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Kennenlernen

Draco x Harry
von

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Abstellkammer

Anmerkung: Dieses Mal ging es doch etwas schneller mit dem neuen Kapitel :) Da es vermutlich das letzte vor Weihnachten sein wird und ich es ziemlich sicher auch nicht mehr schaffen werde, eine extra Weihnachtsgeschichte zu schreiben, wünsche ich euch allen an dieser Stelle schon mal ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest und hoffe, dass ihr die Feiertage gut rumbringt :) Lasst euch von der Familie nicht in den Wahnsinn treiben und esst soviel ihr könnt! (das ist zumindest das, was ich vorhabe :D)
 

***
 

Hey
 

Hey
 

Ich hoffe, du nimmst mir das nicht irgendwie übel, was ich gestern geschrieben habe.
 

Nein.
 

Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass ich dir damit zu nahe getreten bin.
 

Das bist du nicht.
 

Wirklich nicht? Dein Mangel an Gesprächsbereitschaft sagt aber etwas anderes.
 

Ich weiß nicht, wovon du redest. Ich antworte dir doch.
 

Okay, vergiss es. Es tut mir Leid.
 

Warum entschuldigst du dich?
 

Ich weiß nicht. Es schien mir das Richtige zu sein. Du wirkst irgendwie gekränkt oder beleidigt. Oder beides.
 

...
 

Heißt das, du redest nicht mehr mit mir?
 

Nein, das heißt, dass ich wirklich keine Ahnung habe, wie ihr Gryffindors es schafft durch den Tag zu kommen, ohne ständig in Tränen auszubrechen, weil die Welt so gemein und ungerecht ist. Andererseits weiß ich nicht mit Sicherheit, dass ihr das nicht auch wirklich tut.

Müssen wir uns jetzt umarmen?
 

Gerne. Willst du anfangen oder soll ich?

Und nein, wir brechen nicht mehrmals am Tag in Tränen aus. Die Welt ist ein schöner Ort, voller Regenbogen und Sonnenschein.
 

Mir wird gerade leicht übel...
 

Ich würde ja sagen, dass mich das jetzt überrascht, aber dass wäre schlichtweg gelogen. Es ist geradezu lächerlich einfach, dich aus der Fassung zu bringen.

Bedauerlicherweise können wir nicht alle emotionale Eremiten sein.
 

Bedauerlicherweise nicht, nein. Die Welt wäre ein besserer Ort, wenn es so wäre.

Ein Wort: Hippogreif.
 

...

Weißt du, das glaub ich dir nicht. Ich bin sicher, tief in deinem Inneren sehnst du dich auch einfach nur danach geliebt zu werden, so wie jeder andere auch. In Wahrheit hast du ein großes, flauschiges Herz aus Watte (oder in deinem Fall vielleicht auch aus Zucker), gib es zu.
 

Nein. Und nur zu deiner Information, ich werde jetzt gehen. Auf die Toilette. Um mich zu übergeben.
 

Schon gut, ich hör auf. Allerdings nur, wenn du es auch tust.

Langsam kann ich verstehen, warum du immer so gemein bist. Es macht Spaß.
 

Ich würde mich hier gerade eindeutig als Opfer sehen und wüsste nicht, womit ich aufhören sollte. Ich hab lediglich das Wort Hippogreif in den Raum geworfen. Wenn dir das irgendwie unangenehm ist oder in deinem Kopf ungewollte Bilder hervorruft, dann ist das wohl kaum meine Schuld.
 

...

Hören wir auf damit. Irgendwie macht es plötzlich doch keinen Spaß mehr.
 

Sieg durch Sex mit Pferden!
 

...

Du weißt einfach nicht, wann der Zeitpunkt gekommen ist aufzuhören oder?
 

Und du weißt einfach nicht, wie man richtig gemein ist, sonst würdest du nicht so schnell aufgegeben.
 

Damit hast du vermutlich recht, aber irgendwie find ich das nicht besonders schlimm. Besser so, als nicht zu wissen, wie man nett ist.
 

Soll das eine, nicht sehr subtile, Anspielung auf irgendwas sein?
 

Natürlich nicht.

Schaust du dir das Quidditchspiel morgen an?
 

Du bist wirklich nicht gut im Lügen. Oder darin, unbemerkt das Thema zu wechseln.

Vermutlich. Wobei ich gern im Schloss bin, wenn alle weg sind. Es ist immer so angenehm ruhig.

Ob du gehst muss ich wohl nicht fragen und auch nicht, für welches Team du bist.
 

