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Fullmetal Alchemist - Was danach geschah

Was hätte passieren können...
von

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DER PROZESS

DER PROZESS
 

Vier Tage später – Central City
 

Als ein bekennender ehemaliger Untergebener Mustangs war Edward einer der ersten Zeugen, die vernommen wurden. Während Mustangs Befragung hatte er neben einer silberhaarigen Frau gesessen, die ständig auf ihre silberne Taschenuhr geschaut hatte und sich als Oberst Hamilton vorgestellt hatte. Ihre Aussage würde erst später angehört werden, aber die Frau schien ziemlich nervös zu sein. Ihre dunkle Uniform saß perfekt und alles an ihr war musterhaft. Sie war mit Sicherheit nicht der Typ Frau, die Angst vor der Wahrheit hatte, aber sie schien sich ernsthafte Sorgen zu machen.

„Geben Sie Ihren Namen und Ihren Rang zu Protokoll“, sagte der Verhandlungsführer.

„Edward Elric, Major unter Oberst Mustang“, sagte Edward beherrscht, während er den Mann ansah. „Wohnhaft in Resembool, verheiratet, zwei Kinder.“

„Verwandt oder verschwägert mit dem Angeklagten?“

„Kommt drauf an, wie Sie es definieren, Sir“, sagte der ehemalige Staatsalchemist. Dabei … wenn man es nur von der Papierform her betrachtete, war Edward noch immer der Fullmetal Alchemist. Er war zwar nicht mehr in der Lage, Alchemie einzusetzen, aber dennoch betrieb er noch immer alchemistische Forschungen, besaß eine Staatsqualifikation und bekam das Geld.

„Ich frage Sie das kein zweites Mal, Major“, sagte der ältere Mann gereizt. „Sind Sie mit dem Angeklagten irgendwie verwandt oder aber mit ihm verschwägert?“

„Der Oberst war gewissermaßen mein Mentor und quasi etwas wie ein Vaterersatz“, presste Edward mühsam hervor. „Er und Hawkeye haben sich immer um mich und meinen Bruder gekümmert. Aus diesem Grund würde ich sagen, dass ich diese Frage nicht klar beantworten kann. Ich weiß, dass ich nicht blutsverwandt mit ihm bin, aber ich weiß, dass er ein guter Mensch ist und in keinem Fall auf die Idee gekommen wäre, den Generalfeldmarschall und die First Lady in die Luft zu sprengen. Ich frage mich gerade außerdem, weshalb es überall heißt, dass Hawkeye First Lady ist. Würde es Ihnen vielleicht etwas ausmachen, mich darüber aufzuklären?“

„Das ist so, weil Oberst Hawkeye die Enkeltochter des Generalfeldmarschalls ist und außerdem die letzte weibliche Verwandte, die er hat“, sagte der Verhandlungsführer seufzend. „Also: Sie wollen eine Aussage über den Generalmajor machen. Nun, Sie haben vier Minuten, dann stellen wir Ihnen ein paar speziellere Fragen, verstanden?!“

„Verstanden“, sagte Edward und verlor keine Zeit. Er begann damit, wie Mustang Ross vor dem Tod gerettet hatte. Er ergänzte seine Geschichte mit Mustangs Heldenhaftigkeit am Versprochenen Tag, bevor er zu seiner Abschlusskundgebung kam: „Sehen Sie, ich bin nicht gerade Mustangs größter Fan – und das werde ich auch niemals sein, aber er ist eben derjenige, der einem älteren Bruder oder vielleicht sogar einem Vater am nächsten kommt. Ich war nicht immer mit seinen Methoden einverstanden, aber er würde nie etwas tun, was nicht das Beste für unser Land wäre. Und es gibt nichts auf der Welt, was es auch nur ansatzweise rechtfertigen würde, ihn für eine Sache mit dem Leben bezahlen zu lassen, die er nicht getan hat. Mal ernsthaft; wenn er es gewesen wäre, wären der Generalfeldmarschall und Hawkeye jetzt beide tot und da sie beide noch leben, war er es nicht.“

