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Biker Legends

von

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Die Legende beginnt

Mit zu hoher Geschwindigkeit fuhr er an dem Schild vorbei. Der Zugwind ließ es kurz wackeln. Laut dröhnte die Rockmusik aus dem Radio der großen schweren Harley Davidson, nur das Trommeln des Motors übertönte sie.

Laurence bemerkte dies kaum noch. Weder sein Motorrad, noch die Musik, noch die schöne trockene Landschaft um sich herum. Ihm ging nur der Gedanke an seinen Auftrag nahe. Er verlangsamte die Fahrt und bog in die Einfahrt einer der vielen Bars an der Route 66. Der Parkplatz war voll. Cabrios aller Marken, Motorräder aller Art sammelten sich auf dem geteerten Platz. Langsam schlängelte sich Laurence durch und fand noch einen freien Platz, wo er sein Motorrad abstellen konnte. Kurz viel sein Blick auf das Bike neben ihn. Das tiefe Schwarz zog ihn magisch an, die verchromten Teile glänzten in der untergehenden Sonne wie glühender Stahl. Am Tank entdeckte er verschlungene Initialen, wie er meinte, konnte sie jedoch nicht entziffern. Langsam wandte er sich ab und lief zum Eingang der Bar, musste jedoch noch einmal zurücksehen und bemerkte wie wuchtig das andere Motorrad gegenüber seinem, obwohl es selbst breit und schwer war. Der Besitzer musste ziemliche Kraft haben. Umso mehr verwunderte es ihn, als plötzlich eine junge Frau an das Motorrad trat und es genau untersuchte, ob ein Kratzer im Lack war. Danach wandte sie sich zu ihm und trat ohne ihn anzusehen in die Bar. Nun war ihm das Motorrad egal, die Frau faszinierte ihn mehr. Als er jedoch ruhig in die Bar trat, konnte er sie nicht ausfindig machen. Ihre weißen Haare und die knappe Bekleidung mussten doch auffallen! Da, da war sie. Sie stand an einem Billardtisch, stützte sich auf einen Kö und sah lächelnd dem Spiel zu. Sie trug dieselbe Weste wie die Männer, die um den Billardtisch verteilt standen und an den Tischen da rum saßen. Sie anzusprechen ließ er lieber sein, mit einer Gang wollte er nichts am Hut haben. Er suchte sich einen freien Platz an der Bar und bestellte sich einen leichten Drink.
 

Selbst noch spät am Abend war die Bande nicht aus der Bar verschwunden, dem Barkeeper schien es nicht zu stören. „Sind das Stammgäste?“, fragte Laurence ihn und sah kurz zu der jungen Frau. „Ahisis und einige andere von denen ja. Wiederum andere seh’ ich jetzt zum ersten Mal. Aber die kriegen ja ständig neuen „Nachwuchs“ in ihre Gruppe.“, antwortete der ruhig und zeigte ein lückenhaftes Lächeln. Ahisis heißt sie also… Laurence musterte die Frau eingehend, als ihn jemand kräftig an der Schulter packte. „Was gaffst du unseren Boss so an?“, sagte eine sehr tiefe Stimme und Laurence drehte sich langsam um. „Wenn du Ärger willst, Blondie, dann bist du am falschen Ort. Unsren Boss gafft niemand so an, gehört, Schätzchen?“ Der große Mann gab Laurence einen kleinen Schubs. Dieser nickte nur und sah den Mann an, der nur höhnisch grinste.

Ein wenig müde schob Laurence seine Harley aus der Reihe der Motorräder und bemerkte, dass er einen Platten hatte. Nach kurzem Überprüfen fand er einen Schlitz und seufzte.

