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Allison

Das Erbe des Wolfes
von

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Aller Anfang ist schwer

Die ganze Nacht hatte Brian kein Auge zugetan. Als er gesehen hatte, dass die Tochter Erins in seinem Haus war, hatte er ein düstertes Deja’-vu. Und sein erster Gedanke war, sie rauszuschmeissen. Doch Esmeralda, die wie immer der ruhige Pol war und die einzige, die ihn beruhigen konnte, was oft ein Fluch sein konnte, hatte sich an ihre Seite gestellt und damit gezeigt, dass er sich zurückhalten sollte. So hatte er erstmal geduldig, wenn auch es ihm schwerfiel, zugehört und hätte am liebsten laut aufgelacht, als sie ihn darum bat, sie zu trainieren. Er hatte nichts gegen sie. Er kannte sie ja kaum. Aber wenn er eins wusste, dann das Erin immer Ärger bedeutete, sobald sie irgendwo auftauchte und als er in Allisons Gesicht und ihre Ähnlichkeit mit ihr gesehen hatte, hatte er geahnt, dass ihr Erscheinen auch Ärger bedeuten konnte. Und als Erik vor ihm auftauchte und ihn unter Druck setzte, war es gänzlich mit seiner Fassung vorbei. Ich und Erin etwas schulden. Das ist doch wohl das Letzte, dachte er grollend und seine Augen loderten auf, wie die Flammen, die Esmeralda in ihren Händen entfachte, um Erik davon abzuhalten, ihn zu töten. Und damit auch dafür gesorgt hatte, dass er sich beruhigen und sie erstmal hier nächtigen lassen sollte. Doch seine Anspannung war nicht schwächer geworden. Hatte ihn beinahe um seinen Schlaf gebracht.

Als es nun zum Morgen dämmerte, stand er auf dem Balkon, der zum Schlafzimmer von ihm und seiner Frau gehörte und schaute mit düsterer Miene vor sich hin. Sah, wie die Sonne sich langsam in den Himmel erhob und diesen in einen glutroten Schein tauchte. Glühte, wie ein Omen und Brian fragte sich sogleich, ob es nicht dich ein Fehler war, sie hier zulassen.

„Du machst dir Sorgen, oder?“, fragte plötzlich eine sanfte Stimme und er spürte die zarte Hand auf seinem Arm. Drehte sich herum und sah seine Frau neben sich stehen. Wieder einmal hatte sie seine Gednken gelesen, nur mit einem Blick und er nickte. Wandte sich dann wieder dem Sonnenaufgang zu. „Dass sie hier ist, kann nichts Gutes heissen!“

„Sie ist nicht so wie unsere Kinder, Brian. Sie weiss nichts davon!“

„Das ist es nicht. Ich würde sie schon trainieren. Aber ich fürchte, dass uns das zur Zielscheibe machen könnte. Sie ist die Tochter der schwarzen Wölfin!“

„Selbst wenn sie die Tochter des Teufels ist. Sie kann nichst dafür. Sie ist da hineingeboren. Ebenso wie Fay und Lex damals. Sie mussten auch lernen, wie sie sich zu wehren hatten!“

„Nur mit dem feinen Unterschied: Dass sie nicht die Kinder vom Höllenfeind Nr.1 sind!“

„Achja. Soviel ich weiss, wollte die weisse Schlange auch dir an den Kragen!“

„Im Gegensatz zu Erin bin ich ein kleiner Fisch!“

„Ein kleiner Fisch, der sie am Ende vernichten konnte!“

„Erin hat sie vernichtet, falls du das vergessen hast!“, kam es prompt von Brian, weil er sich davon nicht einwickeln lassen wollte. Ohne seine und die Hilfe von Esmeralda, hätten sie sie nicht besiegen können. Esmeralda hatte in diesem Punkt recht, aber es war auch Erins Verdienst gewesen. Dabei erinnerte er sich daran zurück, wie Erin mit der riesigen schwarzen Sense den Schädel des Schlangendämons gespalten hatte. Da hatte er gesehen, zuwas sie in der Lage war und musste sich eingestehen, dass sie mächtiger war, als er. Und dass er immernoch etwas wie Freundschaft für sie hegte. Wenn diese auch zum größten Teil aus einer gesunden Portion Respekt bestand. Doch das schob er weit hinter sich. „Ich habe es nicht vergessen!“, kam es von Esmeralda, die ihn nicht so einfach vom Hkalen lassen wollte. „Und du solltest nicht vergessen, dass es immer jemanden geben wird, der uns nach dem Leben trachtet. Ob sie hier ist oder nicht!“

Das war wahr. In der Vergangenheit waren sie oft Ziel von Angriffen durch andere Dämonen geworden, die ihnen an den Hals wollten. Unabhängig, ob sie Erin halfen oder nicht. Dennoch blieb das ungute Gefühl, dass durch Allisons Anwesenheit alles noch schlimmer werden konnte. „Ich weiss!“, murmelte er und schaute noch eine Weile Richtung Sonnenaufgang. Sah, wie die Sonne langsam immer mehr aufstieg und ihre ersten Strahlen auf die Dächer Londons warf. Ein neuer Tag brach an und er wusste, dass er jetzt eine Etnscheidung trefen musste. Und er wusste auch, dass das, was er jetzt sagen würde, gegen seine Zweigel und vorallem gegen seinen Entschluss sprach. „Also gut. Sie kann bleiben!“, sagte er und bevor Esmeralda erleichtert aufatmen konnte, setzte er mit Nachdruck hinzu:„ Fürs erste!“
 

