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Pancakes und Blinis

KanadaxUkraine
von

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Etwas nervös nestelte Kanada an den Verschlüssen seines Aktenkoffers. Er stand vor dem großen Flughafen in Moskau-Domodedowo, an irgendeinem der vielen Ausgänge und wartete, den Aktenkoffer in den Händen, auf diejenige, die ihn abholen sollte. Irina Chernenko. Sie und Matthew hatten in der letzten Woche bereits einige Male telefoniert und sich darauf geeinigt, dass es wohl besser wäre, wenn sie sich mit ihrem „normalen“ Namen ansprechen würden, wenn sie unterwegs wären. Natürlich nur um kein Aufsehen zu erregen, nichts anderes.

Unsicher sah Matthew auf seine Armbanduhr. Vielleicht war er schon zu spät? Oder er hatte Irina verpasst? Er runzelte die Stirn. War es wirklich erst so früh, wie seine Uhr es anzeigte? Aber das konnte doch eigentlich gar nicht sein, seine Uhr zeigte, dass es neun Uhr war, wobei es doch hier eher nach Nachmittag aussah… Da fiel es Matthew wie Schuppen von den Augen. Natürlich, er war ja in Russland. Logisch, dass seine Uhr falsch ging… Er würde sich wohl nie an diese Zeitumstellungen gewöhnen können, egal wie oft er in andere Länder zu irgendwelchen Tagungen reiste…

Aber zurück zur eigentlichen Frage. Wie spät war es jetzt? Matthew erinnerte sich verschwommen, im Flughafen mehrere Uhren mit den aktuellen Ortszeiten gesehen zu haben…

Das vibrieren seines Handys riss ihn aus seinen Gedanken. Erschrocken zog er es aus seiner Hosentasche. Hatte er etwa etwas verpasst? Er sah auf die Rufnummer und es war Irina. Wer auch sonst? Nervös drückte er auf die Annahme-Taste.

„H-hallo? Matthew bist du dran?“

„Ja“, antwortete der Kanadier und konnte sich, trotz seiner Nervosität, ein Lächeln nicht verkneifen. Irina war so süß, wenn sie unsicher war. „Ich stehe hier am Flughafen in Moskau. Soll ich irgendwo hinkommen?“

„Oh, du bist schon da?! Ich… äh… ich steh‘ hier noch an einer Ampel… A-aber ich komme gleich! Tut mir leid!“

„Kein Problem. Ich steh‘ dann am Ausgang.“

„Hm-hm… Bis dann… dann.“

„Bis dann“, sagte Matthew und ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Seine anfängliche Nervosität war wie weggeblasen, das Gespräch hatte ihn irgendwie etwas beruhigt.

Der Kanadier musste gar nicht lange warten, da vibrierte sein Handy erneut und die Ukraine erklärte ihm, wo sie sich befand. Er folgte ihrer Wegbeschreibung und fand sie auch, nachdem er sich den Weg durch die vielen Menschen gebahnt hatte. Irina, sich nervös umschauend inmitten den Menschenmassen, wartete bereits auf ihn. Es würde ein Akt werden erst einmal zu ihr zu kommen, in all der hektischen Betriebsamkeit dieses Flughafens…
 

Nach einigen Minuten des Drängelns und Schubsens hatte der Kanadier es endlich geschafft. Etwas außer Atem schlenderte er zu Irina, die ihm inzwischen den Rücken zugekehrt hatte, um in der anderen Richtung nach ihm zu suchen. Matthew dachte nicht darüber nach. Er war es schließlich gewöhnt übersehen oder ignoriert zu werden.

„Hallo Irina“, sagte er und beugte sich zu ihr.

„H-hu? Was? Wer..?“, entfuhr es Irina als sie sich erschrocken umdrehte. „A-ach du bist es… H-hallo“, flüsterte Irina verschüchtert und hob zum Gruß die Hand, obwohl sie nicht mal eine Armlänge breit von Matthew entfernt stand.

