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Catch you if I can.

[Itachi/Sasuke- Centric]
von

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Kapitel 11: i remember my youth and the feeling to be invincible

Ich hab Ferien, yuhu ;) 8 1/2 Wochen lang und dann fang ich mit der Oberstufe an. Irgendwie freue ich mich schon ziemlich. Vielleicht gerade weil ich das Gefühl hab, es schaffen zu können, obwohl ich von der Realschule zum Gymnasium rüber wechsle. Trotzdem war die Abschlussfeier sehr traurig, aber auch sehr schön. Und über mein Zeugnis hab ich mich auch riesig gefreut.

Ich hoffe Catch so gut wie in den Ferien fertig zu bekommen. Keine Sorge, die FF soll noch ziemlich lang werden, aber ich hoffe einfach so viel wie möglich Zeit zum Schreiben zu haben, denn ab September wird Freizeit wohl etwas sein, was ich nicht mehr so viel haben werde. Haha, ich werde anfangen müssen zu lernen. Das kenne ich gar nicht... xD

übrigens habe ich einen OS mit dem Titel Graduation hochgeladen, der sich größtenteils um Kakashi und Team 7 dreht. Vllt. wollt ihr ja mal reinschauen ;)

Nun, wie auch immer. Wie schon letztes Mal wünsche ich euch Spaß beim Lesen des Kapitels und schöne Ferien, falls ihr denn schon welche habt.

Liebe Grüße

Jessi ;)
 


 


 


 


 


 


 


 

Kapitel 11: i remember my youth and the feeling to be invincible

Each fried represents a world in us,

a world possibly not born until they arrive,

and it is only by this meeting that a new world is born.

- Anais Nin
 


 

Es konnte nicht einfach sein morgens aufzustehen und in den Tag zu starten, wenn das bedeutete, in weniger als einer Stunde in einem Klasseraum zu stehen, der einen neuen Anfang bedeuten sollte. Ein neuer Anfang, auch das konnte nicht einfach sein, wenn das alte Leben noch lange nicht bewältigt war.

Sasuke aber wachte in seinem Bett auf. In einer weiche Decke eingerollt und sein Zimmer im Dämmerlicht des Morgens sehend. Es war gar nicht so schwer, wach zu werden und zu wissen, dass heute alles anders sein würde, als zuvor. Er war zwar schon wieder zur Schule gegangen. In einem anderen Land. Da hatte es sich anders angefühlt. Aber heute brachte Itachi ihn hin. Schon jetzt fühlte Sasuke sich geborgen. Und gewollt. Vor allem das.

So konnte er in den Tag starten, mit einer lauwarmen, erfrischenden Dusche, einem gesunden Müsli zum Frühstück und bepackt mit seinem Rucksack, in Itachi Wagen, der so vertraut war und doch so neu. Er roch ein bisschen anders. Der Duftbaum, der am Spiegel baumelte, war neu und die CD von den Foo Fighters war es auch.
 

Die Schule kannte Sasuke noch von damals. Sie war so vertraut und doch so neu. Wie Itachis Auto. Nur das hier nicht der Duftbaum und eine CD der Grund dafür waren. Er selbst war es. Weil er anders war. Nicht mehr der Junge, der damals herkam. Und doch musste er allein durch das Tor schreiten, denn Itachi hatte ihm einen schönen Tag gewünscht und Viel Glück, er hatte ihm Mut gemacht und ihm versprochen, ihn abzuholen. Er hatte alles getan und nun war Sasuke auch sich selbst gestellt.

Die Bäume waren voller Knospen. Der Frühling kam, obwohl es noch kalt war draußen. Aber die Sonne schien leicht, kämpfte sich dann und wann mal kurz durch die Wolken hindurch, aber noch erwärmte sie die Erde nicht gänzlich, aber der Winter, der einst so schien, als wolle er ewig währen, war vergangen und irgendwann würde der Sommer kommen. Doch vorher war es an Sasuke, in seinen neuen Klassenraum zu gehen und den Tag als Schüler der Schule zu beginnen. Es war der Klassenraum, der genau unter dem lag, den er früher besucht hatte. Er kam nicht zurück in seiner Klasse, denn die hatte, durch eine neue Reglung in Irland, schon mit der Sekundarstufe II begonnen, an deren Ende sie am Abitur angelangten. Das war in London anders gewesen, da hatte es eine zehnte Klasse gegeben und die besuchte er, doch hier würde er in die neunte gehen, nach der er einen Schulabschluss hatte, mit dem man eine Ausbildung beginnen oder weiter machen und somit Abitur machen konnte. Itachi und Sasuke hofften, dass er so besser in der Schule sein würde, weil es eben genau die Stufe war, die er übersprungen hatte, um in London die Schule zu beginnen.
 

Er klopfte und trat in den Raum, als die Lehrerin ihn herein bat. Sie war sehr freundlich, stellte ihn der Klasse vor und wies ihm einen Platz zu. Leise setzte er sich und lauschte dem beginnenden Unterricht. Sein Platznachbar war ein blonder, unscheinbarer Junge mit Brille der still dem Unterricht folgte und sich fleißig Notizen machte. Er selber war einer der wenigen dunkelhaarigen in der Klasse. Keiner, außer ein Mädchen, hatte dunklere als er. Die meisten waren blond oder hatten einen Rotstich. Vielleicht fiel er deswegen auf und vielleicht schauten einige der Mädchen deswegen zu ihm rüber. Aber das war egal, denn er bemerkte sie eh nicht. Er hatte nur Augen für den Jungen mit der blonden, wuscheligen Stachelfrisur in der Bank vor ihm. Der neben dem Mädchen mit den dunklen Haaren. Das war Naruto. Und Naruto starrte ihn an.

