Zum Inhalt der Seite

Szenen einer Freundschaft

X-Men First Class
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Du bist nicht der Einzige.

Ein U-Boot! Erik fluchte innerlich. Die Yacht, auf der Schmidt bis eben noch gemütlich gefeiert hatte, brannte und versank langsam im Hafenbecken von Miami. Doch unter dem Schiff war ein U-Boot gewesen, Schmidts Absicherung, um im Notfall schnell und unbemerkt fliehen zu können. Nun, unbemerkt blieb er nicht. Erik spürte das Metall des Unterwasserfahrzeugs, spürte wie es sich entfernte, aber so leicht würde er diesen Mistkerl nicht entkommen lassen. Endlich würde er den Letzten dieser verdammten Mörder erwischen, ihm das Leben nehmen, so wie dieser seiner Mutter das Leben genommen hatten.

Noch einmal atmete er durch, schloss die Augen und spürte das Metall, dieses Mal ganz bewusst, spürte wie sein Körper sich darauf zubewegte. Das magnetische Feld bewegte ihn vorwärts, erst langsam dann immer schneller. Wasser rauschte an seinem Gesicht vorbei. Immer wieder musste er die Augen schließen, spuckte die salzige Flüssigkeit aus, die ihm in den Mund floss, hustete. Aber er würde nicht aufgeben, Schmidt nicht entkommen lassen.
 

Da war noch ein anderer Mutant im Wasser, offenbar keiner, der auf Shaws Seite war. Er kämpfte gegen ihn, zerstörte die weiße Yacht, indem er ihren Anker samt Kette wie ein Lasso herumwirbelte. Shaw und seine Anhänger flohen in den Bauch des Schiffes, dort verharrten sie, dann bewegten sie sich erneut. Charles verfolgte das Spektakel, konnte aber nichts weiter tun, als die Gefühle und Gedanken der Mutanten wahrzunehmen. Der fremde Mutant im Wasser war wild entschlossen Shaw nicht entkommen zu lassen. Er spürte unbändige Wut, Hass, Rachegelüste. Plötzlich bewegte er sich vorwärts. Wie genau war sich Charles nicht sicher, aber so wie das U-Boot sich bewegte, tat es auch der Mutant im Wasser. Erneut streckte Charles seine Fühler nach diesem Mutanten aus, einem lebenden Magneten. Was für eine faszinierende Kraft, aber im Moment war etwas anderes wichtiger. Dieser Mann hing an dem U-Boot, würde damit in die Tiefe gezogen werden und ertrinken. Er konnte spüren, dass er stur war und besessen von dem Gedanken Shaw zu stellen.

„LASS LOS!“ schrie Charles ihm so laut er konnte zu, doch seine Stimme wurde garantiert vom Rauschen des Wasser, von den Motoren der Schiffe und den Rufen der Küstenwache verschluckt. Dieser Kerl war verrückt, er würde ertrinken. „DU MUSST LOSLASSEN!“ versuchte es Charles erneut, wieder erfolglos. „Helfen Sie ihm“, wandte er sich an den Matrosen, der neben ihm stand. „Jemand muss ins Wasser und ihm helfen.“ Die Zeit drängte. Charles versuchte den Punkt, der der Kopf des Mannes war, im Wasser nicht zu verlieren. „LASS JETZT LOS! DU MUSST SOFORT LOSLASSEN!“ schrie er aus Leibeskräften, doch zwecklos. Eilig rannte er das Deck entlang. Der Punkt verschwand und ohne weiter nachzudenken, stürzte sich Charles mit einem Köpper ins Wasser. Wenn niemand sonst half, er würde ihn nicht sterben lassen. Wie eine Pfeilspitze tauchte er durch das eiskalte Wasser, konnte die Augen nur mit Mühe offen halten. Da war er. Noch einige Schläge mit den Armen und Beinen, dann hatte er ihn erreicht und schlang seine Arme um den kräftigen Mann.
 

Da waren andere Schiffe, dessen war er sich sicher. Hatte Schmidt doch mehr Truppen, als er geglaubt hatte? Dann würde er sie alle töten, jeden von ihnen, würden sie sich ihm in den Weg stellen. Das U-Boot bewegte sich schneller und Eriks Geschwindigkeit steigerte sich ebenso. Er wollte näher herankommen, wollte das U-Boot stoppen. All seine Gedanken konzentrierte er darauf. Wenn er es nur schaffen würde, dass sich der Antrieb aufhören würde zu drehen. Wieder schwappte ihm eine Welle eiskaltes Wasser ins Gesicht. Sein Körper fühlte sich erschöpft an, die Muskeln waren hart und bis zum Zerreißen gespannt. Inzwischen war er schnell, zu schnell für seinen Körper. Der Druck des Wasser war fast unerträglich. Dann folgte er dem U-Boot unter die kalte Oberfläche. Sofort entwichen ihm einige Luftblasen. Es war schwierig den Drang einzuatmen zu unterdrücken. Doch egal wie schwer es war, er durfte nicht aufgeben, unter keinen Umständen. Plötzlich spürte er etwas Warmes durch die Kälte hindurch. Irritiert riss er die Augen auf. Es waren Arme, dich sich um seinen Körper geschlungen hatten. Doch nicht nur das, da war eine Stimme, ganz deutlich, als würde jemand direkt in sein Ohr sprechen. Aber es war unmöglich, man konnte unter Wasser nicht sprechen. Die Stimme auch kam nicht von außen, sie war in ihm, in seinem Kopf.

