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Blood Moon - Bis(s) in alle Ewigkeit

Fortsetzung von Rising Sun - Bis(s) das Licht der Sonne erstrahlt
von

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Missionen

Disclaimer:

=> Ich verdiene kein Geld mit meiner Fanfiction.

=> Alle Charaktere die schon in den Twilight-Bänden ihren Auftritt hatten, gehören Stephenie Meyer. Alle Anderen, wie etwa Schüler, Lehrer und vor allem Renesmees und Jakes Kinder, habe ich selbst erfunden.
 

Weitere Infos zur FF, Trailer, Cover & mehr

http://www.renesmee-und-jacob.de.vu

http://www.chaela.info
 

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Kapitel 6

Missionen
 

„Na?“, sagte Sam provozierend, als ich mich an den Tisch in der Kantine setzte. „Ist deine Mission 'Blutdurst' gescheitert?“

Ich schenkte ihm nur einen müden Seitenblick.

„Das war wirklich eine Schnapsidee“, kommentierte seine Zwillingsschwester.

Ich rümpfte die Nase. „Ich weiß.“

„Na ja...“, schlug Jason, ein junger Halbvampir mit schwarzem Haar ein anderes Thema an. „Und was machen wir heute?“

Was darauf folgte waren lautes Gegacker und Gelächter darüber, was man heute unternehmen sollte. Mir war es hier unten bereits jetzt schon zuwider. Ich fragte mich, wie lange die hier unten schon lebten und wie sie es hier aushielten. Wenn man hier jahrelang herumhing, musste einem dann nicht auch mal selbst die Sporthalle aus dem Hals raus hängen? Oder das immerzu fade Essen in der Kantine? Oder die Filme und Bücher in den Regalen?

„Na, Anthony“, sprach Sam wieder mich an. „Wie sieht's aus? Kommst du mit?“

Ich überlegte kurz, konnte aber beim besten Willen nicht sagen, dass ich auch nur ein Wort von dem gehört hatte, was um mich herum eben gesagt wurde. „Wohin?“

„Na, in die Sporthalle.“

Ich schüttelte den Kopf. „Heute nicht.“

Sam zuckte mit den Schultern. „Okay. Man sieht sich. Kommt Leute.“

Dann stand Sams ganze Clique auf und verließ die Kantine in Richtung Sporthalle. Als ich sie so rausgehen sah, stellte ich fest, dass ich bisher viel zu wenig hinterfragt hatte. Ich war jetzt eine Woche hier und wusste noch so gut wie gar nichts über diesen Ort. Ich wusste, dass die Halbvampire hier unten waren und die Vampire dort oben. Mehr nicht.

Aber warum? Und wie lange schon? Wenn ich so das Verhalten von Samuels Trupp beobachtete, konnten sie geistig nicht älter als sechzehn sein. Gut möglich, dass sie körperlich nur ein paar Jahre alt waren.

Ich blieb noch eine Weile auf meinem Platz und beobachtete die Personen, die die Kantine betraten und wieder verließen. Sie waren alle ausnahmslos jung und schön. Kein Zweifel, dass bei jedem von ihnen etwas Vampir mit schwang. Etwa drei Tische von mir entfernt, saß fast zwei Stunden lang ein Pärchen, dass mir irgendwann ins Auge stach. Allerdings machten sie nicht mit wilden Küssen auf sich aufmerksam, im Gegenteil, sie machten mir etwas bewusst, was mir vorher nicht aufgefallen war. Ich hatte in der ganzen Zeit, die ich hier war, kein einziges verliebtes Pärchen oder auch nur kleine Andeutungen mitbekommen. Auch das Pärchen in der Kantine saß da wie zwei Schulkameraden. Gut möglich, dass sie das auch waren, aber was war mit den Anderen? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass bei der Dichte an jungen hübschen Personen keine Spannungen entstanden.

Langsam machte mich das Nachdenken verrückt. Ich stand auf, um mir noch einen Kaffee zu holen. Vorn am Automaten, wartete ich darauf, dass die Maschine den Becher freigab, als ich hörte, wie die etwas fülligere Menschenfrau hinter dem Tresen zu sprechen begann. Bisher hatte ich sie nur übliche Floskeln sagen hören. So was wie 'Guten Morgen' oder 'Darf's noch mehr sein?'.

„Na wie geht’s uns beiden denn heute?“, fragte sie sanft und freundlich. Sie sah nicht nur so aus, sondern sie hörte sich auch so an, wie die typischen dicklicheren freundlichen Muster-Mütter oder Omas.

Als ich aber sah, mit wem sie sich unterhielt, wäre mir beinahe mein Kaffeebecher, den ich eben in die Hand genommen hatte, aus der Hand gerutscht. Vor ihr stand ein junges Mädchen mit kinnlangen schwarzen Locken, deren Babybauch man nicht übersehen konnte.

„Gut“, antwortete sie lächelnd. „Es ist jetzt sicher bald so weit.“

„Das freut mich“, sagte die Kantinenfrau. „Dann wünsche ich guten Appetit mit deiner Sonderportion.“

Das Mädchen lachte. „Danke, Martha.“

Ich nippte kurz an meinem Becher und beobachtete, wie sie sich, in der hintere Ecke der Kantine, auf eine mit rotem Stoff bezogene Bank setzte. Sie aß gemächlich ihren Teller leer und nahm gelegentlich einen Schluck Wasser. Es waren die sanften, kleinen Bewegungen, die so fließend ineinander übergingen und ihre Schönheit, die sie als Vampir kennzeichneten. Das Leben in ihrem Bauch jedoch und die zwei schlagenden Herzen, deuten auf das Menschliche in ihr hin. Das Mädchen schien mit ihrer Welt zufrieden zu sein. Zumindest machte es auf mich den Anschein. Immer wieder strich sie sich über den Bauch. Ihr lag durchwegs ein kleines, zartes Lächeln auf den Lippen. Ich konnte keine Frustration über ihre Lage in ihrem Gesicht erkennen. Oder aber sie verbarg sie sehr gut.