„Hallo“, grüßte der Kandier zurück und konnte beobachten, wie sich auf Irinas Wangen einen zarten Rotton annahmen. Matthew grinste. Wie leicht doch die Nation zu verunsichern war! Natürlich war auch er auf eine gewisse Weise nervös, doch im Gegensatz zu ihrer Nervosität wohl kaum mehr nennenswert. Um das Gespräch möglichst am Laufen zu halten fragte Matthew: „Und? Was jetzt?“

„Oh, na ja…“, begann Irina und sah sich nervös um. „Komm einfach mit… Und soll ich dir v-vielleicht helfen?“, meinte sie mit Blick auf die Tasche und den Aktenkoffer des Kanadiers.
 

„Nein, ist schon okay“, meinte Angesprochener nur und folgte Irina zu einem der Ausgänge. Nach einigem Gedrängel durch die Menge und einem anschließenden kurzen Fußmarsch, waren sie an Ukraines Auto angekommen. Matthew packte seine Sachen in den Kofferraum des Fahrzeugs und setzte sich auf den Beifahrersitz neben Irina, die schon wieder höchst nervös war. Ihr unruhiger Blick huschte immer wieder zu dem Kandier, was dieser gekonnt zu ignorieren versuchte und stattdessen, halb verschämt, halb belustigt aus dem Fenster sah. Das Auto gab ein lautes Geräusch von sich und der Motor begann zu knattern. Nur um kurz darauf wieder abzusterben.

„Eh?“, kam der verwirrte Ausspruch Irinas. Es folgte Schweigen auf beiden Seiten.

Matthew sah wieder zu Irina und bemerkte, dass auch sie ihn unverwandt anstarrte. Jedoch heftete sie ihren Blick wieder ruckartig auf das Lenkrad und drehte den Zündschlüssel erneut energisch im Schloss. Diesmal klappte es und das Auto sprang an. Irinas zittrige Hände legten sich um das Lenkrad und sie schaute noch einmal herüber, zu Matthew, der nun sie unentwegt beobachtet hatte. Vor Schreck hätte sie wahrscheinlich gleich das Lenkrad losgelassen. Irina, erneut mit krebsrotem Gesicht, heftete ihren Blick jetzt eisern auf die Straße, während Matthew über sie und diese, nun, nonverbale Kommunikation lächeln musste.

Irina war schon ein seltsames Mädchen.
 

~*~
 

Es war schon fast Abend, als sie an Russlands Villa ankamen. Über die ganze Zeit waren sie in der russischen Hauptstadt, Moskau, gewesen, hatten sich unterhalten, mehr aber auch nicht. Aber wenigstens war Irina währenddessen etwas aufgetaut. Sie hatte sogar ungewöhnlich viel erzählt. Wie dem auch sei. Matthew lud seine Taschen aus dem Auto und folgte Irina, die sich bereits auf dem Weg zu Russlands Villa befand. Die Villa war ein unglaublich imposantes Gebäude, riesig groß, in hellen Tönen gehalten, scheinbar schon älter. Das Gebäude flößte dem Kanadier schon Respekt ein, wie sollte es da werden, wenn er erst Russland gegenüberstand? Eine wohlbekannte Nervosität begann sich in ihm auszubreiten, wohlwissend, dass er dann wohl kein Wort herausbringen würde.

Doch zum Umkehren war es sowieso schon lange zu spät. Irina hatte bereits geklingelt und nur wenige Sekunden später ging die Tür auf und Russland stand in voller Größe in der Tür. Matthew schluckte.
 

„брат!“, rief Irina freudig aus und umarmte ihren Bruder, ein glückliches Lächeln auf ihrem Gesicht. Der Kanadier wusste, dass Irina sich in der Öffentlichkeit von ihren beiden Geschwistern aus vielerlei Gründen fernhalten sollte, doch das hier war ja schließlich privat. Anschließend begannen Russland und seine Schwester ein Gespräch, auf Russisch natürlich, so dass Matthew kein Wort verstand. Er fand sich damit ab, sie vorerst nur zu beobachten, anstatt –wie gewisse andere Nordamerikaner es gerne taten- sich unnötig in den Vordergrund zu drängen. Viel mehr versuchte Matthew gerade sich unsichtbar zu machen.

„Na dann, kommt rein, да?“, sagte der Russe letztendlich und sah Irina und Matthew auffordernd an.

Die Beiden traten ein und Russland fragte Irina erneut etwas, was Matthew nicht verstand. Irina errötete jedenfalls erneut und Russland ließ sie mit undefinierbarem Lächeln auf dem Gesicht allein im Eingangsbereich stehen.

