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Sancta nox

(Stille der Nacht)
von

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Caligatio (Dunkelheit)

Die Liebe erträgt alles, hofft alles, glaubt alles.

Die Liebe hört niemals auf. (Kor,7-8)
 

Hier stand er nun. Hier im finst'ren Wald. Umhüllt von allerlei Gebüsch und Geäst, von Fichten und Tannen.

Er, der sein Dorf verfluchte und seine Freunde verriet, um als edler Rächer die Würde seines Clans in neuer Schönheit erblühen zu lassen.

Er, den sie alle verdammten.

Er, dem sie die Wahrheit verschwiegen.

Er, von dem nicht mehr als ein Schatten verblieb, gepeinigt von der dunklen Glut in seinem Herzen und geschürt durch unendlichen Hass seines Verstands.

Zu den Füßen ruht das Blut seiner Opfer, unschuldig, rötlich rein. Zu seinem Haupt erstrahlt der helle Mond, leitet den Weg zu seinen einsamen Schlachten. Der Wind in seinen Ohren flüsternd, ihn zu jeder Tageszeit vorantreibend. Ganz sanft und dennoch unermüdlich, fordernd und zwingend. Gleich wie sieben Peitschen in seinem Rücken.

In seinen Händen ruht das Schwert, blutbesudelt, mit seiner glänzenden, scharfen Klinge, langsam in den Schutz der Scheide zurückgleitend. Während die Toten leise ihre Lieder summen. Das Säuseln von Pein, Angst und Qual, doch auch von Rettung und ersehntem Frieden dringt zu ihm. Keiner von ihnen war ohne Schuld. Wenngleich niemand die Last der Welt allein auf seinen Schultern trägt. Auch er, selbsternannter Märtyrer, ist nicht frei von ihr. Doch das war nun gleich.

Denn der Tod kommt. Macht keinen Unterschied zwischen Schuld und Unschuld. Auch heut Nacht bleibt der junge Mann verschont. Aber schon lang ist's für ihn zur Gewohnheit geworden. Ist's doch sein ständ'ger Begleiter.

Gewährt ihm Halt und Sicherheit. Lässt ihn niemals im Stich, sein treuer Gefährte. Lässt ihn aber zugleich fürchten. Fürchten vor sich selbst, ebenso vor Zukunft, Jenseits und dem Nichts. Irgendwann wird er seinen Preis holen. Sein wohl verdientes Heiligstes. Dann, wenn der Wind aufhört zu wehen und der Mond endet zu leuchten, wird er zu seinem Erlöser werden und seinen Geist von den Schmerzen und Qualen des Seins befreien. In einen sanften Schlaf wird er ihn wiegen. In einen Schlummer, der nicht zur Ewigkeit, sondern zu einer kurzen Weile wird. Bis sich etwas Neues, Unbekanntes, ein besserer Ort vor den, dann alles sehenden, alles erkennenden, alles wissenden Augen auftut.

Inmitten des jüngsten Grabes hört man zu jener Stund' seine Schritte durch die nächtliche Stille hallen.

Die Atmosphäre beruhigend, so selig, nach dem Empfinden des jungen Mörders. Sein Soll ist erfüllt für den heut'gen Tag. Nun will er's gut sein und die Seele baumeln lassen.

Er schreitet von dannen. Ewigkeiten möcht's dauern, da erreicht er ein Feld. Hier blühen die Farben lichterloh. Ein Meer aus Blumen, Zärtlichkeit tut sich auf vor seinen trüben Augen.

An einem Bach macht er schließlich Rast. Nimmt das Wasser in seine Hände und lässt's über seinen Körper gleiten - reibt sich die Unschuld mit Freude vom Leibe.

Das leise Tröpfeln der Perlen lässt ihn vergessen. Alles und jeden. Nur er ist hier. Das Kind der Einsamkeit. Die Ausgeburt der Verzweiflung.

Sein wacher Blick schweift durch das Dunkel, macht den Ort der Zuflucht aus. Auf sanftem Wege nähert er sich diesem, lehnt sich gegen den Stamm des Baumes. Sein dichtes Geäst, seine Krone bietet ihm Schutz. Vor Regen und vor Feinden.

Und er ist glücklich. Sein Fleisch noch immer stark.

Nur sein Verstand bleibt schwach.

Erinnert ihn an alles, was er nicht erinnern soll.

Zeigt ihm Bilder, die er nicht sehen will.

Und lässt ihn wünschen, was er nicht wünschen darf.

Sehnt sich in die Arme eines Menschen, den er nicht begehren soll. Doch trotz all der Verdrängung, all dem Verhöhnen, bleibt die Liebe lieblicher, als die süßeste Rache.

Denn nur Liebe allein ist stark wie der Tod, und ihr Eifer fest wie die Hölle.

Und nur um der heißen Liebe willen, setzt er seinen Weg noch in jener Nacht fort. Im Auftrag ihr endlich Einhalt zu gebieten und seine Seele von den schwächenden Wünschen und Begierden auf ewig zu befreien.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Miss
2011-02-26T03:13:14+00:00 26.02.2011 04:13
Mir gefällt der Stil sehr, könnt mich glatt gewöhnen, wenn du weiter schreibst.

Du bist auch zu meiner Lieblingsautorin geworden :)

Knuddel dich :)
Von:  pandaru
2011-02-16T05:13:36+00:00 16.02.2011 06:13
^_____^ find ich gut auch wenn mir son bisschen die wörtlicherede fehlt xD ich bin gespannt wies weiter geht bei meiner Lieblings Autorin xD

Lg pandaru


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