Und du bist wirklich nicht sehr gesellig. Wir haben eben alle so unsere Schwächen.

Natürlich bin ich dabei. Und natürlich bin ich für Gryffindor. Die viel interessantere Frage ist, für wen bist du? Ist das für dich nicht so, als müsstest du dich zwischen Pest und Cholera entscheiden?
 

Ich würde das nicht gerade als Schwäche bezeichnen. Die Unfähigkeit der meisten Leute ist mir einfach zuwider.

Es ist eher als müsste man sich zwischen Voldemort mit Elderstab oder ohne entscheiden. Im Endeffekt macht es keinen großen Unterschied. Schrecklich ist beides und die Welt geht sowieso unter.

Für Slytherin wäre es allerdings besser, wenn Hufflepuff morgen gewinnen würde. Und obwohl sich in mir alles dagegen sträubt und ich selbst unter Folter des Cruciatus Fluchs noch leugnen würde, das jemals gesagt zu haben, ist Potter ein ziemlich anständiger Sucher. Summerby ist zwar besser geworden, aber er kommt nicht an Potter heran. Ich befürchte also, dass Gryffindor und Potter mal wieder gewinnen werden.
 

Wow, ich glaube, du hast noch nie soviel auf einmal geschrieben und war das tatsächlich ein Kompliment, das ich da gesehen habe? Ich bin schockiert.

Voldemort mit Gryffindor/Hufflepuff zu vergleichen finde ich dann allerdings doch etwas übertrieben.

Du musst das nicht beantworten, wenn du nicht willst, aber du hörst dich an, als hättest du Ahnung von Quidditch. Spielst du?
 

Du halluzinierst. Eindeutig.

Ich hab mal gespielt. Momentan allerdings nicht mehr...
 

Aber du würdest gerne wieder?
 

Eventuell. Das ist alles etwas kompliziert.

Was ist mit dir? Spielst du?
 

...

Ja.
 

**
 

Als Draco am nächsten Morgen beim Frühstück saß, war er froh, dass die meisten Schüler noch in ihren Betten waren und er somit seine Ruhe hatte. Es war Samstag morgen und in ein paar Stunden fand das Quidditchspiel statt. Draco hatte nicht besonders große Lust hinzugehen, wenn er ehrlich war, doch er hatte keinen Zweifel daran, dass Blaise und Daphne ihn dazu zwingen würden, mitzukommen. Irgendwie wollte er auch gehen.
 

Die Sache war, dass er wirklich gerne wieder Quidditch gespielt hätte. Er war sogar zu Vaisey, dem gegenwärtigen Kapitän Slytherins, gegangen, um sein Interesse anzumelden. Vaisey hatte ihm jedoch unmissverständlich klar gemacht, dass sie ihn nicht wollten. Und das lag nicht nur daran, dass Harper momentan die Position des Suchers belegte.
 

Er stocherte lustlos in seinem Rührei herum.

Blaise hatte versucht, sich für ihn einzusetzen. Er hatte auch versucht Draco dazu zu bringen, nochmal mit Vaisey zu reden. Draco hatte seiner Meinung nach zu schnell aufgegeben. Vermutlich hatte er damit auch recht. Draco war sich allerdings ohnehin nicht sicher, ob es so klug war, sich wieder mehr ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Er hatte schon genug Ärger wie es war. Das bedeutete jedoch nicht, dass er das Fliegen und Spielen nicht vermisste.
 

Doch der weitaus schwerwiegendere Grund, warum Draco sich an diesem Morgen nicht besonders auf das Quidditchspiel freute, war der, dass er wusste, dass sein anonymer Brieffreund in der Gryffindormannschaft spielte.

Er hatte die Frage bereut, sobald er sie gestellt hatte. Er wollte wirklich nicht wissen, mit wem er sich die ganze letzte Woche über, mehrmals täglich, unterhalten hatte.
 

Draco hatte keine Freunde. Gut, er hatte Blaise. Und vielleicht auch Daphne und dafür war er auch wirklich dankbar (auch wenn er ihnen das nie so deutlich sagen würde). Allerdings waren das fast die einzigen Menschen in ganz Hogwarts (und vielleicht auch in der ganzen restlichen Zaubererwelt), die sich freiwillig mit ihm unterhielten und nett waren. Es war nicht so, dass Draco das störte. Er fand es in Ordnung, so wie es war. Ihm war es am Liebsten, wenn er in Ruhe gelassen wurde (was bedauerlicherweise nicht so gut funktionierte, wie er es gerne gehabt hätte).
 