Ein sanftes Klopfen holte mich aus meinem Schlaf und ich rollte mich murrend auf die andere Seite. Ich hatte so gut geschlafen und wollte einfach nicht aufstehen. Doch das Klopfen verstummte nicht und ich richtete mich müde auf. „Ja?“, fragte ich halb verschlafen halb frustiert und Fay steckte den Kopf hinein. „Morgen!“, sagte sie freundlich. Ich aber brachte nur ein Murren zustande. Ich hatte definitiv zugut geschlafen. Das Bett war weich und ich war wirklich wie auf Wolken darin eingeschlafen. Hatte sogar keine Alpträume gehabt. Naja, bis zu dem Punkt, als Fay an der Tür klopfte. „Ohje, du siehst ganz schön geplättet aus!“, sagte sie dann mit einem etwas bekümmerten Gesichtsaussdruck und im ersten Moment wäre ich ihr an den Hals gesprungen. Mich erst aus den Federn holen und dann solch einen Satz von sich geben. Doch ich dachte mir, dass das vermutlich ihre Art war. So wie es Maries Art war, mit ihrer fröhlichen Laune zuversuchen, mir ein Lächeln aufs Gesicht zuzaubern. Bei der Erinnerung meiner verstorbenen Freundin wurde mir kurz schwer zumute und ich hob nur die Schultern. „Hast du gut geschlafen?“, fragte sie mich dann wieder und ich nickte. „Ich wollte dir nur sagen, dass Mum das Frühstück soweit zubereitet hat. Wir warten in der Küche auf dich!“, meinte sie und kaum hatte sie Frühstück gesagt, schon knurrte mir der Magen. Verlegen schaute ich hinunter und hielt mir die Hände davor. Wirklich schlechtes Timing!

Und da war noch etwas, was mich noch mehr verlegen machte. Ich hatte seit vorgestern nicht geduscht oder mich sonst irgendwie gesäubert und das Resultat war, dass ich entsetzlich nach Schweiss stank. „Danke. Ich..ich komme gleich. Aber vorher wollte ich duschen. Wo ist denn das Bad!“, sagte ich und verzog angewidert das Gesicht, als ich auch noch festellen musste, dass ich Mundgeruch von der übelsten Sorte hatte. Fay lächelte wieder. Deutete dann auf den Flur. „Zweite Tür rechts!“, sagte sie gleichdarauf. „Hast du was dabei. So Duschzeug meine ich. Wenn nicht, kann ich dir von meinem was geben!“

Ihr Angebot rührte mich wirklich sehr. Sie kannte mich kaum vierundzwanzig stunden und sie bot mir trotzdem ihr Shampoo an. Wäre ich an ihre Stelle gewesen, hätte ich das nicht angeboten. Ich traute keinem Fremden. Von Natur aus nicht.

Bei Fay schien es jedoch was anderes zu sein.

Ob es an der englischen Gastfreundschaft lag?

„Ich…ich habe was dabei. Danke trotzdem!“, sagte ich und kletterte aus dem Bett. „Okay, Handtücher liegen auf dem kleinen Hocker, neben der Duschkabine!“, sagte Fay zum Schluss und war auch schon weg.
 

Ich hatte mir noch soviel Zeit genommen, um meinen Papa anzurufen und ihm zusagen, dass ich gut angekommen bin. Dass er außer sich vor Soprge war, weil ich gestern schon nicht angrufen hatte, war ja klar gewesen und ich brauchte ungelogen eine halbe Stunde, um ihm beizubringen, dass wirklich alles in Ordnung war und wie nett die Matthews waren. Für Papa musste es wirklich eine Qual gewesen sein, mich in ein fremdes Land gehen zulassen, dass so weit weg war. Nie war ich so weit weg gewesen als jetzt und och konnte ein gewisses Gefühl von Heimweh nicht unterdrücken. Mit einem Seufzer legte ich auf. Nicht aber ohne mich von Papa zuver abschieden und ihm viele Küsse in den Ohr zu schmatzen. Dann schnappte ich mir mein Duschzeug. Zeit für eine ordentliche Dusche.

Bad hatte Fay dazu gesagt. Ich fand diese Beschreibung als untertrieben. Dass, was mich da hinter der Tür erwartete, war eine Wohlfühl-Oase. Die Wanne. Riesig. Bot genug Platz für drei Personen und das bei einer Eckbadewanne. Eine verglaste Duschkabine sporgte dafür, dass man in Ruhe duschen konnte, während der andere ein Bad nehmen konnte. Dazu gab es natürlich eine Toilette, die von einer Bambus-Wand abgetrennt wurde. Ein großes Waschbecken aus weissem Porzellan, über dem ein ovaler Spiegel hing, mit kunstvollen Verzierungen, in dem Glas eingeritzt. Man, da konnte man ja richtig neidisch werden. Der Boden und die Wände waren mit cremefarbenen Kacheln gefliesst, die wirklich rundum die Uhr geputzt werden mussten. Weiche Teppische lagen auf diesen und fühlten sich gut an unter meinen nackten Füssen. Soviel Luxus konnte einen wirklich überwältigen. Und so schwer es mir auch fiel, ich musste mich von dieser Pracht abwenden. Die Dusche rief. Wie Fay es gesagt hatte, lagen Handtücher auf einem kleinen Hocker und meine Stimmung hob sich.

Welches durch die Dusche und das Waschen meiner Harre noch mehr wurde. Dabei musste ich immer wieder an Fays Freundlichkeit denken, die mich zum einen freute aber auch stutzig machte. Sie und ihre Mutter schienen nichts gegen mich zuhaben. Beide behandelten mich wirklich wie einen Gast. Brian, Fays Vater, allerdings nicht. Irgendwie hatte er etwas gegen mich. Ich wusste beim besten Willen nicht warum. Hatte er was gegen mich, weil Erik bei mir war. Oder war er immer gegenüber von Fremden misstraurisch?

