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Roadtrip

von

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Denn sie wissen nicht, was sie tun…

Jannis lehnt sich im Beifahrersitz weiter zurück, in dem er ein Stück nach unten rutscht. Soweit ich das aus dem Augenwinkel erkenne, fällt ihm dabei eine Strähne seines schwarzen Haares ins Gesicht und er wischt sie energisch weg. „Wir haben fünf Tage, um nach Kiel zu kommen,“ bemerkt er dann. Wenn er es ausspricht, klingt es unmöglich. Aber es macht einfach zu viel Spaß, an diese Unmöglichkeit zu denken, als das wir jetzt noch umkehren würden. Das wissen wir Beide.

Es kommt wieder Leben in meinen Beifahrer. Er dreht sich erneut nach hinten und wühlt in seiner Reisetasche, bis er irgendwann sein Federmäppchen in Händen hält und beginnt, die Karte zu überfliegen.

Derweil verlassen wir Aschaffenburg und starten unser großes Abenteuer.

Mit einem Stift zieht er irgendwann eine Route auf der Karte nach, von der wir nicht wissen, ob sie sinnvoll ist.

Man kann nicht wirklich sagen, dass wir einen Plan hätten. Im Gegenteil. Wir sind nur zwei Teenager, die einen absurden Gedanken hegen, aber nicht gewillt sind, diesen fallen zu lassen. Vielleicht gibt es also eine leichtere Route. Eine einfachere, schnellere, kürzere. Aber das ist uns egal. Wir gehen einfach danach, welcher Städtenamen gut klingt oder welche Route am besten aussieht.

Hauptsache ist nur, dass wir nicht erwischt werden. Also meiden wir die Autobahnen und suchen uns Schleichwege durch irgendwelche kleinen Örtchen.

Einige Streckenverläufe diskutieren wir durch, bei anderen sind wir uns sofort einig. Irgendwann ziert ein dicker grüner Strich die Karte. Unsere Route.

„Die anderen sind jetzt sicher schon dort,“ meint Jannis mit einem Blick auf die Uhr, als wir gerade Rodgau erreichen. Im Übrigen befinden wir uns schon nicht mehr in Bayern, sondern schon in Hessen.

„Hoffentlich hat der Alte nicht die Schule angerufen…“, bange ich. Das wäre unser Ende. Man würde uns suchen, wenn nötig mit Polizei. Nein, ganz sicher sogar mit Polizei. Ich fühle ein flaues Gefühl im Magen, bis Jannis mich beruhigen kann, in dem er sagt: „Wird er nicht. Darauf hat der sicher keinen Bock. Und wenn er es getan hätte, würde man uns schon zu erreichen versuchen…“

Er lächelt mich aufmunternd an. Klingt logisch, was er da sagt. Um nicht darüber nachdenken zu müssen, dass es von Köpke fast schon fahrlässig ist, sich nicht nach uns zu erkundigen – was ihm sicher egal ist –, wechsle ich das Thema.

„Das ist also Rodgau!“

Jannis blickt flüchtig aus dem Fenster; er studiert noch immer die Karte, als wolle er die Route auswendig lernen. „Sieht besser aus, als das Kaff, in das wir gefahren wären.“

Ich muss grinsen und schalte das Radio ein. Lautes Rauschen schlägt uns entgegen. Ich ignoriere das trockene „Entzückend.“ von Jannis und spiele daran herum, bis ich ganz schwach einen Sender rein bekomme. „Mach das weg,“ fordert Jan in dem Moment, weil ihm das Rauschen sicher genauso nervt, wie mich, und schiebt eine CD in den Player. Mozart, Beethoven oder Bach… keine Ahnung, wer uns da entgegen dröhnt, Fakt ist, dass er von Jan schneller zum Schweigen gebracht wird, als das Radio zuvor.

