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Zwischenblut

von

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Das verlorene Kaisergrab

Das verlorene Kaisergrab
 

Als Cloud am nächsten Morgen aufwachte, fand er sich im Nachbarbett seines Bruders wieder. Sofort kamen ihm die Bilder von der vergangenen Nacht wieder in den Kopf. Er schüttelte sich und so langsam fiel die Müdigkeit von ihm ab. Er stieg aus dem Bett und musste mal wieder feststellen, dass sich die Hose seines Schlafanzugs spannte wie ein Zirkuszelt.

Langsam und ungelenk tappte er zum Badezimmer und wollte hineingehen, doch die Tür war abgeschlossen. Es dauerte allerdings nur ein paar Minuten und die Tür ging auf und der Dämon Nurarihyon kam heraus. Er trug nur eine schwarze Boxershorts. Als er Cloud und auch dessen körperliches Problem sah, grinste er.

„Hey, da ist ja schon jemand wach und dazu freut sich ja der kleine Cloud schon, mich zu sehen.“, sagte der Dämon und grinste breit.

„Du weißt ganz genau, dass das jeden Morgen so ist. Bei dir ist das doch auch, oder etwas nicht?“, entgegnete Cloud und verschwand ins Badezimmer.

Dort wusch er sich und zog sich an und als er fertig war, waren auch alle unerwünschten körperlichen Reaktionen abgeklungen.

„Verflucht, warum muss mein Körper mich nur so blamieren?!“, schoss es Cloud sauer durch den Kopf.

Nachdem er fertig war, verließ er das Badezimmer und ging ins Wohnzimmer. Dort saßen bereits am Wohnzimmertisch Wiki und Nurarihyon. Als sich Cloud zu ihnen setzte sagte der Dämon:

„Na endlich bist du fertig. Hast ja ziemlich lange im Bad gebraucht. Hast wohl dafür gesorgt, dass der kleine Cloud wieder ganz klein wird.“

Cloud sah ihn böse an.

Wiki musste grinsen.

„Ach komm schon Cloud. Ist doch nur Spaß. Was meinst du, wie es Léon schon öfters ergangen ist. Der ist manchmal im Schlafanzug zum Frühstück erschienen und hatte auch wie du eine morgendliche Erektion. Also Schwamm drüber!“, sagte Wiki und lächelte Cloud an.

Dieser ließ sich durch Wikis Worte besänftigen und schaute nicht mehr ganz so finster drein.

Wenige Minuten später erschien auch Léon vollkommen angezogen und sie machten sich auf den Weg zur Pension, um zu frühstücken.

Als sie aus der Hütte traten, konnten sie sehen, dass in der Hütte, in der Cloud zusammen mit seinem Bruder und seinen Eltern gewohnt hatte, ein Baum eingeschlagen war, genau wie es die Wölfe gesagt hatten.

Sie gingen zu den Schneemobilen, die an jeder Hütte standen und Nurarihyon setzte sich ans Lenker und Wiki hinter ihm. Léon setzte sich an den Lenker des zweiten Schneemobils und Cloud setzte sich hinter seinen Bruder. Wiki musste Nurarihyon noch erklären, wie er das Schneemobil startete, doch dann fuhren sie los. Es dauerte keine fünf Minuten, bis sie an der Pension angekommen waren, denn Nurarihyon und Léon hatten sich ein Kopf an Kopf Rennen geliefert und als sie dann endlich vor der Pension hielten, war Cloud wirklich froh, dass er vom Schneemobil absteigen konnte.

„Zurück fahr aber ich!“, sagte er zu seinem Bruder.

„Wieso denn? War doch lustig!“, erwiderte Léon und zusammen betraten sie die Pension.

Die Rezeptionistin begrüßte sie und wieder fiel Clouds Blick auf die Brosche mit dem Hogwartswappen. Diesmal sagte er allerdings nichts, sondern folgte den anderen in den Speisesaal. Dort angekommen staunte er nicht schlecht. Der Speisesaal war riesig. An der Stirnseite des Saals war ein großes Buffet aufgebaut, auf dem alles stand, was man sich zum Frühstück nur so wünschen konnte.

An einem großen Tisch saßen bereits Thomas, Béatrice, Agathe und Siegfried und warteten auf sie.

Cloud setzte sich zusammen mit Léon, Wiki und Nurarihyon zu seinen Eltern und sie begannen das Frühstück damit, sich alles notwendige vom Buffet zu holen.

