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Monster

Splitter des Lebens
von

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Das Mädchen im Kreis

Das Mädchen im Kreis
 

„Haha, die da, doofe Kuh.“ Eine ganze Schar von Kindern zeigte mit dem Finger auf ein vereinzeltes Mädchen, welches zusammengekauert und schluchzend sich wiegte. Der Klub, wie sich die exklusive Mädchenclique nannte, natürlich nach diversen Vorbildern aus dem Fernsehen, ließen noch einige makabere, ziemlich erwachsen, klingende Sprüche, die sie eigentlich selbst nicht verstanden, los.

Ihre Anführerin, ein kleines blondes Mädchen, welche jetzt schon die Adlernase ihrer Mutter aufwies, rümpfte mit der Nase, erhob ihren Kopf noch ein Stückchen und zog den Finger zurück. Stille kehrte ein, als die anderen 8 jährigen Mädchen ihre Anführerin besahen, teils mit ängstlichen Augen, dann wiederum aufblickend.

„Du bist hässlich.“ Die Schar fiel in Gelächter, doch sie hatte noch nicht wirklich angefangen.

„Du bist fett! Zu klug für ein Mädchen! Und ich hab immer Recht! Net du!“

Die kleine Anführerin sammelte ihre Anhänger, als auch schon drei Jungs auf sie zu kamen. Ein feistes Lächeln hatte sich um die Mundwinkel des ersten Jungen gelegt, der in der Hand einen etwa kinderarm dicken Ast hielt.

Sie strich sich durch die Haare, zeigte sich von ihrer Glanzseite, ganz so wie die großen, bevor sie dem Jungen ein Zwinkern zuwarf. „Die is doof. Hau sie ruhig.“

Damit verabschiedeten sich die Mädchen und schafften es gerade rechtzeitig zur ersten Stunde.
 

„Rebecca!“

Rebecca Drochtal blickte auf, erschrocken und noch teils vernebelt von alten Erinnerungen. Ein leises Kichern um sie ertönte, welches mit einem Blick von ihrer Freundin Maria unterbrochen wurde. Frau Stumpf kam auf sie zu, blickte lauernd abwechselnd in die Augen der beiden heranwachsenden Frauen.

„Wenn Ihnen die Mathematikprüfung zu leicht ist, dann sagen sie es gleich, ich gehe denn Stoff allein ihnen allen zuliebe noch einmal durch.“

Rebecca nickte zustimmend. „Natürlich. Und ich bedanke mich dafür.“

„Dann passen sie gefälligst auf. Ich wiederhole alles nur einmal.“ Die braunen Augen ihrer Lehrerin verengten sich. „Obwohl ich mir vorstellen kann, dass ihre weiteren Noten zufriedenstellend sein werden.“ Sie blickte Maria an. „Was ich mir bei ihnen allerdings nicht vorstellen kann.“

Marias Stimme wurde schnippisch, sie hatte noch nie viel auf Schule gegeben. „Wir sind auch Frauen und keine dahergelaufenen Arbeiter, Frau Strumpf.“

Die alte Dame schüttelte nur mit dem Kopf und verkniff sich jeden weiteren Kommentar hierzu. Vorne am Lehrerpult kramte sie ihr Heft hervor und schrieb mit der Kreide Lösungsansätze an.

„Hast du die Hausaufgaben gemacht?“, erklang ein flüstern von hinten. Jessica. Rebecca nickte nur, wand sich aber sogleich wieder der Tafel zu. Finger stupsten in die Schultern, erst zaghaft, dann drängender.

„Was ist denn?“, zischte sie, blickte kurz nach vorne und wartete dann entnervt ab.

„Hast du deine Hausaufgaben gemacht? Ich nich und Maria auch nich. Gib die mal fix.“

Rebecca streifte eine verwirrte rote Strähne nach hinten und grüne Augen blickten säuerlich aus dem Fenster. Wind umspielte die Bäume, ließ das gerade ergründe Blattwerk ordentlich erzittern.

„Ihr hattet mir versprochen die nun selbst, zu erledigen. Man! Wir haben bald Prüfungen!.“ Damit drehte sie sich wieder der Tafel zu und bemerkte, wie Frau Strumpf sie wieder ins Visier nahm. Das war ja mal wieder wunderbar.

Die nächste Aufgabe wurde gelöst und nun landete ein kleiner, zusammengefalteter Zettel auf ihrer Bank.
 

Hausaufgaben. Sofort. Der Klub.
 

Rebecca ärgerte sich, dass Maria jetzt zu ihrer letzten Waffe zurückgreifen musste, nahm aber ihre Aufzeichnungen heraus und reichte diese in einem unbemerkten Moment herüber. Wie es um die einzelnen Gefühle der Mitglieder stand, war noch nie wichtig gewesen. Auch wenn sie an zweiter Stelle stand, so würde der ganze Klub sich gegen sie stellen, nur weil es Maria sagte. Das ließ sie wieder in Erinnerungen versinken, eine die leider auch nicht sonderlich mit positiven Gedanken gespickt war.
 

Die erste Stunde war vergangen, die Mädels plauderten fröhlich, doch Rebecca sah sich nur besorgt um. Keine Spur von Theresa.

„Wasn los? Wieso spielst du nich mit?“ Maria baute sich vor ihr auf, doch sie ließ sich davon nicht einschüchtern. „Wo is Theresa? Die Jungs sind wieder da, aber sie noch nich.“ Maria und die anderen sahen sich um, und als wäre es Schicksal gewesen, da betrat, ein ziemlich verdrecktes Etwas die Klasse. Rebecca sah die verschmutzten Haare, das angeschwollene Gesicht, erhob sich und wurde am Handgelenk festgehalten.

„Wenn du jetzt gehst, hast du alle gegen dich.“ Sie setzte sich wieder, ließ aber den Blick nicht vom Gesicht des Mädchens.

„Musste das so schlimm werden?“

Maria sah hinüber zu den Jungs, die den Anblick ziemlich erheiternd fanden und sich lautstark über das Mädchen lustig machten. Rebeccas Herz schnürte sich irgendwie zusammen, als die Kleine anfing zu weinen und die Klasse in noch schlimmeren Schimpftiraden ausbrach. Erst als die Lehrerin das Zimmer betrat, half man ihr.

So ging es ihr jahrelang, gefangen zwischen den Stühlen, aber sie musste an ihre eigene Zukunft denken.
 

Es war Mittagspause, Jessica plapperte fröhlich über ihren neuen Freund und Maria erheiterte sich an den explizit beschriebenen Sexszenen. Rebecca war froh, wenn alles vorbei sein würde. Die Schule, die Stadt und einfach alles.

„Übrigens. Hatte Theresa sich nicht vorhin wieder eingeschleimt?“ Rebecca sah auf, irritiert und neugierig, wieso Sara das Thema jetzt ansprach. Maria lauschte hingegen lauernd.

Nachdem erwiesen worden war, dass diese erneut über Maria und den ganzen Klub gelästert hatte, überlegten sich alle, wie man ihr erneut Schaden könne..

„Lasst sie doch einfach in Ruhe. Das Schuljahr ist doch eh bald vorbei.“ Die platinblonden Haare Marias schüttelten sich, während ihr Lächeln eine Spur fieser wurde.

„Nö. Ich werde einfach mit meinem Dad reden.“

„Was soll der groß machen?“

Das fragte sich Rebecca auch.

Doch noch am Nachmittag in Ethik hatte sich die Frage geklärt, als Theresa schluchzend die Klasse verließ.

„Was hast du gemacht?“, flüsterte sie Richtung Maria.

„Mein Vater ist doch Direktor der Uni G. Ich glaube sie wollte Medizin studieren. Und nun, wo jeder einen Platz hat, wird es noch schwerer sein, etwas zu bekommen.“

Wäre sie nicht festgewachsen, so wäre Rebeccas Kinnlade auf den Boden gefallen.

„Du bist echt gemein.“

„Ich weiß, anders kommt man ja nicht weiter.“

Schicksal

~Willkommen zum zweiten Kapitel. Ich möchte hiermit nichts verherrlichen, aber auch keine Verschönerung auftun. Dies ist somit der Auftakt zu einer, eher kurzen Geschichte. Mag einiges total ersponnen erscheinen, so verweise ich darauf hin, dass diese Geschichte zwar fiktiv ist, aber derlei Geschichten wahrlich existieren, gar noch schlimmer. Natürlich nie wie hier, aber das Schicksal kann unermüdlich sein, es kommt immer so, wie man es nie erwartet.~
 


 


 


 


 


 

„Das Gesicht bitte noch ein wenig nach rechts.“ Rebecca folgte den Anweisungen, neigte das Gesicht leicht in die angewiesene Richtung, die letzten Schüsse ertönten, kurzes Blitzlicht, bis sich alle bedankten und das Shooting endlich zu Ende war.

Sie streckte sich, seufzte kurz und nahm dann die Flasche Wasser dankend entgegen. Ihre Agentin sah sie lächelnd an und das hieß wohl, dass die Bilder besser als beim letzten Mal waren.

„Damit hast du weitere Jobs sicher in der Tasche. Die Kampagne wird dich nach ganz vorne bringen“, erklärte sie und schien stolz auf ihren Schützling zu sein.

Zwei Jahre nach dem Abitur hatte sie sich endlich als Fotomodel etabliert und konnte nun endlich von einem guten Etat leben. Sie folgte der Frau in die Umkleidekabine, zog die drückend, engen Sachen vom Körper, atmete tief und erschöpft durch, bis sie einen Blick in den Spiegel warf. Ihr Gesicht war kaum gerötet, das Make-up leistete guten Dienst, aber grüne erschöpfte Augen, aus einem fein modellierten Gesicht, sahen ihr entgegen. Die roten Haare hatten die Stunden mit Tonnen von Haarspray super gehalten, nur eine einzelne Strähne lugte nun aus ihrem kunstvoll, drapiertem Dutt hervor.

„Urlaub“, erklang es hinter ihr. „Nutz die Zeit und bekomm diese hässlichen Augenringe weg.“ Sie nickte nur und ihre Augen wanderten der nun zugehenden Tür zu.

Endlich konnte sie sich ein wenig entspannen, die ganzen Monate lauter Stress hatten massive Eindrücke, positive wie negative hinterlassen und endlich, durfte sie sich die Freiheit nehmen zu schlafen. Spangen wurden entnommen, sorgfältig beiseitegelegt, doch sie hielt die Stylistin zurück, nahm ihre eigene Bürste und genoss das Gefühl den Dingen wieder freien Lauf zu lassen. Feine, glänzende Strähnen hingen ihrem Körper herab, welche bis zum Bauch reichten. Es war ein Moment der Ruhe, sie schaltete ihren Körper langsam herunter, stellte sich auf innere Ruhe ein, weniger Stress.

Eine einfache Jeans wurde übergestreift, ein warmer Wollpullover, Turnschuhe, die Tasche geschnappt und schnellen Schrittes verließ sie den Ort. Den Security wurde noch ein Zwinkern zugeworfen, als sie auch schon den lauten Verkehr gewahr nahm, die Hektik, trotz des Abends. Hinter sich hörte sie ihren Namen, als auch schon eine Hand auf ihre Schulter gelegt wurde.

„Machst du alleine nach Hause?“ Sie blickte sich um und erkannte Alex, einer der wenigen heterosexuellen Visagisten hier.

„Ja, hatte ich mir so gedacht.“, ein aufgesetztes Lächeln.

Über Alex kursierten allerlei Gerüchte, das er die Models anmachte, mit dem Chef schlief und das niemand ihm etwas vormachen konnte.

Rebecca wartete, ob er etwas sagen würde, es war zwar nicht ganz ihre Art, doch Arroganz konnte ab und an wahre Wunder wirken, das hatte Maria ihr beigebracht. „Gut, ich will dich nicht in deinem Urlaub stören, aber heute Abend gibt es eine Feier. Magst du nicht mit dort hinkommen? Es wird bunt gemischt sein, vielleicht auch für dich der ein oder andere Interessante.“

Sie überlegte kurz, sah in die haselnussbraunen Augen und nickte dann. „Wann?“

„21 Uhr. Ich kann dich abholen.“ Sanft lösten ihre Finger seine Hand von ihrer Schulter, hielt sie aber weiterhin fest.

„Wie kommt es das Du auch eingeladen bist?“, erwiderte sie, setzte aber ein schiefes Lächeln hinterher, damit er wusste, dass sie es mehr im Scherz fragte.

Er ließ die Hand los und erwiderte ihr Lächeln nicht ganz so begeistert. „Zum einen, die Obrigkeit gibt eine Privatfeier, und da du heute erst wieder gekommen bist, hatte ich erst jetzt Zeit dich zu fragen.“

„Letzteres hatte zwar nichts mit meiner Frage zu tun, aber dann hol mich rechtzeitig ab, ich hab so schon nicht viel Zeit.“ Sie verknotete seinen braunen Schal, damit ihre Finger schlichtweg etwas zu tun hatten.

„Mach ich.“

Ihre Finger ließen ihn los und sie ging zu Fuß in ihre zwei Straßen entfernte Wohnung.

Im Badezimmer suchte sie eben nach Blasenpflastern, als das Handy klingelte und der rote Nagellack vor Schock fallen gelassen wurde. Auf dem Display leuchtete Marias Namen auf.

„Hallo Süße.“ Überschwänglichkeit war schon immer ihr Markenzeichen gewesen.

„Hallo, es tut mir leid, aber ich bin gerade ganz schrecklich in Eile.“

Rebecca nahm Toilettenpapier, wischte die Sauerei vom Boden auf und fluchte ausgedehnt.

„Was ist denn los? Und gewöhn dir endlich das Fluchen ab.“ Zischend zog sie die Luft ein, als ein kleiner Splitter in ihren Finger schnitt. „Warte mal nen Moment, ich klemm dich ans Headset.“ Die Reste vom Nagellack wurden weggeworfen, das Kabel geschnappt und in das Handy gesteckt.

„So. Was gibt es?“ Vor dem Kleiderschrank blieb sie stehen und musterte die Kleider.

„Also frag nicht woher, doch mir hat heute ein Vögelchen gezwitschert, das dein Boss eine Party schmeißt, zudem, - freu dich, ich wurde auch eingeladen.“ Maria klang sehr selbstzufrieden und schien nun ein zustimmendes Kommentar von ihr zu erwarten.

„Das freut mich. Wann kommst du?“ Ein weißes Kleid wurde beiseitegeschoben, dann noch ein Rotes, bis sie an einem grünen, langen Satinkleid hängen blieb. Es war zwar nicht die aktuellste Kollektion, passte aber hervorragend zu ihr.

„Gegen 22 Uhr, ich hab vorher noch ein Date.“ Eine Pause wurde eingelegt, doch Rebecca hatte keine Lust, darauf einzugehen.

„Soll ich dich wieder abholen?“ „Ja, das wäre durchaus nett.“

Wieder entstand eine Pause, doch dieses Mal ungewollt.

„Du scheinst wohl nicht in Plauderstimmung zu sein? Na ja, dann bis später. Tschü.“ Sie hatte aufgelegt.

Rebecca nahm das Kleid mit ins Bad, hüpfte kurz unter die Dusche und ließ sich vom Wasser sanft berieseln. Rote Flecken bildeten sich auf der Haut, kribbeln breitete sich aus und sie lehnte sich gegen die Fliesen, ließ das Wasser ihren Rücken malträtieren. Der Hahn wurde zugedreht, Finger verkrampften sich kurz um das Metall, bevor sie sich selbst zwingen musste, es loszulassen.

Vor dem Spiegel tupften Fingerkuppen Creme auf, während sie sich immer wieder musterte, die linke dann die rechte Seite besah, die makellose Haut, die leichten Sommersprossen, die hellen Wimpern. Tiefes Seufzen erklang, während der Kopf sich gegen den Spiegel neigte und sie in Gedanken versank.
 

