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Alles was zählt

von

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Von eintöniger Langeweile und schlecht gelaunten Ärzten

So, ich hab es also endlich geschafft, meine Torchwood Geschichte so weit ... vorzubereiten, dass ich regelmäßig ein neues Kapitel hochladen kann.
 

Also, ich hoffe sehr, dass die Story Anklang findet, ihr sie mögt und auch den ein oder anderen Kommi da lasst. ^^
 

Ich schätze, die Story wird so 15-20 Kapitel haben, mal schauen. ^^°
 

+++++
 

Autor: Serenity-Chan

Fandom: Torchwood

Charas: Jack, Ianto, Toshiko, Owen, Rhys (in wohl einer mehr als winzigen Rolle)

Genre: Tja, gute Frage ... Drama (würd ich sagen, ich kann halt nicht ohne), Slash, Romantik (ein bisschen jedenfalls), Hurt/Comfort (natürlich), Action (kann man auch sehen, wie man will) und ein kleiner Schuss Humor

Spoiler: Sagen wir mal, die Story spielt irgendwann nachdem Gwen geheiratet hat

Disclaimer: Mir gehört nichts, außer der Idee (Und Michael, aber den tausch ich gern gegen Ianto ^_~) und ich verdien hiermit kein Geld.
 

++++++
 

P16 ist nur zur Vorsicht, mal sehen, ob das überhaupt so sein wird. Ist ja auch so ein bisschen Interpretationssache.
 

Oh, alles Kursive sind Flashbacks, die meisten natürlich frei erfunden, der ein oder andere dürfte euch aber aus der Serie bekannt vorkommen (wer so einen findet, bekommt einen Keks ^_~).
 

++++++
 

01. Von eintöniger Langeweile und schlecht gelaunten Ärzten
 

Ianto war nie der Typ dafür gewesen, der sich gut mit Nichtstun beschäftigen konnte. Er brauchte immer irgendwas zu tun, weshalb er auch Sonntage hasste, an denen die Torchwood-Mitarbeiter zu Hause bleiben konnten.

Mussten, in Iantos Fall.

Er verbrachte den Tag meist damit, seine Wohnung noch ordentlicher zu machen, als sie es ohnehin schon war. Er machte seine Wäsche und kochte sich sogar etwas zu essen. Das einzige Mal in der Woche, in der er das tat.

Und immer wenn er sich schlussendlich beim Bügeln wiederfand, stellte er jede Woche aufs Neue fest, dass hier irgendwas ganz gründlich falsch lief.

Zu der Zeit, als Lisa noch gelebt hatte – versteckt im Torchwood Keller –, hatte er diese Tage so hingenommen.

Natürlich wäre er dann gerne bei ihr gewesen, doch Jack lebte im Hub, was ihm diesen Wunsch unmöglich gemacht hatte.

Doch danach …

Ja, in der ersten Zeit war er sogar dankbar für die Sonntage gewesen, an denen er nicht in den Hub musste, in dem ihn alles an Lisa erinnerte.

An denen er nicht Gwen und Tosh über den Weg lief, die ihm mitleidige Blicke zuwarfen, nicht Owen, den er vorher schon nur schwer hatte ertragen können, auch wenn dieser zumindest der einzige gewesen war, der ihn nach der ganzen Sache nicht anders behandelt hatte. Und an denen er nicht Jack sehen musste, in dem er nur noch den Mörder seiner Freundin gesehen hatte. Er hatte ihn gehasst, hatte ihn verflucht und hatte ihm den Tod gewünscht. Den endgültigen.

Doch irgendwann … hatte sich alles geändert.

Ianto wusste nicht, wann es anders geworden war.

Ob es angefangen hatte, nachdem er und Toshiko beinahe von den Kannibalen getötet worden waren?

Zumindest die Beziehung zu Tosh hatte sich danach verändert. Denn irgendwann nach diesem Horrortag hatte Tosh eines Nachts vor seiner Tür gestanden. Tränenüberströmt, barfuß, in ihrem Schlafanzug und am ganzen Körper zitternd.