„Ich muss mich für die Jungs entschuldigen.“ Neben ihm fiel ein Reifen auf den Boden und er sah auf. Die Frau stand neben ihm und stellte einen Fuß auf den neuen Reifen. „Der müsste eigentlich passen. Werkzeug hast du doch selber, oder?“

„Danke und ja, habe ich.“ Laurence holte ein Bündel hervor und rollte es aus. Kurz dachte er nach und sah sich um. Der große Mann stand in der Tür und beobachtete ihn mit einem zornigen Blick. Die Frau folgte Laurence’ Blick. „Mach dir keine Sorgen, der tut dir nichts. Du kannst ruhig mit mir reden.“, sagte sie und sah auf ihn hinab.

„OK, hast du zufällig einen Wagenheber dabei? Ich mein, wenn du schon einen Reifen hast, dann…“

„Wozu?“

Er sah sie erstaunt an, als sie pfiff und einige Männer aus der Bar kamen. „Hebt mal kurz an.“ Gemeinsam hob sie mit den drei anderen den vorderen Teil des Bikes an, während Laurence den kaputten Reifen so schnell wie möglich wechselte. Als sie das Bike wieder runterließen, sah ihn die Frau ernst an. „Da das nun geklärt wäre, würde ich dir empfehlen so schnell wie möglich aus unserem Revier zu verschwinden. Wir mögen hier keine Schnüffler.“ Erstaunt sah Laurence sie an, doch ihr Blick verriet, dass sie es ernst meinte. Sofort startete er den Motor, schwang sich auf den Sitz und fuhr davon.

„Sollen wir ihm nicht folgen?“

„Lass ihm ein wenig Vorsprung. Dem begegnen wir eh noch einmal.“, sagte sie kühl und schob ihre Hände in ihre Hosentaschen. Ein kaltes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus und ihre etwas spitzeren Zähne kamen zum Vorschein.
 

Was, zum Teufel, war das gerade eben? Woher will sie wissen, was ich bin?! Ein wenig verwirrt und mit zu vielen Fragen im Kopf hielt Laurence an dem nächsten Gasthof und nahm sich ein Bett für eine Übernachtung. Müde schmiss er seine Sachen auf den Stuhl und ließ sich ins Bett fallen. Hm. Ich muss herausfinden, wer sie ist. Schnell hatte er seinen Laptop zur Hand und fand schon nach kurzer Zeit einen Zeitungsartikel. Anführerin der Schattengang also. Keine bekannte Arbeit… Ein wenig enttäuscht las er weiter. Mehr stand nicht in dem Artikel über diese Bande. Nur gelegentliche Auffälligkeiten durch Prügeleien und anderen Gewaltdelikten. Doch über diese Frau fand er nichts, selbst ihr Alter fand er nicht heraus. Langsam schloss er den Laptop und sah aus dem Fenster neben dem Bett. Sie ist wie ein Geist. Auf dieser Welt, aber nicht bekannt. Auf irgendeiner Weise scheint sie mich zu faszinieren, doch sie hat klare Worte gesprochen. Ich sollte sie vergessen. Kurz schloss er seine Augen und rieb sich über das Gesicht. Langsam zog er sich um. Am Fenster konnte er erkennen, dass noch Autos und Lastwagen unterwegs waren, selbst um diese Uhrzeit. Ihre Lichter erhellten kurz die Umgebung und ein leises Summen ihrer Motoren war zu hören. Der Mond war nicht zu sehen, doch die Sterne strahlten umso heller, weiße Farbpunkte am dunklen Firmament. So schön die Nacht auch war, fühlte sich Laurence nicht gerade wohl. Je mehr er nachdachte, desto mehr dachte er auch ans weiterfahren, die Route 66 zu verlassen. Doch er hatte auch Zeit seinen Auftrag auszuführen. Doch wie sollte er diese Person finden, die sich angeblich hier in der Nähe aufhalten solle? Die Umgebung war groß und die Straße lang.

Nach längerem Überlegen über sein Vorgehen, kam ihn ein unangenehmer Gedanke. Wie der Barkeeper sagte, hält die Bande sich ständig hier auf. Sie kennen hier also alles. Er fing an im Zimmer langsam auf und ab zu laufen. Sie zu fragen wäre mein Todesurteil. Oder käme einem gleich. Er ließ sich ins Bett fallen, schloss die Augen und rief sich das Bild der Frau in Erinnerung. Schön war sie, das musste er zugeben.
 