Sasuke konnte diesem Jungen nicht in die Augen sehen. Er hätte sich melden müssen. Aber er hatte das in London nicht gekonnt. Er hatte genug Probleme damit gehabt, vor seinen neuen Freunden der Junge zu sein, der zwar bei seinen Großeltern lebte, weil in seinem Leben nicht alles glatt gelaufen war, aber er hatte es nicht geschafft, auch vor Naruto dieser Junge zu sein. Nicht mal am Telefon. Er hatte es einfach nicht gekonnt. Und heute konnte er ihm nicht mal in die Augen sehen. Aber das musste er auch gar nicht, denn prompt tauchte in seinem Blickfeld ein Ellbogen auf, der sich auf seinem Tisch abstützte. Es war Narutos. Der Teenager hatte sich mit seinem Stuhl nach hinten gekippt, als die Lehrerin begann einen halben Roman an die Tafel zu schreiben. Mehr oder weniger leise – anscheinend hatte Naruto keinen Respekt vor der Lehrperson – sagte er mit einem halbschiefen Grinsen auf den Lippen: „Hey, Alter. Erst meldest du dich nicht, obwohl du meine Nummer hattest und dann tauchst du hier mir nichts dir nichts auf. Spinnst du eigentlich?“
 

Sasuke wusste nichts zu sagen. Naruto hatte ja Recht. Er spinnte. Er tauchte einfach hier auf und glaubte, ein Teil einer Klasse werden zu können, die schon eine Gemeinschaft war. Er passte hier nicht rein. War einfach nicht so weit, ein normaler Teenager sein zu können. Sonst hätte er sich damals bei Naruto gemeldet, egal was auch immer in seinem Leben falsch gelaufen war. Mist, er brachte ja noch nicht mal eine Entschuldigung raus. Er war einfach zu nicht nützte. Deswegen schwieg er. Er schwieg die ganze Stunde über und irgendwann musste sogar Naruto aufgeben und sich nach vorne drehen, da die Lehrerin sich wieder der Klasse zugewandt hatte. Auch die zweite Stunde schwieg Sasuke. Er war froh, dass es keine Fünfminutenpause gegeben hatte, denn der Lehrer für das nächste Fach war so schnell im Unterricht gewesen und hatte einfach mit seinem Unterricht begonnen, ohne den Schülern die Zeit zu geben, die Unterlagen für das Fach auf den Tisch zu legen und die anderen wegzupacken. Sasuke hatte zum Glück nichts wegzupacken. Er hatte ja noch kein Buch. Die würde er heute in der zweiten Pause bekommen, vorher konnten sie nicht in den Raum hinein. In der Stunde dieses Lehrers traute Naruto sich wohl nicht, seinen Stuhl erneut nach hinten kippen zu lassen, aber das war Sasuke nur ganz Recht so. Er wusste nicht, wie er sich vor dem Blondschopf rechtfertigen sollte. Er hatte einfach keinerlei Ahnung, wie er zu sein hatte.
 

Um sich von diesen Problemen abzulenken, schrieb er eifrig Notizen mit und hörte aufmerksam der Lehrperson zu. Er wollte gut sein dieses Jahr, wollte es wirklich, denn er wollte eine Ausbildungstelle, die gut war und die viel zahlte, sodass er Itachi unterstützten konnte oder gar seine Schulden zurückzahlen konnte, die Itachi nicht als Schulden ansah. Als es zur Pause klingelte, räumte Sasuke schnell seine Sachen in den Rucksack und war einer der ersten, die den Raum verließen. Er versuchte vor Naruto zu flüchten. Hatte keine Kraft, sich schon am ersten Tag mit ihm auseinanderzusetzten. Er hatte gewusst, dass Naruto noch diese Schule besuchte, aber er hatte nicht damit gerechnet, dass sie in eine Klasse kamen. Aber eigentlich war das klar gewesen, schließlich war Naruto ein Jahr fort im Austausch gewesen und musste das Schuljahr wiederholen. Sasuke ließ seinen Blick kurz über den Schulhof schweifen. Er suchte eine ruhige, einsam Ecke, in der sich die Pause gut ausstehen ließ. In London hatte er keine halbe Stunde gebraucht, um Leute zu finden, die ihn durch die Pause brachten. Seitdem war er immer bei Suigetsu, Karin und Juugo gewesen. Mit den Drei hatte er sich einfach immer ein Stück weit normaler gefühlt. Aber hier war er auf sich allein gestellt. Er musste allein durch die Pause kommen. Bei den Tischtennisplatten sah es ziemlich ruhig aus. Er schritt mit gesenktem Kopf darauf zu und lehnte sich an einer an. Fünfzehn Minuten. Am Besten er hörte Musik. Er wusste, dass es an Schulen eigentlich verboten war, Ipod oder Ähnliches mitzubringen und auch zu benutzten, aber er hatte auch in London schon Musik mit seinen Freunden auf dem Schulhof gehört und nie war irgendwas geahndet wurden. Er glaubte, dieses Verbot war einer derer, die nicht bestraft wurden, weil es keinen interessierte. Außerdem sah Sasuke eh keinen Lehrer, der Aufsicht auf dem Schulhof hatte.
 

Sasuke holte seinen Ipod aus der Schultasche und steckte die Ohrstöpsel in die Ohren. Mit Musik würde die Pause viel schneller vergehen. Und dann schien es auch viel erträglicher ab heute alle Pausen lang hier zu sein. Alleine an den Tischtennisplatten. Auf sich selbst gestellt.

Es war erst das erste Lied, das verklang, als Sasuke spürte, wie ihm von der Seite, ein Ohrstöpsel aus dem Ohr gezogen wurde.

„Alter, was rennst du einfach weg? Ich hab dir nachgerufen. Ernsthaft, ey.“

Mit zusammengepressten Lippen starrte Sasuke seitlich nach Unten auf den asphaltierten Boden des Schulhofes. Er konnte nicht mit Naruto reden. Naruto würde ihn nicht verstehen. Die Wahrheit und all das. Einzig Itachi konnte das alles auf sich nehmen. Verstehen, damit klar kommen. Mit allen. Kein anderer konnte das. Für Sasuke war Itachi etwas Besonderes. Jeden einzelnen Tag der letzten Woche war Sasuke dies klar geworden.

