auto? Niemals!

„Ich würde auch lieber bei Haruka mitfahren, wenn du nichts dagegen hast, Keisuke-san.“ tat Michiru unschuldig.

„Aber natürlich.“

Keisukes Maske schien langsam zu bröckeln. Seine Meinung darüber schien im buchstäblich ins Gesicht geschrieben.

„Aber fahrt vorsichtig. Und Haruka, übertreib es nicht. Ich erwarte dich in einem Stück zurück, hast du verstanden?“ mischte Sachiko sich ins Gespräch ein.

„Aber klar doch.“ sagte Haruka und schenkte ihrer Mutter ein Lächeln.

Die drei verließen also das Haus, allen voran Keisuke, der ohne ein Wort zu sagen in seinen teuren Mercedes stieg, aber nicht losfuhr. War ja klar, dass er warten würde, bis Haruka mit Michiru losfuhr um hinter ihnen her zu fahren, um sie im Auge zu behalten. Die Rennfahrerin holte ihre Honda aus der Garage, setzte ihren Helm auf und gab Michiru einen zweiten.

„Tu ich dir nicht weh, wenn ich mich an dir festhalte?“ fragte Michiru besorgt, als sie hinter Haruka auf das Motorrad stieg.

„Quatsch! Jetzt halt dich schon fest.“

Vorsichtig umfasste Michiru ihre Taille. Haruka zögerte keine Sekunde und fuhr los, gefolgt von ihrem Vater. Doch Haruka wäre keine Rennfahrerin, wenn sie diese Herausforderung nicht angenommen hätte und so hatte sie ihren Vater schon nach dreißig Sekunden abgehängt. Zufrieden mit sich selbst und der Gewissheit, dass sie heute Abend auf keinen Fall ohne Schmerzen ins Bett gehen würde, fuhr sie auf den Parkplatz der Rennstrecke. Sie ließ erst Michiru absteigen und folgte ihr dann.

„Glaubst du es war so eine gute Idee ihn abzuhängen?“ fragte Michiru auf dem Weg zur Strecke.

„Mir doch egal! Er hat selbst schuld, wenn er glaubt sich mit mir auf der Straße anlegen zu können.“

„Aber damit provozierst du ihn bloß! Also bitte lass das.“

Haruka seufzte einmal schwer.

„Ja, ist gut. Ich werd‘s versuchen.“

Die beiden gingen direkt zu den Boxen, wo auch schon Harukas Trainer und einige Mechaniker versammelt waren.

„Haruka-kun! Da bist du ja. Wie geht‘s dir?“ wurde sie freudestrahlend von ihrem Trainer begrüßt und auch die Mechaniker winkten ihr zu.

„Gut, danke. Und wie sieht‘s hier aus? Was habt ihr alles mit meiner Maschine angestellt?“

„Oh, nur das Beste! Du wirst sehen. Aber wen hast du denn da mitgebracht?“ sah er neugierig auf das Türkishaarige Mädchen neben Haruka.

„Das ist Kaioh Michiru. Sie ist eine Freundin von mir und wollte mir unbedingt mal zusehen. Michiru, das ist Ogawa Koichi-san, mein Trainer.“

„Es freut mich sehr Sie kennen zu lernen, Ogawa-san.“ sagte Michiru mit einer höflichen Verbeugung.

„Die Freude ist ganz meiner Seitz.“

Haruka stellte Michiru auch noch den anderen vor und wie es schien, kam sie mehr als gut bei den Männern an, was der Sportlerin überhaupt nicht gefiel. Keisuke traf auch einige Zeit später ein und sah seine Tochter mit einem Blick an, der nur Verachtung in sich trug aber sie ignorierte ihn. Die Mechaniker erklärten Haruka alle sämtlichen technischen Details zu ihrer Maschine, die sie Verändert hatten. Danach sollte sie erst mal ein paar Runden zum warm werden drehen. Bevor sie aber auf ihre Maschine stieg, nahm sie sich noch einen der Mechaniker zur Seite. Er war nur einige Jahre älter als sie und einer der wenigen Menschen, die sie als Freund betrachten würde.

„Tust du mir ‘nen Gefallen, Yamato-kun?“

„Äh, klar. Was gibst denn?“ fragte er verwundert.

„Könntest du darauf achten, dass Michiru nicht zu nah an meinem Vater kommt?“

„Hä? Wieso das? Und wie meinst du das?“

„Sorg einfach dafür, dass die zwei nicht alleine zusammen stehen und sich unterhalten können, okay?“

„Ich kapier echt nicht wieso? Aber wenn du willst, meinetwegen. Ich werd sie im Auge behalten, versprochen!“

Das sagte er mit einem Grinsen im Gesicht, dass Haruka nur allzu gut von sich selber kannte. Mit funkelnden Augen sah sie ihn durchdringend an.

„Hey! Sieh sie nicht so an, klar? Solltest du es wagen sie an zu graben, mach ich dich kalt! Hast du verstanden?“

„Oh Mann, beruhige dich. Ich verspreche es dir, okay? Hätt ich mir ja denken können, dass sie deine Freundin ist.“ sagte er etwas enttäuscht.

„Erzähl das aber niemandem, ja? Ich will nicht, dass die Presse Wind davon bekommt.“

„Okay, versprochen. Und jetzt sieh zu, dass du losfährst. Aber übertreib es nicht wieder, der Motor ist nagelneu und ich hab keine Lust ihn gleich wieder ersetzen zu müssen.“

„Ich werd mein Bestes geben. Aber du könntest ja auch einfach mal einen Motor in die Maschine einbauen der meinem Können gerecht wird.“ grinste Haruka arrogant setzte ihren Helm auf und stieg auf ihre Rennmaschine.

