Schlechte Neuigkeiten
Nach fast einer halben Stunde Fußmarsches erreichten sie das Lager der Bärenkrieger. Die gefesselten, stoisch schweigenden Halbbrüder wurden in einen Käfig gestoßen, der sich auf einem Wagen befand.
Das Lager wurde abgebrochen. Anscheinend waren sie die Beute gewesen, die die Krieger hier gesucht hatten.
„Keh!“ Inuyashas leiser Laut war die erste Äußerung, seit man sie gefangen hatte. Aber er hielt sich an das Beispiel seines älteren Bruders, nachdem er erkannt hatte, das wüste Beschimpfungen nichts an ihrer Lage ändern würden. Wie ungemein peinlich, gefesselt und in solch einen Käfig gesperrt zu sein!
Der kleine Zauberer in einer bodenlangen, lilafarbenen Robe kam heran und sah zu ihnen auf: „Magische Schwerter, ja. Und seltsame Wesen. Ihr seid nicht, was ihr scheint, nicht wahr?“
Der Kerl schien sein Handwerk zu verstehen. War das nun gut oder schlecht? Der Hanyou sah zu ihm hinunter: „Warum sollte ich mich mit dir unterhalten? Eure Begrüßung von Fremden gefällt nicht jedem.“
„Das denke ich mir. König Kuma schickt immer wieder Krieger aus, die Kämpfer suchen sollen. Bewaffnete Männer, denen man zutrauen kann, im Kampfspiel nicht zu versagen.“
„Kampfspiel.“
Der froschähnliche Zauberer zuckte die Schultern: „Mehr kann ich dir nicht sagen. Das entscheidet immer der König, was und wie er wen gebraucht.“
Das klang nicht gut, befand Inuyasha. Gar nicht gut. Er warf einen Blick seitwärts. Da er bemerkte, dass sich der Daiyoukai etwas breitbeiniger hinstellte, tat er es auch, zumal der Zauberer zurückwich. Der Wagen fuhr an. Mit den auf den Rücken gefesselten Händen war es schwer, das Gleichgewicht zu halten, da es keinen Weg gab und das Geruckel und Geschaukel heftig wurde.
Es musste schon gegen Mittag des folgenden Tages sein, als der Trupp Rast machte. Ein Krieger kam mit einem Krug zu den Gefangenen:
„He, wenn ihr Wasser wollt, kommt an das Gitter.“
Von einem von denen Wasser einfach in den Mund gekippt zu bekommen? Sesshoumaru spürte, wie sich sein Stolz aufbäumte. Aber seine Zunge klebte bereits am Gaumen und sein Verstand sagte ihm, dass es sinnvoller war kampffähig zu sein, falls sich auch nur der Hauch einer Chance ergab. So trat er an das Gitter. Nie zuvor war ihm Wasser so angenehm erschienen, auch, wenn es über seine Boa, seinen Panzer rann. Wie überaus peinlich und beschämend diese unsägliche Lage war! Und das Allerschlimmste: er hatte nicht die geringste Ahnung wie und wann er er sich wieder zurückverwandeln würde, wieder er selbst sein konnte. Aber das half alles nichts – er musste jetzt da durch, mit minderwertiger Sinnenausstattung, ohne Dämonenenergie, mit diesem schwächlichen Körper.
Inuyasha hatte etwas erstaunt zugesehen, ließ sich aber gleichfalls das Wasser geben. Ohne Wasser, ohne Nahrung, ohne Schlaf waren Menschen rasch schwach, das wusste er. Und auch, wenn er nur ein Mensch war, sie momentan nur Menschen waren, so sollten sich diese Bären doch an ihnen verschlucken.
Der Anführer musterte sie: „Gib ihnen Brot.“ Der Krieger warf zwei Fladen durch die Gitterstäbe auf den Boden und ging, während der Hauptmann stehen blieb. Dafür hatte er etwas übrig – zuzusehen, wie sich die Gefangenen hinknieten und mit auf den Rücken gefesselten Händen nur mit den Zähnen abbeißen konnten.
