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Blumenmeer

am Ende bleibt nur die Erinnerung
von

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Spiegel meiner Seele

14.Dezember 2010 (nachts)
 

2:23 Uhr. Sie sehnte sich nach Schlaf, nach diesem leichtfüßigen, erholsamen und ruhigen Schlaf, aber so sehr Lulu es sich auch wünschte, daran war einfach nicht zu denken. Erschöpft und innerlich vollkommen leer, war sie bereits um kurz vor 9 in ihr großes Bett gefallen. In der Hoffnung heut wenigstens ein wenig Schlaf zu finden, hatte die hübsche junge Frau, ihre Decke bis über den Kopf gezogen und ihre Augen fest verschlossen. Aber bereits nach wenigen Minuten erlag sie der Erkenntnis, dass es einfach nicht so ging. Es fehlte einfach etwas, Charlie fehlte. Das Bett wirkte ohne sie so ungewöhnlich leer und riesig. Wenn auch Elli versuchte die andere Bettseite auszufüllen, so mussten beide wohl resigniert fest stellen, dass wie ein Tropfen auf einen heißen Stein wirkte. Elli schien sich in den Weiten des Bettes zu verlieren.
 

Dabei war es ganz normal. 2mx2m, Standard. Aber so gänzlich allein fühlten sich diese 2 Meter wie eine Schlucht an. Charlies Geruch hing noch immer an der Bettwäsche und Lulu konnte diese einfach nicht wechseln. Seit Charlie gegangen war, klammerte sie sich an alles was sie an ihre Freundin erinnerte. Gleichzeitig wollte Lulu alles zerstören, was sie mit Charlie verband. Die Erinnerungen brannten wie Feuer in ihr und sie konnte es einfach nicht löschen. Es war nicht die Art von Feuer, die Charlie in ihr entfacht hatte mit einer kurzen Berührung oder einem Kuss.
 

Es war dieses siedeheiße Feuer, das einem das Gefühl gab, man würde an dem Schmerz allein schon zu Grunde gehen. Wenn Lulu gewusst hätte, wie sehr Charlie ihr einmal weh tun würde, vielleicht hätte sie sich dann vor 2 Jahren einfach umgedreht und hätte die Rothaarige ignoriert. Aber für diese Überlegungen war es lang schon zu spät. Ihr Herz war gebrochen und lag blutend am Boden.
 

Der Kleine Blumenlade, nicht unweit der Humboldt-Universität Berlin und der Charité, war zum Bersten voll und die Schlange ging sogar schon bis vor die Tür. Luisa schlüpfte durch die Eingangstür hindurch und musste einige verärgerte Blicke über sich ergehen lassen. Allerdings erhellten sich die Gesichter der Kunden zu Nehmens als sie preis gab, dass sie hier arbeitete. Mit 3 Floristinnen würde die Arbeit sicher schneller von der Hand gehen. „Tut mir leid Luisa, dass ich dich an deinem freien Tag zur Arbeit bitten musste.“ Roberta, die Inhaberin des kleinen Blumenladens, eine schlanke Frau Anfang 50, lächelte sie entschuldigend an und hielt ihr ihre grüne Schürze hin. „Ach was, das ist nicht weiter schlimm.“ Lulu ergriff diese und band sie sich um. Sie ließ ihren Blick durch den Raum gleiten und sagte dann zu ihrer Chefin. „Ich nehme mir mal die vor, die einen der bereits gebundenen Sträuße haben wollen, ok?“ Roberta nickte und machte sich wieder geschäftig daran, die Wünsche ihrer Kunden, so gut es ging zu erfüllen.
 

Luisa ging zu einer älteren Dame und begrüßte sie nett. „Kann ich ihnen eventuell helfen?“ Die bereits ergraute ältere Dame lächelte erleichtert. Sie konnte sich zwischen 2 Blumensträußen einfach nicht entscheiden, Lulu half gern bei dieser Entscheidung, auch wenn der Laden voll war. Sie arbeitete gerne hier am Krankenhaus. Nach etwa 10 Minuten und einer angeregten Diskussion war die Entscheidung gefallen und die ältere Dame verließ zufrieden den Laden. Lulu fuhr sich durch das wirre Haar und wollte gerade zur Kasse zurück gehen, da tippte sie Jemand von hinten an.
 