//Das schaffst du nicht. Du wirst ertrinken//, warnte ihn die Stimme eines Mannes. Er klang besorgt, ehrlich besorgt. Erik wusste nicht, wann er jemanden das letzte Mal so hatte reden hören. //Lass los//, bat sie ihn weiter. //Ich weiß, dass dir dass wichtig ist, aber du wirst sterben.// Wenn er gekonnt hätte, hätte er wohl aufgelacht. Er hatte sich den Tod schon so oft gewünscht. Jeden Tag früher, jeden Tag, wenn sie ihn gefoltert und misshandelt hatte, wenn er im Labor wie eine Ratte aufgeschnitten worden war. Der Tod machte ihm wirklich keine Angst. Wofür lebte er schon? Nur für seine Rache. //Bitte, Erik. Du musst dich beruhigen.// Woher kannte der Mann seinen Namen? Erik ließ los, einen Moment paralysiert von der sanften, flehenden Tonlage, mit der die Stimme in seinem Kopf seinen Namen ausgesprochen hatte. Und diesen Moment nutzten die Arme, um seinen Körper um ihn mit an die Oberfläche zu ziehen.
 

Endlich war der Druck weg. Sie bewegten sich nicht länger durchs Wasser. Erik hatte das U-Boot losgelassen. Charles spürte die Verwirrung und er verstand sie auch, aber sie würden es gleich klären können. Den Moment musste er nutzen, jetzt, bevor Erik seine Kräfte erneut auf das U-Boot einsetzte. Bereits als sie die Wasseroberfläche durchbrochen hatten, hatte der andere Mutant seine Schockstarre überwunden. Ungestüm stieß er ihn von sich. „Lass mich los. Lass mich los!“ befahl er. Charles ließ ihn, ging ein wenig auf Abstand. „Beruhig dich. Atme tief durch“, bat er ihn mit möglichst ruhiger Stimme, während er gleichzeitig versuchte so viel Sauerstoff wie möglich in seine brennenden Lungen zu ziehen. „WIR SIND HIER“, schrie er in Richtung des Schiffes der Küstenwache. Sie mussten beide aus diesem eiskalten Wasser raus. Charles spürte wie er fröstelte, spürte die Erschöpfung, aber auch das Adrenalin in seinem Blut. Sein Herz schlug schneller. Wieder sah er zu Erik, der ihn nicht aus den Augen ließ. „Wer bist du?“ fragte er ihn nun. „Ich bin Charles Xavier“, antwortete der wahrheitsgemäß. „Du warst in meinen Gedanken. Wie hast du das gemacht?“ Offenbar war Erik misstrauisch und unsicher. Wer konnte es ihm verübeln? Charles hatte vorhin das erste Mal selber gespürt wie es sich anfühlte, wenn jemand anderes im eigenen Kopf herumspukte, der Telepath, der für Shaw arbeitete. Aber für genauere Erklärungen war später noch immer Zeit, daher entschied er sich jetzt für eine einfache Antwort: „Du hast deine Tricks, ich hab meine. Ich bin wie du. Und jetzt beruhig dich wieder.“ Noch immer konnte er Eriks aufgewühltes Gemüt spüren. Der Hass war noch immer da, der Frust, weil er Shaw nicht hatte stellen können. Doch jetzt war da noch etwas anderes, Erleichterung, Überraschung und Freude. „Ich hab gedacht, ich wär der einzige…“ Eriks Stimme klang nun nicht mehr aggressiv, sondern fast etwas brüchig. Charles lächelte ihn an. Er musste einsam gewesen sein mit all seiner Wut und seinem Hass. „Du bist nicht der Einzige. Erik, du bist nicht der Einzige.“
 

Erik konnte den anderen Mutanten nur anstarren. Es gab also tatsächlich noch andere auf der Welt? Noch immer misstrauisch sah er in die blauen Augen, suchte nach einem Funken Lüge in seinen Worten, doch Charles Blick war absolut offen und ehrlich. Lächelnd zog er ihn an der Hand näher zu sich, half ihm das Seil zu packen, das von dem Schiff zu ihnen hinab geworfen worden war. Gemeinsam wurden sie nach oben gezogen. Kühle Luft ließ ihn frösteln. Dann zogen ihn helfende Hände aufs Deck. Zwei Frauen, eine blond, eine brünett, beugten sich über Charles und erkundigten sich nach dessen Wohlergehen. Erik setzte sich auf. Ein Arzt – zumindest trug er auf seiner Uniform ein rotes Kreuz – kniete sich zu ihm, legte erst ihm, dann auch Charles eine Decke die Schultern, ehe man sie anwies ihm unter Deck zu folgen, wo sie durchgecheckt wurden und trockene Kleidung bekamen. Die ganze Zeit über sagte er nichts, versuchte noch immer Charles Worte zu begreifen. Er wollte den Anderen so viele Dinge fragen, doch ergab sich keine Gelegenheit alleine mit ihm zu sprechen und er wusste nicht, ob die anderen hier von Charles Fähigkeiten wussten.

