Zum Inhalt der Seite

Naminé

Liebe deinen Feind
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Pläne schmieden

49.Kapitel
 

Pläne schmieden
 

Raven hielt die Phiole gegen das Licht, um zu überprüfen, ob der Trank auch richtig hergestellt worden war.

Der Alchemist drehte die Phiole und nickte.

„Gut. Ich bin fertig“, sagte er fröhlich und drehte sich um.

Raven stand im Krankensaal.

Es war ein großer, kahler grauer Raum, mit unzähligen Betten, die sich dicht an dicht reihten.

Nur zwei von diesen waren besetzt.

Neben Raven trat ein älterer Mann in einem langen weißen Kittel.

„Sehr schön, mein junger Freund, Du bist wirklich talentiert“, lobte ihn der alte Heiler und lächelte ihn aus seinem zahnlosen Mund an.

„Danke. Ihr könnt es dem Patienten einflössen. Sagt ihm aber, dass es einen scharfen Nachgeschmack hat. Er sollte ein Glas Wasser nachtrinken.“

Der alte Mann, der den Namen Olaf trug, nahm Raven die Phiole aus der Hand und schlürfte zu dem kranken Mann, der einen schlimmen Sturz nur um Haaresbreite überlebt hatte.

Raven lächelte, als der ältere Heiler auf dem Mann beruhigend einredete, und ihm das Getränk liebevoll einflößte.

Der Kranke begann wild zu husten, bevor ihm Olaf ein Glas mit Wasser reichte, dass der Mann hastig trank.

Olaf strich dem Mann kurz über den Kopf, dann ging er zurück zu Raven, der gerade die Flüssigkeiten und Essenzen ordentlich verschloss.

„Heute war wieder ein ruhiger Tag. Nicht wahr, Raven?“, fragte Olaf ihn nun und sah den 23-Jährigen aus braunen Augen freundlich an.

„Ja. Das stimmt. Ich mag es aber, wenn es so ruhig ist. Hektik ist nicht meine Stärke“, gestand er dem alten Mann und lächelte ihn an.

Olaf nickte und erwiderte das Lächeln.

„Du kommst aus den Eislanden, richtig? Das Klima hier muss dir doch wirklich zu schaffen machen.“

„Am Anfang war es schlimmer. Jetzt langsam gewöhne ich mich daran.“

Olaf nickte erneute. „Hast du kein Heimweh?“

„Nicht besonders. In der Gemeinschaft, in der ich aufgewachsen bin, fühlte ich mich nie besonders wohl. Außer meiner älteren Schwester und einer Freundin aus dem Dorf mochte ich niemanden.“

Olaf spürte, dass Raven dieses Thema traurig stimmte, weswegen wechselte er es sofort: „Die kleine Blonde, ist dass zufällig deine Freundin? Sie schwänzelt ständig um dich herum, wenn sie nicht arbeiten muss. Bestimmt wartet sie draußen schon auf dich. Sie ist ziemlich wortkarg. Jedes Mal lächelte sie mich nur an.“

„Sam ist stumm“, erklärte Raven und zuckte mit den Mundwinkeln. „Und nein. Sie ist nicht meine Freundin.“

Olaf klopfte ihm auf die Schultern. „Wenn ich du wäre, würde ich mir einen Ruck geben. Sie wird sich bestimmt freuen.“

Der junge Alchemist räusperte sich. „Mal sehen.“

Olaf zwinkerte ihm zu. „Ich entlasse dich für heute.“
 

Wie Olaf es vermutet hatte, wartet Sam draußen auf ihm.

Sie stand mit dem Rücken zu ihm und starrte aus einem der Fenster hinaus. Die Sonne versank und tränkte den Garten in ein dunkles Orange.

Dieser Anblick zog sie magisch an.

Raven ging auf sie zu und trat hinter sie.

Sam war so vertieft, dass sie ihn nicht bemerkte.

Der Eisnomade sah, dass ihre blauen Augen glänzten.

Raven lächelte. Er streckte seine rechte Hand aus und berührte sie zögerlich an ihrer Schulter.

Sam erschrak dadurch so, dass sie ein paar Zentimeter hoch in die Luft sprang.