Noch lange fragte ich mir das und vieles andere auch, als ich mich abtrocknete und frische Klamotten anzog. Die alten warf ich in eine Tüte, die ich extra für die Schmutzwäsche mitgebracht hatte und stopfte diese in meine Reisetasche. Bis jetzt, da ich nicht wusste, ob ich bleiben konnte oder nicht, hatte ich noch nicht ausgepackt. Ich hoffte immernoch, dass Brian mir erlaubte, hier zu bleiben. Denn sonst müsste ich wieder nach Paris zurück und mir was anderes einfallen lassen.

Als ich mich einigermassen frisch gemacht und frisiert hatte, ging ich auf den Flur und lief dann die Treppe hinunter. „Küche. Küche!“, murmelte ich vor mich hin und schaute abwechselnd nach links und rechts. Im nächsten Moment hätte ich laut gelacht.

Ich hatte keinen blassen Schimmer wo die Küche war!

Fay hätte es mir ruhig sagen können. Beziehungsweise beschreiben. Zielos durch das große Haus irren wollte ich auch nicht. Hilflos hob ich die Schultern und wollte mich wieder umdrehen um auf mein Zimmer zugehen. Als ich Fay rufen hörte. „Allison!“

Minutens päter kam sie zu mir. „Sorry, ich habe vergessen dir zusagen, wo die Küche ist!“, sagte sie und schaute verlegen drein. Ich winkte nur ab. „Kann jedem passieren!“, sagte ich noch und gemeinsam gingen wir zur Küche, wo wir schon erwartet wurden.

Lex und sein Vater saßen am Tisch. Ich grüßte sie vorsichtig, weil ich nicht wusste, wo ich bei ihnen stand. Lex nickte knapp, während Brian mich wieder so ansah, als sei ich unerwünscht. Esmeralda stand am Herz und breit etwas in der Pfanne was verdächtig nach Speck roch. Als sie mich bemerkte, grüßte sie mich mit ihrer offenherzigen Freundlichkeit. „Morgen, Allison. Du kommst gerade recht zum Frühstück. Setz dich doch!“, bat sie mich und ich folgte ihrer Bitte. „Hast du gut geschlafen?“, fragte sie dann und tat die ersten Speckstreifen zu einer kräftigen Portion Rührei mit Schnittlauch hinzu. Mhhh, wie bei Mama, dachte ich wehmütig und vermisste Paris. Vermisste meinen Papa. Dabei fiel mir ein, dass ich ihn noch nicht angerufen hatte und sicherlich machte er sich Sorgen. Dachte vermutlich, dass ich nicht heil angekommen bin. „Ja, aber ich sollte Papa anrufen. Sicherlich fragte er sich, was aus mir geworden ist!“, sagte ich und wollte aufstehen. „Erstmal isst du was!“, meinte Esmeralda und legte mir den Teller vor mir ab. Gerne wollte ich wiedersprechen, doch Esmeralda kam mir in diesem Moment wie Mama vor. Sie hatte ebenso darauf beharrt, dass ich erstmal was aß, bevor ich irgendwas andere machte, wie sie. Bei der Erinnerung an meine Mutter zog sich mein Magen zusammen und ich versuchte, nicht länger daran zudenken. Daher schob ich mir was von dem Essen in den Mund und kaute darauf herum. Es schmeckte wunderbar, aber der ausgebliebene Anruf an meinen Vater sorgte immernoch für ein schlechtes Gewissen. Nun aßen auch die anderen. Saßen alle am Tisch, wie es eine Familie tat und ich fühlte mich immer mehr, wie das fünfte Rad am Wagen. Auch wenn Esmeralda und Fay mich dies nicht spüren ließen. Die Blicke, die mir Brian entgegen warfen um so mehr. Lex hielt sich da eher raus und wenn er mich ansah, dann neugierig. Wenn auch etwas zu neugierig. Checkte er gerade ab, ob er bei mir Chancen hatte?

Das Schweigen welches über uns lag, war alles andere als auszuhalten und irgendwann hielt ich es nicht mehr aus. „Wie…wie sieht es denn aus? Kann ich hierbleiben?“, fragte ich und schaute jeden einzelnen an. Mein Blick blieb bei Brian hängen, dessen Gesicht düster wie immer war und kurz sah er so aus, als wollte er laut:„ Raus!“, brüllen.

Aber da schien Esmeralda ein Laut von sich gegeben zuhaben, das ihn zurückhielt und ihn dazu zwang tief Luft zuholen. „Ja, du…kannst blieben. Aber ich sage dir schonmal im Vorraus, dass das Training nicht leicht sein wird. Wenn du das wirklich durchziehen willst, musst du dir das bewusst sein!“, sagte er. Ich nickte nur. Mehr konnte ich nicht machen. Ich war dankbar und auch zugleich beunruhigt, dass er es sich anders überlegt hatte. So wie er das sagte, klang es so, dass er mich jetzt so lange tritzen würde, bis ich auf dem Zahnfleisch dahin kroch. Was würde mich erwarten?

Was für eine Art Training würde ich absolvieren müssen?

„Nun mache ihre keine Angst!“, rückte Esmeralda ihn zurecht und zwinkerte mir verschweörisch zu. Igrendwas sagte mir, dass sie zu mir stand. Definitiv. Ich zwinkerte instintiv zurück und konnte ein leises Grinsen nicht verkneifen. „Erstmal wird gefrühstückt und dann tut Allison ihre Sachen auspacken!“, fuhr sie fort und nahm einen Schluck aus ihrer Kaffeetasse. „Schließlich wohnt sie jetzt hier!“

Setzte dann die Tasse ab und das Geräusch klang wie als wäre das Gespräch damit beendet.
 