„Was machen wir heute?“, fragte Léon seine Eltern und schaufelte sich ein wenig Rührei in den Mund.

„Wir werden heute zuerst ein Museum besuchen. Danach werden wir noch ein wenig Ski fahren!“, sagte Thomas und biss von seinem Brötchen ab.

Léon stöhnte auf.

Cloud hatte nicht erwartet, in dem ersten Urlaub mit seiner Familie in ein Museum zu gehen und so fragte er:

„In was für ein Museum werden wir denn gehen?“

Nun war es Béatrice, die antwortete:

„Wir werden in ein Museum über die österreichischen Monarchen gehen!“

Léons stöhnen wurde lauter.

„Jetzt hab dich nicht so Léon. Ein wenig Wissen wird dir nicht schaden, schließlich haben wir dich aus der Schule genommen, damit du zusammen mit Cloud auf seine Schule gehen kannst.“, sagte Thomas streng.

Damit war das Thema abgehakt, denn Léon wagte nichts mehr auf die strengen Worte seines Vaters zu sagen.

Sie beendeten ihr Frühstück und machten sich auf den Weg zum Museum.

Sie fuhren mit der gleichen Kutsche, die sie auch schon am Vortag benutzt hatten, in die Kleinstadt und stiegen neben der Kirche vor einem alten Museum aus.

Sie betraten das Museum und meldeten sich zu einer Führung an. Sie hatten Glück, denn die nächste Führung begann in fünf Minuten und schon eine kleinere Menschentraube wartete im Eingangsbereich des Museums.

Als sich dann der Rundführer einfand, begann die Führung. Zuerst gingen sie eine lange Bildergalerie entlang, wo Bilder über alle Monarchen Österreichs hingen. Ein Bild fiel Cloud ganz besonders ins Auge. Es war das Bild einer schönen Kaiserin namens Elisabeth Amalie Eugenie. Dazu stand noch hinter ihren Namen in Klammern der Name 'Sisi'.

„Hey, die kenn ich! Über die musste ich in der Grundschule in Geschichte ein Referat halten!“, sagte Cloud und unterbrach so den Rundführer in seiner Erklärung.

Dieser drehte sich zu Cloud um und sagte:

„Das kann sein. Die Kaiserin Sisi, wie sie auch genannt wurde, gehört zu den bekanntesten Monarchen, da sie immer eine besondere Nähe zum Volk pflegte. Deshalb hat man ihr schon früh im Rahmenplan des Geschichtsunterrichts einen hohen Stellenwert zugeteilt.“

Cloud wandte sich dem Bild der Kaiserin zu. Neben ihr war ein Wappen eingezeichnet. Das Wappen zeigte einen großen Adler mit zwei Köpfen. Der Adler hatte auf jedem Kopf eine Krone und in der einen Kralle hielt er ein Schwert und in der anderen eine goldene Kugel mit einem Kreuz.Er hatte die Flügel ausgebreitet, als wenn er jeden Moment losfliegen wollte und in den Flügeln waren die einzelnen Wappen der Fürstentümer, die Österreich zu der Zeit in sich vereint hatte.

Cloud besah sich weiter das Bild der Kaiserin an, bis Léon ihn weiter zog, damit er nicht den Anschluss verpasste.

Allgemein wurde der Kaiserin Sisi eine Menge Raum in dem Museum gewidmet. Auf einem weiteren Bild war die gleiche Kaiserin in Jagdkleidung zu sehen. Allerdings, was Cloud vollkommen verdutzte, war, dass sich gleich hinter der Kaiserin ein Rudel Wölfe befand. Cloud machte sich jedoch schnell aus dem Staub, denn nach dem Werwolfangriff und seiner etwas seltsamen Begegnung mit den Wölfen war er nicht erpicht auf eine weitere Begegnung mit denen.

So ging er zusammen mit seiner Familie und hörte den Vorträgen des Rundführers zu.

Nach ungefähr zwei Stunden war der Rundgang beendet und sie verließen das Museum.

„Das war wirklich interessant!“, sagte Léon.

Jedoch konnte er sich ein Gähnen nicht verkneifen und strafte so seine eigenen Worte Lügen.

„Wo gehen wir jetzt hin?“, fragte Cloud und sah seine Eltern an.

„Jetzt gehen wir Ski fahren!“, sagte Béatrice und gemeinsam gingen sie zu der Kutsche, die noch immer auf sie wartete und stiegen ein.

Dann fuhren sie zu einem Skilift und betraten diesen. Sie betraten eine der Gondeln und stellten sich zusammen in eine Ecke der Gondel.