Es war Sommer und die Mädchen radelten mit ihren Fahrrädern durch die Gegend, gackerten und sprachen über das Thema Nummer eins, welche Vierzehnjährige nun mal interessierte, Jungs. Rebecca kicherte mit, als Jessica über den perplexen Blick ihres nun Exfreundes erzählte. Ihre braunen Haare wehten im Wind, ihr eigenes Rad quietschte, als es bergab ging, dann über die Gleisen, hinüber zum Wald. Sie schoben ihre Räder zur Bank, stellten diese ab und setzten sich. Ihr Atem kam stockend, da sie nunmehr 2 Stunden unterwegs gewesen waren.

„Ich kann nicht verstehen, wieso Sara unsere Radtour abgesagt hat“, ereiferte sich Maria, während sie ihren Apfel aß und mit wütender Miene die Pferde auf der Koppel musterte.

„Sie konnte nun mal nicht“, erklang Jessicas halb so wütende Stimme und Rebecca kam das blonde Mädchen wieder in den Sinn, die auf ihre 2 jüngeren Geschwister aufpassen musste. Ihr blauen Augen waren gerötet gewesen, was darauf schließen ließ, dass die Kleinste von allen geweint haben musste. Sie hatte sich zwar mehr als einmal entschuldigt, doch Maria ließ ihr das nicht so schnell durchgehen.

Jessicas braune Augen sahen Rebecca an, die sich bisher noch nicht zu diesem Thema geäußert hatte. „Was meinst du?“

„Ihre Eltern waren daran schuld.“

„Das klingt aber wie eine Ausrede.“ Sie nickte, nahm die Überreste ihre Birne und ging auf eines der Tiere zu, soweit der Zaun es erlaubte. Mit flacher Hand hielt sie die Überreste hin und wartete, dass das Pferd kam. Nach einigen Sekunden allerdings schien sich immer noch kein Tier für ihre Überreste zu interessieren und sie nahm ihre Hand zurück.

„Du machst das falsch.“ Maria nahm ihr das Obst weg, rupfte einige Löwenzahnblätter um sich herum und machte einige komisch klingende Geräusche und hielt ihre Hand ausgestreckt in Richtung der Tiere, sodass diese das Grünzeug sehen konnten.

Tatsächlich erschienen die Pferde und Rebecca lächelte.

„Mein Vater will mir trotzdem kein Pferd kaufen, ein Stall ist ihm zu teuer.“

„Und ein Pflegepferd?“, fragte Jessicas piepsige Stimme.

Sie zuckte nur mit der Schulter und antwortete keinem. An jenem Abend bekam Sara noch ihre Strafe und Rebecca zuckte auf, sah auf die Uhr und ärgerte sich das kostbare Minuten verschwendet wurden, nur da sie wieder geträumt hatte.

In letzter Zeit erinnerte sie sich an verschiedenste Dinge aus ihrer Vergangenheit und immer wieder zog Gänsehaut über ihren Körper. Als hätte Maria nicht so schon genug Macht über sie.

Als sie endlich fertig war und zudem zufrieden, war noch einige Zeit über und griff so in den Kühlschrank nach einer Diätcola. Seit geraumer Zeit fragte sie sich schon, was aus Theresa geworden war, denn das schlechte Gewissen nagte nach wie vor an Rebecca, doch reiner Selbstschutz hatte sie unmenschlich handeln lassen. Doch diese Gedanken würden ihr nichts nützen, selbst jetzt, mit schlechtem Gewissen, würde sie nicht in Marias Machtspielchen eingreifen.

Während eine Grundierung aufgetragen wurde, die ziemlich genau ihrem Teint entsprach, durchzog sie ein ungutes Gefühl, ein ziehen in ihrem Leib, als sie an die glücklichen Gesichter ihrer Eltern dachte, da beide eine Anstellung an der Uni bekommen hatten. Da war sie gerade mal 12 gewesen und durfte einen Rundgang durch die Universität machen. Ihre Eltern waren einfach Menschen mit zweifelhafter Vergangenheit, die einfach nur froh waren, Arbeit gefunden zu haben. Eigentlich waren eine Putzfrau und ein Hausmeister nicht mehr vonnöten gewesen, das hatte ihr Maria zugeflüstert, als sie sich freiwillig entführen ließ und da Maria die Führungs- und Machtposition so gut gefielen, hatte sie in der 6. Klasse beschlossen ihr Territorium auszuweiten. Rebecca war nie stolz gewesen die rechte Hand der Anführerin zu sein, doch mochte diese sich noch so dumm stellen, von Manipulation hatte sie durchaus Ahnung, wie auch immer.

Ein Gefühl von Melancholie bauschte sich in ihrem inneren auf, ab und an, wenn man Gefühle unterdrückte, drohten diese auszubrechen und so wischte sie eine einzelne Träne beiseite, unterdrückte das aufkeimende Schluchzen und trieb sich zur Stärke an.

Im Wohnzimmer öffnete die junge Frau die Gardinen und blickte auf die hell erleuchtete Stadt. Ihrer Heimatstadt, die eh und je, wenn man diese genauer kannte, dreckig erschien. Viele Gedanken flossen auf sie ein, als würde ein Regenschauer herabregnen, so trostlos waren diese, und auch wenn sie gerne gute Miene zum bösen Spiel betrieb, so war sie innerlich zerrissen. Nach gefühlten Minuten öffnete sie das Fenster, ließ die kühl-feuchte Herbstluft herein und genoss das Gefühl des starken Windes um ihr Gesicht. Aus den Augenwinkeln heraus, sah sie den Anrufbeantworter des Telefons aufblitze und mit schnellen Schritten tippte sie auf die Taste und wartete.

„Sie haben, zwei neue Nachrichten“, erklang die monotone Frauenstimme, dann das Freizeichen und die gebrochene Stimme ihrer Mutter erklang.

„Schatz, es tut mir leid, das ich mich jetzt erst melde. Du hattest so viel zu tun und ich dachte es ist im Interesse aller, ...“, sie stockte und Rebeccas Bauchgefühl änderte sich langsam in einen Magenkrampf um. „... wenn die Beerdigung im Stillen abgehalten wird. Oder eher wurde. Ich hab es nicht länger aushalten können. Ruf mich morgen an. Ich halte das nicht mehr aus, ich gehe, es ist alles fertig, ich, verdammt.“ Ein tiefes Stöhnen, dann schluchzen erklang und es wurde aufgelegt.

Da es schon recht spät war, ließ sie den Hörer wieder sinken. Einige Sekunden blieb sie regungslos stehen, ihre Atmung war flach, langsam, der Mund öffnete sich leicht und Tränen bemächtigten sich wieder ihrer Augen.Sie blinzelte diese hinfort, nahm ihre Tasche, packte Geldbeutel, Handy und den Schlüssel hinein, griff nach ihrem schwarzen Lieblingsmantel und verließ die Wohnung. Mit einem Stöhnen blieb sie stehen, begab sich zurück, zog die flauschigen Hausschuhe aus und hadert kurz. Die Füße schmerzten, doch wenn sie nur auf normale Sandalen zurückgriff, würde man ihr eine Modesünde vorwerfen. So zog sie fix die Stilettos an, deren Gang sie zwar beherrschte, doch rennen konnte man damit nicht.

Nun wurde alles sorgsam in ihrem Inneren verschlossen, immer und immer wieder, bis sich Rebecca sicher sein konnte, dass vorerst nichts dieser Gedanken und Gefühle auftauchen konnte. Das war besser und auch die Jahre hatte es geklappt, Hauptsache man ließ sie in Ruhe und dachte nichts Schlimmes über sie.

Eben wurde die Tür geöffnet und ein perplexer Alex stand vor ihr. Er trug einen braunen Stoffmantel, seine dunklen Haare umspielten lässig sein Gesicht und die blauen Augen blitzen nun freudig auf.

„Sehr pünktlich heute, die Frau.“

Ihre Lippen zuckten und ein Lächeln zierte die Lippen. „Lass uns gehen. Ich möchte es endlich hinter mir haben.“ Mit einem spitzbübischen Grinsen öffnete er die Tür des Taxis und ein wenig schaffte es seine lockere Art, ihre Trübseligkeit ein wenig zu vertreiben. Er war, etwas Besonderes, zumindest in ihren Augen.

Im Taxi, beobachte sie die Umgebung, musterte alle Fußgänger, ließ sich von den Lichtern anziehen.

„Wie geht es eigentlich deiner Familie.“, ganz beiläufig erklang seine Frage, und als sie nach drüben blickte, konnte sie ehrliches Interesse sehen. Die rechte Hand, welche sich um den Griff der Tür gelegt hatte, verkrampfte einen Moment, bevor sie ihn wieder anlächelte, bei ihm, war es fast unmöglich, Trübsal zu blasen.

„Sehr gut. So wie ich erfahren habe, wird Mutter sich nach einer neuen, ruhigeren Gegend umsehen. Sie ist ja nun auch nicht mehr die Jüngste.“

Er nickte, und pflichtete ihr so bei. „Helena und Karl wollten doch nun schon seit längerer Zeit wegziehen. Hat sie gesagt wohin?“

„Leider nicht, aber ich werde sie demnächst anrufen, dann kann ich sie fragen.“

Alex' Hand, ergriff Rebeccas, seine Finger verschränkten sich mit den ihren und ihr Gesicht bekam eine leichte Färbung, als sie ihn kurz ansah, dann wieder weg blickte. Ihr Herz pochte kurz schneller und das Gefühl seiner warmen Hand ließ sie etwas entspannen.

Im Radio ertönten die Nachrichten, neue Regelungen, Autounfälle und das Mitglieder einer gefährlichen Jugendgang gefasst wurden, nachdem sie ein Mädchen missbraucht hatten.

Es war wie ein Déjà-vu, als die Nachricht vergessene Erinnerungen freilegte.
 

„Ich kann das nicht!“, Rebecca schrie es ihr förmlich entgegen, während sie den Blick gen Boden meidet.

„Du hast keine Ahnung, welche Folgen das haben wird.“, Marias Blick war eisig auf sie gerichtet.

Rebecca liefen nun unentwegt Tränen über das Gesicht, ließen den Blick verschwommen erscheinen, sie wollte schreien, Maria packen, auf sie einschlagen und einfach nur ihre Wut heraus lassen.

„Das kannst du nicht machen, bitte. Lass sie doch.“, flehend erklang nun ihre Stimme, während einige Mädchen um sie herum schon anfingen zu kichern, andere nicht recht wussten, was sie machen sollten.

„Ich dachte du stehst auf meiner Seite oder hintergehst du mich?“ Weit holte die Sechzehnjährige ihren Arm aus, sie schien sauer zu sein, Befehle mussten sofort befolgt werden, doch sie ließ ihn wieder senken, setzte nun einen Fuß nach vorne.

Nun kam sie der verheulten Rebecca näher, nahm ihr Kinn in die Hand und blickte sie streng an.

„Soll ich verraten was deine Eltern gemacht haben? Soll ich sagen, was du bist?“

Einen Moment lang konnte sie nicht atmen und geweitete Augen sahen nur Maria an. Nun bückte sie sich, nahm die Schere, zerschnitt das billige T-Shirt, öffnete den BH und sah nun in blaue, schreckhafte Augen.

„Wenn du irgendjemandem etwas sagst, bist du so gut wie Tod. Dabei müssen wir dich nicht mal umbringen, denn keiner wird dir glauben.“

Sie schob die Beine auseinander, probierte es, doch das gefesselte Mädchen wehrte sich irgendwie, rollte hin und her, stöhnte vor Schmerz auf, als eine der Glasscherben am Boden in den Rücken des Mädchens stach.

Rebecca biss sich in die Lippen und schwor, dieses Erlebnis auf ewig zu vergessen.

„So.“, Marias Stimme erklang, klar, kraftvoll und selbstsicher.

„Solltest du dich wehren, wird es nur noch mehr wehtun. Und wer schon immer sehen wollte, wie es ist, wenn ein Mann eine Frau nimmt, der kommt näher, denn unsere kleine Hure hier, steht ja bekanntlich drauf.“ Kichern erklang, zunehmend auch männliches.

„Alter, die Mistziege wollte ich schon immer mal knallen, die hat mich letztens an die Knöller verraten.“
 

Rebecca hatte Alex' Hand so fest umklammert, dass dieser aufjaulte und Rebecca damit wach rüttelte.

„Verdammt! Was machst du?“

Geschockt sah sie ihn an, entschuldigte sich und hielt ihre Hände vor das Gesicht.

„Sag mal, was ist los mit dir?“

Zitternd rang sie um ihre Selbstbeherrschung. „Es tut mir Leid, nur solche Meldungen, sind echt das Letzte.“ Mit zweifelndem Blick betrachtete er die Frau neben sich, nahm sie, soweit es ging in seine Arme und die Fahrt verlief nun weitestgehend still.
 

Auf der Party angekommen, war der ganze Stress vergessen, mit Freuden wurde das neue Modeltalent begrüßt, herumgereicht wie eine Ware, sie selbst präsentierte sich von ihrer besten Seite, plauderte angeregt und lächelte allen freundlich und naiv zu. Alex hielt sich währenddessen Abseits, unterhielt sich mit Kollegen, warf aber ab und an Blicke in ihre Richtung, sodass sich ihre Laune alsbald besserte und ihr lachen nur noch halb so gekünstelt wirkte.
 

Gegen 22 Uhr hatte sie es endlich geschafft sich zu Alex freizukämpfen, der sie nun musterte und ihr eine aufmunterndes Lächeln schenkte.

„Ich glaube, ich brauch was zu trinken“, kicherte sie und freundlich, wie er war, ging er beiden etwas besorgen. Indessen klingelte ihr Handy und Maria kündigte sich an. Etwas gedämpft richtete sie seinem Kollegen aus, dass sie eine Freundin holen würde, und begab sich nach unten. Der Glasaufzug schien eine Ewigkeit zu benötigen, und als sie endlich die frische Nachtluft einsog, atmete sie erleichtert aus, da sie ihre beiden Freundinnen schon von Weitem sah. Auf dem Bürgersteig winkte sie den beiden lächelnd zu, auch wenn das Licht durch die Laternen nur spärlich war. Die Straße war kaum befahren und links, wie auch rechts kam kein Auto, sodass sie sich in Richtung ihrer Freundin aufmachte. Die blonden Haare Marias sahen leicht zerzaust aus und ihr Lachen klang auch nicht mehr ganz taufrisch.

„Kommt ihr zwei. Ihr werdet schon erwartet“, rief sie beiden entgegen, noch immer kam kein Auto und etwas wagemutig blieb sie mitten auf der Straße stehen.

Diese kicherten nur, schienen über etwas besonders erfreut zu sein.

„Nun kommt schon, ich hab nicht ewig Zeit.“

„Ohooo.“, es war Saras Stimme.

„Wartet etwa unser Alexander oben?“

Rebecca biss sich auf ihre Lippen. Maria konnte nichts für sich behalten.

„Warum kommst du nicht zu uns? Wirst du jetzt ein Straßenmädchen?“ Wieder giggelten die anscheinend angetrunkenen Frauen, doch endlich wurde die Tür des Ferraris geschlossen und Maria kam ihr entgegen, während sich Sara keinen Zentimeter rührte.

Rebecca nuschelte etwas zu sich, schien angefressen über diese mehr als unfreundliche Antwort.

„Guck mal mein Schatz.“, etwa einen Meter blieb Maria vor ihr stehen.

„Jetzt musst du mir entgegen kommen, oder das böse Auto wird mich erfassen.“ Langsam nervte sie das ständige Gekicher und tatsächlich erschien ein Auto, das mehr als die erlaubte Zahl fuhr, denn es näherte sich schnell den Frauen.