Ich überlasse dem Emo das Radio ganz und konzentriere mich wieder auf die Straße. Ist nicht so, dass ich nicht Autofahren kann. Ich habe meine Fahrprüfung gleich beim ersten Mal ohne Probleme bestanden. Allerdings habe ich keinen Lust, einen Unfall zu bauen, nur weil ich unachtsam bin. Ich will mir gar nicht vorstellen, was es für Ärger gibt, wenn wir den VW Schrotten. Abgesehen davon, dass mich Jannis dann sicher umbringt, ehe meine Eltern die Chance dazu bekommen. Ich sehe zu ihm, der er mit wachsender Verzweiflung weiter das Radio massakriert.

„Es hat keinen Sinn,“ meine ich nach einiger Zeit belustigt, in der wir außer Raschen und wenigen Gesprächsfetzen nicht viel gehört haben.

„Sicher ist die Antenne im Arsch. Schieb ne CD rein.“ Ich deute nach hinten. „Ich hab welche in meiner Reisetasche. Ist eh besser, als Radio.“

Obwohl es schön blöd ist, dass wir nun keine Blitzer durchgesagt bekommen. Aber ich habe eh vor, mich penibel an die Geschwindigkeitsbegrenzung zu halten. Ich hab keine Lust, dass meine Reise damit gestoppt wird, dass wir raus gewunken werden, weil ich zu schnell war.

„Das ist nicht dein Ernst,“ keucht Jan plötzlich neben mir auf, während er meine CDs herumzerrt. Ich sehe ihn fragend an. „Das ist ja nur Schrott,“ bekomme ich an den Kopf geworfen und er hebt eine CD in die Höhe. Was stört ihn an Hip Hop? Ist ja nicht so, dass ich wie diese Hopper rumlaufe, die Hose bis in den Kniekehlen, aber man kann ja die Musik mögen, nicht?

Er wühlt sich weiter durch den Haufen CDs, wird aber nicht fündig und schiebt notgedrungen eine CD von Bushido in den Player. Schon ertönt dessen Stimme und Jannis macht zum zweiten Mal am heutigen Tag ein Würggeräusch, während er missbilligend das Gesicht verzieht.

„Ich schlaf ne Runde. Das tue ich mir nicht an,“ verkündet er sogleich.

Erst will ich ihm seinen Schlaf lassen, aber dann fällt mir etwas ein und ich greife zu ihm und rüttle ihn wieder wach.

„Du kannst nicht schlafen! Du musst die Karte lesen!“

Auffordernd pieke ich mit dem Finger auf die Karte, die noch immer auf seinem Schoß liegt.

„Ich weiß doch sonst nicht, wo ich hin fahren muss.“

„Dann schau selbst auf die Karte,“ schnauzt er mich an, „Aber verlang nicht, dass ich diese… Scheiße mithöre.“

Ich muss grinsen, weil er äußert witzig aussieht, so aufgebracht. „Stell dich nicht so an,“ murre ich und füge dann wahrheitsgetreu hinzu: „Außerdem kann ich keine Karten lesen.“

„Boar!“, stößt er daraufhin hervor und bringt mich nun endgültig dazu, loszubrüllen, vor Lachen. Das bleibt mir allerdings im Hals stecken, als er sich genervt in eine gerade Position bringt und die CD herausschnappen lässt. „Na gut,“ willigt er dabei ein. „Aber dann hören wir nicht diese Musik.“

Ehe ich protestieren kann, hat er meine CDs wieder in meiner Tasche verstaut und sucht wohl seine eigenen, während uns das Rauschen des Radios wieder auf die Nerven geht.

Ich mache ein leidndes Gesicht und sehe ihn an. „Und was schlägst du vor?“

„My Chemical Romance,“ verkündet er mir und stopft die CD ins Radio. La, la, la… Ich hab keine Lust mehr. „Nicht wirklich,“ stöhne ich deshalb gequält, aber er lässt nicht locker und schlägt mir kurzerhand auf die Finger, als ich die CD wieder herausholen will.