Als sie mit ihrer Mahlzeit fertig war, kam die Kantinenfrau und nahm ihr Tablett mit. Sie musste nicht, wie wir anderen, zum Geschirrwagen gehen und ihr dreckiges Geschirr abgeben. Wenn ich mit ihr reden wollte, dann war jetzt die letzte Möglichkeit dazu. Ich erhob mich, machte mich unsichtbar und flitzte anschließend zur Tür, wo ich mich wieder sichtbar machte. Während sie sich verabschiedetet, tat ich so, als wolle ich gerade zufällig im selben Moment die Kantine verlassen und zog ihr zuvorkommend die Tür auf.

Sie nickte mir zum Dank zu und trat hindurch. Ich hatte eigentlich gedacht, dass sie gleich weiterlaufen würde, aber sie wartete, bis ich die Tür hinter mir geschlossen hatte.

„Gibt es neue Anweisungen für mich?“, fragte sie unterwürfig.

Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. „Bitte?“, hakte ich nach.

Das Mädchen hielt sich den Bauch und trat langsam näher. Sie musterte mich einen Moment, dann hob sie sich die Hand vor den Mund. „Oh, Verzeihung. Ich hatte dich für einen Vampir gehalten, wegen den... wegen den...“

„... wegen den Augen, ich weiß“, beendete ich lachend ihren Satz, froh darüber, einen Anfang für ein Gespräch mit ihr gefunden zu haben. „Schon in Ordnung. Wann ist es denn so weit, wenn man fragen darf?“

Das Mädchen mit den schwarzen Locken strich sich lächelnd über den Bauch. „Schon sehr bald, denke ich.“ Sie sprach sehr langsam, jedoch klar und deutlich. Ihre Stimme war freundlich, fast mehr wie ein Flüstern, jedoch aufrichtig. Sie wollte gerade wieder gehen, da ergriff ich rasch das Wort. „Soll ich dich zu deinem Zimmer begleiten? Ich meine, in freudiger Erwartung, sollte man doch so schwere Türen nicht allein öffnen und nicht allein durch die Gänge streifen.“

Sie kicherte. „Das ist lieb“, sagte sie. „Aber wir wissen doch beide, dass das nicht geht.“

„Nicht?“, fragte ich lächelnd. Ich versuchte die Balance zwischen Unwissenheit und meinem Schauspiel zu halten. Sie durfte nicht merken, dass ich eigentlich keinen blassen Schimmer hatte, was hier vor sich ging. Auch wenn mir mein Bauchgefühl sagte, dass Samuels Clique nicht viel mehr wusste als ich.

„Aber ja“, sagte sie leise. „Mädchen haben ihren Bereich, Jungen haben ihren Bereich. Das hat man uns doch allen beigebracht.“

„Oh“, sagte ich. „Verzeihung. Ich bin noch nicht so lange hier.“

„Dann weißt du es jetzt ja“, stellte sie fest. „Na dann... ich muss jetzt weiter. Einen schönen Tag.“

Und dann ging sie davon. Ich überlegte einen Moment, dann machte ich mich unsichtbar und folgte ihr. Einen kleinen Anflug von Nervosität konnte ich schon in mir aufkeimen spüren. Ich konnte jedoch nicht sagen, ob das daran lag, dass ich nach so kurzer Zeit schon wieder etwas Verbotenes tat oder daran, dass ich mir vorkam, als ginge ich in der Schule auf die Mädchentoilette.

Einige dunkle Gänge weiter kamen wir irgendwann zu einer kleinen Treppe mit fünf Stufen. Auf der leicht erhobenen Etage befand sich eine Tür, hinter der wieder Wände mit Stahltüren lagen. Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich gesagt, dass wir im Kreis gelaufen waren, denn hier sah es genauso aus wie in der unteren Männerebene. Die Türen waren ebenfalls mit 600er Zahlen beschriftet und das schwangere Mädchen verschwand in der 678.

Dieser Ort wurde mir immer suspekter. Ich ging weiter an den Türen vorbei. Jede von ihnen nur durch eine individuelle Nummer von den anderen unterscheidbar. Nirgendwo lag auch nur der kleinste Krümel auf dem Boden. Hinter manchen Türen konnte ich vereinzelt Stimmen hören, aber ich hörte nichts heraus, was von Bedeutung hätte sein können.

Ich wollte gerade wieder gehen, da vernahm ich eine sich öffnende Tür und drehte mich um. Vor Überraschung hätte ich beinahe meinen Schutzschild außer Acht gelassen: Vor mir stand das brünette Mädchen mit den roten Augen. Mit ihrem goldenen Schlüssel schloss sie die Tür hinter sich sorgsam ab. Ehe sie jedoch weiter ging, horchte sie einen Moment. Kurz trafen sich unsere Blicke und sie rührte sich nicht. Mein Herz schlug schneller. Ich war mir sicher, dass sie ahnte, dass sie nicht allein hier war. Ob sie wusste, dass sie mir direkt in die Augen sah? Ich überlegte, ob ich mich ihr zeigen sollte, entschied mich dann jedoch dagegen. Rasch drehte ich mich um und verließ den Mädchenbereich. Wie ein gehetztes Tier flüchtete ich fast vor dem was eben passiert war. Eilig steckte ich den Schlüssel ins Schloss meiner Zimmertür und erst als ich ihn drehen wollte, stellte ich fest, dass sie bereits offen war. Verwundert riss ich die grüne Tür auf und betrat das Zimmer. In dem Moment, in dem ich Nahuel dort stehen sah, wurde ich wieder sichtbar. Er musterte mich von oben bis unten. Sein Blick wurde fragend, fast entsetzt.

