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Die Schule des Lebens

von

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Alles hat ein Ende

Sumaru fluchte. Schon die dritte rote Ampel auf dem Weg vom Supermarkt nach Hause. Konnte nicht einmal der Einkauf ohne Probleme verlaufen? Frustriert trommelte er auf das Lenkrad und richtete den Blick, ohne es wirklich wahrzunehmen, auf den Bürgersteig. Überrascht erkannte er, dass dort Arimoto Hand in Hand mit Hitomi entlang lief. Er biss sich auf die Unterlippe. Das hatte sicher nichts zu bedeuten, sie waren einfach nur gute Freunde geworden. Dessen war er sich sicher. Doch das ungute brodelnde Gefühl in seiner Magengegend sagte da etwas anderes.
 

Zu Hause angekommen wurde er durch das Telefon vom Einräumen der Lebensmittel abgelenkt. Er nahm den Hörer ab und meldete sich. „Guten Tag Herr Minowa. Hier ist Frau Yamada vom Büro für Problemfälle am schulischen Arbeitsplatz des Kultusministeriums. Sie hatten um Rückruf gebeten?“ Er friemelte nervös an seinem Hemdkragen herum. „Ja. Ich würde gern einen Terim machen. Ich habe ein paar Probleme mit dem Direktor meiner Schule…“ Nachdem er alles geklärt und einen Termin ausgemacht hatte, fühlte er sich um einiges besser. Er hatte seit langer Zeit seinen ersten Lichtblick. Dadurch ermutigt, setzte er sich an den Berg von Klausuren, der sich auf seinen Schreibtisch auftürmte.
 

Sumaru schreckte hoch und schaute sich verwirrt um. Er war anscheinend beim Korrigieren eingeschlafen. Als er sich streckte, hörte er, wie jemand die Wohnungstür aufschloss. Arimoto kam herein, zog die Jacke aus und streckte sich wie Sumaru kurz zuvor. „Hey, weißt du was? Ich hab’ heute...“ redete der Schwarzhaarige drauf los, der unbedingt von dem Anruf erzählen wollte. „Sumaru, können wir morgen darüber reden?“ Arimoto gähnte herzhaft und redete erst dann weiter. „Ich bin hundemüde.“ Mit einem genuscheltem „Nacht“ schlürfte er ins gemeinsame Schlafzimmer und verschwand damit. Sumaru blieb wieder einmal allein zurück.
 

Einige Wochen später lief Sumaru freudestrahlend durch das Schulgebäude. Es war endlich das Urteil gefallen. Herr Takamoto wurde für unbestimmte Zeit suspendiert und musste außerdem Schmerzensgeld bezahlen. Die Schule würde einen neuen Direktor bekommen. Sumaru lief weiter. Er hatte Arimoto in Richtung Parkplatz verschwinden sehen. Wie er wohl bei der Nachricht schauen würde? Als er aus dem Gebäude trat, sah er etwas weiter weg Arimoto, der sich mit Hitomi unterhielt. Ein Knoten bildete sich in Sumarus Brust. Wieso hatte er das Gefühl, dass der Tag ab jetzt nicht mehr so toll verlaufen würde wie bisher? Er ging weiter auf die beiden zu, doch diese bemerkten ihn nicht. Schließlich blieb er einige Meter vor Arimoto und Hitomi stehen. Sie waren so mit sich beschäftigt, dass sie ihn immer noch nicht gesehen hatten. Hitomi legte ihre Arme um Arimotos Nacken, was diesem ein Lächeln entlockte, welches Sumaru schon lange nicht mehr von ihm gesehen hatte. Dann beugte er sich leicht nach unten und küsste sie liebevoll.
 

Sumaru ballte die Hände zu Fäusten. Es war also doch nicht nur ein albernes Hirngespinst gewesen. Sein Freund betrog ihn wirklich mit seiner Schwester! Seine Fingernägel bohrten sich schmerzhaft in seine Haut, doch er bemerkte es nicht. Erst als es fast zu bluten begann, löste er seinen starren Griff. Mit plötzlich gewonnener Entschlossenheit ging er weiter auf die beiden zu und bliebt direkt neben ihnen stehen. Fassungslos musste er bemerkten, dass sie ihn immer noch nicht registriert hatten.
 

Seine innere Wut wurde immer stärker, jedoch riss er sich zusammen. Zumindest im Moment. Sumaru räusperte sich, was den gewünschten Effekt brachte. Die beiden zuckten erschrocken auseinander und starrten ihn an. „Sumaru?! Was machst… ich… äh…“ Arimoto hatte seinen verliebt-verträumten Blick gegen einen gehetzten eingetauscht. Sumaru hob seine Hand und brachte ihn so zum Schweigen. „Du brauchst mir nichts zu erklären.“ Er warf seiner Schwester einen enttäuschten Blick zu. „Das Ganze ist schließlich mehr als offensichtlich. Ich wollte dir eigentlich nur sagen, dass der Direktor vor Gericht gestellt wird. Fall dich das überhaupt interessiert. Wie ich sehe, haben sich deine Interessen mittlerweile in eine andere Richtung ausgebaut.“ Es gelang ihm nicht, die Verletztheit aus seiner Stimme zu vertreiben, aber er hielt sie ruhig.
 

„Sumaru, bitte… ich...“ „Sag einfach nichts, Arimoto. Sei einfach ruhig.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und entfernte sich von ihnen. Keiner der beiden würde je erfahren, dass ihm in dem Moment, als er sich umdrehte, die Tränen übers Gesicht strömten.



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