„Konzentrier dich auf deinen Weg!“ Dann verschränkt er die Arme und sieht mich streng an und ich muss wieder grinsen.

Der Emo und ich auf großer Fahrt… das kann ja was werden!
 

„Halt an!“, befiehlt mir Jan zum wiederholten Male, jetzt aber so laut, das ich vor Schreck zusammen zucke. Er rutscht auf seinem Sitz hin und her und ich grinse mir einen ab. Wir haben gerade Offenbach am Main erreicht, aber schon seit einer halben Stunde liegt er mir in den Ohren, er müsse pinkeln. Ich beachte ihn nicht weiter – was ist er, das er nicht warten kann? Ein Mädchen? – und suche nur weiter nach einer Möglichkeit zum Halten. Genau das sage ich ihm auch murrend.

„Dort hinten war ein Rastplatz,“ bricht es daraufhin empört aus ihm heraus. „Und dort ging es in die Stadt rein!“

Er stößt mit seinem Finger energisch gegen die Scheibe und sieht mich aufgebracht an. Weil ich ihn nicht weiter beachte, verschränkt er nur beleidigt die Arme, nur um sie gleich darauf wieder zu entknoten, um an der Klimaanlage herum zu spielen.

Wir haben Juni, es ist extrem heiß draußen und die Klimaanlage ist im Arsch. Zumindest kommt nur ab und an ein Stoß kalter Luft entgegen, ehe sie wieder aussetzt.

Es ist eklig warm hier im Auto, aber bei 100 km/h wollen wir auch kein Fenster weiter, als einen Spalt breit, aufmachen.

„Sieh doch endlich ein, dass die Klimaanlage nicht funktioniert,“ meine ich zu ihm und er sieht mich an, als wolle er mich am liebsten anfallen und fressen. Er hat etwas von einem Kampfzwerg, aber das sage ich ihm lieber nicht.

Anscheinend hat er seiner Wut noch nicht genug Luft gemacht, denn er wettert weiter. „Hier drin ist es heiß und stickig, ich muss pinkeln und an allem fährst du einfach vorbei!“, kreischt er mich wieder an und ich lenke notgedrungen ein. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Ich fahre einfach auf einen Rasenfleck, mitten an der Straße und nun passt es dem werten Herren wieder nicht. Zumindest sieht er mich empört an: „Was zur Hölle tust du da?“

Ich antworte nicht, sondern parke das Auto einfach hinter einem Busch auf der Wiese. „Sam?“, fragt er erneut.

„Sei ruhig,“ befehle ich ihm nur entnervt und steige dann aus. „Hier ist es doch cool. Und ich hab keine Lust, noch eine Sekunde länger dein Gemecker zu ertragen.“

Und so steigt er aus und läuft hinter ein paar Büsche um zu pinkeln.

Ich habe den Wagen extra abseits der Straße geparkt, damit uns nicht so viele Leute sehen, wie wir Teenager aus dem Wagen steigen. Vielleicht sucht man uns ja doch schon und am Ende wird noch wer misstrauisch.

Das Auto also gut versteckt, lasse ich mich ins Gras fallen. Wir haben fast Mittag und ich bin geschafft. Autofahren kann ja so anstrengend sein.

Irgendwann tritt Jannis hinter mich und lässt sich neben mir ins Gras fallen. „Coole Aussicht, oder?“, frage ich ihn. Wir sitzen auf einer Anhöhe und unter uns fließt der Main friedlich dahin. Von der Straße dröhnt noch ab und an Lärm zu uns, aber dennoch wirkt die Gegend friedvoll, wenn man auf das Wasser blickt.

„Ja,“ stimmt mir der Emo zu und ich stehe auf und beginne, nach unten zu klettern. Fragend sehe ich zu ihm: „Kommst du mit?“

Er antwortet nicht, folgt mir aber. Wenig später stehen wir am Wasser.

