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Soha életemben

PruHun
von

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Ungarische Post

Ungarische Post
 

„Gilbert, Gilbert, schau mal!“, jubelte das braunhaarige Mädchen. Der Angesprochenen wandte sich übertrieben langsam, wie sie fand, um und blickte zu ihr. Beinahe sofort weiteten sich ihr Pupillen, als er sie erblickte.

„Lizzy...das ist doch nicht dein Ernst?“, fragte er, halb entsetzt, halb fasziniert. Seine Freundin stand aufrecht auf zwei Pferden und selbst im Stand fiel es ihr nicht sonderlich leicht, stehen zu bleiben, da eines ihrer Reittiere immer auf und ab tänzelte.

„Doch...“, sie grinste, zückte die Gerte und hieb, wie wäre es auch anders zu erwarten gewesen, beiden Pferden auf den Hintern. Eines bäumte sich auf, doch wundersamerweise blieb Elizaveta oben; dann jagten beide Pferde in einem irren tempo durch den Hof. Elizavetas unordentlich gebundener Pferdeschwanz wehte im Wind und die Ungarin stieß immer wieder fröhliche Schreie aus.

Die Kleidung hatte sie sich wohl mal wieder von einem der Knechte geborgt, die Hose und das Hemd waren ihr etwas zu weit. Eigentlich sollte die 17-Jährige auf Wunsch ihrer Eltern Etikette lernen, doch anscheinend hatte sie es erneut geschafft, zu fliehen. In diesem Moment wünschte sich Gilbert jedoch nichts sehnlicher, als dass die Braunhaarige zuhause in ihrem Zimmer saß und sich von ihrer Amme in den Gepflogenheiten der Gesellschaft unterweisen ließ, anstatt in einem waghalsigen Manöver erneut eine Runde um ihn zu drehen, wobei weder die halb durchgedrehten Pferde noch die ähnlich durchgedrehte Elizaveta besonders sicher wirkten. Tatsächlich schwankte sie häufiger und bei jedem Mal schlug Gilberts Herz schneller.

„Liz, komm da runter, du tust dir sonst noch weh!“, er versuchte sich zu beruhigen.

„Nö! Ist das nicht toll, es nennt sich „ungarische Post“ und ist super toll!“, ihre Augen blitzten freudig und sie ließ es sich nicht nehmen, das Tempo erneut zu steigern.

„Du wiederholst dich...“, murmelte Gilbert Er wunderte sich immer wieder aufs Neue, was für ein Wildfang Elizaveta war, dabei war ihre Mutter eine höfliche, gesittete Dame und ihr Vater ein Mann vom niederen Adel. Trotzdem war Elizaveta zu laut, zu aktiv und eindeutig zu wenig an Männern interessiert, als es sich gehörte. Viel lieber verbrachte sie ihre Zeit mit Pferden, jagen oder einfachem durch die Gegend streifen, am liebsten alleine oder mit ihm an ihrer Seite.

Manchmal fragte er sich wirklich, wer die Ungarin jemals heiraten würde, mit ihr würde es nicht leicht werden- aber auch sehr interessant. Er selbst hätte schon längst um ihre Hand angehalten, wenn da nicht seine Eltern wären. Zwar war seine Mutter die Cousine von Elizavetas Vater, doch mehr hatten sich nicht gemeinsam. Er selbst stammte aus dem Hochadel und man hielt es für nötig, dass er eine Frau seines Stande heiratete, nicht so eine Neureiche, wie Elizaveta, deren Vater bis vor kurzem sein Geld mit Waffenbau für die Armee verbracht hatte und erst vor kurzem in den Ritterstand und damit den niederen Adel erhoben worden war.

„Du schaust ja gar nicht zu!“, riss ihn Elizavetas beleidigte Stimme aus den Gedanken. Zwar stand sie noch immer auf den beiden Pferden, war jedoch vom Jagd- in den normalen Galopp gewechselt. In diesem Moment bäumte sich eines der Pferde auf und Elizaveta, die unaufmerksam gewesen war, verlor das Gleichgewicht. Die Zügel glitten ihr aus der hand und sie ruderte im verzweifelten Versuch, nicht zu stürzen mit den Armen. Dann fiel sie rückwärts von den Pferden.

„Lizzy!“, Gilbert stürzte auf den Platz, rutschte über den Boden und fing Elizavetas Sturz gerade noch mit seinem Körper ab. Einige Sekunden saßen, bzw. lagen sie so auf dem staubigen Hof und beruhigten sich.