„Verdammt, das ist kein Spiel. Komm zu mir.“

Die blonden Locken wurden geschüttelt, der volle Mund hatte sich zu einem spöttischen Lächeln verzogen und wie unter Zeitlupe, nahm sie das Hupen des Wagens wahr, blickte nach vorne zu ihrer übermütigen Freundin. Auch wenn es in jenem Moment unsinnig erschien, doch sie wollte nicht noch mehr Menschen auf dem gewissen haben, so stürzte sie in heller Verzweiflung nach vorne, schubste die Blondine weg, welche aufschrie, doch für sich, hatte sie keine Zeit mehr, als der Wagen sie auch schon erreichte. Ihr Körper wurde mit voller Wucht erfasst, auch wenn sie noch das Quietschen der Bremsen hörte, wurde schlagartig die Luft aus ihr herausgepresst, der Körper prallte gegen das Vehikel und wurde auf die Scheibe geschleudert, wo sie sich aus Reflex abrollen wollte, das Stückchen Kraft und Energie, dazu aufwenden musste, doch das passierte nur einen Sekundenbruchteil und sie war zu schwach, um sich zu retten. Der Wagen hielt, die Frauen schrien auf und Rebecca stöhnte.

Metallischer Geschmack breitete sich in ihrem Mund aus und es war, als würde sie ihren Körper nicht mehr spüren, nur noch den eigenen Kopf, als würde nichts mehr dazugehören.

Erst jetzt senkte sich schwarze Stille um sie herum, die gnädig angenommen wurde.
 

Es war ein leises Flüstern, welches sie wahrnahm. Erst das eines Mannes, dann einer unbekannten Frau.

„Vorsichtig schlug sie die Augen auf und sah in Alex Augen. Sie öffnete den Mund, doch kein Ton entwich ihr. Seine Hand näherte sich ihrem Gesicht, streichelte unversehrte Haut und vor Schmerz stöhnte diese auf, welches ihr noch weiteren einbrachte.

„Keine Angst. Alles ist gut.“

Rebecca schloss wieder ihre Augen, die Worte konnte sie nicht verarbeiten, dafür war sie zu geschwächt, doch seine Anwesenheit war Balsam.

Von Weitem ertönte ein Rufen.

„Schwester Theresa, sie ist aufgewacht.“ Ein Blitz durchzog ihren Körper, als eine bekannte Stimme, versteckte Erinnerungen in ihr wachrief.

„Das ist gut....“

Unausweichlich

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Wahrheit

~Wollt ihr wirklich das schlechte Ende? Nur damit ihr auch ja alles wisst?;) Noch könnt ihr euch entscheiden.

Ein eher ruhigeres Kapitel..~
 


 

Rebecca lächelte lieblich in die Kameras, neigte ihren Kopf ab und an, damit auch jeder die Narbe sehen konnte. In einem der erfolgreichsten Studios, wenn es sich um Promis und dergleichen handelte, saß sie nun, wartete, auf die vorher einstudierten Fragen und lächelte währenddessen wie ein Engel.

Ihr Gesicht war dezent Geschminkt, sie trug eine legere Jeans, dazu eine weiße Bluse und einen Blazer, die kupfernen Haare waren zu einem französischem Zopf zusammen gebunden. Der Moderator widmete sich ihr nun zu, da diese live auf Sendung waren und noch immer lächelte Rebecca, als wäre dies ihr letzter Tag.

„Nun ja.“, antwortete die junge Frau.

„Schließlich handelt es sich hierbei um meine beste Freundin und ich glaube jeder gute Mensch hätte in diesem Moment so gehandelt, nicht?“

Der Moderator schien dennoch mehr als beeindruckt, lobte ihren Einsatz, betitelte sie gar als Engel.

„Jeder Mensch braucht einen Schutzengel.“, entgegnete Rebecca, während ein zweideutiger Blick in die Kamera geworfen wurde, selten hatte man sie derart Selbstbewusst erlebt.
 

Gegen Abend zog sie die Schuhe aus, ging ins Wohnzimmer und öffnete die Vorhänge. Wie jeden Abend sah sie auf die hell erleuchtete Stadt hinab, während ihre Hände am Glas des Fensters hingen, als wolle sie jeden Moment dadurch hindurch, in die Tiefe springen. Ihr Augenmerk war auf ein Gebäude gerichtet, das selbst jetzt zu dieser unchristlichen Zeit noch hell erleuchtet war, zumindest die meisten Fenster, oder man sah ab und an ein kleines Aufblinken.

Rebecca nahm das Handy aus ihrer Jeans, entsperrte es und sah nach der Uhrzeit.

21.35 Uhr.

Vorfreude erklomm ihr Herz, sodass sie sich ihre Rosenrot geschminkten Lippen zu einem ehrlichen Lächeln verzogen, als sie auch schon ihre Tasche wieder schnappte und die Treppen mehr hinab rannte. Ihr entgegen kam eine ältere Dame, die sie mit großen Augen ansah, doch Rebecca stoppte rechtzeitig und verbeugte sich leicht.

„Dummes Mädchen.“, kicherte die Frau leicht und Rebecca ließ sich anstecken.

„Was ist los, Omi Anders?“

„Hach ja.“, seufzte diese und ihre faltige Hand streichelte das Gesicht der jungen Frau.

„Du strahlst so, das ist so schön mit anzusehen.“ Rebecca lachte daraufhin und verabschiedete sich herzlich. Draußen an der kühlen Luft, rannte sie die Straßen Richtung Krankenhaus entlang, achtete kaum auf den Verkehr, als der Wind ihre Haare umspielte, ihre Lunge brannte, als sie ihren Körper zum weiter rennen antrieb. Ein ähnliches Gefühl der Freiheit.

Ganz außer Atem kam sie beim Parkplatz an, blickte sich um, denn die Lampen erhellten den Platz nur spärlich. Mit langsamen Schritten näherte sie sich dem Eingang, der von Büschen und frisch geschnittenen Bäumen umgeben war. Angenehm empfand sie den Platz und als sie sich näherte, erkannte sie Theresa, die allerdings noch den blauen Schwesternkittel trug.

„Musst du länger arbeiten?“, fragte Rebecca sogleich und Theresa nickte, blies Rauch aus, bevor sie einen erneuten Zug an der Zigarette nahm.

„Aber wohl nur eine halbe Stunde, dann müsste ich fertig sein. Du kannst gerne schon nach Hause gehen, ich halte dich hier nicht auf.“

Rebecca nickte, würde aber warten. „Nee du, ich warte hier. Wird schon nicht lange dauern.“

Als Theresa wieder nach innen ging, setzte sich Rebecca auf die kalten Stufen, betrachtete den verdunkelten Himmel und versank in Gedanken.
 

Es waren einige Tage vergangen, seid Rebecca ins Krankenhaus eingeliefert worden war, seid Theresa und sie ein mündliches Abkommen getroffen hatten. Etwas das sie innerlich Stärkte, als auch große Angst einjagte. Doch immer wieder taten sich ihr Fragen auf.

Wieso?

Weshalb tat Maria das? Es musste Gründe für ihr Handeln geben oder sie war eine Psychopathin. Als sie darüber nach dachte, beschlich sie ein schlechtes Gefühl. Würden ihre Taten auch gerechtfertigt sein? Noch wusste sie nicht was Theresa für Pläne hatte und Ratlosigkeit machte sich breit, die große Strategien war immer Maria gewesen.

Rebecca sah auf, in ihrem orangefarbenen Kleid, sah sie weit fröhlicher aus, als es um sie bestellt war und ihre kupfernen Haare, lagen wie ein Meer um ihren Körper.

„Theresa.“, begrüßte sie die junge Schwester, welche soeben das Zimmer betrat, allerdings in Freizeitkleidung erschien.

„Womit habe ich die Ehre?“, erkundigte sich Rebecca mit einem Schmunzeln.

Die Blondine sah sie musternd an, prüfte sie, als musste erst etwas abgewogen werden, der Mund war verzogen, unter ihren Augen lagen tiefe Augenringe. Sie kam näher und legte ein paar Krücken gegen das Bett.

„Damit du nun offiziell laufen darfst.“

Rebecca war besorgt, griff nach Theresa, die sich aus ihrem Griff wand. Verletzt zog die Rothaarige ihre Hand zurück, war unsicher.

„Lass uns eine Runde spazieren gehen.“, erklangen die leisen und unsicheren Worte der Blondine, welche aus dem Fenster sah, das bunte Treiben des Laubs beobachtete. Rebecca ließ sich davon anstecken, wand sich dem Fenster zu, fixierte ein Blatt am Baum, welches erst gegen den Wind kämpfte, dann jedoch nachgab und im Sturm hinweg gefegt wurde. Es war so Rot die ihre eigenen Haare.

Gebannt nahm sie eine der Krücken und ging zum Fenster, streckte ihre gespreizten Finger dem Glas entgegen. Es beschlug, als so nah an der kühlen Scheibe geatmet wurde.

„Ich liebe den Wind.“, hauchte sie und ihr Nagel strich einem weiteren Blatt entlang.

„Du bist eine Träumerin.“, erwiderte Theresa, die nun geduldig auf ihre Patientin und 'vielleicht' Freundin wartete.

„Gehen wir in den Park?“ Die Wangen taten nur noch unmerklich weh, als sie ihrer 'schon' Freundin am Fenster, ein breites Lächeln zu warf.

Theresa machte den Eindruck als würde sie sich winden.

„Komm.“, und eine helle, makellose Hand wurde der anderen Frau hingehalten.

Der Wind am eigenen Leib, war als würde pure Wonne durch den Körper Rebeccas gehen, als sie die Augen geschlossen hielt und sich auf die Parkbank nieder ließ. Theresa blieb hingegen stehen, blies ungesunden Rauch aus, der ihr anscheinend aber gut tat. Sie erwiderte nichts, betrachtete nur das bittere Gesicht der Krankenschwester, die in Gedanken schien, so unsicher wirkte.

„Was ist los mit dir? Ist alles in Ordnung? Oder ist was passiert?“, ehrliche Fürsorge war heraus zu hören.

Lippen wurden zusammen gebissen, bevor das Augenmerk ganz anderem Geschenkt wurde.

„Maria hat mich heute angerufen.“, erörterte die Befragte und die Bank gab leicht nach, als diese neben Rebecca Platz nahm.

Jene war hingegen Feuer und Flamme, begierig sah sie die andere an, welche jedoch nur mit dem Kopf schüttelte. „Frag nicht. Ich werde es dir eh nicht sagen.“, der Blick war hart und entschlossen, sodass der andere Kopf sich wieder neigte und die Pupillen dem Laub folgte.

Pause entstand, Momente der Stille und nur der Herbst zeugte von seiner unaufhörlichen Kraft, fegte und wehte, ließ einen bunten Tanz aus Blättern folgen, der begierig beobachtet wurde.

„Wir brauchen einen Plan. Eine Idee, damit wir überhaupt etwas unternehmen können.“, sprudelten die Worte nur so aus Theresas Mund heraus.

Doch als wieder eine Pause entstand, schienen beide nicht so sicher, was unternommen werden sollte. Vieles stand auf dem Spiel. Sie waren keine Kinder mehr, keine Jugendlichen, die sich Scherze erlauben konnten, sondern hier waren zwei erwachsene Frauen – die nicht wussten wohin ihr Weg führen sollte.

„Und wenn wir Maria erst Schwächen? Lass uns ihre Schwachpunkte heraus finden. Und dann, haben wir immer noch Zeit uns etwas zu überlegen.“

Rebecca zuckte zusammen, als sie die warme Haut der Blondine spürte, ihren angenehmen Geruch der verströmte, als diese sich anlehnte.

„Ich hab Angst.“, flüsterte Theresa.

„Was ist, wenn wir das falsche machen?“

Entschieden schüttelte Rebecca den Kopf.

„Das ist ausgeschlossen. Es gibt nichts, womit ihre Taten aufgewogen werden könnten.“

Theresa nickte sachte, sie schien abwesend, in Gedanken versunken. Ein Grinsen erschien auf den Zügen Rebeccas, als sie ihre Freundin betrachtete, die nicht wie sonst, so ernst und selbstsicher wirkte, sondern sich nun ihren Gefühlen hingab, verzweifelt und suchend aussah.

„Jetzt bist du eine Träumerin.“, erklang ihr dezentes Gekicher. Und auch die roten Lippen der Krankenschwester verzogen sich, allerdings lag ein Schatten unter ihren Augen. „Nicht so verträumt wie du. Es ist mir sowieso ein Rätsel, wie du so unbedarft bleiben konntest.“

Neugierig wand sich Theresa der anderen Frau zu, wartete ob diese auf ihre nicht gestellte Frage Antworten würde.

Ein tiefes Seufzen entwich Rebecca, als sie die Hände unter ihr Kinn legte und sich abstützte, wieder folgte sie dem Laub, das fröhlich dem Tanz des Windes folgte.

„Es ist wie das Laub hier.“ Ihr Gesicht neigte sich leicht, als würde es ihr so einfacher fallen, die Gedanken zu Ordnen, vielleicht auch um ihre Worte bedacht klingen zu lassen.

„Die Blätter haben keine andere Wahl, als dem Wind zu folgen. Sie sind zu schwach, um sich entgegen zu setzen.“

Theresa nickte auf Rebeccas Antwort, nahm eine weitere Zigarette und zündete diese an, während sie nun auch den Blättern folgte, als wäre dies ein seltenes Phänomen. Die Blondine erwartete keine weiteren Antworten, zufrieden war sie das die junge Frau sich ihr überhaupt öffnete. Und so überraschender erschien es, als Rebecca weiter erzählte.

Der Blick der Blondine widmete sich nun der Frau neben ihr, solch Information waren eine kostbares und intimes Gut.

„Ich konnte nicht raus und irgendwann stellte sich eine gewisse Routine ein. Ohne Maria, war es irgendwann, als würde etwas fehlen. Ich weiß, das erklärt nicht, weshalb ich so auf alle wirke.“ Eine weitere Pause entstand. „Ich habe einfach alles in mich eingeschlossen, meine Gedanken und Gefühle. Außer einem Tagebuch, gibt es nichts, was mich beschreiben könnte. Ich wollte einfach irgendwann keine Angriffsfläche mehr bieten. Und nun erscheint dies nun, wie du sagtest, unbedarft. Meine Arbeit hat zudem Professionalität von mir erwartet und das liebliche, reine Model.“

Sie legte ihren Kopf auf die Knie darnieder, atmete durch, um das zittern aufzuhalten, welches sie erfasste. Erneut spürte sie die Hand Theresas, die beruhigend über ihren Rücken strich. Ein schniefen erklang, bevor sie sich wieder fasste, ihren Kopf erhob und den Baum fixierte, um ihre weiteren Tränen zurück zu drängen.

„Es ist nicht schlimm wenn du weinst.“, ertönten die beruhigenden Worte der Blondine, deren blauen Augen sich verengt hatten, selbst gegen den Schmerz ankämpfend.

Doch die Rothaarige schüttelte nur wieder ihren Kopf. „Du weißt gar nicht wie oft ich in letzter Zeit geweint habe.“ Sie sah nun auf ihr vergibstes Bein hinab, ihre zerkratzten Arme und ein Finger strich der nun langsam verheilenden Halbmonde Narbe im Gesicht entlang, bevor sie sich Theresa neigte und ihr ins Gesicht sah.

“Im Gegensatz zu dir. Du bist wie der Baum, zeigst Gefühle, bist aber dennoch wie mein Fels in der Brandung.“, das letzte Wort war ein halb ersticktes Kichern und die Blondine wirkte nun leicht ungläubig, strich mit ihrer Hand den langen, kupfernen Strähnen entlang, die sich so unglaublich weich anfühlten.

„Da ist ein unglaublicher Bluff dabei.“, erwiderte diese.

„Ich habe gelernt meine negativen Gefühle einfach nur zu nutzen. Was nützt mir mein Hass, mein Schmerz, wenn ich mich nicht bewegen kann?“ Die blauen Augen sahen weg, suchten den Blick auf dem feuchten Erdboden. Scham bemächtigte sich Thersas, welche aber nur ihren unnachgiebigen Blick nach außen zeigte, um keines Fall, wollte sie ihre wahren Gefühle dar legen.

„In meiner Therapie habe ich gelernt die Vergangenheit zu vergessen, damit ich weiter Leben kann.“ Sie verstummte und die Stille ließ beide in Gedanken versinken. Während Theresa klar wurde, das beide einen ähnlichen Weg gingen, um das Vergangene zu vergessen, hatte Rebecca eine entschiedene Idee.

