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Fullmetal Alchemist - Was danach geschah

Was hätte passieren können...
von

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DAS NACHSPIEL …

DAS NACHSPIEL …
 

Olivier und Mustang hatten exakt denselben Gesichtsausdruck, als sie das Krankenhaus von East City betraten und dort bereits von Ross erwartet wurden. Die andere Soldatin trug im Gegensatz zu ihnen eine vollkommen unversehrte Uniform und hatte einen Stapel Akten unter ihren Arm geklemmt. Sie lehnte an der Wand, als die beiden Generäle eintraten stieß sie sich jedoch ab und salutierte förmlich. „Generalleutnant Armstrong, Generalleutnant Mustang“, sagte sie ruhig. „Ich habe mit den Ärzten gesprochen, aber sie wollten mir nicht zu viele Informationen geben, weil ich weder direkte Vorgesetzte noch Familienmitglied bin. Ich weiß deswegen nur, dass sie vermutlich durchkommen wird. Sie operieren sie noch einmal, um die zweite Kugel aus dem Bein zu entfernen, aber nachdem die Entfernung der ersten Kugel so gut funktioniert hat, sind sie vorsichtig optimistisch.“

„Das ist gut…“, sagte Kay, die nach den beiden anderen Generälen eingetroffen war, und ließ sich auf eine Sitzbank fallen. „Ich meine, ich hätte es mir nie verzeihen können, wenn sie so jung gestorben wäre. Es ist die Pflicht der älteren Geschwister, für die jüngeren da zu sein und ihnen ihr Los abzunehmen.“

Olivier setzte sich neben sie und tätschelte ihre Schulter. Für die Blonde war es eine neue Erfahrung, jemanden zu trösten, aber sie war sich sicher, dass Kay jetzt Trost brauchte. „Es war gut, dass du dagewesen bist“, sagte Olivier sanft. „Ich glaube, dass sie wirklich nicht mehr bei uns wäre, wenn du nicht gekommen wärst. Du hast sie gerettet. Du hast sie lange genug kämpfen lassen, damit Force sie retten konnte. Du warst wichtig, Kay.“

Mustang lächelte verstohlen und ging in die Cafeteria des Krankenhauses, um eine Tasse Kakao für Kay zu holen. Er hatte mit einem Blick festgestellt, dass sie unter Schock stand, und wenn er sich richtig erinnerte, kam immer erst eine Phase, in der Betreffende fast unwirklich ruhig war, dann kam der hysterische Anfall mit den Weinkrämpfen. Er hatte so etwas mehr als einmal auf dem Schlachtfeld gesehen und er wusste, dass Kay jeden Zeugen ihres Anfalls später umbringen würde, sollte der Betreffende so dumm sein, darüber zu sprechen. Und er wusste auch, dass Olivier sich vermutlich besser in Kays Situation hineinversetzen konnte als er selbst. Denn zur allgemeinen Überraschung kamen die beiden Frauen gut miteinander zurecht. Sie respektierten einander weitestgehend und hatten dieselben Interessen.

Er hatte genau richtig gehandelt. Als er wieder in der Eingangshalle ankam, war von der stolzen Generalin Kay Victoria Hamilton nicht mehr viel zu sehen. An ihrer Stelle saß eine völlig aufgelöste Frau, deren Hände zitterten und deren Lippen bebten. Olivier saß noch immer neben ihr, während Ross verschwunden war. Vermutlich suchte der Captain nach einem Arzt, der Informationen über den genauen Stand der Dinge hatte. Das war vermutlich auch alles, was Kay schnell wieder hinter ihre Maske bringen konnte.

Mustang reichte ihr den Kakao und nahm neben ihr Platz, während sie warteten. Schließlich kamen Havoc, Hawkeye und Rebecca herein und erstatteten Bericht darüber, dass sie die Männer nicht mehr eingeholt hatten. Sie sahen unzufrieden aus, aber Mustang hatte schon angenommen, dass es schwer werden würde, die Verantwortlichen zu finden.

„Havoc, bring Kay bitte in unser altes Haus“, sagte der General langsam. „Ich glaube, sie kann jetzt ein bisschen Ruhe ganz gut gebrauchen und außerdem werden sie heute ohnehin niemanden mehr zu ihr lassen.“

Kay stand auf und es schien so, als hätte es gereicht. Ihr Gesicht verriet keine Emotion, als sie sprach. „Ich will die Ermittlungen übernehmen“, sagte sie. „Es ist in meinem Haus passiert und es hat meine Schwester getroffen. Ich will die Betreffenden finden und zur Rechenschaft ziehen. Ich will, dass sie wissen, was passiert, wenn man meine Schwester verletzt.“

„Du weißt, dass das nicht geht“, sagte Mustang leise.

„Weil ich voreingenommen wäre?“, schnappte sie.