„Entschuldigen sie bitte.“ Die junge rothaarige Frau, lächelte etwas verlegen und nestelte nervös an ihrer Tasche herum. „Ja natürlich, wie kann ich ihnen den helfen?“ Lulu betrachtete interessiert wie sich die Wange der jungen Frau rötlich färbten. „Ich suche eine Blume.“ Sagte sie und sah Lulu erwartungsvoll an. Diese kicherte leise und blickte die junge Frau freundlich an. „Was anderes hätten sie hier auch nicht erwerben können.“ Jetzt musste auch die Rothaarige schmunzeln. „Es ist folgender Maßen. Eine Freundin von mir liegt hier im Krankenhaus und ich wollte sie besuchen. Sie ist naja eigentlich mehr als eine Freundin, aber halt nicht meine Freundin und…“ Das Gesicht der jungen Frau wurde noch etwas röter. „Also möchten sie einen Blumenstrauß, der aussagt, dass es mehr als eine freundschaftliche Geste ist, aber nicht ihre wahren Gefühle offenbaren wird?“ Die rothaarige schmunzelte über diesen Satz und nickte dann. „Ich glaube so in der Art hätte ich es gern.“
 

Luisa deutete der Frau ihr zu folgen und ging zum Tresen. Langsam aber sicher lichtete sich das Feld und die Schlange war nur noch innerhalb des kleinen Ladens. Roberta sah sie fragend an. „Ich kümmere mich schnell um den Wunsch, dieser jungen Frau und mach dann gleich bei den Sträußen weiter.“ Erklärte sie und Roberta nickte lächelnd. Die beiden Frauen sprachen kurz über die Bedeutung der einzelnen Blumen und dann wie sie es arrangieren wollten. Skeptisch betrachteten beide das Endergebnis und dann erhellte sich das Gesicht der Rothaarigen. „Er ist perfekt.“ Lulu lächelte und band ihn noch mit einer Schleife zusammen. „Sie wird sich sicher darüber freuen.“ Sie tippte den Preis in die Kasse ein und nannte der jungen Frau den Preis.
 

Als diese ihre Portemonnaie in ihrer Handtasche suchte, hatte Luisa Zeit die junge Frau mal genau unter die Lupe zu nehmen. Ihr rotes langes Haar hing glatt an hier herunter und glänzte irgendwie ein wenig. Das pinke Shirt, dass sie trug biss sich zwar ein wenig mit dem Farbton ihrer Haare, aber das minderte ihre Schönheit nicht. Sie hatte ein paar Leberflecke im Gesicht, die sie anscheinend versucht hatte weg zu schminken. Ihr Körper war schlank aber nicht abgemagert und allen Anschein war sie Studentin, der Humboldt-Universität. Ihre Jacke hatte dieses typische Abzeichen. Als die hübsche Fremde, erleichtert ausatmete konzentrierte sich Lulu wieder auf ihr Handeln und nahm das Geld dankend entgegen. „Der Rest ist für sie und nochmals vielen Dank, dass sie sich trotz der Fülle des Geschäfts Zeit für mich genommen haben.“ Lulu errötete etwas und erwiderte das Lächeln. „Einen schönen Tag noch.“ brachte sie noch heraus und die Rothaarige winkte ihr noch zu.
 

Als sie nicht mehr zu sehen war, blickte Luisa auf das Geld in ihrer Hand und musste fest stellen, dass die hübsche Frau ihr 4 Euro Trinkgeld gegeben hatte. „Du musst sie ja sehr beeindruckt haben, wenn sie dir so viel Trinkgeld gibt.“ Emily sah ihr über die Schultern und lachte. Sie hatten sich beide hier kennen gelernt und waren sehr schnell dicke Freunde geworden. Lulu arbeite hier fest, Emily nur so wie es ihr Studium zu ließ. „Ich war einfach nur nett zu ihr.“ Sie zuckte unschuldig mit den Schultern. „Das ist ja nun kaum ein Verbrechen.“ Emily bediente die nächste Kundin und drehte sich wieder zu ihrer besten Freundin. „Ein Verbrechen ist es höchstens das du sie nicht auf einen Kaffee eingeladen hast, ihr wärt ein süßes Paar.“ Lulu schüttelte schmunzelnd den Kopf über ihre Freundin. „Das sagst du über jede zweite Frau die hier rein kommt.“ Sie sahen sich beide an und mussten lachen. Es war ein Geschenk des Himmels gewesen, dass Lulu hier einen Job bekommen hatte, in jeglicher Hinsicht, wie sich auch später noch deutlicher zeigen sollte.
 

