Immer Dienstags um halb acht
Yu kam gerade nach Hause, als Raphael schon auf dem Weg nach draußen war. In der einen Hand hielt er eine rote Rose und in der anderen ein Schmuckkästchen.
„Wo willst du hin?“
„Ähm, eine alte Freundin hat Geburtstag.“
„Warum gehst du allein? Ich könnte doch mit.“
„Nein, du kennst da keinen und dann ist es nur langweilig für dich.“
„Oh. Ok, also dann bis Morgen.“
Yu machte sich keine Gedanken mehr darüber. Als sie aber, eine Woche danach, etwas später nach Hause kam und Raphael nicht zu Hause war, wurde sie schon stutzig. Sie blieb extra auf und wartete bis er kam. Er stellte ein Schmuckkästchen auf den Tisch und kam dann zu ihr aufs Sofa. Es lag der dumpfe Geruch von Dmitri im Raum und erst, als er sich neben sie setzte, fiel ihr auch auf warum. Er trug eine von Dmitris Lederhosen.
„Wo warst du?“
„Öhm. Im Schwimmbad.“
„Warum gehst du ins Schwimmbad? Wir haben doch ein Pool im Bad.“
„Man(n) geht halt auch mal gerne irgendwo anders schwimmen.“
„Du hast Dmitris Hose an!?“
„Echt, dann haben wir woll unsere Hosen vertauscht.“
Drei Wochen später war Yu mehr als misstrauisch. Raphael ging jeden Dienstag weg und er hatte immer eine rote Rose und irgendein Gegenstand dabei. Diesen Gegenstand hatte er anschließend nicht mehr dabei, dafür trug er meistens irgendein Kleidungsstück von Dmitri. Aber selbst wenn er keins trug, roch er schwach nach Dmitri.
Heute würde sie ihm folgen und herausfinden was er da eigentlich mit Dmitri trieb. Und es ging tatsächlich zu Dmitris Wohnung im Erzengelturm. Raphael schaute sich verstohlen um, während Yu sich noch gerade so in eine Türnische drücken konnte, dann klopfte er.
Die Tür ging auf und Raphael gab Dmitri die Rose, dann beugte er sich vor als würde er Dmitri küssen und hob die Hand. Nachdem die Tür hinter ihm geschlossen war, trat Yu zu ihr und lauschte. Sie hörte Dmitris Stimme.
„Wir fangen da an wo wir letztes Mal aufgehört haben. Also zieh dir schon mal die Hose aus.“
„Muss das sein?“
„Ja, oder ich kann dich auch fesseln?“
„Warum nicht? Hat auch mal was.“
//Oh, mein Gott! Was machen die da drin?!//
„Ilium, auf geht’s mach schneller! Schneller! Raphael kann gleich nicht mehr ohne.“
„Ich komme!“
//Jetzt reicht’s!//
Yu brach die Tür auf und stürmte das Zimmer. Alles starrte sie an. Raphael und seine Sieben saßen um einen Pokertisch, jeder in einem anderen Stadium des ausgezogen seins. Nur Ilium stand da, mit einem Tablett in der Hand.
„Wa, was ist das hier? Raphael?!“
„Unser Pokerabend.“
„Euer Pokerabend? Ihr spielt Strippocker? Warum weiß ich nichts davon?“
„Die Jungs hatten Angst, dass du auch mitspielen willst und ich wollte nicht, dass du es weißt, weil ich immer verliere. Und die Sache mit dem Strippocker war Dmitris Idee und für die Rose ist Ilium verantwortlich. Er wollte es als eine Art Eintrittskarte.“