K.eine Ewigkeit lang
Gab es etwas Befreienderes als den sanften Wind, der durch die Straßen und Gassen der Stadt wehte und der von Dunkelheit und Nacht erzählte? Von jener Nacht, die die junge Frau umgarnte und einhüllte wie eine zweite Haut. Ihr Atem ging schnell, vorfreudig. Sie wusste genau, was sie wollte, während ihre Füße in den dünnen Stoffschuhen immer wieder leise und federnd auf dem steinernen Boden aufkamen. Johanna hatte viel Zeit darauf verwandt, vor dem Kleiderschrank zu stehen und sich das ihrer Meinung nach passendste Kleid auszusuchen. Es durfte nicht auffallen, aber sie wollte auch nicht aussehen, wie ein armes Bauernmädchen. Schließlich hatte die Dunkelblonde sich für ein Kleid in gedecktem Weinrot entschieden. Lange, schwarze Spitze bedeckten ihre Arme und in diese dunklen Farben gehüllt verschwamm sie beinahe mit ihrer Umgebung.
Ihre Eltern wollten unbedingt, dass sie ins Kloster ging. Sie wussten mit ihr nichts anzufangen. Hässlich und zierlich. So nannten ihre älteren Schwestern sie. Dabei war sie doch erst fünfzehn. Da konnte sich doch noch etwas ändern oder nicht? Naja, sie hatte nun wirklich nicht das, was man ein „gebärfreudiges Becken“ nannte. Alles, was sie hatte, war ein kluger Kopf und der war zu dieser Zeit einfach nicht gut für ein Mädchen. Was sollte sie den bitte im Kloster? Würde man dort hinter ihre ach so kranke, so verbotene Neigung kommen, wäre sie direkt eine Ausgestoßene. Und so wollte sie doch auch nicht enden.
Sie wollte einfach nur ihr Leben leben. Doch dafür war sie wohl in die falsche Zeit hineingeboren, in die falschen Familienumstände, in den falschen Stand. Aber heute Nacht, für diese paar Stunden, konnte sie sein, wer sie wirklich war. Sie konnte tun, was sie wollte und sie wusste, was es war. In freudiger Erwartung ging ihr Atem immer schneller.
Wenn alles so lief, wie sie das wollte, dann würde sich heute ihr ganzes Leben ändern. Dann wäre sie endlich frei. Frei von allen Normen, allen Regeln. Frei von allem Zwang.
Heute Nacht würde sie sich befreien. Für immer und ewig.
Dort stand sie im Licht einer kleinen Laterne, die über ihrem Kopf an der Hauswand befestigt war. Lässig lehnte sie an einer Ecke, die ohne diese Lichtquelle in vollkommenem Dunkeln liegen würde. Johanna erkannte ihre schmalen, aber scharfen Gesichtszüge und das süffisante Lächeln, dass sie an dem Objekt ihrer Begierde eben so begehrenswert fand. Das hellblaue Kleid, das sie trug umschmeichelte den Körper der großen Frau. Ihre kurzen, schwarzen Haare fielen ihr in kleinen, widerspenstigen Strähnen in die Stirn und umrahmten ihr blasses Gesicht. Johanna konnte fast jedes Detail ihrer Erscheinung erkennen und was sie nicht erkannte, das erahnte sie. Die schlanken Schultern, die feste Haut, die sich um das Kinn und den Hals der Schwarzhaarigen straffte, als sie den Kopf in Johannas Richtung wandte. Sie konnte den Blick nicht von den kleinen Brüsten wenden, die sich deutlich unter dem dünnen Stoff abzeichneten.
Schon als sie Cendra das erste Mal gesehen hatte, hatte es die Dunkelblonde beinahe umgehauen. Es war schwer gewesen, ihr Interesse an der Frau des Bürgermeisters zu verbergen. Doch niemand hatte es bemerkt, außer der Schwarzhaarigen selber. Sie war es auch gewesen, die Johanna zu diesem nächtlichen, klammheimlichen Treffen überredet hatte.