Naruto aber hatte er einfach nichts zu sagen. Eine Entschuldigung brachte er nicht Zustande und für alle Erklärungen fehlte irgendetwas Grundlegendes.

„Alter, ich rede mit dir. Scheiße, was glaubst du eigentlich, wer du bist?“

Ja, wer bin ich, fragte sich Sasuke. Er war er schon. Ein Straßenbengel, wenn er Itachi nicht kennengelernt hätte. Eine ungebildete Gossenratte. Ein halbes Waisenkind. Geschlagen. Verletzt. Missbraucht. Zerstört…

Naruto hatte einfach keine Ahnung.
 

„Lass mich in Frieden“, brummte Sasuke, ohne es zu wollen. Es kam einfach. Ohne sein Zutun. Er konnte nicht anders. Das hatte einfach raus gemusst. Was dachte Naruto eigentlich, wer er war? Nur weil sein Daddy ein erfolgreicher Mann war und seine Mutter für ihn sorge, wann immer er ihre Sorge brauchte, und weil er die Freiheit gehabt hatte, ein anderes Land für ein Jahr sein Zuhause nennen zu können, war er doch nicht Superman. Er war einfach nur ein stinknormaler, verwöhnter Sohn reicher Eltern. Er lebte ein Leben, das Sasuke nicht kannte. Und obwohl Naruto eine Zeit lang mal das näheste war, was Sasuke als einen Freud tituliert hatte, wollte Sasuke heute nichts anderes mehr, als das Naruto ihn in Ruhe lies.

„Ach, der feine Herr kann ja doch reden. Ich würde dich nur gerne auch verstehen, Blödmann.“

Sasuke konnte nichts anderes tun, als den Kopf zu schütteln, sich abzuwenden und fort zu gehen. Aber noch bevor er ein paar Schritte tun konnte, spürte er eine Hand an seiner Schulter, die ihn rumriss und eine Faust, die gegen seine Wange schlug. Er schrie nicht. Diese Schmerzen waren gar nichts im Gegenzug zu denen, die ihm schon zugefügt wurden. Und ehe er sich versah lag er auf dem asphaltierten Boden und Naruto saß rittlings auf ihm. Sasuke hatte keine Lust sich zu prügeln. Das war etwas, was er nicht wollte. Aber er verteidigte sich, als erneut eine Faust auf ihn zukam und als Naruto ihn stattdessen am Kragen packte und seinen Kopf nach oben zog, hob auch Sasuke seine Hände um ihn fortzudrücken. Gegen Kabuto hatte er sich nie wehren können, aber von Naruto wollte er sich nicht schlagen lassen. Itachi würde das nicht wollen. Sasuke war sich ziemlich sicher, dass Itachi ihn nicht abholen wollte, um zu sehen dass er ein zusammengeschlagenes Gesicht hatte. Dafür hatte Itachi nämlich nicht um ihn gekämpft.
 

Deswegen, weil er sich dessen bewusst war, ruckte auch Sasukes Faust in Richtung Narutos Gesicht, als er den Schmerz eines Schlages zum zweiten Mal spürte. Auf fast genau dieselbe Stelle, diese Arsch! Sasuke wollte nienieniemals einen anderen Menschen schlagen, weil er wusste, welch einen Schmerz das mit sich brachte und er hasste sich im selben Moment, in dem seine Faust Narutos Gesicht traf dafür, denn auch das würde Itachi nicht wollen. Sehen, wie er sich prügelte. Schon am ersten Tag, deswegen ließ er seine Arme zur Seite fallen und blieb liegen, ohne sich zu wehren, als Naruto ihn wieder am Kragen hochzog. Er wappnete sich schon für den nächsten Schlag, schließlich war der letzte von ihm gekommen, aber Naruto schlug nicht. Sasuke spürte schlicht dessen Blick aus sich, während er zur Seite schaute und sah, wie viele Schüler sich um sie versammelt hatten.

Sasuke konnte das nicht sehen, diese Menschenmenge, deswegen blickte er lieber in Narutos Gesicht, auch wenn er nicht wusste, ob das wirklich das kleinere Übel im Moment war. Er sah wie der Junge auf ihm den Mund öffnen wollte, um etwas zu sagen, doch noch bevor er das tun konnte, wurde er von einer Lehrperson hochgezogen und festgehalten.

„Bist du des Wahnsinns, Naruto?!“

Sasuke glaubte nicht recht zu hören, als er die Stimme vernahm. Iruka?! Ernsthaft jetzt? Er rappelte sich auf und blickte in das Gesicht des Lehrers, der Naruto noch immer am Arm festhielt. Das würde Itachi gar nicht gefallen. Verdammter Mist, warum ging er gerade auf die Schule, auf die auch der Braunhaarige unterrichtete. Der war aber vor einem Jahr noch nicht da gewesen. Na logisch, irgendwie, wenn er noch so jung war. Vielleicht war er gekommen, als Sasuke gerade weg war. Er musste das schleunigst klären, aber wie, wenn er es wieder einmal nicht mal schaffte, eine Entschuldigung raus zu bekommen. Er war einfach armseelig.
 

„Sorry, Jungs. Aber das geht so nicht. Ich schätzte, ich muss euch zur Rektorin bringen“, seufzte Iruka und wies Sasuke den Weg, während er mit Naruto folgte. Die gaffenden Schüler hatten sich unterdessen wieder verzogen. Sasuke hob die Hand und fuhr sich über die Lippe, die von Narutos Schlag am Mundwinkel aufgeplatzt war und nun blutete. Er hasste den Geschmack, der so metallisch war und den er von Zeiten zuvor nur zu gut kannte. Zeiten in denen er sich die Lippen vor Schmerzen blutig biss und Zeiten, in denen es an der Tagesordnung war, geschlagen zu werden. Sasuke öffnete die Tür, die zum Flur führte in dem das Direktorat lag.