Wieder überkam Cloud dieses Prickeln im Nacken und er sah sich mit Hilfe seiner Aura um. In einer anderen Ecke der Gondel fand er den Ursprung seines prickelnden Gefühls. Die beiden gleichen Hexen, die ihm schon im Schienenbus aufgefallen waren, standen nun in einer Ecke der Gondel und unterhielten sich mit einem Mann mit einem Gewehr auf dem Rücken. Cloud erkannte sofort, dass der Mann keinerlei magische Kräfte hatte, dafür aber sehr gut mit dem Gewehr umgehen konnte.

In seinen Gedanken berichtete er seiner Familie von seiner Entdeckung und diese stimmte ihm zu.

Die Gondel hatte in der Zwischenzeit den Gipfel des Berges erreicht und nun standen sie in der Gipfelstation, wo sie auch gleich Ski und Skikleidung ausleihen konnten. So suchten sie sich die passende Kleidung und Ski aus und zogen sie sich in einem Umkleideraum an. Dort konnten sie auch ihre andere Winterkleidung, die nicht zum Fahren geeignet war, in einen Spind schließen. Als sie sich dann ihre Ski an die Füße geschnallt hatten, stapften sie aus dem Umkleideraum hinaus ins Freie. Cloud hatte sich jedoch nicht für Ski, sondern für ein Snowboard entschieden und so schnallte er sich das erst draußen an den Füßen.

Dann wandte sich Thomas an seine beiden Söhne.

„So ihr beiden. Für Cloud ist es das erste Mal auf einem Snowboard. Ich möchte, dass du Lèon, ein wenig deinem Bruder unter die Arme greifst. Ich wünsche euch viel Spaß!“, sagte Thomas und klopfte seinen Söhnen auf die Schulter.

Léon zeigte Cloud zuerst, wie er sich auf dem Snowboard halten konnte. Cloud machte ihm die Bewegungen nach und als er es dann verinnerlicht hatte, legte Léon ihm eine Hand auf die Schulter.

„So, versuch jetzt mal den Abhang herunter zu fahren! Ich bin genau neben dir, falls etwas passieren sollte!“, sagte Léon und nickte Cloud zu.

Cloud stellte sich mit dem Snowboard gleich an den Abhang und gab sich selbst einen kleinen Ruck, so dass das Snowboard losfuhr und immer schneller wurde, während es den Abhang hinunterrasste.

Wie Léon versprochen hatte, fuhr er auf seinen Ski genau neben seinem Bruder und passte auf, dass nichts schief ging.

Vor ihm erschien ein kleiner Hügel und er fuhr genau darauf zu. Nun wollte es Cloud wissen. Er ging leicht in die Hocke, genau so, wie es sein Bruder ihm gesagt hatte, wenn er beschleunigen wollte und raste nun auf den Hügel zu.

Sein Snowboard fuhr den Hügel in einer gewaltigen Geschwindigkeit hoch und für einen Moment schwebte Cloud in der Luft. Er schaffte sogar einen kleinen Looping, bis er wieder mit dem Snowboard zuerst auf dem Schnee landete und weiter fuhr.

Da passierte es. Ein anderer Snowboarder rempelte Cloud an und Cloud musste sich ziemliche Mühe geben, um nicht umzufallen.

Léon packte ihn am Arm und half ihm, wieder das Gleichgewicht zu erlangen.

Allerdings waren sie dadurch ein wenig von der eigentlichen Skipiste abgekommen und fuhren nun in einen Wald, an einer unzählbaren Menge Tannen vorbei. Sie versuchten einen Weg zu finden, wieder auf die Skipiste zu gelangen, denn sie konnten die anderen Skifahrer noch immer hören. Vor ihnen tauchten drei Tannen auf, die wie ein Dreieck dastanden und ihnen die Weiterfahrt erschwerten. Aber ausweichen konnten sie auch nicht, denn der Wald wurde immer dichter und links und rechts von ihnen standen ebenfalls Tannen. Nun waren sie keine zwei Meter mehr von den drei Tannen entfernt, die zusammen ein Dreieck bildeten und Léon bremste ein wenig ab und ließ dadurch Cloud den Vorrang, weil dieser noch nicht genau wusste, wie er mit einem Snowboard bremste.

Cloud wich ein wenig nach rechts aus und wich so der Tanne in der Mitte aus und machte sofort einen starken Schwund nach rechts, so dass er zwischen den beiden Tannen hindurch fahren konnte, aber was dann geschah, damit hatte er nicht gerechnet.