Ianto war nie wirklich der Typ für Zwischenmenschliches gewesen, doch in diesem Moment hatte er ja gar nichts anderes tun können, als sie einfach in den Arm zu nehmen. Er hatte ihr immer wieder durch das dunkle Haar gestrichen, während sie praktisch in seinen Armen zusammengebrochen war, dicht an ihn gedrängt, bis sie sich irgendwann wieder beruhigt hatte.

Danach hatte er sie wie selbstverständlich bei sich schlafen lassen.

Bei sich im Bett, wohlgemerkt.

Zwischen ihnen war nichts gelaufen, obgleich sie nebeneinander eingeschlafen und auch wieder aufgewacht waren.

Sie hatten geredet, mehrere Stunden lang.

Es hatte geholfen – ihr und ihm –, auch wenn Ianto drei Tage gebraucht hatte, um sich das selbst einzugestehen.

Und seither … Ja, sie waren Freunde.

Sehr gute Freunde sogar.

Ianto war klar, dass er von Toshiko mehr wusste, als es jeder andere in dieser Basis jemals tun würde.

Beinahe ehrte ihn dieses Vertrauen.

Auch wenn er leicht rot geworden war, als sie ihn irgendwann, ohne groß darüber nachzudenken, als ihren besten Freund bezeichnet hatte.
 

„Tosh? Kann ich dich was fragen?“

„Du bist mein bester Freund. Du kannst mich alles fragen.“
 

Toshiko war übrigens auch nicht der Typ für Sonntage.

Das sah man jetzt sehr gut.

Gut, es war nicht Sonntag, sondern Donnerstag, aber das änderte so gar nichts an dem Nichtstun.

Seit drei Tagen herrschte nicht enden wollende Langeweile bei Torchwood.

Als gäbe es in Cardiff keinen Riss mehr und alle Aliens und anderen Wesen wären auf einen Schlag auf einen anderen Planeten ausgewandert.

Normalerweise war Toshiko der Typ Mensch, der auch an solchen Tagen etwas fand, an dem er arbeiten konnte.

Doch als Ianto ihr eben ihren Kaffee auf den Schreibtisch gestellt hatte, hatte er sie dabei erwischt, wie sie an ihrem Computer Solitär gespielt hatte. Sie war knallrot angelaufen, als sie gemerkt hatte, dass er hinter ihr stand. Bevor sie dann allerdings dazu kommen konnte, eine Entschuldigung zu murmeln, hatte er mit einer simplen Geste mit dem Kopf auf Gwen gedeutet, die zwei Plätze weiter saß, ein Bein angewinkelt auf ihrem Stuhl, und ein Buch las.

Etwa eine Stunde vorher hatte sie es unauffällig zu sich gezogen und so getan, als würde sie an ihrem Computer arbeiten, während ihr Blick aber auf den Seiten hängen geblieben war. Nach einigen Minuten hatte sie dann über sich selbst die Augen gerollt und das Buch auf ihren Schoss genommen. Warum auch so tun, als würde man arbeiten, wenn es gar nichts zu arbeiten gab?

Ianto hatte das ganze schmunzelnd beobachtet.

Am Anfang war er sich nicht ganz sicher gewesen, was er von der jungen Polizisten halten sollte.

Sie war zu neugierig, zu laut und im Nachhinein hatte sie viel zu sehr an Jack geklebt. Und die Affäre mit Owen, obwohl sie einen festen Freund hatte, hatte nicht unbedingt dazu beigetragen, dass seine Meinung über Gwen sich großartig besserte.

Ganz im Gegenteil.

Aber mit der Zeit hatte er sich an sie … gewöhnt.

Und dann waren sie ein Team geworden.

Das hatte alles in ein anderes Licht gerückt, nicht nur Gwen, aber dennoch musste Ianto sich eingestehen, dass er gelernt hatte, sie zu mögen.

Sie sogar gern zu haben.

Vielleicht nicht alles an ihr, aber es reichte, um das was sie verband, als eine Freundschaft zu bezeichnen.