Die Sache war einfach, dass er sich nicht vorstellen konnte, dass sein anonymer Brieffreund besonders erfreut darauf reagieren würde, wenn er erfuhr, dass er sich die ganze Zeit mit Draco Malfoy unterhalten hatte. Er mochte vielleicht kein Problem damit haben, dass er ein Slytherin war, aber Draco konnte sich kaum vorstellen, dass er nicht sofort jeglichen Kontakt zu ihm abbrechen würde, wenn er seine wahre Identität erfahren würde. Er war Draco Malfoy. Der Verräter. Der Todesser. Keiner wollte ihn zum Freund. Schon gar nicht ein Gryffindor.
 

Draco konnte sich selbst nicht erklären, warum ihn der Gedanke so sehr störte. Es war ihm egal, was andere über ihn dachten. Sie sollten ihn nur in Ruhe lassen. Die Einzigen, auf deren Meinung er Wert legte, waren seine Eltern, Blaise und vielleicht noch Daphne. Das Problem war, dass es ihm inzwischen scheinbar auch wichtig war, was irgendein Gryffindor von ihm hielt. Und wie sollte das bitte nicht in einem Desaster enden? Der einzige Weg, einer unweigerlichen Katastrophe zu entgehen, war der, seine Identität geheim zu halten.
 

Es waren genau fünf männliche Spieler in der Gryffindor Quidditchmannschaft. Harry Potter, Dean Thomas, Ronald Weasley, Jimmy Peakes und Ritchie Coote.

Nachdem sie das Gespräch gestern Abend beendet hatten, hatte er die halbe Nacht damit verbracht, darüber nachzudenken, wer von den fünf sein Brieffreund sein könnte. Bei Dracos Glück war es vermutlich wirklich Potter oder Weasley. Er wusste wirklich nicht, welcher von Beiden die schlimmere Alternative war.
 

Draco seufzte und schob seinen Teller von sich.

Es hatte keine Sinn, sich weiter Gedanken darüber zu machen. Er wusste nur, dass er in Zukunft besser darüber nachdenken würde, bevor er irgendwelche Fragen stellte.
 

**
 

„Was machst du da?“

Potter, der gerade auf dem Boden kniete und irgendetwas in der Abstellkammer (?) der Quidditchumkleidekabine zu suchen schien, fuhr herum.
 

„Malfoy“, sagte er überrascht und drehte sich dann wieder um, ohne eine weitere Erklärung.

Draco betrachtete skeptisch Potters Hintern, den dieser ihm gerade frech entgegenstreckte. Er war nicht wirklich interessiert daran, was Potter da machte. Eigentlich hatte er einfach ein paar ruhige Runden auf seinem Besen drehen wollen, bevor das Quidditchspiel losging. Natürlich war ihm das nicht vergönnt und Potter musste ausgerechnet heute zum Frühaufsteher werden.
 

Draco seufzte leise und drehte sich um. Potter ignorierte ihn ausnahmsweise und Draco hatte nicht vor, das in Frage zu stellen. Wenn die Welt ihm an diesem Tag wenigstens einen Gefallen tun wollte, dann war er sicher nicht derjenige, der sich darüber beschweren wollte.
 

„Verdammt!“, fluchte Potter und als Draco einen Blick zu ihm hinüberwarf, stieß dieser sich gerade den Kopf an einem Regalbrett, als er versuchte sich aufzurichten. Draco setzte sich auf eine der Bänke, um seine Schuhe auszuziehen. Er grinste leicht.

Potter kroch noch tiefer in die Abstellkammer.
 

Draco musste leider zugeben, dass er neugierig war. Was genau suchte Potter da drin?

„So ein Mist“, hörte er Potter sagen, „sie müssen doch hier irgendwo sein.“

Draco hasste sich wirklich dafür, aber sein Interesse war geweckt und die ganze Situation schrie einfach danach, dass er sich wenigsten ein bisschen über Potter lustig machte.
 

„So sehr ich es auch genieße, dich endlich da zu sehen, wo du hingehörst – auf dem Boden vor meinen Füßen – dein vulgäres Gemurmel stört meine morgendliche Ruhe“, sagte Draco herablassend.

Potter kroch wieder etwas aus der Abstellkammer heraus, um sich umdrehen zu können. Er warf Draco einen stinkigen Blick zu.

