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Amestris Academy

Wahnsinn vorprogrammiert
von

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2. Kapitel: Der Meister des Schnappschusses meldet sich zurück!

2. Kapitel: Der Meister des Schnappschusses meldet sich zurück!
 

Während alle Schüler sich langsam einfanden und die Luft von lauter Ohmeingotts und Istnichtwahrs und Haltdieklappes und Dusiehstumwerfendaus und Hastduschonduweißtschonwengesehens, die für den Neubeginn eines Schuljahres vermutlich normal waren, saßen Riza Hawkeye und Roy Mustang nebeneinander auf dem Dach der Sternwarte und sahen hinunter aufs Schulgelände. Um sie herum herrschte Stille, weil sie nicht sprachen, sondern einfach nur atmeten. Schließlich ließ Roy sich auf den Rücken fallen und starrte den Himmel an. „Sie ist es wirklich nicht wert, Riza“, sagte er seufzend und sah seine beste Freundin von der Seite an. „Sie hat es nicht verdient, dass ich wegen ihr jedes Mal so sehr aus der Haut fahre. Du hast Recht, ich muss lernen, es zu ignorieren.“

„Das sage ich dir inzwischen seit der fünften Klasse“, sagte sie seufzend und legte sich ebenfalls auf den Rücken. „Ich habe Vater nur kurz gesehen. Wie … wie ging es ihm?“

Roy zuckte mit den Schultern. „So schlecht wie immer“, sagte er. „Wie war’s in York?“

Sie lächelte verstohlen. „In York war ich nicht, weil ich mich so sehr für die Museen dort interessiere. Ich war da, weil ich meine Großmutter besucht habe“, sagte sie nüchtern. „Du hättest mitkommen können, das weißt du. Sie mag dich und sie lädt dich jedes Jahr ein. Ich schätze, du kommst nicht mit, weil du nicht so viel Zeit mit mir verbringen willst. He, ich kann das verstehen, aber dann solltest du mir das ins Gesicht sagen…“

Er lachte leise und streckte die Hand aus, um wieder einmal mit ihren Haaren zu spielen. Auch wenn er es niemals freiwillig zugeben würde, hatte er eine echte Schwäche für ihre Haare, weil sie so weich wie die eines Babys waren – etwas, was er ihr nie ins Gesicht sagen würde, weil er dann doch irgendwo an seinem Leben hing und es nicht auf diese Weise wegwerfen würde. Er hatte keinen Zweifel daran, dass sie ihn ohne mit der Wimper zu zucken, von hier herunterwerfen würde, wenn er irgendetwas in dieser Richtung sagen würde. Sie war zwar niemand, der zu unnötigen Gewaltausbrüchen neigte, aber er wusste auch, dass sie eine Grenze hatte – und die würde er überschreiten, wenn er so etwas sagen würde. „Wie viel Zeit gibst du Catalina und Havoc?“, fragte er, um ein Gespräch in Gang zu setzen. „Ich meine, wann fangen sie sich wieder?“

Riza zuckte die Schultern. „Bei den beiden weiß man nie“, meinte sie. „Ich traue ihnen so ziemlich alles zu. Vielleicht sehen wir sie noch vor dem Abendessen wieder zusammen, oder vielleicht machen sie es dieses Jahr spannend und streiten sich wieder. Ich weiß aber, dass sie insgeheim damit rechnet, dass er sie dieses Jahr zur Party an Halloween einlädt. Deswegen hat sie sich ja auch dieses sündhaft teure Kleid gekauft, damit sie es bei der Party anziehen kann. Ich habe es noch nicht gesehen, aber sie hat mich in York angerufen, um es mir zu erzählen. Es muss wirklich elegant sein.“

„Was ziehst du zur Party an?“, fragte Roy gedankenverloren, ohne großartig auf die Aussage seiner besten Freundin einzugehen.