Nicht zu vergleichen, mit dem, was zwischen ihm und Tosh war, aber zumindest soviel, dass zwischen ihnen Respekt und Vertrauen bestand.
 

„Soll ich dir was sagen, ich finde du und Jack seid ein total süßes Paar.“

„Wir sind kein Paar. Und was bitte meinst du mit süß?“

Ein Grinsen und ein Schulterzucken waren die Antwort.
 

Ianto unterdrückte ein Seufzen, als er sich von Tosh abwandte, über deren Gesicht nun ebenfalls ein Lächeln huschte, ehe sie dankend nach dem Kaffee griff und Ianto mit dem Tablett weiter zu Owen ging.

Owen war der einzige, der arbeitete und im Gegensatz zu den anderen, die dieses Vergnügen gerne hätten, war er kein Stück dankbar dafür.

Im Gegenteil, schien dies seine Laune auch noch zu senken.

Sofern das bei Owen eben möglich war.

Owen war eben Owen.

Und in nächster Zeit würde sich das wohl auch kaum ändern.

Ianto stand einer Weile stumm bei dem jungen Arzt und beobachtete, wie dieser bis zu den Ellenbogen in einem Alien steckte, ehe besagter Arzt aufsah.

„Nichts zu tun, Teaboy?“, blaffte er ungehalten und Ianto hob eine Augenbraue.

Es war selten geworden, dass Owen ihn so nannte.

Auch wenn es lange gebraucht hatte, bis Owen es überhaupt sein gelassen hatte.

Immerhin war er – Ianto – für ihn ja auch nichts anderes gewesen.

Doch Ianto musste sich eingestehen, dass das Verhältnis zu Owen anders war als früher, zu dieser Zeit.

In der es nicht einfach so gewesen war, dass sie einander gleichgültig waren, sondern schon so, dass sie sich nicht leiden konnten.

Nicht sonderlich zumindest.

Aber wie so vieles in letzter Zeit, hatte sich auch das geändert.

Und das hatte – anders als das mit Toshiko – nichts mit der Sache mit den Kannibalen zu tun.

Owen war nicht der Typ dafür, das Verhältnis zu seinen Mitmenschen zu ändern, nur weil diese beinahe von einer Hand voll Irren gegessen worden wären.

Nein, das mit Owen hatte sich langsam entwickelt, so dass Ianto es auch erst aufgefallen war, als der Prozess schon abgeschlossen gewesen war.

Irrsinnigerweise glaubte er im Nachhinein, dass es angefangen hatte, nachdem er auf Owen geschossen hatte.
 

„Gut, dass du so'n mieser Schützte bist.“

„Ich hab bewusst auf deine Schulter gezielt.“
 

Klar hatte er das.

Ob er Owen zu dieser Zeit gemocht hatte oder nicht, er hätte ihn nicht erschießen können.

In Owen jedenfalls schien diese Tatsache etwas ausgelöst zu haben und ihr Verhältnis zueinander hatte sich verändert. Ianto hatte keine Ahnung, ob das wirklich noch etwas damit zu tun hatte, aber das was kurz danach geschehen war, hatte es auf jeden Fall, irgendwann in der Zeit, in der Jack weg gewesen war.

Das hatte sie alle näher zusammen geführt und entgegen allen Erwartungen waren er und Owen so etwas wie Freunde geworden, auch wenn Ianto das in Tausend Jahren nicht für möglich gehalten hätte und auch wenn keiner von ihnen beiden das wohl je aussprechen würde.

Aber Jack war nicht mehr da gewesen und das hatte zwangsläufig zu Veränderungen führen müssen. Jack war vorher so etwas wie ihr aller Fixpunkt gewesen. Und als er verschwunden war … Hatten sie sich einen anderen suchen müssen.

Oder komplett darauf verzichten.

Und so hatten sie sich erst jeder auf sich selbst konzentriert, ehe sie langsam aber sicher gelernt hatten, sich aufeinander zu verlassen und darauf ihre Konzentration zu legen.

Und als Jack wiedergekommen war … Ja, da hatten sie sich wieder umstellen müssen.

Aber das Verhältnis war geblieben.