„Was ist los? Was ist passiert?“, fragte er, wahrscheinlich alarmiert von meiner heftigen Atmung und dem verwunderten Blick.

Ich schluckte. „Nichts.“

„Schließ bitte die Tür“, bat er.

Ich schloss die schwere Tür und noch ehe ich mich wieder umdrehen konnte, ergriff er erneut das Wort. „Hast du in den letzten Tagen begriffen, dass das hier kein Ort für dich ist?“

Ich überlegte einen Moment. „Ich habe zumindest begriffen, dass es hier nicht mit rechten Dingen zu geht.“

Nahuel stützte die Hände an dem kleinen Tisch in unserem Zimmer ab und seufzte. Ich trat näher. „Was ist das für ein Ort? Ich meine, was geht hier vor? Woher kommen all diese Halbvampire? Die Kantine? Die Sportanlage? Was soll das alles?“

Er drehte seinen Kopf wieder zu mir. „Es ist besser für dich, wenn du einfach gehst, solange du noch kannst.“

Ich verdrehte kurz die Augen. „Ich denke, es ist besser für mich, wenn du den Mund aufmachst und mir meine Fragen beantwortest.“

„Nein, Anthony!“, fuhr Nahuel mich nun fast an.

„Warum?“, fuhr ich zurück.

„Weil dir die Antworten nichts bringen werden. Außer neue Fragen. Du hilfst diesen Lebewesen hier am meisten... wenn du gehst.“

„Aber-“

Weiter kam ich nicht, da öffnete sich plötzlich die Tür hinter uns. Im Türrahmen stand ein junger Vampir. Er wirkte fast wie ein Kind, kaum Fünfzehn, mit roten Augen und braunem Haar.

„Alec“, sagte Nahuel.

Alec nickte. „Aro wünscht euch zu sprechen. Beide.“

Mein Blick wanderte von dem Jungen zu Nahuel und auch er sah mich an, so als wollte er sagen 'zu spät'.
 

***

Den ganzen Weg zum Thronsaal über sprach keiner von uns ein Wort. Nahuel und ich folgten einfach nur Alec. Im Thronsaal selbst stellte sich Alec neben ein Mädchen, das ebenso jung wie er aussah. Auf den drei Thronen saßen wie gewohnt, die drei, von denen ich annahm, dass sie die Oberhäupter der Volturi waren. Aro in der Mitte, Caius zu seiner Linken und ein dritter, dessen Name ich noch nicht kannte, mit schulterlangem schwarzen Haar, zu seiner Rechten.

„Nahuel“, sagte Aro freudig und klatschte einmal in die Hände. „Wie ich hörte, hast du deinen letzten Auftrag sorgsam ausgeführt.“

Nahuel nickte. „Ja, Meister. Der Jungvampir, zu dem Ihr mich schicktet, wird das Geheimhaltungsabkommen nie mehr gefährden.“

„Das ist schön“, antwortete Aro zufrieden. Er machte ein paar Schritte nach vorn. „Du arbeitest sehr gewissenhaft und sorgfältig, Nahuel.“

„Danke, Meister.“

Kurz vor Nahuel blieb Aro stehen. „Deine nächste Aufgabe... wartet bereits auf dich, mein Lieber.“

Nahuel sah unterwürfig zu Boden. „Es wird mir ein Vergnügen sein.“

„Oh, das denke ich“, antwortete sein schwarzhaariges Gegenüber. „Denn du wirst sie nicht allein erledigen müssen.“

Nahuels Augen sahen nun hinüber zu mir.

„Unser Neuzugang wird dich begleiten“, kommentierte der Anführer.

„Ich habe verstanden“, sagte Nahuel.

„Oh“, fügte Aro noch hinzu. „Das ist aber noch nicht alles.“

Nahuel sah nun etwas verwundert zu seinem Meister empor. Indes lächelte Aro entzückt.

„Wie heißt es nicht... 'alle guten Dinge sind drei'?“

Ganz so, als sei dies ein Stichwort gewesen, öffnete sich eine der Seitentüren. Ich musste mich ziemlich zusammenreißen, damit mir nicht der Mund aufklappte. Aus der Dunkelheit hinter der Tür betrat das Mädchen mit den roten Augen den Thronsaal. Mein Blick fiel rasch zurück auf Nahuel, dessen Augen sich geweitet hatten und der im Bruchteil weniger Sekunden von dem Mädchen zu Aro sah und zurück. Sie stellte sich neben Aro. Ihr Mantel war vom selben tiefen Schwarz wie dessen Robe und ihr hübsches Gesicht zierte ein sanftes Lächeln. An ihrem Hals hing eine Kette mit dem Wappen der Volturi. Genauso eine, wie alle hier im Raum sie trugen. Aro strich kurz mit der Hand über ihr langes braunes Haar, dann faltete er wieder die Hände.

„Sangreal wird euch begleiten.“

Das Mädchen lächelte Aro sanft an. Ich konnte nichts Böses oder Falsches in ihrem Blick sehen, ihr Lächeln wirkte aufrichtig und doch schien Nahuel sich zu einem Lächeln als Antwort regelrecht zwingen zu müssen.

„Wie lautet unsere Aufgabe?“, fragte er nun nach.