„Ich brauche eine Pause, ehe ich weiter fahren kann,“ gestehe ich und strecke mich müde, ehe mir ein wenig Wasser ins Gesicht spritze. Es ist nicht wirklich kühl, aber dennoch erfrischend.

Jan sieht nachdenklich aus, während er aus seinen Chucks und Socken schlüpft und sich mühsam seine enge Röhrenjeans hochkrempelt. Dann tapste er zum Wasser. Ich sehe ihm dabei zu, bis ich realisiere, was er tut und mir das selbst nicht entgehen lassen will. Also folge ich ihm schnell, bis ich ebenfalls bis zu den Waden im Wasser stehe.

„Tut mir Leid, dass ich noch nicht fahren kann,“ meint er dann entschuldigend und ich sehe ihn fassungslos an. „Das ist doch nicht deine Schuld.“

„Naja… theoretisch könnte ich schon, aber…“ Er bricht ab. Ich weiß, dass er Fahrstunden nimmt und auch bald Prüfung hat. Aber auch so… Er ist noch Sechzehn, darf also erst in ein paar Monaten mit Begeleitung fahren.

„Zu riskant,“ seufze ich, obwohl es verlockend wäre.

„Glaubst du, wir kommen heute noch weit?“, will er dann wissen und ich zucke mit den Schultern. „Mein Ziel ist Meschede.“

Daraufhin stöhnt er auf und läuft ein paar Schritte aus dem Wasser. „Das ist noch ewig weit,“ gibt er mir zu bedenken.

„Ich weiß,“ erwidere ich und folge ihm. „Also sollten wir wohl langsam weiter fahren.“

Allerdings hat er Recht. Bis Meschede ist es noch ein ganz schönes Stück. Aber ich möchte heute einfach so viel Weg wie möglich schaffen, damit wir es die nächsten Tage etwas ruhiger angehen lassen können.

Also sitze ich wenig später wieder im Auto, während Jannis zur Straße kraxelt – dabei fast noch über einen Erdhaufen stolpert, was ich sehr witzig finde – und mich dann hinter den Büschen hervorwinkt, als kein Auto zu sehen ist.

Ich will noch immer so vorsichtig wie möglich sein und was ist wohl verdächtiger, als ein Auto, das plötzlich hinter Büschen auftaucht?

Ich fahre also zur Straße zurück, Jan steigt ein und weiter geht die Reise.
 

„Langsam kriege ich Hunger,“ meine ich, während wir Offenbach am Main endgültig hinter uns lassen.

„Wir könnten in Frankfurt was essen,“ schlägt Jan daraufhin vor. Frankfurt. Unser nächstes Ziel, das konnten wir uns einfach nicht nehmen lassen.

Ich stimme ihm jedenfalls zu und gebe Gas. „Ich hätte Bock auf Mc Donalds.“

„Von mir aus,“ stimmt mein Beifahrer mir zu und grübelt dann eine Weile, ehe er meint: „Wir sollten zu einem Supermarkt fahren und uns mit Essen eindecken.“

Damit hat er natürlich Recht, auch wenn es mich ärgert, dass ich da nicht selbst drauf gekommen bin. Natürlich kann man so eine Reise nicht antreten, ohne sich Verpflegung einzupacken. Allerdings ist das alles mit einem noch viel größeren Problem verbunden.

„Hast du Geld dabei?“

Jannis guckt nur undefinierbar vor sich hin, während er nach seinem Geldbeutel wühlt. „Hundert.“

„So viel?“, meine ich ungläubig.

„Ich wollte mein Geld nicht zu Hause liegen lassen. Der Lover meiner Mum bedient sich nämlich gerne daran, wenn er Geld für seine Zigaretten braucht.“

Ich nicke und finde es ziemlich fies von diesem Sack. Er kann doch nicht einfach Geld von Jan nehmen!

„Ich hab nur meine Karte dabei,“ meine ich dann und er nickt zustimmend, was mir sagt, das er wohl auch eine dabei hat.

