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Roadtrip

von

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Die Magie des Roadtrips

„Glaubst du es ist, weil wir so viel aufeinander hängen?“

Jannis braucht nicht auszusprechen, was genau er meint. Wir wissen es Beide. Ich sehe zu ihm, während ich gemächlich aufs Gas trete. Es ist halb Acht morgens und wir fahren erneut seit Sieben Uhr. Schweigend bisher. Wir sind auf den Weg nach Bad Oldesloe.

„Ich denke, dass das gut möglich sein könnte,“ nicke ich nach einigem Überlegen, obwohl ich nicht mit Gewissheit sagen kann, dass dem so ist. Aber was soll es sonst sein? Ich stehe nicht auf Jungs. Und Jannis auch nicht. Das ändert sich doch nicht so plötzlich. Ich schiele erneut zu ihm. Andererseits… wenn doch, wäre das so schlimm?

„Was machen wir also jetzt?“, fragt er und damit spricht er genau die Frage aus, die mir auf der Zunge liegt, von der ich mich aber nicht traue, sie auszusprechen. Dafür traue ich mich aber an eine Antwort heran, die anders ausfällt, als man es erwartet hätte. „Es genießen, bis es aufhört. Oder weiter geht.“

Er nickt nur. Wir schweigen wieder. Meine Hand streift sein Knie, als ich die Karte ein wenig zu mir ziehe, um etwas nachzusehen. Seine Finger streifen meine Wange, als er mir einen Müsliriegel in den Mund stopft. Beides ist wunderschön und ich weiß nicht, ob ich jetzt Grinsen oder Angst haben soll.
 

Die Fahrt nach Bad Oldesloe dauert ewig. Quer durch die Pampa, mal wieder. Es ist immer das Selbe. Seitenstraßen, Landstraßen, Querstraßen, Nebenstraßen. Zwischendrin Kühe, Bäume, Felder…

Es ist, als wären wir die einzigen Menschen auf dem ganzen Planeten. Keine Menschen sind zu sehen. Wenn wir durch Dörfer fahren, dann sehen wir nur geschlossene Türen und Fenster. Niemand ist auf den Straßen. Seltsam, fast schon unheimlich. Aber so haben wir das Gefühl, die Welt gehört uns.

Als ich Jannis das sage, grinst er, breitet die Arme aus und ruft: „ICH BIN DER KÖNIG DER WELT!“

Dann lachen wir Beide und fühlen uns, als wäre es tatsächlich so.

Eine ganze Weile fahren wir noch, dann halte ich einfach in einem Feld, das ausgedorrt von der Hitze ist. Es ist verwildert, als würde sich kein Bauer mehr darum kümmern. Wir steigen aus und ich schlage vor, dass wir etwas Essen könnten. Und so machen wir unsere letzte Dose auf. Wir hatten kein Frühstück, nur die Müsliriegeln im Auto. Diese sind zwar nahrhaft, aber lang angehalten haben sie doch nicht. Nicht mal Brot mit Marmelade konnten wir essen, denn die Marmelade ist bereit seit gestern leer.

Nun aber haben wir eine delikate Tomatensuppe, zu der wir den Rest des Brotes essen. Ich schwöre mir mit jedem Löffel, dass ich nie wieder kalte Dosensuppe essen werde, ja wahrscheinlich nicht mal warme Dosensuppe. Ich könnte kotzen, wenn ich nur daran denke. Die Tomatensuppe: Definitiv das Sahnehäubchen auf einem Berg von ekligem Fraß.

Nachdem wir gegessen haben, steigen wir wieder ins Auto. Wir haben keine Lust, länger als nötig in der kargen Landschaft zu verweilen und wollen außerdem einfach nur nach ankommen. Endlich ankommen.

Wir fahren weiter und Jannis beginnt wieder, mich zu füttern. Mit dem restlichen Brot, dass ich übrig gelassen habe. Warum er das tut, weiß ich nicht. Immerhin haben wir gerade gegessen. Aber ich glaube, er tut es, um mich zu berühren. Denn er streift mich ständig. Meine Wange, meine Schulter, meinen Arm, meine Hand.

Ich lasse ihn gewähren und wünsche mir, das Brot würde niemals zu Ende gehen.