Iruka bedeutete ihnen beiden auf den Stühlen im Flur Platz zu nehmen, bevor er an die Tür des Direktorats klopfte. Bevor er reinging, mahnte er beide noch, dass sie ja brav sein sollten und sich nicht wieder prügeln mögen. Sasuke fuhr sich erneut über die blutende Lippe. Wie konnte er nur so blöd sein und sich schlagen? Das war doch dämlich. Itachi würde sicherlich wütend sein. Er hatte ihn schließlich nicht zu sich geholt, um schon an seinem ersten Schultag von Ärger mit den Mitschülern zu hören. So ein Typ war er ja auch eigentlich gar nicht. Er hatte sich noch nie geprügelt und er hätte es auch jetzt ganz sicherlich nicht, wenn Naruto nicht wie ein Verrückter auf ihn Los gegangen wäre. Irgendwie hatte er sich ja wehren müssen. Aber er hätte nicht schlagen sollen. Er hätte ihn nur fortdrücken sollen. Das hätte gereicht. Und er würde auch keinen Ärger bekommen.

Er sorgte sich ja nicht mal so sehr um die Direktorin der Schule. Viel mehr sorgte er sich darum, was Itachi wohl von ihm halten mochte.
 

„Toll. Vielen Dank, Sasuke. Wegen dir sitz‘ ich jetzt hier.“ Narutos Stimme war absolut genervt. Er lehnte mit dem Kopf gegen die kühle Wand und hielt die Hände vor der Brust verschränkt. Er wirkte wie ein trotziges Kind. Sasuke biss sich auf die Lippe und schaute auf den Boden. Es war nicht seine Schuld. Hoffentlich wusste Itachi das auch, ohne dass er groß was erzählen musste, denn das konnte er nicht. Er hat nie gelernt, sich zu verteidigen. Jedenfalls nicht in solchen Situationen. Naruto gab ihm die Schuld und die Sache war erledigt. Er wusste ja, aus welch einer Familie der Blondschopf kam. Sein Vater ein angesehener Mann und auch die Mutter engagierte sich immerzu für Wohltätigkeitsveranstaltungen in der Stadt. Niemand würde ihm eher glauben als Naruto. Das lag auf der Hand.

„Ich wollte nur meine Ruhe“, war Sasukes einzige Verteidigung. Er traute sich nicht mal nur vor Naruto zu sagen, dass er es doch gewesen war, der begonnen hat, ihn zu schlagen.

„Und weil du deine Ruhe wolltest, hocken wir jetzt hier. Genial gemacht, Blödmann!“

Sasuke antwortete nicht. Das hatte doch alles keinen Sinn. Naruto war ein verwöhnter Bengel und sich keiner Schuld bewusst. Sasuke merkte, dass er Recht damit gehabt hatte, ihm damals nichts von alledem zu erzählen, was geschehen war. Wahrscheinlich hätte er nur Spott geerntet. Vielleicht wäre Naruto sogar der Meinung gewesen, er wäre all die Dinge selbst schuld. Wer wusste das schon.
 

„Selbst jetzt machst du das Maul nicht auf. Ernsthaft, Alter. Du bist doch nicht normal!“ Naruto schaute starr an die andere Wand, während Sasuke sich erneut das Blut von der Lippe strich. Wieso blutete das so lange? Er hasste solche Wunden. Sasuke wusste, dass er nicht normal war. Er musste sich das doch nicht alles von Naruto anhören, denn der hatte keinen blassen Schimmer, durch welche Hölle er gegangen war. Naruto hatte kein Recht über ihn zu urteilen und Sasuke wollte nichts mehr, als dass dieser verwöhnte Bengel endlich die Klappe hielt. Aber er sagte nichts. Das konnte er nicht. So weit war er noch nicht. Würde er wahrscheinlich niemals sein. Er würde immerzu einstecken. Dazu war er gemacht. Er kannte es nicht mehr anders.

„Du gehst mir auf die Eier, Alter!“, seufzte Naruto und fuhr sich durch den blonden Schopf.

„Sei still“, presste Sasuke heraus. Er dachte gar nicht nach. Er wollte einfach nur, dass Naruto endlich den Mund hielt. Sasuke verstand es nicht. Wenn er ihm doch so auf den Sack ging, warum sprach Naruto dann noch mit ihm? Vielleicht waren sie mal so etwas wie Freunde gewesen. Aber auch das war jetzt schon eine lange Zeit her und vielleicht konnten sie nicht mal mehr so miteinander umgehen, dass sie friedlich nebeneinander sitzen konnten.

„Rede lauter, verdammt. Deswegen sitzen wir doch erst hier. Weil du nicht das Maul aufgemacht hast.“

„Das stimmt nicht“, presste Sasuke heraus und augenblicklich brannte seine Lippe wie Feuer. Er hätte nicht reden sollen. Schöne scheiße. Jetzt blutete das noch mehr. Sasuke hielt seine Hand fest gegen den Mundwinkel gedrückt und fluchte innerlich, dass er kein Taschentuch zur Hand hatte.
 

„Sasuke?“, hörte er dann Narutos Stimme, die so anders klang. „Ey, Sasuke. Hier.“ Sasuke schielte zur Seite und sah das Taschentuch, dass Naruto ihm entgegen hielt.

„Nimm schon“, murrte der Blondschopf, als Sasuke nicht danach griff. Er schluckte. Warum tat Naruto jetzt einen auf nett? Nur weil er blutete? Wie lächerlich. Aber Sasuke hatte keinen Bock auf Zoff und weil er sich denken konnte, wie leicht Naruto auf die Palme zu bringen war, nahm er das Taschentuch an sich und presste es gegen seine Lippe. Sofort färbte sich das weiße, weiche Papier dunkelrot.

„Ich glaub… das muss genäht werden oder so“, wurde Naruto plötzlich ganz kleinlaut. Sasuke blickte den Blondschopf an und sah die Unsicherheit in den blauen Augen. Er schüttelte leicht den Kopf. Das musste nicht genäht werden. Er hatte auch schon schlimmere Wunden gehabt, die ohne je das Krankenhaus von innen zu sehen, heil geworden sind.
 

