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Fullmetal Alchemist - Was danach geschah

Was hätte passieren können...
von

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DER LIGHTENING STAR ALCHEMIST

DER LIGHTENING STAR ALCHEMIST
 

Währendessen an der Erdoberfläche
 

Kay war alles andere als begeistert. Sie rannte einem berüchtigten Kriminellen nach, weil er ihre jüngere Schwester in Schwierigkeiten gebracht hatte. Hakuro war festgenommen, jetzt würde sie sich den anderen auch noch schnappen. Sie war eine gute Läuferin und durch ihre langen Beine war es für sie kein Problem, den Anschluss nicht zu verlieren. Der Kerl war zwar auch nicht langsam, aber sie war in ihrer Jugend Landesmeisterin im Laufen gewesen und so etwas verlor man nicht, wenn man immer weitertrainiert hatte. Er hatte das Militärgelände inzwischen verlassen und das auch nur, weil die Idioten am Haupttor nicht kapiert hatten, dass er der Bad Guy war. Kay nahm sich vor, die Kerle höchstpersönlich dafür zur Rechenschaft zu ziehen – sobald sie sich den Kerl geschnappt hatte. Er schien auch gar nicht müde zu werden und versuchte, sich in einem der Herrenhäuser zu verstecken, aber Kay nahm den Zaun mühelos in einem Sprung und verlor ihn nicht aus den Augen. Dass er versuchte, sich an einem wenig bevölkerten Ort vor ihr zu verstecken, kam ihr nur recht. Sie hatte es nicht gewagt, ihre besondere Alchemie einzusetzen, wenn viele Menschen in der Nähe waren, aber hier hatte sie keine Skrupel. Und wenn Kay ein schlechtes Gewissen hatte, wenn sie etwas tat, dann war das wirklich verdächtig und beunruhigend, denn sie galt nicht umsonst als ebenso gewalttätig wie Olivier Armstrong.

„Okay, ich geb’ dir noch eine Chance, dich zu ergeben!“, rief sie und keuchte nicht einmal dabei, was sie sehr zufrieden machte.

„Träum weiter, Schlampe!“, brüllte der Mann, aber sein Atem ging deutlich schwerer.

„Dann hast du es wirklich nicht anders gewollt“, sagte Kay, während sie einen goldenen Handschuh überstreifte und wenn der Mann den Transmutationskreis gesehen hätte, hätte er es sich vielleicht noch einmal anders überlegt. Aber er sah ihn nicht. Er sah die auf den ersten Blick so simpel wirkende Anordnung aus einem Kreis, einem Quadrat, einem Blitz und einem Stern nicht. Und das war sein großes Pech, denn jeder erfahrene Alchemist hätte ihm sagen können, dass die seit Jahren verschollene Blitzalchemie eine der tödlichsten Varianten überhaupt war. Das Prinzip war simpel. Eigentlich schon fast zu simpel für Kays Geschmack. Sie hatte während ihrer Militärausbildung parallel Physik studiert und hatte dadurch gelernt, Elektrizität zu beherrschen. Es war leicht, sobald man das Prinzip erst verstanden hatte, aber das galt für viele Varianten der Alchemie. Sie hätte den Alarmknopf mit einer einzigen Handbewegung außer Betrieb nehmen können, aber sie hatte sich vorgenommen, die Welt so lange wie möglich nicht über ihr Talent zu informieren. Jetzt jedoch war außer ihrem Gegner niemand in Sicht. Sie streckte die Hand aus und spürte, wie die Elektrizität an ihren Fingern zu pulsieren begann. Gut, nein, besser. Sie musste warten, bis sie mehr Energie hatte, aber schon jetzt würde es locker ausreichen, um den Kerl von den Füßen zu holen und in die tiefe Bewusstlosigkeit zu schicken.