Fay half mir meine Sachen in die richtigen Schränke zu packen, auch wenn ich das gut allein konnte, aber Fay hatte, bevor ich etwas sagen konnte, schon meine Kleider genommen und in den großen Schranmk verstaut. Eigentlich sollte mich soviel Eindringlichkeit ärgern. Aber sie war nur gastfreundlich zu mir. Waren alle Engländer so?

Dabei musste ich an Brians Feindseligkeit denken und ich nutzte dies, um sie darauf anzusprechen. „Ähm, Fay. Mal eine Frage: Ist dein Vater immer so…so misstraurisch, oder ist das nur so, weil Erik hier aufgetaucht ist?“, fragte ich und mit einem Male war Fays stetiges Lächeln verschwunden. Ein nachdenklicher, fast schon bekümmerter Ausdruck lag in ihnen und sie schien etwas verlegen zu sein. „Ähm, nunja…ja. Er ist jedem gegenüber misstraurisch, den er nicht kennt und bei dem er den Eindruck, dass es sich um potenzielle Feinde handelt. Es liegt nicht an dir. Aber Dad ist…wie jeder Familienvater. Immer besorgt und bei ihm ist das zehnfach so hoch!“, sagte sie. Aber irgendwas sagte mir, dass das nur die halbe Wahrheit war. Ich wollte meine Skepsis aussprechen, doch ich hielt mich zurück. Ich musste wieder an Papa denken und musste dabei etwas lächeln. Ich konnte es schon irgendwie verstehen, dass Brian sich so verhielt. Welcher Vater wäre nicht misstraurich, wenn aufeinmal eine Fremde vor ihm steht und noch dazu in Belgeitung von jemanden, der nicht ganz koscher war. Selbst mein Vater war, wenn ich mit einem Jungen schwätzte und das war in der Grundschule, wo es nur um Hausaufgaben ging, auf der Lauer und hatte mich dann gleich in ein Kreuzverhör genommen. Da kam mir natürlich Mama immer zur Hilfe und sagte, dass er sich beruhigen sollte. Dass das nichts war. Wie sehr ich sie vermisse. Ich zwang mich, nicht mehr daran zudenken. „Und deine Mutter? Sie scheint das krasse Gegenteil zusein!“, sagte ich. Fay lächelte da wieder. „Ja, sie ist das Herz in der Familie. Sie hält uns zusammen. Beziehungsweise meinen Bruder und meinen Vater!“

Dabei musste sie verschmitzt grinsen und ich verstand. „Soll das heissen, dein Bruder und dein Vater fetzen sich?“, fragte ich, um das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken.

Fay pfiff. „Und wie. Die Möbel bleiben dabei manchmal nicht davon verschont. Wenn die sich prügeln, dann richtig!“

„Wow, so schlimm?“

„Wenn du wüsstest!“, bemerkte sie. „Und woher kennt dein Vater Erik. So wie er auf ihn reagiert hat, war er nicht gerade erfreut gewesen!“, kam es nun von mir wie von selbst, als ich mich daran erinnern musste, wie sich Erik und Brian an die Gurgeln gegangen sind. Und an den Tisch, der zerbrach, als Brian auf ihn fiel. „Das kann ich dir auch nicht so genau sagen. Da müsstest du ihn selber fragen!“, sagte sie und schaute nun etwas zweifelnd drein. Und ich wüde mich hüten, Brian darauf anzusprechen.

„Ich glaube kaum, dass er mir das verraten würde!“

„Dad ist zwar etwas launisch, aber wenn du ihn näher kennen lernst, wirst du sehen, er ist nicht so übel!“

Ich war mir da nicht so sicher. Das musste sie mir angesehen haben, denn sie lächelte aufmunternt. „Ganz ruhig. Das wird schon!“, sagte sie. Ich nickte nur. Da fiel mir noch etwas ein, was mir unter den Nägeln regelrecht brannte. „Sag mal, habe ich das gestern eigentlich nur geträumt, oder hat deine Mutter wirklich Feuer in ihren Händen auflodern lassen?“, fragte ich sie und Fay wirkte nun etwas ratlos und unwohl. „Nein, hast du nicht. Ähm…wie soll ich das erklären…!“, begann sie und suchte nach den richtigen Worten.

Aber dann hörten wir Esmeralda rufen. „Fay, Allison. Kommt runter. Wir wollen mir dem Training anfangen!“, hörten wir und bei der Erwähnung des Trainings wurde mir etwas flau im Magen. Brian hatte ja angekündigt, dass das Training kein Spaziergang werden würde und ihm glaubte ich das. „Ohje!“, sagte ich leise. Fay legte mir die Hand auf die Schulter. Wollte mir damit Mut machen. „Hey, positiv denken!“
 

Das positiv denken erwies sich schwer, wenn man durch die Luft geschleudert wurde und dann hart auf dem Boden aufschlug. Brian übernahm die erste Trainingsstunde. Wir waren in einen etwas größeren Raum gegangen, der als Fitness-Raum diente. Überall standen Geräte. Bein-und Brustpresse, Ruderzugmaschine, schwere Handeln und ein Laufband. Dazu noch andere, die ich nicht richtig beschreiben konnte. Etwas weiter hinten waren blaube Matten auf dem Boden ausgelegt. Dort standen wir. Ich hatte mir bequemere Klamotten angezogen. Als wir uns gegenüber standen, forderte Brian mich auf, mich zuwehren greifen. Ich hatte mich gefragt wie und bevor ich es aussprechen konnte, griff er mich schon an. Er stürzte sich wahrlich auf mich und noch ehe ich richtig überlegen konnte, was ich machen konnte, hatte er mich schon an meinem linken Arm ergriffen, presste seine andere Hand auf meinen Bauch und wuchtete mich, als würde ich nichts wiegen, über sich hinweg. Ich flog für einige Sekunden durch die Luft, ehe ich brutal auf den Matten aufschlug und die Sterne tanzen sah. „Ouch!“, sagte ich und richtete mich auf. Wenn das heute so weiterging, kann ich mir gleich ein Zimmer im Krankenhaus reservieren. „Das hat wehgetan!“, sagte ich mehr zu mir selbst und rieb mir meine Nasenspitze. „Im Vergleich zu dem, was die Dämonen mit dir anstellen, ist das nichts!“, erklärte Brian rüde. „Los, nochmal!“

Das ging bis um achtuhr abends und ich hatte mehr blaue Flecken als ein Blaubeerkuchen. Mir tat alles weh und ich fragte mich, ob Brian das nicht mit Absicht machte.