„Da mich wieder niemand fragen wird, ob ich hingehe, werde ich nicht hingehen“, sagte die Blonde, „und wenn ich nicht hingehe, muss ich auch kein Kostüm anziehen. Mit wem gehst du eigentlich hin? Fragst du eine der Neuen?“

Er schüttelte den Kopf. „Ich dachte, wir könnten zusammen hingehen“, sagte er. „Ich hab aktuell gerade keine Zeit, um mich um ein Date zu kümmern, und ich hab von Gracia gehört, dass sie dieses Jahr eine wirklich großartige Party schmeißen wollen. Du hast es dir schon letztes Jahr entgehen lassen. Diesmal hast du die moralische Verpflichtung, zu der Feier zu gehen.“

Sie legte die Stirn in sorgsame Falten. „Ich habe nur noch das Engelskostüm – und das ist nicht wirklich gruselig“, sagte sie sachlich.

„Das ist doch egal“, sagte er. „Hauptsache, du kommst zur Party. Ich bin sicher, dass du dich genauso amüsieren wirst wie alle anderen auch – gerade weil du normalerweise nichts von diesen kindischen Veranstaltungen hältst.“

„Du hast aber schon bemerkt, dass das ein bisschen widersinnig ist“, sagte sie und stand auf, als der Gong ertönte. „Na ja, vielleicht nähe ich mir ein neues Kostüm, falls ich wirklich im Handarbeitskurs gelandet sein sollte, wie man mir gedroht hat.“

„Besser Handarbeitskurs als Heimwerken oder Kochen“, sagte Roy und stand ebenfalls auf. „Ich habe es dieses Jahr selbst gewählt. Hey, wenn wir beide im Kurs sind, können wir unsere Kostüme zusammen nähen. Das wird bestimmt eine Menge Spaß machen.“

„Stimmt es eigentlich, dass Maes Erziehungswissenschaften belegt hat?“, fragte sie, während die beiden Klassensprecher gemeinsam nach unten gingen.

Roy räusperte sich, um die Stimme seines besten Freundes zu imitieren. „‚Gracia und ich haben uns entschieden, im nächsten Jahr beide Erziehungswissenschaften zu belegen, weil wir beide irgendwann einmal Kinder haben wollen, Roy. Dafür musst du doch Verständnis haben!’“ Er hustete und seine Stimme wurde wieder normal. „Nein, ich habe kein Verständnis dafür, dass die beiden schon … Familienplanung betreiben!“

„Ich besuche dich im Krankenzimmer, wenn du es ihm jemals ins Gesicht sagen solltest“, sagte Riza trocken, während sie den Speisesaal ansteuerte. „Ich wette, dass er dich krankenhausreif schlägt, wenn du jemals so etwas sagen würdest…“

„Wo um alles in der Welt wart ihr?!“, kreischte Rebecca, als die beiden am Tisch Platz nahmen. „Wolltet ihr uns etwa loswerden, um euer Wiedersehen nach zwei Monaten der Trennung in aller Ruhe feiern zu können?“
 

Am nächsten Tag hielt am Vormittag ein schicker Sportwagen auf dem Parkplatz, aus dem ein hagerer Junge ausstieg, der seine Taschen packte und sich beim Direktor in aller Form zurückmeldete, bevor er in sein Zimmer hing. Maes Hughes hatte zwei Minuten Zeit, um durchzuatmen, bevor sich seine Freunde auf ihn stürzten. Bevor er wusste, wie ihm geschah, lag er auch schon auf dem Boden und Alphonse, Edward, Jean, Ling und Roy waren über ihm. Die anderen blieben stehen und betrachteten die Szene schmunzelnd. Es war immer wieder dasselbe.