Noch vor Sonnenaufgang stand Laurence neben seinem Motorrad und kontrollierte es, als er das Grollen von mehreren Motoren hörte. Kurz darauf bog eine größere Gruppe in die Einfahrt. Auf dem ersten Motorrad saß die Frau. Schnell hatte Laurence sein Motorrad angeworfen und wollte losfahren, doch wurde er schnell eingekreist. Er versuchte unauffällig zu schlucken und starrte vor ihm auf den Tank des Motorrades der Frau, das er nur durch dieses Zeichen erkannte.

„Warum bist du noch hier?“

„Weil ich hier einen Auftrag habe, den ich erfüllen muss. Ihr werdet mir noch des Öfteren über den Weg laufen.“, antwortete Laurence bemüht ruhig, doch sein Herz raste vor Aufregung. Ein wildes Tier… wie ein wildes Tier schien die Frau vor ihm zu lauern und wartete auf einen Fehler. Sie lächelte. „Nun… was ist das… für ein Auftrag?“ Zweifelnd sah er auf seinen eigenen Tank. Er war staubig und mehr grau-gelb als schwarz. Ein Bandenmitglied zog eine Pistole, als Laurence in seine linke Seitentasche greifen wollte. „Lass ihn, John. Seine eigene Waffe ist in der anderen Tasche.“

Verdammt, woher weiß sie das nur? Nun fühlte Laurence, wie ihm der Schweiß ausbrach und er holte den Auftragsbrief hervor, um ihn der Frau zu geben. „Du bist sehr leichtsinnig, Bürschchen.“, sagte sie und deutete an, den Brief zu zerreißen. Doch sie drehte ihn um und las ihn sich durch. Als ihr Gesichtsausdruck ein wenig erstarrte, sah er, dass sie bei dem Bild angekommen war. Sie sah auf und atmete tief durch, ehe sie ein keckes Lächeln aufsetzte. „John, Bonnie, fahrt schon einmal voraus. Ich komme nach.“ Bis auf den großen Mann fuhren alle davon. „Du auch, Jack. Oder was willst du?“

„Ich bin um deine Sicherheit besorgt, Boss.“

„Jack, das Anliegen ist billig. Du weißt, dass du dir keine Sorgen um mich machen musst.“

Der Mann sah sie ernst an, senkte dann jedoch den Blick und nickte. „Jawohl.“ Er fuhr eine Kurve, sah Laurence noch einmal zornig an und verschwand dann mit lautem Knattern.

„Ich glaube, diesen Auftrag klären wir lieber unter anderen Verhältnissen.“, sagte die Frau an Laurence gewandt und deutete ihm mit einem Kopfnicken ihr zu folgen. Gehorsam fuhr er ihr nach, einen holprigen schmalen Pfad entlang, bis sie anhielt und ihr Motorrad abstellte. Zu Fuß liefen sie weiter und nach einer gefühlten Ewigkeit des Stolperns und Laufens kamen sie zu einer alten, eingefallenen Holzhütte. Knarrend öffnete die Frau die Tür und deutete auf eine kleine Sitzecke. Laurence setzte sich auf eines der alten staubigen Kissen auf der Eckbank und legte den Brief auf den Tisch. „Nun, kennst du ihn?“, fragte er ruhig. „Natürlich kenne ich ihn.“, sagte sie ebenso ruhig, während sie die Tür schloss. „Aber du wirst ihn nicht so leicht bekommen. Eher wird er einen seinen Auftragskiller auf dich hetzen, bevor du auch nur ein kleines Detail über ihn herausgefunden hättest. Du wärst eher tot, als es dir lieb wär’. Ich frage mich, warum dein Boss dich überhaupt diesen Auftrag ausführen lässt. Entweder will er dich los werden oder er vertraut dir wirklich.“ Sie setzte sich auf einen Stuhl und fing mit kippeln an, während sie eine Wodkaflasche aus einer alten Holzkiste nahm und sie mit dem Taschenmesser öffnete. Dankend lehnte er das Angebot ab, auch etwas zu trinken und seufzte. „Woher kennst du ihn?“ Ihr langes Schweigen ließ ihn aufblicken. „Hm?“

