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Wenn die Kirschblüten fallen

es geht weiter! bitte durchlesen (:
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Kapitel 12 - Zwei Seelen finden sich am Ende der Vergangenheit

Hei ^^ da bin ich wieder ^^ ohne umschweifungen: viiiel spaß beim lesen (; LG Jakey
 

Kapitel 12 – Zwei Seelen finden sich am Ende der Vergangenheit
 

„Hey, ist alles okay bei dir?“, fragte ich besorgt. Er kniff ein wenig die Augen zusammen und sah zu mir hoch. „Wie geht’s dir denn?“, stellte er mir sorgsam eine Gegenfrage. „Mir würde es besser gehen, wenn du es zuerst sagst.“ „Geht eh wieder. Aber jetzt sag' mir bitte wie es dir geht“, forderte er sanft. Ich sah ihn leicht bedrückt an, wandte jedoch meinen Blick ab und starrte geknickt aus dem Fenster. „Das wird wieder“, meinte ich und lächelte ihn sanft an. Taichi stützte sich am Bett ab, setzte sich auf, wandte seinen Kopf nach rechts in meine Richtung und versuchte aus meinen Augen schlau zu werden. „Was ist passiert? Wem bist du begegnet, der dir weh getan hat?“ „Meinem Vater. Chavimon hat eingegriffen und ist zu Lavimon digitiert. Er hat mich hierher gebracht und anschließend dich geholt.“ Tai lächelte mich sanft an und legte einen Arm um meine Schultern. „Mach dir keine Sorgen, den siehst du so schnell sicher nicht wieder. Lavimon, ich und all meine Freunde und deine Freundinnen stehen hinter dir. Wir werden uns um ihn kümmern. Du kannst uns vertrauen.“ „Kann ich dir denn vertrauen?“ „Ja.“ „Würdest du mir alles sagen, egal, was ich wissen will?“ „Ja.“ „Wieso sagst du mir nicht, was du dir zum Geburtstag wünschst?“ „Willst du das wirklich wissen?“ „Ja.“ „Es ist keine schöne Geschichte.“ „Ich werde das schon packen.“ „Okay“, stimmte er mit ein, nahm seinen Arm von meinen Schultern und setzte sich neben mich an die Bettkante. Er krallte sich leicht ins Laken, sein Blick war zu Boden gerichtet. Seufzend begann er mit seiner Erzählung. „Es war vor ca. einem Jahr. Ich hatte Streit mit meiner Schwester Kari gehabt. Sie wollte mir unbedingt eine Freude machen, doch ich wollte nicht, dass sie ihre Sparnisse für mich ausgibt. Meine Eltern haben Kari mit dem Auto mitgenommen, während ich mitten in einem entscheidenden Fußballspiel war. In der Halbzeit hab ich erfahren, dass sie in einen Regensturm gekommen waren und in einem Autounfall ums Leben kamen. Ich stand komplett neben mir, war gar nicht richtig bei der Sache. Von der Polizei erhielt ich das Geburtstagsgeschenk von Kari. Es war ein Polster mit der Aufschrift: Alles Gute zum Geburtstag Tai. Dann war da noch ein T-Shirt auf dem Kari und ich abgebildet waren. Ein Brief war auch dabei. Darin stand: Es tut mir Leid Taichi. Ich wollte dir eine Freude machen, denn du bist der beste und liebste Bruder den man sich nur wünschen kann. Ich hasse es mit dir zu streiten. Ich wünsche dir von ganzem Herzen alles Gute und Liebe zum Geburtstag. Am selben Tag machte Natalie, meine damalige Freundin, mit mir Schluss, weil sie was mit Tyler angefangen hatte. Ich hatte mich nie bei meiner Schwester entschuldigen können, geschweige denn bedanken. Seit dem Tod meiner Familie, war ich nicht mehr derselbe. Ich bin nicht stolz darauf, was in der Vergangenheit passiert ist. Ich gebe zu, ich habe viele Fehler gemacht. Ja, ich hab mich an Lexi rangemacht, als du weg warst. Als du dich nicht gemeldet hast, hab ich gedacht, du bist für immer weg. Ich weiß, dass es falsch war, was mit Lexi anzufangen. Zu deinen Freundinnen hab ich kaum Kontakt gehabt und meine besten Freunde waren nicht da. Ich hatte Angst zu sterben, wenn ich dich nicht wiedersehe. Ich zerbrach immer mehr. So weit weg von dir, ohne eine Ahnung, wie es dir geht, was passiert war und so weiter. Lexi war nur meine Schulter zum Anlehnen. Ich hab ihr von Anfang an gesagt, dass ich sie nur zum reden brauche und die anderen haben daraus gleich geschlossen, dass wir zusammen sind. Da ich niemals, außer denen, denen ich vertraue, meine verletzliche Seite zeige, spielten Lexi und ich da mit. Nur damit die anderen Ruhe gaben. Wir waren nie zusammen, wir empfanden bzw. empfinden nichts füreinander. Als ich dich Tag für Tag dort oben unter diesem Baum sitzen sah, hast du mir etwas gegeben, dass ich verloren hatte: Hoffnung. Als wir uns kennenlernten, wusste ich, dass ich dich nie wieder gehen lassen kann. Ich versuchte dir überall hin zu folgen und dich zu beschützen. Dragoylemon war auch immer in deiner Nähe. Als du weg warst, konnte ich kaum noch schlafen. Hatte jeden Tag gebetet, dass du wiederkommst. Ohne dich fehlte hier was. Ich verstand deinen Schmerz, weil du die Wahrheit nicht kanntest. Glaub mir bitte, ich könnte dir niemals weh tun. Jedes Mal wenn ich dich traurig sah, bedrückt, weinend, zerbrach mein Herz aufs Neue. Wenn ich dich verletzte, verletzte ich auch mich. Ich habe alles verloren, was mir wichtig war und ich will dich um keinen Preis und nichts Unheilvolles auf dieser Welt verlieren. Denn du besitzt etwas, was noch nie jemand besessen hat: Mein Herz. Jedes Mal, wenn du weg warst, fühlte ich mich wie ein Vogel, der nicht fliegen kann. Ich bin dir jedes Mal hinter her. Wenn ich dich nicht fand, wurde ich panisch, wusste nie, ob du zurückkehren würdest. Casey, du bist alles auf dieser Welt, dass mir hilft weiterzuleben. Ich kann nicht ohne dich.