„Ich werde in die Öffentlichkeit gehen und Maria so zu meiner besten Freundin machen. Also vor allen Menschen. Und wenn ich dann das arme Mädchen spiele, welches ihre beste Freundin gerettet hatte und dabei selbst zu Schaden kam, wird niemand denken, ich könnte ihr etwas negatives. Und die ganze Zeit über, rede ich privat kein Wort mit ihr. Das wird sie verunsichern. Und die Auftrittsangebote liegen schon vor, bisher drei, vielleicht bekomme ich noch mehr.“

Theresas Augen waren groß, als sie die andere verdutzt betrachtete.

„Das ist Gut, nicht?“

Theresa erhob sich und hielt ihre Hand der Anderen entgegen, ein feistes Grinsen hatte sich um ihre Züge gelegt. „Komm.“
 

Zweieinhalb Monate lag das Ganze nun zurück und sie hatte insgesamt sieben Auftritte gehabt, jeden einzelnen genutzt und alle Welt hielt sie für eine arme Heldin. Das Licht der Laterne flackerte und eine streunende Katze lief gemächlich dem Parkplatz entlang, als sie das Klacken der Tür hörte, sich nach hinten drehte.

Theresa erschien. Sie sah müde aus, doch ein Lächeln zeigte sich auf ihrem Gesicht, als sie Rebecca erkannte, ihre Zigaretten hervor kramte und sich eine entzündete.

„Ich hoffe ich habe dich nicht zu lange warten lassen?“ Doch die Rothaarige erwiderte nur das Lächeln und folgte der müden Frau zu ihr nach Hause.

In der Wohnung angekommen, begrüßte sie Fred, den faulen Kater der Blondine, welche eben im Bad verschwand. Das Wasser rauschte und Rebecca nahm die Katze mit in die Küche, gab ihr etwas Wasser in den Napf und eine kleine Naschstange, extra für Katzen. Genüsslich kaute die Katze auf den weißen Fließen das Leckerli, schnurrte und tat ihr damit kund, wie sehr ihn dies erfreute. Sie beobachtete den beigen Kater, der gerade mal 2 Lenzen zählte.

Aus dem großen, rotem Hängeschrank, nahm sie nun ein Glas heraus, sah in den Kühlschrank und füllte es schlussendlich mit rotem Erdbeersaft. Genüsslich tat sie es dem Kater nach, allerdings ohne zu schnurren und das Tier schmiegte sich nun wieder ihre Beine, sodass sie ihn nach oben in ihre Arme nahm und Fred an sich kuschelte. Nach einer gefühlten Ewigkeit hörte sie das Platschen feuchter Füße auf den Fliesen.

„Trockne dich wenigstens ganz ab, bevor du dir den Tod holst.“, flüsterte sie ihrem Rücken zum. Theresa schnaubte erst, bevor sie lachte. „Gut das du das erwähnst.“ Neugierig drehte sich Rebecca herum, der Kater, als auch sie musternden die junge Frau. „Was meinst du genau?“, hackte sie unsicher nach. Ihre Finger strichen währenddessen immer wieder dem Fell der Katze entlang, welche wohlig schnurrte und alsbald seine Herrin aus den Augen verlor.

„Ich meine den Tod.“ Etwas unsanft landete der Kater auf den Fliesen, verdutzt sah der die Frauen an, flitzte dann aber beleidigt davon. Rebecca nahm sich währenddessen das Saftglas, trank einen Schluck und beäugte misstrauisch ihre Freundin. „Worauf willst du hinaus?

Theresa kam in ihrem schwarzem Handtuch näher zu Rebecca, blickte ihr überlegen in die Augen. Sie roch gut, nach Rosen und Lillien und Rebecca schauderte etwas. Die Haare waren klitschnass und so griff die in die Strähnen, welche noch immer triefen vor Wasser.

„Holst du dir jetzt selbst den Tod?“, erwiderte sie sarkastisch, sauer das diese als Krankenschwester so unbedarft mit sich umging. Theresa hingegen legte ihre feuchten Hände auf die Schultern ihrer Freundin ab. „Wir bringen Maria um.“ Kurz ließ die Blondine ihre Wörter wirken und diebische Freude machte sich in ihr breit, als sie den ungläubigen Blick ihrer Freundin sah.

„Würde es nur reichen wenn wir ihr Leben zerstören würden? Könnten wir das überhaupt? Sie kennt Hinz und Kunz, und wir so gut wie niemanden. Und ihre Rache wäre bestimmt wieder schrecklich, diese Frau gibt niemals auf.“

Rebecca zitterte, Gänsehaut bemächtigte sich ihrer, als sie ihre Freundin an sah, die dies durchaus ernst meinte. Aber daran hatte sie nie gedacht.

Niemals wollte sie ihre ehemalige Freundin umbringen. Das wäre Mord und Mord ist niemals gerechtfertigt, selbst wenn es sich dabei um solch eine eiskalte Frau handelte. Das Saftglas glitt ihr aus den Händen, zerschellte auf dem Boden, was ihr ein erschrecktes Zusammenzucken einbrachte. Sie hatte ganz vergessen, das es sich noch in den Händen befunden hatte. Theresa bückte sich soeben, doch Rebecca hielt sie ab, ihr Blick war scharf, musterte ihre Freundin. „Lass das. Ich kümmere mich darum. Geh du dich lieber abtrocknen.“ Theresa wirkte unsicher, ihr Plan schien nun doch nicht so gut anzukommen, wie sie eben in der Dusche gedacht hatte.

„Bist du sauer?“, fragte sie kleinlaut und Rebecca schüttelte den Kopf.

Sie neigte sich leicht zur Seite. „Ich hätte nur nie daran gedacht sie umzubringen. Das erschien mir doch zu weit zu gehen. Auch wenn du mit deinen Ausführungen recht hast.“

Theresa schien sich zu genieren und ging dann Richtung Schlafzimmer, nicht ohne Rebecca noch einen besorgtem Blick zuzuwerfen. Diese hatte allerdings nur Augen für die Glasscherben am Boden, welche in Kombination mit dem Saft, etwas erschreckendes an sich hatten, als würde es sich hierum um Blut handeln.

Marias Blut? An ihren Händen?

Ein schrecklich, schlechtes Gewissen machte sich in ihr Breit, als würde sie Tausend Fehler begehen, so stachen Tausend Nadeln in sie ein, peinigten sie, erinnerten daran welche Fehler sie begehen würde. Ihr Herz ging schneller, nur noch Theresas Vorschlag bemächtigte sich ihrem denken, sodass sie zum Handy in die Tasche griff, es entsperrte und eben jener Frau schrieb. Unbedacht. So schnell wie sie geschrieben hatte, umso schneller war die Antwort da.
 

'Komm zu mir, und ich sage dir wie es mir geht.'
 

Rebecca zögerte kurz, packte dann jedoch ihr Handy ein, nahm den Schlüssel, ihre Brieftasche, blickte kurz zum Schlafzimmer, bevor sie Theresas Wohnung verließ. Draußen rief sie nach einem Taxi, nannte die Adresse und wappnete sich innerlich auf einen großen Sturm von Maria und später auch Theresa. Eigentlich wusste sie nicht genau, weshalb sie Maria zu so später Stunde noch besuchte, sie musste einfach. Vielleicht konnten beide miteinander reden? Klären?

Bei dem Apartment angekommen, nahm sie den Hintereingang, welches mit einem früher ausgehändigtem Ersatzschlüssel aufgeschlossen werden konnte, so entging sie auch den Kameras im vorderen Teil. Mit sicheren Schritten nahm sie die Treppen doppelt, doch vor der Tür blieb sie stehen, klopfte und wartete.

Das erste was Rebecca erkannte waren schwarze Haare, müde Augen und eine eher schlecht gelaunte Maria. Das weiße Kleid saß lose um deren Körper, die braunen Augen blickten sie jedoch scharf an, verengten sich. „Komm herein.“, ertönte ihre unausweichliche Aufforderung und mit zögernden Schritten wurde die Wohnung betreten.

Überall standen Umzugskartons herum, die Beschriftet waren. Allein die offene Küche stand noch und einige Möbel aus dem Wohnzimmer. Rebecca setzte sich in den Modernen,weißen Ledersessel, breitete die Arme aus und sah Maria an.

„Seid wann hast du dir die Haare gefärbt?“, das war so ganz untypisch, eigentlich verabscheute sie diese Farbe. Die Angesprochene breitete nur ihre Arme aus, zeigte auf die in rosa bestrichene Wohnung. „Ich nenne es einen Tapetenwechsel. Somit auch meine Haare.“

Sie kam Rebecca näher, bis ihre Gesichter nur noch einige Zentimeter voneinander entfernt waren.

„Aber du hast es dir die Monate ja auch gut gehen lassen. Nicht, beste Freundin?“ Daraufhin erwiderte Rebecca nur ein freches Lächeln, währenddessen Maria im Gegenzug immer wütender wurde.

„Was hast du dir dabei gedacht? Habt ihr euch alle abgesprochen mich allein zulassen?“ Maria schien ehrlich verletzt zu sein.

„Ich habe mit Sara und Jessica keinen Kontakt mehr. Seid dem Unfall.“ Maria nickte nur. „Sie macht sich Vorwürfe, die liebe Sara, dabei wissen wir beide, das ich Schuld daran habe.“ Marias Worte klangen so direkt, das es ein absolut fremdes Gefühl war, sie so zu hören.

„Was ist mit dir passiert? Vermisst du uns etwa? Oder bröckelt deine Fassade?“, konterte Rebecca, aber schon im nächsten Moment war die angesprochene wieder bei ihr, umklammerte die Hände der anderen Frau und drückte sie nieder.

„Du hast doch keine Ahnung. Siehst dich nur als Opfer.“ Ein ungutes Gefühl machte sich in Rebecca breit, Schuldgefühle, aber mühsam kämpfte sie dagegen an. Um dies zu zeigen, verzog sie ihren Mund zu einem Strich. Maria lachte nur, deren Lippen streiften die Wange, dann die Narbe Rebeccas und diese wehrte sich nicht. Anrüchigkeit und Scham spürte sie, als sie so von der anderen Frau behandelt wurde.

„Hör auf, sowas macht man nicht.“ Wieder lachte Maria, ließ sie aber los und blickte von oben, auf die andere herab.

„Findest du mich hübsch?“, überrascht von dieser Frage, fehlten Rebecca erst die Worte und das zeigte sich auch auf ihrem Gesicht. „Ähm, ja?“ Die Schwarzhaarige Frau schenkte ihr noch einen undefinierbaren Blick, bevor sie mit den Worten, Duschen und Anziehen, verschwand.

Unsicher blickte sie der Frau hinterher, zog dann aber ihre Beine an sich und nahm eines der noch wenigen vorhanden Kissen an sich. Eigentlich liebte Maria ihre Wohnung, aber weshalb zog es sie nun weg? Lag das an den Mädels?

Der dritte Anruf von Theresa wurde weg gedrückt, bevor sie endlich ihr Handy ausschaltete.

Sie betrachtete die einzelnen Kartons, große, kleine und mittlere, die Beschriftet waren mit Küche, Klamotten und einem kleinen mit Privates. Hätte sie mehr Mut, würde sie den kleinen Karton umgehend stehlen. Aber sie hatte noch nie etwas gestohlen, so bekam sie nur wieder ein schlechtes Gefühl. Aber man konnte auch mehr stehlen, nicht nur einen Gegenstand..
 

Rebecca schniefte, hockte auf dem harten Boden der Straße und bewegte sich keinen Zentimeter. Hinter ihr Stand Maria, die ihren Mund zu einem Schmollen verzogen hatte und hin und her wippte. “Du sollst meine Freundin sein.“, gab sie klar zu verstehen, doch daraufhin wurde das Schniefen lauter, wurde langsam zu einem Schluchzen.

„Ich war die ganze Zeit deine. Dann hast du mir wehgetan. Und nun tust du Theresa weh. Wenn du mir weh tust, bin ich nicht deine Freundin.“

Ein Wagen fuhr vorbei, die Insassen blickten die beiden Mädchen fragend an.

„Komm, die überfahrn uns.“, entgegnete Maria, doch Rebecca schlug die Hand ihrer Nicht-mehr-Freundin ab.

„Tu ihr nicht mehr weh.“, jammerte sie nun, erhob sich und schlug mit voller Kraft auf das andere Mädchen ein. Maria blieb stehen und kleine Tränen liefen ihrem Gesicht herab. Sie schluchzte nun auch, die Schultern bebten.

„Ich tu ihr nich mehr weh, wenn du meine Freundin bist.“

Rebeccas Mund stand weit offen. „Du bist gemein. Du tust mir weh.“

Maria schüttelte ihren Kopf. „Ich will nur das du meine Freundin bist.

Von nicht allzu weiter Entfernung ertönte ein Rufen,sodass beide Mädchen ihre Erzieherin anblickten, die nun mit panischem Blick, die Mädchen von der Straße, Richtung Schule zerrte.

„Maria und Rebecca...
 

Rebecca sah auf. Ihre einstige Freundin trug nur ein weißes Handtuch, ihr Blick war seltsam verhangen und sie machte einen traurigen Eindruck. Helle Beine wurden gestreckt, als die sitzende Frau mit Spannung die andere Beobachtete, welche ihre nassen Haare auf den Nacken legte. „Maria? Wieso machst du das?“

Die angesprochene Frau sah auf, ihr Blick klärte sich. Mit langsamen Schritten war sie bei Rebecca, Hände strichen dem sich errötendem Gesicht entlang, bevor sie sich auf die andere Frau setzte, die erschrocken auf wimmerte und ihre Hände entgegen der Anderen schob.

„Was hast du vor?“, erklang ihre Frage nun energischer.

Rebeccas Blick war abwehrend und ängstlich zugleich, doch Maria schien unberührt, als wäre dies nur eine weitere Farce, gar nicht Wert, dem irgendwelche Gefühle entgegen zu bringen.

„Wurdest du schon mal verletzt? Wenn du mich nicht gehabt hättest, anscheinend nicht.“ Irritiert blickte Rebecca auf, nicht verstehend, fragend.

„Wieso?“

„Das ist meine Antwort auf deine Frage.“

Augenblicklich wurde Rebecca wütend, ihr Ausdruck verhärtete sich, als sie in das so Kühle blickte. „Fühlst du dich besser, nur weil du deine Gefühle zurück halten kannst? Denkst du, du währst etwas besseres, nur weil du einen reichen Vater hast, der sich nie etwa zuschulden hat kommen lassen? Für wen hältst du dich?“ Die Wörter sprudelten nur so aus ihr heraus, endlich, konnte sie ihre Meinung sagen, brauchte sich nicht mehr komplett einsperren.

Maria antwortete nicht. Spärliches Zwielicht legte sich auf ihre Züge, als die Birne der Lampe durchbrannte. Trotz das die andere Frau so leicht war, lastete das Gewicht schwer auf Rebecca. Nächtliche Geräusche drangen durch, Autos die so zu später Stunde noch unterwegs waren.

„Er hat mich vergewaltigt.“

Rebecca zuckte zusammen, mit ungläubigen Blick sah sie die andere an, deren Hände nach dem Handtuch griffen und es fallen ließen. Ein makelloser Körper kam zum Vorschein, der mehr wie eine Silhouette erschien, da das Licht nicht ausreichte, um sie vollends zu zeigen.

Marias Finger griffen neben Rebecca, knipsten die Stehlampe an, sodass Rebecca einen kurzen Blick auf den nackten Körper warf, bevor sie sich beschämt wegdrehte.

„Wer?“, fragte Rebecca.

„Sieh mich an!“, erklangen die Worte Marias mit voller Härte, deren Hände nun ihren Kopf nahmen und sie zum ansehen zwangen. Von oben bis unten bestaunte sie den durch trainierten Körper, als sie mit ihren Blicken beim Bauch ankam und wieder weg sehen wollte.

„Sieh mich verdammt nochmal an!“, wurde Rebecca angeschrien und Tränen liefen dem Gesicht der Rothaarigen Frau entlang, die nicht so recht wusste, was sie mit der Situation anfangen sollte.

