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Fullmetal Alchemist - Was danach geschah

Was hätte passieren können...
von

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TAGE AUS GOLD – FLASHBACKS UM LINETTE UND FORCE

TAGE AUS GOLD – FLASHBACKS UM LINETTE UND FORCE
 

Western Militärakademie – Sommer 1914
 

Keiner der Ausbilder hatte auch nur den geringsten Zweifel daran, dass Cadet Hamilton und Cadet Force irgendwann in den nächsten Jahren in ernste Schwierigkeiten wegen des Fraternisierungsgesetzes kommen würden. Es war zu offensichtlich, wie sehr sie sich zueinander hingezogen fühlten. Wann immer man sie sah, sie waren zusammen unterwegs.

Sie waren für Kadetten schon sehr alt, das stand außer Frage, aber sie hatten die richtige Einstellung zum Job und sie hatten keine Illusionen mehr. Sie waren realistisch und das war etwas, was den jüngeren Kadetten leider fehlte. Zudem waren sie die beiden besten in allem. Es war für die Ausbilder immer wieder erstaunlich, mit welcher Ernsthaftigkeit die beiden jungen Erwachsenen an alle Sachen herangingen. In allen Ausbildungsbereichen gaben sie immer wieder Bestleistungen ab. Sowohl im theoretischen, als auch im praktischen Bereich kamen sie immer mit voller Punktzahl aus den Prüfungen.

Es war klar, ihnen würde eines Tages eine große Karriere bevorstehen.

Major Catalina marschierte über den Platz vor der Schießanlage, als die beiden Kadetten ihm entgegenkamen und pflichtbewusst salutierten. „Hamilton und Force, erklären Sie mir bitte, wie es kommt, dass Sie in der letzten Klausur wieder exakt dieselben Antworten gegeben haben!“, bellte er, während er den Salut schlampig erwiderte. Er war einer der wenigen Ausbilder, die er Meinung waren, dass Alchemisten nur solange etwas im Militär zu suchen hatten, wie sie Staatsalchemisten waren.

Und dass Helena Hamilton die Tochter einer sehr bekannten, wenn auch schon toten Staatsalchemistin war und dennoch keine Absicht hatte, sich selbst um eine Staatsqualifikation zu bemühen, brachte ihn immer wieder auf die Palme.

Die Kadettin hob langsam eine Augenbraue. „Ich sehe nicht, wieso ich Ihnen das erklären sollte“, sagte sie langsam. „Ich meine, wir haben es Ihnen schon einmal erklärt: Wir sitzen in allen Fächern nebeneinander. Wir verbringen so ziemlich jede freie Minute damit, uns gemeinsam auf das, was eine Erklärung dafür sein sollte, wenn Sie mich fragen.“ Sie machte eine Pause, damit klar war, dass sie das nächste Wort so meinte, wie es klang. „Sir“, sagte sie mit einem grimmigen Unterton in der Stimme. Es war respektlos und mehr als unverschämt, eine kleine Pause davor zu machen, aber wie die meisten Ausbilder schon sehr schnell gemerkt hatten, war Cadet Hamilton im Gegensatz zu den anderen Kadetten sehr selbstbewusst und ließ sich nicht so leicht einschüchtern.

„Ich habe verstanden“, sagte der Major. „Sie werden mir gleich am Schießstand zeigen, was sie auf dem Kasten haben. Und ich hoffe für Sie, dass Sie mir beweisen können, dass sie wirklich was auf dem Kasten haben. Ich kann mich daran erinnern, dass Sie den Marschbefehl in den Süden bekommen haben. Ich hoffe wirklich für Sie, dass Sie auf einen echten Krieg und einen echten Gegner vorbereitet sind.“

Helena Hamilton lächelte. Sie war ein hübsches Mädchen. Viele der Ausbilder waren der Meinung, dass sie zu hübsch fürs Militär war. Sie hatte lange silberne Locken, die bis zu ihrer Hüfte reichten. Während der Ausbildungszeiten trug sie sie immer geflochten. Gegen Ende des Tages hatten sich immer einige Strähnen aus der ordentlichen Frisur gelöst und umgaben ihr schmales, herzförmiges Gesicht mit den riesigen violetten Augen. Sie war für eine Frau ungewöhnlich groß und trainierte daher zu einem Teil auch gemeinsam mit den Männern, weil es keine Frau gab, die es mit ihrer Geschwindigkeit und ihrer Kraft aufnehmen konnte. Ihr bevorzugter Trainingspartner war ihr bester Freund. Die beiden waren so was von unzertrennlich, dass eines sofort klar gewesen war: Schickte man Helena an die Südfront, dann musste man Martin Force mit ihr schicken.