Der Hanyou war verblüfft, seinen normalerweise so arroganten Halbbruder in dieser Haltung zu sehen, aber er begriff rasch. Sesshoumaru hatte ebenfalls erkannt, dass es in einer solchen, bescheidenen, Lage, andere, wichtigere Dinge als den persönlichen Stolz gab. Allerdings bedeutete das auch das sichere Ende dieses Bärenvolkes, falls der je wieder Zugriff auf Bakusaiga bekam. So sagte er nur nach der mageren Mahlzeit: „Wir sollten versuchen etwas zu schlafen.“
Schweigend lehnte sich der Hundeyoukai an das Gitter. Inuyasha wusste, wie ein Mensch reagierte und so war es nur sinnvoll diesen Tipp anzunehmen. Vor dem Einschlafen vergnügte sich Sesshoumaru allerdings damit, sich diverse Tötungsarten für diese so genannten Bären zu überlegen.
Zwei Tage später erreichten sie eine Lagerstadt aus Zelten, in der andere des Bärenvolkes wohnten, aber auch andere, jaken-ähnliche Wesen wie der Zauberer. Der Trupp Krieger mit seinen Gefangenen zog allerdings zu einem hohen Berg, der steil aus der Ebene ragte. Die Hundebrüder vermuteten, dass dort der König hauste – und damit lagen sie richtig. Der gesamte Berg besaß ein Tunnellabyrinth mit einer Vielzahl von Räumen. Sie wurden hinunter geschafft, unter die Erde, wo die stickige Luft sie selbst in Menschengestalt nur schwer atmen ließ. Zusätzlich erschwerte die Tatsache, dass hier überall Fackeln brannten, dies zusätzlich. Der Zauberer und der Hauptmann waren verschwunden, und die Gefangenen nahmen an, dass sie dem König Kuma Meldung machten. Zu ihrem gewissen Verdruss wurden sie zwar losgebunden, aber erst, nachdem ihre Hände auf dem Rücken in eisernen Schellen steckten. Die Krieger ließen ihnen keine Chance. Verbissen dachte alle beide nur daran, dass sie eine erhalten würden. Sie musste darauf warten – und dann zuschlagen. Ihre Lage und Laune wurden allerdings auch nicht besser, als die Ketten straff nach oben gezogen wurden, so dass sie vornübergebeugt stehen mussten, wollten sie sich nicht die Arme ausrenken lassen.
Ich bringe sie um, dachte Sesshoumaru nur. Ich bringe sie alle um.
Nur Minuten später wichen die Krieger beiseite und die Gefangenen wussten, dass dort der König kommen musste.
„Hier, mein Herr,“ sagte der Hauptmann. „Der hier scheint der Ältere zu sein. Ich bin sicher, dass sie Brüder sind.“
„Wie ungemein amüsant.“ König Kuma packte das lange schwarze Haar und zerrte den Kopf des Hundeyoukai so empor, dass er ihm ins Gesicht sehen konnte: „Oh, da ist jemand aber wütend, hm?“
Sesshoumaru, der ihn am liebsten auf die qualvollste Weise getötet hätte, die ihm einfiel, schwieg.
„Ihr tragt eure Schwerter nicht zur Dekoration, aber Oyu meinte, dass ihr sie nicht richtig einsetzen könnt, da ihr womöglich gar nicht aus dieser Welt stammt. Nun, wir werden sehen.“ Er ließ Sesshoumarus Haar los und wandte sich zu Inuyasha, um dessen Kopf hochzuziehen: „Ah ja, doch...eindeutig Brüder. Mal sehen....“ Er gab ihn frei: „Gut. Ich habe mich entschieden. Ihr bekommt Halsbänder umgeschmiedet. Diese sind miteinander verbunden, mit Magie. Überdies beinhalten sie explosives Material. Stirbt einer, stirbt auch der Andere. Morgen möchte ich euch in Bestform sehen. - Legt ihnen die Halsbänder um, dann bringt sie in eine Zelle. Sie sollen essen und trinken. Und ich werde gehen und mir eure Gegner aussuchen. Ich hoffe, ihr bereitet mir viel Vergnügen.“
„Keh!“ machte Inuyasha unwillkürlich. Was war das denn für ein Sadist? Der hatte Vergnügen daran, wenn sich Leute gegenseitig umbrachten? Leider sah er nicht die geringste Möglichkeit, als Mensch etwas dagegen zu unternehmen. Nicht, solange Tessaiga nicht mehr als nur ein Stück Altmetall war. Immerhin konnte er sicher sein, dass Sesshoumaru das ebenso sah. Nur eine Chance, und sie würden zurückschlagen.