„Leute, ich sterbe!“, brüllte Maes. „Riza, nimm sie weg! Sofort!“

„Roy, Jean!“, rief Riza amüsiert. „Runter von ihm, aber ein bisschen plötzlich!“

„Danke, Ladyhawk“, sagte der schwarzhaarige Junge mit der rechteckigen Brille und stand auf, bevor er sie herzlich umarmte, um nicht zu sagen: zerquetschte. „Hmh … du riechst wirklich extrem gut“, meinte er. „Roy hat ausnahmsweise wirklich Recht.“

„Lass dich ansehen, Maesy!“, quietschte Sheska. „Mann, bist du braun geworden!“

„Ich habe euch alle zwei Monate lang wirklich vermisst!“, verkündete Maes dramatisch wie eh und je, während er Riza noch immer im Arm hielt. Die beiden waren seit Jahren gute Freunde und Riza war diejenige gewesen, die Maes und Gracia miteinander bekannt gemacht hatte und somit den Grundstein für eine echte Lovestory gelegt hatte.

„Dass wir uns alle zwei Monate lang nicht gesehen haben, ist nicht unsere Schuld gewesen, Mr. Ich-bin-der-einzige-Sohn-steinreicher-Eltern-und-habe-meine-Ferien-deshalb-in-schicken-Ferienhäusern-überall-in-Amestris-verbracht!“, schnappte Rebecca.

„Was soll ich sagen, ich habe es mir schließlich nicht ausgesucht“, sagte Maes, während er Rizas Schulter geistesabwesend tätschelte. „Aber du bist sagenhaft braun geworden, Bec. Du siehst wirklich hinreißend aus.“

„Zwei Monate Strandurlaub können sich sehen lassen, was?“ Sie machte eine kleine Pirouette und ihr Rock erinnerte an einen Blütenkelch. „Ich war in Aerugo!“

Roy schlang einen Arm um Rizas freie Seite. „Ich habe den Großteil meiner Ferien in diversen Bibliotheken und in Lanchester verbracht“, berichtete er dann zufrieden.

„In Lanchester?“ Maes horchte auf. „Hast du Ladyhawk besucht oder was?“

„Ich war die gesamten Ferien über in York“, sagte Riza nüchtern. „Ich musste trainieren, um den Anschluss an die Spitze nicht zu verlieren.“

„Riza verbringt ihre Ferien immer in York“, erklärte Rebecca, bevor sie den Neuankömmling regelrecht ansprang. „Roy und Jean haben mir erzählt, dass ihr dieses Jahr zu dritt ein Sechserzimmer bekommen habt…“

„Ich hab allein ein Zweierzimmer!“, kreischte Ling. „Und dabei hatte ich darum gebeten, dieses Jahr wieder einen Mitbewohner zu bekommen.“

„He, ich sehe zwei neue Gesichter“, sagte Maes. „Ed, wer ist deine kleine Freundin? Und wer ist das da neben dir, Ling?“

„Das sind Winry Rockbell und Lan Fan“, sagte Riza. „Winry ist Sheskas neue Mitbewohnerin und Lan Fan ist Lings Freundin. Win, Lan Fan – das ist Maes Hughes. Er ist der dritte Klassensprecher unserer Stufe und macht unser Triumvirat komplett.“

„Und er ist ein to-taler Streber“, flüsterte Rebecca gut hörbar. „Genau wie Riza auch.“

„Es ist Zeit fürs Mittagessen!“, rief Ling. „Und ich habe Hunger, meine Freunde!“

„Und das überrascht jetzt wieder einmal niemanden hier“, sagte Russell gedehnt. „Du hast immer Hunger, Ling. Warst du deswegen eigentlich mal beim Arzt?“

„Ich habe auch Hunger“, sagte Ed. „Verdammt, langsam wünsche ich mir Gracia zurück! Keine kann so gut kochen wie sie!“

„Gracia?“, fragte Lan Fan und sah ein bisschen irritiert aus.

„Meine Freundin!“ Maes riss mit einer tausendfach geübten Bewegung ein Päckchen Fotos aus seiner Jackentasche und hielt sie Lan Fan unter die Nase. Auf den Bildern war eine hübsche Teenagerin mit hellbraunen Haaren und grünen Augen zu sehen. „Das ist sie! Ich bin mir sicher, sie wird froh sein, wieder herzukommen!“

„Sehr schön“, sagte Lan Fan leicht desinteressiert. „Ich würde jetzt nur auch gerne etwas essen. Gehen wir dann, Ling?“

Roy zog Riza geübt aus Maes’ Armen und dann an seine Brust. „Wir sind auch dabei. Adieu“, sagte er und die vier marschierten davon.