Ich frage mich, was das für einen Sinn macht, wenn ich ständig von ihm auf die Matte geworfen werde?
 

Mit einem schmerzerfüllten Gesicht betrachtete ich mich im mannshohen Spiegel und tippte auf einen der zahlreichen blauen Flecken. Nicht nur genug, dass er mich durch die Luft warf. Nein. Zusätzlich schlug und trat er mich. Um den Kampf realistisch zu machen, wie er meinte. Ich dachte nur: Von wegen!

„Aua!“, jammerte ich und hörte sogleich ein leises Lachen. Ich drehte mich um und sah, wie kann es anders sein, Erik auf meinem Bett sitzen. Mit einem frechen Grinsen auf den Lippen. „Wie schön, dass dich meine Schmerzen so sehr amüsieren!“, zischte ich und schaute wieder in den Spiegel. „Wo warst du eigentlich, als ich gestern ins Haus gegangen bin. Du warst einfach weg!“, sagte ich dann, weil ich noch mit ihm etwas zubereden hatte. „Ich war weg, weil es innendrin zuhell war. Licht ist nicht gerade gut für mich. Ich kann nur im Schatten oder in der Nacht nützlich sein!“, erklärte er beiläufig. „Das müsstest du aber wissen!“

„Was, du kannst nützlich sein?“, fragte ich sarkastisch und warf ihm einen bösen Blick zu. Erik erwiederte diesen prompt. Oh, ist der Herr empfindlich. „Pass auf, was du sagst!“, knurrte er nur. „Wer sind diese Leute eigentlich? Und warum hat Brian bitteschön so einen Hals auf dich?“, hackte ich nach. Erik gab einen frustierten Seufzer von sich. Ihm schien meine Zweifel auf den Geist zugehen. Dabei wollte ich nur wissen, woher er sie kannte. „Freunde von deiner Mutter, wie ich bereits sagte!“

„So wie Brian aber gestern auf dich reagiert hat, sah es aber nicht so aus!“

„Er kann nur mich nicht ausstehen. Weiss auch nicht, was ich ihm getan habe!“

„Vielleicht sieht er in dir eine Bedrohung, für seine Familie!“, warf ich einfach so in den Raum. Im Spiegel sah ich, wie er die Schultern hob. „Kann sein. Aber ich habe nicht den Wunsch mich mit ihnen anzulegen!“, sagte er. „Viel wichtiger ist, dass sie dir beibringen zu kämpfen!“

„Lerne ich da auch, Feuer einzusetzen?“

„Wenn du damit meinst, mit einem Flammenwerfer umzugehen, vielleicht!“

„Ähm, nein. Ich meine, so wie es Esmeralda getan hat. Sie hat einfach so Flammen in ihren Händen aufgehen lassen. Ohne irgendwas zur Hilfe zunehmen!“, sagte ich daraufhin und sah wieder, wie Esmeralda mit dem Feuer dagestanden und Erik gedroht hatte. „Nein. Sowas nicht. Solche Fähigkeiten haben nur ganz besondere Wesen, wie sie es ist. Ebenso wie Brian. Beide haben Kräfte, die einzigartig sind!“

„So wie es deine sind?“, fragte ich. Darauf sagte Erik nichts. Und sein Schweigen deutete ich als nichts Gutes. „Mein Kräfte sind…zwar auch einzigartig, aber nicht dazu da um zu schützen. Da ich niemanden hätte, den ich schützen müsste!“, sagte er nach einer Weile. „Du hast doch mich!“

Zugegeben, es war ein blöder Satz, da wir uns zumal nicht so nahe standen, dass dies meine Worte rechfertigen konnte, aber Erik war doch dafür da, dass mich beschützte. Dass hatte er selber gesagt. Eriks Augen wurden kurz groß, zeigten, dass ihn meine Worte erstaunt hatten, doch dann lächelte er matt und schüttelte den Kopf. „Ich beschütze dich, ja. Aber es ist nicht dasgleiche, wie bei Brian und seiner Frau. Sie beschützen sich, weil sie sich einander haben!“, erklärte er und in seiner Stimme lag Schmerz. Ich sah ihn nur an und ahnte, was er damit meinte. Doch noch bevor ich etwas sagen konnte, war der schmerzliche Ausdruck in seinen Augen verschwunden und er straffte seine Schultern. „Wie auch immer. Ich kann dich, wie gesagt, nur bei Nacht schützen. Brian lehrt dich, dass du dich bei Tag zur Wehr setzt!“

„Ich glaube eher, dass er mich mehr verprügelt, als mich zutrainieren!“

Erik grinste etwas. „Du musts eben lernen, nicht halsüberkopf lozurennen. Brian wird sich ja wohl dabei denken!“, sagte er mir. „Da bin ich mir nicht so sicher!“, murmelte ich und sah mir noch einmal meine blauen Flecken an. So wie ich die Sache sah, würde ich in den nächsten Tagen noch schlimmer aussehen, als jetzt.
 