Der Boden unter Cloud gab nach und er stürzte dicht gefolgt von Léon in die Tiefe. Als er dann auf einem Boden aufschlug und Léon gleich darauf auf ihm landete, fühlte sich sein Körper an, als wenn er sich mindestens zwei Rippen angeknackst hätte, aber er stand auf und sah sich um. Cloud und Léon waren in einer Art Steingewölbe gelandet. Es war stockdunkel, doch das machte den beiden Jungvampiren nichts aus, denn sie konnten trotzdem alles bestens erkennen. Vor ihnen erstreckte sich ein kurzer Gang, der gesäumt war von Säulen und an deren Ende befand sich eine riesige Tür. Cloud und Léon schnallten sich ihr Snowboard, beziehungsweise die Ski von den Füßen und gingen langsam auf die Tür zu.

Cloud spürte wieder dieses Prickeln im Nacken und erstarrte.

„Hier ist Magie am Werk!“, sagte er und zog aus seiner Kleidung seinen Zauberstab.

Langsam und vorsichtig gingen sie auf die aus Stein geschlagene Tür zu. Cloud klopfte mit dem Zauberstab auf die Tür, doch nichts geschah.

Léon stöhnte.

„Na toll, kannst du sie nicht mit irgendeinem Zauber öffnen?“, fragte Léon seinen Bruder.

Dieser schüttelte den Kopf.

„Außerhalb vom Anwesen kann ich nicht zaubern, denn wenn ich es tun würde, würden wir sofort von Mitarbeitern des Zaubereiministeriums bestürmt werden und darauf hab ich keinen Bock!“, erwiderte Cloud.

Er besah sich die Tür genauer an. In die Tür waren mehrere Zeichen gehauen worden. Unter anderem war es auch ein Adler, der eine Krone trug. In seinen Klauen hielt er ein Schwert und eine Kugel mit einem Kreuz. Er hatte seine Flügel weit ausgebreitet, als wenn er gleich losfliegen wollte. In seinen Flügeln waren noch Wappen eingehauen worden.

Cloud kam das Zeichen bekannt vor und er kam nach wenigen Augenblicken des grübelns auch darauf, woher er das Zeichen kannte.

„Léon, dass ist das Wappen der Kaiserin Österreichs. Was ist, wenn das hier wirklich das Grab der Kaiserin ist?“, sagte Cloud und stellte zugleich noch eine ziemlich wilde Theorie auf.

Léon verzog die Stirn in Falten.

„Das kann nicht sein. Hast du denn im Museum nicht zugehört? Sie wurde in der Wiener Kapuzinergruft bestattet und nicht hier draußen mitten in der Wildnis.“, sagte Léon und sah stirnrunzelnd seinen Bruder an.

„Was hat dann ihr Wappen hier zu suchen?“, fragte Cloud und strich mit der Hand über das Wappen in der Tür.

Mit was er nicht gerechnet hatte war, dass sein handeln etwas auslöste. Gleich nachdem er mit der Hand über das Wappen gestrichen war, knarrte es und die Tür öffnete sich langsam, wie in Zeitlupe.

Als die Tür vollkommen offen stand, sahen sich die beiden Brüder misstrauisch an.

Langsam und vorsichtig gingen sie Schritt für Schritt weiter und fanden sich in einem kreisrunden Raum wieder. Um die Decke des Raumes tragen zu können, gab es vier Säulen, die in ihrer Form, so wie sie aufgestellt worden waren, ein Rechteck bildeten und in diesem Rechteck standen zwei steinerne Särge.

„Léon, wir sollten nicht hier sein. Das ist ein Grab!“, sagte Cloud.

Er musste gegen den Drang seiner Neugier ankämpfen und sich zugleich klar machen, dass sie hier ein vollkommen fremdes und seit mehr als einem Jahrhundert nicht mehr berührtes Grab gefunden hatten.

„Was soll denn schon passieren? Die Skelette da drin werden nicht plötzlich auf uns zurennen und uns angreifen.“, sagte Léon und trat näher an einen der Särge.

Nun gewann bei Cloud die Neugier die Oberhand und auch er trat näher an die Särge. Er sah sich die kunstvoll in den Sarg eingearbeiteten Blumen und Pferde an. Kunstvoll in einem Geflecht aus Blumen, der auch in den Sarg eingearbeitet worden war, stand der Name der verstorbenen Person. Cloud trat näher an den Sarg heran und las sich den Namen der Person durch.