„Ihr zwei wärt so ein süßes Pärchen“, sagte Ling. „Kommt schon! Fühlt den Beat der L-i-i-e-e-e-b-e-e! Spürt den Groove eurer Herzen!“

Keiner der anderen Schüler war über das Verhalten des Jungen aus Xing auch nur ansatzweise überrascht, weil man sich schon daran gewöhnt hatte, dass er von Zeit zu Zeit mächtig einen an der Klatsche hatte.

„Vielleicht hat er sogar Recht“, meinte Riza gedankenverloren.

„Hmh…“ Roy seufzte schwer. „Sollen wir es miteinander versuchen, Ladyhawk?“

„Okay“, sagte sie ungewohnt spontan. „Versuchen wir es.“

Ling hob langsam eine Augenbraue. „Ihr zwei seid geisteskrank“, verkündete er dann, während er sich in die Schlange einreihte. „Mal ernsthaft, wie lange haben wir euch alle gesagt, dass ihr einfach perfekt zusammenpassen würdet? Hundertmal? Tausendmal?“

Roy verdrehte die Augen. „Ich schlage dich zu Brei, wenn du nicht sofort den Mund hältst“, sagte er schließlich ohne die erwünschte Würde.

„Na, na“, sagte Lan Fan und sah mit kalkulierter Hitze in ihrem Blick über ihre Schulter, um ihn zu provozieren. „So geht man aber nicht mit seinen Freunden um, Mustang.“

„Ich hoffe nur, dass wir es irgendwie alle schaffen, miteinander zurechtzukommen“, sagte Riza, während sie ihre Schläfen massierte. „Ich meine, spätestens wenn Gracia morgen ankommt…“

„Stimmt“, sagte Roy und verzog das Gesicht. „Das wird unschön.“

„Ich dachte, ihr wärt Freunde!“, rief Lan Fan verwirrt aus.

„Sind wir auch“, sagte Riza beruhigend, „aber du hast Maes eben selbst erlebt. Wenn sie morgen zurückkommt, wird das mindestens tausendmal so schlimm werden. Und das liegt nur daran, dass die beiden einfach viel zu gut zueinander passen.“

„Sagt die Frau, die die beiden miteinander verkuppelt hat“, sagte Roy grinsend. „Du meinst aber nicht, dass dich eine solche Aussage sehr unglaubwürdig macht.“ Er wandte sich ihr zu und zog sie mit einem Ruck an sich. „Ich meine, wenn du nicht auf diese Idee gekommen wärst, könnten wir alle noch immer ein völlig normales Leben ohne ein so … zuckersüßes Pärchen führen. Andererseits…“ Er legte den Kopf schief. „Andererseits wäre Maes dann weitaus weniger ausgelastet und hätte mehr Zeit, unschuldige Menschen miteinander zu verkuppeln.“

„Genau das war es, was mich dazu bewogen hat, ihn mit Gracia zusammenzubringen. Es ist so viel ruhiger geworden, seitdem er mit ihr ausgeht. Findest du nicht auch?“, fragte Riza mit einem hämischen Grinsen im Gesicht. „Es ist vielleicht im Nachhinein nicht mehr so gut für uns, aber die Grundidee war nicht schlecht.“
 

Winry war überrascht, als Edward ihr eine Menge Aufmerksamkeit schenkte. Daran war sie nicht gewöhnt. Überhaupt hatten ihr alle Jungen, die nicht vergeben waren, lange Blicke zugeworfen. Nur Roy Mustang nicht. Der Klassensprecher hatte nur Augen für seine Kollegin gehabt.