Und wie ich es mir gedacht hatte, bestätigte sich meine Vermutung. Brian unterwies mich hauptsächlich in der Kunst des Fliegens. Nur das Landen funktionierte nicht und nach wenigen Minuten hatte ich genug. „Das reicht. Ich…ich kann nich mehr!“, sagte ich und richtete mich auf. „Stell dich nicht so an!“, schnauzte Brian. „Ich sagte dir, dass es nicht leicht werden würde!“

„Ja, aber davon, dass du mir sämtliche Knochen brechen willst, war nicht die Rede!“, gab ich zurück. „Hat dir niemand gezeigt, wie du jemanden richtig angreifen sollst?“, fragte er dann vorwurfsvoll und ich musste mich wirklich beherrschen. „Nein, meine Mutter starb, bevor ich für die Dämonen zur Zielscheibe wurde!“, giftete ich zurück. Brian knurrte etwas. Da kam Esmerala dazwischen. „Vielleicht solltest du ihr zeigen, wie sie sich wehren soll!“, schlug sie vor und das war wirklich eine gute Idee. „Nagut. Dann eben so!“, sagte er. Esmeralda warf mir einen vielsagenden Blick zu. Zwinkerte und sie stellte sich nun an die Stelle, wo ich stand. Gespannt stellte ich mich an die Seite.

Einen kurzen Moment sahen sie sich an. Dann stürmte Brian vorran und wollte sie packen, so wie er es mit mir gemacht hatte, doch da machte ihm Esmeralda einen Strich durch die Rechnung. Mit einer Schnelligkeit, die ich nicht für möglich hielt, packte sie ihn am Hemd, ließ sich fallen. Zog ihn dabei auf ihre Füsse und hievte ihn mit voller Eucht über sich hinweg. Es passierte so schnell, dass ich das ganze nicht richtig verfolgen konnte und staunte nicht schlecht. Esmeralda stand wieder auf und grinste mich an. „Die beste Methode einen Angriffen abzuwehren, ist sich den Schwung des Gegner zunutze zumachen!“, erklärte sie. Das hörte sich ja schön und gut an. Aber wenn meine Gegner so schnell waren, wie Brian, was würde mir das noch nützen. Ich nickte nur. „Willst du es nun auch versuchen?“, fragte sie und ich hätte gerne nein gesagt. Ich warf Brian einen nervösen Blick zu. „Diesesmal mit mir!“, sagte sie darauf und ich atmete erleichtert auf. Mit Esmeralda würde ich es vielleicht leichter haben. Hoffte ich zumindest. Wir stellten uns wieder auf und als Brian das Zeichen gab, anzufangen, rannte Esmeralda schon auf mich zu. Leider war sie ebenso schnell wie ihr Mann und hatte mich schneller umgeworfen, als ich kucken konnte. Mir drehte sich der Schädel. „Bist du okay?“, fragte sie überflüssigerweise und ich brachte nur ein Nicken zustande. Wobei alles andere als okay bei war. „Ich glaube, das war etwas zuviel des Guten!“, sagte sie. Wenn sie wüsste wie unterttieben das war.
 

Das ging gut eine Woche so und ich hatte wirklich das Gefühl, dass ich zublöd war, um einen Angriff abzuwehren. An einem dieser Tage, wo ich mich fragte, ob ich es jemals schaffen würde, saß ich in der Küche an dem Tisch und nippte an einem Glas mit Wasser. Esmeralda und Brian führten ein Gespräch und ich konnte sie deutlich im Nebenzimmer hören. „Sie ist eben noch ein Neuling, was das Monsterjagen angeht!“, sagte sie. „Schon, aber dass es sie einfach nicht schafft uns abzuwehren und es immernoch weiterversuchen will, ist wirklich reine Zeitverschwendung!“

„Nun gib ihr schon eine Chance!“, bat sie ihn, worauf hin Brian nur frustiert nach Luft schnappte und diese ebenso ausstiess. „Wieviele braucht sie noch, ehe sie es richtig begreift?“, fragte er dann. Genau das fragte ich mich auch. Wieoft würde ich mich noch auf die Nase legen, ehe ich Brian oder Esmeralda auf die Matte schicken konnte?

Vermutlich nie, so dämmlich wie ich mich anstellte. Ich seufzte schwer und nahm einen Schluck. „Na, so niedergeschlagen?“, fragte plötzlich jemand und ich schaute auf. Zum meiner Überraschung war es nicht Fay, die da in der Küche stand, sondern ihr Bruder Lex. Mit ihm hatte ich kaum ein Wort gewechselt. Nicht nachdem ich hier angekommen war. Habe ihn nur paarmal gesehen. Doch das war es schon. Dass er mich direkt ansprach, wunderte mich etwas. Ich hob nur die Schultern. „Das Training schafft dich ganz schön, wie?“, bohrte er weiter und so langsam wurde es mir unangenehm. Soll das hier ein Verhör werden?

„Hm, nunja…ja!“, druckste ich herum und schaute auf die Tischplatte. „Hm!“, gab er nur von sich und ich konnte mir nicht anders helfen, aber so wie er das von sich gab, hörte es sich an, als würde es ihn amüsieren, dass eine Anfängerin wie ich, ständig auf die Nase fiel und nichts packte. Und das ärgerte mich. Es war bescheuert das zudenken, aber Lexs Fragen gingen mir auf den Keks und seine Aroganz ebenso, die er hier an den Tag legte. Auch wenn ich ihn nicht lange kannte. Ich meine, was erwartete der von mir. Dass ich das gleich von anfang an beherrschte. Ich war nicht Wonder Woman!