„Was hat er eben gesagt?“

„N-nichts wichtiges“, nuschelte Irina zur Antwort. „K-kommst du mit? Dann zeig ich dir dein Zimmer.“

„Ja, klar“, antwortete der Kanadier und folgte Irina ins Obergeschoss der riesigen Villa. Im ersten Stock der Villa befand sich ein langer, heller Flur mit einer ganzen Reihe von Türen aus dunklem Holz. Irina ging den Flur ein Stück herunter und öffnete eine der Türen auf der rechten Seite. Matthew folgte ihr in das Gästezimmer. In der Mitte des großen Raumes, an der Wand befand sich ein großes Doppelbett, jeweils rechts und links daneben zwei große Fenster, die viel Licht in das Zimmer ließen. An der Wand neben den Bett wiederrum stand noch ein Kleiderschrank und ein großer Schreibtisch aus demselben Holz aus dem die Türen waren. Gegenüber von dem Kleiderschrank entdeckte Matthew eine Tür, die er sogleich öffnete. Dort befand sich offensichtlich ein zum Zimmer gehörendes Gästebad. Der Kanadier schloss die Tür wieder. Und von diesem Zimmer sollte es in dieser Etage noch mehrere geben?!

Endlich stellte Matthew seine Koffer ab und wandte sich um. Irina stand noch immer an der Tür und lächelte ihn an. Er lächelte nur stumm zurück, unwissend, was er jetzt sagen sollte.

„Kommst du?“, fragte sie erneut und kam zwei Schritte auf ihn zu. Matthew nickte zur Antwort und folgte ihr durch das große Haus. Bei genauerem Betrachten viel auf, dass es auch die Innenausstattung bereits etwas älter war, was dem Gesamtbild allerdings keinen Abbruch tat und…

Eine verärgerte, weibliche und äußerst laute Stimme, die irgendwas rief, riss Matthew aus seinen Gedanken und ließ ihn zusammenzucken. Auch Irina war erschrocken zusammengefahren. Was…?

„Was… wer war das?“

„D-das war Natalia…“

„Na-natalia? Deine Schwester?“

„J-ja…“
 

Langsam öffnete Irina die Tür, vor der sie beide standen und betrat das angrenzende Zimmer. Matthew folgte. Und sofort erblickte er Weißrussland, Irinas Schwester und Russland, der nicht sonderlich erfreut zu sein schien. Denn dieser lag gerade, höchstwahrscheinlich unfreiwillig auf dem Sofa und die Weißrussin saß auf ihm, in der Linken Russlands Schal in der Rechten ein spitzes Messer. Kurzum, Russland wurde von seiner gruseligen Schwester bedroht. Matthew wollte schon wieder umdrehen und den Rückzug antreten, als seine Begleiterin ins Zimmer stürmte und begann auf ihre kleine Schwester einzureden. Auf Russisch. Schon wieder. Gott, warum hatte er sich nie für die Sprache interessiert? Hätte ihm wenigstens jetzt etwas gebracht…

So blieb der Kanadier unschlüssig im Türrahmen stehen und schaute demonstrativ aus dem Fenster. Er fragte sich, warum der Russe wohl bedroht worden war. Weißrusslands Wirtschaft war zurzeit ziemlich schwach. Vielleicht hatte sie ihren Bruder anzapfen wollen? Oder, nein, es ging sicherlich schon wieder um diese Zwangsheirat, die sie selbst auf Konferenzen schon gefordert hatte. Ob sie wohl…

Matthews Gedanken wurden unterbrochen, als er eine große Hand auf seiner Schulter spürte. Er zuckte zusammen und drehte den Kopf ein wenig. Das war doch sicher…

„R-russland. I-ich hoffe, ich störe nicht…?“, stotterte der Kanadier, eingeschüchtert vom gezwungenen Lächeln des Russen.

„Nein, nicht doch. Ich wollte nur fragen, ob du nicht rein, zu Irina kommen und was trinken möchtest?“

„W-was trinken?“

Was in aller Welt…? War Russland vielleicht doch nicht so gruselig, bedrohlich, oder was auch immer?

„да. Komm mit.“, forderte Russland und Matthew folgte.
 