“ Gebannt hatte ich ihm gelauscht, spürte seinen Schmerz, wusste endlich, was los war. Taichi starrte noch immer zu Boden, rührte sich nicht. Vorsichtig legte ich meine linke Hand auf seine verkrampfte Rechte. „Taichi, mein Vater hat meine Mama jeden Tag mit einem Messer attackiert. Ich stellte mich immer vor sie, wollte sie beschützen. Dragoylemon wusste über alles Bescheid. Doch nicht einmal sie konnte etwas ausrichten. Als ich in einer regnerischen Vollmondnacht nach Hause kam, sah ich, wie mein Vater meine Mama ermordete. Er verschwand und ich blieb allein mit Dragoylemon im Haus. Aus Angst und Trauer zeichnete ich meine Mama, um sie nie zu vergessen und sie immer anzusehen, so wie ich sie gesehen hatte. Geschwister hab ich keine. Als meine Mama gestorben ist, hab ich erfahren, dass sie schwanger war. Das Kind starb. Als ich meinem Vater gestern begegnet bin, hab ich erfahren, dass er Jay auf mich gehetzt hat, als ich in Europa war. Jay war es auch, der Dragoylemon getötet hat. Außerdem hat mich mein Vater verfolgt. Schließlich kehrte ich hier her zurück. Was mit meiner Oma geschehen ist, weiß ich nicht. Es heißt sie wurde verletzt und verschleppt, aber sicher ist es nicht. Ich war fix und fertig, als Dragoylemon unauffindbar war. Ich wünschte mir, du wärst hier, bei mir. Erzählst mir irgendeine verrückte Geschichte oder heiterst mich mit einer frechen Aussage auf. Am meisten wollte ich deine Nähe, wollte dein Lächeln sehen, wollte, dass du mich in deine Arme nimmst und mir sagst, dass alles wieder gut wird. Aber ich war allein, ganz allein, in meiner damaligen Heimatstadt, hab in einem Haus gelebt, dass nicht mehr mein Zuhause war, habe Leute gesehen, die mir nahe standen, doch sie waren nur Fremde. Als ich dich mit Lexi gesehen hab, war ich furchtbar verletzt und war wieder ganz allein. Du wärst der Einzige, der mich je verletzen könnte. Aber ich will nicht ohne dich sein. Als ich dich zum ersten Mal sah, schien wieder die Sonne für mich. Klar, Tyler hat mich reingelegt. Er wollte nur das Eine. Alle haben mich vor ihm gewarnt, aber es kam, wie es kommen musste. Dragoylemon hat eingegriffen und ihn verletzt. Ja, sie hat dich auch verletzt, aber sie konnte es nicht leiden, wenn sich wer prügelte. Außerdem wollte sie, dass du ihr zuhörst. Sie war manchmal echt ungeduldig und fühlte sich schnell mal genervt. Es tut mir leid, was dir widerfahren ist. Ich kann dich verstehen. Ich weiß, ich sollte nicht immer einfach so verschwinden, aber das hat mir immer geholfen. So kann ich über alles nachdenken. Jedes Mal, wenn wir getrennt waren, hatte ich Angst um dich. Ich wollte nicht dich auch noch verlieren. Denn du bist zur Zeit der wichtigste Mensch auf dieser Welt für mich.“ Ich senkte meinen Kopf, spürte wie ein paar Tränen auf meine Hose tropften. Tai sagte immer noch nichts. Es war plötzlich ganz still um uns herum. Eine Weile saßen wir stumm nebeneinander verarbeiteten die Worte, die wir geteilt hatten. Mein Kopf war leer, ich starrte an irgendeinen Punkt, während ich in eine Art Hülle fiel, sodass ich um mich herum nichts mehr mitbekam. Aus dieser wurde ich jäh rausgerissen. Sanft schlangen sich seine starken Arme um meinen Körper. Seinen Kopf lehnte er an meine Brust. Ich umschlang seine Taille. Meinen Kopf legte ich auf seinen. Wir schlossen beide unsere Augen und blieben in dieser Position. Es war als würde die Zeit still stehen. Kein Geräusch, bis auf unser leises Atmen. Mein Herz schlug schnell. Schließlich setzte er sich ein wenig auf, ohne mich loszulassen. Tai hob mich auf seinen Schoß und lehnte meinen Kopf an seine Brust, während er behutsam mit einer Hand über meine Haare streichelte. Ich hatte meine Arme um seinen Oberkörper. Sein Herz schlug im selben Rhythmus wie meines. Unregelmäßig. Lavimon und Agumon saßen vor der Tür und hatten unser Gespräch belauscht. „Das ist das erste Mal, dass Tai offen geredet hat“, begann der orangene Dino. „Und ich verstehe jetzt, was Casey durchmachen musste. Ich fühle mich ihr schon viel näher. Ich möchte für immer an ihrer Seite sein und kämpfen. Komm wir sollten woanders hingehen. Sie wollen sicher ihre Ruhe“, meinte der große, rote Wolf, deutete Agumon mit dem Kopf, dass er mitkommen solle und gemeinsam schlenderten sie ins Wohnzimmer und sahen leise fern.