Er war ein großer, schlanker Mann mit schwarzen Haaren, Brille und grünen Augen. Sein Cousin hatte in Ishbal gekämpft – genau wie ihre Mutter. Aber das war nicht alles. Wie Major Catalina wusste, gab es Ausbilder, die schworen, dass die beiden nur dann etwas taugten, wenn sie zusammen waren. Es spielte aber auch keine Rolle, weil man sie ohnehin nur zusammen antreffen konnte. Und sie waren ein gutes Team, daran bestand kein Zweifel. Die Alchemistin und der Waffenspezialist waren nur im Doppelpack zu haben. Deswegen hatte Catalina auch, als das Oberkommando ihn gebeten hatte, Kadetten für die Südfront auszuwählen, direkt an die beiden gedacht.

„Ich komme gerade vom Schießstand“, sagte Helena schließlich und reichte ihm ihr Heft mit den Werten. Sie erreichte eine 82,1%-ige Genauigkeit. Das war für eine Kadettin im dritten Jahr der vierjährigen Ausbildung alles andere als schlecht. Um genau zu sein, reichte das aus, um ein offizieller Scharfschütze zu sein. Martin Force erreichte sogar eine 87,9%-ige Präzision und war damit einer der besten Scharfschützen des Militärs.

„Ist schon okay“, sagte der Major großzügig. „Morgen geht es los, was? Euer erster direkter Kampf. Ich hoffe, ihr wisst, was euch dort erwarten wird.“

Force schnaubte. „So schlimm wie Ishbal wird es schon nicht sein“, sagte er düster. Als Verwandter eines Ishbalveterans wusste er natürlich, wie es damals dort zugegangen war, und er war sich nicht sicher, ob er seine Freundin in diesem Umfeld sehen wollte.
 

Western Hauptquartier – Zwei Jahre später
 

Für sie war das Western Hauptquartier eine Rettungsinsel. Hier würden die Wunden, die sie sich während des Krieges gegen Aerugo selbst zugefügt hatten, heilen. Aus Helena war längst Captain Hamilton geworden. Selbst ihre alten Freunde konnten sie kaum noch wiedererkennen. Sie trug ihre Brille nicht mehr, stattdessen aber stets die perfekte Uniform. Sie erlaubte sich keine Fehler mehr. Die Hamiltons waren eine sehr reiche und einflussreiche Familie, Helena hätte dem Militär den Rücken kehren können. Aber sie war geblieben. Sie wusste, sie würde die Fehler nicht mehr ausradieren können. Alles, was sie jetzt noch tun konnte, war, ihren Weg fortzuführen. Ihr Stern war aus dem Staub ihrer Mutter heraus geboren worden. Dadurch, dass Brigadegeneral Reine Hamilton in Ishbal gefallen war, hatte Helena die Chance bekommen, sich zu beweisen. Wenn ihre Mutter nicht gestorben wäre, hätte sie ein vollkommen anderes Leben haben können. Aber sie hatte sich dem Militär mit Leib und Seelen verschrieben und würde nicht von ihrer Entscheidung zurücktreten. Sie würde sich den Weg an die Spitze ebnen, um die Sichtweise der Zivilbevölkerung auf die Staatsalchemisten zu ändern. Sie selbst war keine. Noch hatte sie sich nicht um eine Staatsqualifikation bemüht. Sie war nur das, was jede andere Soldatin auch war: Ein Mensch. Sie wollte warten. Sie hoffte darauf, dass in ein paar Jahren ein anderer Generalfeldmarschall an die Macht kommen würde. Sie wollte ihrem Land mit allem dienen, was sie hatte, aber schon mit bloßen Händen hatte sie an der Front für Tod und Vernichtung gesorgt. Sie konnte diesem Militär noch nicht die Fähigkeiten überreichen, die sie hatte. Noch war Amestris nicht bereit für ihre Form der Alchemie. Aber sie hatte Zeit. Sie war nicht mehr jung, aber auch noch nicht alt.