„Sieh lieber erst mal zu, wie du mit dem klar kommst. Ich bin mir sicher, er wird dich an deine Grenzen bringen.“

„So etwas habe ich gar nicht!“ dementierte sie lachend und gab Gas.

„Das befürchte ich auch.“ sagte Yamato seufzend, der davon rasenden Haruka hinterher.

Eine Runde nach der anderen raste Haruka um die Strecke und wurde immer schneller. Michiru hatte am Anfang richtig Panik bekommen, als sie sah wie schnell ihre Freundin da um die Kurven fuhr. Doch, je länger sie ihr dabei zu sah, desto mehr verlor sie ihre Angst und bewunderte sie nur noch. Für sie sah es mehr und mehr danach aus, als würde Haruka über die Bahn fliegen und nicht fahren. Als wäre sie eins mit dem Wind, als würde er sie tragen und beschützen. Die Leute um sie herum schienen auch begeistert zu sein, denn sie jubelten jedes Mal wenn Haruka die Ziellinie überquerte. Alle, bis auf einen. Keisuke stand etwas abseits und sah nur arrogant und überheblich drein. Nach etwa einer Stunde befehligte ihr Trainer sie solle mal eine Pause einlegen und sie kam zurück in die Box. Wo sie gleich von allen umringt wurde und beglückwünscht wurde. Yamato und die anderen untersuchten die Maschine während Haruka auf ihren Trainer und Michiru zukam, die daneben stand.

„Das war unglaublich Haruka, wirklich!“ strahlte Michiru und wäre ihr am liebsten in die Arme gesprungen aber sie hielt sich zurück.

„Da hat sie Recht. Die kleine Auszeit hat dir echt gut getan.“ stimmte ihr Trainer zu.

„Ach was, es war doch nur etwas über eine Woche, also daran kann es jetzt nicht gelegen haben.“

„Auf jeden Fall hat es nicht geschadet. Du hast sogar noch deine Bestzeit unterboten. Ich glaube, dieses Jahr wirst du es schaffen, da bin ich sicher. Du musst nur die Nerven behalten.“

Er klopfte Haruka einmal auf die Schulter und ging dann zu den Mechanikern rüber, um sich nach dem Zustand der Maschine zu informieren. Noch bevor sich Haruka und Michiru unterhalten konnten, ertönte plötzlich Keisukes Stimme hinter ihnen.

„Haruka, kann ich dich mal eben sprechen?“

„Sicher.“

Wiederwillig folgte sie ihm einige Meter weg, bis sie außer Hörweite von Michiru waren, die das Ganze mit sorgenvoller Miene beobachtete.

„Ich werde jetzt gehen. Du weißt genau, was ich von dir erwarte, also tu ja nichts unüberlegtes. Deine Worte von heute Morgen werden auch noch ein Nachspiel haben, also falls du nicht willst, dass deiner kleinen Freundin auch etwas Passiert, halte dich lieber an die Regeln. Ich erwarte, dass du nach dem Training sofort nachhause fährst und dich in dein Zimmer begibst. Allein! Mir ist egal, was du dafür anstellen musst, aber sollte ich herausfinden, dass ihr zwei alleine in einem Raum wart oder sonst etwas zusammen gemacht habt, halte ich mich nicht länger zurück, verstanden?“

„Ja, verstanden.“ antwortete sie kühl.

„Gut. Ich hoffe, ich brauch nicht solange bei meinem Termin und ich werde danach auch sofort wieder nachhause kommen.“

Er sah noch einmal verachtend auf sie herab, dann drehte er sich um und ging. Sofort, als er nicht mehr zu sehen war, rannte Michiru zu ihr und sah sie fragend an.

„Und?“

„Er hat mich nur noch mal gewarnt. Wir sollen, wenn das Training vorbei ist, sofort nachhause fahren und uns getrennt von einender beschäftigen, also nichts Neues.“ zuckte Haruka mit den Schultern.

„Du nimmst das Ganze nicht ernst genug, Ruka. Wieso lässt du das mit dir machen?“

„Ich hab doch gar keine andere Wahl. Und von mir aus, soll er mich kurz und klein schlagen, solange dir nichts passiert, ist es mir egal.“

„Mir aber nicht! Wieso verstehst du nicht, dass ich genau so wenig will, dass er dir etwas tut, wie du, dass er mir etwas tut?“

„Aber du bist um einiges zerbrechlicher als ich, mein Engel. Ich bin das schließlich schon gewöhnt. Und keine Sorge, bisher hat er noch nicht das Geringste mitbekommen. Nächste Woche musst du sowieso ausziehen und wenn du weg bist, wird er dir nichts mehr antun können und mir nicht mehr so auf die Pelle rücken. Ich finde, es zwar nicht gut, dass du gehst aber ich denke, es ist für uns beide sicherer.“

„Am Sichersten wäre es immer noch, wenn er geht!“

„Ja, ich weiß. ... Jetzt komm wir müssen wieder zurück.“

Nicht gerade zufrieden mit dem Ausgang des Gespräches, ließ sich Michiru zurück zu den Boxe ziehen, wo beide schon sehnsüchtig erwartet wurden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  K2K
2011-09-20T23:23:17+00:00 21.09.2011 01:23
Oh Mann, ich dachte der Typ könnte mir nicht noch unsymphatischer werden, aber er hats geschafft. Der gehört in den Knast gesteckt mit nem homosexuellen Vergewaltiger in eine Zelle...-.-"
Warte aber dennoch auf das nächste Kapi! =D
Von:  Tora-Bushi
2011-09-20T21:28:41+00:00 20.09.2011 23:28
Man war das spannend. Auch wenn sich Haruka da wieder den Zorn ihres Vaters aufgeladen hat. *Gar nicht daran denken mag.*
Bin gespannt wie es weiter geht.


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