Sie hatten Jack nicht erneut zu ihrem Mittelpunkt gemacht, sondern ihn … einbezogen.

Zumindest war es bei den anderen so.

Was Ianto selbst anging …

Was sollte er sagen?

Schon bevor Jack gegangen war, hatte es sich nach Lisas Tod anders entwickelt, als er es sich hatte vorstellen können.

Der Hass war noch da gewesen, als sie das erste Mal miteinander geschlafen hatten.

Ianto war sich nicht mal sicher, warum sie es getan hatten.

Er hatte sich beschissen gefühlt und Jack … war eben einfach Jack, der ohnehin nichts von seiner Bettkante stieß was atmete.
 

„Ich will vergessen, auch wenn es nur für diese Nacht ist.“

„Du kannst davor nicht weglaufen, Ianto.“

„Nein, aber ich kann versuchen mich zu verstecken.“

„Ausgerechnet bei mir?“

„Bei dem, was du mir geben kannst.“
 

Es war nicht zärtlich gewesen.

Es hatte weder Gefühl und eigentlich nicht mal Leidenschaft enthalten.

Es war simpler roher Sex gewesen, der in keinster Weise das Versprechen nach mehr beinhaltet hatte.

Und dennoch war es wieder geschehen.
 

„Willst du dich wieder verstecken?“

„Ich weiß es nicht. Aber ich will das, was wir beim letzten Mal hatten. Und mehr.“
 

Irgendwie hatte es damit auch die grausigen Sonntage vertrieben, da Ianto diese irgendwann im Hub bei Jack verbracht hatte.
 

„Willst du nicht lieber nach Hause?“

„Nein. Willst du, das ich gehe?“

„Nein.“
 

Und irgendwann war da kein Hass mehr gewesen.
 

„Ich tue es nicht, um mich zu verstecken.“

„Warum dann?“

„Ich weiß es nicht.“
 

Und noch später war da Leidenschaft.

Zärtlichkeit.

Gefühl.

Zumindest hatte es auf Iantos Seite Gefühl gegeben.

Es hatte wahnsinnig lange gedauert, bis er sich es eingestanden hatte.

Eigenartigerweise hatte er danach wieder durchschlafen können.

Kurz darauf war Jack dann weg gewesen und diesmal hatte Ianto sich selbst gehasst, als er feststellen musste, dass es ihm den Boden unter den Füßen wegzog.

Und als er sich gerade wieder aufgerappelt hatte, war es wieder geschehen. Nämlich dann, als Jack genau so plötzlich wieder aufgetaucht war, wie er vorher verschwunden ist.
 

„Ich bin wegen dir zurückgekommen.“
 

Gut, das war jetzt auch wieder ein paar Monate her und Ianto war sich nicht sicher, ob er Jack immer noch böse war, oder ob das Gefühl, dass er sich weigerte zu benennen, wirklich existierte.

Ianto schüttelte über sich selbst den Kopf.

Er dachte zu viel nach, wenn er keine Arbeit hatte.

Selbst Owen schien das zu bemerken, da er ihn leicht skeptisch ansah.

Erst da fiel Ianto auch auf, dass er dem älteren keine Erwiderung gegeben hatte.

Na ja, jetzt war es dafür auch zu spät.

Er ließ Owen Owen sein, damit der weiterhin sein Alien autopsieren konnte und wandte sich wieder ab, stellte aber vorher noch eine von seinen Tassen auf der Treppe ab.

Dabei fiel sein Blick auf Tosh, die sich nicht mehr auf ihr Solitär konzentrierte, sondern in ihre Richtung sah.

Natürlich sah sie nicht Ianto an, sondern Owen.

Ianto seufzte leise.

Er sah Tosh so oft, wie ihr Blick an dem anderen haftete.

Er konnte einfach nicht verstehen, wie Owen das nicht bemerken konnte.

Dabei war es so offensichtlich.

Er fing Toshikos Blick auf und schenkte ihr einen mitfühlenden Blick. Sie erwiderte ihn kurz, wandte sich dann aber beschämt ab.