„Unter anderem, ja.“

„Und weil wir wissen, dass Linette nicht wollen würde, dass du dich selbst in Gefahr begibst“, sagte Olivier. „Sie würde uns der Reihe nach umbringen, wenn sie herausfinden würde, dass wir zulassen, dass du diese Ermittlungen übernommen hast.“

„Ich finde, sie sollte es tun dürfen“, sagte Havoc unvermittelt. „Ich meine, sie ist immerhin die älteste Schwester und die Erbin des Familientitels. Und ich kann verstehen, dass sie Rache will. Ich würde auch Rache wollen, wenn ich an ihrer Stelle wäre.“

„Jean hat Recht“, nickte Hawkeye. „Sie braucht das jetzt einfach. Ich kann mir vorstellen, dass sie sich schuldig fühlt, weil sie nicht da war, als es passiert ist. Jetzt will sie zeigen, dass es ihr nicht egal ist und dass sie die Konsequenzen ziehen will.“

„Riza hat Recht“, sagte Rebecca. „Ich meine, ich hätte auch die Ermittlungen übernehmen dürfen, nachdem sie und Grumman verletzt worden sind, aber ich habe abgelehnt, weil ich keine Erfahrung damit hatte.“

„Die Situation ist leicht unterschiedlich, Captain“, sagte Olivier.

„Ist sie das?“, fragte Havoc. „Becca kennt Grumman seit Jahren. Sie war jahrelang seine direkte Untergebene. Und Riza ist Beccas beste Freundin. Für Bec sind die beiden Familie.“

Olivier sah einmal mehr so aus, als hätte sie in eine Zitrone gebissen, dann stand sie auf und zog ihren Mantel über. „Ich bin jetzt auch weg“, sagte sie. „Ich gucke, ob ich bei Alex für die Nacht unterkommen kann.“

Sie schritt davon und als sie das Krankenhaus verließ, sah sie den Wagen, den sie extra für die Mission gekauft hatte. Sie hasste den Regen des Ostens. Sie bevorzugte den Schnee des Nordens, aber Schnee war im Osten selten. Sie zog ihre Kapuze über und beeilte sich, den Parkplatz schnell zu überqueren. Sie wollte nur noch verschwinden.
 

Die Frau, die unter dem Vordach des Krankenhauses stand, lächelte leicht, bevor sie mit einer Hand durch ihr nasses Haar fuhr. Sie mochte den Regen und sie liebte das Gefühl des Wassers auf ihrer Haut. Sie war hergekommen, um sich ein Bild der Lage zu machen. Sie drehte sich weg und zog ihre Kapuze doch über ihren Kopf, als sie zu laufen begann. Wenn sie an ihre Grenzen ging, konnten Menschen sie nicht sehen, weil sie so schnell war. Sie ging nur selten an ihre Grenzen, weil es immer seltsam war, wenn sie gesehen wurde, wenn sie zu laufen begann, wenn ihre schmale Silhouette plötzlich verschwamm und sie danach unsichtbar wurde. Wie ein dunkelgrüner Blitz fuhr sie durch die Straßen East Citys und dann lief sie durch die Hügel des Ostens. Sie mochte es hier. Die letzten Jahrhunderte hatte sie unter anderem auch in Xing, Creta und Drachma verbracht, aber es gab keinen Ort wie den Osten von Amestris. Sie war hier geboren worden, fast vierhundert Jahre zuvor, und sie war immer wieder nach hier zurückgekehrt. Sie war hier immer glücklich gewesen. Und als Ishbal gebrannt hatte, hatte sie geweint, weil das Blut eines Volkes ihren Osten getränkt hatte.

Aber jetzt zischte sie wie ein Geist durch die Täler und kam schnell genug nach Hause. Sie mochte das Haus, das ihre seltsame Familie seit Jahren bewohnte, auch wenn es für den Mann, der ihr am wichtigsten war, zu einem Gefängnis geworden war.

„Yo, Restraint“, sagte Charity, als sie die Tür öffnete. „Wir haben dich schon erwartet. Ich muss sagen, es war gut, dass wir uns durchgesetzt haben. Pat regt sich zwar darüber auf, dass ihr offenbar Informationen hattet, die ihr uns nicht gegeben habt, aber ich bin die letzte, die sich darüber beschwert.“ Sie trat einen Schritt zurück und ließ die andere herein. „Falls du Chaste suchst, er ist in seinem Atelier. Er hat mit Pat gestritten, kaum dass du weg warst. Sie hat ihn angeschrien und du weißt ja, wie er sein kann, wenn er sich angegriffen fühlt.“

Restraints Lippen wurden schmal. „Ich weiß“, sagte sie leise.