~*~
 

„W-was is’n los?“, murrte Matthew als er von einem eigenartigem Geräusch geweckt wurde. Doch nicht nur das Geräusch war eigenartig. Er wusste nicht einmal, wo er überhaupt war, geschweige denn, was am gestrigen Abend passiert war. Er war in Russlands Villa. Das war sicher. Aber wo genau? Er konnte sich nicht erinnern ins Bett gegangen zu sein… Und überhaupt, warum hatte er solche Kopfschmerzen?!

Das seltsam scharrende Geräusch ertönte erneut, diesmal näher an seinem Ohr. Erst jetzt bequemte der Kanadier sich dazu seine Augen zu öffnen.
 

Er hätte sie lieber zulassen sollen.

Auf seiner Bettkante – die hoffentlich auch seine war - saß Weißrussland in einem tiefschwarzen Hosenanzug und beugte sich zu ihm herunter, die Augen gefährlich eng zusammengekniffen. Das scharrende Geräusch ließ sich mit dem aneinanderwetzen der zwei Messer erklären, die die Weißrussin in den Händen hielt.

Nun hellwach und ziemlich geschockt rutsche Matthew mitsamt Decke von Weißrussland weg und griff reflexartig neben sich auf den Nachttisch, in der guten Hoffnung dort seine Brille hinterlegt zu haben. Doch er griff –wie sollte es auch anders sein- ins Leere.

„Suchst du die hier?“, fragte sein Gegenüber mit unbewegter Miene und legte eins der Messer weg, um seine Brille aus ihrer Brusttasche zu ziehen und sie ihm ruppig zuzuwerfen. Sie landete auf der Decke und Matthew beeilte sich nach ihr zu greifen und sie sich aufzusetzen. Während dieser kurzen, wirklich kurzen Zeitspanne sprang die Weißrussin förmlich aufs Bett, setzten sich breitbeinig auf den nun wie versteinert wirkenden Kanadier und hielt ihm eines ihrer Messer an den Hals.

Matthews Herz klopfte wie wild als er das kalte Metall an seinem Hals spürte. Was war nur passiert? An was konnte er sich nicht erinnern? Hatte er am gestrigen Abend etwas verbrochen? Hatte er… Seine Gedanken wurden abrupt unterbrochen, als sich die Weißrussin in dem schwarzen Anzug erneut zu ihm herunterbeugte, sodass ihre hellen Haare sein Gesicht berührten.

Was in aller Welt passierte hier?!

Nun kam Weißrussland noch ein Stück näher an sein Gesicht heran und kniff ihre Augen noch weiter zusammen, sodass Matthew die eisblauen Augen die ihn anfunkelten nur noch schwach erkennen konnte.
 

„Hör zu.“, knurrte sie gefährlich und drückte die kalte Klinge weiter an seinen Hals. Matthew spürte, dass bereits eine kleine Schnittwunde entstanden war, aber im Moment störte das nicht, wenn er nur dieses Gespräch überleben würde, wäre das für ihn genug.

„Wenn du...“

Matthew merkte, wie etwas Blut an dem Messer herunterlief.

„..noch ein einziges Mal,,,“

Ein Tropfen Blut fiel auf den weißen Kissenbezug.

„…so etwas wie gestern Abend abziehst…“

Das zweite Messer wurde an seinen Hals angesetzt.

„…dann mache ich dich kalt.“

Die monotone Stimme Matthews Gegenübers war kaum mehr als ein Flüstern, doch er hatte die Gefahr durchaus erkannt. Auch wenn er keinen blassen Schimmer davon hatte, was er eigentlich getan hatte.

Einige Sekunden sagte keiner von Beiden etwas, dann setzte Irinas Schwester erneut an.

„Haben. Wir. Uns. Verstanden?“

„J-ja…“, war das einzige was der geschockte Kanadier in dieser Situation noch hervorbrachte. Er würde lieber nicht nachfragen was passiert war. Jedenfalls nicht jetzt. Und nicht sie.

„Dann ist ja gut“, knurrte sie und ließ von ihm ab. Sie zog die Messer routiniert zurück, stand ohne ein weiteres Wort auf und schritt energisch aus dem Zimmer.

