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Fullmetal Alchemist - Was danach geschah

Was hätte passieren können...
von

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MOTIVATION – NACH ART VON REBECCA CATALINA

MOTIVATION – NACH ART VON REBECCA CATALINA
 

Der freundliche Gemischtwarenladen von nebenan – Zwei Monate vor dem Versprochenen Tag
 

Es war langweilig, entschied Jean Havoc, während er seinen Kopf auf der Ladentheke ablegte. Alles war langweilig. Es war jeden Tag dasselbe. Er saß in seinem Rollstuhl herum und bediente die Kunden. Früher, als er noch für den Oberst gearbeitet hatte, war jeder Tag spannend gewesen. Inzwischen hasste er es, morgens aufwachen zu müssen. Wieso war er nicht einfach gestorben? Wieso hatte Mustang ihn retten müssen? Wieso hatte dieser Idiot ihn nicht einfach seinem Schicksal überlassen?

Die kleine Glocke an der Tür klingelte und er richtete sich auf. „Guten Tag“, sagte er seufzend. „Herzlich willkommen. Was kann ich für Sie tun – Leutnant Catalina?“

„Hallo, Havoc.“ Rebecca blieb direkt vor ihm stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich war gerade zufällig in der Gegend und als ich das Ladenschild gesehen habe, dachte ich ‚Hey, den Namen kennst du doch!’ und bin hereingekommen. Und wen finde ich hier? Leutnant Havoc.“

„Ich bin jetzt ein Zivilist“, sagte er düster. „Also, willst du irgendwas?“

„Wir sind am Ende“, sagte sie, während sie sich ohne Erlaubnis auf die Theke setzte und ihn ernst ansah. „Wir haben kaum Männer und keine Waffen. Selbst wenn wir mit Briggs gemeinsame Sache machen, haben wir keine Schnitte. Wir sind erledigt. Wir können nur beten, dass irgendeiner von den großen Fischen eine Idee hat. Ansonsten sind wir weg vom Fenster. Riza und Oberst Mistkerl können nicht zusammen planen. Grumman ist zu alt, um noch mal alles zu retten. Wir haben keine Chance.“

„Und weshalb kommen Sie damit zu mir, Leutnant?“, fragte er. „Falls Sie es noch nicht bemerkt haben: Ich bringe nichts mehr. Ich bin ein gelähmter Ex-Scharfschütze im Rollstuhl. Soll ich etwa im Rollstuhl Jagd auf die bösen Jungs machen?“

„Ich habe dich nicht zu einem Parademarsch eingeladen!“, fauchte sie.

„Oh, ich hätte auch nicht mitgehen können“, sagte er schnippisch.

„Entschuldige, das war taktlos von mir“, sagte sie seufzend. „Wir sind verloren. Selbst Riza weiß das. Selbst sie glaubt nicht daran, dass Mustang das schafft.“

„Ich sehe schon, was du vorhast. Du willst mich bei meinem Ehrgeiz packen, Catalina“, sagte der Blonde, „aber selbst wenn ich wollte, könnte ich nichts für dich tun. Kannst du Grumman nicht darum bitten, dir ein paar Kadetten zu geben?“

„Wir wollen keine Wiederholung von Ishbal“, sagte sie scharf. „Hör zu. Mein Ur-Großvater hat im Südlichen Grenzkrieg sein rechtes Bein verloren – und das zu einer Zeit, in der Automails noch nicht für jedermann erschwinglich waren. Und trotzdem hat er meine Ur-Großmutter nach seiner Rückkehr zu jeder Tanzveranstaltung ausgeführt. Es war ihm egal, dass er im Rollstuhl saß. Und er hat ihr beim Hausbau geholfen. Es ist so, dass die meisten Geschichten, die ich immer über ihn gehört habe, in der Zeit spielen, nachdem er Brigadegeneral Catalina war und im Süden gekämpft hat. Himmel, jetzt reiß dich gefälligst ein bisschen zusammen! Ich dachte, du wärst ein Mann, verdammt noch mal!“

Er starrte sie für einen Moment mit offenem Mund an. „Herzlichen Dank“, sagte er ohne jegliche Ironie. „Ich glaube, das war es, was ich gebraucht habe. Jemanden, der mir gehörig in den Hintern tritt. Keine Männer und keine Munition, sagst du?“

„Grumman kann nur auf wenige, vertrauenswürdige Mitglieder seiner Einheiten setzen“, sagte Rebecca leise und spielte nervös mit ihren Locken. „Es gibt selbst in seinem eigenen Hauptquartier zu viele, die ihm nicht glauben würden. Du weißt, er hat selbst unter seinen eigenen Leuten nicht den besten Ruf. Viele halten ihn für ein bisschen … verrückt. Deswegen bleiben nur Charlies Leute.“