„Danke, Major Elric“, sagte der Verhandlungsführer mit einem halben Lächeln, das sehr künstlich wirkte. „Aber wieso beziehen Sie jetzt so klar Stellung, nachdem Sie bisher immer im Militär dafür bekannt waren, dass Sie keinerlei Respekt für den Generalmajor hätten? Wäre es für Sie nicht wesentlich angenehmer, wenn er sterben würde?“

„Nein, das wäre für mich nicht gerade angenehm“, sagte Edward gereizt. „Er hat mich vor ein paar Jahren aus einer üblen Depression herausgeholt und als ich zuletzt gesagt habe, dass ich sauer auf ihn wäre, war ich mitten in der Pubertät und habe jemanden gebraucht, mit dem ich mich anlegen konnte. Und da kam er mir gerade recht. Er war da und er ließ sich schon immer so gut ärgern. Aber ich finde, dass es himmelweiter Unterschied zwischen ein paar Reibereien und dem Wunsch, dass der andere sterben soll, besteht, Sir. Und ich wünsche mir nicht, dass er stirbt. Schon alleine wegen Hawkeye nicht. Ich habe gehört, dass sie immer noch im Koma liegt. Und mal ernsthaft, Mustang würde nie irgendetwas tun, was Hawkeye verletzen würde. Nur für die Akten: Er liebt sie.“

Der Verhandlungsführer drehte sich zu Mustang um. „Was können Sie mir über die Natur der Explosion sagen? Sie sind der Flame Alchemist, nicht wahr? Wollen Sie behaupten, dass irgendein anderer über die Fähigkeiten verfügt, so etwas anzurichten?“

„Das will ich nicht behaupten, weil die Quelle meiner Kraft sehr zuverlässig ist.“

„Ist es dennoch irgendwie möglich?“

Mustang presste die Zähne zusammen. „Es ist sehr unwahrscheinlich, aber nicht vollkommen unmöglich“, sagte er. Edward merkte, dass das Thema dem General nicht gefiel, aber er wusste nicht, weshalb das so war.

„Es ist außerdem wohlbekannt, dass Sie alchemistische Reaktionen über eine große Distanz hinweg ausführen können. Selbst wenn es stimmen sollte, dass Sie in Ihrem alten Büro waren, ist es noch immer möglich, dass Sie es getan haben.“

„Denken Sie wirklich, dass ich so etwas tun würde? Verdammt, meine Verlobte und ihr Großvater sind diejenigen, die jetzt im Krankenhaus liegen!“

„Seien wir ehrlich zu uns selbst, Generalmajor. Sie hatten das Mittel – Ihre Alchemie. Sie hatten das Motiv – er ist der einzige, der Ihnen auf Ihrem Weg zum Generalfeldmarschall noch im Weg stand. Und Sie hatten die Gelegenheit, es zu tun. Wenn ich das zusammenziehe, würde ich sagen, dass Sie schuldig sind.“

„Sehen Sie“, sagte Mustang und Edward merkte, dass der Alchemist am liebsten schreien wollte. „Ich sage nicht, dass ich nicht die Mittel gehabt hätte. Ich gebe sogar zu, dass ich die Gelegenheit dazu hatte. Aber ich hatte kein Motiv. Generalfeldmarschall Grumman ist wie Familie für mich gewesen, all die Jahre über. Er ist mein Mentor. Er ist mein Freund. Und er ist – wie ich schon gesagt habe – der Großvater meiner Verlobten. Selbst wenn ich so sehr hätte Generalfeldmarschall werden wollen, dass ich an Mord gedacht hätte, was ich nicht getan habe, wie hätte ich ihr das antun können?!“

„Nun“, sagte der Verhandlungsführer. „Vielleicht lieben Sie Ihren Ehrgeiz mehr als Ihre Verlobte.“

Selbst wenn Edward blind gewesen wäre, wäre er noch in der Lage gewesen, zu merken, dass das das Falscheste gewesen war, was man je zu Mustang gesagt hatte. Er rechnete damit, dass der Flame Alchemist den Mann in Brand setzen würde, auch wenn ihm das nichts bringen würde. Er rechnete zumindest damit, dass Mustang explodieren würde.