„Ist es normal, dass Mustang so an…“ Winry schaffte es nicht einmal, ihren Satz zu beenden, weil Jean ihr sofort ins Wort fiel: „…so an Riza klebt? In jedem Fall. Die beiden sind so gut wie unzertrennlich. Roy geht zwar viel mit anderen Mädchen aus, aber wenn du dich bei denen umhörst, kriegst du mit, dass er die ganze Zeit über nur über ‚Elizabeth’ sprichst – und das ist Ladyhawks Zweitname.“ Der Blonde lachte. „Ich schätze, er will sie eifersüchtig machen, aber er sollte eigentlich wissen, dass sie nicht so schnell eifersüchtig wird. Wie sollte sie auch? Diese … Flittchen haben ihn immer nur für ein paar Tage, dann wird er sie immer wieder leid. Und Riza hat ihn seit Jahren. Er geht immer wieder zu ihr zurück – und sie nimmt ihn auch jedes Mal wieder zurück.“

„Die beiden sind wie Kakaopulver und Milch“, sagte Edward. „Sie ist lieb, cool und unglaublich schlau, während er ein echter Mistkerl ist. Zusammen ergeben sie etwas … Perfektes und das macht es so schön, sie zu kennen.“

„Ed hasst mich“, sagte Rebecca erklärend.

„Er war in der ersten Klasse total geschockt, als er realisieren musste, dass Kakao auch mit Milch angerührt wird“, kicherte Maes.

„Und Riza macht Mustang immer wieder erträglich“, sagte Sheska. „Er ist wirklich ein Dreckskerl, aber sobald sie in Reichweite ist, wird er schlagartig total lieb und zeigt sich nur noch von seiner allerbesten Seite. Sie hat ihn wirklich im Griff.“

„Yo, Leute!“, sagte Denny, der gerade die Treppe herunterkam.

„Guter Gott, Denny!“ Maes riss schockiert die Augen auf. „Du siehst vielleicht gut aus! Du warst letzte Woche ein bisschen surfen, habe ich gehört…“

„Yeah“, sagte der Blonde, bevor er Havoc ansah. „Ich weiß, dass du nicht surfen kannst, Jean, aber du würdest dich am Strand mit Sicherheit auch wohlfühlen. Die Mädchen…“

„Dachte, du würdest noch immer nur auf Maria stehen“, sagte Edward und hob eine Augenbraue. „Oder hab ich was verpasst?“

„Als ob ich jemals eine andere Frau schöner finden würde als Maria!“, verkündete Denny lautstark. „Ich habe nur ein paar Jungs kennengelernt, die mich darauf aufmerksam gemacht haben! Und ich dachte, dass es dich vielleicht interessieren könnte, wenn es mich schon nicht interessiert hat.“

„Denny Brosh!“, donnerte Maria und kam mit dem selbstsicheren Schritt einer Königin die Treppe herunter. „Lass uns gehen, bevor die Eiskönigin uns bekommen kann.“

Winrys erster Eindruck von Maria Ross war nicht gewesen, dass die Spielführerin der Volleyballmädchen irgendwie besonders schön war, aber als sie sie länger ansah, stellte sie schon fest, dass sie auf ihre ungewöhnliche Weise sehr hübsch war. Sie hatte kurzes dunkelbraunes Haar und blaue Augen. Sie trug sehr kurze Jeanshosen und ein rotes Trägertop, unter dem Winry die Träger eines schwarzen Bikinis hervorblitzen sah.

„Natürlich, Schönste“, sagte Denny und klang vollkommen ernsthaft.

„Was macht ihr Freaks jetzt schon wieder?“, fragte Jean neugierig. Keiner von ihnen störte sich daran, von einem anderen aus der Gruppe als ‚Freak’ bezeichnet zu werden, weil es gewissermaßen auch zutraf. Sie waren alle anders als die anderen. Sheska hatte beispielsweise ein verblüffendes Erinnerungsvermögen und konnte alles reproduzieren, was sie nur ein einziges Mal gelesen hatte. Edward, Alphonse, Roy, Russel und Fletcher waren alchemiebesessen. May beherrschte keine Alchemie, aber ihre Fähigkeiten auf dem Gebiet des Weidans, einer speziellen Abwandlung der Alchemie, die in ihrer Heimat zuhause war, waren gewaltig. Ling war einfach Ling: Vollkommen verrückt. Rebecca und Riza waren Sportschützinnen und für ihre Treffsicherheit bekannt. Kain Fuery, Sheskas Freund, war dafür bekannt, dass er in seiner Freizeit gerne an Radios herumschraubte. Sie hatten alle ein mehr oder weniger ungewöhnliches Hobby.