Matthew fasst sich an den Hals. Er spürte eine kleine Schnittwunde, doch die würde schon sehr bald wieder verheilt sein. Das war nun wirklich nicht das Problem… Er blieb noch kurz im Bett sitzen unschlüssig, was er jetzt tun sollte und obendrein noch halb paralysiert vom vorherigen Schrecken. Schlussendlich entschied er sich, einfach aufzustehen, sich zu waschen und anzuziehen, schließlich war heute die Konferenz und er würde nicht ewig im Bett herumsitzen können. Entschlossen stand Matthew auf. Und blickte an sich herunter.

„Eh…?!“

Warum, verdammt, hatte er keine Sachen an?!
 

~*~
 

Matthew seufzte genervt. Was hatten diese Konferenzen überhaupt für einen Sinn? Sie kamen doch nie zu irgendeinem logischen Schluss. Wenn sie denn überhaupt zu einem Schluss kamen…

Die Konferenz war bereits in vollem Gange und Matthew saß auf seinem üblichen Platz neben seinem Bruder Amerika und neben Frankreich, der allerdings gerade –sehr zu Matthews Erleichterung- nicht neben ihm saß, da er gerade dabei war seinen Vortrag zu halten und damit seine Meinung gegenüber erneuerbaren Energien darzulegen. Doch die Pläne seines ehemaligen Bruders interessierten ihn gerade herzlich wenig, er zerbrach sich noch immer den Kopf darüber, was am gestrigen Abend vorgefallen war.

Er hatte sich letztendlich doch nicht getraut Irina oder ihren Bruder zu fragen, was am Tage zuvor vorgefallen war. Er war inzwischen auch nicht mehr sicher, ob er das überhaupt erfahren wollte. Als er am Morgen, nachdem er sich einigermaßen von seinem Schock erholt hatte, Irina begegnet war, hatte diese ihm zwar einen guten Morgen gewünscht, war aber danach wieder schrecklich rot geworden und abgezischt. Danach hatte sie kein Wort mehr mit ihm gewechselt, ihn nur noch mit undefinierbarem Blick und roten Wangen angestarrt. Mit ihrem Bruder Russland war es etwas anders gewesen. Als er diesem begegnet war, hatte er Matthew belustigt angelächelt und gesagt, dass er nicht geahnt hätte, dass Matthew so viel von Francis hatte. Dieser Kommentar hatte Matthew sowohl zum Erröten und Schweigen gebracht.

Das Ganze war nun schon eine Weile her, sie waren danach in die Innenstadt Moskaus gefahren, zum Regierungsgebäude und trotzdem waren sowohl Matthew als auch Irina über die ganze Zeit wortkarg und schweigsam geblieben und hatte nicht ein einziges Wort über den vergangenen Tag verloren. Und nun saß Matthew hier im Konferenzraum und dachte darüber nach, was er nun tun sollte.
 

~*~
 

Die schier endlos lange Konferenz war vorbei und das Resultat, nun, existierte nicht. Keine Lösung war gefunden worden, lediglich verglichen worden und diskutiert worden. Wobei die Diskussion, wie so oft, in einem Massaker geendet hatte. Matthew war mit seinen Überlegungen zu einem ähnlichen Schluss gekommen –zu gar keinem.

Er seufzte und verstaute die letzten Blätter in seinem Koffer. Er würde sich einfach einen Taxi zum Flughafen nehmen und alles schnell wieder vergessen. So einfach.

Jedenfalls war das der Plan. Irgendwie logisch, dass er nicht dazu bestimmt war zu funktionieren.

Matthew verließ gerade als einer der letzten den Raum, als er Irina bemerkte die neben der Tür stand und offensichtlich wartete. Etwa auf ihn? Matthew bemerkte, wie sie gerade umdrehen und weggehen wollte. Er verhinderte dies, indem er Handgelenk packte und sie zu sich drehte. Ihr Gesicht war schon wieder puterrot und ihr Blick zu Boden gerichtet.

„H-hör zu, was auch immer gestern Abend passiert ist, es tut mir leid. Es tut m-mir wirklich leid… Nur weiß ich leider selbst nicht mehr, was passiert ist, als könnten wir die Sache nicht e-einfach-“

„D-du erinnerst dich nicht mehr?“, fragte Irina mit leiser Stimme und sah auf, unterbrach so Matthews Redeschwall.

„Nein… Und ich will auch nicht wissen, was passiert ist“, nuschelte er und sah beschämt zur Seite.

