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Agonie

Todesqual
von

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Wenn dich der Schmerz zerfrisst....

Nur noch ein paar Striche und…fertig. Zufrieden betrachtete Kyoya das Bild. Er hätte nicht gedacht dass es ihm so gut gelingen würde. Kaum einer seiner Freunde wusste das er zeichnen konnte, woher auch. Er selbst hätte es ihnen bestimmt nicht gesagt. Bloß Nile wusste von seinem Talent und das auch nur weil er einmal seinen Skizzenblock gefunden hatte. Auf dem Bild das er gerade fertiggestellt hatte war Nile zu sehen und im Hintergrund die Pyramiden. Kyoyas Lächeln wurde plötzlich traurig als ihm einfiel das er sie selbst nie zu sehen bekommen würde. Doch dann straffte sich sein Körper //Ich werde hier jetzt nicht rumheulen wie ein Weichei// ermahnte er sich selbst, obwohl das eigentlich gar nicht nötig war. Er hatte schon seit Jahren nicht mehr geweint .Nachdenklich stütze er den Kopf in die Hand und ließ seinen Blick durch das sonnendurchflutete Zimmer schweifen. Es war hübsch eingerichtet, was er seinem grünäugigen Partner zu verdanken hatte, da es ihm selbst ziemlich egal war wie er wohnte. Deswegen sah man hier überall den ägyptischen Einschlag. Kyoya schob seinen Stuhl zurück und stand auf um es sich auf der breiten Fensterbank gemütlich zu machen. Von hier aus hatte man einen guten Blick auf die Stadt und den Fluss. Bei so schönem Wetter war bestimmt die ganze Stadt auf den Beinen und keiner saß zu Hause rum. Nur er. Um genau zu sein war er schon seit Monaten nicht mehr draußen gewesen. Es war vollkommen still in der Wohnung, man hörte nur das Ticken der Uhr. Kunststück, er war ja auch allein, Nile war beim Training. Kyoya seufzte. Manchmal, wenn die Vergangenheit ihre Finger nach ihm ausstreckte, hasste er es allein zu sein. Doch manchmal…Er betrachtete seine völlig zerschnittenen Beine. Manchmal war Alleinsein auch ein Segen. Kyoya ritze sich schon lange, in der schlimmsten Zeit sogar mehrmals am Tag. Seine riesige Zerstörungswut die immer wieder durchbrach hatte sich im Lauf der Zeit gegen ihn selbst gewandt, so dass er zu einem unglaublichen Masochisten geworden war. Aber in den letzten Monaten hatte er fast ganz damit aufgehört und griff nur noch selten zur Klinge. Ein liebevolles Lächeln legte sich auf Kyoyas Züge. Das war vor allem Niles Verdienst. Er war es der ihn bei seinen Wutanfällen beruhigte, nach seinen Alpträumen tröstete und ihn in die Arme nahm wenn Kyoyas es zuließ, da ihm so viel Nähe normalerweise nicht behagte. Er verlor sich in seinen Gedanken als ihm plötzlich speiübel wurde. Hastig sprang er auf wobei er fast hinknallte und schaffte es gerade noch bis ins Bad. Dort hing er eine Weile über der Schüssel und würgte bis er nur noch gelbgrüne Galle spuckte. Erschöpft ließ er sich nach dieser Aktion auf den Boden sinken. Noch ein Grund warum er gern allein war. In letzter Zeit war es immer häufiger vorgekommen dass er sich die Seele aus dem Leib kotzte. Den Grund dafür kannte er nur zu gut. Kyoya schob sein weites Shirt nach oben um seinen Körper zu betrachten. Das ausgeleierte Kleidungsstück hatte zwei Funktionen. Zum einen verbarg es seine weit rausstehenden Rippen, und zum anderen kaschierte es seinen merkwürdig aufgetriebenen Bauch. Mittlerweile sah er schon aus wie im dritten Monat schwanger. Nur leider war das was da in ihm wuchs kein neues Leben, sondern es brachte ihn langsam aber sicher um. Vorsichtig fuhr er sich mit den Fingern über den Bauch, tastete ihn behutsam ab bis er die Stelle gefunden hatte. Kyoya fluchte leise. Wenn er sich nicht irrte war das Ding schon wieder gewachsen. Seine Mutter war Ärztin gewesen, deswegen wusste er ziemlich genau wovon er sprach. Hätte er damals etwas gesagt als er es zum ersten Mal bemerkt hatte, also vor gut einem halben Jahr, wäre es vielleicht noch aufzuhalten gewesen. Mittlerweile war es zu spät, er konnte nur noch warten. Noch etwas wacklig auf den Beinen erhob er sich um seinen Mund auszuspülen. Er stützte sich auf dem Waschbecken ab und prallte regelrecht zurück als er sich im Spiegel sah. Sein Gesicht war kreidebleich, abgemagert und von Augenringen gezeichnet. Die Kreuznarben trugen nicht unbedingt zu einer Verbesserung bei, zumal er die Teile nie gemocht oder zumindest akzeptiert hatte. Eine Welle des Selbstekels übermannte ihn, sodass er in blinder Wut mit der Faust gegen den Spiegel schlug. Offenbar hatte er kräftiger zugeschlagen als beabsichtig, denn der Spiegel zersprang in tausend Teile. Überrascht betrachtete er den Scherbenhaufen. In diesem Moment fühlte er nicht den schwachen Schmerz weil er sich geschnitten hatte, er dachte auch nicht daran das er deswegen bestimmt Ärger kriegen würde, nein, das einzige wofür er Augen hatte waren diese schimmernden Scherben. Vorsichtig kniete er daneben nieder, nahm die Größte in die Hand. Sie schickte funkelnde Lichtreflexe durchs Zimmer als Kyoya sie hin-und herdrehte. Er beneidete sie maßlos. Die Scherbe hatte keine Gefühle, war eiskalt, kannte keine Angst. Im Gegensatz zu ihm, den seine Gefühle nur immer in Schwierigkeiten brachten und dem die Angst manchmal schier die Luft abdrückte. Sein Blick wanderte zu seinem linken Handgelenk. Eine rötliche Narbe markierte die Stelle wo er schon mal versucht hatte zu fliehen. Drei Jahre war das jetzt her. Damals war es ihm nicht gelungen. Unruhig trommelten seine Finger auf seinem Oberschenkel während er überlegte. Vielleicht war ja heute der Tag…Nochmals musterte er die Scherbe. Sie war etwa so lang wie seine Hand und dass sie extrem scharf war sah er schon an dem Blut das seine Finger hinunterfloss .Kyoyas Entschluss stand fest. Er setzte die gläserne Klinge an seinem rechten Handgelenk an. Doch dann fiel ihm Nile ein. Der Ägypter würde sicher traurig sein wenn er sah was er getan hatte. Bestimmt als Einziger. Nein, dieses Argument konnte ihn nicht von seinem Plan abbringen. Aber wenn er einfach so ging erschien ihm das auch nicht richtig. Die Zeit einen Abschiedsbrief zu verfassen hatte er aber nicht mehr, außerdem hätte er eh keine Ahnung was er denn schreiben sollte. Er hatte Nile nicht wirklich etwas zu sagen außer vielleicht…Ein Lächeln legte sich auf Kyoyas Lippen. Ja, das war gut. Papier und Stift brauchte er nicht, die weiß geflieste Wand und sein Blut taten es genauso. Konzentriert malte er von rechts nach links die verschlungenen Zeichen an die Wand. Er schrieb in Niles Muttersprache, auf Arabisch. Wirklich beherrschen tat er die Sprache nicht, aber für den einen Satz reichte es. Zufrieden betrachtete er sein Werk, um dann die Scherbe unter dem Wasserhahn kurz abzuspülen da sie schon ganz blutbesudelt war. Wenn er sie benutzte dann sollte sie rein und klar sein, so ganz anders als seine eigene gequälte, befleckte Seele mit der schon so viele gespielt hatten. Noch immer lächelnd setzte er jetzt endgültig die Klinge an.
 