~~
 

Sasuke saß an dem Schreibtisch, den Itachi und er für sein Zimmer besorgt hatten. Itachi wollte ihm einen Computer besorgen, einen älteren, weil er wusste, dass Sasuke nicht mochte, wenn er Geld für ihn ausgab. Aber Itachi meinte auch ein Junge in seinem Alter brauchte einen Computer mit Internetanschluss. Schon allein für die Hausaufgaben. Jetzt aber saß Sasuke noch an dem großen, beinahe leeren Schreibtisch und füllte Zeile für Zeile mit der Schulordnung der Schule. Die Direktorin hatte sie sowohl Naruto als auch ihm aufgedrückt und schon morgen verlangte sie sie in ihrem Büro zu sehen. Sasuke seufzte. Itachi würde es ganz und gar nicht gefallen, dass er am ersten Tag schon die Schulordnung abschreiben musste, aber verheimlichen wollte Sasuke das nicht, denn der Ältere würde es ja eh durch Iruka rausfinden. Sasuke legte den Stift beiseite, griff in seine Schultasche und zog die kleine Mineralwasserflasche heraus. Er hatte sie nicht ganz leer getrunken und auch als er sie jetzt ansetzte, schmerzte sein Mund noch immer dort, wo Narutos Faust ihn getroffen hat. Die Flasche wieder beiseite stellend, nahm er den Füller zur Hand und schrieb weiter die Schulordnung ab. Es waren zwei Seiten voller eng geschriebener, kleingedruckter Buchstaben. Er würde Stunden dafür brauchen!
 

Ganz in seiner Schreibarbeit vertieft hörte er den Schlüssel im Schloss der Wohnungstüre nicht und auch nicht das Klopfen an seiner Zimmertür. Er bekam erst mit, dass Itachi da war, als dieser die Türe einen Spalt breit öffnete und fragte, ob er herein kommen dürfe. Diese Frage hatte Sasuke verwundert, als Itachi sie das erste Mal am Samstag stellte. Er hatte nur unsicher und, zugegeben, ein wenig perplex genickt. Itachi musste doch nicht in seiner eigenen Wohnung um Einlass in ein Zimmer bitten. Wahrscheinlich sah Itachi Sasuke die Unsicherheit auch an, denn schon sofort am Samstag hatte er ihm klargemacht, dass Sasukes Zimmer sein Reich war und das er derjenige war, der bestimmte, wer herein kam und wer nicht. In seinem Zimmer zählte seine Meinung mehr als alles andere und obwohl Itachi die Miete zahlte, wünschte er sich, Sasuke würde diese vier Wände als die Seinigen betrachten.

Itachi lehnte sich an den breiten Schreibtisch, nachdem Sasuke auf seine Bitte hin nickte.

„Wie war dein Tag?“, fragte der Uchiha sofort. Er ging ab heute wieder arbeiten und kam ein wenig später nach Hause als Sasuke. Er hatte vor, gleich sofort zu kochen, damit sie zeitig essen konnten und vielleicht um über den Tag zu sprechen. Das taten Familien doch, oder? Und genau das sollten Sasuke und er doch werden: Eine Familie.

„Ganz okay“, murmelte Sasuke, der noch nicht mit der ganzen Wahrheit rausrücken wollte. Versucht unauffällig schon er seinen Ellbogen über die Schulordnung, aber da war es schon zu spät, denn Itachi hatte sie gesehen.
 

„Schulordnung?“, fragte dieser verdutzt. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Sasuke irgendetwas getan hatte, was begründete, dass er diese abschreiben musste. Vielleicht sollte er sie als neuer Schüler auch nur lesen? Möglich wäre es ja. Itachi blickte auf den Schreibtisch und sah das Blatt. Die Zeilen die darauf geschrieben waren, waren eindeutig die der Schulordnung. Das verstand Itachi nicht wirklich, aber er wollte Sasuke die Chance geben, sich zu erklären.

„Ja“, murmelte der aber nur und blickte auf das Holz des Tisches. Itachi schwieg eine Weile und blickte aus dem Fenster in Sasukes Zimmer von dem aus man die Landstaße stehen konnte, die man auch vom Garten aus sah. Ein einsames Motorrad fuhr mit brausendem Motor vorbei.

„Musst du die abschreiben?“

„Ja.“ Itachi fiel auf, dass Sasukes Stimme einen sehr unsicheren Ton annahm. Er blickte auf den Jugendlichen und sah, dass dieser in sich zusammensank.

„Warum?“

„Na-Naja, Ich… ich wollte das wirklich nicht, aber er hat angefangen und ich dachte, du würdest das nicht wollen und dann hab ich mir gewehrt und … tu-tut mir Leid. Wirklich.“

„Hey hey hey, ganz ruhig. Nochmal von vorne. Was wolltest du nicht und wer hat angefangen?“

Sasuke murmelte etwas für Itachi unverständliches und dann: „Naruto.“

„Naruto? Der von damals?“ Jetzt war es Itachi, der verwundert war. Das wäre ja mal ein Zufall, wenn die beiden in einer Klasse wären oder so.
 

Sasuke nickte nur. Er blickte die ganze Zeit über nicht hoch, weil er sich vor Itachi schämte. Er hätte nicht so gedankenlos sein dürfen. Er hätte Verantwortung zeigen sollen. Nicht auch zuschlagen. Er hasste sich dafür, dass auch seine Faust in Narutos Gesicht gelandet war. Denn im Grunde war er jetzt nicht besser als Kabuto, der ihn immerzu schlug. Er konnte auch nichts mit Worten klären.

„Was ist denn passiert? Du musst doch nicht einfach so die Schulordnung abschreiben?“, hakte Itachi nach. Sasuke nestelte mit den Fingern am Saum seines T-Shirts herum. Er war nervös. Itachi würde so sauer sein, wenn er erfuhr, dass er sich geprügelt hatte. Wer wollte schon ein prügelndes Straßenkind daheim haben? Und Sasuke wurde sich in dem Moment, als er doch hoch blickte, zu Itachis Gesicht, bewusst, dass er es nicht ertragen könnte diesen Mann zu verlieren.
 