„Ach… Na ja, das mit deinem Gedächtnis könnte daran liegen, dass du gestern ein bisschen viel Wodka getrunken hast und-“

„Oh Gott, bitte erzähl es nicht…“, sagte Matthew und nun war es an ihm rot zu werden.

„Okay“, kicherte Irina. „Also, wenn du willst dann-“

„Hey, Mattie, was machst’n du da noch?! Doch nicht etwa ein Mädchen anbaggern? Glaub mir, Francis wäre stolz auf dich!“, hallte es durch den Gang und unterbrach Irina mitten im Satz. Warum, Gott warum? Warum Alfred? Warum jetzt?!
 

Matthew sah auf und entdeckte Alfred der mit großen Schritten auf Irina und ihn zueilte, nur Gott wusste wieso. Besagter Nordamerikaner stellte sich sogleich zu Irina und Matthew, die ihn beide nur schweigend anstarrten. Ohne die Blicke zu beachten wandte sich Alfred um zu Matthew und begann diesen mit seinem üblichen Grinsen zu bequatschen.

„Hey, also weißt du, es ist so, ich brauche mal ein bisschen Geld von dir, mein Portemonnaie liegt immer noch bei mir im Hotel…Ich hab‘ nur meinen Ausweis bei mir und irgendwie muss ich wieder zurück. Also, leihst du mir Geld für‘s Taxi? Oder komm‘ besser gleich mit, du musst doch sowieso auch los.“

Mit diesen Worten packte Alfred Matthew am Handgelenk und wollte diesen wohl einfach mitziehen. Aber Matthew wollte das nicht mit sich machen lassen. An jedem anderen Tagvielleicht, aber heute nicht. Nicht in dieser Situation. So jedenfalls der Plan. Oft war es so, dass Matthew ohnehin keine Chance gegen seinen Bruder hatte. Matthew riss sich los und sah in die azurblauen Augen Alfreds.

„Also, hör zu, i-ich komme gleich nach, okay? Wirklich. A-also geh‘ du doch schon mal vor“, sagte Matthew mit bemüht fester Stimme.

„Aha?“, machte er nur, während er Irina mit vielsagendem Blick musterte. „Na dann… Lass ich euch mal allein.“

Betont langsam entfernte sich Alfred nun von Irina und Matthew. Warum war er genau jetzt gekommen? Hätte er nicht einfach mal warten können? Matthew vermutete bereits, dass Alfreds Gehabe eine gewisse Absicht steckte, anstatt nur kindlicher Naivität. Wollte er ihn wieder nur nerven oder was sollte das?

„Also, was wolltest du vorhin sagen?“, fragte Matthew Irina. Angesprochene errötete leicht bevor sie sagte: „Ich… Also, ich wollte mich für gestern bedanken. E-es war wirklich schön mit dir und… na ja…“
 

Nun sah ihm Irina direkt in die Augen, anstatt wie bisher auf dem Fußboden. Sie lächelte kurz und ihre Wangen färbten sich nun endgültig rot. Dann legte sie urplötzlich die Hände auf die Wangen des Kanadiers und küsste ihn.

Alfred bekam das Ganze nun höchstwahrscheinlich mit und lachte sich ins Fäustchen, aber das war dem überraschten Kanadier gerade herzlich egal. Seine Gedanken galten einzig und allein Irinas Lippen, die auf seinen lagen.

Leider war der Kuss genau so überraschend vorbei, wie er begonnen hatte. Plötzlich ließ Irina, zur herben Enttäuschung Matthews von ihm ab und verschwand schnellen Schrittes, hochrot, eine Hand auf den Mund gepresst.
 

Einige Sekunden verharrte Matthew in ehrfürchtiger Regungslosigkeit, bis ihn die wohlbekannte Stimme Alfreds aus seinen Gedanken riss.

„Na, das nenne ich einen… Epic Win!“

Matthew schüttelte nur den Kopf und ergab sich seinem Schicksal. Es würde eine lange Taxifahrt zu Alfreds Hotel werden…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  deisabri
2011-08-18T21:01:30+00:00 18.08.2011 23:01
wieder ein neues kapitel das freut mich^^
wir wusten doch alle wie gut unser matthi es drauf hat XD
was sie woll angestellt haben

eine frage die mir gerade einfählt
wo ist eigentlich Kumajiru?
kanada schläpt den doch die ganze zeit mit sich


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