Nile hatte ein ungutes Gefühl im Bauch. Seit er das Stadion verlassen hatte um nach Hause zu gehen wurde er immer nervöser. Aus unerfindlichen Gründen hatte er den Eindruck dass er sich beeilen musste. Das war nicht das erste Mal das er dieses Gefühl hatte, aber noch nie war es so heftig gewesen. Normalerweise erwischte er an solchen Tagen Kyoya auf frischer Tat. Meistens beim Ritzen. Er machte ihm aber keine Vorwürfe, nahm ihm nur das Messer weg und verband die Wunden. Schließlich war das immer noch seine Sache, auch wenn es ihm wehtat ihn so zu sehen. Aber wenn sich diese Empfindung so irrational steigerte das ihm fast schlecht wurde bedeutete das dann…Nile fing an zu rennen. Währenddessen versuchte er sich immer wieder selbst zu beruhigen, doch das klappte nicht. Angenommen er hatte dieses eine Mal zu tief geschnitten? Dieses Szenario wollte er sich eigentlich gar nicht vorstellen, doch sein Hirn tat ihm den Gefallen nicht, sondern versorgte sein inneres Auge mit immer schrecklicheren Bildern. Zum Glück war er mittlerweile angekommen. Automatisch betätigte er die Klingel, nur um im nächsten Moment hektisch nach seinem Schlüssel zu suchen. Dass ihm keiner aufmachte bestätigte nur seinen Verdacht. Endlich hatte er ihn gefunden. Seine Hände zitterten heftig als er den Schlüssel ins Schlüsselloch steckte. Als hätte er es geahnt hatte er heute früh die Tür nicht abgeschlossen sondern nur zugeklinkt, was ihm jetzt sehr zupass kam. Nile stolperte in die Wohnung und das erste was er wahrnahm war der metallische Geruch von Blut. Die Tür vom Badezimmer stand auf. Kein einziges der Schreckensbilder die er sich auf dem Weg ausgemalt hatte reichte auch nur ansatzweise an das Grauen heran das er jetzt vor sich sah. Kyoya lag in einer Blutlache, umgeben von Spiegelscherben auf dem Boden. Zitternd kniete Nile neben ihm nieder. Jetzt erst merkte er dass er noch lebte. Gerade so. Sofort nahm er sein Handy um den Krankenwagen zu rufen, doch da spürte er einen sachten Griff. Kyoya hatte sein Handgelenk gepackt und drückte es auf den Boden. „Nicht.“ Seine Stimme war leise, kaum mehr als ein Flüstern. Nile sah ihn fassungslos an. „Kyoya, du kannst doch nicht einfach“ „Pscht“ Er sah in seine Augen und was er sah erstaunte ihn. Kyoyas schöne blaue Augen waren in den letzten Wochen so trüb gewesen, als hätte sich ein Schleier über sie gelegt. Jetzt waren sie wieder klar und strahlten wie Saphire. Ein liebevoller, vertrauter Ausdruck lag in ihnen. „Nile…ich…“ er sah ihm fest in die Augen, wollte er doch den Anblick von Niles Smaragden so lange wie möglich genießen „ich liebe dich. Für immer.“ Nile traten Tränen in die Augen als er ihn ein letztes Mal in die Arme nahm. „Ich liebe dich auch.“ Kyoya brachte noch ein schwaches Lächeln zustande, dann gab sein Herz den Geist auf. Zurück blieb nur Nile, der den toten Körper seines Geliebten noch lange in den Armen hielt und nun den Tränen freien Lauf ließ.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  jyorie
2013-03-20T16:46:57+00:00 20.03.2013 17:46
Hey ^_^