„Hier liegt Elisabeth von Österreich-Ungarn, Kaiserin und Mutter.“

Cloud und Léon starrten sich verblüfft an. Wenn das stimmte, was auf dem Sarg stand, dann hatten sie das Grab der Kaiserin Sisi entdeckt.

Plötzlich vernahmen sie ein Räuspern hinter sich und die beiden Brüder drehten sich blitzschnell um und Cloud erhob seinen Zauberstab.

Vor ihnen standen zwei Geister, die beide ein wenig über den Boden schwebten. Der eine Geist war der einer Frau und sie hatte lange Haare, die hinten kunstvoll zusammengebunden waren. Dazu hatte sie ein schönes, herzförmiges Gesicht und ein weites Kleid an.

Neben ihr stand ein Mann in einer Militäruniform. Diese Art von Uniformen waren damals in Österreich üblich, aber heute trug sie keiner mehr. Er hatte kurzes, welliges Haar und einen kleinen Schnurrbart. Cloud erkannte, wer die Geister waren.

Er verbeugte sich aus Respekt und sagte dann:

„Bitte entschuldigt, dass wir in Euer Grab eingedrungen sind, aber vorhin hat einfach der Boden unter uns nachgegeben und wir sind hier hinunter gestürzt.“

Die Kaiserin betrachtete ihn aus klugen, mandelförmigen Augen.

„Du bist ein Zauberer, sonst hättest du nicht hinunter kommen können. Wie konntest du durch die Tür gelangen, denn schließlich können nur...!“, sagte sie, als der Mann neben ihr eine Hand auf ihren Arm legte.

„Wie sind eure Namen?“, fragte der Mann neben der Kaiserin.

„Mein Name ist Cloud und das hier ist mein Bruder Léon!“, antwortete Cloud.

Der Mann nickte.

„Nun, wer wir sind scheint ihr anscheinend zu wissen, doch ich werde uns trotzdem noch einmal vorstellen. Ich bin Franz Joseph, Kaiser von Österreich-Ungarn und Ehemann von Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn.“, sagte er und stellte auch zugleich nochmals die Kaiserin vor.

Die beiden Brüder verbeugten sich vor dem Kaiserpaar.

„Nun müssen wir nur noch klären, wie ihr hier herunter gekommen seid, denn die Tür wurde mit einem Zauber versehen, der nur Blutsverwandte in unser Grab einlässt!“, sagte Kaiser Franz und sah die beiden Brüder misstrauisch an.

Da horchten beide Brüder auf.

„Moment mal, Sie haben gerade gesagt, dass die Tür mit einem Zauber belegt wurde, also heißt das, dass Sie Hexe und Zauberer sind!“, sagte Cloud zu dem Kaiserpaar.

Sie nickten.

„Und Sie haben gesagt, dass nur Blutsverwandte durch den Zauber kommen, also muss Cloud auf irgendeine Weise mit Ihnen verwandt sein.“, sagte Léon und sah vom Kaiserpaar hinüber zu seinem Bruder.

Für Cloud war das alles nur noch vollkommen verwirrend. Über seine leiblichen Eltern wusste er nichts mehr, als dass sie früher Anhänger des Dunklen Lords waren.

Die Kaiserin trat zu Cloud herüber und legte ihre durchsichtige Hand auf seine Wange.

Für Cloud fühlte es sich an, als wenn an der Stelle, wo die Hand seine Wange berührte, ihm ein Eiswürfel an die Wange gehalten wurde:

„Wie heißt du mein Junge und wer waren deine Eltern?“, fragte die Kaiserin freundlich und setzte ein sanftes Lächeln auf.

Cloud musste schlucken. In seinem Hals bildete sich ein Klos.

„Ich heiße Cloud zu Wallenstein. Wer meine leiblichen Eltern waren, weiß ich nicht, aber ich weiß, dass sie ebenfalls zaubern konnten.“, sagte Cloud und senkte den Kopf.

Sie sah ihn mit einem Blick an, der tiefstes Mitgefühl ausstrahlte.

Dann wandte sich die Kaiserin an Léon.

„Nun, wer bist du und wer sind deine Eltern?“, fragte die Kaiserin und sah Léon erwartend an.

„Ich bin Léon zu Wallenstein. Meine Eltern sind Thomas und Béatrice zu Wallenstein. Cloud wurde vor etwa über einem halben Jahr von unserer Familie adoptiert.“, sagte Léon und legte seinen Arm um Clouds Schulter.

