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Ausnahmsweise

Sirius/Hermine ... und Krummbein
von

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Ausnahmsweise


 

Ausnahmsweise
 

Lautlos trugen mich meine Beine die gepflasterte Auffahrt hinauf. Die Sonne war bereits untergegangen und die Temperatur um ein paar Grad gesunken, aber das machte mir nicht viel aus. Im Dunkeln konnte ich genauso gut sehen wie bei Tageslicht. Mit einem Satz sprang ich auf das große, manchmal brummende Etwas, das der Hausherr mit so viel Liebe behandelte und einmal wöchentlich reinigte. Ich sah ihn damit manchmal wegfahren, besonders abends, aber heute schien er zu Hause bleiben zu wollen, da die Maschine aus Metall noch auf ihrem Platz stand und kein Geräusch von sich gab.

Aus purer Laune heraus sprang ich wieder zurück auf den Boden und kraxelte durch die Katzenklappe ins Haus. Mit einem lauten Miauen kündigte ich meine Rückkehr an, doch niemand kam in den Flur gestürmt, um mich zu begrüßen. Fauchend schlug ich den Weg in die Küche ein.

Nachdem ich mich gestärkt und dem gemeinen Hauselfen, der immer so unfreundlich zu meiner Herrin war, einen bösen Blick zugeworfen hatte, schnupperte ich kurz und eilte aus dem Raum.

Ich wusste jetzt, wo sich mein Frauchen aufhielt!

Schon sehr bald drangen laute Stimmen an meine empfindlichen Ohren und ich miaute erneut, doch auch diesmal ohne Erfolg. Mit erhobenem Kopf und aufgerichtetem Schwanz marschierte ich in das große Zimmer, in dem ich oft vor dem gemütlichen Kamin lag und mich wärmte. Augenblicklich entdeckte ich die beiden Personen, die dieses Haus bewohnten – mein Frauchen und den Mann, der sich in einen Hund verwandeln konnte. Als ich ihn das erste Mal getroffen hatte, war er mir seltsam vorgekommen, aber ich wusste ja, dass diese Menschen ein merkwürdiges Volk waren!

Von ihm ging keine Gefahr aus, deswegen akzeptierte ich seine Relation zu meiner Herrin. Und die – bei Jocks fuchsrotem Fell! – war mehr als nur kompliziert, das hatte sogar ich als Außenstehender bemerkt. Keiner der beiden schien mir Beachtung zu schenken, als ich auf den Esstisch hopste und es mir bequem machte. Es war nicht das erste Mal, dass ich die zwei beim Streiten beobachtete. Und es war immer wieder faszinierend.
 

„Ich hab dir doch gesagt, dass ich beschäftigt bin, Sirius!“, zischte mein Frauchen und warf die Hände in die Luft, um ihre Worte zu unterstreichen. Der Schwarzhaarige zeigte sich deutlich unbeeindruckt und verschränkte nur die Arme vor der Brust.

„Aber du kannst doch eine kurze Pause einlegen und mir helfen, oder?“, versuchte er es noch einmal und grummelte etwas Unverständliches in seinen Bart. Ich gähnte und streckte mich.

„Bei Merlin, du bist ein Zauberer! Schlag doch einfach nach, was du brauchst. Ich bin mir sicher, dass du in deiner Bibliothek einen Haufen Kochbücher findest!“, erwiderte die Hexe gereizt und klappte das Buch zu, in dem sie bis eben gelesen hatte. Anscheinend konnte sich mein armes Frauchen bei diesem Geschrei nicht konzentrieren. Wachsam glitt mein Blick zu Sirius, der sich auf sehr dünnem Eis bewegte. Entweder mein Frauchen würde ihm die Haare gelb hexen, oder ich würde ihn kratzen, wenn er so weiter machte. Meine Hermine hatte sich nach einem Tag harter Arbeit eine Ruhepause verdient, das sah sogar ich ein. Wieso tat es der Animagus dann nicht? Meine Krallen gruben sich leicht in das Holz unter meinen Pfoten und ich verfolgte das Gespräch aufmerksamer, den Kopf immer wieder in Richtung des Sprechenden wendend.

„Ich bin nicht dein Hauself!“, setzte Hermine noch nach und pustete sich eine braune Haarlocke aus dem Gesicht.

„Aber du sagst doch immer, dass ich Kreacher nicht ausnutzen soll…“ Der dunkelhaarige Mann kam nicht einmal dazu, seinen Satz zu beenden und wenn ich ehrlich war, dann hätte ich mich am liebsten verkrochen. Ich sah die Regungen im Gesicht meines Frauchens und mir war sofort klar, dass er diesmal zu weit gegangen war. Ich blieb liegen. Mir drohte keine Gefahr. Zumindest hoffte ich das! Hermine stand auf und holte tief Luft, das Gesicht wutverzerrt.