Draco war froh, dass Potter trotz der seltsamen Episode im Krankenflügel gestern immer noch auf seine Provokationen ansprang. Er verstand Potter einfach nicht. Manchmal hatte er schlimmere Stimmungsschwankungen als so manches Mädchen und Draco hasste Potters neugefundene Nettigkeit. Es war gut, ihn ab und an wütend zu sehen. Es erinnerte Draco an früher. Außerdem war er der Einzige, der es schaffte, Potter so wütend zu machen. Für ihn war das auch eine Frage des Stolzes.
 

„Wenns dir nicht passt, dann geh doch einfach wieder“, sagte Potter und sah dabei aus, wie ein beleidigtes Kleinkind, mit dem trotzigen Blick und dem wild in alle Richtungen abstehenden Haar. Es war nicht das erste Mal, dass Draco sich wünschte, einen Kamm zur Hand zu haben.
 

„Natürlich“, antwortete er, immer noch in seiner herablassendsten Stimme, „wenn der große Harry Potter wünscht, dass ich den Raum verlasse, damit er weiterhin auf dem Boden herumkriechen kann wie ein Hauself, dann werd ich das natürlich auch tun.“

Potter verdrehte genervt die Augen.

„Obwohl, wenn ich so darüber nachdenke, dann bleib ich doch lieber hier“, fügte Drace dann gespielt nachdenklich hinzu und grinste Potter überheblich an.
 

Potters Augenbrauen zogen sich zusammen, so als würde ihm etwas zutiefst missfallen. Draco wusste auch was. Mit einem Mal fühlte er sich viel besser.

„Was machst du überhaupt hier?“, murrte Potter schließlich, nachdem er Draco eine Weile einfach nur missmutig angesehen hatte. Sein Blick wanderte zu Dracos Besen und seinen Quidditchsachen.
 

„Mal sehen, ob der Retter der Zaubererwelt dieses schwierige Rätsel auch allein lösen kann“, sagte Draco und hob spöttisch eine Augenbraue.

„Arsch“, murmelte Potter leise und dachte vermutlich, dass Draco ihn nicht verstehen würde. Er blickte Draco düster an.

„Nenn mich nicht so“, sagte er schließlich laut und Draco fand wirklich, dass er das nicht mit einer Antwort würdigen musste. Er blickte Potter nur weiterhin herablassend an. Schließlich seufzte dieser schwer und seine ganze Wut schien mit einem Mal zu verschwinden.
 

Potter senkte den Blick und murmelte irgendetwas unverständliches.

„Was war das, Potter?“, fragte Draco und hoffte, dass er Potter damit ein weiteres Mal provozieren konnte.

Zu seiner immensen Enttäuschung stand Potter jedoch nur auf und kam zu ihm herüber. Er ließ sich neben Draco auf die Bank fallen und seufzte erneut schwer.
 

Es war genau wie gestern im Krankenflügel. Potter saß viel zu nah neben ihm und Draco hatte plötzlich wieder den Geruch von Zimt in der Nasen, der ihm langsam schon zu vertraut wurde und den er bereits mit Potter assoziierte. Es war nicht richtig. Er wollte nichts mit Potter assoziieren.
 

Draco rutschte von ihm weg.

„Ich bin heute morgen voller Panik aufgewacht“, begann Potter und oh, Salazar, er wollte Draco tatsächlich von seinen Problemen erzählen. Potters Bedürfnis nach Körpernähe konnte Draco vielleicht noch akzeptieren (auch wenn er es nicht gut fand, einfach so angefasst zu werden), aber sein Bedürfnis ständig seine Gefühle mitzuteilen, ging eindeutig zu weit.
 

„Mir ist eingefallen, dass ich noch kein Geschenk für mein Patenkind, Teddy, hab.“ Potter blickte verzweifelt zu ihm hinüber. Draco erwiderte den Blick angewidert. Potter konnte doch nicht wirklich erwarten, dass er sich für dessen Probleme interessierte.
 

„Ich hab noch nie ein Geschenk für einen einjährigen Jungen besorgt.“

Potter fuhr sich mit einer Hand durch das Haar und brachte es dadurch noch mehr durcheinander (Draco hätte wirklich nicht gedacht, dass das überhaupt noch möglich war).

Und im Ernst, warum roch Potter ständig nach Zimt? Bestäubte er sich etwa jeden morgen damit?
 

Draco liebte Zimt.

Er blinzelte ein paar Mal und versuchte, sich auf irgendetwas anderes zu konzentrieren, als auf den penetranten Zimtgeruch. Es war gar nicht so einfach.