„Wenn ich dir das sagen würde…“ Sie überlegte kurz, schüttelte dann jedoch den Kopf. „Nein, wie wäre es denn lieber mit einem Vertrag?“

„Ein… Vertrag?“

Sie nickte. „Ich schütz dich während deines Auftrages vor den Killern dieses Mannes und du treibst dafür für mich einige Gelder ein. Weißt du, auch ich bekomme gelegentlich Aufträge von meinem Boss.“ Sie lehnte sich langsam vor und sah ihn fest an. „Wie wär’s?“

„Sozusagen Inkasso eintreiben.“

„So kann man es auch nennen.“, sagte sie mit einem reizenden Lächeln, was ihm die Gänsehaut über den Rücken laufen ließ.

„Woher soll ich wissen, dass ich dir vertrauen kann?“

„Ich wusste, dass du nicht dumm bist.“ Sie stand auf, drehte ihm den Rücken zu und entblößte ihren Rücken. „Der den du suchst, hat mir das angetan. Ich wäre nur allzu froh, endlich Rache zu üben.“

Ein wenig geschockt stierte Laurence auf die frischen Striemen und Kratzer, die sich auf ihrem Rücken verteilten. „Ahisis, heißt du doch, richtig?“

„Ja, woher weißt du das?“ Sie zog sich wieder an, doch es lag keine Verwunderung in ihrer Stimme, im Gegenteil, sie schien sich eher zu freuen.

„Ein Vögelchen hat ihn mir geflüstert…“

„Weil das Internet nichts preis gegeben hat? Du hättest mich auch fragen können.“ Aufreizend setzte sie sich auf den Tisch und lehnte sich zu ihm herunter. Bemüht sah Laurence ihr in die Augen, doch war ihr Blick nicht minder verführerisch als ihr Anblick und sein eigener wanderte über ihren Körper. Wie alt sie wohl sein mag? Erschrocken stellte er fest, dass seine Gedanken abschweiften, doch sie nahm sein Gesicht in ihre Hand und brachte ihn dazu, ihr ins Gesicht zu schauen. „Bis morgen hast du Zeit dich zu entscheiden.“ Sie ließ ihn los und stand geschmeidig auf. „Du bist zwar süß, aber das ist noch lange nicht dein Freibrief zum Leben. Du weißt schon zu viel über mich.“ Sie sah über ihre Schulter zu ihm und lächelte, als sie ihn schlucken sah. „Überleg es dir gut. Ich bin wahrscheinlich die Einzige, die dir weiterhelfen kann. Und noch etwas: Das was hier in dieser Hütte besprochen wurde, bleibt auch in dieser Hütte. Meinen Kollegen wird nichts gesagt!“

„Ja. Ich werde noch einmal nachdenken.“ Er steckte den Brief wieder weg und seufzte. Langsam stand er auf und lief um den Tisch herum, um sich gegen ihn zu lehnen. Ahisis drehte sich zu ihm. Wieder einmal war er von ihr fasziniert. So wie sie vor ihm stand, war sie ein wenig größer und vor allem ihre Schultern breiter als seine eigenen. „Mal eine Frage: wie alt bist du eigentlich?“

„Darf ich diese Frage so ansehen, dass du den Vertrag annimmst?“

Sein Blick wurde ernst und er verschränkte die Arme. Sie lächelte nur siegreich und trat einen Schritt näher an ihn heran. Laurence sah auf. „Wenn ich etwas über dich wissen will, muss ich den Vertrag wohl annehmen.“ Als ihr Gesicht ernst wurde, musste er lächeln und stellte sich richtig hin. „Du bist mir eine Antwort schuldig.“