Keine halbe Stunde später befanden sich die Halbbrüder in einer dunklen, fensterlosen Zelle, in der es selbst für ihre augenblicklichen Nasen stank Das einzige Licht, das man ihnen zugebilligt hatte, war eine Fackel. Beide griffen unwillkürlich an die Metallreifen um den Hals, aber, wie sie eigentlich erwartet hatten, vermochte kein Mensch diese loszuwerden. Wie ungemein demütigend war es schon gewesen sie umgeschmiedet zu bekommen! Aber das half nichts. Immerhin hatten sie nun die Hände frei.
Inuyasha setzte sich: „Wasser und Fladenbrot, dazu eine Fackel,“ murrte er: „Dieser König Kuma versteht es wirklich, gastfreundlich zu sein!“ Er nahm ein Brot: „Du solltest auch essen, nii-san.“
„Sag mir nie, was ich tun soll!“ Der Hundeyoukai knurrte es nur, während er sich umsah. Keine Chance, dachte er frustriert. Weder zur Flucht noch auch nur dazu, das Halsband abzubekommen. Also musste er sich damit abfinden, morgen zur Unterhaltung dieses Bärenpacks kämpfen zu sollen, um auch nur am Leben zu bleiben. Und das auch noch in diesem mehr als limitierten Körper! Sesshoumaru war noch nie jemand gewesen, der sich um Entscheidungen drückte, und er bewies es, als er ruhiger fragte: „Wie kämpft man mit diesem Körper?“
Inuyasha schluckte verblüfft hinunter: „Naja...im Prinzip auch nicht anders...Also, ich meine, man ist viel verletzlicher und bekommt leichter blaue Flecken, und....“
„Zeige es.“ Ehe die Fackel erlosch, musste er wissen, welche Möglichkeiten dieser Körper bot. Den überaus beschämenden Tod als Mensch vor den Augen von Bären zu sterben, würde er sich um jeden Preis ersparen. Und – was waren eigentlich blaue Flecken?
„Äh, ja, in Ordnung.“ Der Hanyou stand auf: „Ohne Schwert, erst einmal....“
„Ja.“ Immerhin war der zu etwas wirklich nutze.
Als die Fackel erlosch keuchten beide, alle zwei fühlten die Begrenzungen eines menschlichen Körpers, aber sie waren auch beide zufrieden. Sie wussten nun, was sie konnten – und was nicht, und was der jeweils andere vermochte. Das konnte morgen nur zu wichtig werden. Im Dunklen aßen und tranken sie, ehe Inuyasha mehr ehrlich als diplomatisch geschickt sagte:
„Irgendwie bin ich froh, dass du hier bist.“
Er rechnete mit einer dummen Bemerkung oder auch einem Faustschlag, aber aus der Dunkelheit kam nur die Antwort: „Schlaf!“
Er war so erstaunt über diese Große-Bruder-Antwort, dass er gehorchte und auch tatsächlich fast unverzüglich einschlief.
Sesshoumaru benötigte etwas länger, die ungewohnte Ruhe zu finden, aber seltsamerweise dachte er, dass der Jüngere Recht hatte. Auch er war irgendwie froh, dass der hier war, er nicht allein war, nicht mit Jaken und auch nicht mit Inabikari.
Sie richteten sich erst auf, als die Tür geöffnet wurde. Ein kleiner Diener kam herein und wieder fühlten sich beide an Jaken erinnert. Er brachte eine neue Fackel, Wasser und Brot.
„Hier,“ sagte er: „Euer Frühstück. - Die Wachen werden euch in einer Stunde holen.“
„Und dann?“ erkundigte sich Inuyasha prompt.