Aros rote Augen wanderten zur Seite und blieben auf einem Punkt haften, der nicht mehr in meinem Blickfeld lag. Als nächstes vernahm ich Schritte. Das kindliche blonde Vampirmädchen kam zu uns. Anstatt sich jedoch neben Sangreal zu stellen, begab sie sich zu dem kleinen Spalt zwischen den beiden. Die Halbvampirin lächelte nur kurz und machte dann Platz. Die Blonde funkelte sie kurz an und lächelte dann ebenfalls, ehe sie sich uns widmete.

„Manche von Unseresgleichen scheinen es mit der Geheimhaltung nicht so wichtig zu nehmen, wie sie es sollten“, begann sie zu erklären. Ihr Ton war vornehm, jedoch hochnäsig. „Einige gehen dabei sogar besonders dreist vor. Obgleich sie die Regeln kennen und um unsere Existenz wissen, missachten sie sie dennoch. Das kommt einer Verspottung gleich und soll dementsprechend geahndet werden.“

Am liebsten hätte ich gesagt, sie solle mal zum Punkt kommen, aber Nahuel hörte ihr aufmerksam zu und ich entschied, dass es wahrscheinlich klüger war, sie einfach ausreden zu lassen, anstatt mich erneut in Schwierigkeiten zu bringen.

„Aro wünscht, dass ihr drei nach Mauritius fliegt. Wir haben die Vermutung, dass dort ein Vampir ist, der sich frei unter der Sonne bewegt und diese Eigenschaft nutzt, um bei den Menschen als 'Attraktion' bewundert zu werden. Er ist töricht genug zu glauben, dass wir ihm nichts anhaben können.“

„Was – selbstverständlich – nicht der Fall ist“, fügte Aro nun hinzu. „Vielen Dank für deine Erläuterung, liebste Jane“, meinte er zu dem Mädchen und berührte sie kurz an der Schulter. Sie nickte und zog sich dann zurück.

„Unserem Kenntnisstand nach hat die Sonneneinstrahlung keinerlei Wirkung auf euch drei“, fuhr Aro fort. „Es sollte für euch also kein Problem sein unseren lieben Artgenossen aufzuspüren. Verhaltet euch während eures Aufenthalts diskret. Wir wollen kein Aufsehen erregen.“

„Natürlich, Meister“, antwortete Nahuel.

Aros rote Augen wanderten hinüber zu dem braunhaarigen Mädchen. Sie lächelte und nickte. Dann wand er sich mir zu. Ich überlegte kurz, ob ich etwas sagen sollte, zog es dann jedoch vor ebenfalls zu nicken.

„Wir erwarten eure baldige Rückkehr“, sagte Caius. Ein falsches Lächeln huschte über sein Gesicht und ich spürte eine Abneigung in mir hochsteigen, wie ich sie sonst noch nie bei jemandem gespürt hatte. Es kam mir so vor, als würde ich ihn schon ewig hassen, dabei hatte ich ihn erst zweimal gesehen. Nahuel nahm mich am Arm und zog mich wieder fort.

„Und was machen wir jetzt?“, fragte ich, als wir schnellen Schrittes durch die unterirdische Anlage von Volterra liefen.

„Packen und in den Flieger steigen“, sagte Nahuel entschlossen.

„Welchen Flieger denn?“

„Glaubst du, die Volturi gehen zu Fuß auf Vampirjagd quer über den Erdball?“, fragte er, während er eine Tasche aus dem Schrank zog in die er ein paar Kleidungsstücke legte.

„Darüber hab ich mir ehrlich gesagt keine Gedanken gemacht“, gab ich zu. Nahuel hob den Blick und sah mich an, ohne was zu sagen. Plötzlich ging die Tür auf und Sangreal betrat unser Zimmer.

„Ein Shuttle steht in einer Viertelstunde für uns bereit“, sagte sie und gab quasi eine Antwort auf meine Frage.

„Alles klar“, antwortete Nahuel und sah dann wieder zu mir. „Möchtest du nichts mitnehmen?“

Ich warf einen Blick auf seine Tasche und ging dann zum Schrank, um meine eigene zu holen. Ich hatte nicht sonderlich vieles raus genommen, und so konnte ich sie quasi einfach so mitnehmen, wie ich sie in Irland gepackt hatte.

Dann ging alles ganz schnell. Wir begaben uns über einige unterirdische Tunnel zu einem kleinen Flugplatz außerhalb der Stadt, wo bereits ein Shuttle auf uns wartete. Mir war klar, dass das Personal in Kenntnis gesetzt sein musste, andernfalls würden die Volturi sich bei jedem einzelnen Flug verstellen müssen, worauf sie wahrscheinlich keine Lust hatten. Sie zogen es vor, kein Aufsehen zu erregen und im Verborgenen zu leben, anstatt unter den Menschen zu leben und sich anzupassen. Als ich aber feststellte, dass der Pilot ein Vampir war, während es sich bei der Flugbegleitung um Menschen handelte, war ich doch etwas stutzig. Aber wahrscheinlich war es sinnvoll, jemanden ein Flugzeug fliegen zu lassen, der die übernatürliche Präzision eines Vampirs hatte und darüber hinaus niemals schlafen musste.

Der Flug dauerte knapp zehn Stunden. Die ersten paar Stunden saß ich meistens herum und starrte hinaus auf die Wolken. Ich war bisher nur dann geflogen, wenn wir von unserem aktuellen Anwesen aus zu Will nach La Push wollten, nie irgendwo anders hin. Es würde seltsam werden, an einen Ort zu kommen, wo es fast 30 Grad hatte und die Sonne vom Himmel knallte.