Ihre Augen musterten jeden Winkel des Körpers, jede nicht vorhandene Falte, gar Narbe, bis sie bei den Beinen angelangte, ihre zarten Oberschenkel musterte, dann inne hielt.

Ungläubigkeit bemächtigte sich ihrer. Zwischen den Beinen, da sah es aus, als wäre da nichts.

Rein. Gar. Nichts.

Ein Schock erfasste sie, als sie Schluckte, dann mühsam gegen ihre weiteren Tränen ankämpfte, jedoch verlor und ein leises wimmern im Zimmer erklang. Wie in einem Horrorstreifen, sah sie die Stelle an, deren Schamlippen, gar Klitoris fehlte, als hätte jemand Hand angelegt. Das war so surreal, als würde dies nur ein schlechter Traum sein.

„Du bist ein Albtraum, gib es zu.“, hauchte sie unter mehrmaligem Schluchzen.

Das konnte nicht sein! Das war nicht Wahr!

„Ich bin so Wahr, wie meine Hände hier.“

Kühle Finger umfassten ihren Hals, bevor diese weiter zu drückten, doch Rebecca blickte nur ungläubig auf.

Das war nur ein Traum... Ein ganz schrecklicher..

Ohnmacht

Manchmal gibt es Momente, die einem das ganze Leben verändern können. Von jetzt an, ohne das du etwas machen kannst. Das nennt man anscheinend Ohnmacht.
 

Ohnmacht
 

Adrenalin rauschte von jetzt auf gleich durch den zarten Körper Rebeccas, ließ ihren Pulsschlag sich erhöhen, sodass man meinen könnte, sie würde irgendeinen Sport betreiben oder in einem Zustand furchtbarer Erregbarkeit stecken. Dies schien wohl letzteres zu sein, denn als die zarten Finger ihrer einstigen Freundin sich so hart um ihren Hals legten, konnte sie nicht einmal mehr schlucken, sogar das Atmen fiel ihr sichtlich schwerer.

Das Krächzen ihrer Stimme brach nur einzelne Töne hervor, als ihr Blick sich auf die wutentbrannten Augen Marias hefteten.

„Ich dachte du wärst meine Freundin, die ganze Zeit.“ Und während das Schluchzen ihrer einstigen Freundin immer lauter wurde, so verstärkte sich der Druck ihrer Finger.

Das war kein Streit mehr, sondern, sondern.. War das etwa versuchter Mord? Plötzlich bereute sie jede ihrer einzelnen Handlungen. Hätte Rebecca die ganze Sache nicht diplomatischer angehen können?

Und wieder fiel sie in ihr altes Schema zurück, machte sich für Dinge verantwortlich, obwohl sie keine Schuld inne hatte. Dies geschah alles innerhalb weniger Augenblicke, während Rebecca immer weiter in Lethargie versank.

Eine einzelne Träne entwand sich ihren Augen, der Knoten aus roten Strähnen löste sich langsam, den sie nur provisorisch gemacht hatte.

Plötzlich ließ Maria sie los und zurück blieb Rebecca, deren Blut und Luft sich wieder einen Weg bahnen konnten, sodass diese zusammen sank, hustete und gleichzeitig schluckte, sich ihren schmerzenden Hals hielt. Nach vielleicht einer Minute blickte sie auf. Die blonde Frau sah sie von oben herab an, schien regungslos die andere Frau zu beobachten. Eingeschüchtert wich Rebecca zurück, blieb aber auf dem Möbelstück sitzen.

Die Stille nun war schmerzlich, verwirrend und beängstigend. Verschiedene Fragen gingen ihr durch den Kopf, Lösungen, Möglichkeiten, Gefühle und schlussendlich die Angst. Altbekannt, seit dem Vorfall von damals.

Wieso hatten ihre Eltern nie reagiert?

Weshalb war Rebecca so auf sie fokussiert?

Warum?

Seid Jahren hasste sie dieses Gefühl.

Überrascht von der plötzlich zarten Berührung, schreckte Rebecca zurück, doch Maria hielt eine ihrer Strähnen fest und zwang sie so geräuschlos auszuharren.

„Weißt du Rebecca, eigentlich ging es mir nie um dich.“, entgegnete Maria. Ein Stich, oberhalb der Magengegend setzte in der rothaarigen Frau ein. Ihr Augen wurden größer, begieriger, endlich herauszufinden was die Lösung des ganzen Rätsels nun war.

„Sag es mir!“, krächzte die angeschlagene Stimme. Tränen ließen sich nun nicht mehr zurück halten.

„Was hab ich dir getan? Oder vielleicht, wer hat das mit dir getan? Weshalb tust du mir das nur an?“, der letzte Satz verschluckte sich halb, als sie mühsam mit den Tränen kämpfte.

Die Erinnerung an die Verunglimpfung von Marias Vagina, ließ sie die Magensäure herunter schlucken, denn die Schamlippen waren völlig entfernt worden und zu sehen waren nur noch zwei winzige Öffnungen.

„Mein Vater, aber er ist nicht daran Schuld, du jedoch bist der Ausgleich.“

Kenntnisnahme, Verwirrung und ein weiteres ungelöstes Rätsel ließen ihre so schon angespannte Stimmung sie zu schierer Verzweiflung bringen.

Das passte nicht ganz zusammen, weshalb aber widersprach sie sich?

Und dann dämmerte ihr eine Erkenntnis, als hätte sich ein Rädchen gedreht und so eine Kettenreaktion ausgelöst, die von unglaublichem Ausmaß war, zumindest für ihre 'heile' Welt.

Marias Lächeln machte sie nun wütend, sodass die Stehlampe kurzerhand als Waffe missbraucht wurde. Da der Überraschungsmoment ihr gehörte, waren die Reaktionen der anderen Frau verlangsamt, sodass sie dem Schädel einen ordentlichen Hieb verpassen konnte. Der Frauenkörper sackte zusammen und ein leichtes Blutgerinnsel trat hervor, besudelte den Tisch, wo zuvor Maria zurückgewichen war.

Schockiert wich sie zurück, denn Marias Körper lag seltsam verbogen, der Kopf auf dem Tisch, der Körper unpassend, als wäre die Wirbelsäule..

Was nun?
 

Ein breites Lächeln trat auf die Lippen Theresas, als sie ihrem fetten Kater Fred beim futtern zu sah, der dies so genüsslich tat, als wäre dies sein erstes Mahl seid Tagen. Wenigstens gab es hier eine Person, die ihre Kochkünste zu würdigen wusste. Zwar war Rebecca eine sehr einfühlsame Person, doch kramte man zu weit, zuckte sie immer noch zurück und trotz das beide sich blendend verstanden, so hatte sie immer noch das Gefühl, irgendwo unerwünscht zu sein.

Klar kam ihr das Gefühl oder eher der Gedanke, sie könne heimlich Maria verfallen sein, in all den Jahren, glaubte das so ziemlich jede Person. Rebecca, das perfekte Schoßhündchen von Maria, doch sie wusste es besser, wusste um deren Wut, oder vielleicht doch Hass? Sagte man denn nicht, Hass sei ein Gegenteil von Liebe und bedeutet Gefühle? War es das?

Eigentlich waren ihre Gedanken sinnlos, nur zu gut wusste sie, wieviel sie Rebecca bedeutete, auch weil sie vielleicht einen Teil ihrer Seele heilte. Und ja, es klang nach 'too much', doch Theresa stand einfach darauf.

Rihannas S&M erklang, während ihr Handy klingelte. Rebeccas Name stand auf dem Display und mit einem noch breiterem Grinsen nahm sie ab.

„Hallo, na du Sonnenschein?“, ein helles Lachen ertönte, obwohl sie noch sauer war, dass Rebecca so einfach abgehauen war.

Rauschen, in der ferne waren Sirenen zu hören, ein Keuchen, dann die helle Stimme ihrer Freundin.

„Kannst du mich abholen? Goethestraße, am Waldsee, wo der Eingang zum Park ist.“

Theresa stutzte und ein ungutes Gefühl beschlich sie. Keine Begrüßung?

„Ähm, na klar kann ich das.“ Weitere Sirenen ertönten, anscheinend musste ein Unfall passiert sein.

„Du sag mal, ist alles in Ordnung bei dir?“, erkundigte die blonde Frau sich besorgt. Erst jetzt bemerkte sie das krächzen der Stimme am anderen Ende des Handys.

„Ja.“ Ein heißeres Husten. „Beeil dich, bitte.“ Noch ein Husten erklang und der Anruf wurde unterbrochen.

Mit ungutem Gefühl wurde der andere Napf von Fred mit Wasser gefüllt, bevor sie die Autoschlüssel ihres Seat Ibizas nahm und anschließend Richtung Goethestraße fuhr. Mit Bangen beobachtete sie die weiteren Feuerwehrfahrzeuge, die allesamt mit Blaulicht und Sirenen unterwegs waren. Ein banges Gefühl breitete sich in ihr aus, Spannung die sie erahnen ließen, das doch nicht alles in Ordnung war.

Wieso war Rebecca im Park? Das sie so einfach gegangen war, hatte sie akzeptiert, sich aber dennoch riesige Sorgen gemacht. Und wohnte Maria nicht nebenan in der Schillerstraße? Mit all diesen Fragen, fuhr sie schneller als es erlaubt war, wurde aber zum Glück nicht angehalten.

Als sie den Parkplatz zur Arztpraxis Löhriker einschlug, sah sie schon Rebecca dort stehen, den Kopf gesenkt. Ihre Freundin kam entgegen, wirkte extrem ruhig und teilnahmslos. Als sie in die Augen der anderen Frau sah, sackte das Herz ihr in die Beine. Vor Sorge wölbte sich die Stirn. Der Motor wurde ausgeschaltet, die Schlüssel stecken gelassen, egal das der Wagen nun wie blöd fiepte. Wer hatte das eigentlich erfunden?

Warme Hände legten sich nun um den Nacken der anderen Frau, die lädierten Klamotten übersah sie, jetzt zählte nur noch, ihre Freundin möglichst aufzufangen, egal was passieren mochte. Und so verschlossen ihre Lippen die der anderen, warme weiche, trafen auf spröde und extrem kalte. Auch wenn sie erst Widerstand erntete, so ließ sie nicht nach, ließ Hände tiefer wandern, den zu schlanken Körper der anderen Frau erkunden, Rebecca zeigen, dass sie nicht alleine war.

Nach gefühlten Stunden, obwohl es nur Minuten waren, ließ sie die andere los und blickte auf deren geschlossene Augen.

„Du darfst sie jetzt öffnen.“, ein abgehaktes Kichern, ein Versuch die Situation aufzumuntern, irgendwie war das alles zu ernst geworden.

Ein schwaches Lächeln zeigte sich auf Rebeccas Lippen. „Ich dachte, du wüsstest das ich Hetero bin.“ In solch einer Situation, diesen Themenpunkt zu bringen, das konnte auch nur Rebecca.

„Und ich dachte, du wüsstest wie sehr ich dich mag und ich weiß auch das du mich magst.“ Ein Augenzwinkern von Theresa. Sie hoffte, bangte, dass mit Rebecca alles in Ordnung war, sie durfte einfach nicht wieder herabrutschen.
 

Ein Moment der Stille setzte ein, bevor sich Rebecca an Theresa kuschelte, den Duft von Lilien gewahr nahm, den die Blumen zuhause verstreuten.

Zuhause.

Schmerz machte sich in ihrer Brust breit, Trauer und doch drängte sie die Angst zurück und das schlechte gewissen beiseite.

„Ich habe Maria getötet und Feuer gelegt.“, merklich konnte sie das zucken ihrer Freundin wahrnehmen. Wie sah es nun jetzt aus?

Ohnmacht.
 

Wer wäre nicht geschockt, wenn einem die Freundin solche Sachen erzählen würde? Doch Theresa kannte den Hintergrund, zwar war sie für den ersten Moment geschockt, doch ihre Finger krallten sich in den langen, schwarzen Parka hinein. Fragen taten sich wieder auf. Hatte Rebecca das nicht vor einigen Stunden noch abgelehnt? Was war passiert.

„Sag mir was los ist.“, flüsterte sie in einem beruhigendem Ton.

„Lass deine verdammte Schwesternsprache. Als ob ich das dir hier erzählen würde.“

Theresa blieb trotz dieser patzigen Antwort gelassen, zumindest soweit dies ging. In den letzten Wochen hatte sie auch die anderen Seiten der Rebecca Drochtal kennengelernt, die wohl nicht mal ihr Bruder kannte. Ach ja Alex, den gab es auch noch, doch der hatte sich nur einmal blicken lassen, irgendwie muss da was schrecklich schief gelaufen sein. Bevor ihre Gedanken weiter abschweifen konnten, nahm sie Rebecca mit zum Auto und machte ihr einen Vorschlag.

„Da du Zuhause sowieso nur rumtigern würdest und keine Ruhe findest, mache ich dir einen Vorschlag. Wir fahren jetzt ne Weile durch H. und du kannst mir alles von klein auf erzählen. Du kannst dir wohl denken das ich ziemlich sauer auf dich bin, aber hauptsächlich deswegen, weil ich mir so unglaubliche Sorgen um dich machen mach.“ Ihr Kopf schnallte zur Seite. „Weißt du nicht was ich mir für Sorgen gemacht habe? Tu das ja nie wieder! Sag mir gefälligst vorher Bescheid, wenn du vorhast einfach so abzuhauen.“ Theresa hatte die Augen zusammengekniffen um ihren Worten mehr Druck zu verleihen.

„Wo bleibt da die Logik?“, entgegnete Rebecca und Theresas Hand schnallte hervor. Der Körper der Rothaarigen krümmte sich zusammen, als erwarte sie schlimmes, doch die Blondine streichelte nur die ungebändigte Mähne ihrer Freundin.

„Was hat sie dir nur angetan?“ Nachdem das Auto gestartet wurde, machte Rebecca sich daran, das vorgefallene zu erzählen und ließ auch keine noch zu schockierende Neuigkeit aus.

Währenddessen verhielt Theresa sich still, gab keinen Laut von sich und verarbeitete langsam die erhaltenen Informationen.

Der Tacho zeigte zwar schon 180 km/h an, doch hier hab es keine Geschwindigkeitsbegrenzung.

Nachdem schon seid 5 Minuten stille war, kehrte sie auf einem der teureren Motels ein, bestellte ein Doppelzimmer und nahm Theresa mit nach oben.

Sorgsam entkleidete sie die junge Frau, welche ihre Augen gesenkt hatte und in Gedanken schien. Lethargisch ließ sie alles über sich ergehen, auch als sie in die große Dusche gezogen wurde. Erst nach einer Weiler wachte sie aus ihren Gedanken auf, wie in einem Traum fühlte sie das heiße Wasser auf ihrem Rücken und den warmen Körper Theresas.

„Es ist wie in einem Traum.“, entgegnete Rebecca und das Herz der Blonden schmerzte, als wäre dies ein trauriger Traum.

„Ich hätte nie erwartet das sich alles so entwickeln könnte.“, erwiderte Theresa.

Rebecca murmelte etwas leise vor sich hin und als sie gebeten wurde es lauter auszusprechen, musste die Krankenschwester nur lachen.

„Ich finde nicht dass es unnatürlich ist. Vielleicht hat unser Weg, unsere Vergangenheit uns irgendwie zusammengebracht. Aber eines weiß ich genau.“ Sie drehte Rebecca um und sah ihr tief in die Augen.
 

Rebeccas Herz schnürte sich zusammen, als sie die andere Frau so sah. Als würde sie ihre Gefühle in deren Augen tragen. Das eben erzählte, diese Fahrt, hatte sie wieder zurück geschleudert, ja klar, sie war depressiv, aber erst die letzte Zeit hatte ihr gezeigt wie und wenn sie ehrlich war, hatte Theresa zu einem Teil der 'Genesung' mit beigetragen. Es war sonderlich, das sie irgendwie etwas füreinander empfanden und auch jetzt, wo das Wasser rauschte, beide nackten Körper befeuchtete, so konnte sie sich der anderen Frau nicht entziehen. Etwas zwang sie dazu, wie magisch die Lippen der anderen zu beobachten.