 

Am nächsten Tag machten Taichi und ich uns auf den Weg zum neuesten Wasserpark. Dort wollten wir uns mit Freddy, Mila, Lila und Benji treffen. Meine beiden Freundinnen warteten schon auf uns. Wir redeten eine Weile hin und her, bis Benji auftauchte. Wir alle begrüßten uns freudig. Bevor wir unseren Eintritt bezahlen konnten, hielt Freddy schlitternd neben uns. „Freddy, was für eine Überraschung, dass du auch noch kommst“, grinste Benji ihn an. „Sorry, ich hab verschlafen“, grinste der Blauhaarige verlegen und begrüßte zuerst uns Mädels und dann seine Kumpels. Die Jungs bezahlten den Eintritt und schon waren wir drinnen. Meine Freundinnen und ich machten uns auf den Weg zu unseren Gaderoben, während unsere Begleiter für uns alle ein nettes Plätzchen suchten. Nachdem meine Mädels und ich uns umgezogen hatten, führten wir unsere neuen, heißen Bikinis den Jungs vor. Lila hatte einen pink-schwarzen Monokini mit Tigermuster an. Mila trug einen hellblauen Neckholder-Bikini mit hellviolettem, abstraktem Blumenmuster, an dessen Höschen weiterer Stoff angebracht war, sodass es einem ganz kurzem Minirock ähnelte. Ich hingegen hatte einen giftgrünen Leoparden- und Tigermuster Bikini, mit einem hervorhebenden Oberteil, dass ein wenig länger war und einer Hotpants als Unterteil an. Freddy und Benji staunten nicht schlecht. Sie bekamen beide große Augen und brachten anfangs kein Wort über die Lippen. „Ihr … seid so heiß“, sabberte Freddy schon fast. Lila setzte einen leichten Schmollmund auf. Sofort stand der Blauhaarige auf grinste die Schwarzhaarige an und zog sie an sich ran. „Du schaust wirklich sexy aus. Du hast einen hübschen Körper, aber gegen dein Gesicht und deine glänzenden Augen ist der eher nebensächlich“, flüsterte Freddy keck. Lila lächelte verlegen und lief leicht rot an. Sie gab ihm einen schüchternen Kuss auf die Wange. Nun wurde auch er leicht rot. Beide kicherten nervös und lächelten sich süß an. Benji war ganz und gar von Mila begeistert. „Dass du sportlich bist, wusste ich, aber so im Bikini bist du echt unwiderstehlich“, kommentierte der Braunhaarige. „Dankeschön, aber dein Körper ist auch nicht ohne“, zwinkerte sie ihm zu. „Hey Jungs, bevor ihr hier hier zu sabbern anfängt, wo habt ihr Taichi gelassen?“ „Was? Wer ist Taichi?“, fragte Freddy verwirrt. Benji verpasste ihm einen Schlag auf den Hinterkopf. „Ah, oh, Tai, äh“, stammelte der Blauhaarige. Ich kicherte vor mich hin und die anderen, bis auf Freddy, fielen mit ein. „Ich glaube, er wollte was zu trinken holen“, antwortete Benji. „Hey Leute, hier bin ich wieder. Ich wusste nicht, was ihr wolltet, also hab ich einfach eine große Flasche Lem- ...“, verkündete Tai, als er zu uns stieß. Doch mitten im Satz hielt er inne und starrte mit offenem Mund vor sich hin. Fragend blickte ich zu meinen Freunden, die nur die Schultern zuckten. „Hey Taichi? Hallo?“, versuchte ich es, aber es half nichts. Hilfesuchend wandte ich mich an die anderen. „Tai? Erde an Tai, bitte kommen!“, rief Benji und wedelte mit seiner Hand vor dessen Gesicht herum. Als selbst das nichts half, probierte es der Blauhaarige. „Gratis Fußballer-Autogramme!“, brüllte Freddy in das Ohr vom Braunhaarigen. „Was!“, erwachte Tai aus seiner Starre und ließ die Flasche los. „Au, au, au“, jammerte er und hüpfte herum. „Hat geklappt“, grinste Freddy schulterzuckend. „Wo gibt’s jetzt diese Fußballer-Autogramme?“, fragte der Braunhaarige und schaute sich suchend um. Freddy verfiel in schallendes Gelächter, ging zu ihm hin und legte freundschaftlich einen Arm um seine Schultern. „Tai, so ganz unter uns, weshalb bist du in eine Starre gefallen? Man konnte schon richtig sehen, wie du gesabbert hast“, flüsterte der Blauhaarige grinsend. „Ich weiß nicht, was du meinst“, meinte der Braunhaarige unschuldig. „War es wegen Casey?“, bohrte Freddy nach und betonte meinen Namen extra eindringlich und verführerisch. Daraufhin träumte Tai wieder vor sich hin. „Erwischt“, grinste Freddy überlegen. „Okay, Lila, Mila, Benji, kommt ihr mit in den Pool?“, fragte der Blauhaarige geheimnisvoll und zwinkerte ihnen zu. „Oh ja, gehen wir!“, war Mila schon Feuer und Flamme, schnappte sich Benji und eilte mit ihm voraus. Freddy nahm Lila an der Hand und führte sie hinter den anderen her. „Was hast du jetzt wieder vor?“, flüsterte die Schwarzhaarige ihm zu. „Abwarten“, kicherte der Angesprochene leise vor sich hin. „Hey! Wo kriegt man jetzt diese gratis Fußballer-Autogramme?“, rief Tai Freddy hinter her. „Freddy hat dich reingelegt“, erklärte ich ihm. „Du hast dagestanden als wärst du zur Salzsäule erstarrt.“ Taichi nickte nur, gab aber keine Antwort. „Alles okay bei dir?“ „Ja, gehe du schon mal vor. Ich komme gleich nach“, meinte der Braunhaarige, sah mich allerdings nicht an. „Okay, wir sehen uns“, sagte ich leicht geknickt und folgte langsam dem Weg der zum Pool führte.