Sie hatte mit ihm sogar darüber gesprochen, auch wenn er es vorher schon gewusst hatte.

Eines der Dinge, die – offiziell – nur er wusste, auch wenn Ianto sich relativ sicher war, das Gwen und Jack weder blind noch dumm genug waren, um es nicht bemerkt zu haben.

Ianto warf einen Blick auf die letzte Tasse auf seinem Tablett und ging schließlich die Treppe zu Jacks Büro hinauf. Er klopfte an die Tür, wartete allerdings nicht auf eine Antwort, da er sie von Jack meist sowieso nicht bekam.

Er betrat den Raum und fand Jack an seinem Schreibtisch vor, auf dem Stuhl sitzend und die Stirn auf dem Tisch abgelegt.

Ianto öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Jack kam ihm zuvor. „Oh bitte, sag mir, dass eine Horde Weevils die Innenstadt unsicher macht.“

Ianto lächelte leicht. Er konnte gar nicht anders.

„Tut mir leid, damit kann ich nicht dienen, Sir.“

Jack sah gequält auf.

„Ianto …“

„Vergiss es.“

„Aber …“

„Nein.“

„Du kannst …“

„Wir werden keinen Sex haben, solange die anderen unten im Hub sitzen, Jack.“

Jack schnaubte und stütze seinen Kopf in die Handfläche. „Du bist so verklemmt.“

Ianto nickte amüsiert und stellte den Kaffee vor Jack ab. „Ja, aber du kannst ja bei jedem Schluck Kaffee an mich denken.“

Jack hob eine Augenbraue. „Kaffee als Euphemismus für Sex?“

Ianto zuckte mit den Schultern. „Das hast du gesagt.“

Der ältere grinste vielsagend. „Ianto Jones, du machst den besten Kaffee der Welt, aber für Sex mit dir, würde ich darüber nachdenken, ihn stehen zu lassen.“

Der Waliser hob eine Augenbraue. „Dass du darüber nachdenken würdest, ehrt mich sehr.“

Mit einem Grinsen beugte er sich über den Schreibtisch und sah zufrieden, dass Jack ihm entgegen kam.

„Sieh es doch mal so: So hast du etwas, auf das du dich heute Abend freuen kannst.“

Jack grinste ebenfalls.

„Ist das ein Versprechen?“

Der ältere ließ ihn jedoch gar nicht zu einer Antwort kommen, sondern richtete sich ein Stück auf, überbrückte die letzten Zentimeter zwischen ihnen und berührte Iantos Lippen mit seinen.

Ianto konnte ihn grinsen spüren, erwiderte den Kuss allerdings ohne zu zögern.

Jacks Zunge strich über seine Lippen und er gewährte ihm bereitwillig Einlass.

„Jack, hast du … Oh.“

Ianto fuhr zurück und drehte sich zu Gwen um, die schmunzelnd in der Tür stand.

„Sorry, wollte nicht stören.“

Der Waliser unterdrückte ein Schnauben.

Klar, das wollte Gwen ja schließlich nie.

Er seufzte und sein Blick wanderte zu Jack, der Gwen einen Augenblick leicht missmutig ansah, ehe er wieder sein Jack-Lächeln auf die Lippen zauberte.

„Wie kann ich dir helfen, Gwen?“

Gwen verbrachte noch einen Moment mit breitem Grinsen, ehe sie sich räusperte und einen Ausdruck in ihrer Hand hob.

„Weevil. Sechs Stück. In der Nähe vom Einkaufszentrum.“

„Sechs?“, wiederholte Jack fragend. „Also was fürs ganze Team. Vielleicht hebt das ja Owens Laune.“

Ianto schnaubte belustigt. „Ja, na klar.“

Als ob irgendwas auf diesem Planeten das könnte …

Gwen grinste leicht, als Jack auch schon von seinem Stuhl aufsprang, fast um seinen Schreibtisch hechtete und im vorbeigehen Ianto noch einmal küsste.

Der jüngere war zu überrascht, um zu reagieren und bevor er überhaupt darüber nachdenken konnte, dass Gwen noch im Raum stand und Jack sich normalerweise zurückhielt, wenn sie nicht alleine waren, ließ dieser schon wieder von ihm ab.