Und so erwiderte sie die Worte, denn die letzten Wochen, hatte beide aneinander geschweißt und so erwiderte sie den Kuss und zum ersten Mal in ihrem Leben erforschte sie den Körper einer anderen Frau. Weiche Brüste die perfekt in ihre Hände passten, wie auch ein weicher runder Po, der sich an ihre Hände schmiegte.

Irgendwann, nach tausend Küssen, als wäre das Wasser nie nötig gewesen fühlte sie Theresa, die Wachs in ihren Fingern war, wie auch anders herum.

Ich liebe dich., dachte sie in Gedanken.
 

Gegen zwei Uhr nachts, klingelte Rebeccas Handy und schlaftrunken nahm sie den Anruf entgegen. Ein unschönes Gefühl bemächtigte sich ihrer, als sie die nur zu wohlbekannte Stimme von Marias Vater entgegen nahm. Dieser redete auch nicht lange herum, sondern kam gleich zum Punkt.

„Ich hab die Videoaufzeichnungen Becci.“, er schien diesen Moment zu genießen, sie konnte ihn am anderen Ende den Rauch ausblasen hören. „Also wenn ich dich nicht wegen Mordes und Brandstiftung anzeigen soll, dann kommst du ohne große Umwege zu mir, ansonsten kannst du dir ausmalen was passieren wird.“ Theresa regte sich neben ihr, öffnete ihre Augen und blickte sie schlaftrunken an. Rebeccas Herz schlug wie wild in ihrer Brust, als würde es gleich heraus springen.

„Woher weiß ich nicht das du es schon längst getan hast? Die Sicherheitsfirma wird bestimmt selbst noch weitere Aufzeichnungen besitzen.“ Ihre Züge verhärteten sich. Sie hatte ausgespielt.

Gregor, so hieß er, lachte jedoch nur. „Meine gute, liebe, kluge Becci. Ich habe die Kameras selbst installiert und ich besitze alleine die Aufzeichnungen. Maria wollte keine Bodyguards und jetzt will ich das du auf mich hörst und brav hierher kommst. Wegen dir musste ich nicht nur die verkohlte Leiche meiner Tochter erblicken, sondern noch eine Stunde im Polizeirevier verharren. Sei froh das es momentan noch nicht für Brandstiftung gehalten wird.“

Scharf atmete Rebecca aus. Es fühlte sich an, als würde eine eiskalte Hand nach ihrem Herz greifen und es heraus reißen. Jetzt war es wirklich amtlich.

Sie hatte einen Menschen umgebracht.

Maria.

Maria war tot.

Sie war schuldig.

„Wo soll ich hin kommen?“

„Ihr Gartenhaus.“

„Das ist mir zu unsicher, wir treffen uns woanders.“

Ein erneutes lachen ertönte.

„Becci, du bist komplett am Ende, du giltst jetzt schon als angeschlagen und ich werde deinen Ruf zur Gänze zerstören, du kannst jetzt allein nur noch Schadensbegrenzung machen.“

„Ok.“, damit legte sie auf, schälte sich aus dem Bett und sammelte ihre Sachen zusammen.

„Du wirst nicht ohne mich gehen.“, mokierte sich Theresa vom Bett aus. Erst jetzt warf sie ihrer Freundin einen Blick zu.

„Du kannst nicht mit. Ich bin allein dafür verantwortlich.“

Wohlgeformte Beine zeigten sich, dann ein geschmeidiger kurviger Körper. Der Duft nach Rosen trat in ihre Nase. Zwei blaue Augen, die finster drein blickten.

„Du wirst mich mitnehmen.“

Und damit hatte sie verloren.
 

Theresa war nervös, würde sich aber nicht so schnell geschlagen geben. Klar war das verrückt, total, sie hatten praktisch eine Leiche im Haus, doch niemand sollte behaupten ihre Loyalität würde nicht über Grenzen hinaus gehen. Endlich war die Zeit gekommen, wo sie ein neues Leben begehen konnten und auch Rebecca, die sehr mit ihrer Narbe haderte, würde sich irgendwann damit abfinden, schließlich war sie eine wunderschöne Frau, intelligent, die sich nur selbst versperrte. Genau wie Theresa, doch die Zeiten waren vorbei, denn Taten würden folgen.

Doch eben jene Leiche, konnte Rebeccas zartes Selbst zerstören, welches sie in den letzten Monaten mühsam wieder aufgebaut hatte.

Das war doch alles verrückt!

Doch warum sich den Kopf damit belasten, wenn man doch unschuldig war?

Denn in ihren Augen, war Rebecca nur ein Opfer.

Ohnmacht.
 

Rebecca saß im Auto, sah hoch zum Häuschen, zum Lichtschein, mitten in dieser verrückten Nacht. Verrückt, genau so konnte man ihr ganzes Leben beschreiben. Das von beiden. Mit einem Seitenhieb betrachtete sie ihre Freundin, die den Mund verzogen hatte und in Gedanken schien.

„Denk gar nicht erst daran, dass ich im Auto bleibe.“,erwiderte Theresa. Etwas überrascht hob sie ihre Augenbrauen. Genau diesen Gedanken wollte sie eigentlich in die Tat umsetzen.

„Ich werde als erstes gehen.“, fuhr sie ihre Überlegungen fort. „Sag nichts. Wenn ich als erstes gehe wird er überrascht sein und da wir zwei sind, haben wir vielleicht eine bessere Chance.“

Rebecca hatte ein mulmiges Gefühl. „Ich weiß nicht.“, erwiderte sie.

„Mach dir keine Sorgen, er wird dich schon nicht erschießen.“, ein mattes Lächeln lag auf ihren Lippen.

„Lass uns gehen.“
 

Die letzten Schritte zum Haus schienen irgendwie die schwierigsten zu sein, immer mehr nahm das ungute Gefühl in Theresas Magengegend zu. Angst war es nicht, aber irgendeine dumpfe Erkenntnis, etwas was sich nicht erfassen ließ, vielleicht war dies eine Art Instinkt, doch jetzt würde sie keinen Rückzieher mehr machen. Aufmunternd drückte sie Rebeccas Hand, ihre Lippen formten einen Kussmund, alsbald erklomm ein kleines Kichern ihre Lippen. Sie benahm sich wie ein liebeshungriger Teenager. Egal.
 

Es war als würde die Zeit still stehen, denn das klopfen von Rebeccas Herz war in einer Art Trance. Wo vorhin die Zeit nur so zu verannen schien, erlebte sie jetzt ein Gefühl von Langatmigkeit, als wäre die Zeit eingefroren. Theresa klopfte an, beide warteten, doch als niemand kam, drückte sie die Klinke herunter und begierig folgte Rebecca ihr. Angespannt, als könne sie jeden Moment bersten.

Ein Moment, eine Sekunde, als sie die Einrichtung erneute betrachtete, den blauen Vorleger, im Holzhäuschen, da zuckte sie zusammen. Noch befand sie sich im Schatten des Flurs, doch Theresa lief bereits weiter und da wusste sie es, sein Gesichtsausdruck im Zwielicht lud nicht zum verhandeln ein.

Als dies passierte, alles in einem Sekundenbruchteil, als sie den Schuss hörte und der zarte Körper Theresas zu Boden fiel.

Sie bewegte sich noch und wie in einem Mantra brachen die Wörter nur so aus ihr hervor.

Sie bewegt sich. Sie lebt noch. Helfen. Scheiß Kerl. Fuck.

Doch während sie sich endlich zum gehen animierte, schoss er erneut, dieses Mal jedoch auf ihren Kopf, sodass... sich ihr Magen umdrehte und Rebeccas Herz heraus gerissen wurde.

Das war krank und gemein. Unter Schock blieb sie nach einem Schritt stehen, das Feuer des Kamins reichte nicht weit und er lag die Pistole beiseite, befingerte ihren Puls als wolle er auch ja sicher gehen das sie nicht überlebt haben könnte.

Eine absolut irrsinnige Szene aus einem Hollywoodfilm spielte sich in ihrem Kopf ab. Wer legte seine Waffe schon beiseite?

Wie Automatisch nutzte sie den Moment, hob die Waffe in Windeseile, sein überraschte Blick war genial, doch er hatte ihr Leben erneut zerstört.

Nein, eigentlich war er es ja nicht wirklich.

Sie schoss.
 

Rebeccas tun bestand jetzt nicht mehr aus Abwegen und den Gefühlen nach, einzig ihr Instinkt sagte das sie überleben müsse, irgendwie, eben jetzt.

Ihre Augen wand sie ab, sie wollte Theresa nicht so sehen.

Nein. Das war einfach nicht wahr, einfach ein böser Traum, jetzt wo sie endlich gemeinsam ein neues Leben beginnen konnten.

Ohnmacht.
 

Sie wischte ihre Fingerabdrücke ab und begab sich in Richtung Auto. Praktisch wenn man wie eine Maschine funktionierte, kein langes Überlegen, aber eben auch kein fühlen. Ja nicht. Bitte nein.
 

Auf dem Lenkrad ließ sie ihren Tränen freien Lauf, in tausend Scherben, so nannte man dies wohl, war ihr Leben endgültig zersprungen. Schlimmeres gab es nicht, egal ob es sich um Mord, Vergewaltigung, Mobbing oder vom verlieren des Geliebten handelte. Alles hatte sie durch.

Mit einem Schreien schlug sie ihren Kopf auf das Lenkrad ein, während kaum Töne entwichen, sondern es ein langgezogenes Atmen war.

Hoffnungslosigkeit breitete sich in ihr aus. Es war vorbei.

Sie startete das Auto und fuhr nach H., erst ziellos, dann nach reifer Überlegung ins Polizeirevier.
 

Sie wollte schon frei leben, aber auch nicht in diesem Zustand ewig verharren.
 

Als Rebecca am Morgen des 21. Januars 2012 aus dem Auto stieg, dämmerte es schon und Schneeflocken bahnten sich einen Weg auf Erden. Blutverschmierte Hände neigten sich dem Schnee entgegen.

So weiß, so rein.
 

Die Erinnerung an Theresas blutigen Körper, ihre abnehmende Wärme, der letzte Kuss..
 

Mit zügigen Schritten lief sie in Richtung Polizeirevier.
 

Wir sind alle Monster., dachte sie sich.
 


 

~

Ich hoffe euch hat das letzte Hauptkapitel irgendwie gefallen, ich vermute es haben sich Logikkeitsfehler eingeschlichen, aber wenn ich die Geschichte erneut überarbeite, werde ich alles versuchen auszumerzen..

Es wird noch ein Epilog folgen und klar, wird euch jetzt noch immer alles ein Rätsel sein, aber keine Angst, es wird sich noch alles zusammen fügen.

Spekulationen sind dennoch gerne erwünscht und ich entschuldige mich nochmal für die lange Wartezeit und hoffe es gefällt dennoch irgendwie..

Es hätte auch ein Happy End werden können, doch ihr wolltet es ja nicht anders *lach*

Das Mädchen außerhalb des Kreises

Das Mädchen außerhalb des Kreises
 

„Und was ist dann passiert?“, erkundigte sich die ältere Polizistin. Ihr Gesichtsausdruck war freundlich, mitfühlend und doch von einer kühlen Professionalität umgeben. Ihre blonden Haare waren zu einem strengen Dutt geflochten. Gepflegt und leicht geschminkt machte sie einen fähigen Eindruck auf Rebecca. Sie musste aufpassen.

Sie schluckte. Unaufhörlich kamen ihr die Tränen, sodass ihr Kajal schon längst seine dunklen Bahnen gezogen haben musste.

Ein weiteres schlucken - ihr Herz das unaufhörlich pochte. Trotz das sie sich selbst mahnte, es war als würde ihr Körper bald nachgeben.

„Ich weiß es nicht genau. Abends fand ich einen Brief von Maria, die mir mitteilte das es nicht sicher wäre und das meine Hilfe benötigt werden würde.“

Weitere Tränen bahnten sich einen Weg nach unten, das Gesicht fühlte sich ekelhaft feucht an.

„Natürlich weiß ich nicht wovon sie sprach und als ich bei ihr war, nachdem ich mich erkundigt hatte per SMS, das können sie übrigens nachsehen, da lag sie in Nähe des Tisches. Die Wohnung war komplett zerstört und als ich ein Geräusch hörte, habe ich mich so erschrocken das ich den Hintereingang genommen habe und hinaus geflüchtet bin. Wissen Sie, Maria ist eine meiner besten Freundinnen, daher besitze ich einen Zweitschlüssel und bin erst einen anderen Weg hinein gekommen.“

Rebecca stockte und sah nach unten auf ihre verschränkten Hände. Die Polizistin schien allerdings etwas hellhörig zu werden, vielleicht sollte sie nicht alles so stark widerlegen, am Ende würde der Fake noch bemerkt werden.

Nach einem kurzen Räuspern stellte die ältere Frau wieder Fragen.

„Besitzen Sie den Brief noch?“ Rebecca schüttelte den Kopf. Ein weiteres Schluchzen schlüpfte hervor.

„Ich habe mich so erschrocken und hatte Angst und vor allen Dingen wollte ich nicht das man denken könnte ich würde etwas damit zu tun haben.“ Jetzt sah sie auf, ganz außer sich, schüttelte sie ein weiterer Weinkrampf.

„Ich kann einfach nicht glauben was passiert ist. Und dann, als ich mich wieder beruhigt hatte, da stand das Haus in Flammen. Vor Angst bin ich zu meiner anderen guten Freundin Theresa geflüchtet.“

Einige Momente der Stille traten ein.

Der Weinkrampf ließ langsam nach, doch es folgte ein Schluckauf.

„Dann rief ihr Vater an. Er hatte mir schon zuvor Briefe geschrieben, indem er mich für irgendwelche Sachen, die ich nicht mal jetzt verstehe, verantwortlich machte. Einige davon besitze ich noch, die kann ich Ihnen geben.“

Rebecca nahm ein Taschentuch und schnäuzte lange hinein.

„Er hatte mich auf der Videoaufzeichnung entdeckt und machte mich für alles verantwortlich. Ich wollte mich nicht mehr länger verstecken, also bin ich zu dem angegeben Ort gefahren.“

Die Blondine wurde hellhörig und schien nun komplett gespannt zu sein.

„Also sind mehr Personen involviert?“

Grüne Augen sahen direkt in braune. „Ja.“, hauchte sie.

Ein weiterer Tränenfluss kam, sodass sie alles nur noch verschwommen wahr nahm.

„Als wir ankamen, erschoss er meine Freundin.“ Die junge Frau hielt nun inne, schluchzte erneut auf, denn das konnte schließlich nicht gespielt werden.

„Ich habe ihn überrascht, indem ich mich in Notwehr verteidigt hatte.“

Nun hielt sie die Hände vor das Gesicht und weinte bitterlich.

„Frau Drochtal,- was haben Sie getan?“, klang die Stimme der Polizistin nun energischer.

„Ich erschoss ihn mit seiner eigenen Waffe, bevor er mich auch erschießen konnte.“

Durch die Finger hindurch war zu erkennen, wie sich die Miene der anderen Frau veränderte.

„Haben Sie die Polizei gerufen?“

„Nein und deswegen bin ich hier.“

Jetzt wurde es chaotisch, während sich andere Personen im Hintergrund mobilisierten, kam eine gewisse Hektik ins geschehen, doch Rebecca hatte nicht das Gefühl man habe sie im Verdacht, zumindest noch nicht. Angst und kalte Berechnung kroch ihren Körper nach oben, verleibte sich ihr Selbst ein, nahm sie gefangen und befehligte sie weiter dazu Falschaussagen zu begehen. Zumindest ein Teil war gelogen. Die Briefe waren wirklich vorhanden.

Während Rebecca des Rest erzählte, ging sie im Geiste die wahren Geschehnisse durch. Maria war zwar nicht durch ihre Hand gestorben, aber schwer verletzt gewesen. Das angeblich noch vorhandene Videomaterial hatte sie zerstört und das Mikrowellen wirklich in Brand aufgehen konnten, wusste sie nun nur zu genau.