Der Frosch schien erstaunt: „Ihr seid Krieger und werdet kämpfen.“
„Nur mal angenommen, wir wollen nicht....“
„Ihr tragt die Halsbänder und König Kuma hat deren Steuerung. Er würde euch töten, wenn ihr zu fliehen versucht. Wenn ihr euch aber weigert, an seinem Spiel teilzunehmen, würde er euch anders hinrichten....Es ist besser, ihr macht mit.“ Der Kleine nickte: „Der Tod im Kampf ist angenehmer.“
„Wieso hat der König so ein nettes Hobby?“
„Hobby?“
„Wieso mag er es, Leute kämpfen zu lassen?“
„Kampf bereitet ihnen allen Vergnügen. Aber für König Kuma wäre es Verschwendung seine eigenen Männer zu töten. Sie kämpfen auch untereinander, aber immer nach Regeln.“
„Das heißt, für uns gelten keine?“
„Nur die, die der König aufstellt....“
„Na, Klasse....Und ich dachte schon, Hayasa wäre nervend.“
„Wer?“
„Kennst du nicht, ziemlich groß und schwarz, Herr der Prüfungshölle.“
„Nein, den kenne ich nicht. Aber ich kann euch sagen, dass ihr es schwer haben werdet.“
„Keh!“ Inuyasha warf unwillkürlich etwas den Kopf zurück.
Der Diener sah sich hastig um: „Es gibt keinen Ausgang!“ flüsterte er: „Wenn ihr euch durchgekämpft habt, beginnt alles von vorn!“
„Danke für den Tipp,“ murrte der Hanyou: „Aber es gibt immer einen.“
„Lass ihn!“ befahl Sesshoumaru unwillig, der Jaken vor sich sah.
„Lass mich,“ knurrte Inuyasha zurück: „Ja, du gehst mit Jaken anders um, aber du solltest vielleicht auch mal daran denken, dass niemand es nicht wert ist, beachtet zu werden, Herr Daiyoukai!“
Der Kleine betrachtete den Hanyou, ehe er sagte: „Wenn ihr heute überlebt, werde ich euch etwas erzählen.“ Und damit war er weg.
Pünktlich wurden sie von Kriegern abgeholt. Beide trugen zwar ihre Schwerter, aber ihnen war klar, dass der reine Kampf Metall auf Metall schon schwer werden würde – zumal sie keine Ahnung hatten, was auf sie wartete. Der Gang war übergittert, dann standen sie in einem Oval, das rundum mit Männern des Bärenvolkes besetzt war, die aufjohlten, als sie sie sahen.Der Boden war Sand, mit kleineren Steinen durchsetzt. Zwischen ihnen und den Kriegern befanden sich ebenfalls Gitter, die wohl das Entkommen in die Zuschauertribünen verhindern sollten. In der Mitte der rechten Längsseite entdeckten sie den König.
Sesshoumaru ging schweigend dorthin, Inuyasha an der rechten Seite.
Kuma hob die Rechte mit einem Kästchen: „Falls ihr nicht mitmachen wollt, sagt es und meine Krieger werden euch sofort in den Kerker zurückbringen. Mit ein bisschen Glück seit ihr dann in drei Tagen tot.“ Er betrachtete die Gefangenen. Beide hatten übermäßig langes, schwarzes Haar und die dunklen Augen leuchteten ihn in ähnlicher, wütender Glut an. Ja, das waren Brüder und das mochte noch erheiternder werden.
„Ich sage euch die Bedingungen. Jeder von euch hat zunächst einen Kampf. Während dessen wird der Bruder dort angebunden.“
Unwillkürlich drehten die Hundejungen die Köpfe. Zuvor hatten sie nichts gesehen, aber nun befand sich auf einmal am anderen Rand dieser Arena ein Pfosten.
„Nur, damit ihr euch nicht helfen könnt. Die Regel ist klar: stirbt einer von euch, werden die Halsbänder dafür sorgen, dass es auch der Andere tut. Überlebt ihr diese beiden Kämpfe, gibt es noch einen. - Danach habt ihr für heute frei.“
Für heute. Dieser Mistkerl.
Es hätte sie gefreut, hätten sie gewusst, dass der andere ebenso dachte.
„Du da mit dem Fell geh zu dem Pfosten.“
So war Sesshoumaru noch nie angesprochen worden, aber er wusste, dass ihm nichts anderes übrig blieb. So ging er schweigend hinüber. Scheinbar aus der Wand tauchte ein Bärenkrieger auf und befestigte sein Halsband an dem Pfosten.
Angekettet wie einer der entfernten tierischen Verwandten! Wenn er Kuma erwischte, würde er ihn in faustgroße Stücke reißen und dann auch noch bedauern, nicht mehr für den tun zu können! Hoffentlich würde Inuyasha den Kampf überstehen. Nun gut. Der war viel zu stur um zu verlieren. Überdies kannte der die Beschränktheiten dieses jämmerlichen Körpers sicher weitaus besser als er selbst.