„Komm schon, wir sagen der Langeweile den Kampf an.“, sagte er gut gelaunt, ehe er sich um die eigene Achse drehte, sich an Gwen vorbei aus dem Büro schob und sofort nach Owen und Tosh rief, noch ehe er den Hub überhaupt richtig betreten hatte.

Gwen sah ihm noch kurz nach, ehe sie sich schmunzelnd zu Ianto umwandte.

„Du hast ihm das Leben gerettet.“, ließ er sie ernst wissen, während er nach Jacks Tasse griff und sie wieder auf seinem Tablett abstellte.

Jack würde ihn wohl nicht mehr trinken.

Die junge Frau lachte leise. „Ich bin sicher, das hättest du mit anderen Mitteln auch hinbekommen.“

Ianto verstand die Anspielung sofort und räusperte sich leicht.

Gwen war eindeutig schon zu lange hier.

Jack färbte auf sie ab.

„Mit Kaffee, meine ich natürlich.“, setzte sie dann hinzu und die Art wie sie das sagte, sagte eindeutig, dass sie alles andere außer Kaffee meinte.

„Natürlich.“, ging er dennoch auf ihr Spiel ein, ehe sie zusammen das Büro verließen, nur um sehen, wie Jack gerade einen widerwilligen und alles andere als begeistert aussehenden Owen aus seinen Autopsiebereich schob, dem er allen Anschein nach gerade mal gestattet hatte, sich den Alienschleim von dem Händen zu waschen.

„Komm schon, beweg deinen knochigen Arsch. Uns erwartet eine ganze Horde Weevils.“

Owen schnaubte. „Mit deinem Enthusiasmus schaffst du die auch ganz allein.“, gab er grantig zurück und Jack blieb sofort stehen, um die Hände in die Hüften zu stemmen.

„Natürlich.“, gab er zurück, als würde es daran keinerlei Zweifel geben. „Aber zusammen macht es doch mehr Spaß.“

Er grinste, ließ sich in keinster Weise von Owens schlechter Laune beeindrucken und tatsächlich zuckten die Mundwinkel des Arztes für einen Augenblick.

Vorausgesetzt, Ianto bildete sich das nicht ein.

Der Arzt schien auch gerade noch etwas sagen wollen, doch was genau das gewesen war, würde Ianto nie erfahren.
 

**
 

Jacks Hände stemmten immer noch in seinen Hüften, als ein Geräusch seine Aufmerksamkeit erregte und er nach oben sah.

Entsetzt weiteten sich seine Augen, als er erkannte, dass ihr unsichtbarer Fahrstuhl nach unten in die Basis fuhr.

Wie konnte …

Seine Gedankengänge brachen ab, als ein Lachen, das ihm nur allzu bekannt war, an seine Ohren drang, begleitet von einer männlichen Stimme, von der er gehofft hatte, sie nie wieder hören zu müssen.

„Und stirbt er einst, nimm ihn, zerteil in kleine Sterne ihn. Er wird des Himmels Antlitz so verschönern, dass alle Welt sich in die Nacht verliebt und niemand mehr der eitlen Sonne huldigt.“

Jack verstand nicht, aber es war auch egal.

Es war für den Moment sogar egal, wie ein Fremder in den Hub gelangen konnte, im Moment zählte nur eines:

Dass sie ihn schnell wieder loswurden, einsperrten und selbst mit heiler Haut davonkamen.

„Was willst du?“, zischte er dem Fremden auf der Plattform entgegen, während seine Hand schon nach seiner Waffe griff.

Ein Grinsen erschien auf den Lippen des Eindringlings.

„Das wirst du wohl nicht mehr erfahren, Jack.“

Es ging alles zu schnell, es kam zu unerwartet.

Er war nicht vorbereitet.

Keiner von ihnen war das.

Ein Schuss halte durch den Hub und fast im gleichen Augenblick spürte Jack heißen Schmerz in seiner Brust. Getroffen.