Als die Polizistin nun ihre Rechte und Pflichten aufklärte, holte diese sogleich Erkundungen über den weiteren Verbleib ein. Man musste weiteren Spuren nachgehen, alles sichern und Rebecca spielte eine nicht unwesentliche Rolle.

„Ich würde mich gerne in die Psychiatrie einweisen lassen, das alles macht mich fertig.“, erwiderte diese, nahm noch ein weiteres Taschentuch und ließ ihren Tränen freien lauf.
 

11 Monate später
 

Nachdem es ruhiger geworden wahr und auch der Medienrummel nachließ, war es ein schönes Gefühl endlich etwas Ruhe für sich zu besitzen. Klar hatten die Pfleger und Therapeuten ihr möglichstes getan und auch wenn sie nach außen eine perfekte Mimen war, innerlich lag alles in splittern. Das würde auch niemals mehr heilen, egal wie sehr sich die Leute anstrengten.

So endete ihr Schlussgespräch sehr herzlich, wenn auch etwas gezwungen.

Jetzt war nicht mehr viel Zeit verblieben, sodass sie sich sputete, die beiden Pakete ordentlich zu packen, um auch ja nichts zu vergessen. Die Postangestellte war zwar äußerst nett, arbeitete aber ziemlich langsam. In einer Stunde war schließlich das Treffen.

Nachdem das endlich aus der Weltgeschichte geschaffen war, fuhr sie in Richtung Aussichtsturm, abgelegen von der Stadt, etwas erhöht, aber mit schönem Ausblick.

Zu dieser Stunde dämmerte es schon, aber das lag schließlich an der Jahreszeit.

Alex sah verklärt aus und die letzte Zeit war er sichtlich gealtert. Der Dreitragebart stand ihm dennoch gut.

„Rebecca.“ Zwei Meter vor ihr blieb er stehen, unschlüssig, mit sichtlich schlechtem Gewissen.

„Ich weiß zwar nicht was schlussendlich vorgefallen ist, dennoch bin ich froh dich munter zu sehen.“

Alex übertrieb, denn ihre Augenringe waren Meilenweit zu sehen und auch ihre Narbe ließ sich schlecht überdecken.

„Ich danke dir. Ich weiß, es ist nicht alles leicht zu verdauen. Aber komm, lass uns nach oben gehen, ich würde gerne den Ausblick genießen.“

Somit nahmen sie die vielen Treppen nach oben, während er irgendwann schnaufte, anscheinend vernachlässigte er sein Training, war Rebecca topfit.

Ihre Hände umfassten das eiskalte Geländer, hielten sich daran fest. Mit einer Sehnsucht, die nicht benannt werden konnte, nahm sie jede Kleinigkeit der Stadt in sich auf. Lichter hatten eine eigenartige Faszination.

Von hinten kam Alex, dessen Atem ihr die Nackenhaare aufstellen ließen, doch vorerst gewährte sie ihm diese Freiheit.

Ruhe kehrte ein, auch innerlich, die schon lange nicht mehr zugegen war.

„Hast du mit Maria geschlafen?“, erkundigte sie sich ohne Umschweife.

„Ja.“

Stille. Das Wehen des Windes und die zarten Schneeflocken verzückten sie für einen Moment, bevor sie die Beine nach oben schwang und sich etwas unsicher auf das Geländer setzte, nur die Hände als Halt habend.

„Nicht! Bring dich doch deswegen nicht gleich um.“ Seine Hände umfassten ihren Körper.

„Lass mich! Denkst du ich würde mich wegen dir umbringen? Idiot!“, schrie sie ihm entgegen und wehrte sich. Nach einigen Momenten ließ er ab, blieb aber dicht bei ihr stehen.

„Hast du irgendetwas Besonderes an ihr bemerkt?“

Erst wusste er nicht was sie damit meinte, antwortete dann aber sehr sporadisch.

„Nein. Sie ist eine Frau wie du und die anderen. Du weißt schon.“

Das passte nicht zusammen, eines der Puzzleteile fehlte und wenn Alex mit ihr geschlafen haben musste, so hätte er doch sehen müssen, das sie beschnitten war und das aufs schlimmste.

Ihr Kopf neigte sich leicht. „Du willst mich wohl verarschen? Hast du denn nicht gesehen das ihr die Schamlippen fehlen?“ Bevor sie bemerkte das ihr ein Fauxpas unterlaufen war, zog er scharf die Luft ein.

„Was ist los? Wieso belügst du mich?“

Alex atmete tief aus. „Sie hat mir einen geblasen, aber ran lassen wollte sie mich nie.“

Rebecca verarbeitete das soeben erfahrenen, doch er redete weiter.

„Woher weißt du das eigentlich? Becci? Ich dachte ihr beide seid hetero?“

Rebecca hielt inne. Verunsicherung.

„Wir sind Frauen, da kommt es vor dass man sich mal sieht.“, lautete ihre leicht patzige Antwort.

Doch was jetzt störte, war die Tatsache, dass er sie Becci genannt hatte und bisher taten dies nur zwei Menschen und diese waren schon eine Weile tot.

„Hast du schon mal was von Pädophilen gehört?“

Alex blieb still, doch seine Hand umfasste ihren Arm stärker.

„Weißt du Alex, als ich vier Jahre alt war, hatte sich mein Vater das erste Mal an mir vergriffen. Erst wusste ich nicht was es damit auf sich hatte, doch später, oder vielleicht auch jetzt erst blicke ich richtig hindurch. Damals, als ich meine Eltern in den Graben geschickt habe, hatte ich vorher meine Mutter gefragt weshalb sie es nie unterbunden hatte. Was könnte die Ursache sein, dass man solch eine Tat einfach übersieht? Kurz nach meinem Missbrauch habe ich Maria kennengelernt. Ein paar Jahre später schlachtete sie meinen Hund ab. Ich glaube er und Theresa waren die wirklich einzigen Personen in meinem Leben, die mich wirklich liebten, ohne mir eine heile Welt vorzumachen.“

Eine Pause entstand, sie nahm seine schnelle Atmung wahr, doch jetzt war es sowieso zu spät.

„Als ich sechs war, hörte er plötzlich auf. Irgendwann habe ich das alles vergessen, oder eher richtig verdrängt, denn irgendwann hat mir mal Maria erzählt, dass in ihrer langen Krankheitsphase etwas schreckliches passiert sei. Genau wie mein Vater, besuchte ihrer sie eines Nachts, das war schon nachdem sie mich kennengelernt hatte und fiel über sie her. Als er jedoch herausfand, dass sie so etwas schon kannte, rastete er so aus, das sie, wie ich jetzt schlussendlich als Ergebnis denke ... sie beschnitten haben muss, sodass diese nie wieder irgendwie Lust empfinden konnte.“

„Rebecca, man kann dir helfen. Haben die Therapeuten sich denn nicht um dich gekümmert? Und das mit Maria tut mir Leid. So etwas ist einfach abscheulich.“

Rebecca ließ sich nach hinten rutschen, runter vom Geländer, genau in Alex' Arme und kuschelte sich fest an ihn heran.

„Man kann dir helfen. So etwas ist einfach abscheulich.“

„Ja, aber für dich nicht, stimmts?“ Seine Umarmung wurde fester.

„Erzähl keinen Scheiß, damit macht man keine Scherze.“

„Das tu ich nicht Alex.“

Seine blauen Augen sahen sie an, etwas verborgenes kam zum Vorschein, dunkel und das erschrak sie. Es war nur eine Vermutung gewesen, dennoch beängstigte es.

„Dir wird sowieso keiner glauben.“, flüsterte er mit drohendem Unterton.

Rebecca nickte nur und kicherte leicht.

„Ich hab dich damals gesehen, als ich deine Schwester entkleidete, du hattest dich versteckt, doch schlussendlich fandest du unsere öffentliche Vergewaltigung ganz anregend. Und soweit ich weiß, von der Quelle persönlich, kennst du Marias Vater schon ein Weilchen. Maria wusste das ihr immer so ein gewisses Lokal besucht habt, absolut sicher, denn keiner sprach darüber, das Geschäft läuft zu prächtig, nicht? Wie ist es, kleine Jungs und Mädchen zu missbrauchen, die als Sklaven gehalten werden? Findest du das toll?“, der letzte Satz erklang eher in einem schrillen Ton und er schleuderte Rebecca zurück, sodass diese gegen das Geländer stieß.

Der rechte Arm schmerzte ihr, doch schon im nächsten Moment wurde sie fest gepackt. Der linke Zeigefinger brach, als er ihn ihr bis ganz nach hinten zurück bog und sie schrie, denn die Schmerzen waren höllisch. Sein Körper drückte sie an den Pfosten, quetschte ihren zarten Körper ein, sein Mund roch nach Pfefferminze, seine Augen waren so dunkel wie Onyxe.

„Er hat dich einfach zu früh gehen lassen, besser er hätte dich besser erzogen. So ein Gürtel kann wahre Wunder bewerkstelligen.“ Dann küsste er sie und Rebecca würgte fast, als er ihr seine Zunge rein steckte, seine Ausbeulung näher an ihren Körper brachte.

Nach einigen Sekunden stieß er sie zurück, nahm Abstand und sie rutschte nach unten, ihr Körper sackte zusammen.

„Gregor wusste damals dass Theresa bei dir war, schließlich bin ich wie du schon erkanntest gut mit ihm dran. Er hat mir einiges beigebracht und während dein Vater ein dummer Amateur war, so haben wir alles Revolutioniert, denn nur durch uns, besonders Gregor, konnte unsere falsch verstandene Szene hier richtig etabliert werden. Du glaubst gar nicht wie einfach alles geht.“

Sie sah nach oben, in sein Gesicht, Schmerz und Trauer, Enttäuschung und dennoch ein ziemlicher Schock was er ihr offenbarte, schließlich hatte Maria nur Vermutungen gehabt.

„Was hat das mit Theresa zu tun? Sie ist komplett unschuldig.“, mühsam kämpfte sie gegen die Tränen an.

Theresa. Ihr Herz sehnte sich nach ihr.

Er grinste schelmisch.

„Meine Schwester hatte Vermutungen, Dinge herausgefunden, die mir hätten Schaden können und schlussendlich auch Gregor. Ich hab sie damals vorausgehen sehen und auch wenn du dachtest er wäre durch dich gestorben, dann hast du unrecht.“ Sein Grinsen wurde breiter.

„Erstens sie sollte sowieso sterben und du hast mir Gregors Platz beschafft, denn er war damals nicht alleine gewesen, da ich anwesend war. Während du dich deiner Trauer hingabst, habe ich ihm den Gnadenschuss gegeben.“
 

Es gibt Situationen, die nicht einmal der rationalste Mensch dieser Welt, nehmen wir den Mathematiker, berechnen kann. Obwohl wir uns täglich einreden das Leben genau planen zu können, so sind wir dennoch der Umwelt ausgeliefert.
 

Rebecca schluckte, während ihre Augen schmerzten, weil sie ihn so Hasserfüllt ansah.

Arschloch.

Sie erhob sich, fasste mit beiden Händen in die Jackentasche und unterdrückte die Schmerzen. Als sie dicht bei ihm stand, sah sie ihm ins Gesicht.

„Und was hast du jetzt mit mir vor?“

„Dich vögeln.“, erwiderte er aalglatt, sodass seine Worte dieser Situation etwas Tragikomisches gaben.

Im nächsten Moment schon nahm sie das kleine Haushaltsmesser, welches im nahegelegenen Kaufhaus erworben worden war und stach ihm ins linke Auge. Er jaulte auf, doch sogleich stach sie hinterher, immer weiter, wie in einer Art Trance.

Er war Schuld.

Er war ein Schwein.

Ein Sadist, der es liebte sich an unbedarften Menschen zu vergehen.

Wichser.
 

Auf dem Boden sammelte sich eine beachtliche Menge Blut und jetzt war es an ihr, zu entscheiden wie es weiter gehen sollte.

Weiter gehen und irgendwie ein Leben leben? Oder alles hier und jetzt beenden?

Rebecca tat einen Schritt nach vorne, erst einen, dann zwei..
 

Sara warf Fred einen scharfen Blick zu, als dieser sich schon nach einer halben Stunde wieder kund tat. Verfressenes Ding, dass eindeutig zu sehr verwöhnt war, dachte sie.

„Nun gib ihm schon so ne kleine Naschstange, sei nicht so herzlos.“, erklangen Jessis Worte um die Ecke.

„Der ist eindeutig zu fett, wir sollten ihn lieber in ein Fitnesscenter geben.“, rumorte diese allerdings, nahm jedoch eines dieser Teile heraus und gab es dem Kater.

„Du verfressenes Ding.“, betitelte sie den Kater und streichelte anschließend sein Fell.

Als Alex damals erschienen war, im Schlepptau dieses Fellknäuels, hatte sie nicht schlecht gestaunt. Da Theresa tot war, hatte er sich eigentlich darum zu kümmern, doch seine Arbeit ließ dies nicht zu und da Rebecca sich, wie offiziell benannt, in einer Reha befand, wurde Sara gefragt sich um den kleinen - oder eher riesigen Kater zu kümmern.

Angetan war sie nicht, doch Jessica hatte sich sofort in das Tier verliebt und ihn schließlich bei sich aufgenommen. Als Sara jedoch gefragt hatte weshalb ihre Eltern ihn nicht aufnahmen, hatte er nur mit den Schultern gezuckt.

Komisch war dass schon, in den Medien und auch in der Polizei waren sie so dargestellt worden, als wären alle riesige Freunde gewesen und das auch noch mit Theresa, anschließend hatte sich heraus gestellt, dass Rebecca dies so angegeben hatte.

Komisch, komisch, wie sie immer zu sagen pflegte.

„So, und was machen wir jetzt? Du hast mich zu dir bestellt. Endlich eine Idee für dein Manuskript?“ Sara bahnte sich einen Weg zu Jessica, was sich gar nicht als so einfach darstellte, da diese in ihrer Wohnung haufenweise Antiquitäten lagerte, hauptsächlich Bücher. Und auch in ihrem Arbeitszimmer sah es nicht besser aus, alte Bücherschränke, das Holz konnte sie nicht benennen, doch es war von einem schönen dunklen Braun, was dieser Wohnung selbst einen antiquarischem Tuch verpasste. War schon cool hier, dachte sie sich immer, aber halt ziemlich alt.

„Nein, leider nicht, aber ich arbeite daran.“, Jessica drehte sich auf ihrem Bürostuhl um und griente sie an. Ihre blonden Locken umspielten ihr niedliches Aussehen nur noch mehr.

„Ich bin mir noch nicht so sicher mit dem Genre.“, erwiderte sie.

„Fantasy? Erotik? Kombinier es und du wirst so erfolgreich wie Twilight. Vielleicht noch eine dumme, herzerweichende Geschichte.“, gab Sara von sich, worauf Jessi lachen musste.

„Nein. Ich würde gerne etwas ernstes schreiben, etwas für beide Geschlechter. Und zudem ist Twilight nicht erotisch.“

„Dann wirst du es schwer haben.“, meinte Sara wahrheitsgemäß.

Als Jessi zum Reden ansetzte, klingelte es an der Tür. Mit einem matten Lächeln begab Jessica sich zur Tür und nahm überrascht zwei Pakete entgegen die keinen Absender hatten.

„Hast du etwas erwartet?“, erkundigte sich Sara, doch die Angesprochene schüttelte nur den Kopf.

Neugierig öffneten beide die Pakete, bis Jessica inne hielt. „Warte einen Moment, hier ist ein Brief von Rebecca.“ Sofort horchte die die andere auf, wartete gespannt bis Jessica zu Ende gelesen hatte, doch was sie sah, schnürte ihr das Herz zu. „Nun sag mir schon was da steht, ich sterbe fast vor Neugierde. Löst sie jetzt ihren Hausstand auf?“

„Nein.“, erwiderte die andere aufgebracht. Sie nahm ein kleines Büchlein beiseite worauf der Zettel gelegen hatte und blätterte es durch. Es sah wie ein Tagebuch aus.