„Charlie ist auf Guerillataktiken spezialisiert“, sagte Havoc nachdenklich, „und du bist auch nicht gerade die schlechteste Wahl, wenn man eine Revolte plant…“

„Ich nehme das jetzt mal für ein Kompliment“, sagte sie und sah ihn an. „Und? Was ist deine Antwort? Vergräbst du dich hier bei deinen Eltern im Selbstmitleid – oder bist du ein Mann und verhältst dich auch wie einer?“

„Dummerweise setzt der Oberst noch immer Hoffnungen in mich“, seufzte der Blonde und grinste. „Also, was willst du haben? Was brauchst du, um den Versprochenen Tag zu einem etwas anderen Versprechen werden zu lassen? Ich kann für dich ein paar Granaten besorgen … du magst es doch, wenn es so richtig laut wird, nicht wahr?“

„Granaten sind schon mal ein schöner Anfang“, sagte sie. „Außerdem brauchen wir für Riza ein Gewehr. Es kann sein, dass man sie vorsichtshalber vor dem Tag entwaffnet. Und wenn das passiert, müssen wir darauf vorbereitet sein. Und nach allem, was sie und Oberst Mistkerl hinter sich gebracht haben, wird man damit rechnen, dass sie etwas versuchen werden. Riza ist jetzt zwar eine Geisel, aber wenn sie desertiert…“

„Generalmajor Armstrong wird ihre eigenen Leute und ihre eigenen Waffen aus Briggs schon ohne meine Hilfe nach Central bekommen, aber was ist mit dem Major?“

Rebecca verzog das Gesicht. „Offiziell weiß er noch nichts davon, aber ich fürchte auch, dass er es schwer haben wird, Sergeant Brosh beizubringen, dass man mit Mustang gemeinsame Sache macht, nachdem Oberst Nutzlos Leutnant Ross verbrannt hat.“

Havoc grinste breit und riss einen Zettel von seinem Block ab, bevor er eine Telefonnummer darauf notierte. „Ich beschaffe dir die Munition, Rebecca“, versprach er, „aber um die Leute musst du dich selbst kümmern. Du kannst gut mit Menschen umgehen. Du bist außerdem ein unverbrauchtes Gesicht.“

Sie steckte die Telefonnummer ein. „Du hast das Feuerzeug noch, das ich dir geschenkt habe“, stellte sie fest, während sie sich dem Ausgang zuwandte. „Ich nehme das billigend zur Kenntnis. Ich hoffe nur, dass du gut damit umgegangen bist. Andererseits solltest du vielleicht nicht mehr so viel rauchen, das wäre gesünder.“

„He, Becca!“, rief er ihr nach. „Pass auf dich auf! Grumman braucht dich.“

Sie drehte sich in der Tür noch einmal um und salutierte. „Leutnant Havoc – auch wenn Sie zurzeit krankgeschrieben sind, betrachte ich Sie noch immer als Kameraden. Und ich rate Ihnen dringend davon ab, mich zu enttäuschen“, rief sie, bevor die Tür hinter ihr zuschlug.
 

„Und?“, fragte Generalleutnant Grumman, als Rebecca kurz vor Mitternacht bei ihm auftauchte. „Kommen Sie doch herein, Leutnant…“

Sie grinste und schloss die Tür hinter sich. „Leutnant Havoc hat den Auftrag übernommen, uns Munition zu beschaffen“, sagte sie, „aber ich hätte gerne etwas, womit Central nicht rechnet. Irgendwas, was uns einen gewissen Überraschungseffekt verschafft.“

„Xing…“, murmelte Grumman, während er Whiskey in zwei Gläser goss. „Dort haben sie sehr exotische Waffen, wie ich gehört habe…“

Sie nahm eines der Gläser entgegen. „Ich habe eine Telefonnummer“, sagte sie dann. „Leutnant Havoc hat sie mir gegeben.“

„Der Junge ist sein Geld wert, Catalina, glauben Sie mir.“

„Ja, Sir.“ Sie zog ihre nasse Jacke aus.

„Sie sollten sich trockene Kleider anziehen, Leutnant. Ich brauche Sie noch, damit Sie mir helfen.“ Grumman sah sie über den Rand seiner Brille hinweg an. „Ich bringe Ihnen etwas. Weshalb sind Sie eigentlich zu Fuß gekommen? Kein Taxi mehr am Bahnhof bekommen?“

„Denken Sie doch nur bitte an das Gerede, das es geben würde, wenn jemals herauskäme, wie oft ich hier bin“, seufzte sie. „Wir haben beide einen schlechten Ruf, wenn es um unsere Moral geht, Sir.“

„Geht es dir inzwischen wieder besser, Rebecca?“, fragte er und echte Besorgnis schlich sich in seine Stimme und seine Augen. „Haben dir die Ärzte sagen können, woran es lag, dass du das Kind verloren hast?“