„Und du glaubst, dass du ein geeignetes Geschenk auf dem Boden einer Abstellkammer findest?“, fragte er schließlich, immer noch leicht benommen.

Verdammt, das hatte er nicht sagen wollen. Jetzt dachte Potter vermutlich, er interessierte sich wirklich für dessen unbedeutende Probleme.

Nähe zu Potter schien Draco dümmer zu machen. Anders konnte er sich die Vorfälle der letzten Tage nicht erklären.
 

Potter seufzte.

„Lach jetzt nicht“, sagte er dann und blickte Draco leicht verlegen an (allein für diese Aufforderung hätte Draco ihn schon auslachen sollen), „aber ich dachte, ich könnte ihm vielleicht eine Schnatz schenken.“

Er blickte zu Boden und begann leicht mit den Füßen zu scharren.

„Mein Patenonkel hat mir einen fliegenden Besen geschenkt, als ich ein Jahr alt war und ich dachte, so ein Schnatz ist klein und golden und kann fliegen...“

Potter brach ab und seufzte erneut. Er sah niedergeschlagen aus und auch ein wenig erbärmlich. Zu recht, wie Draco fand. Er hatte noch nie jemanden so unsinnig und schlecht argumentieren gehört.
 

„Es ist wirklich nicht einfach, ein Patenonkel zu sein.“

Draco starrte ihn immer noch an und ehrlich gesagt, war er mit der Gesamtsituation etwas überfordert. Fragte Potter ihn gerade wirklich um Rat, was sein Patenkind anging?

Draco seufzte innerlich und verfluchte sein Leben. Warum musste ausgerechnet er derjenige sein, der Potter ständig über den Weg lief? Er beschloss, einfach das zu tun, was er am Besten konnte – ehrlich sein.
 

„Okay, Potter“, begann er und versuchte den hoffnungsvollen Blick Potters so gut er konnte zu ignorieren, „zuerst einmal solltest du aufhören, hier rumzuheulen. Es ist nicht nur total erbärmlich und lächerlich, sondern weckt in mir auch ein noch größeres Bedürfnis dich zu verhexen, als ohnehin schon.“

Potter verzog daraufhin nur das Gesicht. Draco blickte ihn herausfordernd an.
 

Als Potter jedoch nichts sagte, fuhr er fort: „Zweitens werden die Quidditchbälle nicht in einer Abstellkammer in den Umkleidekabinen aufbewahrt, sondern in einem gesonderten Raum, zu dem nur Madame Hooch und die Quidditchkapitäne der Häuser Zutritt haben. Im Ernst, wie lange spielst du schon Quidditch und wie lange bist du schon Kapitän? Ich kann zwar nicht sagen, dass ich besonders erstaunt über deinen Mangel an Führungsqualitäten bin, aber ich frage mich wirklich, wie du mit so einem Erinnerungsvermögen deinen Abschluss schaffen willst. Oder ist es nicht dein Erinnerungsvermögen, sondern deine überdurchschnittlich schlechte Auffassungsgabe?“

Draco blickte in fragend an. Potters Augenbrauen zogen sich wieder missmutig zusammen und er verschränkte die Arme vor der Brust.
 

„Und zu guter Letzt hätte ich noch eine Frage; wolltest du wirklich die Schule beklauen? Nicht, dass ich ein Problem damit hätte, aber meldet sich da nicht dein ehrliches Gryffindorherz zu Wort?“

Als er geendet hatte, sah Potter erneut wie in trotziges Kleinkind aus, dem man sein Lieblingsspielzeug weggenommen hatte. Eins musste Draco ihm lassen, darin war er wirklich gut.
 

„Wow, Malfoy“, sagte Potter schließlich griesgrämig, „es ist wirklich erstaunlich, dass jemand soviel reden kann, ohne auch nur einen nützlichen Satz dabei zu sagen.“

Er warf Draco einen beleidigten Blick zu und dieser fragte sich wirklich, ob Potter tatsächlich glaubte, dass ihn so etwas auch nur im Geringsten störte. Er war weitaus schlimmeres gewohnt. Außerdem waren seine Gedanken immer noch seltsam auf Zimt fixiert. Er würde nachher definitiv noch einen Abstecher in die Küche machen.
 

„Und nur zu deiner Information, ich weiß sehr wohl, wo die Quidditchbälle aufbewahrt werden, ich bin kein Idiot“, murrte Potter und Draco schnaubte bei diesen Worten ungläubig. Potter blickte ihn nicht an.