Aber es tut es, als wir Bad Segeberg erreichen. Eine halbe Ewigkeit später, die mit Brotkrumen bestückt war, als wären wir Hänsel und Gretel auf großer Suche nach dem richtigen Weg.

„Jetzt ist es nicht mehr weit,“ freue ich mich und fahre mit dem Finger den Weg auf der Karte nach – nur, um somit über Jans Knie streichen zu können. Irgendwie ist es seltsam. Diese Anziehungskraft, die von uns ausgeht. Als hätte der gestrige Abend alles verändert. Aber das hat er auch. Der Kuss… mit ihm hat sich ein Schalter umgelegt. Wahrscheinlich war dieses Verlangen schon die ganze Zeit da, hat sich aber erst gestern gezeigt.

Ich schüttle verwirrt den Kopf. Ist doch eigentlich egal. Jetzt ist es so und das ist gut.

Wir stehen auf einem Parkplatz eines Supermarktes und die Sonne brennt hell und heiß vom Himmel. Beim hießigen Bäcker haben wir zwei Sandwiches gekauft und noch einmal neues Wasser. Außerdem – und dafür hasse ich ihn wirklich – hat Jannis noch zwei Dosen Suppe gekauft. Damit wir in Kiel nicht verhungern, ehe wir irgendwie wieder nach Hause kommen. Ich persönlich wäre lieber verhungert, anstatt noch mal Suppe aus der Dose zu essen. Oder nach Hause zu gehen...

Wir fahren noch tanken, dann düsen wir weiter. Wir haben noch immer ein wahnsinniges Stück vor uns, aber wir werden es schon schaffen.
 

Die Landschaft wird immer unbefriedigender und irgendwann habe ich keine Lust mehr. Ich sehe fragend zu Jan, der allerdings schläft und entscheide alleine. Ich schlage alle Vorsicht in den Wind, biege bei der nächsten Abzweigung ab und fahre wenig später auf die Autobahn.

Als Jan aufwacht, überhole ich gerade mit ziemlich hohen Tempo einen LKW und einen kurzen Moment sieht er aus, als wenn gerade der Blitz eingeschlagen hätte. Dann starrt er mich an.

„Wo sind wir?“

„Auf der Autobahn.“

Und all die Küsse, die wir uns heute Morgen so gierig geschenkt und genommen haben, nützen mir jetzt nichts, als er mir mit der Karte eine über den Schädel zieht. Er ist eben immer noch der Alte.

„Wieso wirst du ausgerechnet jetzt unvorsichtig?“

„Wir sind gleich in Neumünster, Süßer. Dann fahr ich ab und alles ist okay.“

Ich fürchte, er feuert gleiche eine weitere Salve an Beschimpfungen ab, aber er verschränkt nur die Arme und lehnt sich in seinem Sitz zurück. Abfahrt Neumünster. Wir verlassen die Autobahn.

„Jetzt sei nicht sauer,“ bitte ich, als wir schon eine ganze Zeit Landstraße fahren und er noch immer nichts gesagt hat.

„Was ist, wenn man uns raus gewunken hätte?“

„Das kann uns hier auch passieren und so haben wir ziemlich viel Zeit gewonnen.“

„Und diese Meinung hast du seit wann genau? Immerhin haben wir die Autobahn bisher penibel gemieden!“ Dann schweigt er, ehe er vorwurfsvoll anhängt: „Du hättest mich wenigstens fragen können, ob ich damit einverstanden bin.“

„Du hast geschlafen!“

Er sieht mich wütend an, im nächsten Moment reißt er die Augen auf. Ich frage mich, was jetzt kommt. Ich rechen sogar damit, dass er sich auf mich stürzen könnte, tatsächlich ist aber das Einzige, was er tut, sich in meinen Arm zu krallen und zu schreien: „BREEEEEMS!“

Und ich bremse. Oh, und wie ich bremse. Es quietscht, es ruckelt, dann stehen wir. Drei Meter vor uns… eine Kuh. Ich starre sie an, die Kuh starrt mich an und Jan starrt zwischen uns hin und her. Dann setzt sich die Kuh in Bewegung und trottet wieder auf die Wiese am Straßenrand. Weit und breit keine andere Kuh zu sehen. Und auch kein Bauer oder sonst was.

Jan fordert mich auf, weiter zu fahren, aber ich würge ganze fünf Mal ab, ehe ich langsam wieder ins Rollen komme.