„He, Hamilton“, sagte ihr Partner Martin Force und stellte eine Kiste auf einem leeren Schreibtisch ab. „Sieht ganz so aus, als würden wir wieder im selben Boot sitzen.“
 

Western Hauptquartier – Während des Versprochenen Tages
 

Das Radio war alles, was sie hatten. Sie saßen nebeneinander in der leeren Besenkammer und schwiegen. Helena, aus der längst Lena geworden war, hatte keine Familie mehr in der Stadt, weil Serena in den Norden aufgebrochen war, um Nerissa zu besuchen, aber Force machte sich Sorgen um die Familie seines Cousins. Und am schlimmsten war es für sie, dass sie hilflos waren. Sie schafften es nicht, einen Plan zu schmieden. Sie saßen nebeneinander, schwiegen und hielten einander an den Händen. Sie brauchten einander jetzt. Sie mussten mit Sicherheit sagen können, dass es ihnen gut ging. Lena fror. Sie fror immer, wenn sie sich Sorgen machte. Force sagte nichts, als er seine Jacke auszog und sie um ihre Schultern legte. Er musste es auch nicht kommentieren. Sie waren keine Kadetten mehr. Sie hatten ihre Ausbildung direkt nach ihrem Aufenthalt an der Südgrenze beendet. Sie waren inzwischen beide Captain und träumten von einer großen Karriere. Sie hofften darauf, dass es eines Tages das Amestris geben würde, das sie beide immer erträumt hatten. Sie waren nicht alleine. Diesmal nicht. Bei ihnen waren ihre Kollegen. Tabea saß auf einem umgedrehten Putzeimer und hatte ihre Arme um ihren Körper geschlungen. Sie hatte auch Angst. Das merkte man schon daran, wie reizbar sie war. Sie war nur dann keine perfekte Soldatin, wenn sie Angst hatte. Und gerade war sie ängstlich.

„Bea, reiß dich ein bisschen zusammen“, sagte Lena seufzend. „Du solltest alt genug sein, um nicht permanent zu zittern, sobald die politische Situation ein bisschen seltsam ist.“

Der Raum war zu eng. Das war ihr von Anfang an klar gewesen. Vor allem jetzt, als die andere Frau vor lauter Nervosität in ihren Chimärenzustand wechselte. Sie behielt ihren Unterkörper, aber alles vom Bund ihrer Jeans aufwärts, wurde zum Tier. Sie schaffte es noch, ihre Jacke auszuziehen, damit sie nicht zerfetzt wurde. Jacken waren teuer und sie hatte keine Lust, immer mehr Geld für neue Jacken ausgeben zu müssen. Ihr Top war dehnbar. Es war eine spezielle Faser, die Lena transmutiert hatte.
 

Am Tag von Mustangs Festnahme
 

„Okay, wir haben ein Problem“, sagte Force. Er saß zusammen mit Lena, die nicht mehr Lena, sondern inzwischen Linette war, in ihrem Hotelzimmer und hoffte, dass sie ihm jetzt sagen würde, dass sie einen Plan hatte.

Die Frau nickte nur. „Es sieht wirklich unschön für uns aus“, sagte sie. „Und ich bin mir sicher, dass sie mir auch noch irgendetwas anhängen.“

Er sah sie an. Er kannte ihr Gesicht besser als sein eigenes. Nach all den Jahren war es schwer, einander nicht zu kennen. Er streckte die Hand aus. „Heirate mich“, sagte er schlicht. „Ich weiß, die Zeit ist vielleicht nicht die beste, aber es ist das einzige, was wir noch tun können. Nach allem, was wir hinter uns gebracht haben, haben wir uns das verdient, Helena. Wir haben es uns verdient, wenigstens ein bisschen glücklich zu sein.“

Sie sah ihn an. Es dauerte einen kurzen Moment, was ungewöhnlich für sie. Sonst hatte sie immer sofort die Antwort parat, wenn er ihr eine Frage stellte. „Gut“, sagte sie und nahm seine Hand. „Und wenn es nur ist, weil es eines Tages ohnehin herauskommen wird.“

Sie hatten das Fraternisierungsgesetz in den letzten Jahren so oft mit den Füßen getreten. Es war so klar für sie gewesen. Sie hatten immer gewusst, dass es ihnen bestimmt war, für immer zusammen zu sein. Und dennoch hatten sie versucht, dagegen anzukämpfen. Sie waren nur Menschen, keine Killermaschinen. Aerugo hatte Spuren bei ihnen hinterlassen, aber es war nicht genug gewesen, um zu trennen, was zueinander gehörte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Rhyo
2011-09-30T04:37:07+00:00 30.09.2011 06:37
Aha jetzt wissen wir auch was die die ganze Zeit so getrieben haben xD
Und nun sind sie verheiratet? Süß ^^
Von:  DarkDragon
2011-06-11T11:49:39+00:00 11.06.2011 13:49
Was für ein schöner Rückblick. Ich mag die beiden gerne und was sie zusammen erlebt haben, finde ich, schweißt zusammen.
lg


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