„Sirius Black… raus!“, war alles, was sie mit kräftiger Stimme donnerte und im Augenblick schien dem Zauberer sogar egal zu sein, dass dies hier sein Haus war und sie eigentlich gar kein Recht darauf hatte, ihn aus seinen eigenen vier Wänden zu verbannen. Er zuckte zusammen, als hätte er ein elektrisches Kabel berührt und verließ fluchtartig das Zimmer.

Eine Weile stand mein Frauchen reglos da, ehe sie tief seufzte und wieder auf dem Sofa Platz nahm. Als wäre nichts gewesen, öffnete sie ihr Buch und las weiter. Ich wartete ein paar Minuten ab, doch sie schien nicht mehr wütend zu sein.

Hm, das war mehr als nur merkwürdig! Ich beschloss der Sache auf den Grund zu gehen und sprang leise vom Tisch. Vorsichtig näherte ich mich ihren Beinen und streifte diese purrend.

„Krummbein“, sagte sie überrascht und griff sofort nach mir, um mich auf ihren Schoß zu heben. Jetzt hatte ich die Chance, ihr Gesicht genauer zu betrachten. Ich erkannte darin keinen Funken Zorn, sondern eher… Traurigkeit.

Maunzend legte ich den Kopf schief und hatte keine Ahnung, wie ich sie trösten sollte. Dennoch schien mein Interesse ihr ein kleines Lächeln zu entlocken und sie streichelte behutsam über mein Köpfchen.

„Wieso ist er nur so?“, fragte sie mich murmelnd und senkte betrübt den Blick. Ich schwieg, obwohl ich jedes Wort verstand. Manchmal waren sogar so kluge Menschen wie mein Frauchen wirklich naiv! Sie vertrauten uns Tieren die größten Geheimnisse an und vertrauten uns grenzenlos. In meinem Fall hatte Hermine natürlich nichts zu befürchten, aber hätte sie nicht so einen treuen Kater, wäre sie vielleicht nicht so glücklich.

„Ich wünschte, wir würden aufhören zu streiten. Es macht mich müde, Krummbein. Außerdem…“ Hermines Blick wanderte durch den Raum, als wäre sie in einer anderen Sphäre gefangen und sie beendete ihre Aussage nicht. Ich machte mir nicht viel daraus. Ich wusste, dass sie manchmal mit jemandem reden musste und ich war nun mal immer für sie da. Selbst, wenn alle anderen es nicht waren.

Die Minuten verstrichen und nur die Wanduhr tickte leise. Ich schloss genießerisch die Augen, während Hermine mich kraulte und merkte gar nicht, dass ich auf ihrem Schoß einschlief. Als ich die Augen wieder aufschlug, fühlte ich, dass ich nicht mehr auf ihren Knien lag, sondern neben ihr, auf der Couch. Ich streckte mich und gab ein leises, zufriedenes Geräusch von mir.

„Hermine?“, sagte plötzlich eine tiefe Stimme neben mir. Ich drehte den Kopf und erblickte Sirius, der ebenfalls auf dem Sofa saß. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich zwischen den beiden lag und eine Art lebendige Grenzlinie darstellte. Das gefiel mir nicht wirklich, aber es war gerade so kuschelig warm zwischen den zwei menschlichen Körpern und außerdem hatte der Mann angefangen mich zu streicheln. Solang er damit nicht aufhörte, würde ich mich nicht vom Fleck rühren.

„Was?“, kam die genervte Antwort. In Wirklichkeit war meine Herrin aber alles andere als gereizt. Sie war verletzt. Und das war ein Unterschied.

Schweigen. Ich wagte es nicht, mich zu rühren, aus Angst, dass ich unnötig Aufmerksamkeit auf mich ziehen könnte. Normalerweise mochte ich es, wenn sich alle um mich kümmerten, aber diesmal waren es mein Frauchen und der Hausherr, um die es ging. Ich spürte, dass sie die Sache nun endlich klären würden.

„Es tut mir leid“, brummte der Animagus unverständlich und zog, wahrscheinlich ohne es zu merken, seine Hand zurück. Ich unterdrückte den Impuls empört zu fauchen und schluckte meine Unzufriedenheit hinunter.

„Ich habe mich kindisch verhalten und das weiß ich…“, fuhr Sirius fort, die Stimme belegt, als würde ihm das alles andere als einfach über die Lippen kommen. Nun fing Hermine an mich zu streicheln und ich konnte dem Gespräch wieder entspannter lauschen.