„Ron hat seine Ersatzbälle irgendwo da drin versteckt.“

„Also wolltest du Weasley beklauen?“
 

„Ich wollte überhaupt niemanden beklauen“, rief Potter verzweifelt und warf die Hände in die Luft, „es war ohnehin eine dumme Idee.“

Draco hob erneut eine Augenbraue und blickte Potter zweifelnd an. Er wusste wirklich nicht, warum dieser sich noch mit ihm unterhielt.

„Wenn du die Idee meinst, einem Kleinkind einen kleinen, runden Ball zu schenken, den es sich in den Mund stecken und an dem es ersticken kann, dann stimme ich dir in diesem Fall ausnahmsweise zu.“
 

Draco fand, dass es viel über Potters jetzigen Zustand aussagte, dass er daraufhin nur seufzte und sich verzweifelt mit beiden Händen durch die Haare fuhr und nicht einfach aufstand und ging. Draco fand allerdings auch, dass Potter sich nicht ständig mit den Händen durch die Haare fahren sollte, denn das trug keinesfalls zu einer Verbesserung seiner Frisur bei.
 

„Ich hab einfach keine Ahnung von Kindern!“

Potter vergrub das Gesicht in den Händen. Draco fragte sich, warum Potter sich überhaupt so viele Gedanken über ein einfaches Geschenk machte und auch, wie lange er dieses Gespräch noch ertragen musste.
 

„Schenk ihm doch einfach einen Teddy“, sagte er und grinste leicht. Sicher, es war ein schlechter Scherz, allerdings war das dieses Gespräch auch.

Potter hob den Kopf und blickte ihn ungläubig an.

„Hast du das gerade wirklich gesagt?“

„Ach, halt die Klappe“, antwortete Draco nur.

„Wow“, sagte Potter leise.

Draco verdrehte die Augen.
 

„Hör zu, Potter“, sagte Draco genervt, „ich weiß wirklich nicht, wie du darauf kommst, dass ich Ahnung von Kindern hätte, geschweige denn, dass ich mich auch nur irgendwie für deine Probleme interessiere.“

Draco beobachtete, wie Potters Gesichtsausdruck von leicht amüsiert und ungläubig, zu missfallend und unzufrieden wechselte. Er runzelte die Stirn. Typisch Gryffindor! Keine Kontrolle über ihre Emotionen und schon gar nicht, über ihre Gesichtszüge.
 

„Aber“, fuhr Draco fort, bevor Potter etwas, zweifelsohne erneut dummes, sagen konnte, „als meine Cousine letztes Jahr ein Kind bekommen hat, hat Mutter ihr ein singendes Mobile geschenkt. Gesang wirkt scheinbar beruhigend auf Kinder. Keine Ahnung.“

Draco hoffte wirklich, dass das Gespräch jetzt beendet war, denn das war alles, was er zu dem Thema beisteuern konnte. Außerdem fand er sowieso, dass er Potter schon mehr geholfen hatte, als man von ihm hätte erwarten können. Er war sich sicher, dass der Geruch von Zimt irgendwie eine beruhigende Wirkung auf ihn hatte und er deswegen so hilfsbereit war.
 

Potter sprang plötzlich auf.

„Das ist eine großartige Idee“, rief er aufgeregt, „ich muss sofort mit Hermine reden.“

Ohne Draco noch eines Blickes zu würdigen, ging Potter schnellen Schrittes hinüber zur Tür.

Draco schätzte es wirklich nicht besonders, einfach so ignoriert zu werden, nachdem er so hilfsbereit gewesen war.
 

Er blickte düster auf Potters Rücken und hoffte, dass dieser stolpern und sich das Genick brechen würde.

Soviel zur hochgelobten Gryffindor Freundlichkeit. In Wahrheit waren sie doch kein Stück besser als Slytherins. Eigentlich waren sie sogar noch schlimmer. Slytherins waren wenigstens ehrlich und spielten den Leuten nicht vor, dass sie ja ach so nett und freundlich seien, nur um dann bei der nächsten Gelegenheit davonzurennen, wenn man ihnen geholfen hatte, ohne auch nur das geringste Zeichen von Dankbarkeit zu zeigen.
 

Potter war schon durch die Tür gegangen, als er nochmal stehen blieb und sich umdrehte. Auf seinem Gesicht lag ein so strahlendes Lächeln, dass Draco begann sich leicht unwohl zu fühlen. Niemand blickte ihn jemals so an. Es war verstörend.
 