Er tat es nicht. Seine schwarzen Augen brannten ein Loch in den Kopf des Mannes, aber Mustang blieb sitzen, während er seine Stuhllehnen umklammerte. Und als er sprach, war seine Stimme bedrohlich leise und zischend, als er dem Dummkopf mitteilte, dass er die Linie übertreten hatte, die man nicht übertreten durfte.

„Ich liebe nichts auf der Welt so sehr wie meine Verlobte“, sagte Mustang sachlich.

Havoc, der immer ein Mann ohne besonderes Taktgefühl gewesen war, johlte. „Genau, Boss!“, brüllte er. „Sag denen, was du wirklich denkst! Aber ernsthaft, Mister, denken Sie, dass der Boss wirklich auf die Idee käme, Ladyhawks Großvater zu töten? Wie dämlich sind Sie eigentlich?!“

„Das macht für Sie eine Strafzahlung in Höhe von 12000 Cenz wegen Missachtung der Würde des Gerichts“, sagte der Verhandlungsführer. „Sie können sich wieder setzen, Major. Als nächstes rufe ich Generalleutnant Charlotte Lewellyn in den Zeugenstand, sofern sie inzwischen eingetroffen ist.“

„Sie ist noch nicht da“, sagte einer der Saalwächter. „Sie kommt nach der Mittagspause.“

„Dann rufe ich jetzt Oberst Helena Anastasia Hamilton in den Zeugenstand“, sagte der Verhandlungsführer und die Frau neben Edward stand auf, bevor sie den Gang hinabschritt und sich straffte, sobald sie vor dem Gericht stand.

„Sie sind Oberst Helena Anastasia Hamilton?“, fragte der Verhandlungsführer. „Auch bekannt als der Silver Alchemist?“

„Das ist korrekt“, sagte die Frau leise. „Ich bin weder verwandt noch verschwägert mit dem Generalmajor, aber ich werde trotzdem aussagen. Ich weiß, ich kann mich davor drücken, aber ich muss es tun. Vor einer Woche habe ich mich bei Generalmajor Mustang gemeldet, weil mein Labor im Ishbal Hauptquartier aufgebrochen wurde. Damals wurden nur ein paar Gaspatronen entwendet, die Gase enthielten, mit denen ich zu dieser Zeit herumexperimentiert habe, weil ich überlegt habe, ob man bei Geiselnahmen mit Betäubungsgasen nicht vielleicht mehr erreichen würde als mit einer bewaffneten Spezialeinheit. Das waren die einen Patronen, die gestohlen wurden. Die anderen enthielten ein sehr leicht entflammbares Gas. Sie müssen wissen, ich war eigentlich in der Cafeteria, als es zu der Explosion gekommen ist, aber ich war neben dem Generalmajor, Oberleutnant Catalina und Oberleutnant Havoc so ziemlich als erstes am Ort des Anschlags. Und als ich eine erste Untersuchung vorgenommen habe, habe ich sofort gewusst, dass irgendwer meine Forschungen missbraucht hat, um damit diesen Anschlag auszuführen. Aber es war nicht der Generalmajor. Das kann ich mit absoluter Sicherheit sagen. Wie ich schon tausendmal erklärt habe, haben mein Befehlshaber und ich den Einbrecher bei seiner Flucht überrascht und wir konnten ihn sehen. Zwar nur von hinten, aber wir wissen, dass es weder ein Ishbalier noch der Generalmajor war.“ Sie spielte nervös mit ihrer Uhr. „Und wir würden unsere Aussage jederzeit unter Eid wiederholen, Sir.“

„Die Versetzung in den Osten war für Sie eine Wunschversetzung, nachdem Sie nicht länger im Westen bleiben konnten“, sagte der Verhandlungsführer unbeeindruckt. „Ihre Mutter, Brigadegeneral Reine Hamilton, und Generalmajor Mustang waren Kameraden in Ishbal. Schon aus dem Grund, kann Ihre Aussage stimmen, aber sie muss es nicht zwangsläufig tun. Genauso gut kann es sein, dass Sie den Befehl erhalten haben, den Generalmajor durch eine Falschaussage zu retten. Sie wissen, was er in Ishbal getan hat. Denken Sie wirklich, dass er es nicht wieder tun würde? Und wenn es zu einem weiteren Krieg dieser Art kommen würde, würden wieder etliche dieser Fanatiker ermordet.“