 

„Hey Leute“, begrüßte ich wenig begeistert meine Freunde, die sich schon im Pool tummelten. „Willst du nicht auch in den Pool?“, fragte mich Mila. „Ne, das Wasser ist so kalt und es ist noch nicht warm genug“, entgegnete ich. Freddy nahm Lila und schwamm mit ihr, von mir aus gesehen, auf die linke Seite, während Benji mit Mila auf die rechte Seite schwamm. „Was macht ihr da?“, wollte ich verständnislos wissen. „Falls ihr glaubt, dass ich jetzt da reinspringe, da habt ihr euch so was von gei-aaaht!“, änderte ich meinen Satz. Bevor ich nur irgendwas hätte tun können, wurde ich plötzlich mitgerissen und landete im kalten Wasser. Prustend und keuchend tauchte ich wieder auf. Mein Herz hämmerte wie wild in meiner Brust. „Oh mein Gott!“, rief ich aus. „Danke, dass du mich als Gott bezeichnest“, grinste er frech, nachdem er neben mir aufgetaucht war. „Du … du hast mich fast zu Tode erschreckt!“ „Nur fast?“, fragte er unschuldig und hob eine Augenbraue. „Taichi, sieh mal da! Deine Lieblingsfußballmannschaft!“, rief ich und zeigte hinter ihn. „Wo, wo?!“, fragte er begeistert und drehte sich um. Ehe er sich versah, hatte ich ihn untergetaucht. Nach kurzer Zeit tauchte er wieder auf. Überlegen grinste ich ihn an. Darauf lächelte er mich liebevoll von unten aus an. Behutsam zog er mich an sich ran und begann mich sanft zu küssen. Unseren vier Freunden wurde das zu dumm und tauchten uns unter. So begannen wir uns gegenseitig zu versenken. Meine Freundinnen und ich versuchten immer wieder die drei Jungs unter Wasser zu bekommen. Doch die konnten jede unserer Bewegungen „vorhersagen“. Aus diesem Grund versteckten wir uns unauffällig hinter ihnen und schafften es so sie zu versenken. Wir sechs fuhren auch mit den verschiedensten Wasserrutschen, die es in diesem Wasserpark gab. Diese konnte man aber nur in einem dafür vorgesehenem Boot runterrutschen. Wir hatten jede Menge Spaß. Langsam aber sicher wurde es immer dunkler. Mit der Zeit wurde die Luft kühler. Aus diesem Grund beschlossen wir unsere Sachen zusammenzupacken und uns umzuziehen. Als Mila, Lila und ich in der Mädchen-Umkleide verschwanden, redeten wir über den Tag. „Woah, in diesem Wasserpark geht echt die Post ab. Wir sollten echt öfters herkommen“, begann die Blauhaarige. „Ja, auf jeden Fall! Aber ich bin echt alle. Spaß hin oder her, aber wenn man bedenkt, dass wir hier schon den ganzen Tag sind, freue ich mich schon aufs Bett“, antwortete Lila. „Ihr habt recht. Es hat sich wirklich ausgezahlt, dass wir hergekommen sind. Man konnte euch beiden richtig ansehen, wie sehr ihr das tolle Badewetter genossen habt“, grinste ich die beiden an. Gespielt verwirrt sahen sich Mila und Lila an. „Was meinst du?“, fragte die Schwarzhaarige. „Ich weiß, wie ich geschaut hab, als Taichi da ohne T-Shirt mit freiem Oberkörper vor mir gestanden hat. Mir ist die Luft weggeblieben und ich konnte ihn nur noch mehr anstarren.“ „Oh ja, ich weiß genau was du meinst, so ging es mir mit Freddy. Ich könnte ihn den ganzen Tag anstarren. Ich bin echt froh, dass ich jemanden wie ihn hab. Da weiß ich ganz genau, dass er mich beschützt, egal was kommen mag.“ „Benjis Körper ist der Wahnsinn. Ich kann euch beiden nur zustimmen. Wir haben wahnsinniges Glück die drei als Freunde zu haben.“ Nachdenklich blickte ich zu meiner Freundin. Ja, ich freute mich sehr, Taichi an meiner Seite zu haben. Doch nun gab es zwei Männer, die für mich ins Feuer gehen würden. Sie würden beide alles für mich tun und mich überall hin begleiten, egal wo es mich auch immer hinzog. Der eine war mein Freund Taichi. Der andere war mein Digimonpartner Lavimon. Beide waren treu bis aufs Äußerste und würden mich nie im Stich lassen. Nachdem meine Freundinnen und ich uns umgezogen hatten, trafen wir uns mit unseren Begleitern vorm Eingang wieder. Ich fröstelte ein wenig, da ich schon relativ müde war. Ich kuschelte mich zu Taichi, der mich dann auch trug, als ich nicht mehr gehen konnte. Wir redeten kaum miteinander, genossen die Gegenwart des jeweils anderen. Schon bald war ich in seinen Armen eingeschlafen. Als wir bei seinem Haus ankamen, legte er mich in sein Bett. Lavimon kuschelte sich zu mir, wärmte mich und passte auf mich auf. Tai hingegen sah mit Agumon noch fern. Eine Weile saßen sie stumm nebeneinander auf dem Sofa und starrten in die Glotze, die irgendeinen Film zeigte. Schließlich gab es eine Werbepause. „Tai?“ „Hm?“ „Alles okay bei dir?“ „Ja und bei dir?“ „Auch. Willst du über irgendwas reden?“ „Ich hab Casey erzählt, was vor einem Jahr passiert ist.“ „Das ist gut. So konntet ihr euch mal aussprechen.“ „Mhm. Meinst du sie ist gerne hier?“ „Ich finde schon. Vielleicht vermisst sie Dragoylemon oder ihre Oma?“ „Das hab ich mir auch schon gedacht. Weißt du, Casey ist wirklich sehr sportlich und hübsch.“ „Stimmt was nicht?“ „Heute hab ich sie zum ersten Mal richtig gesehen.“ „Wie meinst du das?“ „Na ja, ich hab ihren ganzen Körper gesehen und nicht nur ihr Gesicht oder Oberarme oder so.“ „Und?“ „Sie hat viele Narben, von denen ich bisher nichts wusste. Viele alten Schnitte erkennt man an ihren Unterarmen, Handgelenken und auch Händen. Einige sind sehr tief andere wieder schauen so aus, als hätte sie noch ziemliches Glück gehabt. Sie enden ganz knapp vor Pulsadern und Hauptvenen in den Armbeugen. Sie hat viel durchmachen müssen in ihrer Vergangenheit. Ich wünschte ich könnte sie von dieser Last befreien. Ihr Hoffnung schenken, auf eine gute Zukunft.“ Agumon antwortete nichts mehr darauf. Die beiden Partner ließen das so im Raum stehen. Keiner von ihnen würde heute darauf zurück kommen. Wortlos schauten sie den Film weiter, hingen jeweils ihren eigenen Gedanken nach. Lavimon hatte heimlich ihr Gespräch belauscht. Besonders konzentrierte er sich auf Tai. So ganz wurde das Digimon nicht aus ihm schlau. Die Worte des 19-Jährigen hatten viel Gefühl enthalten. Doch der rote Wolf, war sich sicher, dass Tai irgendwas verbarg. Normal waren die Auren, die Lavimon wahrnehmen konnte, klar und leicht zu entdecken. Aber bei dem Braunhaarigen stand er vor einem Rätsel. Das Wolfsdigimon beschloss sich Hilfe zu holen. Außerdem würde er Tai weiterhin beobachten und versuchen ihm etwas zu entlocken.