Ihr Kopf war hochrot. Raven kicherte leise.

„Heute bist du aber wieder sehr schreckhaft“, sprach er zu ihr und stellte sich nun neben sie.

Sam warf ihm nur einen halbbitteren Blick zu, dann sah sie wieder aus dem Fenster hinaus.

Raven folgte ihrem Blick.

„Hast du schon was von Sias gehört?“, fragte er Sam und diese schüttelte den Kopf.

„Ich auch nicht. Von Kaeló weiß ich nur, dass er sich als Leibwächter ganz gut macht. Sobald ich ihn sehe, werde ich ihm ans Herz legen, dass er diesem Beruf nach unserer Mission nach gehen soll.“

Sam blinzelte ihn an.

„Sias sollte nicht länger als Elbenjäger arbeiten. Er liebt Naminé, und daher wäre es beide besser, wenn er sich ein anderes Handwerk sucht. Er kann kämpfen und töten, daher denke ich, dass er als Leibwächter gut geeignet ist.“

Die Stumme lächelte. Sie schmiegte sich plötzlich an ihm.

Raven lief leicht rot an und verkrampfte sich ein wenig.

Dem Alchemisten fielen die Worte von Olaf ein.

Soll ich es wirklich wagen? Ich mag sie ja eigentlich ganz gerne, dachte er plötzlich und strich sich verlegen seine Haare hinter die Ohren zurück.

Sam drehte sich leicht zu ihm und sah ihn an.

Raven räusperte sich.

„Schön, nicht wahr?“, fragte er sie nun und sah ihr in die dunklen, blauen Augen.

Sam lächelte und sah ihn wartend an.

Raven spürte, wie ihm die Schamröte ins Gesicht stieg.

Ist das schwer!

„Sag mal, Sam – Ach verdammt! Du kannst ja nicht reden. Das vergesse ich immer wieder. Nun ja … ich will dir sagen, dass ich dich eigentlich, also ich meine nicht eigentlich, sondern damit will ich dir sagen, dass ich- …!“

Raven stottern wurden von Sam unterbrochen.

Die Gleichaltrige hatte ihn kurzerhand ihre Lippen auf seine gedrückt.

Sie hatte genau gewusst, was er vorhatte, doch sie hatte nicht mehr länger warten können.

Sam löste sich nach einer Weile von ihm und lächelte ihn schüchtern an.

Raven blinzelte.

Er brauchte ein wenig, bis er wieder in die Realität zurückgefunden hatte.

„Ja. So kann man es auch machen“, sagte er nun zu ihr und klang sehr kleinlaut.

Sam kicherte. Die frühere Novizin umarmte ihn und drückte sich an Raven.

Der Alchemist erwiderte die Umarmung.

Ihre Zweisamkeit hielt nicht lange an.

Techi klopfte Raven auf die Schultern, und dieser erschrak dabei so, dass er mit Sam gegen das Fensterbrett stieß.

Er ließ Sam aber nicht los.

„Was sollte das denn, Techi?!“, fragte er sie wütend.

Die Magierin kicherte.

„Störe ich euch zwei etwa? Entschuldigung, doch ich möchte euch etwas Wichtiges mitteilen! Ich habe Efal getroffen, und er wird mich morgen zu Naminés Feuerprüfung einschmuggeln“, verkündete sie und klatsche dabei in die Hände.

„Und du hast ihn nicht umgebracht?“, fragte Raven sie und runzelte die Stirn.

„Nein. Ich bin noch einmal in mich gegangen. Der Alte kann doch noch ganz nützlich sein.“

„Hast du schon einen Plan?“

„In etwa. Ich werde versuchen, Sias und euch beide, ebenfalls reinzuschmuggeln. Dann können wir Naminé befreien, Linth das Handwerk legen und ab nach Hause!“

Der junge Mann sah Techi immer noch mit gerunzelter Stirn an.

„Du bist wirklich sehr von dir überzeugt“, gab Raven nuschelnd zu.

Er ließ Sam nun los.

Die 23-Jährige sah ihn ein wenig mitleidig an.