Edward sah, wie die Taschenuhr aus dem festen Griff der Frau rutschte, als selbige den Kopf hob und den Mann direkt ansah. „Man merkt, dass Sie meine Akte nicht gelesen haben“, sagte die Soldatin mit einem halben Lächeln. „Ich bin zu einem guten Teil Ishbalierin und wenn Sie damit fortfahren, mein Volk zu beleidigen, sind Sie der nächste, der sich vor so einem Gericht wiederfinden wird, weil ich keinerlei Hemmung habe, Sie wegen Volksverhetzung anzuzeigen. Ich habe es im Westen mehr als einmal getan, wie Sie vielleicht wissen, und ich kann es wieder und wieder tun, wenn die Lage es von mir erfordert. Wenn Sie so weitermachen, dann werde ich es auf der Stelle tun. Ich habe immer ein unausgefülltes Formular in der Tasche. Es würde mich keine drei Minuten kosten.“

Ein leises Pfeifen erklang im Raum, aber diesmal war es nicht Havoc, der sich alles andere als situationsgerecht verhielt. Es war ein schwarzhaariger Mann mit grünen Augen, Brille und einer geradezu schmerzhaften Ähnlichkeit zu Brigadegeneral Hughes. Er stand oben an der Brüstung und hatte sich leicht vorgebeugt. „Mach sie fertig, Linette!“, rief er. „Das ist deine Chance, uns zu zeigen, wer du wirklich bist! Deine Chance, die Maske endlich abzunehmen!“

„Danke, Martin“, sagte sie freundlich, während die den Verhandlungsführer ansah. „Sie müssen wissen, dass ich in Aerugo gedient habe, noch vor Beendigung meiner Ausbildung. Ich weiß nicht, ob Sie jemals in einem wirklichen Krieg gedient haben, Sir, aber ich kann Ihnen versprechen, dass es die Menschen verändert. Nur wenige zu ihrem Vorteil, was ich zugeben muss. Aber ich kann Ihnen mit tausendprozentiger Sicherheit sagen, dass Generalmajor Roy Mustang sich zu seinem Vorteil geändert hat. Deswegen ist es in meinen Augen eine Unverschämtheit, dass Sie diese Farce hier aufziehen. Jeder, der den Mann auch nur einmal persönlich getroffen hat, weiß, dass es dieser Anschlag das letzte wäre, was er jemals tun würde. Außerdem würde ich gerne wissen, was aus meinem Bericht geworden ist. Ich habe darin geschrieben, dass wir am Tatort diverse Beweise dafür gefunden habe, dass der Brand nicht durch alchemistisches Feuer entstanden ist.“

„Oberst, würden Sie sich selbst als eine Anhängerin Mustangs bezeichnen?“

„Ich verstehe nicht, was meine politische Einstellung mit dieser Verhandlung zu tun hat.“

„Beantworten Sie einfach die Fragen, Miss. Sie sind doch eine gute Soldatin, oder?“

„Nicht direkt“, sagte Helena Hamilton leise. „Ich bin eine Anhängerin der Gerechtigkeit und ich bin der Typ, der sein eigenes Glück dafür aufs Spiel setzt, anderen zu helfen. Ich glaube dank meiner Herkunft an einen Gott, was mich von den meisten der Anwesenden unterscheiden dürfte. Ich glaube an Mustangs Sache, aber ich würde mein Leben nicht dafür opfern. Ich weiß nur, dass wir einen Mann mit solchen Träumen brauchen, wenn dieses Land eines Tages von der Korruption der letzten Jahre und Jahrzehnte geheilt werden soll. Und ich bin bereit, ihn mit meinen eigenen Ideen zu unterstützen und ihm durch meine Arbeit in Ishbal den Weg zu ebnen.“

„Sie arbeiten in Ishbal? Ich dachte, Sie würden in East City arbeiten…“

„Offiziell schon, aber ich habe dort nichts zu tun. In East City herrscht zurzeit ein Überschuss an hochrangigen Offizieren.“