„Dann kommen wir schon nach Kiel, ohne das der Tank leer geht oder wir zwischendrin verhungern,“ versuche ich mich an einem Spaß und Jan lächelt leicht.

„Tanken ist übrigens eine gute Idee,“ informiere ich ihn dann.
 

Den Rest der Fahrt nach Frankfurt verbringen wir überwiegend schweigend.

„Endlich!“, stöhnt Jan, als wir das Ortsschild von Frankfurt erreichen und ich kann ihm nur zustimmen. Ich hab keine Lust mehr und mein Magen knurrt, weil ich seit früh morgens nichts mehr gegessen habe.

Wenig später finde ich einen Mc Donalds, wo ich Jan rauslasse, ehe ich weiter tanken fahre.

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich noch nie zuvor getankt habe. Zwar habe ich meinem Dad schon öfter zugesehen, aber hingegen einiger meiner Freunde, habe ich noch nie Lust verspürt, das selbst auszuprobieren.

Ein wenig unbeholfen stopfe ich also den Zapfhahn in den Tank des Autos und warte, bis er voll gelaufen ist.

Keiner beachtet mich weiter, was gut ist. Es wäre ziemlich blöd, wenn jemand hier darauf aufmerksam werden würde, dass ich zu jung fürs Autofahren bin. Aber ich sehe ja zum Glück schon aus, wie Achtzehn.

Ich krame nach meinem Geldbeutel und schließe vorsorglich sogar das Auto ab, ehe ich in die kühle Tanke gehe, um zu bezahlen. Natürlich bin ich vorsichtiger, als ich es sein müsste, aber das Dümmste, was geschehen könnte, wäre ja, dass ein Irrer unseren geklauten Wagen klaut. Ich muss grinsen, so suspekt, wie sich das anhört. Es ist nur ein Mann vor mir, der geht, als ich mich gerade hinter ihn stelle und so bin ich schnell fertig und wieder am Auto.

Erleichtert lasse ich mich in den Sitz sinken und schnalle mich an, ehe ich mache, dass ich schnell wegkomme.

Dummerweise habe ich Jannis wirklich nicht angelogen. Ob nun Karten lesen oder einfach nur orientieren. All das ist nicht meine Stärke, als wäre ich ein Mädchen. Deshalb dauert es auch ewig lange, den Mc Donalds zu suchen. Blöderweise verfahre ich mich prompt und fürchte schon, Jan nie wieder zu finden, bis ich doch wieder am Ausgangspunkt lande und im zweiten Anlauf auch wieder bei Jan ankomme.

„Du hast aber lange gebraucht,“ meint dieser und reicht mir sogleich eine Tüte.

„Jaaa… viel Betrieb,“ lüge ich und nehme ihm die Tüte ab.

Dann sitzen wir schweigend im Auto und essen gierig unsere Burger.

„Glaubst du, wir schaffen es nach Meschede?“, will Jan irgendwann wissen und ich sehe ihn an.

„Weiß nicht. Aber wenn wir das schaffen, dann können wir es morgen ruhiger angehen lassen,“ weihe ich ihn in meinen Plan ein.

„Wo sollen wir eigentlich schlafen?“, will er dann wissen und wir sehen synchron auf die Rückbank. „Hier?“

„Warum nicht,“ zucke ich mit den Schultern. „Oder hast du ein Zelt dabei?“

Er muss lachen und dann essen wir schweigend zu Ende.
 

Wir haben beide keine Lust, in den verwirrenden Straßen Frankfurts nach einem Supermarkt zu suchen und verschieben unsere Einkaufstour auf eine andere Stadt. Und so lassen wir Frankfurt und auch bald Bad Villbel hinter uns.