Sie blieb mit dem Rücken zu ihm am Fenster stehen. „Nein, Sir“, sagte sie dann heiser. „Vielleicht die Kugel, der Stress…“

Nur sie selbst, die Ärzte und der Generalleutnant wussten von dem Baby, das sie verloren hatte. Weder der Vater des Kindes, Havoc, noch Rebeccas beste Freundin Hawkeye wussten davon. Sie hatte das Kind bereits im zweiten Schwangerschaftsmonat verloren, nachdem sie bei einer verdeckten Ermittlung eine Kugel in den Oberschenkel bekommen hatte. Weil sie direkt unter Grumman arbeitete, seitdem Mustang weg war, war es der Generalleutnant gewesen, der sie ohnmächtig aufgesammelt und zum Arzt gebracht hatte. Deshalb wusste er auch Bescheid. Er hatte ihr danach zwei Wochen freigegeben, damit sie ihre Verletzung in Ruhe auskurieren konnte, und er hatte dafür gesorgt, dass der Bericht über ihre Fehlgeburt auf mysteriöse Weise verschwunden war, weshalb nichts davon in Rebeccas Akte stand. Sie war ihm dafür besonders dankbar.

„Ich verstehe“, sagte Grumman leise, während er hinausging. Über die Jahre hatte er eine Zuneigung für die junge Frau entwickelt und das lag nicht nur daran, dass sie dasselbe Alter wie seine Enkelin hatte. Er mochte ihr lebhaftes Temperament, ihre stürmische Persönlichkeit. Sie kam oft vorbei und brachte ihm immer ein bisschen Leben ins Haus – und aktuelle Informationen. Im Gegenzug hörte er ihr geduldig zu, wenn sie wieder über ihren Vater schimpfte. Es war ein Äquivalenter Tausch, nichts Besonderes.

Zehn Minuten später saß Leutnant Rebecca Catalina in trockenen Kleidern in Grummans Arbeitszimmer und er wählte die Nummer. „Haben Sie überhaupt einen blassen Schimmer, wen wir da zu dieser nachtschlafenden Zeit anrufen?“, fragte der General, während er wartete.

„Hoffentlich nicht unseren Freund Patchy“, sagte Rebecca trocken.

Zur selben Zeit wachte Maria Ross in Xing davon auf, dass ihr Telefon klingelte. Nur wenige hatten ihre Nummer, weil sie ja tot war, und sie kannte sich nur schwer vorstellen, dass irgendwer anrief, weil er nur ein bisschen plaudern wollte. „Hier ist –“ sie gähnte „-Maria. Werde ich gebraucht?“

„Hier sprechen Generalleutnant Grumman und Leutnant Catalina aus East City. Wir haben diese Nummer von Leutnant Havoc. Wir – und damit auch Oberst Mustang – sind am Ende“, verkündete der noch immer rüstige General. „Uns fehlen Leute und Munition. Wer immer Sie sind – können Sie uns irgendwie helfen?“

Ross streckte sich, dann salutierte sie. „Ach, verdammt. Wenn der Oberst Ärger hat, lasse ich mir was einfallen. Ich schulde ihm noch was.“ Sie seufzte. „Andere Frage: Wie geht es Major Armstrong?“

„Soweit ich weiß, weigert er sich noch immer, seinen Leutnant zu ersetzen. Hätte nie gedacht, dass Mustang mal eine Kameradin verbrennen würde.“ Rebecca schnaubte verächtlich. „Aber er bleibt eben Oberst Mistkerl…“

„Oberst Roy Mustang hat Leutnant Maria Ross nicht verbrannt. Und ich müsste das eigentlich am besten wissen…“

„Wir rufen gleich zurück!“, rief Grumman hastig und legte auf, bevor er seinen Mantel überwarf und Rebecca hinaus in den Regen schleifte, bevor sie zur nächsten Telefonzelle rannten und sich zu zweit hineinquetschten.

„Nie wieder“, schwor Rebecca, während sie wählte. „Das hier lässt mich um Jahrzehnte altern!“

„Sehe ich da vielleicht sogar schon ein graues Haar?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Rhyo
2011-07-24T10:20:06+00:00 24.07.2011 12:20
Was zur Hölle xD
Havoc und Catalina hatten schon früher was miteinander?
Die haben sogar ein Kind gemacht? O.o
Hätte ich nicht gedacht, so "unpersönlich" wie die im Laden miteinander gesprochen haben...
Von: abgemeldet
2011-05-29T15:47:27+00:00 29.05.2011 17:47
Ja, jetzt wissen wir, wer Havocs ExFreundin war, die ihm das Feuerzeug geschenkt hat^^
Von:  DarkDragon
2011-05-29T15:30:36+00:00 29.05.2011 17:30
auch ein sehr schönes Kapitel mit interressanten Infos.
lg


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