Die Kaiserin und der Kaiser nickten, dann hellte sich die Miene der Kaiserin auf.

„Thomas und Béatrice sagtest du? Dann bist du ihr Sohn. Oh ich freue mich so sehr für sie! Ihr größter Wunsch damals war es, ein Kind zu bekommen. Anscheinend hat sich dieser sogar in doppelter Höhe erfüllt. Du musst nämlich wissen, dass sie damals zu unseren engsten Freunden gehört haben. Wir beide kennen eure Eltern und wissen, dass sie Vampire sind. Aber wir haben nie uns etwas böses dabei gedacht. Ganz im Gegenteil. Damals waren Vampire genauso wie Zauberer Hand in Hand um ein friedliches Zusammenleben bemüht. Wie sieht es heute da draußen aus?“, fragte die Kaiserin und sah die beiden Brüder erwartungsvoll an.

Cloud und Léon tauschten einen Blick miteinander.

„Nun ja, wie soll ich es sagen?! Die Vampire und die Zauberer können sich nicht so wirklich leiden. Es gibt immer wieder gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen einander. Es ist sogar soweit, dass Vampire auf die Liste der schwarzmagischen Kreaturen gesetzt wurden, nur weil wir nicht sterben können!“, sagte Cloud bitter und sah der Kaiserin direkt in die Augen.

Diese schlug die Hand vor dem Mund.

„Und die Zauberschule? Was ist mit der deutsch-österreichischen Akademie für Magie?“, stieß die Kaiserin schon fast panisch aus.

Wieder tauschten die beiden Brüder einen Blick.

„Weißt du was von einer solchen Schule?“, fragte Léon seinen Bruder in seinen Gedanken.

Dieser schüttelte zur Antwort den Kopf, dann wandte er sich an das Kaiserpaar.

„Es tut mit Leid, aber ich kenne keine solche Schule. Mir sind nur die drei Schule Hogwarts, Beauxbatons und Durmstrang bekannt.“, antwortete Cloud und sah, wie die Kaiserin immer bestürzter wurde.

Sie ergriff die geisterhafte Hand ihres Gatten und setzte sich auf einen der Särge.

„Was ist nur passiert, als wir nicht auf der Erde wandelten? Es ist soviel passiert, ich kann es nicht glauben. Könnt ihr mir erzählen, was passiert ist?“, fragte Kaiser Franz und sah von seiner Gemahlin zu Cloud und Léon herüber.

Diese nickten und fingen an, dem Kaiserpaar alles zu erzählen, was sie wussten. Léon hielt sich dabei an die Fakten, die er über die nichtmagische Welt wusste und erzählte über die beiden Weltkriege. Als Léon fertig war, griff Cloud ein und erzählte alles, was er über die Geschichte der magischen Welt wusste. Wieder schlug sich die Kaiserin die Hände vor ihren Mund.

„Es war alles umsonst?! All unsere Bemühungen, eine friedliche Welt für alle Wesen auf der Welt waren umsonst?!“, keuchte die Kaiserin und schüttelte sich vor Entsetzen.

Ihr Ehemann legte einen Arm um ihre Schulter und sagte:

„Nein, Liebling, es war nicht alles umsonst. Wir haben damals die ersten Schritte gemacht und jetzt ist die nächste Generation an der Reihe, dem Hass entgegen zu treten. Wir müssen ihnen nur die richtigen Werkzeuge dafür in die Hände geben!“

Die Kaiserin beruhigte sich und sah ihren Mann erstaunt an.

„Meinst du wirklich?“, fragte die Kaiserin mit brüchiger Stimme.

Der Kaiser nickte.

Dann wischte sich die Kaiserin die Tränen aus ihrem schönen und durchsichtigen Gesicht und ging an dem Grab vorbei, in dem ihre letzten Überreste lagen. Sie ging die Grabkammer entlang auf einen kleinen Altar zu, auf dem einige der letzten Geschenke der Lebenden an den Toten lagen. Sie winkte die beiden Brüder zu sich. Cloud und Léon traten zu ihr und die Kaiserin deutete mit einem durchsichtigen Finger auf eine kleine Schatulle.

„In dieser Schatulle sind die Ringe von Franz und mir. Wir beide haben sie verzaubert, so dass der oder die Träger immer wissen, wo der jeweils andere ist. Dazu ist noch ein Schutzzauber mit eingewoben. Dieser Schutzzauber funktioniert so, dass er den Träger vor schweren Verletzungen schützen wird. Wenn ihr also einen Armbruch erleiden würdet, so wird es, wenn ihr den Ring tragt, nur eine kleine Prellung sein.“, erklärte die Kaiserin und sah die beiden Brüder aus ihren mandelförmigen Augen an.