Als es Nacht wurde und ich aufgrund der Spiegelung nichts mehr draußen sehen konnte, war Nahuel bereits im hinteren Teil des Flugzeugs eingeschlafen und Sangreal kam gerade von der Toilette. Ich wartete ein paar Minuten, dann setzte ich mich neben sie.

„Na?“, fragte ich. „Nicht so müde wie Nahuel?“

Sangreal lachte leise und schüttelte den Kopf. Mehr sagte sie nicht dazu, und das warf bei mir Fragen auf. Ich erinnerte mich daran, dass Aro bei meiner Ankunft gefragt hatte, ob ich schlafen musste und mich dann in den Halbvampirbereich zu Nahuel geschickt hatte. War sie im Thronsaal gewesen, weil sie nicht schlief?

„Aber schlafen tust du, oder?“, hakte ich vorsichtig nach.

Zu meiner Verwunderung nickte sie. „Ja, aber ich bin gerade etwas zu nervös, um zu schlafen.“

„Nervös?“

Erneutes Nicken. „Das ist mein erster Flug.“

Wieder war ich verwundert. Ich hatte eigentlich gedacht, die Volturi würden Nahuel und sie häufiger auf kleinere und größere 'Missionen' schicken. Dem war wohl nicht so.

„Ich fliege auch nicht so oft... zumindest nicht mit einem Flugzeug“, antwortete ich spielerisch und stellte einige Sekunden später fest, dass ich mich verplappert hatte. Zügig fuhr ich fort, damit sie nicht weiter nachhaken konnte. „Aber das Hauptquartier verlässt du schon ab und zu, oder?“

„Selten“, antwortete sie.

Und ich hatte geglaubt, ich war eingesperrt gewesen, weil ich bis zum Ende meines Wachstums keine Schule besuchen konnte.

„Du bist wahrscheinlich immer unterwegs?“, wollte sie nun von mir wissen.

Ich lachte. „Nun... na ja... schon, aber meine Familie hätte sich wahrscheinlich gewünscht, ich hätte mich weniger herumgetrieben und hätte ihnen öfter Gesellschaft geleistet.“

„Familie? Dein Zirkel?“, wollte sie genauer wissen. Ich nahm an, dass sie so sehr in die Hierarchie der Volturi eingebunden war und nur diese kennengelernt hatte, dass sie gar nicht richtig wusste, was eine Familie war, und das stimmte mich traurig, weil ich es hatte kennenlernen dürfen.

„Nein“, erklärte ich. „Meine Familie. Meine Mutter, mein Vater, meine Geschwister, Tanten und Onkel, Großvater und Großmutter.“

„Ach so“, sagte sie leise, fast etwas bedrückt. Ich überlegte gerade, was ich als nächstes fragen könnte, um sie etwas abzulenken und aufzuheitern, doch sie kam mir zuvor. „Ich würde mich dann nun doch gern ein wenig schlafen legen.“

Ich war einen kurzen Augenblick etwas überrumpelt und bekam ein schlechtes Gewissen, weil sie wahrscheinlich gar nicht müde war, sondern ihre plötzliche Müdigkeit daher rührte, dass sie nicht mehr mit mir reden wollte.

„Schlaf gut“, sagte ich kurz und begab mich dann wieder zum hinteren Teil des Flugzeugs, wo noch immer Nahuel schlief.
 

***
 

Mauritius war eine Sonneninsel. Jedes Bild, das ich sah, egal, ob es der strahlende Himmel war, das tiefblaue glasklare Wasser, die Palmen oder der Sandstrand, alles wirkte, wie direkt einem Reiseprospekt entsprungen. Das Meer sah aus, als könne man noch Meilenweit hinein laufen, ohne den Boden unter den Füßen zu verlieren.

Wir quartierten uns in einem Bungalow ein, wobei jeder von uns ein eigenes Schlafzimmer bekam. Ich empfand es als durchaus angenehm, wieder mehr Privatsphäre als in Volterra zu besitzen, wenn auch nur für die Zeit unseres Aufenthalts. Und der war leider so kurz wie möglich angesetzt. Bereits am Abend unserer Ankunft, saßen wir im großen Wohnbereich unseres Bungalows und berieten uns, wie wir die Sache angehen sollten.

„Also“, begann Nahuel offensichtlich in dem Versuch seiner „Führungsposition“ gerecht zu werden, „wir haben leider nur sehr wenig Informationen.“

„Genau genommen...“, lenkte ich ein. „Haben wir fast GAR KEINE Informationen.“

Nahuel sah etwas angefressen drein. Ich erhaschte jedoch einen kurzen Seitenblick auf Sangreal, über deren Gesicht ein kleines Lächeln huschte.

„Wir wissen, dass er auf der Insel gesehen wurde, und dass er hier sein Geld damit verdient, dass er im Sonnenlicht glitzert.“

„Das muss uns als Information genügen, Anthony. Die Volturi kriegen selten detaillierte Beschreibungen der Straftäter und doch ist mir kein Fall bekannt, bei dem jemand nicht zur Verantwortung gezogen wurde.“

„Apropos...“ sagte ich. „Wo wir bei der Verantwortung wären.“ Ich beugte mich etwas weiter über den Tisch in unserer Mitte. „Wie genau, sieht denn diese 'gerechte Strafe' aus?“

Nahuel hob den Blick und sah mir mit seinen dunklen Augen direkt in die Meinen. „Tod.“

„Und wenn wir ihn dazu bewegen, die Diskokugel-Nummer bleiben zu lassen?“

Nahuel lachte mit einem leichten Anflug von Hohn. „Die Volturi geben keine zweiten Chancen. Er hat gewusst, was er tat. Es hat ihn nicht interessiert, ob er damit andere Vampire gefährdet.“