Der Verhandlungsführer schien zu merken, dass er gegen die Frau keinen einzigen Punkt einfahren konnte und schloss die Verhandlung für den Tag. Und bevor man am nächsten Tag in den Gerichtssaal kommen konnte, war schon klar, dass der Richter ungeduldig geworden war. Wenn man es von der rein logischen Seite betrachtete, würde eigentlich jedem Idioten auffallen, dass Mustang von allen Seiten entlastet wurde. Edward, Alphonse und alle anderen hatten ausgesagt, dass Mustang niemals zu so einem Verrat fähig wäre, aber als Olivier fünf Tage nach Mustangs Verhaftung in Central City eintraf, war die Situation weitaus gefährlicher geworden: Das Urteil war gefällt worden. Generalmajor Roy Mustang würde erschossen werden.

Olivier nahm sich nicht die Zeit, ein Taxi zu rufen. Sie rauschte vom Bahnhof hinüber zum Central Hauptquartier, wo man Mustang festhielt, und marschierte direkt in den Keller. Der junge Sergeant, der an einem Schreibtisch saß, sah von seinen Unterlagen auf. „Ja, Madam?“, fragte er seufzend.

„Ich bin hergekommen, um Roy Mustang zu sehen“, sagte Olivier scharf.

„Es tut mir wirklich leid, Madam, aber nur Offiziere mit dem Rang eines Generals haben das Recht, den Generalmajor zu besuchen“, sagte der Mann beherrscht, während er sie anstarrte.

Oliviers Hand schnellte hervor und sie packte ihn am Kragen. „Siehst du diese Sterne und dieses Schwert?“, fauchte sie. „Ich würde sagen, ich habe jegliches Recht, ihn zu sehen – auch wenn er ein vollkommener Idiot ist.“

„Sehr wohl, Madam“, sagte er. „Sie können reingehen.“

„Danke“, sagte sie zuckersüß und marschierte davon.

„Armstrong“, sagte Mustang sichtlich überrascht, als sie hereinkam. „Was tust du denn hier?“

„Dachte, dass du vielleicht irgendwen sehen willst, der nicht vorhat, dich für ein Verbrechen zu töten, dass du nicht begangen hast“, sagte Olivier grinsend, während sie Platz nahm. „Aber ich muss sagen, dass dir der Gefängnisaufenthalt gar nicht gut tut. Du siehst schrecklich aus.“

„Ich will dich mal sehen, wenn sie dich seit Tagen hier von aller Welt abgeschottet halten“, sagte er seufzend. „Aber diesmal sieht es wirklich schlecht für mich aus. In drei Tagen bin ich fällig. Und nach allem, was ich aus meinen Wächtern herausbekommen habe, liegt Riza noch immer im Koma und Grumman ist nicht vernehmungsfähig.“

„Ich habe das Verhandlungsprotokoll gelesen“, sagte Olivier. „‚Ich liebe nichts auf der Welt so sehr wie meine Verlobte’?“ Sie lachte leise. „Damit hast du die Herzen aller, die davon gehört haben, im Sturm erobert. Kein Wunder, dass sie dich so schnell wie möglich loswerden wollen. Aber drei Tage ist trotzdem verdammt kurz. Sie lassen dir kaum genug Zeit, um durchzuatmen.“

„Es sind enorme Verbrechen und Straftaten, meine liebe Frau General. Ich habe angeblich einen ganzen Strauß Sünden begangen. Versuchter Mord, Brandstiftung, Hochverrat und … versuchter Mord an einem Familienmitglied. Alles mit einer einzigen Explosion. Ich muss sagen, wenn ich bedenke, dass ich nie so irre wie Kimblee war, habe ich ganz schön was angestellt.“ Er seufzte schwer. „Und das Schlimmste ist, dass ich tot sein werde, bevor ich die Chance hatte, mich von Riza zu verabschieden. Wenigstens haben sie nicht versucht, mir auch noch den versuchten Mord an ihr anzuhängen. Na ja, vielleicht haben sie es nicht getan, weil klar ist, dass das zu weit hergeholt ist. Mann, wieso ist Grumman nur noch immer nicht vernehmungsfähig? Er könnte aussagen, dass ich es nicht war!“

