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Elegy

A Song for a broken Soul
von

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Demon's Pit

Die Schritte des blonden Jungen verloren sich schnell im Irrgarten der grossen Stadt, über der der Palast wachte wie ein majestätisches Raubtier auf seine Beute. Es war bereits Abend; die Schatten warfen sich immer länger über die staubigen Strassen und dreckigen Wohnstätten des gemeinen Volkes, das es sich nicht leisten konnte, sein Füsse auf Marmor zu setzen und sich in Samt und Seide zu kleiden wie der Pharao und dessen Gefolge, die die eigene Mitschuld am Kummer der ganzen Stadt in ihrem Luxus ertränkten.
 

Er kannte die Stadt besser als viele andere, die älter waren als er. Sie war voller geheimer Nischen und Gassen, zu schmal und abgelegen, als dass man sich ihrer lange erinnern würde. Ihm jedoch kamen sie gelegen. Sie boten ihm unbemerkte Wege in die äusseren Teile der Stadt, dort wo die Gebäude zerfielen und nichts anderes mehr beherbergten als Ungeziefer und verrottendes Heu oder die sterblichen Überreste eines Viehs, das man zurückgelassen hatte, weil man es nicht mehr hatte versorgen können. Dieser Teil der Stadt stank nach Armut, Elend und Zerfall und keiner wagte sich ohne guten Grund hinein. Man nannte diesen Ort auch die „Dämonengrube“. Man fürchtete ihn und sprach nicht über ihn; auch nicht darüber, dass man ab und zu jemandem, dem man sich nicht mehr annehmen wollte, dort verenden liess. Die Dämonengrube lag für die Leute ausserhalb der Zeit; was dort geschah und jemals geschehen war vergass man, weil es angenehmer war, es nicht zu wissen. Oder wenigstens vorzuspielen, dass man es nicht wusste.
 

Der Junge rannte weiter in jenen Stadtteil hinein, bis er wusste, dass ihm niemand mehr folgte und er sich frei fühlte. Die Nächte in der Dämonengrube gehörten ihm, genauso wie es all die zerklüfteten Felsen taten, die grob alte Gebäude formten. Das morsche Holz der Fässer gehörte ihm und das zerbrochene Glas unbenutzter Gefässe, das er mit einem Stein zu scharfen Spiessen formte, die er in die Luft stiess, als ob er nach einem unsichtbaren Feind stechen würde.
 

Jedes Mal, wenn er in den alten Ruinen herumstreifte, fand er etwas Neues, das seine Aufmerksamkeit erregte und ein neues Abenteuer, das er vom Staub befreien und in seine eigene, kleine Welt mitnehmen konnte. Und er fühlte sich wie ein Pharao, wenn er sich auf die alten Leinensäcke setzte und auf die kleinen Holzstücke herab blickte, die er aufgeregt zu seinen Untertanen geschnitzt hatte. Er sah Demut und Ehrerbietung in ihren groben Gesichtern und in diesen Momenten wusste er, dass er zu Grossem bestimmt war. In diesen Momenten wusste er, dass all jene, die ihm jetzt ins Gesicht spuckten, sein Essen mit Strassenstaub mischten und seine Aufgaben mit pathetischem Aufwand schwerer machten, bald genauso vor ihm knien würden. Bald. Es war nur noch eine Frage der Zeit.
 

Der Junge genoss die Einsamkeit der Dämonengrube und die Geschichten, die man sich darüber erzählte, jene, die jeder glaubte und jene, die man den Kindern erzählte, um sie von dort fern zu halten. Er genoss es, dass er sich unversehrt durch all diese scharfkantigen Worte bewegte wie ein kleiner Gott. In seinem Reich konnte ihm nichts etwas anhaben. Und er genoss die seltsame Kälte, die ihn überkam, wenn er aus purer Langeweile eine seiner hölzernen Figuren so leicht entzweibrach wie ein Raubtier den Nacken seiner Beute. Sie kühlte die Hitze des Hasses ab, die in ihm brannte, wenn er unter den Menschen war. Sie vertilgte ihn nicht, doch sie machte aus dem unbändigen, wilden und ungezielten Gefühl eine Grausamkeit von tödlicher Präzision, die die Wut zu einem treffsicheren Pfeil formte.
 

Und der Junge liebte all die Geheimnisse, die der Ort barg; die Knochen, Scherben, Kleidungsstücke und verrosteten Metallteile, die er fand, erzählten ihm Geschichten der Vergangenheit, die so viel wahrer schienen, als die Märchen, die man sich in der Stadt erzählte. Sie gaben ihm das Gefühl, viel mehr zu wissen als all die anderen, die in ihren dummen Aberglauben an Götter und Dämonen, an Segen und Fluch verwickelt waren. In seinem Reich hatte er seine eigenen Geschichten und sie waren die Geschichten derer, über die er herrschte. Er kannte sie alle. Der Schädel, den er vor ein paar Tagen gefunden hatte, war der eines alten Mannes gewesen, der vom Hunger dahingerafft worden war, die zerbrochenen Tontassen, die er beim letzten Sonnenuntergang in einer Seitengasse aufgehoben hatte, hatten ein paar Bettlern gehört, die sich im Kampf um ihr eigenes Überleben gegenseitig die Zähne ausgeschlagen hatten und das zerfetzte Stück Stoff, das er in seinem Refugium neben seinem Leinenthron aufbewahrte, war das Kleid einer hübschen, jungen Frau mit seltsam himmelblauen Augen und pechschwarzem Haar gewesen, die zu ihrem Übel zu viel Geschmeide bei sich getragen hatte.
 