 

Ich öffnete meine Augen und starrte an die Decke. Im Zimmer war es still. Niemand außer mir lag im Bett. Ich war überhaupt die Einzige zwischen diesen vier Wänden. Mir gingen so viele Gedanken im Kopf herum, dass ich gar nicht wusste, mit welchem ich mich zuerst befassen sollte. Ich dachte an den gestrigen Tag zurück. Wir sechs hatten richtig viel Spaß gehabt. Taichi war sehr fürsorglich mir gegenüber. Er hatte mich sogar zu ihm getragen. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf meine Lippen. Gähnend streckte ich mich und wischte mir den Schlaf aus den Augen. Ich stand auf, schnappte mir ein Wolfs-T-Shirt, eine schwarze Shorts und frische Unterwäsche und ging mich duschen. Danach zog ich mich an und ging ins Wohnzimmer. Tai und Agumon lagen auf der Couch und schnarchten um die Wette. Ich öffnete den Kühlschrank und bemerkte, dass absolut nichts Essbares mehr darin zu finden war. Nur mehr ein paar vergammelte Scheiben Toast, Reste von Lasagne, obwohl ich nie diese Speise gekocht hatte, und verfaultes Obst. Ich warf einen genervten Blick zu Tai, der schlief. Eine Weile überlegte ich hin und her und beschloss ihm mit dem Abfall im Kühlschrank allein zu lassen und einkaufen zu gehen. Ich schrieb ihm schnell eine kurze Notiz:
 

„Morgen Taichi, dein Essen steht im Kühlschrank. Guten Appetit :D bin was Einkaufen gegangen, werde bald zurück sein. Alles Liebe Casey“

Ich klebte den Zettel an den Kühlschrank, nahm etwas Geld und verschwand.
 

Eine ganze Weile schlenderte ich schon durch die Straßen. Keine Musik, die mich begleiten könnte. Niemand zum reden. Seufzend betrat ich einen kleinen Laden. Ich kaufte Schokolade, bisschen Fleisch und bisschen Obst ein. Nachdem ich bezahlt hatte, verließ ich den Laden und brachte die Einkäufe zu Taichis Wohnung. Vor der Haustür fiel mir ein, dass ich vergessen hatte einen Schlüssel einzustecken. Ich ließ die Einkäufe dort stehen und beschloss noch ein wenig spazieren zu gehen. Lange Zeit trottete ich meinen Weg entlang, wusste nicht was ich tun sollte. Schließlich hatte ich sogar mein Handy bei Tai liegen gelassen. Seufzend ließ ich mich auf einer Bank im Park fallen. Ich lauschte dem Zwitschern der Vögel, den Autos, die in weiter Ferne zu hören waren. Irgendwie war es mir zu ruhig hier. Aus irgendeinem Grund dürstete es mir nach Action. Mir war es egal, ob jetzt Tyler hinter einem Busch hervorsprang oder mein Vater mir mit einem Messer drohte. Ich hatte keine Ahnung, was mit mir los war. Irgendwas stimmte nicht mit mir. Ich stapfte hinauf zu meinem Lieblingsbaum und warf mich in die Wiese. Seufzend blickte ich hinauf zum Himmel. Einige weiße Wolken zogen vorüber. Schon als kleines Kind hatte ich es geliebt diese zu beobachten und Figuren in ihnen zu erkennen. Eine Wolke sah aus wie ein Wolf. Da fiel mir plötzlich was ein. Früher, bevor ich Dragoylemon getroffen hatte, hatte ich einen Freund gehabt. Dieser war älter, größer und stärker als ich. Er hatte schwarze, längere Haare gehabt, vier Narben an seiner rechten Gesichtshälfte und leuchtende, grüne Augen. Außerdem konnte er sich in einen großen, starken, grau-braunen Wolf verwandeln. Doch aus irgendeinem Grund war er gestorben, weshalb ich ihn auch nie wirklich kennenlernte. Doch irgendwas sagte mir, dass er lebte. Dass er tatsächlich existierte. Daimon. Er war mein Beschützer und ich liebte ihn von ganzem Herzen, genauso wie er mich. Er hatte mir versprochen immer in meiner Nähe zu sein und mich zu beschützen, egal was auch kommen mag. Aber mit der Zeit hatte ich immer mehr das Gefühl, dass er vielleicht doch nur in meiner Fantasie existierte, obwohl ich überall seine Präsenz spüren konnte. Ich hatte ihn wirklich geliebt, so wie er mich. Nur ich konnte ihn sehen, was ich merkwürdig fand, da er ja eigentlich existierte. Lange Zeit hatte ich ihn vermisst, suchte seine Nähe, die aber nirgends zu sein schien. Als ich meine Augen wieder öffnete, bemerkte ich, dass ich tatsächlich in der Wiese eingeschlafen war. Der Himmel verdunkelte sich schon. Der Vollmond schien hell am Horizont. Seufzend stand ich auf und schüttelte mir das Gras aus den Haaren. Ich ging ein bisschen vom Baum weg und stand nun mitten am Hügel unter dem Mond. Plötzlich hörte ich leise das Gras rascheln und sah zur Seite. Ich konnte meinen Augen nicht trauen. Grüne Augen leuchteten aus der Dunkelheit. Viel höher als ich sie in Erinnerung hatte. Vorsichtig streckte ich meine linke Hand nach vorne. Bevor ich aber nur irgendwas berühren konnte, spürte ich auf einmal, wie sich etwas Scharfes in mein Fleisch bohrte und ich zur Seite gerissen wurde. Ich bemerkte, dass ich den Hügel hinunter rollte, hart gegen einen Baum prallte und zu Boden fiel. Für einige Zeit verlor ich das Bewusstsein. Als ich meine Augen vorsichtig öffnete, sah ich zwei große, hohe Gestalten miteinander kämpfen. Mühsam stand ich auf und stellte mich mutig zwischen die beiden. „Hört auf!