Inuyasha hörte, wie die Zuschauer aufschrien und wandte sich um. Tatsächlich. Da kam sein Gegner und er konnte nicht anders als unwillkürlich zu schlucken. Der war gut zwei Köpfe höher als er selbst, offenbar ebenfalls ein Bärenkrieger. Hinter einer Maske aus Metall, die der sich über Mund und Nase gelegt hatte, war das schwer abzuschätzen. Überall bekleidet, Handschuhe mit Nieten, und ein Brustpanzer. Auch Schienbeinschoner und Schuhe waren aus Metall. Das konnte ja heiter werden. Unwillkürlich fasste er nach Tessaiga, aber sein Schwert konnte ihm hier kaum helfen. Überdies trug der andere keines. Das würde wohl auf Handgreiflichkeiten hinauslaufen, wie er schon gedacht hatte. Nun ja, in den langen Jahren, ehe er Tessaiga erhalten hatte, hatte er auch gelernt, solcherart zu kämpfen. Dieser Teddy würde sich wundern! Er warf einen raschen Seitwärtsblick zu Sesshoumaru. Dem würde es gar nicht gefallen, so angekettet zu sein, dazu noch hilfloser Zuschauer. Nun gut. Er kämpfte um sein eigenes Leben und das seines Halbbruders – das sollte doch zu schaffen sein.
Der Andere blieb fünf Meter entfernt stehen: „Oh, du bist ja fast noch ein Kind. Schade. Das wird schnell vorbei sein.“
„Das glaube ich auch.“ Inuyasha duckte sich etwas ab, als er die Rechte etwas hob, die Linke leicht geballt an den Oberschenkel legte.
„Oh, du willst wirklich kämpfen....“
Das würde nicht einfach werden, dachte der Hanyou, aber er besaß einen Vorteil, von dem der andere nichts wusste oder auch nicht wissen konnte. Sein Feuerrattengewand. Das würde ihn auch schützen, falls dieser Bär mit den Metallschuhen zutreten wollte.
„Man nennt mich Hanaji. Warum, wirst du gleich erleben.“
Nasenbluten? Was war das denn für ein dämlicher Name? Aber das konnte eigentlich nur bedeuten, dass der Idiot immer auf das Gesicht losging. So ein Trottel, das seinem Gegner zu sagen. „Fein. Ich heiße Inuyasha.“
„Dann jaul mal, Hund!“ Hanaji schoss auf seinen Widersacher los.
Sesshoumaru konnte nichts anderes tun, als hilflos zuzusehen, wie die beiden in den engen Kontakt kamen. Sicher, Inuyasha hatte schon gegen andere gewonnen, aber....ja, aber. Da hatte nicht sein eigenes Leben daran gehangen. War das der Grund, warum er diesem Kampf deutlich besorgter zusah als dem vor der Prüfungshölle? Ja, das – und die Erinnerung an das Bild, als der Hanyou geglaubt hatte, er sei tot und ihn getragen hatte, die Erinnerung daran, wie loyal der sich in all den letzten Tagen gezeigt hatte.
Er hörte, wie Hanaji triumphierend aufschrie, sah, wie sein Halbbruder zurücksprang und den Kopf etwas schüttelte, um den wieder klar zu bekommen. Dort, wo ihn einer der mit Nieten beschlagenen Handschuhe an der Wange getroffen hatte, zeigte sich eine Schürfwunde. Und der Bär bewegte sich erneut vorwärts, trat mit hoher Geschwindigkeit und den Metallschuhen zu. Nur die Tatsache, dass das Haar der Feuerratten seinen Träger wie eine Rüstung schützte, verhinderte, dass der Oberschenkel gebrochen oder zumindest geprellt wurde.
Inuyasha warf sich beiseite, rollte ab und stand wieder, diesmal außerhalb der Reichweite seines Gegners.
Und der Daiyoukai ertappte sich dabei, dass er schon einige Zeit keine Luft mehr geholt hatte. Er sollte mehr Vertrauen haben, dachte er. Das war kein Irgendwer, das war Inuyasha, Vaters Sohn.