Itachi stockte, als er in Sasukes Gesicht sah. Die Wange war unnatürlich bläulich und an die Lippe war am Mundwinkel aufgeplatzt. Man sah deutlich, dass Sasuke geblutet haben musste. Hatte Naruto ihn etwa geschlagen? Aber warum musste Sasuke dann die Schulordnung abschreiben? Sie hatten sich doch nicht gegenseitig geschlagen oder? Das konnte er sich bei Sasuke absolut nicht vorstellen.

„Wie…?“, sagte er deswegen konfus. Doch Sasuke antwortete nicht auf die Frage. Er blickte nur wieder zu Boden.

„Bitte“, murmelte er dann. „Bitte sei mir nicht böse.“

„Warum, zum Henker, sollte ich dir böse sein, Sasuke?“ Itachi hockte sich zu dem Jungen hinunter und versuchte noch einen Blick auf Sasukes Wunde an der Lippe zu werfen. „Du bist verletzt.“

Itachi war sich nicht sicher, aber er glaubte, Sasuke die Schultern zucken zu sehen. Doch ansonsten gab der Junge keine Regung von sich. Und auch keinen Ton.

„Was war nun los?“, versuchte Itachi es noch einmal und hob die Hand, um Sasukes Kopf sachte so zu drehen, dass er die verletzte Lippe in Augenschein nehmen konnte. Er wollte seinen Schützling nicht mit Wunden sehen.

„Ich…“, murmelte Sasuke und blickte zur Wand. Anders konnte er ja auch nicht, hielt Itachi doch vorsichtig seinen Kopf fest und somit unerbittlich in eine Richtung gewandt.

„Du?“

„Ich… habe mich geprügelt. Mit… mit Naruto.“
 

Itachi konnte das nicht glauben, was Sasuke ihm gerade zu erklären versuchte. Dass er sich geprügelt hatte. An seinem ersten Schultag. Itachi spürte nicht, wie sich die Muskeln der Finger die Sasukes Kinn umschlossen und sein Gesicht somit so hielten, dass er die Wunde begutachten konnte, verhärteten. Er bemerkte nicht, dass sich sein Griff festigte und dachte gar nicht darüber nach, dass er Sasuke möglicherweise vielleicht weh tat. Er war einfach nur geschockt.

„Du hast dich geprügelt?“, fragte er ungläubig und als Sasuke ein Nicken anzudeuten versuchte, ließ Itachi das Kinn des Jungen los und stand auf. Es war als würde ein Ruck durch seinen Körper gehen, der ihn nicht mehr still sitzen ließ. „Warum?“

„Es tut mir… so Leid“, murmelte Sasuke. Er wagte es nicht Itachi ins Gesicht zu blicken. Zu viel Furcht hatte er vor dessen Reaktion, obwohl er wusste, dass Itachi ihn niemals schlagen würde. Viel schlimmer als das wäre aber eh, wenn Itachi ihn nicht mehr mögen würde. Denken würde, er wäre so ein Kerl, der immer so etwas tat. Der sich nicht unter Kontrolle hatte. Jemand, der schon vor langer Zeit kaputt gemacht wurde und dessen Defekt sich nun so zeigte. „Ich… ich mach dir nie wieder Ärger. Ich versprech’s, Itachi.“
 

Er war kurz davor gewesen, wirklich wütend zu werden. Er hätte Sasuke eine Standpauke gehalten, weil es nicht ging, dass dieser sich in der Schule prügelte. Schon allein, weil Itachi nicht wollte, dass Sasuke sich Wunden zuzog, aber auch weil es einfach nicht ging. So lief das einfach nicht, wenn man Stress hatte. Itachi sah schon viele Menschen, die unglücklich waren und wegen Körperverletzung oder anderen Delikten hinter Gittern wanderten und bei vielen von denen begann es auch mit einer harmlosen Prügelei. Er wollte Sasuke keinesfalls unterstellen, dass auch er so sein oder so werden konnte. Aber er wollte dem Jungen sagen und zeigen, dass er es nicht akzeptierte, wenn Sasuke sich so in der Schule daneben benahm Er war nun mal auch sein Erziehungsberechtigter und er hatte dafür zu sorgen, dass aus Sasuke ein guter Erwachsener wurde, der wusste, was Recht und was Unrecht war.

Aber als er Sasukes Versprechen hörte – das Versprechen, dass er nie wieder Ärger machen würde – musste er gegen seinen Willen lachen. Er dachte an seine eigene Jugend und an das Gefühl unbesiegbar zu sein. Vielleicht konnte Sasuke nicht von sich behaupten auch dieses Gefühl der Unbesiegbarkeit, der Unantastbarkeit – dieses Gefühl von unendlicherer Sicherheit und einem Urvertrauen in die Welt an sich – zu haben, aber er konnte auf keinen Fall versprechen, ihm nie wieder Ärger zu machen. Jugendliche machten nun mal Ärger. Sie waren jung, oftmals unbedacht und sie mussten sich noch in dieser Welt zu Recht finden, in der es manchmal ganz schön dunkel und undurchsichtig war. Jugendliche wurden erwachsen indem sie ihren Eltern und Erziehungsberechtigten Ärger machten und im Idealfall lernten sie daraus. Die Aufgabe der Erwachsenen bestand darin, die Jungs und Mädchen auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen, ihnen zu zeigen, was Recht und Unrecht war, ohne die Unschuld zu zerstören, die hinter den einmaligen Gefühlen der Jugend lag. Und auch Sasuke, da war Itachi fest von überzeugt, hatte diese besondere Art der Unschuld in sich.
 