„Nun, du hast sicherlich wieder einen neuen Plan, nachdem wir unsere Menschen nicht verloren haben“, sagte Charity fröhlich, während sie den Mantel ihrer Schwester entgegennahm. „Ich meine, ich habe gleich gewusst, dass Milly Geister sieht.“

Restraint lächelte verstohlen und wrang ihre Haare aus, bevor sie sich der Kellertreppe zuwandte. „Ich bleibe nicht zum Essen“, sagte sie. „Das will ich Pat erst mal nicht zumuten. Ich sehe nur kurz nach Chaste und dann mache ich mich auf den Weg nach Central. Wir treten sehr bald in die nächste Phase unseres Plans ein. Sag Pat und den anderen, dass wir uns bald treffen müssen. Ich habe neue Nachrichten und sie sind nicht gerade gut.“

„Geht es um den Serienkiller?“, fragte die Blonde leise.

„Ja“, sagte sie. „Und ich glaube, dass wir Chaste da draußen brauchen, wenn wir nicht warten wollen, bis die Situation vollkommen eskalieren kann. Die Staatsalchemisten haben es zur Chefsache erklären lassen, aber bisher hat keiner von ihnen eine Idee…“

„Das ist es, was Milly gesehen hat, Estrai“, sagte Charity sanft. „Es muss nicht so kommen.“

„Diesmal weiß ich, dass es passieren wird“, sagte die andere Frau. „Und ich werde diesmal nicht das Risiko eingehen, unsere Menschen zu verlieren.“

„Was heißt das?“, fragte die Blonde interessiert.

Restraint sah über ihre Schulter. „Ich mische mich ein“, sagte sie. „Ich schnappe mir den Kerl, bevor er seinen Plan ausführen kann. Wir wissen, was er plant. Ich kann es nicht zulassen.“

„Chaste würde es dir nie verzeihen…“

„Er ist nicht mein Erziehungsberechtigter.“

„Aber ihr habt diese ganz besondere Bindung, Estrai. Was euch verbindet, ist einzigartig.“

Die andere Tugend lächelte gedankenverloren. „Ich muss wissen, wie es ihm geht und ob er für diese Mission bereit ist“, sagte sie leise. „Ohne ihn werde ich verloren sein.“

Charity sah ihre klügere Schwester an. In all den Jahren hatte sich ihnen der Gedanke, dass Chaste ohne Restraint verloren wäre, aufgezwungen. Klar, die männliche Tugend verließ das Anwesen inzwischen nur noch in Begleitung seiner Bezugsperson. Aber sie hatten vergessen, dass Restraint ohne Chaste ein Niemand war. Ohne ihn war sie hilflos – und das wusste sie. Sie brauchte ihn, auch wenn die anderen es verdrängten.

Restraint lächelte, als sie die Stufen eilig hinabeilte und die Tür zum Atelier aufstieß. Es war ein guter Tag. Er hatte gute Laune und seine Bilder waren farbenfroh. Das machte es leichter.

„Guten Abend, Chaste“, sagte sie und schloss die Tür hinter sich. „Du solltest deine Koffer packen, mein Lieber. Ich brauche dich die nächsten Tage über in Central. Wir werden den ersten Zug morgen früh nehmen. Deswegen solltest du dich vorbereiten, verstanden? Ich werde nicht auf dich warten, aber ich brauche dich dieses Mal.“

Er nickte und nahm neue Farbe mit seinem Pinsel auf. „Es ist ein Teil des Großen Plans, nicht wahr?“, fragte er. Der „Große Plan“ war der geheime Part des Plans, den die Sieben Tugenden in den letzten zwei Jahren ausgeheckt hatten. Dieser geheime Part war nur Chaste, Charity und Restraint bekannt, weil nur sie intelligent genug waren, um ein Geheimnis vor den anderen zu bewahren.

Restraint nickte langsam. „Wir werden eine Reihe Gesetze brechen müssen“, sagte sie mit einem halbherzigen Lächeln. „Ich hoffe, du weißt, dass du diesmal an meiner Seite bleibst.“

Er lächelte und drehte sich zu ihr um. „Hast du Cherry schon gesagt, dass wir die Wohnung brauchen?“, fragte er. „Ich will nicht wieder im Hotel wohnen müssen. Zu viele Frauen.“

„Sie werden diesmal kein Problem sein“, sagte sie. „Ich werde dich beschützen – was immer die Zukunft auch bringen mag.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Rhyo
2011-10-01T12:08:37+00:00 01.10.2011 14:08
Von nun an werden die Tugenden wohl öfter vorkommen.
Eigentlich schade, dass in der FF so wenig gekämpft wird, die wären wahrscheinlich eine gute Bereicherung für unseren Staff, hehe xD
Von:  DarkDragon
2011-06-20T18:22:26+00:00 20.06.2011 20:22
Olvier nimmmt ja richtige menschliche Züge an^^ Ich fand es schön wie sie sich so um Kay kümmert.
lg


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