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Die "Wolfsmutter"

von

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Prolog

Der Wind heulte laut und tosend, Weiden und Bambushalme bogen sich von einer Seite zur anderen. Feiner Regen rieselte mit sachtem Plätschern auf die Erde her nieder.

Es regnete schon den ganzen Morgen und den schwarzen Wolken am Himmel nach zu schließen würde es auch wohl den übrigen Tag nicht aufklären.

Eigentlich ein Wetter bei dem jeder gescheite Mensch sich ein Dach über dem Kopf suchten und dort verweilte.

Dennoch schritt eine einsame Gestalt über den überschwemmten Waldweg. Das Regenwasser tropfte dicht von dem breitkrempigen Strohhut herab, der lange Umhang schleifte über den nassen Boden und verdreckte immer mehr.

Doch der Reisende schien sich nicht weiter an dem unwirtlichen Wettertreiben zu stören, noch daran das seine Füße immer mehr im weichen Grund einsanken.

Seine Füße und noch zwei weitere Beinpaare.

„REGEN!! Ich hasse Regen! Und der Wind wird auch immer schlimmer! Ich HASSE das!!“ maulte mit einem Mal eine Stimme.

„Beruhig dich wieder, oni- chan. Am Wetter lässt sich nun mal nichts ändern.“ entgegnete eine weitere Stimme.

Der Reisende blickte zu beiden Seiten, links und rechts von ihm. Ein gütig-sanftes Lächeln erschien auf dem Gesicht der jungen Frau. An ihrer rechten Seite schob sich ein wuscheliger Kopf ins Freie, kurz darauf folgte ihm links ein zweites Gesichtchen.

Während das Mädchen sich immer enger an denhaori der Frau drückte, stierte der Junge an ihrer Rechten bockig zum Himmel auf.

„Wenn ich könnte wie ich wollte, dann...“ begann er knurrend. Doch die Frau kam ihm zuvor.

„Das kann niemand, Mori-kun. Und ... ehrlich gesagt bin ich recht froh darum. Immer nur Sonne geht doch auch nicht!“

„WAS! Warum das denn Yozora- obachan!? Immer Sonne wäre doch toll!“

„Ach ja? Und was ist mit den Pflanzen? Die brauchen außer Sonne auch Wasser. Alles würde früher oder später verdorren. Kein Reis, kein Rettich, kein...“

„Das Zeug mag ich ohnehin nicht!“ meinte der Kleine ungerührt.

„Dann werden irgendwann die Bäche, Flüsse und Seen austrocknen, ja selbst das Meer! Kein Fisch, kein Krebse, kein Nori, kein...“ fuhr die Frau mit einem schelmischen Grinsen fort, als sie bemerkte wie Mori’ s Gesicht immer länger wurde.

„Nun, wie findest du jetzt den Regen?“

„Och... eigentlich... So schlimm ist er doch nicht.“ gab der Junge schließlich reumütig zu. Gleich darauf begann er seinen braunen Wuschelkopf zu schütteln, das das Wasser in alle Richtungen spritzte.

ONI- CHAN!“ kreischte das Mädchen „LASS DAS! Ich bin doch schon nass genug!!“

„Beschwer dich wo anders, imoto- chan. Ich kann’ s ja nicht ändern!“

„Mori!“

Doch der streckte dem Mädchen nur frech die Zunge raus.

„Yozora-obasan.“ wandte sich die Kleine schließlich an die Frau an ihrer Seite. „Können ... können wir uns nicht irgendwo unterstellen? Nur bis das Schlimmste vorbei ist!“

„Ach Maki- chan, mein Liebes. Ich wünschte ich könnte jetzt »Ja« sagen. Aber hier ist nirgendwo etwas; kein Dorf, keine Hütte. Oder habt ihr etwas gesehen?“

Die Kleine schüttelte traurig den Kopf, ihr Bruder hingegen blinzelte neugierig in die Gegend.

„Ich wette, ich könnte was Passendes für uns finden!“ verkündete er frohgemut. „Soll ich suchen? Soll ich, soll ich?“

Mori war schon halb unter dem Umhang herausgeschlüpft, da hielt ihn Yozora zurück.

„Nein Mori- kun! Bleib’ bitte bei Maki und mir. Die Gegend hier ist Niemandsland und du weißt genau, das sich an solchen Orten allerlei Gesindel herumtreibt. Es ist besser wenn wir zusammenbleiben.“

„Ach was!“ winkte der Junge unerschrocken ab „Mir passiert schon nix. Schließlich bin ich schon groß und ein...“

„NEIN!“

Yozora’ s Augen funkelten hell im Zwielicht auf. Ein deutliches Zeichen das sie nicht weiter mit sich reden geschweige denn handeln ließ. Mori fügte sich daher widerwillig; aber nicht ohne noch leise: „Ist doch wahr!“ zu grummeln.

„Wir werden alle die Augen offen halten. Dann finden wir schon einen Unterstand!“

Mori murrte weiter eingeschnappt.

Ein lauter Nieser ließ die Gruppe innehalten.

„Tschuldigung!“ Maki senkte verlegen den Kopf, den Drang zu schniefen konnte sie jedoch nicht zurückhalten. Gleich darauf folgten zwei weitere lautstarke „Hatschieeee!“

„Maki- chan! Was hast du denn?“

„Es... es tut mir leid, aber ich... ich... ich... HATSCHIEE!“

Besorgt kniete sich die junge Frau zu dem bibbernden Kind herunter. Mit einem leisen Seufzen nahm sie die klamme Hand in ihre.

„Kleines, warum sagst du denn nichts?“

„Weil du gesagt hast, wir müssen heute noch unbedingt noch...“

„Aber doch nicht um jeden Preis, Maki-chan! Das solltest du doch langsam wissen. Komm her! Ich werde dir meinen haori geben. Der ist schön warm und trocken.“

„Aber obasan. Ich kann doch nicht...!“

„Keine Widerrede! Du wirst ihn anziehen.

Mori!“

„Ja, obasan!“

„Ich hab es mir überlegt. Lauf meinetwegen los, aber bitte: Pass auf dich auf!! Ich will nicht noch ein Sorgenkind!“

„Keine Sorge, obasan! Mich erwischt keiner. Ich bin schneller als der Wind!“

Sprachs und verschwand im Unterholz.

Yozora, die immer noch mit Maki im Arm auf dem nassen Waldboden kniete, blickte dem stürmischen Jungen hinterher. Ein heiteres Schmunzeln entfuhr ihr.

„Schon seltsam. Wie sehr sie sich doch gleichen!“

„Wie meinst du das obasan?“

Milde lächelnd strich die junge Frau dem kranken Kind über den Kopf und drückte es tröstend an sich.

„Das wirst du schon bald erfahren, mein Kleines. Schon sehr bald.“



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