„Worauf wartest du denn noch?“, fragte der Kerl lachend. „Funktioniert es nicht?“

Kay machte sich nicht die Mühe, ihm eine verbale Antwort zu geben. Sie zielte und im nächsten Moment zischte ein Blitz los. Sie hatte die Energiemenge so gewählt, dass es den Mann nicht töten würde, aber er würde Kopfschmerzen haben, sobald er wieder aufwachen würde. Kay stolzierte hinüber und strahlte trotz der Tatsache, dass ihre Uniform noch immer schlammbeschmiert war, die Würde einer Königin aus. Sie malte einen schnellen Kreis auf den Boden und der Mann wurde von Erdhandschellen festgehalten. Danach wartete sie auf Brosh, damit er sich um den Kerl kümmerte, bevor sie sich selbst auf den Weg zum nächsten Eingang in den Untergrund machte. Sie hoffte, dass es noch nicht zu spät war.

Es war nicht leicht, Kay zu ängstigen. Sie war zu sehr daran gewöhnt, dass es für alles eine mehr oder weniger logische Erklärung gab, um sich von Geistergeschichten aus der Ruhe bringen zu lassen. Aber sie hasste unterirdische Gänge. Das hatte keinen speziellen Grund, das war einfach so. Vielleicht lag es daran, dass Nerissa sie in ihrer Kindheit oft im Keller eingesperrt hatte, wenn Kay die ältere Schwester bei ihren Forschungen gestört hatte. Und sie hatte seitdem panische Angst vor engen, dunklen Räumen. Aber das war egal, sie musste sich jetzt einfach ein bisschen zusammenreißen und hoffen, dass sie bald genug in die Nähe von Licht kommen würde. Licht würde heißen, dass sie wieder Strom hätte und dass würde heißen, dass sie sich mit Alchemie verteidigen könnte, sollte man sie angreifen.

Sie hatte ihr Schwert zurücklassen müssen, aber sie war auch so noch immer alles andere als hilflos. Ihre Dienstwaffe steckte im Holster und sie war zwar keine herausragende Schützin, aber wenn es hart auf hart kam, traf sie die meisten Ziele ohne größere Probleme. Und das hier war eine Situation, wo sie schneller schießen würde als irgendein anderer. Sie hatte während ihrer Ausbildung oft gesagt bekommen, dass sie zu schnell schießen würde, aber sie hatte ihre Mutter in einem Krieg verloren. Sie war nicht der Typ, der wartete, wenn er sein Leben in akuter Gefahr sehen würde. Sie eilte einen der leeren Gänge entlang, als sie andere Schritte hörte. Sie presste sich gegen die Wand und wartete ab.

„Izumi, denkst du, dass wir hier richtig sind?“, fragte ein Mann mit tiefer Stimme. „Ich weiß, was die Generalin uns gesagt hat, aber wir wissen noch nicht mal, ob der eigentliche Plan aufgegangen ist. Wenn Mustang gestorben ist, dann bringen wir uns hier nur in Gefahr.“

„Er lebt“, sagte Kay und präsentierte sich in ihrer gesamten, schlammbeschmierten Pracht. Sie hatte eine gebrochene Nase, aber das würde sie nicht aufhalten. Sobald sie Linette finden würde, würde sie ihre jüngere Schwester darum bitten, ihre Nase wieder zu heilen. Jetzt stand sie erst einer schwarzhaarigen Frau gegenüber, die von einem brünetten Hünen begleitet wurde. Kay war daran gewöhnt, jeden potentiellen Gegner innerhalb von Sekunden abzuchecken und sie atmete erleichtert auf, als sie das Flameltattoo am Schlüsselbein der Frau sah. Das hieß, dass sie vermutlich selbst eine Alchemistin war.

„Ich bin Brigadegeneral Kay Hamilton“, sagte sie, während sie sich um einen letzten Rest an Würde bemühte. Für ihre eigenen Leute war es nichts Neues mehr, ihre Befehlshaberin in zerfetzten oder schmutzigen Kleidern zu sehen, fand man sie doch immer dort, wo die Schlacht am härtesten tobte. Aber für Fremde war es immer wieder erstaunlich, wenn sich die schlammbeschmierte Soldatin als Befehlshaberin einer ganzen Stadt entpuppte. Und das war es, was Kay immer wieder Sorge machte. Sicher würde man es in Central nicht mehr lange billigen, dass eine Repräsentantin des Militärs so verwahrlost durch die Straßen ging.