„Du kannst jetzt den anderen Karton aufmachen und das andere Tagebuch entnehmen.“

Gesagt und getan, denn sie zersprang fast vor Neugierde, doch als sie die erste Seite blätterte, bemerkte Sara dass es sich um Rebeccas Tagebuch handelte.

„Dürfen wir das denn so einfach lesen?“, erkundigte sie sich.

„Das sollen wir sogar.“

„Oh, hier ist sogar ein weiterer Zettel von Rebecca. Hmm, du sollst die markierten Seiten mit den farbigen Seiten als erstes lesen. Sind die beiden eigentlich von Rebecca?“

Jessi antwortete nicht sogleich, gebannt las sie die erste markierte Seite.

„Nein, das hier ist von Maria.“

Die Augen der anderen Frau wurden riesengroß.
 

Rebecca

..

..Mit dem Tagebuch von Maria, legen mir Informationen vor, die ich mir niemals hätte ausmalen können. Niemals. Das ist unfassbar. Hat das Hand und Fuß?

Zum Glück hab ich den verdammten Karton mitgenommen. Ein Glück das sie alles immer beschriftet hat..
 


 

Ganz zu Anfang befand sich diese Seite.

Maria

..Die Schmerzen sind schlimm. Ich hab voll geweint, aber Papa hat nicht aufgehört. Dann hat er Mama gehauen und dann hat er wieder das Messer genommen und mir den kleinen Teddy in den Mund gestopft.. den Rest kennst du ja..
 

Auf einige Stunden danach war dieser Eintrag datiert.
 

Papa hat gesagt, ich soll nix sagen. Und er hat gesagt, das sie Schuld ist und das Schlingel daran schuld hat und das ich das hier und das kannst du nicht sehen benutzen soll. Dann gehts mir wieder gut.
 

Diese Seite war mittig des Tagebuchs beschrieben worden und schone einige Jahre her.

Maria
 

Liebes Tagebuch, du einziger, der um meine Gefühle weiß, jetzt ist wieder so eine Zeit, wo ich erleichtert bin dich mein eigen zu nennen.

Auch wenn es Jahre her ist, doch wenn ich daran denke, wird mir erneut schlecht, ich möchte mich erbrechen bis nichts mehr hoch kommt und selbst dann habe ich keine Ruhe wenn ich daran denke. Kann ich es jemals sagen? Niemand würde wohl mit mir Mitleid haben, nachdem ich so bin, doch anders geht es nicht, das habe ich dir schließlich zu genüge erzählt und es ist wunderbar so meine lästigen Erinnerungen loszuwerden. Wer benötigt schon einen Therapeuten?

Jedenfalls schmerzt es nach langer Zeit wieder, als ich Alex sah, hat er mich erregt wie noch kein Mensch zuvor, so gerne würde ich, aber wie du weißt würde mein Vater es herausfinden, denn es würde einreißen. Leider. Aber irgendwann vielleicht...
 

Gegen Ende des Tagebuchs befanden sich diese mehr dahin bekritzelten Wörter.

Hey,

ich glaube ich liebe ein elendiges Schwein, er scheint genau dorthin zu gehen, wo auch mein Vater verkehrt. Ich habe eindeutig zu viel Zeit, wäre ich nur nie so Neugierig gewesen...

Nun ja, Rebecca scheint sich für ihn zu erwärmen, zumindest erzählt er mir dies, wenn er nur seine Finger von mir lassen würde, wenn ich mir überlege wen er noch so alles anfasst..
 


 

Rebecca

Hallo Jessica, Liebe Sara,

ich hoffe ich werdet mit diesem derart brisantem Material gut umgehen. Ich weihe euch nicht nur in die intimsten Geheimnisse von Maria ein, sondern auch in die Meine.

Glaubt mir, wie sehr ich Theresa vermisse, ich liebe sie. Auch wenn es niemand weiß, so sollt ihr es erfahren. Es ist mir wichtig dies weiterzutragen, glaubt mir, ich wollte ihr nie etwas schlechtes. Ich weiß das die Polizei mir nicht wirklich glaubt und ich beobachtet werde und ja ich bin nicht mehr so ganz fit wie früher, doch noch immer klar im Kopf.

Ich möchte Jessica, dass du die Informationen für dich nutzt, erst letztens hast du in deiner Mail geschrieben, das die Muse dir nicht hold ist und so will ich nicht nur das ihr die Wahrheit erfahrt, sondern dass du sie zu Papier bringst. Mein Herz schmerzt jeden Tag und vielleicht wird dieser Schmerz irgendwann gelindert, wenn ich lese dass die Geschichte um mich und Theresa gut ausgeht. Lass sie leben, den Rest kannst du alles diesem Tagebuch entnehmen und auch meinen Notizen. Es tut mir Leid für alles, schlussendlich waren wir alle nur Leittragende, Opfer. Und im Endeffekt hat uns das alle zu Monstern gemacht. Ich hoffe die kleine Übersicht genügt euch.

Machts gut, lebt fröhlich und wundert euch nicht, sollte Fred verschwinden. Ich liebe euch dennoch wie Schwestern. Danke für alles.

P.s.: Ich denke Alex ist wirklich involviert, macht euch keine Sorgen, ich kümmere mich darum.
 

Die beiden besahen sich die Zeichnung einer Blume, in den Blüten standen verschiedenste Namen und Notizen. Dabei handelte es sich um Personen und ihren Bezug zum jeweiligen geschehen. Ganz oben war Theresas Name vermerkt mit einem Herz und einem fett geschriebenen: unschudiges Opfer, Mobbingopfer, Schwester von Alex, gehasste Person von Maria, intelligent und tot.
 

Alles war unter der Überschrift: Splitter des Lebens verfasst worden.
 

Nach einigen Minuten voller Schweigen und vielen Tränen, meldete Sara sich zu Wort.

„Scheiß Männer.“

Doch Jessica konterte: „Du weißt nicht wie sie rein gerutscht sind. Ich will sie nicht in Schutz nehmen, niemals, aber vielleicht haben einige selbst schreckliches durch gemacht.“

Sara nickte. „Und so schließt sich der Kreislauf. Gewalt trifft auf Gewalt. Wirst du ein Buch daraus zaubern können? Immerhin ist die Geschichte ernst genug.“, ein schniefen erklang.

„Ja, das werde ich und ich hab auch schon den passenden Titel.“

“Monster.“
 


 


 


 


 


 

....

Ich benötige einen Beta.

Nun ich hoffe, ich habe alle zufireden gestellt. Verzeiht mir die Fehler wieder, ich bin durchs Schreiben so subjektiv, dass ich diese erst gaaanz spät bemerke.

Zudem verweise ich auf die ausgeklügelte Psyche eines jeden Menschen, das uns unmenschliche Handlungen erst ausführen lässt.

Die Story sollte flüssig in sich aufgehen, ich habe lange überlegt, doch sollte mir kein Patzer passiert sein, so sollte sich alles einfügen und schlüssig erscheinen. Und wieder verweise ich auf den komplexen Menschen, Rationalität hin oder her, überall versteckt sich irgendwo eine 'Leiche' im Keller *schmunzel*



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Kommentare zu dieser Fanfic (11)
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Von:  distinctive
2012-07-18T15:58:21+00:00 18.07.2012 17:58
Ist die böse auf die Welt gekommen oder was o_O
Mit 7 schon so was zu tun...

Und heute denkt Maria immer noch so GLÜCKLICH über ihre Tat:
"Maria nahm ihre rechte Hand, betrachtete die Narbe, welche sie selbst erst vor kurzem betrachtet hatte und ihr Blick war irgendwie glücklich und selbstzufrieden."
Von:  Ribka-is-Mori
2011-12-05T17:48:36+00:00 05.12.2011 18:48
Du machst mich mal wieder kürre mit dieser FF!! Aber das weißt du ja meine Süße^^
Oh Mann ich weiß echt nicht was ich schreiben soll...!!
Das ich trurig bin wg Theresa weißt du ja das ich das Rebecca nicht zugetraut hab, weil siehs ja eig. nicht machen wollte weißt du auch!!
Also was soll ich dann noch sagen?
*grübel*
Ich bin traurig das das Ende so geworden ist das eig. niemmand glücklich werden konnte!! Besonder für Theresa und Rebecca tut es mir leid... Wg. Maria nicht so auch wenn ich ja glaube zu wissen was war... und wg dem Vater erst recht nicht, nachdem er SOWAS gemacht hat!! Du weißt ja wie ich dazu steh... Heftig das du all diese Sachen erwähnen musstest!! In dem Kapi hatte ich wirklich das Gefühl zt. von mir zu lesen...

Aber ich muss dir auch ein Rießenlob ausprechen!!
Für diese wunderschöne, süße Shojo-ai Szene in der Dusche!! Sie hat mir wirklich sehr gut gefallen und das sage ich als bekennender Yaoi/Shonen-ai Freak wie du weißt^^ Aber langsam, dank dir, komme ich auf den Geschmack *lach*

Was ist denn jetzt los? o-O Ich fang beim Kommi schreiben fast das heulen an!? Und das wo ich das nicht bei dem Kapi getan hab!!
Meine Kommis werden auch immer persönlicher *seufz*
Und das ist nur wg dir so... Du bist mir eine!!
Hab dich ganz doll lieb <3

Deine Wilka
Von:  Edichu
2011-09-14T00:00:28+00:00 14.09.2011 02:00
Puh! ^,^°
da hat mir jaRibka-is-Mori was empfohlen...
gute story muss ich echt zu geben. gespannt bin auf die fortsezung...
...
die stelle mit marias geschlechtsteil irritiert mich jedoch...
*grübbel*
OMG! was hat die denn jetzt da unten? *grübbel* nen weit klaffendes loch? O,o oder wie?
ja weis, das ganze kapitel erwartet lob und ich komm mit so einer Frage XD
ich hoffe das das irgendwie geklärrt wird... mit dem riesigen Loch kann ich net leben XD
trotzdem weiter so
grüßeEdichu
Von:  Ribka-is-Mori
2011-09-13T16:52:35+00:00 13.09.2011 18:52
Na das wird ja mal ein geburtstags-kommi... Tut mir leid, ich wünschte ich könnte ein schöneres schreiben!! Zumal es ja eig. nicht geplant was das ichs außgerechnet heute schreibe...

OMG DAS kann doch nicht sein?? Wieso DIESES Thema...? Wieso hast du mich nicht gewarnt? Du weißt doch bescheid... Sch****!!! Maria... jetzt kann ich es ein wenig verstehn, wieso sie so ist... Wars ihr Vater...? Aber wieso so brutal?? also heftiger als normal meine ich.
Ich bin verwirrt...!! Dachte beim Flashback kurz Maria hätte sich in Rebecca verliebt und würde deswegen so handeln... aber, ach ich weiß nicht!?

Das Kapi war richtig heftig!! und jetzt wo ich weiß das es schlecht enden wird, weiß ich nicht ob ich das wirklich lesen kann...
Klar will ich wissen wieso so und nicht anders!! Mir kommts aber so vor als könnte das nächste Kapi einen Nervemzusammenbruch bei mir auslösen...

Und wie immer!! NEIN, ES IST NICHT SCHLECHT GESCHRIEBEN!! Und weil du heut Geburtstag hast, wirst du ausnahmsweise nicht gehaun^^
Mag mag die Geschichte immer noch! Ist die erste auf Mexx die mich zu sollchen Emotionen gebracht hat! Aber das weißt du ja^^°

hdgdl deine Wilka *knuddel*
Von:  ore
2011-08-29T17:42:16+00:00 29.08.2011 19:42
Ich hoffe da kommt eine Erklärung zu, wie konnte es dazu kommen?

Lies aber nochmal drüber mir sind wenige Rechtschreibfehler aufgefallen, zum Beispiel, auf der "Sie[h]" auf der letzten Seite.
Von:  Ribka-is-Mori
2011-08-19T10:34:23+00:00 19.08.2011 12:34
also das kapi fand ich seltsam bzw. meine reaktion darauf.
eig. sollte es noch schlimmer sein als die vorherigen, zumal es ein adult ist, was wie ich finde wirklich berechtigt ist, aber trozdem hatte ich nicht das selbe gefühl wie zuvor. jetzt ist es eher so das ich natürlich wissen will was los ist, wiso haben ihre eltern nix gesagt? was ist passiert das maria meinte sich so rächen zu müssen? ect. eben ganz viele fragen. maria ist in meinen augen ein eiskalte schlange und ich hätte ihr wirklich eine reinhaun können als sie sie besucht hat!! und das dann theresa so ganz anders war als ich gedacht hatte war eine rießige überaschung für mich, zumal sie mit alex verwant ist *wtf!!*

der letzte satz war wirklich etwas wo ich gesagt habe "gute idee ich will mitmachen!!" weißt du ja hab ich ja gesagt, jetzt aber wo du eben gesagt hast... *ich will ja nicht spoilern* denke ich ich hätte es bereut, wenn ich mitgemacht hätte oder?

tut mit leid das diese kommi nicht eins geworden ist wie sonst meine übrigen kommis. aber es war für mich noch nie so schwer gewesen meine eindrücke in einem wiederzugeben, wie in diesem hier. und den rest weißt du ja meine süße. und zum x-ten mal es ist NICHT schlecht!!! >.< aber dafür wirst du ja noch gehaun!! ;D

hdgdl meine süße deine Wilka
Von:  ore
2011-08-18T19:16:27+00:00 18.08.2011 21:16
Es bleibt fessend und ich will wissen wie es weitergeht. Aber ein kleinwenig Kritik habe ich doch: Bitte arbeite bei der Wörtlichen Rede mit etwas mehr ankündigenden Namen, gerade wenn man die Geschichte nur Stückweise liest, hat man sonst etwas Probleme das gesagte einer Person zuzuordnen.

Das Adult seh ich übrigens nicht so, es ist harter Tobak, aber in meinen Augen nicht zu explizit.
Von:  ore
2011-08-17T19:59:42+00:00 17.08.2011 21:59
Du musst weiterschreiben. Die Perspektive, alles so plastisch. Die Charaktere - tiefgründig und spannend. Der Wechsel zwischen den Zeitlinien, bitte weitermachen. Ich wusste, dass du in dritter Person noch viel besser schreibst.
Von:  ore
2011-08-17T19:22:18+00:00 17.08.2011 21:22
Wilka hat recht, es fängt schonmal recht heftig an, aber das Problem bei Mobbern ist, dass sie meistens sozialer Mittelpunkt einer Klasse sind, weswegen man als dritter sich da nicht wirklich einmischen will und sollte, wenn man nicht selbst ins Visier rücken will.
Von:  Ribka-is-Mori
2011-08-12T20:44:56+00:00 12.08.2011 22:44
hmm... was soll ich zu so einem wirklich krassen kapi sagen...?
es war echt heftig!! wies von dir auch geplant war. es macht eine makabare neugier auf mehr, aber stößt auch gleichzeitig ab nach dem motto "bitte ich will es nicht wissen!" wer da gequält wurde weiß ich ja inzwischen dank dir und da fürchte ich mich ein wenig deswegen vor dem nächsten kapi. auch rebeccas beweggrund lässt sich jetzt besser verstehn... aber das sie maria gerettet hat... hm... ich weiß erlich nicht ob ich das gemacht hätte... so wäre sie "frei" gewesen und jetzt wird sie eher ihren job als model durch den unfall verlieren?!

ich hab grade ein wirklich schlechtes gefühl! so eins als würde man einen horrorfilm angucken obwohl man das eig. nicht will und weiß das das eine schlechte idee ist. ich glaube so lässt sich diese ff für mich am besten beschreiben. horrorfilm!!! und ich hoffe irgendwie grade das es ein gutes ende nehmen wird, auch wenn das recht nach utopie klingt...

du geschrieben wie immer!! :) aber was ich davon halten soll weiß ich noch nicht *noch extremst aufgewühlt bin*

glg deine wilka


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