„Das machst du aber nicht noch einmal, versprich es mir!“, meinte Gilbert barsch und atmete scharf durch die Zähne aus, „Das hätte dermaßen ins Auge gehen können...!“

„War doch lustig!“, verkündete Elizaveta nur fröhlich, rappelte sich auf und klopfte sich den Staub von den Kleidern. Gilbert stöhnte leise, die 17-Jährige war wirklich unverbesserlich.

„Junge Herrin, Junge Herrin!“, ertönte in diesem Moment eine Stimme.

„Mist, kannst du dich um die Pferde kümmern?“, zischte Elizaveta und verschwand in den Stallungen, noch bevor Gilbert antworten konnte. Der Albino grinste, als eine alte, dicke Frau auf den Hof geeilt kam, keuchend von der Anstrengung, den ganzen Weg vom Anwesen der Hédervárys bis hierher, zu den Stallungen der Beilschmidts zu laufen.

„Suchen Sie Fräulein Elizaveta? Die ist in der Küche!“, verkündete Gilbert, der diese Ausrede schon seit einigen Monaten für seine Freundin gebrauchte.

„Vielen Dank, junger Herr!“, meinte die Amme. Fast war sie sich sicher in ihrer Annahme, dass ihre Herrin eine Affäre mit einem Küchenjungen hatte, so oft verschwand niemand dorthin!

„Ist sie weg?“, Elizaveta streckte den Kopf aus dem Stalltor und wurde bleich, als sie ihre Amme entdeckte.

„Ach hier seid ihr, Herrin, ich suche Euch schon die ganze Zeit. Und, ach du liebe Güte, wie seht ihr denn aus, wenn Euer Herr Vater das sieht...“, sie rang verzweifelt die Hände. Dann griff sie mit erstaunlicher Kraft nach Elizavetas Handgelenk und zog sie mit sich.

Im Vorbeigehen schenkte Elizaveta Gilbert einen verzweifelten Blick, dann senkte sie den Kopf (standesgemäß) und fragte mit leichtem Augenaufschlag: „Kommen sie heute Abend auch zu dem Festmahl meines Vaters, Herr Beilschmidt?“

An diesem Abend wurde das Jährliche essen im Hause Héderváry abgehalten, zu dem wie jedes Jahr auch Gilbert mit seiner Familie eingeladen war, wie es sich nun einmal gehörte.

„Klar, dann bis später!“, er zwinkerte ihr zu und sah dann grinsend an, wie die Amme die wehleidig blickende Elizaveta davonzog.
 

„Au...Autsch...ich hasse Kämmen...kannst du nicht etwas sanfter kämmen?“, maulte Elizaveta. Ihre Amme blickte sie nur mit einem leichten Lächeln an, an ihrer Kämmweise änderte sie jedoch nichts.

„Das gehört so, Fräulein Elizaveta!“, erklärte sie, „Oder wie soll ich sonst ihre Haare ordentlich frisieren können. Ich frage mich wie sie es schaffen, ihre Haare in so einen katastrophalen Zusantd zu bringen...“

„Das geht ganz leicht!“, murmelte Elizaveta so leise, dass ihre Amme es nicht verstehen konnte, was allerdings nicht schwer war, da diese ziemlich taub wirkte. Nur manchmal hörte sie auf einmal Sachen, die Elizaveta jemandem zugeflüstert hatte; sie fragte sich, woher die alte Frau dann plötzlich so gut hören konnte.

„Naja, ich muss Euch jedenfalls ordentlich kleiden, sonst kriege ich Ärger mit Eurem Vater. Ich habe gehört, dass er Euch endlich verheiraten will. Vielleicht kriege ich dann endlich meine verdiente Ruhe! Und bin euch los...“, sie lächelte leicht. Elizaveta erstarrte. Das durfte doch nicht sein...ohne sie zu fragen! Das erklärte auch die seltsame Gästeliste, zu der unzählige junge, heiratsfähige Männer zählten. Sie wollte keinen aufgeblasenen Schnösel und Langweiler als Mann, für den es das höchste Gebot war, dass sie gehorchen und Kinder zu kriegen hatte.