Man wies Erik eine kleine Kabine zu und brachte ihm etwas zu Essen. Erst jetzt spürte er wie hungrig er eigentlich war. Schnell verschlang er die Brote, doch kaum hatte er den letzten Bissen heruntergeschluckt, klopfte es an der Tür und Charles trat ein, einen weiteren Teller Sandwiches in der Hand. „Ich hatte so die Ahnung, du könntest noch einen Nachschlag vertragen.“ Er lächelte, die blauen Augen auf Eriks Gesicht gerichtet. Die Kabine war wirklich nicht groß, doch Charles trat selbstverständlich ein, stellte den Teller auf dem bereits geleerten ab und setzte sich neben Erik auf das Bett. Dieser sah Charles einfach nur an.
 

„Iss“, forderte er Erik lächelnd auf. Doch der andere Mann starrte ihn an wie eine Erscheinung. Noch immer schien er nicht begriffen zu haben, was ihr Aufeinandertreffen wirklich bedeutete. Also lehnte sich Charles zurück mit dem Rücken gegen die Wand der Kabine: „Erik, wir haben später noch genügend Zeit zu reden. Jetzt solltest du essen und anschließend schlafen. Du bist erschöpft und Ruhe wird dir sicher gut tun.“

„Wieso… habe ich vorher nie von anderen gehört?“

Charles nahm sich Zeit über diese Frage nachzudenken. Es gab vermutlich verschiedene Gründe, aber sicher konnte er das nicht sagen. „Sie verbergen ihre Fähigkeiten, manche wissen es vielleicht nicht einmal. Du erzählst es vermutlich auch nicht jedem, der dir begegnet.“ Erik schüttelte den Kopf. „Wieso warst du in meinem Kopf?“ Charles lachte leise. Offenbar konnte das Gespräch doch nicht warten. „Ich bin ein Telepath… Ich kann die Gedanken Anderer lesen, mit ihnen Kommunizieren, Ihnen – wenn ich wollte – meinen Willen aufzwingen oder ihnen Bilder und Wirklichkeiten in den Kopf pflanzen, die sie anschließend für real halten. Aber keine Sorge, ich nutze sie normalerweise ausschließlich zur Kommunikation, wobei ich manchmal nicht umhin komme Gedanken anderer zu lesen…“

Erik schien einerseits misstrauisch, andererseits fasziniert. Es war deutlich, dass sich freute, nicht der Einzige zu sein und das erkannte Charles auch, ohne die Gedanken des Anderen zu lesen. Doch es war spät und Erik sollte sich wirklich ausruhen. „Schlaf jetzt… Alles Weitere besprechen wir morgen.“ Er erhob sich und ging zur Tür, wo er jedoch noch einen Blick zurückwarf. „Keine Sorge, du bist hier sicher. Gute Nacht, mein Freund…“ Dann verließ er die Kabine endgültig und ließ Erik mit seinen Fragen alleine.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Wieselchen
2013-11-04T12:35:54+00:00 04.11.2013 13:35
Huii das ist wirklich so schön geworden.. Ich hoffe wirklich du hast nicht nur vorgehabt diese wengen Szenen zu schreiben und da kommt noch was.
Ich hab das ja alles noch sehr deutlich im Kopf und das ist wirklich passend und glaubhaft was du hier fabriziert hast. :)
Von: abgemeldet
2011-06-22T16:14:45+00:00 22.06.2011 18:14
Mehr! Mehr! Mehr! Mehr! Mehr!
Machst du bitte bitte bitte ganz schnell weiter um meine Leselust zu befriedigen? :) Ich liebe den neuen X men. Der letzte war blöd, aber der neue ist gut wegen diesem super cuten Charles und einem super sexy Erik.

Von:  sweetAlec
2011-06-21T19:27:22+00:00 21.06.2011 21:27
Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschießen, Eigentlich bin ich ja für solche Paarings nicht zu haben aber die beiden fand ich schon im Film einfach nur Herzzerreisen süß
Von:  Dragongirl007
2011-06-19T18:23:47+00:00 19.06.2011 20:23
Ich schließe mich Kaneshon an: Die Ausschmückung ist super. Auch die Gefühlslage der beiden Charaktere wird gut geschildert. Ich bin schon gespannt wie es weitergehen wird ^^ Weiter so! :-)
Von:  Kaneshon
2011-06-19T13:56:24+00:00 19.06.2011 15:56
Hi,
tolle Idee die Szenen mit den Beiden noch etwas "auszuschmücken". Ich fand sie schon im Film gut, aber deine Variante finde ich noch besser.^^
VG


Zurück