„Danke, Draco“, sagte Potter aufrichtig und verschwand dann.

Draco blickte sprachlos auf die Stelle, an der Potter eben noch gestanden hatte.

Irgendetwas lief hier definitiv falsch. Draco musste sein Verhalten Potter gegenüber dringend überdenken, wenn dieser jetzt schon anfing ihn beim Vornamen zu nennen und auch noch dachte, dass das in Ordnung war.

Das merkwürdige, warme Gefühl in seiner Magengegend, versuchte Draco so gut es ging zu ignorieren.
 

**
 

„Wo warst du den ganzen Morgen?“, fragte Blaise vorwurfsvoll, als Draco sich zwei Stunden später am Frühstückstisch zufrieden neben ihn setzte.
 

„Unterwegs“, antwortete Draco entgegenkommend, während Blaise ihn misstrauisch musterte. Nach einem guten Flug fühlte Draco sich immer wie neu geboren.
 

„Ich kenne diesen zufriedenen Gesichtsausdruck“, sagte Blaise schließlich.

Daphne, die ihnen gegenüber saß, blickte sie interessiert an.

„Sex?“, fragte sie und obwohl Draco es gewohnt war, anzügliche und obszöne Kommentare zu hören (schließlich war Blaise sein bester Freund), so war er doch etwas schockiert, so etwas aus Daphnes Mund zu hören. Normalerweise war sie nicht so... direkt.
 

Blaise schüttelte den Kopf.

„Nein. Glaub mir, wenn das der Fall wäre, dann hätte er diese glasigen Augen und sein selbstzufriedenes 'ich bin der Größte und ich hab auch den Größten' Grinsen im Gesicht.“
 

Draco verpasste ihm einen Tritt gegen das Schienbein.

„Halt die Klappe, Blaise. Du hast doch keine Ahnung.“

Er schenkte sich ein Glas Kürbissaft ein und beobachtete zufrieden, wie Blaise sich leicht grummelnd das Schienbein rieb.
 

„Ich hab keine Ahnung?“, fragte er dann und warf Draco einen leicht düsteren Blick zu, „sag mir, wenn ich falsch liege, aber ich bin mir sicher, dass du heute morgen schon auf einem Besen geritten bist. Und nein, meine lieben Freunde, das war kein Euphemismus.“

Er grinste und zwinkerte Daphne zu. Manchmal hasste Draco ihn wirklich dafür, dass er nie lange schlechte Laune hatte. Selbst wenn Draco ihn beleidigte oder trat, dann war sein Ärger darüber schon nach wenigen Sekunden wieder verflogen. Draco wusste wirklich nicht, warum er mit Blaise befreundet war.
 

Daphne lachte und Draco verpasste Blaise einen erneuten Tritt. Er hatte es verdient.

„Schade“, sagte Daphne und ignorierte die bösen Blicke, die die beiden sich zuwarfen, „und ich dachte schon, es gibt Neuigkeiten von deinem geheimen Verehrer.“
 

„Er ist nicht mein Verehrer“, entgegnete Draco sofort und wandte den Blick von Blaise ab, der ihm gerade die Zunge rausstreckte, wie der fünfjährige Junge, der er nun mal war, um stattdessen Daphne finster anzublicken, „und wir sind auch keine vom Schicksal füreinander bestimmte Liebende oder durch unglückliche Umstände voneinander getrennte Seelenverwandte.“

Es war wirklich traurig, dass Draco sich diese Dinge nicht gerade einfach ausgedacht hatte, sondern dass dies wirklich Beschreibungen waren, die Daphne bereits verwendet hatte. Er hatte wirklich keine Ahnung, wo sie solche Dinge her hatte und um ehrlich zu sein, wollte er es auch gar nicht so genau wissen. Es konnte sich schließlich nur um außerordentlich schlechte und kitschige Literatur handeln.
 

Daphne lächelte ihn daraufhin nur wissend an. Draco verdrehte die Augen.

„Also?“, fragte sie schließlich.

„Ja, also?“, schloss sich Blaise sofort an und beugte sich zu Draco herüber, um sein Kinn auf dessen Schulter abzulegen.

„Raus mit den schmutzigen Details. Ich hab genau gesehen, dass du gestern Nacht noch mit ihm geschrieben hast und das, obwohl du schon längst hättest schlafen sollen.“ Blaise machte ein missbilligendes Geräusch und Draco versuchte ihn wegzuschieben. Wie immer ohne Erfolg.
 

Blaise seufzte.