“, rief ich ihnen zu, obwohl sich alles drehte und ich fürchterliche Kopfschmerzen hatte. „Daimon, alles okay bei dir?“, fragte ich ihn vorsichtig. „Du kennst ihn? Woher?“, hörte ich eine bekannte Stimme hinter mir fragen. „Lavimon?“ Überrascht starrte ich von einem zum andern. „D-du kannst ihn sehen?“ Abwechselnd blickte ich zu meinem Digimon und dem grau-braunen Wolf. »Das gibt’s nicht! Das kann es einfach nicht geben!«, schoss mir durch den Kopf. „Wie kannst du Daimon sehen? Außer mir konnte das noch niemand. Und was noch wichtiger ist: Warum hast du ihn angegriffen?“ „Ich dachte er greift dich an. Ich wollte dich nur beschützen!“, meinte Lavimon. „Du wolltest mich vor meinem Beschützer beschützen?!“, rief ich leicht entrüstet. „Ich liebe ihn. Wie kannst du nur denken, dass er mir was tut?“, regte ich mich weiter auf. Lavimon hörte aufmerksam zu, zog enttäuscht die Augenbrauen zusammen, legte die Ohren zur Seite, wandte sich um und verschwand. Ich ging auf Daimon zu und umarmte ihn. „Du hast mir so gefehlt.“ „Du mir auch. Aber du scheinst jemand anderen gefunden zu haben. Jemand, der immer für dich da ist, der nicht so ist wie ich.“ „Ja, schon. Aber ich liebe dich, Daimon. Du bedeutest mir so viel. Wo warst du die ganzen Jahre über?“ „Ich war hier und dort. Wenn man in einer Welt lebt, in der ich lebe, ist es ganz einfach hin und her zu reisen. Aber schau, du hast zwei gefunden, die sich richtig um dich kümmern können, nicht so wie ich. Gehe zu ihnen, sie brauchen dich mehr als du dir vorstellen kannst. Gehe zurück. Zurück zu ihnen.“ Der große Wolf trat immer mehr nach hinten, bis er plötzlich verschwunden war. „Du liebst ihn also. Was ist mit mir?“ Erschrocken wandte ich mich um. „Taichi, ich ...“ „Du brauchst nichts zu sagen. Ich weiß nicht wer oder was er ist. Mit wem auch immer, du gerade geredet hast, scheinst du glücklich zu sein.“ „Taichi ...“, flehte ich. „Lasse mich in Ruhe.“ Geknickt wandte er sich um und verschwand. „Taichi! Taichi!“, rief ich in die Dunkelheit. Keine Antwort. »Was ist geschehen? Was hab ich nur getan? Verdammt, wo ist er nur?« „TAICHI!“, brüllte ich aus vollem Halse in die Nacht hinaus. Es schien, als würde die Zeit still stehen. Der Ruf wurde von der Stille eingehüllt und verlor sich in der Dunkelheit.
 

Langsam brach der Morgen heran. Die ganze Nacht hatte ich nach ihm gesucht. Ich war am Ende meiner Kräfte. Meine linke Hand blutete nicht mehr, aber sie war rot und blau und pochte wie verrückt. »Das war's dann wohl mit der stärkeren Hand. Mit der kann ich mich nun nie mehr verteidigen.« Seufzend trat ich nach einem Steinchen. Was hatte ich nur getan? Das schlechte Gewissen plagte mich. Ich ging an ein paar Mädchen vorbei, die aussahen wie zwei Tussis, sich aber nicht so benahmen. „Hast du den Bericht gelesen in der Zeitung? Es war ein tragischer Motorradunfall. Der ganze Unfallort wurde abgeriegelt. Deshalb wird der Verkehr umgeleitet. Das Motorrad ist komplett zerstört. Der Fahrer wurde ins Krankenhaus gebracht. Noch weiß man nicht, ob er es schaffen wird.“ „Ja, das hab ich gelesen. Tragisch, keine Familie mehr und nun liegt er wahrscheinlich im Koma. Wow, was alles passieren kann. Hätte nie gedacht, dass so was Schlimmes sogar hier bei uns geschehen kann“, antwortete ihre Freundin. Ich hatte sie heimlich belauscht und alles mitangehört. Schnell begann ich zu laufen. Raste an allen möglichen Leuten vorbei, überquerte viele Straßen, hörte im Hintergrund die verärgerten Fahrer hupen. Ich keuchte, hatte Seitenstechen. Doch ich trieb mich vorwärts, wollte nirgends anhalten. Verzweifelt rang ich nach Luft. Schließlich wurde ich langsamer, schleppte mich voran. In einer einsamen Gasse, sank ich erschöpft auf die Knie. Ich konnte kaum atmen, hatte starke Schmerzen, schmeckte Blut in meinem Mund. „Brauchst du Hilfe?“ „Lavimon … es … tut mir … leid.“ „Schon okay, hüpf auf.“ So ganz bekam ich das nicht auf die Reihe, deswegen half er mir auf seinen Rücken. „Es geht los.“ In Windeseile startete er seinen Lauf, rannte über Stock und Stein, sprang über Autos und Dächer hinweg, raste durch die Straßen. Der rote Wolf war so schnell, sodass ich alles nur vorbeifliegen sah. Schließlich sprang er an den Wänden hoch und schlüpfte unerkannt in ein Fenster. Kurz hob er den Kopf und nahm die Fährte auf. Blitzschnell durchquerte er die verschiedensten Gänge, bis er vor einer Tür anhielt. „Wir sind da. Geh nur rein, ich folge dir.“ Mittlerweile hatte sich mein Atem-Rythmus wieder beruhigt, doch mein Herz raste wie wild in meiner Brust herum. Vorsichtig drückte ich die Klinke herab und trat ein. Mein Digimon folgte mir leise und schloss die Tür. Langsam ging ich durch den Raum. Auf der linken Seite der Wand, waren lauter Fenster eingebaut. Auf der anderen Seite neben dem Bett standen ein paar Geräte. Die Wände waren in weiß gehalten, genauso wie der Bezug. Auf der linken Seite stand ein Stuhl. Wie in Trance setzte ich mich an die Bettkante und betrachtete ihn. „Taichi“, flüsterte ich. „Bitte, wach auf. Ich liebe dich doch du Verrückter. Du hast doch versprochen nie wieder Motorrad zu fahren. Bitte, gehe nicht.