Danach fahre ich so langsam, dass wir die Zeit, die wir auf der Autobahn gewonnen haben, sicher wieder verlieren.

Jan lässt das ganze unkommentiert und dafür bin ich ihm dankbar. Irgendwann fragt er vorsichtig nach, ob er fahren soll und ich halte an und mache ihm Platz. Eigentlich würde ich mich mit Händen und Füßen wehren, dass wir uns schon wieder einem Risiko aussetzen, aber mittlerweile ist uns alles egal. Die Kuh… was soll jetzt noch Schlimmeres passieren?
 

Tatsächlich werden wir heute nicht mehr viel davon haben, in Kiel anzukommen. Es ist bereits später Nachmittag und es ist noch eine ganz schön große Strecke bis zu unserem Ziel. Und nicht nur das macht uns nervös. Auch die Tatsache, dass wir die Zeit im Rücken haben. Die Uhr tickt unaufhörlich. Um sieben Uhr wird der Bus an der Schule halten und dann wird alles auffliegen. Wir versuchen, nicht daran zu denken und das ist auch nicht schwer. Die Vorfreude auf unser Ziel überwiegt im Moment. Ich schließe müde die Augen, um nicht nachdenken zu müssen, was noch auf uns zukommt.

Nach einer kurzen Zeit des Schlafes löse ich Jan wieder vom Fahren ab. Nun geht es mir wieder gut. Ich fahre, Jan sagt den Weg an. Irgendwann schläft er wieder. Ich glaube, er hat nachts nicht viel geschlafen. Wegen mir und meinem Kuss. Aber das ist jetzt unnötig zu erwähnen, denn wir haben alles geklärt, was wir so zu klären hatten.
 

Irgendwann sinkt das Auto im weichen Boden ein und ich halte den Wagen an und schnalle mich ab, starre nach vorne. Ich will das Auto nicht ausgerechnet jetzt schrotten, als lasse ich ihn hier, ehe noch Sand ins Getriebe kommt. Der Köpke würde uns töten. Ich habe noch gar keinen Blick für meine Umgebung, als ich Jan wachrüttle und dieser ein verschlafnes „Wasn?“ nuschelt und sich gegen die Fensterscheibe kuschelt.

„Wir sind da.“

Und schon ist er hellwach, öffnet die Augen und richtet sich auf. Dann blickt er nach vorne. Vor uns: Sand. Sand, Sand, Sand und dann das Meer.

Wir starren darauf und der Moment ist überwältigend. Ich traue mich kaum zu atmen oder etwas zu sagen, aus Angst, dass ich plötzlich aus diesem Traum erwache. Aber es ist kein Traum, also muss ich auch nicht aufwachen, sondern kann es ganz und gar genießen.

Die Ostsee. Ich starre sie an, sehe ihr zu, wie sie Wellen an den Strand wirft und diese gemächlich zurück gleiten. Das rauschend ist deutlich zu hören und es geht ein sanfter Wind. Es sieht aus, wie ich es mir immer vorgestellt habe. Mit großen Wellen, weichem Sand und einigen Grasbüscheln.

Jan strahlt mich an, ich grinse zurück.

Ich habe schon oft das Meer gesehen, auch wenn es immer wieder auf Neue eine Faszination in mir auslöst, aber für Jan ist all das ganz neu.

„Lass uns aussteigen,“ schlage ich deshalb vor und öffne die Türe. Wir ziehen die Schuhe aus. Ich spüre den Sand an meinen Füßen und eine Weile stehe ich nur da und grabe meine Zehen noch weiter in den Sand, während ich auf das Wasser gucke. Ob Jan das gleiche Macht, weiß ich nicht. Aber er wirkt rundum glücklich. Und das ist das Wichtigste.

„Es ist wunderschön hier,“ flüstert er mir zur und ich nicke. Und dann rennt er los und ruft: „Komm! Nun komm schon!“

Und ich folge ihm schnell, renne über den ganzen aufgewärmten Sand, bis meine Füße im Wasser stehen und die Wellen gegen meine Beine schlagen.

Jan ist schon weiter, hat sich von Shirt und Röhrenjeans befreit und ist ins Wasser gestürmt. Ich tue es ihm gleich, folge ihm. Dann umhüllt das Meer mich und ich denke, egal, was jetzt noch kommt, für diesen einen Augenblick würde ich alles noch einmal durchleben. Alles und noch viel mehr.