Ihr Schnauben forderte ihn ein wenig heraus, doch sie entspannte sich dann. „Nicht alt.“ Nach kurzem Überlegen antwortete sie: „17.“ Nun konnte Laurence seine Überraschung nicht verbergen und Ahisis hob lächelnd eine Hand an seine Wange. „Überrascht? Du bist doch auch nicht viel älter.“
 

Trotz widerstrebender Gedanken hatte er sich dazu überreden lassen mit ihr zusammen zum Hauptquartier der Schattengang zu fahren. Ein wenig Angst hatte er, das musste er sich langsam eingestehen. Schützen wollte sie ihn, doch auch vor dem Riesen ihrer Gang?

Ein wenig müde schob er sein Motorrad zu Ahisis’ in den Schuppen und folgte ihr durch eine unscheinbare Tür einer überwucherten Lagerhalle. Da die Sonne schon wieder unterging, wurde es langsam kalt und als sie in die Lagerhalle traten, war es angenehm warm. In einigen großen Schalen und Tonnen brannten Feuer, die Sonne schien durch die Fenster unter der hohen Decke und überall waren Möbelstücke und Teppiche verteilt. Insgesamt machte alles einen gemütlichen Eindruck. Auch in der Galerie standen einige Sessel, wie Laurence hinter dem Geländer sehen konnte und überall waren Bandenmitglieder, die ihn neugierig und manche sogar feindselig ansahen. Doch Ahisis zog ihn mit sich und hinter einer Halbwand eine Treppe hinunter. Man sah, dass sie diese Gänge selber in den Boden gegraben hatten. In regelmäßigen Abständen gingen Türen und Gänge vom Hauptgang weg. Ein Labyrinth von Zimmern und Gängen, doch Ahisis lief immer nur geradeaus, ehe der Gang vor einer dicken Holztür endete. Sie öffnete die Tür und schob Laurence hinein. „Eigentlich ist es mein Raum, aber solange du nur Teilzeitmitglied bist, kannst du dich hier ebenfalls aufhalten und auch hier schlafen. Wenn du in einem Bett schlafen willst, muss ich dich leider enttäuschen. Es sei denn, du getraust es dir ein Bett mit mir zu teilen.“

„Schon gut. Ich schlafe auch auf dem Boden, wenn es sein muss.“

„Wozu hab ich ein Sofa? Fühl dich hier wie Zuhause. Falls es Probleme mit einigen Mitgliedern hier geben sollte, Kannst du mir ruhig bescheid geben.“

„Danke.“ Laurence stellte seine Tasche auf den Boden und setzte sich ein wenig zögerlich in einen großen Ohrensessel. Der Große kam in das Zimmer gestürmt und blieb stehen, als er Laurence sah. Ahisis stellte sich neben Laurence und legte ihm eine Hand auf die Schulter, um ihn leicht in den Sessel zu drücken. „Er wird hier eine Weile bleiben. Um genauer zu sein, solange er seinen Auftrag zu erledigen hat.“

„Bist du dir da sicher, Ahisis?“

Er darf sie beim Namen nennen?! Nun sah er zwischen den beiden hin und her und bemerkte seinen leicht besorgten Blick. Warum habe ich mir auch Chancen ausgerechnet? Natürlich hat sie einen Freund! Er bemühte sich um Fassung und widerstand dem Versuch seine Arme zu verschränken. Langsam verspürte er Neid, was ihm noch weniger gefiel.