“ „Casey, wann hab ich denn schon mal aufgegeben?“, fragte er mich plötzlich, schlug die Augen auf und setzte ein Grinsen auf. Erschrocken sprang ich auf und sah mit geöffnetem Mund von ihm zu meinem Digimon. „Was? Was … was wird hier gespielt?“, fragte ich total schockiert. „Na, ich hatte einen Motorradunfall und liege jetzt hier im Krankenhaus“, erklärte Tai ganz locker, als würde er „Guten Tag“ sagen. „Aber … aber du-du grinst und … die Geräte sind ja gar nicht angeschlossen. Lavimon, hast du was damit zu tun?“ „Ich weiß nicht, was du meinst“, zuckte der rote Wolf mit den Schultern. Plötzlich brachen Taichi und Lavimon in schallendes Gelächter aus. Beide grinsten sich deppert an und zerfetzten sich vor Lachen. Ich hingegen konnte mich nicht bewegen und checkte gar nichts. Tai stand vom Bett auf und zog mich mit seinem linken Arm an sich heran. Unfähig irgendwas zu sagen, drückte ich ihn mit meiner gesunden Hand an mich. Nach einer Weile ließ er mich los. „Okay, gehen wir“, meinte der Braunhaarige und ging voraus zur Tür. „Taichi, was ist mit deinem rechten Arm? Und du hinkst doch. Was ist passiert?“ „Ach, ist eh nichts. Wir sollten nach Hause gehen. Du hast bestimmt Hunger“, lächelte er über seine Schulter zu mir. Lavimon eilte zu mir, schwang mich auf seinen Rücken, gabelte Tai auf und gemeinsam waren wir in Sekundenschnelle wieder weg.
 

Ich verstand noch immer nicht richtig, was wirklich geschehen war. Tai und Lavimon hatten diese ganze Situation nur absichtlich dramatischer dargestellt, als es eigentlich war. Trotzdem wusste ich, dass Taichi verletzt war. Ich wusste nicht, was ihm fehlte, aber irgendwas stimmte ganz und gar nicht. Zuhause angekommen, aß ich nur ein wenig Obst, ging mich duschen, zog mich um und ging ins Bett schlafen. Ich war fix und fertig vom gestrigen Tag und der vergangenen Nacht. Stunden später war ich wieder auf den Beinen. Mein Digimonpartner und Tai waren nicht da. Ich machte mir eine Tasse heißen Kakao, kuschelte mich aufs Sofa und sah fern. Agumon leistete mir Gesellschaft. Eine Weile schauten wir nur zum Bildschirm und schwiegen uns an. „Hey, Agumon?“, begann ich schließlich. „Ja, Casey?“ „Was ist mit Taichi los?“ „Ich weiß auch nicht, was die Aktion bezwecken sollte.“ „Na ja, das meine ich gerade nicht.“ „Oh, was dann?“ „Wieso versucht er seine Verletzungen vor mir zu verbergen?“ „Du kennst ihn doch. Er will immer den Harten spielen.“ „Ja, okay, aber was fehlt ihm?“ „Wenn ich dir das sage, bringt mich Tai garantiert um.“ „Wieso?“ „Na ja, überlege doch mal, wenn ich es dir sage, wirst du dich wieder um ihn kümmern wollen und er weiß, dass ich es dir gesagt hab.“ Das leuchtete mir ein. „Wieso sagt er es mir nicht einfach?“ „Versuch mit ihm erst einmal die Nacht zu besprechen. Mehr kann ich dir leider auch nicht sagen. Aber jetzt mal was ganz anderes: Wieso schleicht sich Lavimon jede Vollmondnacht aufs Dach und starrt den Mond an?“ „Wie? Davon wusste ich gar nichts.“ „Na ja, schläfst halt nur. Jedenfalls redet er immer mit dem. Ich hab ihn mal heimlich belauscht, aber ich wurde aus seinem Gerede nicht schlau. Hat sich angehört wie eine andere Sprache.“ Kurze Zeit dachte ich darüber nach. Vielleicht war Lavimon deshalb so um mich besorgt? „Mein Digimon kann die Auren aller Menschen und Digimon sehen. Bei Taichi ist es immer besonders vorsichtig. Ich glaube, ich sollte mal mit Lavimon reden, er muss mir noch so viel erzählen.“ „Tu das, aber verrate mich nicht.“ „Keine Sorge, Agumon. Das mach ich schon nicht.“ Wir hingen jeweils unseren Gedanken nach und starrten zum Bildschirm. Im Fernseher spielten sie irgendein Drama, dass ich schon mal im Kino gesehen hatte. An den Titel konnte ich mich nicht erinnern. Je länger ich mir den Film ansah, desto mehr Tränen bildeten sich in meinen Augen. Ich fühlte richtig mit. Stumm rannen Tränen meine Wangen hinab. Plötzlich empfand ich wieder so eine Leere in mir. Niemand existierte mehr außer mir. Wo war ich? Ich konnte nicht mehr still sitzen. „Wo gehst du hin?“, fragte Agumon verwirrt. „Raus“, antwortete ich schnell und ging aus der Wohnung. Kaum atmete ich die kühle Abendluft ein, rannte ich schon los. Ich lief einfach immer weiter. Die Tränen verschleierten meine Sicht. Ich fühlte mich wie damals, nachdem Dragoylemon verschwunden war. Allein, schwach, hilflos. Ich wusste, dass ich es jetzt nicht mehr war, aber diese Gefühle hatten sich in mein Innerstes geprägt. Im Park rannte ich vom Hügel aus hinunter. Das Gras fühlte sich kalt und nass unter meinen Fußsohlen an. In der Hektik hatte ich sogar vergessen mir Schuhe anzuziehen. Unten angekommen, sah ich nichts als eine weite Wiesenfläche. Ich keuchte schwer und sah hinauf zum Mond. Regen setzte ein. Ein Rascheln hinter mir ließ mich herumfahren. „Können wir reden?