„Die Stahlrose des Südens“, sagte die fremde Frau lächelnd, „und eine der wenigen Frauen im Militär, die es bis zum Rang eines Generals gebracht haben. Ich muss sagen, das ist gut.“

Kay lächelte geschmeichelt. „Ich nehme an, dass Sie die Unterstützung sind, auf die wir alle gewartet haben“, sagte sie, während sie einen ihrer Handschuhe gegen ihre Standarthandschuhe für die Wasseralchemie austauschte. Wer wusste schon, was kommen würde?

„Ja, Olivier hat mich angerufen und wollte wissen, ob ich ihr nicht vielleicht ein bisschen helfen will“, sagte die Frau namens Izumi nickend. „Ich bin Izumi Curtis und das ist mein Mann Sig. Wir sind extra aus Dublith hergekommen, weil Mustang mal ein Verbündeter von uns war und wir es nicht so schön gefunden hätten, wenn er gestorben wäre.“

„Sehr gut“, sagte Kay lächelnd. „Ich würde sagen, schnappen wir sie uns. Ich habe den Verdacht, dass wir hier unten nicht alleine sind. Außer uns und den anderen von uns müssten noch ein paar von Hakuros Leuten hier unten sind.“ Sie hustete und wischte das Blut von ihrer Nase ab. „Hoffentlich kommen wir nicht zu spät“, sagte sie grimmig. „Ich habe schon eine Schwester verloren und brauche weiß Gott keine Wiederholung.“

Izumi lächelte. „Gut“, sagte sie. „Was ist jetzt also der Plan?“

Kay wollte gerade den Mund öffnen, um zu sagen, dass sie keine Ahnung hatte, als sie schwere Stiefelschritte in der Ferne hörte. Es waren zu viele, um zu Mustang, Linette und deren Helfern zu gehören. Es mussten folglich die anderen sein. Kay seufzte. „Das hier klingt nicht so gut wie das, was ich eigentlich sagen wollte, aber … überleben ist der beste Plan, den ich gerade im Angebot habe“, sagte sie, bevor sie ihre Waffe zog und loseilte. Die Zeit spielte nicht zum ersten Mal gegen sie. Sie kannte das schon. Sie hatte viele Transmutationen durchgeführt, bei denen Zeit ein wichtiger Faktor gewesen war. Sie kannte das Spiel und sie wusste, wie man es gewann.

Izumi und Sig Curtis tauschten einen Blick, dann folgten sie der Rothaarigen. Immer tiefer eilten sie in das Tunnelsystem und bald darauf stießen sie mit einem Trupp Soldaten zusammen, der ihnen aus der anderen Richtung entgegenkam. Er wurde von einer kleinen, zart wirkenden Frau in Jeans, Top und Uniformjacke angeführt.

„Das sind doch Linettes Leute!“, rief Kay überrascht. „Hey, was macht ihr denn hier?“

Die Frau blinzelte verwirrt. „Dasselbe wollte ich Sie gerade auch fragen, Madam“, sagte sie mit unverhohlenem Sarkasmus in der Stimme. „Wir sind jedenfalls hier, weil wir die Lady nicht im Stich lassen wollen. Wir haben geschworen, für sie zu arbeiten und an ihrer Seite zu kämpfen, bis die Zeit der Rache endlich gekommen ist. Und wir wollen diesen Schwur halten. Das ist der Grund, weshalb wir alle hergekommen sind. Man hat uns nicht gerufen, wir sind aus freiem Willen hier. Wir sind hier, weil sie uns im umgekehrten Fall auch nicht im Stich lassen würde. Und weil wir treuer sind als ein Hund.“ Ihre Mundwinkel bogen sich nach oben, als sie leicht lächelte. „Sie können uns nicht mehr zurückschicken, Madam.“

Kay seufzte schwer. „Das war auch nie mein Plan“, sagte sie. „Kommt, ich bin mir sicher, dass sie froh sein wird, euch zu sehen. Linette ist nicht der Typ, der sich grundlos in Gefahr bringt und ist normalerweise immer happy, wenn sie ein bisschen Unterstützung von außen bekommt.“