Cloud und Léon sahen sie erstaunt an.

„Aber warum habt Ihr sie nicht getragen, als Eure Körper beerdigt worden sind. Dazu können wir die Ringe nicht annehmen, denn sie gehören Euch und sind ein Zeichen Eurer Liebe!“ , widersprach Léon und schüttelte leicht den Kopf.

Kaiser Franz trat neben Kaiserin Sisi und sagte:

„Da magst du recht haben, aber meine liebevolle Gattin hatte kurz vor ihrem Tod eine Vision, in der sie anscheinend euch sah und deshalb war ihr letzter Wunsch, dass wir die Ringe nicht mit ins Grab nehmen, sondern sicher für euch aufbewahren!“

Nun sahen die beiden Brüder Kaiser Franz vollkommen verwirrt und verblüfft an.

„Dann heißt das, dass Ihr von unserem zufälligen Besuch hier gewusst habt?“, fragte Cloud nun vollkommen verdattert.

Die Kaiserin und ihr Gatte nickten.

Der Kaiser stieß der Kaiserin leicht in die Hüfte, worauf sie sich fragend zu ihrem Mann umdrehte.

„Meinst du nicht auch, dass es Zeit ist, nicht nur die Ringe weiter zu geben?“, fragte er seine Gemahlin.

Sie schien sofort zu wissen, was er meinte, denn sie erhob einen ihrer geisterhaften Arme und in der Mitte der Grabstätte, über ihren Gräbern, erschienen zwei glatte Steine. Einen Moment schwebten sie über den Gräbern, doch dann kamen sie auf Cloud und Léon zu und blieben dann vor ihnen, ungefähr einen halben Meter über dem Boden, in der Luft schweben.

„Wir möchten, dass ihr dies und die Ringe dazu mitnehmt. Das ist unser Geschenk an euch. Es wird jetzt Zeit für euch und auch für uns zu gehen. Wir werden uns leider nicht noch einmal begegnen! Lebt wohl!“, sagte die Kaiserin und beugte sich zuerst zu Cloud und dann zu Léon herunter.

Sie hauchte jedem von ihnen einen Kuss auf die Wange und erhob sich dann wieder. Kaiser Franz reichte zuerst Cloud die Hand.

Cloud wollte sie ergreifen, doch seine Hand fuhr direkt durch die Hand des Kaisers. Dieser schüttelte leicht lächelnd den Kopf und beugte sich zu ihm herunter.

„Mach dir nichts daraus. Du hast wirklich die Augen deine Urgroßmutter!“, flüsterte er Cloud ins Ohr und erhob sich dann wieder und schüttelte dann Léon noch die Hand.

Dann machte die Kaiserin vor ihnen einen Knicks. Das Kaiserpaar drehte sich um und ging auf die Tür zu, wodurch Cloud und Léon gekommen waren und als sie die Schwelle übertraten, lösten sie sich auf und waren auf dieser Welt nie wieder gesehen.

Cloud und Léon sahen noch einige Augenblicke zu dem Punkt, an dem das Kaiserpaar verschwunden war.

Cloud war so sehr auf den Punkt vertieft, wo das Kaiserpaar verschwunden war, dass ihm Léon in den Arm kniff, um ihn wieder ins hier und jetzt zu holen.

„Was meinst du, sollen wir wirklich die Ringe mitnehmen?“, fragte Léon seinen Bruder.

Dieser zuckte mit den Achseln, seufzte dann aber resignierend auf.

„Es war ihr Wunsch, also sollten wir diesen auch erfüllen. Aber bilde dir ja nicht ein, dass ich dich heiraten werden!“, sagte Cloud und öffnete die Schatulle.

Léon zog es vor, darauf lieber nichts zu antworten. Dies war schließlich nicht der richtige Ort für solche Diskussionen.