„Was Hm? Ich brauche eben so meine Zeit!“, verteidigte ich mich, weil ich nicht wollte, dass er mich für ein wortkarges Dummchen hielt, dass sich nicht wehren konnte. „Jaja, schon klar!“, meinte er nur. „Für jeden Neuen ist es schwer!“

Dann war es still und ich hoffte, dass es sich damit hatte. Aber dann schien er weiter bohren zuwollen. „Und was ist deine besondere Begabung?“, wollte er wissen und mir drehte sich augenblicklich der Magen um. Besondere Begabung!

Ich schaute ihn an, als würde ich ihn nicht richtig verstehen. Ich musste ihm ja nicht unbedingt auf die Nase binden, dass ich in die Zukunft sehen konnte. „Was meinst du?“

Lex zuckte die Schultern. Schien selber nicht zuwissen, was er eigentlich damit meinte. „Keine Ahnung. Irgendeine. Fliegen, durch Wände gehen. Mit einem Fingerschnippen Feuer entfachen?“, fragte er und ich musste schon beinahe lachen.

Was hatte der nur für Vorstellungen?

Ich schüttelte den Kopf. Sagte mir aber wieder, dass ich meine Gabe geheimhalten sollte. Nicht dass Brian aufgrund meiner Gabe noch mehr Misstrauen und Angst hatte, dass ich seine Familie in Gefahr bringen würde. „Ich bin leider kein X-Men!“

„Na, irgendeine Gabe musst du doch haben. Oder warum bist du hier?“, mutmaßte Lex und solangsam dämmerte mir, warum er mich ausfragte. Er war neugierig. „Ich bin hier, um mich gegen die Dämonen zuwehren, die mir an den Kragen wollen!“, erklärte ich und bemühte mich, mir nichts anmerken zulassen. Offensichtlich war Esmeralda nicht die einzige, die etwas Besonderes an sich hatte. Ihre Kinder mussten sowas auch haben. Warum sonst wäre Lex so daran interessiert, meine Gabe zu erfahren. „Komm schon. Das kann doch nicht alles sein. Deine Mutter hatte ja auch das eine oder andere Talent. Da wird davon doch auch etwas auf dich übergegangen sein!“

„Ich weiss nicht, wovon du sprichst!“, kam es aus mir, wobei ich ihn natürlich gerne gefragt hätte, warum und woher er von den Talenten meiner Mutter wusste. Schön, wenn seine Eltern schon meine Mutter kannten, kannten sie sie auch. Aber woher wusste er von ihren Talenten und vorallem was für Talente waren das…?

Lex schien nach meiner Aussage erstmal nachzudenken, denn seine Stirn legte sich in tiefe Falten und schaute mich an, als würde er in mich hineinsehen wollen. Ein unangenehmes Gefühl, wie ich fand und er ähnelte dabei ziemlich seinem Vater. „Du musst für die Dämonen ja eine große Gefahr sein, wenn du keine besondere Eigenschaft hast und deswegen hier bist, um nur kämpfen zulernen!“, stellte er dann fest. „Bist du Hobby-Detektiv, oder sowas?“, fragte ich halb amüsiert, halb beeindruckt von dem Scharfsinn von Lex. Er traf mit seiner Vermutung mitten insSchwarze. Ich musste eine Gefahr für diese Dämonen darastellen, sonst würden sie nicht so versessen sein, mich umzubringen. Gerne hätte ich gesagt, dass er recht hatte. Aber ich wollte nicht damit nicht rausrücken. Sie würden sicherlich schon früh genug davon erfahren. Spätestens wenn ich einen Anfall bekam. „Kann sein!“, gab ich zurück, wollte wieder einen Schluck nehmen. Als ich plötzlich rasende Kopfschmerzen bekam und mir der Schweiss ausbrach. Ich begann am ganzen Körper wie verrückt zuzittern. Gerade noch hatte ich daran gedacht und nun würde ich die Antwort darauf bekommen.

Wie ein Blitzlicht, tauchte es vor meinen Augen auf. Ein dunkler langer Gang. Links und rechts waren Türen. Der Boden glatt und poliert. Es war still und niemand war zusehen.

Ich fragte mich natürlich, warum ich das sah?

Es schien hier nichts Gefährliches oder Bedrohliches zugeben.

Aber dann tauchte etwas in dem dämmrigen Licht auf, was ganz und gar nicht harmlos aussah. Eher erschreckend und ich konnte ein Würgen nur tapfer unterdrücken. As da vor mir in dem Gang entlang schwebte war ein Kopf. Ein menschlicher Kopf.

Mir wurde übel, als ich sah, wie dieses Ding durch den Gang schwebte. Wie die Därme träge über den Boden schleiften. Von den anderen Organen will ich erst gar nicht reden.