oh, das ist traurig, was hatte Kyoya den – hört
sich an als wenn er ein Krebsgeschwür oder etwas
ähnliches im Magen/Darm hatte. Selbst dann wenn
er vielleicht auch so nicht mehr lange zu leben hatte,
war es sehr traurig, das er sich das leben genommen
hat. Armer Nile, der jetzt allein zurück bleibt.

CuCu Jyorie
Von:  Amayo
2011-03-14T16:01:46+00:00 14.03.2011 17:01
...wenn ich nochmal brummkreisel schreibe?
ohh...mist zuspät...
es tut mir so leid!!
tus nich!!

ich lieeebe es einfach!!!
es is so geil!!!
du bist einfach eine der besten♥
Von:  BeesGirl
2011-03-12T09:15:32+00:00 12.03.2011 10:15
Is ja mal ne cole FF.
Ich suche schon die ganze Zeit nach BMF FF´s.
Also ich finds klasse^^
BeesGirl
Von: abgemeldet
2011-03-11T16:16:14+00:00 11.03.2011 17:16
Den Teil habe ich vorher bei fanfiktion schon gelesen, und muss sagen...
Mann...ich habe schlecht geschlafen, weil mich die traurige Story so runtergezogen hat... -.-°
Aber genau deswegen ist es ja schön geschrieben^^


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