„Vielleicht sollten wir doch die Autobahn nutzen,“ überlege ich irgendwann, weil ich absolut keine Lust mehr habe, weiter durch die Pampa zu fahren. Jannis überlegt nicht lange, sondern willigt sofort ein. Aber letztlich bleiben wir doch brav und folglich auf sicherem Gebiet. Wir sind ja solche Memmen, denke ich. Aber wir wollen ja auch nicht, dass unsere Fahrt unschön endet. Es gibt nur ein Ziel und das ist das Meer. Wir werden erst aufhören, wenn wir die Wellen an unsere Beine streifen spüren.

Schon bald erreichen wir Karben und ich blicke auf die Uhr. „Wir schaffen es wohl doch nicht bis Meschede.“

Und damit meine ich nicht nur die lange Wegstrecke, die noch vor uns liegt, sondern die Tatsache, dass ich nicht bis in die Nacht hinein fahren kann.

Wir halten an einem Rastplatz und vertreten uns die Beine. „Wenn wir bis nachts durchfahren schon,“ kommt Jan dabei der gleiche Gedanke, wie mir und nun muss ich gestehen: „Das schaffe ich nicht.“

In einem plötzlichen Anflug von Wut, trete ich gegen den VW. „Verdammt, auf was haben wir uns nur eingelassen?“

Plötzlich wünsche ich mich doch wieder nach Hause, wo ich jetzt vielleicht Hausarrest hätte… Stattdessen stehen wir hier, ohne Sinn und Verstand, und versuchen nach Kiel zu fahren.

Genauso schnell, wie die Zweifel kamen, gehen sie aber auch wieder und spätestens, als Jannis meint „Dann fahr eben doch ich.“ habe ich ganz andere Sorgen.

„Nachts, wenn kaum einer unterwegs ist, kann ich doch fahren. Das fällt doch kaum auf,“ meint er, ehe ich protestieren kann. Er sieht mich wild entschlossen an und ich sehe unsicher zurück.

„Dein Ernst?“, will ich wissen und weiß nicht, was ich davon halten soll.

Er nickt und ich grinse. „Man, du wirst ja richtig unartig,“ lache ich dann und er zeigt mir den Mittelfinger.

„Ich hätte nie gedacht, ausgerechnet mit einem Idioten wie dir auf große Fahrt zu gehen,“ meint er dann und ich muss zustimmend nicken.

„Ich hätte auch nie gedacht, mal mit einem Freak wie dir nach Kiel zu trampen,“ erwidere ich feixend.

Jannis und ich kennen uns nun schon seit der Grundschule. Aber spätestens, als er zum Emo mutiert ist, hat sich eine Abneigung zwischen uns entwickelt, von der wir nie dachten, dass wir sie so leicht beilegen könnten.

Aber nun sind wir seit einem Tag zusammen im Auto und wir haben uns noch immer nicht gegenseitig erwürgt. Eigentlich ein beachtlicher Fortschritt, nicht?

„Lass uns weiter fahren,“ fordert Jan und ich stimme zu. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Tajuja-chan
2013-01-09T14:23:08+00:00 09.01.2013 15:23
Ich kann Jannis verstehen... Bushido *schüttel* X(
In Frankfürt kann man sich wirklich sau leicht verfahren, selbst mit Navi!
`kay, kann auch daran liegen das das Navi von meinem Freund einfach nur uralt ist und uns Wege angezeigt hat die es schon längst nich mehr gibt XD
Mich wunderts doch schon ein bissel, das die Beiden sich so viele Gedanken über das erwischt werden machen. Schon klar warum, aber Ärger bekommen sie doch so oder so, spätestens wenn sie zurück sind ^^

Ne interessante Story ;)

LG Tajuja-chan=)

Von:  FreeWolf
2011-05-29T16:57:18+00:00 29.05.2011 18:57
jaw.. XD Bei uns im Auto ist's wegen dem Musikgeschmack immer still. Oder wir singen was.
Die zwei sind knuffig xD (Dachte, ich hätt das schon kommentiert oô)

*flausch*
Von:  _haiiro_
2011-05-09T18:03:39+00:00 09.05.2011 20:03
gott sind die beiden süß :DD


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