Jack versuchte sich noch auf den Beinen zu halten, doch es gelang ihm nicht, seinen Körper unter Kontrolle zu halten. Seine Beine gaben nach und er ging zu Boden, riss Owen, der immer noch dicht vor ihm stand beinahe mit sich, ehe er hörte, wie Ianto seinen Namen rief und irgendetwas auf dem Boden zerschellte.

Er wusste, er würde sterben.

Nur selten zuvor hatte er so eine Angst davor gehabt, wieder aufzuwachen.

Denn er wusste nicht, was ihn dieses Mal erwarten würde.

Doch bis es soweit war, konnte er nichts anders zu tun, als abzuwarten.

Warten auf den Tod.

Er spürte kaum den Schmerz, nur Kälte, während er zusah, wie der Eindringling, von der Plattform sprang, gefolgt von zwei weiteren Männern, die Jack bisher nicht bemerkt hatte. Sie hatte er vorher noch nie gesehen.

Aber er kannte ihren Anführer.

Michael.

Ein Zeitreisender.

Wie er.

Wie John.

Doch anders.

Er hatte das ausgenutzt was er konnte, hatte gestohlen und gemordet.

Jack war es gewesen, der ihn schlussendlich in eine Zelle gesperrt hatte.

Offenbar hatte er den Schlüssel nicht weit genug weggeworfen.

Michael war hier und Jack war klar, dass es nur einen Grund dafür gab.

Rache.

Michael stand unbeeindruckt da, immer noch die Waffe in der Hand, während einer seiner Männer bei Toshiko angelangt war, die offensichtlich zu schockiert war, um richtig zu reagieren. Sie wurde grob an den Haaren gepackt und von ihrem Stuhl gezerrt. Ihre Hände griffen instinktiv nach denen, die sie festhielten und ein kurzes Keuchen kam aus ihrer Kehle.

Jack wollte etwas sagen, sich bewegen, doch sein Körper gehorchte ihm nicht.

Er spürte, wie Owen an ihm vorbeiging.

„Hey, nimm deine Griffel von ihr, oder ich schwöre bei Gott, ich werde dich töten.“

Owen meinte es ernst, das war ihm deutlich anzuhören, doch Michael hatte bloß ein Lachen für ihn übrig und im nächsten Augenblick hallte der Knall eines zweiten Schusses durch die Basis.

Jacks Augen weiteten sich.

Nein.

Nein, bitte nicht.

Einen kurzen Augenblick herrschte eine gespenstische Stille, gefolgt dem Geräusch, wie etwas zu Boden fiel.

Toshiko stieß einen Schrei aus, von dem Jack glaubte, dass er Owens Namen enthielt.

Sie versuchte sich loszureißen, doch ihr Gegner war stärker, hielt sie zurück. Tränen liefen über ihre Wangen, während sie weiterhin versuchte sich zu befreien, um zu Owen zu kommen und dabei immer wieder seinen Namen rief.

Mittlerweile waren auch in Ianto und Gwen Bewegung gekommen, die bisher noch oben vor seinem Büro gestanden hatten.

Abermals wollte er etwas sagen, wollte ihnen zurufen, dass sie kein Risiko eingehen durften. Denn Michael kannte keine Gnade.

Gwen hatte jedoch bereits nach ihrer Waffe gegriffen, war innerhalb weniger Momente neben Michael angekommen und hielt die Waffe gegen seinen Kopf.

„Ich weiß nicht, wer du bist, aber du pfeifst jetzt besser deine Hunde zurück.“, schmetterte sie ihm entgegen.

Jack konnte sehen, dass ihre Hände leicht zitterten, aber wusste, das würde sie nicht beeinflussen.

Doch Michael grinste bloß und deutete mit dem Kopf zu Tosh rüber. Sie hatte mittlerweile aufgegeben sich wehren zu wollen. Stumm war sie ebenfalls geworden. Nur die Tränen hatten nicht nachgelassen.

Ihr Gegner hatte eine Waffe gezogen und hielt sie ihr an die Schläfe. Toshiko schien es nicht einmal zu bemerken, aber Gwen war Michaels Blick gefolgt, ihre Augen sahen geweitet auf ihre Kollegin.