Techi winkte ab. „Eine große Portion Selbstvertrauen schadet nie.“

„Sie hat recht. Wenn man alles schwarz sieht, kommt man nie an sein Ziel.“

Sias und Kaeló stießen zu den Dreien.

„Sias weiß, wovon er spricht. Er hat Erfahrung damit“, erwiderte Kaeló.

„Und das reichlich“, fügte Techi lachend hinzu.

„Ihr habt einen komischen Humor.“

Sias und Techi grinsten sich an.

„Nenn es lieber abfärbend.“
 

Naminé seufzte tief und strich das schlichte hellblaue Kleid glatt, dass sie trug.

Dazu hatte man ihr passend Sandalen gegeben.

Ihr blondes Haar lag offen da und fiel ihren Rücken entlang.

Kleine, weiße Perlen waren sanft darin eingeflochten.

Ist das mein Totenkleid?, dachte sie sarkastisch und holte einmal tief Luft.

Alles um sie herum war einfach nur erdrückend.

Die 17-Jährige schloss kurz die Augen.

In ein paar Minuten würde man sie holen, und dann dem Magiestein vorführen.

Naminé sollte mit ihm, die sogenannte Feuerprüfung, durchführen.

Ein alter Zauber, mit dessen Hilfe man, Magie aus einem Objekt ziehen konnte, und es auf andere Dinge anwenden konnte.

Ein sehr gefährlicher Zauber, bei denen die meisten umkamen.

Naminé hatte von einer Hofmagierin, die in Linths Diensten stand, ein paar Übungen gezeigt bekommen, mit der ihr dieses Kunststück gelingen sollte.

Eigentlich konnte nichts schieflaufen, doch die junge Elbin hatte Angst.

Todesangst.

Sie umfasste Aryls Kette und musste an Cyon denken.

Er wäre sich enttäuscht von ihr, wenn er ihr jetzt gegenüberstehen würde.

„Warum tust du das, Naminé? Du bist doch sonst immer so kämpferisch und weißt, was du willst! Warum auf einmal gibst du auf?“

Naminé spürte, wie ihr Augen feucht wurde.

„Weil ich aufgegeben habe zu kämpfen, Cyon. Es gibt nichts für mich mehr in dieser Welt, was mich hier hält. Du bist Tod und es kann noch Wochen dauern bis Sias und die anderen mich befreien. Bis dahin habe ich keine Kraft mehr“, antwortete sie Cyons Stimme, die ihr durch den Kopf hallte.

Sie hörte, dass Cyon lachte.

„Naminé, Naminé. Gib nicht auf. Du kannst es schaffen. Ich glaube an dich und weiß es. Zeig allen bei dieser Feuerprüfung, dass du es bist, die die Zügel in der Hand hält.“

„Und wie soll ich das anstellen?“

Doch die Stimme ihres Bruders antwortete ihm nicht.

Resigniert seufzte sie auf. „Ich rede schon mit Toten. Langsam bin ich wirklich verrückt.“

Ein dumpfes Klopfen an der Tür ertönte und jemand trat ein.

Die Waldelbin drehte sich um und war erleichter, als sie sah, dass es eine Dienstmagd war.

Diese hatte eine Kapuze und somit war ihr Gesicht verdeckt.

„Holst du mich ab?“, fragte sie die Magd.

Diese schüttelte den Kopf und ging mit schlürfenden Schritten auf sie zu.

Naminé sah sie verwundert an.

„Ist was?“

Die Frau hob die Hand und Naminé sah, dass ihre Haut schneeweiß war.

Sie hielt den Atem an, als diesen die Kapuze zurückschlug und sie rote durchdringende Augen ansahen.

„Einen Mucks und ich stopf dir das Maul, Waldelbin!“, sprach Techi zu ihr.

Naminé sah Techi eine Weile lang ungläubig an, bevor sie ihr um den Hals fiel und die Magierin an sich drückte.

Techi erwiderte die Umarmung herzlich.

„Hast du mich etwa so vermisst?“, fragte die Hochelbin sie keck und verkniff sich ein Grinsen.

Naminé ließ Techi los und wischte sich die Freudentränen aus den Augen.

„Ja. Das habe ich“, gestand sie ihr ohne Scham.