Hier war er sein eigener Herr und niemand konnte ihm vorschreiben, was Wahrheit und Unwahrheit, was richtig und falsch war und was er zu tun und zu lassen hatte. Alles andere kam ihm vor wie ein böser, ferner Traum, der immer wieder verblasste, wenn er sich mit flinken Füssen seine Weg dorthin suchte, wo er hingehörte, dorthin, wo man ihm den Respekt zollte, der ihm gebührte.
 

Nichts konnte sich ihm widersetzen. Die Dämonengrube gehörte ihm, genauso wie ihre Geheimnisse ihm gehörten. Niemand machte sie ihm streitig.

Zumindest beinahe.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Tsukuyomi
2011-07-10T18:35:59+00:00 10.07.2011 20:35
Q______________Q
Du bist einfach so verdammt goldig!
Ich weiß zwar immer noch nicht, womit ich das verdient habe, dass du mir eine FF widmest, aber ich freue mich wirklich darüber! ;___;
Ich hoffe, ich werde mich dafür irgendwann dementsprechend revanchieren können (und dass ich das gesetzte Zeitlimit von 10 Jahren dabei auch einhalten kann |D)!

Nun zur FF. <3

Du hast den Prolog als solchen wirklich gut hinbekommen. Er verrät nicht zu viel, macht aber eine gewissen Neugierde auf die kommende Story (die hoffentlich bald folgen wird x3).
Ich hoffe, du bist es nicht langsam leid, von mir zu hören, dass ich deinen Schreibstil liebe. Du umschreibst so schön.. Das lassen viele leider immer so sehr schleifen. Und du weißt ja, wie gern ich 'ausschweifende' Beschreibungen und Assoziationen mag. Daran merkt man einfach, dass sich der Autor auch seine Gedanken darüber macht, was er da überhaupt schreibt.
Den Ort an sich kann man sich dabei so richtig gut vorstellen. Man bekommt gleich einen Eindruck davon, was für ein Teil der Stadt das sein muss und das man sich da nur ungern hin verirren mag (..unter normalen Umständen hrhr). Ein bisschen lässt es einen auch irgendwie träumen, finde ich..

Die Vorstellung ist niedlich, wie 'der kleine Junge' in dem Loch Pharao spielt. Seine Gedankengänge passen dabei so gut zu ihm, dass es nicht schwer zu erraten ist, wer das wohl sein mag.
Es gibt so viele Textstellen, die ich ich am liebsten immer wieder lesen wollen würde, einfach, weil sie so gut geschrieben sind.
Wenn ich vernünftig zeichnen könnte, würde mir sofort ein tolles Bild (bzw. mehrere) dazu einfallen~

Das mir im übrigen das Genre jetzt schon sehr gefällt, brauch ich, denke ich mal, nicht extra zu erwähnen. Du kennst mich ja~ >D

Ich bin schon gespannt, wie sich die anderen Drei in die Geschichte einfügen werden. <3
Schreib bald weiter! Und lass deine Fans nicht zu lang warten. xD
Ansonsten wird sich sicher schon der nötige Anreiz finden lassen, der dich dazu anspornen wird, auf die Tastatur zu hämmern.. >D
Fühl dich aber nicht unter Druck gesetzt. Ich freu mich jeder Zeit darauf, wenn es weiter geht.
♥ ♥ ♥
Von:  Minami
2011-05-05T14:44:52+00:00 05.05.2011 16:44
Das ist echt fantastisch... *___*
Du hast einen einen so tollen Schreibstil, eine so tolle Art und Weise, Sachen zu beschreiben, da bleibt einem einfach die Spucke weg... Es ist echt toll <333 Normalerweise lese ich ja nur Shippings, aber der Prolog ist bis jetzt so spannend, da muss ich einfach weiter lesen! >O<
Außerdem kommen ja noch Kura und Tou.. hrr *^*
Freu mich mehr x33
Von:  Otogi
2011-05-04T13:58:07+00:00 04.05.2011 15:58
Huiii *__*
Also das ist ja mal ein echt toller Schreibstil. Deine Art zu schreiben birgt ja fast so viele Geheimnisse mit sich, wie die Dämonengrube selbst, da will man doch gleich weiter stöbern, bzw. weiterlesen :D

Oh man, wie schaffst du das nur immerwieder *_* Es gibt so wenige gute FFs... Das ist toll, weiter so!!!
*gespannt ist*

Von:  darky-chan
2011-05-03T21:13:06+00:00 03.05.2011 23:13
yay~!!! x3
ich fand die Story sehr interessant x3 und musste es lesen >O< Spielt anscheinand im alten ägypten x3 mag so Storys *///*
deinen schreibstil finde ich toll <3 hatte ich dir auch gesagt ;3

hoffe du schreibst bald weiter! >O< will mehr lesen <3333
lg darky~ <3


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