Olivier seufzte schwer. „Es war beeindruckend zu lesen, wie sie alle für dich aufgestanden sind“, sagte sie leise. „Ich meine, ich hätte Ross nie so eine Wortgewalt zugetraut. Und dass die Details aus dem Bericht von Hamilton ignoriert werden, macht mich auch ein wenig nervös. Es scheint so, als ob sie die Wahrheit um jeden Preis unterdrückt haben wollen.“

„Helena – oder besser gesagt Linette, wie alle sie nennen – hat mir eine Menge Zeit verschafft. Eigentlich wäre ich schon heute fällig gewesen, aber sie hat dem Verhandlungsführer noch eine nette Anklage auf den Hals gehetzt. Ich hätte gedacht, es wäre nur ein Witz gewesen, aber nach allem, was ich mitbekomme, hat sie es tatsächlich durchgezogen. Wenn … ich weg bin und Riza nicht mehr aufwacht, bekommt Hamilton den Osten“, sagte Mustang. „Sie ist jemand, der es zu Ende bringen kann. Sie ist eine höllisch gute Alchemistin und sie macht auch als Schützin eine gute Figur. Sie ist zwar nur Oberst, aber sie kann das mit Sicherheit irgendwie kompensieren. Und es ist leichter für mich, wenn ich weiß, dass ich keine Baustelle mehr zurücklasse. Dass Riza es nicht mitbekommt, ist vielleicht gar nicht mal so schlecht. Es erspart ihr die Qual.“

„Mal ernsthaft, denkst du, dass wir dich sterben lassen?“, fragte Olivier. „Ich bin nicht nach hier gekommen, weil ich dabei zusehen will, wie sie dich erschießen. Mein erster Schritt wird es sein, dass ich fürs Erste den Posten des Generalfeldmarschalls übernehme. Ich meine, ich bin sowieso nach dir die einzige, die dafür infrage kommt und ich kann Briggs zumindest für ein paar Wochen alleine lassen. Dann wirst du von allen Vorwürfen freigesprochen sein und Grumman wieder gesund. Und ich habe eine Pflicht diesem Land gegenüber. Du musst mich jetzt entschuldigen, ich muss die Kontrolle über ein Land übernehmen, Mustang.“

„Lass dich von mir nicht aufhalten“, sagte er düster. „Ach ja, du musst mir etwas versprechen. Wenn es vorbei ist und wenn Riza dann aufwacht, kannst du ihr dann sagen, dass es mir leidtut? Dass ich nie die Absicht hatte, sie so zu verlassen? Ich habe Edward und Hamilton um dasselbe gebeten, sie waren die einzigen, mit denen ich kurz sprechen konnte, weil es Staatsalchemisten sind, aber alle anderen habe ich nur im Gericht gesehen.“

„Ich werde hinter dir aufräumen“, versprach Olivier. „Ich werde dich hier rausboxen. Verdammt, wenn ich noch zwei andere Generäle fände, könnte ich dein Todesurteil zumindest aufschieben, aber die meisten hier in Central werden heilfroh sein, dich endlich loszuwerden. Du hast dir hier nicht nur Freunde gemacht, Babyface.“

„Das weiß ich selbst, Blondie“, gab er zurück. „Und ich kann ohnehin nur noch warten. Warten darauf, dass ein Wunder geschieht. Und ich kann nichts mehr tun. Ich bin schachmatt.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Rhyo
2011-09-29T06:41:18+00:00 29.09.2011 08:41
Hmmm mal schauen was Olivier erreichen kann.
Sie braucht noch zwei Generäle um das Urteil aufzuschieben, mit Levellyn hätte sie sicher schon mal einen, aber die hat ja auch nicht gerade den besten Ruf =/
Hm, könnte schwer werden...
Von:  DarkDragon
2011-06-05T17:59:16+00:00 05.06.2011 19:59
Da will wohl jemand Mustang loswerden und fälscht die Beweise... Der Satz von Roy war schön das er Riza liebt.
Und Helena hetzt dem Richter eine Anklage an den Hals*lol*, richtig so.
Havog war auch toll.
lg


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