Die Magierin knuffte sie leicht in die rechte Seite.

„Ich habe dich auch vermisst, aber verrate das niemanden, ja?“

Naminé nickte.

„Efal wird gleichkommen, und dich mitnehmen. Er hat mir Angeboten ihn und dich zu begleiten. Ich habe dafür gesorgt das Sias, Raven und Sam ebenfalls eingeschleust werden“, erklärte sie Naminé breit.

„Du musst also keine Angst haben. Sobald die Prüfung anfängt, werden wir einschreiten und dich retten.“

Als Naminé das hörte, fiel ihr ein großer Stein von ihrem Herzen.

Zwar hatte ihr Kaeló mit seiner Antwort, vor ein paar Tagen, eine große Last abgenommen, doch diese von Techi zu hören, erfüllte sie mit noch mehr Zuversicht.

„Ich werde Linth töten“, verkündete sie plötzlich.

Techi sah sie mit großen Augen an.

„Was? Naminé … wir wollen ihm nur an seinen Vorhaben hindern und ihn nicht töten“, antwortete sie verwirrt.

„Und ich will Efal töten!“, fügte sie hinzu.

Die Magierin blinzelte sie nun an.

„Naminé … wir wollen hier keinen Massenmord veranstalten. Das ist nicht Sinn und Zweck des Ganzen.“

„Efal hat meinen Bruder getötet! Und dafür werde ich ihn bestrafen!“, schrie die aufgebrachte Waldelbin ihr entgegen.

„Ich werde diese Burg nicht verlassen, ohne dass er tot ist!“

Techi versuchte Naminé zu beruhigen: „Ich verstehe deine Wut auf ihn, doch gleicht ein Mord wirklich einen Mord aus? Glaubst du nicht, dass du dich danach schlechter fühlst, als du es dir vorstellst? Naminé, ich spreche aus Erfahrung. Du kannst Efal töten, doch nicht aus Rache. Dies ist der falsche Weg.“

Naminé wollte etwas erwidern, als Efal auf einmal im Raum stand.

„Es ist Zeit, Spitzohr“, sprach er geheimnisvoll zu ihr.

Naminé schluckte und richtete sich ihr Haare, bevor sie Efal folgte.

Er warf Techi einen auffordernden Blick zu.

Diese zog die Kapuze über den Kopf und verhüllte somit ihr Antlitz, bevor sie den beiden folgte.
 

--------------------------

So ... wir rücken dem Finale immer näher :)

Noch 1 (2) Kapitel werden kommen und dann der Epilog, und dann ist es aus!

Hier an dieser Stelle würde ich gerne wissen, was ihr von eine Vorgeschichte haltet, die von Sias und Efal handelt??

Dazu habe ich eine Umfrage erstellt, die ihr in meinem Profil findet.
 

cucu

Azahra



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Thuja
2015-04-02T22:55:21+00:00 03.04.2015 00:55
*seeeeufz*
Wäre es nicht so spät und ich so müde, ich würde mich sofort gierig auf das nächste Kapitel zu stürzen.
An so einer spannenden Stelle aufzuhören…. gemein ist das!!!
Das Ende war echt cool geschrieben *_*. Ich find es fantastisch, dass aus der einstigen „Feindschaft“ zwischen Techi und Namine inzwischen eine Freundschaft geworden ist. Und ich kann Namine so verstehen, dass sie Rache will. Aber Techi hat recht. Besser würde sich Namine deswegen nicht fühlen.
*snief*
Ich fand es übrigens sehr rührend, wie sie in sich die Stimme ihres Bruders hört, wie sie sich denkt, was er sagen würde
Auch der Anfang mit Olaf war top geschrieben. Absolut und total super

Nur diesmal kann ich mich nicht für das ganze Kapitel erwärmen. Die Szene zwischen Sam und Raven hat mir nicht so gefallen. Sie wirkte irgendwie aufgezwungen und nicht sehr authentisch. Allgemein find ich die beiden als Paar nicht besonders schön. Irgendwie ist zwischen den beiden alles so lau und wenig gefühlsmäßig. Selbst der Kuss war unromantisch. Raven und Techi fände ich persönlich zusammen schöner.



Zurück