Von denen ging ein phosphoreszierendes Leuchten aus. Ekel überkam mich und ich wich einen Schritt zurück. Das Ding schien mich nicht bemerkt zuhaben, denn es schwebte weiter und schien dann zu einer der vielen Türen zuwollen. Blieb dann davor stehen und die Tür öffnete sich. Es schwebte hinein und ich folgte. Zu meinem Entsetzen erkannte ich nun, wo ich war. In einem Krankenhaus. Genauer gesagt auf der Geburtsstation. In den Bettchen schliefen die Babys und rührten sich nicht. Dieses Etwas schwebte heran, ließ suchend den Blick von einem Baby zum anderen schweifen, dann hielt es inne und ging dann zu einem der Säuglinge und verharte kurz in der Luft. Dann beugte sich hinunter. Ich konnte nicht sehen, was es tat, weil es mit dem Rücken zu mir gedreht schwebte. Aber ich brauchte es nicht zusehen, als ich hörte, wie das Baby kurz aufschrie, zuckte und dann wieder erschlaffte, ahnte ich, was gerade vor sich ging. Dennoch stürmte ich voran. „Sofort aufhören!“, schrie ich und blieb dann stehen, als ich sah, dass dieses Ding mit der Zunge den Brustkorb des Kindes durchstossen hatte und nun in gierigen Zügen das Blut aus ihm heraussaugte. Ich fühlte, wie eine bleiende Taubheit mich plötzlich erfasste. Wieder fühlte ich mich hilflos angesichts dieses Grauens. Auch wenn ich wusste, dass ich in meinen Vision nicht eingreifen konnte, wollte ich es hier in dieser mehr als in meinen vorherigen. Dieses Ding saugte dem Kind das Blut aus dem Leib, würde es damit töten. Und ich konnte nichts dagegen tun. Nur zusehen. Als das Ding mit dem Kleinen fertig war, richtete es sich auf und drehte sich um. Die lange Zunge, welche bluttriefend aus dem Mund des Ungeheuers hing, zog sich langsam wieder zurück. Die Därme, die wie Schläuche runterbaumelten waren geschwollen, hatten eine gesunde rosige Farbe. Ebenso wie das Gesicht dieses Monsters und ich hatte große Lust es mir zuschnappen. Was dachte es sich, und tötete ein Baby. Dieses elene Scheusal. Ich bekam eine mordswut und einen unbedändigen Hass auf dieses Monster. Ich wünschte mir in diesem Moment eine Waffe zur Hand zuhaben, damit ich darauf einstechen oder schlagen konnte. Plötzlich hörte ich Lexs Stimme und die Vision verblasste.

„Allison…Hey Allison!“, hörte ich ihn und spürte, wie er mich an der Schulter packte und an mir rüttelte. Ich blinzelte und ich war wieder in der Küche. Lex musste meine Vision als eine Art Anfall gehalten haben, denn er sah mich besorgt an. Ich schüttelte nur den Kopf. Wollte ihm sagen, dass es nichts sei. Doch mir fehlte die Stimme. Trotz der Wut fühlte ich mich elendig. Ich hatte mit ansehen müssen, wie ein Monster ein kleines Baby tötete. Ich hatte schon so manches Schreckliches gesehen, aber das schlug dem ganzen den Boden aus. Minutenlang saß ich da, konnte mich nicht rühren. Aber dann holte mich etwas aus dieser Starre. Brian und Esmeralda. Ich musste ihnen davon erzählen. „Wo…sind Brian und Esmeralda!“, kam es stockend von mir und Lex sah mich für einen kurzen Moment fragend an. So als würde er wirklich darüber nachdenken müssen. Dann aber wies er mit dem Kopf in Richtung Wohnzimmer und ich stand auf. Meine Schritte waren ungelenk und ich schwangte, als ob ich einen zuviel getrunken hätte. Fing mich aber wieder und ging weiter. Esmeralda und Brian mussten weiterhin über mich gesprochen haben. Aber als sie mich sahen, schwiegen sie sogleich und Esmeralda stand auf und kam auf mich zu. „Allison, was ist los? Du bist ja blass wie der Tod!“, sagte sie besorgt und lenkte mich zur Couch. Zwang mich mit sanften Nachdruck, mich zusetzen. Brian hatte sich nicht gerührt, sah mich nur an. Offensichtlich musste er gesehen haben, was passiert war. Wusste er von meiner Gabe etwa?

„Ich…ich habe etwas gesehen!“, kam es aus mir, weil ich es für unnötig hielt, meine Gabe zverheimlichen, wenn er es schon wusste. Esmeralda runzelte die Stirn. Schaute dann zu Brian, der sich nun rührte und sich uns gegenüber setzte. „Was hast du gesehen?“, fragte er und beugte sich vor. Ich schloss die Augen und suchte nach den richtigen Worten. „Ich…ich war in einem Krankenhaus. Auf der Geburtenstation. Ich habe da etwas gesehen, was ein Baby getötet hat. Es war ein Kopf. Ein Menschenkopf!“, begann ich zuerklären und mir wurde wieder schlecht, als ich mich daran erinnern musste. „Ein Menschenkopf?“, hakte Esmeralda nach, die nun selber hellhörig geworden war und sah mich gespannt an. Ich nickte. „Ja, nur ein Kopf und die Organe baumelten über dem Boden…!“

Ich musste aufhören zu erklären, da ich merkte, wie es an mir zerrte. Esmeralda legte ihre Arme um mich und zog mich an sich. Strich mir beruhigend über den Kopf. „Schhhh. Ganz ruhig. Es ist gut!“, flüsterte sie. Doch ich konnte mich nicht beruhigen.

„Hast du gesehen in welchem Krankenhaus du warst?“, fragte Brian, worauf er von Esmeralda einen bösen Blick einheimste. Ich schüttelte den Kopf.

„Dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als zuwarten!“, meinte Brian und ich fühlte mich noch schlechter als vorher. Wollte er mir damit ein schlechtes Gewissen machen?

„Brian!“, zischte Esmeralda. Und damit war es erstmal gut.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Hidan_1975
2015-10-10T23:25:26+00:00 11.10.2015 01:25
Ohwei...mich wundert es grad nur das Alli nicht würgend über einer Wc-Schüssel hängt.

Juuuiii total genial beschrieben Mad...obwohl ich eine längere Lesepause gemacht habe,verzeih.

Lg ♥♥♥♥♥♥♥
Antwort von:  Mad-Dental-Nurse
11.10.2015 09:42
schon okay ^^
Antwort von:  Hidan_1975
11.10.2015 14:22
Danke ^^)))
Antwort von:  Mad-Dental-Nurse
11.10.2015 14:23
Ist doch ent schlimm^^


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