Nahuel wollte aufstehen und gehen, aber ich nahm ihn am Ärmel. „Ich dachte eigentlich immer, du seist anders.“

Nahuel zog seinen Arm zurück. „Bin ich auch. Ich wähle meine Seiten, wann immer ich es für richtig halte und vertraue nicht blind stets nur einer davon. Manchmal ist es gut, was die Volturi tun und manchmal... ist es schlecht.“
 

Die nächsten Tage verhielten wir uns wie normale Touristen, die den kalten Wintern in ihrer Heimat entfliehen wollten. Nahuel fand es überzogen, aber ich hatte ihn und Sangreal dazu überredet, zumindest einen Teil der angebotenen Freizeitaktivitäten mitzumachen. Mein Argument, die Anweisung der Volturi habe doch geheißen, wir sollten uns unauffällig verhalten und dass teilnahmslose Touristen durchaus auffallen würden, hatte gezogen. Und so saß ich am Nachmittag des dritten Tages mit Sangreal doch tatsächlich im Spa-Bereich. Sie würde es sicherlich nie vor Nahuel zugeben, aber sie genoss ihren „Urlaub“, wo sie nur konnte.

Ein Weilchen saßen wir einfach nur im warmen Wasser unseres kleinen Pools. Sie auf der einen Seite und ich auf der ihr gegenüberliegenden.

„Und? Ist die Temperatur angenehm, schöne Frau?“, begann ich vorsichtig mit ihr zu flirten.

Sie lachte leise. „Wahrscheinlich nicht so warm, wie sie sein sollte.“

Ich zuckte mit den Achseln. „Ist ein bisschen blöd, wenn sich für einen alles kälter anfühlt als für die meisten anderen Menschen.“

Sangreal nickte zustimmend.

„Aber...“, fuhr ich fort und hob den Zeigefinger. „Hätte sich unser glitzernder Kollege stattdessen eine alpine Schneehütte für seine Lichtshow ausgesucht, wären wir gut weggekommen.“

Jetzt lachte sie wieder. „Ich glaube, wir sind auch so gut weggekommen. Ich meine, wann kriegt man schon die Möglichkeit, SO was zu sehen?“

„Wenn ich hätte wollen, hätte ich das sicher öfter sehen können“, antwortete ich, hätte mich aber im nächsten Augenblick gern selbst geschlagen, weil sie nun wieder etwas traurig wirkte. „Aber hey“, versuchte ich die Situation zu retten. „Vielleicht kriegen wir ja nun öfter solche Aufgaben, immerhin sind wir die einzigen Mitglieder, die dafür in Frage kommen... abgesehen von den drei Dutzend anderen Halbvampiren... natürlich.“

Sangreal schüttelte sachte den hübschen Kopf. „Nein, wir sind die einzigen.“

„Warum?“, wollte ich wissen. Ich roch förmlich, dass hier eventuell Informationen zu erhaschen waren, die mir sonst verwehrt waren, musste jedoch vorsichtig sein und durfte den Bogen nicht überspannen.

„Die meisten anderen Halbvampire verlassen das untere Stockwerk nicht. Nur ein paar von ihnen sind gut genug, sagt Aro.“

Ich wusste nicht, was das zu bedeuten hatte, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass sie es wusste. Sie machte auf mich eher den Eindruck, als würde sie das hinnehmen, was die Volturi ihr erzählten und einfach so in den Tag hinein leben. In mir verspürte ich den Drang, sie aus ihrer Situation zu befreien, denn obwohl sie mehr Freiheiten zu genießen schien als die anderen Halbvampire, war sie doch eine Gefangene.

Das Mädchen sah traurig dem Wasser zu, wie es im Pool kleine Wellen schlug. Ich rückte vorsichtig näher an sie heran. Einen Augenblick zögerte ich noch, weil ich Angst hatte, sie würde mich abweisen, dann legte ich meine Hand vorsichtig an ihr Kinn und hob es langsam an.

„Hey!“, kam es dann plötzlich von rechts und ich rutschte etwas erschrocken zurück zu meinem Platz. Auch sie sah ziemlich perplex drein und sah nun Nahuel an, wie er auf uns zu kam. Nahuel kniete sich neben unseren Pool und sah zu uns hinab. „Genug gebadet. Ich glaube, ich hab ihn gefunden.“
 

Und tatsächlich. Der Vampir, den wir seit drei Tagen suchten, befand sich in einer anderen Hotelanlage, wo er als Animateur die Menschen mit seiner Show unterhielt. Diese beinhaltete bei Veranstaltungen bei Tageslicht eben auch seine „Special-Effects“, die die Menschen begeisterte. Nahuel hatte Gesprächsfetzen von einer kleinen Reisegruppe aufgeschnappt und ihn so gefunden. Wir entschlossen uns dazu, ihn nicht bei Tageslicht anzugreifen, sondern entschieden uns für die Nacht. Noch am selben Abend, hatte „Lightning Joe“ (was für ein bekloppter Name) eine Vorstellung. Wir sahen uns das Theater keine fünf Minuten an, dann begaben wir uns zum Umkleidebereich der Animateure. Da wir ohne Ausweis keinen Zutritt bekommen würden und wir keine weiteren Opfer fordern wollten, mogelte ich mich unsichtbar in Joes Zimmer. Knapp zweieinhalb Stunden nach meinem Eintreffen, schaffte es der werte Herr auch mal dort hin. Er hatte ein längliches, schlankes Gesicht, einen eher schmächtigen Körper und kinnlange blonde Haare. Normalerweise war ich nicht sonderlich auf Dramatik fixiert, aber ich erlaubte mir diesmal den Spaß ihn zu beobachten, wie er sich im Spiegel ansah und dann plötzlich in seinem Spiegelbild aufzutauchen. Obwohl er ein Vampir war und eigentlich über übernatürliche Phänomene bestens in Kenntnis gesetzt sein müsste, zuckte er doch kurz zusammen.