„Jack, mach dir keine Sorgen. Wie oft denn noch?“

Jack senkte den Blick. „Ja, du hast recht.“ Er reichte ihr einige Zettel und wartete während sich Ahisis die Blätter durchsah. Ab und zu warf er Laurence einen Blick zu, sah dann aber immer wieder zu Ahisis. Schließlich nickte sie und legte die Blätter auf einen Schreibtisch. „Gut, da dank ich dir, Jack.“

„Kommst du heute Abend zu mir?“

„Ja. Irgendwann in der Nacht wahrscheinlich. Ich habe noch einiges zu tun.“

„Ich warte auf dich.“ Er verschwand wieder und schloss die Tür. Seufzend ließ Ahisis sich in den Sessel neben Laurence fallen und rieb sich über die Stirn. „Verzeih ihm seine Grobheit. Aber so ist er nun einmal.“

„Hm.“ Er war zu müde um wirklich nachzudenken und sich zu streiten. Laurence stand auf und sah sich ein wenig in dem Raum um. Hinter einer Halbwand stand ein altes Bett, eine alte Schirmlampe stand auf einer flachen Kommode und spendete ein wenig Licht. Eine Luftröhre ragte ein paar Zentimeter aus der Decke. Schnell hatte sich Laurence umgezogen und zu seinem Erstaunen hatte Ahisis in der Zeit das Sofa vorbereitet. Eine kleine Standheizung stand daneben und eine kuschelig aussehende Decke lag mit ein paar Kissen auf der Couch. Ahisis selber saß auf einem Sessel und las. „Danke.“ Laurence kroch unter die Decke und kuschelte sich ein, was ihm ein Lächeln von Ahisis einbrachte. „Gemütlich? Ich hoffe es doch, mehr kann ich dir leider nicht bieten.“

„Das ist schon Luxus genug, glaub mir. Ich danke dir. Ich muss ehrlich sein, eigentlich hätte ich dich anders eingeschätzt.“

„Und wie?“ Er hörte ihre ehrliche Neugier heraus und musste lächeln. „Ich dachte, du wärst egoistischer… Eigentlich ganz anders, das ganze Gegenteil.“

Ihr Lächeln war geheimnisvoll und wurde langsam breiter. „Du kennst mich nicht. Ganz und gar nicht. Vielleicht bin ich ja doch noch eine herbe Enttäuschung für dich.“

„Wie meinst du das?“

Ihr Lächeln verflog und sie legte das Buch beiseite. „Schlaf. Dein Tag war heute ziemlich stressig. Ich habe noch ein wenig zu arbeiten.“ Sie stand auf und setzte sich an ihren Schreibtisch um sich über die Blätter zu beugen. Nur die kleine Lampe am Tisch spendete nun noch Licht und Laurence beobachtete sie noch eine ganze Weile wie sie sich Notizen machte und die Blätter hin und her sortierte. Ohne es zu merken schlief er ein.

Mitten in der Nacht wachte Laurence auf und bemerkte, dass ihm die Decke fehlte. Sie lag neben ihm auf dem Boden. Als er sie aufheben wollte, sah er, dass Ahisis’ Bett leer war. Ihre Decke lag immer noch so da, wie vorhin. Gerade als er aufstehen wollte, öffnete sich die Tür und Ahisis kam herein. „Bis morgen Früh.“, flüsterte sie und Laurence hörte, wie sich die Tür wieder schloss. Als nächstes spürte er, wie ihm die Decke wieder übergelegt wurde und sich jemand auf den Rand der Couch setzte, um über seine Schulter zu streichen. Als Laurence das Gewicht schwinden spürte, öffnete er die Augen zu schmalen Schlitzen. Ahisis zog sich mit geschmeidigen Bewegungen um, die Muskeln unter ihrer Haut bewegten sich sanft, was ihn Schlucken ließ. Als sie sich nach ihm umsah, schloss er die Augen.

„Gefällt dir, was du gesehen hast?“

Ertappt stützte er sich mit den Armen auf, sah Ahisis jedoch nicht an. „Ja. Wenn du mir deswegen den Hals durchschneiden willst, tu es ruhig.“ Nichts Kaltes berührte seinen Hals und so hob er den Kopf um sie anzusehen. Ahisis fixierte ihn, zog jedoch ein lockeres, kurzes Oberteil an und legte sich ohne ein weiteres Wort ins Bett. Anscheinend habe ich ihren wunden Punkt erwischt. Lächelnd legte er sich wieder hin. Diese Runde hatte er gewonnen.



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