„Du wirst mir Ärger machen“, sagte Itachi. „Ganz sicher wirst du das. Aber das ist schon okay. Das ist ganz normal.“

Sasukes Kopf ruckte hoch. Hatte er sich gerade verhört? Es war okay, dass es sich prügelte? Das er Ärger machte? Das war ganz und gar nicht okay! Itachi nahm so viel für ihn auf sich und das einzige was er tat, war seine Undankbarkeit darin zu zeigen, wie schlecht er sich benahm.

Itachi musste seinen geschockten, aber auch reumütigen Blick bemerkt haben, denn er grinste und sagte schmunzelnd: „Wenn du große Scheiße baust, geb ich dir einfach Hausarrest oder ähnlich Kreatives, mit dem mich auch schon meine Eltern quälten.“

„Ich… Ja, das ist okay. Nur bitte, bitte hass‘ mich nicht.“

„Was ist okay?“

„Hausarrest“, antwortete Sasuke unsicher, aber eilig um Itachi nicht zu verärgern. „Oder alles andere. Alles ist okay.“

„Nein, Sasuke.“ Itachi schüttelte den Kopf. Ein wenig, nur ein kleines bisschen erinnerte Sasuke ihn wieder an den Jungen, der damals auf seinem Bett saß und unterwürfig sagte, dass er ihn ruhig schlagen konnte, ihn ruhig benutzten konnte, wenn er nur seine Kette zurückbekam, ohne die er nicht leben konnte. Heute war es der Hass seitens Itachi vor dem sich Sasuke fürchtete und er würde alles tun, um diesen nicht spüren zu müssen. Das machte Itachi traurig. Er hatte gehofft, Sasuke wäre anders geworden. Er hatte gehofft, er selber hätte Sasuke verändert. Ihn verändern können. Aber nun, bei dem kleinsten Rückschlag, fiel Sasuke in sein altes Muster zurück. Itachi schaute den Jungen an. Es stimme ihn einfach nur traurig. Er konnte es nicht anders beschreiben. Sasukes zusammengesunkene Gestalt, sein verwundetes Gesicht, die Dinge, die der Junge sagte, all das machte Itachi fertig. Er hatte Sasuke doch nur helfen wollen und nun war der Junge wieder so, wie Itachi dachte, so sei er daheim bei seiner Mutter und Kabuto gewesen.
 

Itachi konnte nicht mehr in diesem Zimmer bleiben. Er brauchte eine Pause. Eine kleine Auszeit. Er wandte sich ab, brachte es nicht mal mehr fertig, Sasuke über den Kopf zu streicheln oder ihm irgendwas zu sagen. Das einzige was er tun konnte, war den Raum zu verlassen und sich auf das Sofa im Wohnzimmer zu setzten. Das Gesicht vergrub er in den Händen. Er war nicht unbedingt überfordert, aber der Mut hatte ihn verlassen.

Lange, lange saß Itachi so da. Er grübelte über sich selbst nach, über das was er vielleicht falsch gemacht hatte, aber er grübelte auch darüber nach, dass Sasuke sich falsch verhielt. Itachi war der Meinung, sich das Vertrauen des Jungen bis zu einem bestimmten Grad verdient zu haben, aber Sasuke ließ es so wirken, als wäre da nichts, dass ihn sicher sein ließ, dass Itachi ihm nicht weh tun würde.

Itachi raufte sich die Haare. Er musste mit Sasuke reden. Er wollte es auch, aber er konnte sich selbst nicht dazu bringen, sich zu erheben und an dessen Zimmertür zu klopfen, die sich vielleicht nur für ihn öffnete, weil Sasuke zu viel Angst hatte, es nicht zu tun. Itachi wunderte sich erneut darüber, wie vorsichtig und zurückhaltend Sasuke immer noch war. Auch jetzt, wo Itachi ihm mit jeder Minute klar zu machen versuchte, dass es ihr beider Zuhause war. Noch immer ging Sasuke nur in Einzelfällen selbst an den Kühlschrank. Etwa dann, wenn er Itachi etwas gab oder irgendetwas wirklich nötig hatte. Immerzu begegnete Itachi ein fragender Blick, wenn Sasuke die Dusche benutzten wollte und obwohl dieser sein eigenes Zimmer hatte, sagte er nie: „Mein Zimmer.“ Immerzu war es: „Das Zimmer.“ Sasuke sagte so selten dass etwas ihm gehörte, dass es Itachi schon fast traurig machte.
 

Itachi hörte die Wohnzimmertür aufgehen, aber noch blickte er nicht auf. Er wusste, dass es Sasuke war, aber wenn er ehrlich war, wollte er wissen, was der Junge tat, wenn er mal nicht derjenige war, der alles tat, damit er sich wohl fühlte. Nicht derjenige, der alles tat, damit Sasuke sich nicht fragen musste, was er zu tun hatte.

Sasuke blieb unschlüssig im Raum stehen. Er wusste wohl nichts mit sich anzufangen. Itachi fragte sich, warum sie beide sich das antaten. Wäre er Sasuke, wäre er in seinem Zimmer geblieben. Er wäre sich keiner Schuld bewusst gewesen. Doch als Itachi den Blick hob und in Sasukes niedergeschlagenes Gesicht schaute, sah er, dass Sasuke sich sehr wohl die Schuld an irgendetwas gab.

„Ich hätte nicht einfach so verschwinden dürfen. Ich hätte da bleiben müssen und dich wissen lassen, dass ich dir nie weh tun würde“, meinte Itachi, doch darauf ging Sasuke gar nicht ein. Er kam näher zum Sofa heran und, obwohl ihm das augenscheinlich einiges an Überwindung kostete, setzte er sich ebenfalls auf das Sofa.

„Es tut mir wirklich Leid“, sagte Sasuke und wirkte wieder ein bisschen stärker, ein bisschen mehr so, wie der Junge, zu dem er, auch durch Itachis Hilfe, aber auch durch sich selber, geworden war. „Ich habe mich wie… ein Idiot benommen. Ich weiß, dass du mir nicht weh tust. Niemals. Ich weiß das.“

Es war ein Lächeln das sich nun in Itachis Gesicht schlich. Er freute sich so sehr darüber, dass Sasuke ihm vertraute. Dass er wusste, dass er hier keine Schmerzen zu fürchten hatte. Itachi war glücklich zu wissen, dass Sasuke sich trotz allem hier sicher fühlte. Und vielleicht, fühlte er sich hier auch, trotz allem Zuhause.
 