„Guten Abend, Joe“, begrüßte ich ihn. Da ich eine Sonnenbrille trug, konnte er meine Augen nicht sehen.

„W-was willst du?“, stotterte er etwas. Zweifelsohne spürte er, dass hier etwas nicht stimmte. Ich nahm meine Brille ab. Die roten Augen sprachen für ihn Bände und er wich zurück und fauchte. „Nein, das ist nicht möglich. Die Sonne. Das geht nicht.“

„Warum sollte das nicht gehen?“, flüsterte ich fast. „Du scheinst die Sonne ja zu mögen.“

„J-ja... aber ich...“

„... kümmere mich einen Scheiß um die Regeln?“

Er knurrte zur Antwort.

„Du machst mir keine Angst“, sagte ich unbeeindruckt.

Und dann fegte er auf mich zu. Ich wich gerade noch so aus, als er mit gefletschten Zähnen auf mich losging. Er stieß sich jedoch an der Wand ab und versuchte erneut, mich zu fassen zu kriegen. Wieder wich ich aus und er knallte mit dem gesamten Körper gegen die Spiegelwand, die daraufhin zerbrach. Im nächsten Augenblick griff er rasch nach einigen größeren Splittern und schleuderte sie mir entgegen. Ein Paar trafen mich. Die scharfen Kanten schnitten Furchen in mein Shirt und anschließend in meine Haut, doch die Schnittwunden heilten fast so schnell, wie sie gekommen waren und Glitzer-Joe sah mich mit großen Augen an.

„W-was bist du?“

„Ich denke, das brauch dich nicht mehr länger zu interessieren.“

Ganz so, als sei das ein geheimes Stichwort gewesen, raste der Vampir plötzlich zur Tür hinaus. Ich folgte ihm und stellte kurze Zeit später fest, dass Nahuel und Sangreal es mir gleich getan hatten. Joe raste hinunter zum Strand, wahrscheinlich in der Annahme, über das Meer fliehen zu können, doch Nahuel holte ihn ein, packte ihn und drückte ihn zu Boden. Der Vampir jedoch griff mit beiden Händen seinen Unterarm und zog so wuchtig an ihm, dass er Nahuel mit einem Überwurf zu Fall brachte und anschließend auf ihn einschlagen konnte. Ich sah gerade noch, wie Sangreal nun auf den Vampir losgehen wollte, aber kaum am Ort des Geschehens eingetroffen, schob ich sie zur Seite und zog den Vampir von Nahuel weg, der sich daraufhin sofort wieder aufrappelte. Es mochte eine Tatsache sein, dass Halbvampire nicht die Kraft eines vollwertigen Vampirs hatten, aber es war ebenso eine Tatsache, dass er allein war, während wir im Team kämpfen konnte. Und das Feuer, das anschließend am einsamen nächtlichen Strand loderte, war dann ebenfalls eine Tatsache.
 

***
 

„Ihr habt gute Arbeit geleistet, meine Lieben“, lobte Aro unser Dreiergespann, nach unserer Rückkehr nach Volterra. „Obschon ich froh bin, euch wieder wohlbehalten in unserer Mitte zu wissen“, fuhr er mit einem sanften Lächeln fort, „muss ich euch direkt auf eure nächste Mission schicken.“

Erneut trat einer der Hexenzwillinge vor, wie Nahuel sie nannte. „Ihr werdet diesmal nicht so weit reisen und ihr werdet daher auch weniger Zeit zur Verfügung haben. Die Situation ist eine Ähnliche wie zuvor und erfordert daher dasselbe Durchsetzungsvermögen. Eure Reise führt euch nach Venedig. Im Gran Teatro La Fenice di Venezia sind zwei Vampire Teil der Vorstellung. Sie sind dreist genug ihre Mahlzeiten auf der Bühne zu sich zu nehmen und dies als Teil der Show zu deklarieren.“
 

Ich war nun wirklich nicht der Typ für Opern und hätte im Traum nicht daran gedacht, jemals in einer zu sitzen. Selbst als wir bereits in Venedig angekommen waren und das Wasser ringsherum plätschern hörten, ging ich davon aus, dass wir wieder die Umkleidekabinenmethode anwenden würden, bis unsere weibliche Begleitung mit einem Mal einen Umschlag raus zog.

„Aro meinte, das würde uns helfen, die Situation einzuschätzen“, sagte sie und zog zwei Tickets aus dem roten Umschlag.

„Nur zwei?“, fragte Nahuel skeptisch.

Ich hob eine Augenbraue. Ich ahnte bereits, was jetzt kommen würde und spürte wie sich in mir alles verkrampfte. „Oh nein, ich werde garantiert NICHT mit DIR in die Oper gehen!“, sagte ich und hob abweisend die Hände. „Nicht, dass ich finde, dass du hässlich bist, aber eine weibliche Begleitung ziehe ich in jedem Fall vor.“

Nahuel verdrehte die Augen. „Wer sagt denn, dass die zweite Karte für dich ist?“

Er wand sich an Sangreal, die uns noch immer die Karten entgegen hob und dabei von Nahuel zu mir und zurück schaute. „Aro meinte die Karten dienen dazu, sich einen Eindruck zu verschaffen, richtig?“

Das Mädchen nickte sachte.