Ihre Freundin.

Michaels Grinsen wurde breiter.

„Wenn du schießt, wird er es auch tun.“

Jack konnte förmlich sehen, wie Gwen in sich zusammenbrach.

Es dauerte nur Sekunden, dann ertönte das Geräusch ihrer Waffe, die zu Boden fiel.

Jacks Sicht verschwamm allmählich.

Lange würde es nicht mehr dauern.

Michael lachte.

Der Kerl, der immer noch Tosh hielt, schob sie schließlich nach vorne, die Waffe weiterhin gegen ihre Schläfe gepresst. Es war klar, was er damit bezweckte.

Und es wirkte.

Auf ein kurzes Zeichen von Michael bewegte Gwen sich, ging langsam auf den Ausgang zu. Nur kurz hinter ihr folgte schließlich auch Ianto, der allerdings stehen blieb, als er Jacks Blick bemerkte. Seine Augen blieben an ihm haften und beinahe machte er den Eindruck, zu ihm kommen zu wollen.

Das einzige war Jack tun konnte, war den Kopf zu schütteln.

Zumindest hoffe er, dass er das tat.

Er spürte seinen Körper nicht mehr genug, um das mit Sicherheit sagen zu können.

Aber egal, ob er es wirklich tat, oder ob Ianto es in seinen Augen lesen konnte, der jüngere kam nicht zu ihm, auch wenn es deutlich war, dass es ihm nicht leicht fiel.

Der letzte Verbliebene der Eindringlinge kam schließlich auf ihn zu, ignorierte ihn allerdings.

Stattdessen ging er an ihm vorbei zu der Stelle, an der Owen lag. Er zerrte ihn in eine aufrechte Position, doch ob der junge Arzt lebte oder nicht, konnte Jack nicht feststellen.

Hinter Ianto verließ er mit Owen durch den Haupteingang den Hub.

Als letztes folgte Michael, er blieb noch einmal kurz stehen und warf ihm eine Kusshand zu.

Dann verließ auch er die Torchwoodbasis.

Schwärze begann sich vor Jacks Augen breit zu machen.

Jetzt spürte er nicht einmal mehr die Kälte.

Nur die Angst.

Die Angst, dass er diesmal nicht der einzige war, der starb.

Doch der einzige, der wieder aufwachen würde.

Seine Gedanken drifteten zu Owen, der, trotz seinem Zynismus und seiner großen Klappe, jemand war, auf den Jack sich immer verlassen konnte.

Ob er überhaupt noch am Leben war?

Er war getroffen worden.

Nur weil Toshiko hatte beschützen wollen.

Die Asiatin hatte sich immer gewünscht, dass sie Owen nicht egal war. Offensichtlich war sie das nicht, aber einen solchen Beweis dafür hatte sie ganz sicher nicht gewollt.

Wenn Owen wirklich tot war, dann – da war Jack sich sicher – würde Toshiko daran zerbrechen.

Und Gwen … Sie würde nicht aufgeben, egal was diese Typen ihr auch antaten. Sie würde kämpfen. Bis zum letzten Atemzug.

Ianto … Jacks Magen zog sich schmerzhaft zusammen, als er an den jungen Waliser dachte. Er hatte sich doch geschworen ihn zu beschützen. Es hatte so lange gedauert, bis er sich eingestanden hatte, dass …

Nein.

Keinem von ihnen würde etwas geschehen.

Er würde wieder aufwachen.

Und dieses Mal würde Michael nicht die Chance bekommen, ihm zu entkommen.

Jack schloss die Augen, konnte für einen Sekundenbruchteil blaue Augen und ein sanftes Lächeln vor sich sehen.

Dann war es vorbei.

Und zum ersten Mal hieß er die Schwärze Willkommen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  CptJH
2011-06-03T14:21:28+00:00 03.06.2011 16:21
Mir gefällt dein SChreibstil. Du triffst du CHaraktere gut und die Story ist interessant.
Bin schon gespannt auf die Fortsetzung.


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