„Nichts, was dich irgendetwas angeht, Havoc.“ Maria grinste und schritt davon.

„Sie ist einfach eine Gottheit“, sagte Denny ehrfürchtig, bevor er ihr folgte.

„Er ist noch immer absolut verrückt nach ihr“, sagte Rebecca seufzend. „Wenn sie einen Sportunfall hat, kümmert er sich immer um sie.“

„Wie süß“, sagte Winry.

„Finde ich auch!“, sagte Hughes. „Wo sind Roy und Ladyhawk, Ling?“

„Keine Ahnung“, sagte der Junge aus Xing. „Sie waren ganz plötzlich verschwunden.“

„Suchen wir sie also!“, schlug May vor.

Sie schwärmten in alle Richtungen aus und es waren May und Alphonse, die die beiden Vermissten schließlich fanden. Sie lagen mit eng ineinander verschlungenen Händen auf einer der Wiesen. Rizas helle Haare verteilten sich über den Rasen und sie hatten die Augen geschlossen.

„Riza…“, murmelte Roy in seinem ruhigsten Tonfall. „Magst du mich eigentlich?“

„Natürlich“, erwiderte sie träge, während ihr blasses Gesicht im Sonnenlicht badete.

„Wirst du mich auch dann noch mögen, wenn ich eines Tages die Flammenalchemie von deinem Vater erhalte?“, bohrte er.

„Es kommt ganz drauf an“, sagte sie langsam und öffnete die dunkelbraunen Augen, bevor sie sich aufsetzte und ihm ihre Hand entzog. „Wenn du danach genauso besessen davon bist wie er, dann nicht. Das könnte ich nicht ertragen. Aber wenn du dich nicht so sehr veränderst, wenn du dir treu bleibst, dann kann ich damit leben.“

„Dann muss ich wohl dafür sorgen, dass ich mich nicht verändere“, erwiderte er und setzte sich ebenfalls auf, bevor er sie an sich zog. „Immerhin wäre es sehr schade, dich so zu verlieren, nicht wahr, Ladyhawk?“

„Schmeichler“, seufzte sie und lehnte ihren Kopf gegen seine Schulter, während sie ihren linken Arm um seinen Nacken legte. „Wie ging es meinem Vater eigentlich? Ist ihm überhaupt aufgefallen, dass ich nicht mehr da war?“

Ihre Stimme war hart und bitter.

„Ich bezweifle, dass es ihm aufgefallen ist“, erwiderte er. „Es ging ihm recht gut, aber er hat wieder darüber geschimpft, dass du noch immer auf die Academy gehst. Er hält es für eine elitäre Bonzenschule.“

„Das Übliche also“, sagte Riza frustriert.

Roy nickte. Mehr musste er nicht tun. Sie kannte ihn länger und besser als irgendein anderer und umgekehrt war es genauso. Im letzten Schuljahr hatte es zwei fürchterliche Monate gegeben, in denen sie so gut wie gar nicht miteinander gesprochen hatten, weil sie nach einem Streit beide zu stolz (und zu stur) gewesen waren, um klein beizugeben. Doch in diesen zwei Monaten hatten beide fürchterlich unter der Trennung gelitten und einander schrecklich vermisst. Und es war seine Adoptivmutter gewesen, die schließlich dafür gesorgt hatte, dass sie sich wieder versöhnt hatten. Chris Mustang war gar nicht glücklich gewesen, als ihr Neffe sie darüber informiert hatte, dass er und Riza nicht mehr miteinander sprachen, wenn es sich vermeiden ließ. Deswegen hatte sie an Weihnachten eine kleine Feier gegeben und Riza ebenfalls dazu eingeladen. Sie mochte das Mädchen und sie mochte ihren Neffen. May erinnerte sich noch gut daran, wie Rebecca und Maes beide völlig schockiert gewesen waren, als sie gesehen hatten, wie die beiden Klassensprecher einander unter Mistel geküsst hatten. Rebecca hatte stundenlang nur sagen können „Sie haben rumgemacht! Sie haben rumgemacht!“ und Maes hatte auch nichts anderes mehr sagen können, weil ihre Gehirne überfordert gewesen waren.