„Sie werden so schnell erwachsen. Gestern hat er noch unschuldig Blumen im Garten gepflückt und heute schreibt er nachts schmutzige Briefchen mit einem Gryffindor und macht dabei Merlin weiß was mit seiner rechten Hand.“

Blaise beeilte sich daraufhin, von Draco wegzurutschen, damit dieser ihn nicht wieder treten oder irgendwie anders handgreiflich werden konnte. Draco warf ein Stück Brot nach ihm.
 

„Wirklich, Blaise, es erstaunt mich immer wieder, wieviel Schwachsinn du erzählen kannst. Bei dir ist es fast schon eine Kunst.“

Blaise grinste und deutete eine Verbeugung an. Er rutschte wieder näher zu Draco hinüber.
 

„Es ist wirklich Schwachsinn“, pflichtete Daphne ihm bei, „wann hat Draco jemals Blumen gepflückt.“

Als Draco ihr daraufhin einen verratenen Blick zuwarf, lächelte sie nur unschuldig und zwinkerte ihm zu. Blaise begann zu lachen.
 

„Ich hasse euch beide“, sagte Drace nur und warf ein weiteres Stück Brot auf Blaise, „ich hoffe, ihr wisst das.“
 

Daphne lächelte immer noch.

„Natürlich wissen wir das, Draco“, antwortete sie und Draco dachte wirklich nicht, dass sie das tat, „und jetzt erzähl uns endlich, was es Neues gibt.“

Komischerweise war Draco wirklich nicht mehr in der Stimmung, ihnen noch irgendetwas zu erzählen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  seiyerbunny20
2013-08-13T17:50:22+00:00 13.08.2013 19:50
Oh Mann das wahr ja was mit Harry und den Brief und dann der schreiende und das beide net wissen das es draco Harry schreibt und Harry Draco und dann die Einladung von Mis.malfOy hast du Super gemacht mach wieder so und bin gespannt was noch alles passiert
Von:  Soukaina
2012-10-15T12:44:51+00:00 15.10.2012 14:44
Oh man, schreib bloß schnell weiter, habe die FF am WE wieder auf meiner Liste gefunden und finde sie einfach total toll und will jetzt wissen, wie es weiter geht :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D

Lg Souka
Von: abgemeldet
2011-12-24T00:14:31+00:00 24.12.2011 01:14
Oh Gott xDDDD ich kann mir das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht wischen xDD
Dray ist schon soooo nah dran und Harry noch meilenweit entfernt xDDD
Und das mit dem Zimt... einfach nur herrlich xDD
Das Kapitel ist wieder mal wundertoll <3

Ich wünsche dir auch wundervolle Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr! Dann bis zum nächsten Kapitel :D

Yuki♥
Von:  -Rina-
2011-12-23T17:34:02+00:00 23.12.2011 18:34
Wieder ein tolles Kapitel
allerdings ist mir grad was aufgefallen du schriebst „Zweitens werden die Quidditchbälle nicht in einer Abstellkammer in den Umkleidekabinen aufbewahrt, sondern in einem gesonderten Raum, zu dem nur Madame Pomfrey und die Quidditchkapitäne der Häuser Zutritt haben." äh? Madame Pomfrey, die Medizinhexe?? Ich denke du meintest Madam Hooch oder?
Also ich mein was will ne Medihexe mit Quidditschbälle XDD
Von:  Kagomee16
2011-12-22T15:20:20+00:00 22.12.2011 16:20
hach ja^^
das wird ja langsam echt amüsant^^ wie die beiden so um einander herumschleichen^^
bin echt gespannt aufs nächste kapi^^

wünsche dir auch schöne feiertage^^

lg kagomee16
Von:  Ms_Seidenhaar
2011-12-22T14:56:15+00:00 22.12.2011 15:56
Tolles Kapi :)
Bald hat Dray die Identität "seines" Gryffindors raus und Harry ist noch nicht mal nahe dran...
Ich musste bei dem Gespräch von Dray mit Blaise und Daphne dauerhaft grinsen :D

Von: abgemeldet
2011-12-22T12:22:43+00:00 22.12.2011 13:22

Draco ist ja schon ziemlich nahe an der Identität seines Schreibpartners dran *g* Eigentlich belügt Draco sich noch immer ständig selbst. Denn auch wenn er und Harry wirklich grundverschieden sind, kann er ihn eigentlich doch leiden (denke ich) - schließlich kann er sich mit Blaise und Dpahne ja auch rumärgern und ist mit ihnen befreundet ;)


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