Oh Gott, wenn sie jemand hier erwischte…
Doch das Mädchen wischte alle Bedenken beiseite, als Cendra die Hand hob, um sie zu sich zu winken. Wie hypnotisiert stand Johanna da und ihre Füße trugen sie beinahe schon von alleine zu der jungen Frau hin. Die Blonde kannte sie noch nicht lange, doch schon jetzt wünschte sie sich, Cendra niemals wieder loszulassen. Von ihr im Arm gehalten zu werden, so lange es möglich war. Egal, was die anderen dazu sagten.
Cendra konnte das Verlangen nach einem Abenteuer in Johannas Blut riechen. Und sie konnte und wollte gar nicht abstreiten, dass sie das total anmachte. Wenn man schon so viele Jahre lebte, wie die Schwarzhaarige es tat, dann wurde es einem mit der Zeit einfach egal, ob man seine Bedürfnisse nun an einem Mann oder einer Frau stillte. Man nahm sich eben, was man bekam und freiwillig gegebenes Blut schmeckte nun einmal viel besser. Stress und Angst machten den Lebenssaft nur bitter. Natürlich gab es auch unter den Blutsaugern ein paar sadistisch veranlagte Persönlichkeiten, die eben diesen Geschmack so schätzten, doch Cendra gehörte eindeutig nicht dazu.
Aber hier war ein undenkbar schlechter Ort für das, was sie vorhatte. Auch, wenn nachts wenige Leute unterwegs waren, so fand sich doch auch hier ab und zu die ein oder andere Patrouille. Außerdem war Cendra hier zu viel Licht. Nur in vollkommener Dunkelheit konnte man unerkannt und heimlich bleiben.
Sie griff Johanna an der Hand, machte aber ansonsten erst einmal nicht mehr, als sie offen anzulächeln.
„Ich hätte nicht gedacht, dass du kommst. In deinem Alter wird man doch normalerweise behütet wie ein Goldschatz“ sie setzte ein schiefes Lächeln auf, sich durchaus bewusst, dass Johanna eigentlich schon längst verheiratet sein könnte. Warum sie es nicht war, das wusste selbst Cendra nicht. Aber was interessierte sie das groß? Ihr Gegenüber würde es sowieso niemals sein.
Johanna ahnte nichts von der Gefahr, in die sie sich begab, als sie Cendra in die vollkommene Dunkelheit einer kleinen Seitengasse folgte. Sie wusste ja noch nicht einmal wirklich, was sie erwartete, auch wenn sie sich schon einiges ausgemalt hatte. Bei ihrer blühenden Fantasie war da auch schon das eine oder andere Szenario entstanden, von denen sie kaum zu hoffen wagte, dass sie Wahrheit wurden.
Sie konnte kaum noch etwas sehen, die Finsternis ließ sie einen Großteil ihres Sehvermögens einbüßen. Ein erwartungsvoller Schauer lief ihr über den Rücken. Sie wollte etwas sagen, konnte jedoch nicht. Ein klein wenig Angst hatte sie schon. Es war alles so neu und sie wusste nicht, wie das hier enden, geschweige denn überhaupt weitergehen würde.
Für Cendra war das nur ein kurzzeitiger Zeitvertreib. Sie war nicht wirklich interessiert an der Blondhaarigen. Natürlich, sie war nicht unattraktiv, sonst hätte die Vampirin sich gar nicht auf dieses nächtliche Treffen eingelassen. Dennoch ging es ihr in erster Linie um Blut, um Spaß und um diese leise Vorahnung von Sex, die dann doch nicht erfüllt wurde. Sie wollte Johannas Erregung in ihrem Blut schmecken, in dem Moment, in dem sie zubiss. Wenn ihr schon die Möglichkeit geboten wurde, von jemandem freiwillig dessen Körper angeboten zu bekommen, dann nutzte sie diese auch. Diese Unterwerfung unter sie, die Cendra bevorzugte, konnte sie eben nur selten genießen. Umso erfreulicher für sie war Johannas schlecht verstecktes Interesse an ihr. So musste Cendra nicht erst einen Widerstand brechen, sondern konnte direkt zur Sache kommen.