„Wieso geraten wir immer wieder aneinander, Sirius?“, stieß Hermine schließlich frustriert aus, ohne auf seine Entschuldigung einzugehen. In ihren Augen gab es wohl wichtigere Dinge, die es zu besprechen hab. Ich konnte den Ausdruck auf dem Gesicht des Zauberers zwar nicht sehen, aber ich wusste, dass ihn dieser Gefühlsausbruch überrascht hatte.

„Weil wir so verschieden sind? Weil der Altersunterschied zwischen uns besteht? Weil wir zwei völlig verschiedene Auffassungen von Spaß haben? Weil wir beide nicht nachgeben wollen? Ich weiß es nicht, Sirius, und ich würde es einfach nur gerne wissen, damit wir endlich anfangen können daran zu arbeiten. Ich habe nämlich keine Lust mehr ständig zu streiten, verstehst du?“ Hermines Stimme brach und ich konnte hören, wie sie nach Luft schnappte, um sich zu beruhigen.

„Ich denke, ich weiß es“, sagte Sirius, vollkommen ruhig und mit einem seltsamen Unterton in der Stimme, den ich nicht deuten konnte. Plötzlich spürte ich das doppelte Gewicht auf meinem Rücken.

Er hatte die Hand meines Frauchens umschlossen und hielt sie krampfhast fest, als gäbe es kein Morgen. Ich schnurrte leise und ein geschultes Ohr hätte darin sogar Resignation erkannt.

Ich wusste, was zu tun war, auch wenn es mir missfiel. So langsam es ging stand ich auf und war mit einem Satz wieder auf dem Boden. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass Sirius die zierliche Hand meines Frauchens immer noch nicht losgelassen hatte. Das wurde aber auch mal Zeit!

Missmutig schritt ich aus dem Raum. Das, was auf Händchenhalten folgte, wusste ich dank eines redseligen Mädchens, das ich einmal im Gryffindorturm belauscht hatte. Und das musste ich nun wirklich nicht mit ansehen!

Es verletzte ohnehin schon meinen Stolz, dass ich inmitten meiner Streicheleinheiten das Zimmer verlassen musste. Ich vermutete, dass ich mein Frauchen bald würde teilen müssen. Allerdings würde ich diesem falschen Hund schon noch zeigen, wer Hermines Liebling war! Heute durfte er seine Zeit mit ihr verbringen.

Ausnahmsweise.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Lollapie
2012-01-06T15:50:36+00:00 06.01.2012 16:50
Ne echt geile Idee mit der Perspektive xD
Ich steh einfach auf deinen Schreibstil und musste jetzt einfach mal eines deiner FFs lesen!

<3
Lolly
Von:  Digitalis
2011-10-05T13:41:01+00:00 05.10.2011 15:41
Super schnön, bildlicher, Schreibstil!
Der Plot war auch genial und der Blickwinkel ....ohne Worte!

Warum nur hat diese Story so wenig Rückmeldung???

Mehr davon. ;)
Von:  _Natsumi_Ann_
2011-08-02T22:56:10+00:00 03.08.2011 00:56
das ist wirklich eine super süße idee es aus krummbeins sicht zu schreiben! und das er etwas mürrisch ist passt total,
das paar finde ich sowieso toll besonders wenn du es schreibst, leider hast du ja deine ff gelöscht, was mir das herz brach ;_; hättest die ff ja wenigstens stehen lassen können ._.
ich hoffe du schreibst ab und an mal einen os, würde mich sehr freuen du hermiene freak xD


lieben gruß, natsumi
Von:  Gwinny
2011-06-17T12:48:29+00:00 17.06.2011 14:48
Das war wirklich ein sehr schöner OS.
Krummbein ist ein fantastischer Kater und du verstehst es wirklich sehr gut aus seiner Sicht zu berichten.
Es war eine ausgesprochene Freude deine Geschichte zu lesen.
Großes Lob.
und Liebe Grüße
Gwin
Von:  Katherine_Pierce
2011-06-08T20:51:10+00:00 08.06.2011 22:51
Das war wirklich niedlich :) Krummbein ist ein toller Kater, ganz egal, was alle Anderen immer sagen. Ich fand den OS echt niedlich und das Pairing ist zwar irgendwie ungewöhnlich, aber da werd ich mich mal nach mehr umsehen.

Kleiner Tipp: Es heißt Gryffindor ;) Und einmal hast du s und d verwechselt(es ging um die Regungen in Hermines Gesicht :). Ansonsten hab ich aber nichts entdecken können, was zum Meckern anregt.

Also nochmal: ein toller OS.

LG
Tarja
Von:  lufa
2011-06-08T17:07:25+00:00 08.06.2011 19:07
Hihihihi, sie Geschichte aus Krummbeins Perspektive zu schreiben fand ich total klasse!!!!!

LG Lufa


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