Ich kämpfe mich zu Jan durch und packe seine Schultern, fahre zu seinen Hüften. Ich ziehe ihn zu mir und küsse ihn. Er schmeckt salzig. Er riecht salzig. Noch nie hat jemand so gut geschmeckt, so gut gerochen.

Wir lösen uns wieder, albern eine ganze Weile im Wasser herum. Die ganze Zeit, bis wir den Anruf erwarten, verbringen wir dort. Als es, unserem Gefühl nach, langsam Zeit wird, zurück zum Auto zu gehen, schwimmt Jannis langsam zu mir und schlingt die Arme erneut um meinen Hals.

„Ich hätte nie gedacht, dass wir das wirklich schaffen. Und jetzt sind wir tatsächlich hier.“

Ich stimme zu und gestehe: „Ich habe echt gedacht, dass sie uns spätestens nach Hessen schnappen.“

Wir grinsen. Es ist so schön, hier mit ihm zu sein. Das sage ich ihm auch.

Er lächelt. „Ich hätte nie gedacht, so eine Reise mit dir zu machen. Mit dir…“

„Das sagtest du bereit,“ necke ich ihn.

„Aber damals habe ich nicht gesagt, dass ich froh bin, sie mit dir gemacht zu haben.“

Ich lächele. Er lächelt.

„Ich dachte echt, ich bin nicht schwul. Aber ich habe noch nie so viel für einen Menschen empfunden, als gerade für dich.“

„Geht mir genauso,“ wispere ich und meine Lippen nähern sich den seinen.

„Ist das die Magie des Roadtrips?“

Er muss lachen. „Keine Ahnung,“ flüstert er zurück und kommt meinen Lippen entgegen. Sie berühren sich hauchzart. „Aber ich hoffe, die Magie hält noch ein wenig an.“

Ich überwinde den letzten Milimeter, ziehe ihn zu mir. Das wir zurück zum Auto wollten, haben wir verdrängt. Es interessiert uns nicht mehr. Das einzige, was jetzt noch interessant ist, sind unsere Körper, die sich umschlingen, berühren, verschmelzen.
 

Eine geraume Zeit später, es bläst nun ein deutlich kühlerer Wind, liegen wir auf den zurück geklappten Rücksitzen im VW, nur in Shorts, und kuscheln uns aneinander. Nicht wie Verliebte, nicht wie ängstliche Kinder… eher… eine Mischung aus Beidem.

Die Wellen rauschen noch immer. Sicher hören sie niemals auf.

Wir müssen eingeschlafen sein, zumindest haben wir gedöst, denn so richtig in die Wirklichkeit finden wir erst, als Jannis' Handy laut und eindringlich zu klingeln beginnt. Trotz unseres kleinen Intermezzos im Wasser, haben wir noch genug Zeit gehabt, um uns ein wenig auszuruhen. Vielleicht auch, weil der Bus der Anderen wohl Verspätung hatte, erst vor kurzem angekommen ist. Das zumindest denke ich mir, denn als eben jenes schreckliche Klingeln ertönt, ist es schon nach halb Acht.

Mühsam greift Jan nach dem unliebsamen Ding, irgendwo in den Untiefen seiner Reisetasche und hält es sich ans Ohr.

Er hat noch nicht mal die Chance „Ja“ zu sagen, da kreischt seine Mutter uns laut entgegen: „JANNIS! Wo zur Hölle bist du?“

Wir sehen uns an. Ich greife nach seiner Hand und er atmet tief durch.

„Na ja… Ich bin in… Kiel,“ stammelt er dann und ich denke nur, dass es für die Idee, die Handys in der Ostsee zu versenken und nach Sibirien abzuhauen, noch immer nicht zu spät ist.

Wie man wohl fahren muss, um nach Sibirien zu kommen? Wie lange es wohl dauert?

Schweigen am anderen Ende der Leitung. Sicher muss seine Mutter die Nachricht erst verdauen. „In Kiel?“, wiederholt sie dann ungläubig.

Wäre doch lustig, wenn sie alle uns nicht glauben würden. Wenn wir hunderte Male sagen würden, wir wären in Kiel und sie doch verlangten, dass wir hinter dem nächsten Busch hervorspringen und lachen.