„Na ja“, sagte Riza und wollte aufstehen. „Gleich gibt es Abendessen. Lass uns gehen.“

„Wir können es auch ausnahmsweise einmal ausfallen lassen, Riza. Ich habe noch eine Menge Schokolade in meinem Zimmer. Wir könnten Musik hören…“, schlug Roy vor.

„Die anderen werden sich ohnehin schon fragen, wo wir sind“, sagte sie, während sie sich aus seiner Umarmung befreien wollte. „Lass uns einfach jetzt gehen.“

„Aber ich will noch nicht gehen müssen!“

„Wir werden das Essen verpassen.“ Riza seufzte. „Bitte.“

„Ich will noch ein kleines Bisschen bleiben, Ladyhawk. Wir haben uns zwei sehr lange Monate nicht mehr gesehen. Und seit Weihnachten waren wir nicht mehr so nahe beisammen.“ Er zog sie mit einem Ruck an sich. „Sei brav, Riza.“

„Ich bin immer brav“, sagte sie.

Er drückte sie leicht auf den Boden, bevor er sich über sie beugte und seine Hände rechts und links von ihrem Kopf platzierte. „Das warst du noch nie“, sagte er. „Du tust nur so, als ob du ein kleiner Unschuldengel wärst.“

„Was macht dich da so sicher?“, fragte sie selbstbewusst.

„Du bist seit Jahren häufiger beim Direktor als jeder andere“, sagte er.

Alphonse und May, die im Schatten der Bäume standen, tauschten einen Blick.

„Wenn wir jetzt stören“, flüsterte May, „sind wir tot.“

„Stören wir nicht und finden sie später heraus, dass wir sie gesehen haben, sind wir aber vermutlich noch wesentlich toter“, sagte Alphonse sachlich.

„Wir stecken also so ziemlich in der Zwickmühle.“

„Yep.“ Alphonse nickte langsam. „Und was tun wir jetzt?“

„Wir müssen so tun, als ob wir rein zufällig hier wären“, sagte May und sah ihren Mini-Panda an. „Xiao May, lauf über die Wiese!“ Der kleine Panda rannte los und als sie die Hälfte der Strecke hinter sich gelassen hatte, rief May: „Xiao May, wo bist du?!“

„Du bist wirklich teuflisch“, sagte Alphonse bewundernd.

„Herzlichen Dank“, sagte sie, während sie auf die Wiese lief, wo die beiden Turteltäubchen nebeneinander lagen. Sie prallte unwillkürlich zurück, als Roy sich über Riza beugte und sie liebevoll küsste. Das hier war reine Liebe, nur wenig Lust.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  DarkDragon
2011-08-09T19:32:54+00:00 09.08.2011 21:32
„Die beiden sind wie Kakaopulver und Milch“, sagte Edward. „Sie ist lieb, cool und unglaublich schlau, während er ein echter Mistkerl ist. Zusammen ergeben sie etwas … Perfektes und das macht es so schön, sie zu kennen.“
„Ed hasst mich“, sagte Rebecca erklärend." Der Vergleich mit Kakao^^ Aber sollte Becca nicht sagen: "Ed hasst Milch" ? Das ergibt mehr Sinn.
Das Ende fand ich einfach nur niedlich. Ich konnte mir das sehr gut bildlich vorstellen, mit der Atmosphäre und allem.
lg


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