~~
 

Am nächsten Morgen saß Sasuke wieder vor dem Büro der Direktorin. Itachi hatte ihn extra früher hingebracht heute, damit er die Schulordnung sofort abgeben konnte, noch vor dem Unterricht, aber nun hatte die Direktorin keine Zeit für ihn und er musste warten. Naruto schien es wohl nicht so wichtig zu nehmen, die Schulordnung abzugeben. Sasuke hatte ihn zuvor schon mit seinen Freunden auf dem Schulhof rumhängen gesehen. Als er an ihnen vorbeigegangen war, hatte Naruto ihm nur den Rücken zugewandt. Heute, als er einsam hier saß, war es Sasuke nicht egal. Seinerseits war Naruto wirklich der Einzige gewesen, denn er vielleicht als eine Art Freund angesehen hatte.

Gut, er hat nie erzählt, was zuhause los ist. Und Naruto hat nie gefragt.

Er hat seine Wunden immer zu verdecken gewusst. Aber Naruto hat auch nie genau nachgeschaut.

Er hat Naruto niemals nach Hause eingeladen. Wahrscheinlich wollte der aber auch nie kommen.

Jetzt hatte er sich in London auch nicht bei Naruto gemeldet. Doch wahrscheinlich war es ihm im Endeffekt egal. Hatte er doch genug Freunde mit denen er rumhängen konnte. Taffe Jungs und hübsche Mädchen. Naruto brauchte ihn gar nicht. Aber was Sasuke vielleicht, neben Itachis Fürsorge, am meisten brauchte, waren Freunde, die ihm halfen, ein Teenager zu sein.
 

Er bemerkte Naruto nicht, der den Flur vor dem Direktorat betrat. Ganz in seinen Gedanken verloren, knabberte er an seinen Fingernägeln herum. Er musste damit aufhören. Auch Itachi schaute immer komisch, wenn er knabberte. Wahrscheinlich mochte er das nicht.

Erst als Naruto sich auf den Stuhl neben ihm fallen ließ, schrak Sasuke auf, ließ seine Hand in den Schoß sinken und schaute zur Seite. Als er bemerkte, dass es Naruto war, der neben ihm saß, schaute er wieder weg. Er wollte nicht schon wieder streiten.

„Siehst ganz schön scheiße aus, Sasuke", hörte er Narutos Stimme. Er wusste nicht, was er antworten sollte, aber er wusste, dass Naruto es aufregte, wenn er ihn ignorierte, deswegen blickte er ihn wieder an. Es tat schon irgendwo weh, zu hören, dass man scheiße aussah. Sasuke wusste, dass er immer noch zu wenig wog, aber bei Itachi aß er gut. Er hatte sogar schon einmal nach einem Nachschlag gefragt, weil Itachis Lasagne wirklich lecker war. Er wusste auch, dass er Narben auf seinem Körper besaß, die ihn unwahrscheinlich hässlich sein ließen, aber all die sah Naruto nicht.
 

„Ich wusste gar nicht, dass ich so einen Schlag drauf hab, aber deiner war auch nicht ohne. Siehst du, wie geschwollen meine Wange ist? Ich konnte gestern nicht mal Moms Nudelsuppe genießen, so gebrannt hat meine Wange!“

„Tut mir Leid“, überwand sich Sasuke. Eigentlich war es nicht nur an ihm, sich zu entschuldigen. Auch Naruto sollte das tun, aber vielleicht konnte er das auch nicht. Sasuke aber wollte sich nie mehr prügeln. Er wollte sein Versprechen, an das Itachi nicht glaubte, wirklich halten und diesem nie wieder Ärger machen. Er wollte jemand sein und werden, bei dem Itachi sagen konnte, dass es richtig gewesen war, ihn aufzunehmen, durchzufüttern und zu umsorgen.

„Blödmann, was entschuldigst du dich? Ich hab dir zuerst eine gegeben. Eigentlich hast du noch eine gut.“ Naruto grinste breit und Sasuke wusste, dass dies das näheste war, was er an einer Entschuldigung bekommen sollte.
 

Sasuke schwieg eine Weile und blickte zu Boden. Er wusste nicht, ob Naruto und er wieder so etwas wie Freunde werden konnte, aber er war sich dessen bewusst, dass er Freunde an dieser Schule brauchte, um die Zeit zu überstehen und vielleicht, wenn es ihm hier gut ging, konnte er auch besser in der Schule sein. Sasuke hoffte einfach, dass Naruto derjenige sein konnte, der hin und wieder mal mit ihm sprach, denn im Freunde machen war Sasuke nicht gut und wenn man nicht mit so einer Beharrlichkeit wie Suigetsu, Juugo und Karin auf ihn zuging und ihn praktisch zwang ihr Freund zu werden, wurde es für ihn schwer. Sasuke schaute rüber zu dem Blondschopf neben ihm. Naruto schien durchaus einer der Jungs zu sein, die Leuten so lange auf den Geist gingen, bis diese zu Freunden werden wollten. Er entschied einfach genau das auf sich zukommen zu lassen. Das war vielleicht etwas was es sich zu lernen lohnte. Manche Dinge auch mal so nehmen wie sie kamen. Dann konnte er lernen, die Dinge so zu machen, wie er sie haben wollte. All das, das verstand Sasuke langsam und mit jeder Sekunde mehr, gehörte zu diesem Leben dazu.
 

to be continued

by Jess-



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2011-07-15T19:17:57+00:00 15.07.2011 21:17
das kapi ist auch wieder so schön geworden
bei narutos letzten zeilen über ramen hab ich wieder hunger gekriegt :)
ich geh mir jetzt erst mal ne tomate essen

glg
Sasuke

bis zum nächsten kapi ;)


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