Sie nahmen sich jeweils einen der Ringe und steckten ihn sich an den Zeigefinger, nachdem sie kurz die Handschuhe ausgezogen hatten. Sie zogen sich ihre Handschuhe wieder an, nahmen sich jeweils einen der Steine und dazu noch das Snowboard und die Ski und verließen das Grab. Kaum waren sie über die Schwelle getreten, als sich die Tür mit einem lauten Knarren versiegelt. Ein magisches Leuchten fuhr an den Scharnieren entlang und zeigte so, dass diese Tür sich wohl auch nicht mehr mit der fortgeschrittensten Magie öffnen ließ. Sie gingen zu der Stelle zurück, an der sie gelandet waren und sahen, dass sich dort eine kleine magische Leiter gebildet hatte. Sie stiegen die Stufen nach oben und als sie wieder an der Oberfläche standen, verschwanden die Stufen und der Eingang zum Grab versiegelte sich für immer.

Es war bereits stockdunkel, doch das hinderte sie nicht daran, sich in den Schatten einer Tanne zu Stellen und in ihren Gedanken nach ihren Eltern zu rufen.

Plötzlich heulte der Wind auf, als wenn er über ein ergangenes Unrecht wütend wäre und einen Moment später standen Thomas und Béatrice vor ihren Söhnen.

„Wo habt ihr gesteckt? Wir haben uns Sorgen gemacht! Alle haben nach euch gesucht! Wir konnten euch noch nicht einmal mehr spüren!“, sagten Thomas und Béatrice wie aus einem Mund.

Cloud senkte den Kopf und sah auf den schneebedeckten Boden. Er war noch nie von seinen Eltern ausgeschimpft worden, aber bei diesem Gedanken wurde es ihm zugleich warm ums Herz.

Es gab jemanden, der sich Sorgen um ihn machte. Jemanden, der ihn liebte und der sich um ihn sorgte, wenn er plötzlich verschwunden war. Er konnte nicht mehr an sich halten und ihm kamen wieder die Tränen. Wieder liefen die Tränen über seine Wangen.

Was sollte nur Léon von ihm halten? Wahrscheinlich hielt er Cloud für einen absolut verheulten Waschlappen, aber das war Cloud in diesem Moment absolut egal. Er war nur froh, dass seine Eltern hier neben ihm standen und er sich in ihre Arme begeben konnte.

Thomas und Béatrice nahmen ihre beiden Söhne in die Arme und gingen langsam zurück zu ihrer Hütte. Was Cloud dabei allerdings nicht mitbekam war, dass auch Léon sich ein paar Tränen aus den Augenwinkeln wischte, denn die Gefühle seines Gefährten bekam er hautnah mit. Er verstand Cloud und verurteilte ihn nicht dafür, dass dieser einfach nur froh darüber war, dass es jemanden gab, der sich um ihn sorgte und ihn auch mal ausschimpfte, wenn es nötig war.

Während ihres ganzen Weges erzählte Léon seinen Eltern, was vorgefallen war. Als sie endlich ihre neue Hütte erreicht hatten, betraten sie diese.

Cloud hatte sich ein wenig gefangen, allerdings fühlte er sich wie gerädert und ging sofort in sein Bett. Er schaffte es gerade noch so, den Stein unter seinem Bett zu verstauen. Allerdings war er zu müde um zu bemerken, dass sich der Stein ein wenig von allein bewegte, als er schon unter dem Bett lag. Béatrice, Thomas und Léon besprachen noch ein wenig das Geschehene, bevor sie Agathe, Wiki und Nurarihyon in ihren Gedanken berichteten, was sich ereignet hatte, dann gingen sie auch ins Bett.

Das letzte, was Léon noch hören konnte, bevor er einschlief, war ein Rudel Wölfe, dass draußen umher streifte und ab und zu heulte. Hätte Léon noch aus dem Fenster gesehen, hätte er bemerkt, dass es das gleiche Rudel war, das ihm ab Tag zuvor begegnet war. Aber da waren Léon schon die Augen zugefallen und er war eingeschlafen. In seinen Armen hielt er den Stein, der leicht zu zittern anfing.
 

Ende des 28. Kapitels



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SakuraxChazz
2012-12-04T16:37:18+00:00 04.12.2012 17:37
Das war nicht ganz das auf das ich gehofft hatte.. zu wenig Wölfies.. Aber gut.
Das mit Sisi fand ich nicht schlecht.
Was Cloud alles ist ohne es zu wissen. Er ist der Leitwolf eines Rudels, er ist Erbe der Österreichischen Krone zumindest um ein paar Ecken und ein klasse Zauberer, der viel mit Eis machen kann.
Wirklich erstaunlich.
Ich weiß gar nicht was ich noch dazu alles sagen soll.
Das nächste Kapitel kenn ich ja nunmal schon xD Da bin ich ja mal gespannt, wann das on gehen kann.

LG Saku^^


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