Verflixt, dachte der Hanyou. Dieser Hanaji war schnell und stark. In seiner gewöhnlichen Form wäre er mit dem locker zurande gekommen, aber als Mensch stand ihm leider weder sein Klauenangriff noch Tessaiga zur Verfügung. Es würde also irgendwie so gehen müssen. Bis ihm irgendetwas eingefallen war, müsste er zusehen, dass er weder in der Reichweite der Metallschuhe oder der geschützten Hände herumstand. Und das konnte schwer werden. Schließlich wollte er sich auch nicht wie ein verängstigtes Kaninchen durch die Arena jagen lassen.
Der Bär griff erneut an. Inuyasha wich etwas zurück, parierte die Schläge und Tritte so gut er konnte, im Vertrauen auf sein Feuerrattengewand. Dabei wich er immer wieder zurück, bemüht, am Rande der Reichweite zu bleiben.
Und erkannte zu spät, dass ihn Hanaji gegen die Wand getrieben hatte. Mit einem seitlichen Hechtsprung machte er, dass er an dem Bären vorbeikam. Ein fester Kick gegen seine Rippen brach den Satz ab. Hastig bemühte er sich, beiseite zu rollen, um den nachfolgenden harten Tritten keinen Widerstand zu bieten. Metall gegen menschliche Knochen und Fleisch war keine gute Quote, trotz des Feuerrattengewandes und er stöhnte vor Schmerz auf. Mehr instinktiv bäumte er sich auf und trat seinerseits zu, gegen das Gesicht seines Gegners zielend. Zwar traf er nur dessen Gesichtsschutz und das Metall schmerzte an seinen bloßen Füssen, aber er hatte damit Hanaji gezwungen, seine Angriffe abzubrechen.
Als der Hanyou keuchend wieder stand, bemerkte er das Blut, das unter dessen Halbmaske hervorann. Immerhin hatte der jetzt einen Zahn weniger oder so, dachte er. Allerdings war er selbst angeschlagen. Er hätte alle Stellen aufzählen können, die sein Widersacher getroffen hatte. Allerdings war er nur zu gewohnt, Schmerzen zu ertragen, selbst oder eher vor allem in dieser menschlichen Form. So war er noch lange nicht bereit aufzugeben, zumal, wenn das seinen eigenen Tod und den seines Bruders bedeutet hätte.
König Kuma sah amüsiert zu. Der Kleine wehrte sich nicht schlecht – aber das würde nicht reichen. Hanaji war einer seiner eigenen Krieger, dazu noch durch Metall geschützt. Jetzt griff der auch wieder an. Erneut wurde der jüngere der Brüder zurückgetrieben, parierte nur mit Mühe die Schläge und Tritte. Und der Bärenkönig musste nur einen Blick zum großen Bruder werfen, um zu sehen, dass auch dieser das Duell angespannt verfolgte.
Er hat einen Plan, dachte Sesshoumaru. Er muss ihn haben. Er hatte noch immer einen, seit uns der Hunderat auf diesen Höllenpfad setzte. Es geht um sein Leben, unser beider Leben. Seit ich ihn kenne, kämpft er am besten, wenn es um andere geht. Wie sagte er zu diesem Abschaum von Takemaru und So´unga? Menschen sind am stärksten, wenn sie etwas beschützen wollen.
Aber er konnte nur zusehen, wie Inuyasha erneut rückwärts gegen die Arenawand getrieben wurde, ja, unter den Schlägen zu Boden ging.
Verdammt, dachte der Hanyou, lange kann das nicht mehr so weitergehen.
Er spürte, wie seine erste Rippe unter den Tritten nachgab und rollte sich davon,so gut es eben ging. Aber es war nötig. Dieser Vollidiot von Teddy war zu stark und zu schnell, als dass er ihn einfach so hätte besiegen können. Er musste ihn täuschen. Allerdings fragte er sich nun, ob sein Vorhaben, dem einen Kampfplan vorzugaukeln, nicht fatal gewesen war. Er lag am Boden, der andere trat zu, und er konnte kaum mehr ausweichen.
Mühsam sah er bei der nächsten Rolle auf. Nur noch ein wenig....Es gab nur diese eine Chance und die musste er nutzen, für sich und für Sesshoumaru.
**
Im nächsten Kapitel sollte Inuyashas Plan besser klappen – und auch Sesshoumaru in menschlicher Bestform sein. Niemand, werter König, sollte allerdings Menschen unterschätzen, die um ihr Leben kämpfen.