Meine Mutter drängt nun ans Telefon. Ich höre sie mit Jans Mutter diskutieren, die ihr Handy nicht loslassen will. Jetzt fragt sie Jan nach mir und er nickt, was sie natürlich nicht sehen kann. „Ja, er ist hier,“ fügt er deshalb hinzu. Wieder eine Diskussion am anderen Ende.

Wir sehen uns an und die Situation nimmt langsam bizarre Formen an. Die Schlacht um das Telefon ist geschlagen und ich höre nun die Stimme meiner Mutter. „Gib mir Sam!“, verlangt sie nicht gerade freundlich von Jan und ich verziehe missbilligend das Gesicht, während das Handy an mich weitergereicht wird. Ich wünsche mir nichts mehr, als das der Akku – ohne hin schon so gut wie tot – absäuft und sie gleich nur noch ein ‚Tut, Tu, Tut’ hören. Stattdessen hören sie weiterhin meine Stimme - oder auch nicht, denn ich schweige -, weil der Akku eben noch nicht ganz leer ist.

„SAM! VERDAMMT!“, kreischt meine Mum, so laut, dass Jan neben mir noch zusammen zuckt und ich das Handy ein Stück vom Ohr weghalte.

„Bist du verrückt? Was macht ihr in Kiel?“, fährt sie nun leiser fort. Sicher sind noch mehr Leute an der Bushaltestelle und sie möchte nicht unangenehm auffallen. „Wie seid ihr überhaupt nach Kiel gekommen?“, fügt sie hinzu, weil ich nicht antworte.

„Na ja,“ druckse ich unglücklich herum und Jans Finger umschließen meine fester. „Mit dem Auto.“ Und trotz der ernsten Lage muss ich auf einmal grinsen. Jetzt wird’s erst richtig lustig.

„Ach so,“ sagt meine Mutter. „Mit dem Auto,“ gibt sie an die anderen weiter. Dann stutzt sie. Dann zieht sie scharf die Luft ein. „Mit dem Auto?“, vergewissert sie sich. Ich mache nur ein ‚Hm’. Stille. Dann: „MIT DEM AUTO?“

Ich höre sie schnaufen, dann fragt sie: „Mit welchem Auto?“

Ich schweige. Ich lausche. Im Hintergrund ist Stimmengemurmel zu erahnen, aber ich höre nichts Genaues. Weil ich erneut nicht antworte, fragt sie: „Doch nicht mit Köpkes Auto?“

Mir wird schlecht, aber ich presse ein „Doch“ über die Lippen.

Stille, die mich dazu treibt, weiter zu quasseln. „Er hat seinen Ersatzschlüssel im Handschuhfach liegen gelassen.“ Ich sage das in einem Ton, als würde das alles rechtfertigen, als wäre es Grund genug, den Wagen aufzubrechen und damit weg zu fahren. Nach Kiel.

„DAS HAT KONSEQUENZEN!“ Das ist nicht meine Mutter, die das brüllt, sondern wieder die von Jan. Sie scheint wieder die Kontrolle über das Telefon zu haben und klingt reichlich hysterisch. Im Hintergrund ruft meine Mutter dem Köpke zu, er solle aufhören, die Abschleppfirmen anzurufen, sie wisse, wo sein Auto ist.

Das höre ich klar und deutlich. Entweder steht sie noch neben Jans Mutter oder sie ist einfach so laut, dass man es dennoch hört.

„Wir holen euch morgen ab,“ meint Jans Mutter. „Bis dahin verhaltet ihr euch ordentlich.“ Ich muss grinsen. Wir haben schon so große Scheiße gebaut. Denken sie, es könnte noch schlimmer werden?

„Ja, Mum,“ ruft Jannis – natürlich hat er bei ihrer Lautstärke alles gehört – und ich nicke, obwohl sie es immer noch nicht sehen können.

Dann höre ich tatsächlich ein Lachen, dass nur das von Micha sein kann und muss breit grinsen. Jan sieht mich fragend an und ich forme lautlos mit den Lippen ‚Micha’. Daraufhin lacht er laut los und ich falle mit ein, weil ich nun doch nicht mehr an mich halten kann. Ich presse das Handy gegen meine Brust, damit sie uns nicht hören.

„Was habt ihr euch dabei gedacht?“, fragt meine Mutter dann wieder und ich bin mir nicht sicher, ob sie unser Lachen nicht gehört hat oder nur ignoriert.