Cendra blickte dem Mädchen kurz in die Augen und zog es dann zu sich heran. Mit dem Anflug eines verführerischen Lächelns fuhr sie Johanna mit der freien Hand über die zarte Haut an ihren Wangenknochen und durch das lange Haar. Ein angenehmer Geruch stieg der Schwarzhaarigen in die Nase. Ihr Rendezvous achtete wirklich auf ihr Äußeres und auf Hygiene. Das war heutzutage ja echt eine Seltenheit, auf die Cendra aber sehr viel Wert legte.
Als Cendra ihr über die Haut strich, sah die Dunkelblonde zu ihr auf und der Vampirin genau in die Augen. Diese strahlten beinahe unnatürlich hell in einem kalten Blau, das selbst die Dunkelheit zu durchdringen schien. In diesem Moment war es vollkommen um sie geschehen. Ihr Herz machte einen Satz und krampfte sich im nächsten Augenblick auf eine angenehme Art und Weise zusammen. Sie hätte das Gefühl nicht beschreiben können, doch in ihr stiegen Emotionen auf, die sie nie für möglich gehalten hätte.
In diesem Moment überfiel der Wunsch nach viel mehr als diesem einen nächtlichen Treffen sie wie eine Welle.
Doch lange kam sie nicht dazu, sich darüber Gedanken zu machen, denn Cendras Hände wanderten unaufhörlich weiter an Johannas Körper hinab. An ihren Körperseiten strichen die Finger der Schwarzhaarigen an ihren Brüsten entlang. Johanna erschauerte unter dieser zarten und doch fordernden Berührung.
Mit einem Knurren packte die Vampirin das Mädchen an den Schultern und drehte sie herum. Dann stieß sie sie mit dem Bauch voran gegen die Wand. In dem Bruchteil einer Sekunde war Cendra wieder so nahe an Johanna dran, dass sie ihren kalten Atem aus nächster Nähe auf die warme Haut hauchen konnte. Die Blonde zitterte.
Jetzt konnte Johanna sich nicht mehr wehren. Sie war in Cendras Falle getappt und diese war eben zugeschnappt. Eigentlich war es fast langweilig für sie. Cendra war eine Jägerin und im Falle der Blondhaarigen hatte sie gar nicht erst jagen müssen. Dafür würde sie jetzt schneller zu ihrem Spaß und der Befriedigung ihrer Triebe kommen. Wenigstens einen positiven Aspekt hatte das Ganze.
Cendra nahm ihre Hände von den Schultern ihrer Gespielin. Ihre Finger fuhren besitzergreifend über den Stoff, der Johannas Brüste umspannte und die Fünfzehnjährige keuchte. Eines war sicher: Johanna hatte wahrscheinlich noch nie Erfahrungen in diese Richtung gemacht.
So langsam merkte Cendra auch, wie ihr der Speichel im Mund zusammenlief und ihre Zähne wuchsen. Eine ganz natürliche Reaktion auf die bevorstehende Nahrungsaufnahme. Aber noch ließ sie sich Zeit.
Langsam, ganz langsam, nahm sie die eine Hand von Johannas linker Brust und führte sie weiter nach unten, bis sie zwischen den Beinen der Blonden angekommen war. Diese ließ ein leises Stöhnen hören und Cendra lachte ihr amüsiert ins Ohr. Sie trug tatsächlich nur eine Lage Stoff. Das machte das ganze natürlich einfacher, manchmal konnten Unterröcke ja echt nervig sein.
Cendra übte also leichten Druck auf ihre linke Hand aus, wanderte mit den Fingern über den Unterleib des Mädchens, das unter ihren Berührungen hörbar erregter wurde. Und trotzdem ödete Cendra das alles an. Sie wollte Blut und Sex. Guten Sex und zumindest das würde die unerfahrene Johanna ihr nicht geben können. Also erstmal nur das Blut…
„Oh Gott, das könntest du eine Ewigkeit mit mir machen…“ war alles, was Johanna zwischen zwei lauten Atemzügen hervorbrachte. Wieder lachte Cendra. Dieses Mal kalt.
Sie hauchte ihrem Opfer noch ins Ohr: „Da gibt es nur ein Problem. Ich werde ewig leben…doch du nicht“ bevor sie ihre Zähne tief in die weichen Haut versenkte.