Nachdem der Ansturm vorbei war und auch in der weiteren Stunde nicht mehr so viel los war, konnte Luisa den Laden wieder verlassen. Sie schloss die Tür hinter sich und ging die 3 Stufen hinab. Sie sah auf ihre Uhr und stellte fest, dass sie ja noch einkaufen gehen konnte. Als sie an der Bank neben dem Blumenladen vorbei ging, erkannte sie die junge Frau. Es war die schöne Rothaarige von vorhin. Diese erblickte auch sie und stand lächelnd auf. „Haben sie auf mich gewartet?“ fragte Lulu irritiert und musterte die junge Studentin. „Ehm…ja. Also ich wollte mich nochmal bedanken.“ Lulu zog die Augenbrauen zusammen. „Der Strauß kam also gut an?“ Die Frau nickte und wurde zu Sehens röter. »Irgendwie niedlich« dachte Lulu und lächelte. „Dann wünsch ich ihnen noch einen schönen Tag und wenn sie mal wieder einen schönen Strauß brauchen kommen sie zu uns.“ Luisa zwinkerte der jungen Frau zu und wollte gehen.
 

„Ich wollte fragen, ob sie vielleicht einen Kaffee mit mir trinken wollen?“ Lulu hielt inne und drehte sich um. „Was ist mit der Freundin im Krankenhaus?“ Die Rothaarige druckste ein bisschen rum und sah verlegen in die Luft. „Es wird wohl nur freundschaftlich bleiben.“ Luisa sah kurz den Schmerz in ihren Augen und beschloss mit der jungen Frau einen Kaffee trinken zu gehen. „Ich bin übrings Luisa, aber die Meisten sagen Lulu.“ Die Fremde lächelte und reichte Lulu die Hand. „Charlotte, aber man nennt mich eher Charlie.“ Zusammen machten sie sich dann auf den Weg in die Kantine des Krankenhauses und tranken ihren Kaffee.
 

Wenn Lulu damals nein gesagt hätte, dann wäre ihr vielleicht das alles erspart geblieben, aber sie konnte es auch nicht mehr ändern und wollte es auch gar nicht.

Sie war nicht die erste Frau, die von einem geliebten Menschen verlassen worden war, so viele vor ihr hatten es auch geschafft. Im Moment war sich die junge Frau noch nicht sicher wie sie das anstellen würde, aber wie sagte ihre Mutter doch immer. „Kind, irgendwann wirst du wissen, wann der Moment gekommen ist.“ Tränen liefen sturzbachartig über ihr blasses Gesicht. „Verflucht.“ grummelte sie und wischte die Tränen weg. Ihre Mutter war doch noch da, sie war nicht gegangen, nur ein paar Stunden mit dem Zug entfernt.
 

Trotzdem konnte Luisa ihre Gefühle nicht mehr kontrollieren. Sie war eine einzige schwarze Leere. Es gab nur noch Schmerz und Verzweiflung. Sie wollte nicht. dass Jemand sie so sah, auch wenn sie sich nach ihrer Mutter und ihrem Vater sehnte. Früher hatte er sie immer getröstet als sie ein Kind war, ob das heute wohl auch noch so funktionierte? Resigniert sank sie zurück in ihre Kissen. 3:16 Uhr. Es wurde Zeit zum Schlafen. Bald musste sie alle Kraft zusammen nehmen und stark sein. Aber nicht jetzt. Hier konnte sie auch schwach sein. Sie zog die Decke wieder über den Kopf und schloss die Augen. »Ein bisschen Schlaf…bitte« flehte sie in Gedanken. Elias und Emily sollten nachher nicht wieder sehen wie es ihr ging, aber das konnte sie wohl kaum verhindern. »Mein Gesicht…Spiegel meiner Seele.«



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  _Chikane-chan_
2011-07-03T22:13:04+00:00 04.07.2011 00:13
wieder ein wunderbares kapitel, ich finde es toll, dass du alles so detailiert aufgreifst und beschreibst ;)

udn weiter ;D


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