„Gut, die beiden Vampire können wir auch noch später beseitigen. Es geht jetzt erst mal darum, sie einzuschätzen, und dazu reicht einer von uns aus.“

„O...kay...“, sagte ich langgezogen.

„Momentchen, Momentchen...“, warf Sangreal nun ein. „Ich bin hier die Dame, sollte ICH mir meinen Partner für den Abend nicht selbst aussuchen können? Aro hat die Karten aus gutem Grund mir gegeben.“

Nahuel sah zur Seite und nuschelte dabei irgendetwas unverständliches, dann sah er wieder das Mädchen an. „Sangi...“

Sangreal sah ein bisschen leidend aus. „Sei mir nicht böse, Nahuel, du weißt, du stehst mir näher als irgendjemand sonst...“, ihr Blick wanderte zu mir, „aber bitte versuch zu verstehen, dass ich heute Abend das Unbekannte dem Altbekannten vorziehe.“

Nahuel schüttelte den Kopf und sah dann zu Boden. Sangreal hatte ihre Wahl getroffen und obwohl er damit nicht zufrieden war, akzeptierte er ihre Entscheidung. Allerdings nicht, ohne mir vorher noch eine ordentliche Warnung mit auf den Weg zu geben.

Ich stand bereits im schwarzen Anzug in unserer Hotelsuite, als er mir gefährlich nah kam und mich anzischte. „Ich rate dir dringendst, die Hände von ihr zu lassen.“

„Was denkst du von mir? Seh ich so aus, als würde ich mir alles krallen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist?“

Nahuel sah mich einen Moment von oben bis unten an, dann sagte er: „Definitiv.“

Ich grummelte und verschränkte die Arme.

„Sangreal ist nicht irgendjemand und du siehst nicht so aus, als würdest du etwas anbrennen lassen, wenn du ein hübsches Mädchen siehst. Du weißt genau, wie du auf Frauen wirkst. Du kannst mir nichts vormachen“, erklärte er.

„So wie du von ihr schwärmst, könnte man ja meinen, du würdest mich nur davon abhalten wollen, sie dir wegzuschnappen.“

Wieder verdrehte er die Augen.

„Darum geht es nicht. Sie ist mir einfach nur wichtig. Außerdem sind wir verwandt.“

„Oh“, kommentierte ich. „Gut zu wissen.“

„Anthony!“, zischte er erneut und machte diesmal sogar Anstalten, mich am Kragen zu packen. Ich wich zurück. „Schon gut, schon gut!“
 

Als ich dann aber in der Hotellobby stand und meine Begleitung dort warten sah, wohl wissend, dass Nahuel nicht mehr in der Nähe war, stellte ich fest, dass es schwieriger werden würde, Nahuels Anweisung nachzukommen, als ich gedacht hatte. Sie hatte ihr langes Haar hochgesteckt, wobei einige Strähnen heraushingen und sich kunstvoll im Nacken kräuselten. Ihr Kleid war figurbetont eng, schmeichelte ihrer Silhouette und ging bis zum Boden, der vom selben kräftigen, angenehmen Rotton war. Als ich näher kam und sie zu mir hinauf sah und mich anlächelte, spürte ich etwas, was ich nie zuvor gespürt hatte. Meine Knie wurden weich und ein Kribbeln stieg in mir auf...
 

- Ende Kapitel 6 -



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  vamgirly89
2011-11-21T21:04:44+00:00 21.11.2011 22:04
Wow. Tolles kapitel. Freue mich schon auf das nächste
Von: abgemeldet
2011-11-20T23:25:49+00:00 21.11.2011 00:25
Und das was das Ende, des leuchtenden Vampirs *diabolisches Gelächter*
Also wirds wohl doch nicht mit TonyXCat sonden TonyXSangreal oder wie?

Soo, jetzt habe ich aber ein Hühnchen mit dir zu rupfen^^
Wir, die armen Mexxler, bekommen Kapitel 6 erst zu lesen, wenn Kapitel 7 schon in den Startlöchern steht oder^^
Hast du mich einfach vergessen?
xD Naja nichts für ungut. Ist ja nicht so, als ob ich deine Kapitel nicht trotzdem immer gleich am ersten Tag lesen würde^^

Soo ich würde dir jetzt gerne wieder einen ellenlangen Kommentar schreiben, aber *auf die Uhr kuckt*
Ich bin sooooo müde, und da ich denke, Kapitel 7 wird in nicht all zu langer Zeit auch hier zu lesen sein, werde ich dass vernünftige kommentieren da nachholen.
Ich freu mich schon rießig das neue Kapitel zu lesen, nur leider bin ich heute einfach nicht mehr dazu gekommen.
Vielleicht wird ja endlich, was Cat ist^^
Oder Any und Sangreal kommen sich ein bisschen näher. Ich kann es auch kaum abwarten, dass Will wieder auftaucht, ich weiß nicht warum aber irgendwie glaube ich, er könnte Any seinen Platz als mein Liebling streitig machen^^

Aber bis dahin,
liebe Grüße und Guads Nächtle^^
FarbKlecks-
Von:  jennalynn
2011-11-20T22:10:48+00:00 20.11.2011 23:10
Ja ich bin die erste bei diesem Kapitel.
Es war wie immer einmalig gut.
Dieser leuchtende Vampir ist ja auch ein starkes Stück.
Echt eine geile Idee.
Wie kann man nur so Lebensmüde sein.
War doch klar das die Volturi das spitz kriegen.
Naja nun sind die drei wieder auf einer Mission.
Bin mal gespannd was da passiert.
Und was ist eigendlich mit Will, wollte der nicht nach Italien??
Echt spannend, schreib bitte schnell weiter.
LG jennalynn


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