“, fragte ich. Der Angesprochene nickte bloß. „Was ist letzte Nacht passiert? Du hast doch versprochen nie wieder Motorrad zu fahren?! Wie konntest du und Lavimon mir nur so einen Schrecken einjagen? Findest du das lustig?“, legte ich los. „1.: Die erste Frage gebe ich zurück. 2.: Ich bin nicht gefahren. Der Fahrer war betrunken und hat mich nicht gesehen. Dass der so 'ne ähnliche Geschichte hat wie ich, konnte ich nicht wissen. 3.: Okay, vielleicht war das übertrieben, aber du kannst nicht einfach so mit unseren Gefühlen spielen. Ein Mal sagst du mir, wie gern du mich hast. Ein anderes Mal meinst du wieder ich soll gehen und dich in Ruhe lassen. Wieder ein anderes Mal sehe ich dich mit dem „Nichts“ reden. Lavimon geht’s nicht anders. Nur weil er jetzt nichts sagen will, heißt das nicht, dass er da anders denkt wie ich. 4.: Wir machen uns nicht lustig über dich, bzw. finden wir das nicht lustig. Ständig änderst du deine Meinung. Ich weiß, was du durchmachen musstest und dass das nicht leicht war. Für mich war es auch nicht unbedingt ein Zuckerschlecken. Von deinen schnellen Stimmungsschwankungen kriegt man ein Schleudertrauma. Ich beabsichtige nicht dir weh zu tun. Du reagierst auf alles viel empfindlicher. Ich lüge dich nie an. Bin immer ehrlich zu dir. Klar, die Wahrheit kann weh tun, aber deshalb musst du nicht immer gleich so wütend werden und weglaufen. Das hilft dir nicht, dich vor einer Entscheidung oder ähnlichem zu drücken. Das macht alles nur noch schwerer für mich. Dein Digimon und ich denken da ähnlich. Wir wollen beide für dich da sein und dir helfen, aber indem du abhaust, machst du nichts besser. Im Gegenteil. Es macht es für uns schwieriger zu verstehen, was mit dir los ist. Wir verlangen von dir nicht, dass du sofort damit herausrückst. Aber wenigstens uns zu verstehen gibst, dass du zurzeit nicht darüber reden willst.“ „Letzte Nacht ist Daimon aufgetaucht. Er ist/war mein Freund. Er hat mich geliebt, so wie ich ihn. Durch einen Schicksalsschlag ist er in eine andere Welt verschwunden, die zwischen unserer und der Toten liegt. Bis jetzt konnte nur ich ihn sehen. Aber als Lavimon mich fragte woher ich ihn kenne, war ich erstaunt, dass er ihn auch sehen konnte. Ich weiß nicht wieso das so war. Jedenfalls hat Daimon damals, bevor er ging, mir versprochen immer auf mich aufzupassen. Er ist nämlich auch ein Wolf.“ „Das klingt alles ziemlich abgefahren. Aber ich glaube dir und wenn du noch an ihm hängst, dann solltest du ihn nicht aufgeben.“ „Aber Taichi ...“, begann ich verwirrt. Er wandte sein Gesicht ab, sodass ich ihn nicht sehen konnte. „Es ist besser so. Passe auf sie auf, Lavimon.“ „Taichi nein! Nein, bitte gehe nicht! Nein, bitte!“ Doch ich konnte ihn nicht mehr in der Dunkelheit ausmachen. Er war verschwunden. Ich sank auf die Knie. Lavimon blickte auf mich hinab, gab jedoch keinen Mucks von sich. Er schmiegte tröstend seinen Kopf an meinen. „Ich gebe dir Zeit für dich. Ich bleibe in der Nähe. Ruf mich und ich bin sofort bei dir. Ich bringe dich dorthin, wo du auch immer hin willst.“ Der rote Wolf leckte sanft an meiner linken Wange. Aufmunternd stupste er mich mit seiner Schnauze an und war nach wenigen Sekunden verschwunden. Ich hockte dort im Gras. Unfähig irgendwas zu machen. Ich schluckte schwer und stand auf. Wie in Trance bewegte ich mich vorwärts. Selbst das Pochen meiner verletzten Hand nahm ich nicht wahr. Ich trottete voran. Es fühlte sich seltsam an mit nackten Füßen auf der Straße zu gehen. Da es ziemlich dunkel war, trat ich in irgendwelche Glasscherben rein und schnitt mir die Sohlen auf. Doch selbst das war nur nebensächlich. Ich hatte keine Ahnung, wo ich hin sollte. Zu Tai konnte ich nicht gehen, nicht nachdem was gerade geschehen war. Nicht einmal bei Lila oder Mila wollte ich sein. Das Haus meiner Oma war nur ein Schlachtfeld, dessen Betreten auf eigene Gefahr war. Ich hatte keine Bleibe, verdiente kein Geld, musste in die Schule gehen. Das Erbe meiner Mama wollte ich nicht hinauswerfen. Zwar war es nicht gerade wenig, was sie mir hinterlassen hatte, aber ich wollte es lieber für was Sinnvolles aufheben. Für schwere Zeiten. Ich seufzte und beschloss morgen auf die Bank zu gehen und mir Geld holen. Wie es aussah, musste ich alleine klarkommen. Noch ein paar Stunden lief ich durch die Gassen, wurde immer müder. „Soll ich dich tragen?“, hörte ich eine sanfte Stimme über mir. „Bitte“, antwortete ich leise. Sofort spürte ich das weiche Fell. Ich stieg auf seinen Rücken, legte meinen Kopf in seinen Kamm, hielt mich fest und fühlte jede Bewegung seines Körpers. Lavimon würde wahrscheinlich fast die ganze Nacht durchmachen und mich wo hinbringen, wo wir beide schlafen konnten. Wo das wohl war, war mir gleichgültig. Schließlich war ich nicht allein. Dieses Mal nicht. Schließlich schloss ich meine Augen. Wollte alles Geschehene einfach vergessen.
 

So … wir sehen uns wieder beim 13. Kappi düster die Stimmung, dunkel die Vergangenheit, finster die Nacht … LG Jakey



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