„Danke, Brigadegeneral“, sagte die Soldatin leise. „Wir brauchen sie nämlich noch. Wir sind die Leute der Lady und wir lassen sie nicht hängen, wenn sie uns braucht. Wir brauchen nur ein bisschen Hilfe, um uns die Verantwortlichen zu schnappen. Und sobald wir sie haben, wird es ein bisschen Ärger geben. Am besten sagen Sie später, dass Sie nicht wusste, dass wir so fürchterliche Rache für unsere Vorgesetzte nehmen würden. Dann ist Ihr Leben nicht in Gefahr, Madam, und Sie können unseretwegen keinen Ärger bekommen.“

Kay lachte nur. „Es ist mir so ziemlich egal, was sie über mich denken, Oberleutnant“, sagte sie. „Mir geht es darum, meine kleine Schwester zu retten. Ob sie mich dafür als nächste vor Gericht stellen, ist mir herzlich egal. Außerdem werden sie Probleme haben, mir etwas nachzuweisen. Ich bin nicht dumm, ich habe mich nie auf zu riskante Unternehmungen eingelassen. Ich bin so weit nach oben gekommen, weil ich immer wusste, wie die Lage hier in Central war. Ich wusste immer, worauf ich achten muss. Und es gibt kaum jemanden, der so gut weiß, was Sache ist, wie ich es weiß.“
 

Während alle anderen wie wild durcheinander sprachen, nutzte Olivier die Gunst der Stunde, um abzutauchen. Sie wusste, dass Hakuros Männer noch immer da draußen waren, und sie wusste, dass es ihr Job war, sich darum zu kümmern. Sie hatte gesehen, wie Kay und Brosh Lucien gefolgt waren und wusste, dass aus dieser Richtung keine Gefahr mehr drohte. Olivier war – eigener Meinung nach – eine katastrophale Schachspielerin, weil sie nicht genug Geduld hatte. Jetzt hatte Olivier etwas getan, was sie selbst nie für möglich gehalten hatte: Sie hatte alle Vorsicht fahren lassen, um selbst einen Vorstoß in die Katakomben unter Central City zu unternehmen. Sie war sicher, dass das von keinem der anderen gebilligt werden würde, aber sie hatten gewonnen. Sie hatten den Kopf der Schlange abgetrennt. Und alles, was jetzt noch kommen würde, waren schwache Gegner ohne Befehle. Und wie sie nur zu gut wusste, waren die Soldaten von Central City an Befehle gewöhnt. Ohne Befehle waren sie vollkommen verloren und mehr als nur hilflos.

Olivier gestattete sich ein leises Kichern. Es war besser gelaufen, als sie es sich selbst erträumt hatte. Das war der Moment, in dem sie realisierte, dass sie nicht länger alleine war. Direkt hinter ihr kam Oberstleutnant Force. Er hatte seine Uniformjacke an der Erdoberfläche gelassen und trug sein Scharfschützengewehr über der Schulter. „Hoffe, dass es Ihnen nichts ausmacht, wenn ich Ihnen ein bisschen Rückendeckung gebe“, sagte er freundlich, während seine Augen hinter der Brille glitzerten. „Ich bin nur so froh, dass Linette noch am Leben ist, und ich will nicht, dass sie jetzt auf der Zielgerade doch noch erschossen wird. Ich will sie wiedersehen. Und je schneller das geht, desto besser.“

Olivier nickte nur. Vielleicht war es besser, nicht alleine hier unten herumzulaufen. Sie wusste schließlich nicht, welche Befehle die anderen bekommen hatten. Und sie war nicht der Typ, der sich umbringen lassen wollte. Sie war eher der Typ, der dafür lebte, die Welt und alles andere nicht hinzunehmen. Sie wollte wirklich etwas ändern. Und das war der Grund, warum sie sich nicht darüber aufgeregt hatte, dass Ross Henschel und Karley geholt hatte. Um genau zu sein war es Olivier im Moment herzlich egal.

„Danke, Madam“, sagte Force, während er schneller ging.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Rhyo
2011-09-29T20:50:21+00:00 29.09.2011 22:50
Naja jetzt sinkt die Spannungskurve wieder etwas...
Wie du selbst schon geschrieben hast sind die restlichen Gegner schwach und unorganisiert, also keine Herausforderung mehr.
Im Grunde ist die Sache ausgestanden.
Von:  DarkDragon
2011-06-10T18:56:09+00:00 10.06.2011 20:56
Die Verfolgung beginnt also, ich hoffe sie fangen alle ein^^
lg


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