„Na ja,“ meine ich unglücklich, weil ich ihr nicht sagen kann, was wir uns dabei gedacht haben. Ich glaube, wir haben gar nicht gedacht. Aber das sage ich nicht. Stattdessen sage ich: „Ich denke, wir waren einfach auf der Suche.“

Eine wirklich blöde Ansage, das findet sie auch. Zynisch meint sie: „Auf der Suche? Nach was? Nach Freiheit?“

Und weil mir nichts Besseres einfällt, sage ich: „Ich denke.“

„Und?“, nun klingt sie immer noch zynisch, aber so, als würde sie das gleich ablegen und gänzlich explodieren, „Habt ihr eure Freiheit gefunden?“

„Ja. Und nicht nur das,“ meine ich mit fester Stimme, weil das stimmt. Ich sehe zu Jan, beuge mich vor, küsse ihn. Das Telefon klappe ich noch währenddessen zu. Wir haben alles gesagt, was es zu sagen gibt.

Lächelnd schlingt er die Hände um meinen Hals und entnimmt mir das Telefon, um es in die nächste Ecke zu werfen. Es klingelt, aber wir ignorieren es. „Wir haben morgen noch den ganzen Tag Zeit, ehe sie ankommen," stellt er fest.

„Zeit genug, uns Kiel anzusehen,“ meine ich. Zeit genug für uns.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Tajuja-chan
2013-01-09T17:47:20+00:00 09.01.2013 18:47
Die Kuh XD

Joar zu dem Kappi kann ich nich viel sagen.
Is voll süß und so <3
Aber die Reaktion von Sams Mutter als sie zum Lehrer meint er soll aufhören sein Auto zu suchen XD
So voll locker: "Hören sie auf, die Jungs ham das Auto" Haha XD
Hätte nur zu gern das Gesicht vom Köpke gesehen XD

Auf zum letzten Kappi o.o

LG Tajuja-chan =)
Von:  Inan
2011-06-12T18:12:49+00:00 12.06.2011 20:12
Dosensuppe xD
Hach, die Beiden sind einfach so knuffig >///<
Das mit Sibirien wäre aber echt mal ne Idee, vorallem Jan hätte davon was~
Tolles Chap^^
Von:  Crazypark
2011-06-11T12:37:03+00:00 11.06.2011 14:37
ach gottchen, das kapitel war knuffig :D und sie haben endlich ihr ziel erreicht, yeha. bin ja ma gespannt, wie sie sich noch die zeit vertreiben *hust* ich hätte da ein paar vorschläge zur güte xD
freu mich aufs nächste kap ^^
Von: abgemeldet
2011-06-10T18:43:51+00:00 10.06.2011 20:43
heeeey, tomatensuppe ist lecker! .__.
und, ohmeingott-
DIE KUH ! :'DDD ohne witz, ich habe den teil mit der kuh 5 mal gelesen xDD
sind sie also endlich in kiel angekommen. wunderbar. (: - ich will da jetzt auch hin. :o tausend liter meer und tausend tonnen sand, das will ich jetzt. :o
fettes dislike an jan's mutter, übrigens. -.-
okaaaay, das war's, ich freu mich auf's nächste (: <3
Von:  Last_Tear
2011-06-10T17:59:14+00:00 10.06.2011 19:59
Spontane Reaktion auf den ersten Absatz: IRRES GRINSEN XD" Kannste noch was lernen Sammy XP

König? O.o *Jan anschiel* Honey~ beschränk dich auf Prinzessin ^o^ *ihm krönchen ins haar stopf*
Davon ab, ich mag Tomatensuppe ;__;"

OH MEIN GOTT! EINE KUH XD *wegbrech* *solang drauf starr bis sie tot umfällt* >O< Jungs~ Abendessen >>

Aw~ Meer o.o ich will auch ;__; *aus kofferraum kämpf* >D Lass uns auch ans Meer fahren mit geklautem Auto, ja ^o^ Du hast Führerschein ich hab ihn fast XD PASST XP
*kichers*

Chrm chrm~ so so o.o in Kiel sind sie also. Tatsächlich *rofl* ALter XD Der Frau würd ichn Buch ins Maul stopfen wenn sie mich so ankreischen würde O.o oder handy meets wand, meer whatever XD

na ich bin ja auf den epilog gespannt o.o


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