„Nein, Ich werde nicht heiraten!“, sie stampfte unwillkürlich mit dem Fuß auf, „Da kann er versuchen, was er will; wenn ich jemals heirate, dann einen Mann, der mich als Gleichberechtigte behandelt und der nicht so dumm und langweilig ist, wie der Ganze rest! Und wenn dann auch nur aus Liebe!“

„Tss.“, die Amme schüttelte missbilligend den Kopf, „Ich würde froh sein, wenn Euch überhaupt jemand will, Euer Ruf ist ja nicht der beste, nicht jeder will einen dominanten Wildfang im Haus haben!“

„Ich bin kein dominanter Wildfang, ich habe nur meinen eigenen Willen!“, protestierte Elizaveta und wurde rot vor Empörung.

„Das merke ich. Und jetzt haltete endlich still, damit ich euch fertig kämmen kann.“

Nach endlosen Minuten endete endlich diese Folter, doch die Braunhaarige wusste, dass das Schlimmste erst kam. Zwar zog sie widerstandslos das weiße Unterkleid und den entsprechenden Reifrock an, selbst wenn sie diesen extrem unpraktisch fand, doch beim Anblick des Korsetts hätte sie am Liebsten sofort die Flucht ergriffen.

Das Ding sah ja noch kleiner und enger und unbequemer aus, als die schon viel zu stramm sitzenden Korsagen, die sie sonst hatte tragen müssen. Sie verstand wirklich nicht, warum irgendeine Frau, nur um schön zu sein, freiwillig den ganzen Tag in solchem Fummel herumlief.

„So und jetzt den Bauch einziehen!“, befahl ihre Amme und zog, noch bevor Elizaveta auch nur realisieren konnte, was sie tun sollte, mit ungeahnter Kraft an den Schnüren. Sofort blieb Elizaveta die Luft weg, die Rippen schmerzten und sie bekam einen Hustenanfall.

„Macht doch nicht so ein Theater...bald werdet ihr jeden tag ein Korsett tragen müssen. Dann seid ihr eine richtige Dame“, erklärte ihre Amme, die schon auf dem Weg zu dem Stuhl war, über dem ihr Kleid für den heutigen Abend hing.

„Arme hoch!“, befahl sie und hob das recht schwer wirkenden Kleid hoch.

„Wieso sollte ich“, maulte Elizaveta, die immer noch kaum Luft bekam.

„Wünscht ihr, dass Euer Vater von diesem Verhalten erfährt und davon, dass ihr heute Nachmittag erneut verschwunden seid? Nein? Dann hebt jetzt in Gottes Namen die Arme, damit ich Euch fertig ankleiden kann“

Elizaveta seufzte lautstark, leistete jedoch den Anweisungen Folge. Das Kleid war sogar noch schwerer, als es ausgesehen hatte und sie konnte sich kaum ordentlich bewegen. Überall waren Schnüre, Schleifen, Rüschen oder sonst was, das absolut überflüssig war. Während sie versuchte, mit dem Gefühl des “Holt-mich-hier-raus-ich-bin-umzingelt“ klarzukommen, zupfte die Amme alles zurecht, richtet hier eine Rüsche, zog dort eine Falte zurecht und bald das Kleid zu, sodass es wie eine zweite Haut auf dem Korsett lag.

„So, jetzt nur noch Eure Haare, dann seid ihr fertig für das heutige Festmahl!“, verkündete die Amme selbstzufrieden. Elizaveta hatte mittlerweile den Protest aufgegeben und versuchte stattdessen unter der Last des Kleides und der Enge des Korsetts richtig zu atmen, was jedoch nur halbwegs gelang. Also ließ sie es über sich ergehen, dass ihre Harre zu einer unmöglichen, schmerzenden Frisur aufgetürmt wurden. Nur einige Strähnen zog die Amme raus, sodass sie sich um ihr Gesicht ringelten. Nach dem Schminken (recht dezent, was Elizaveta erstaunte), verschwand sie im Nebenzimmer und kam kurz darauf mit einem großen Spiegel zurück.

„Jetzt könnt ihr Euch angemessen in der Gesellschaft präsentieren!“, beschloss sie, während die Braunhaarige noch immer das Bild im Spiegel musterte.

Elizaveta musterte die junge Frau im Spiegel ihr gegenüber; die Figur war passabel und das Grün ihrer Augen wurde durch das lindgrüne Kleid noch unterstrichen. Gut, musste sie zugeben, schlecht sah sie nicht aus. Aber trotzdem...

„Das bin nicht ich...“, murmelte sie unzufrieden. Die Elizaveta, die sie war, trug am besten Reitersachen, lächelte und vor allem: kriegte Luft!

„Oh doch, das seid ihr und die Männer werden Euch lieben“, erklärte ihre Amme selbstzufrieden, dann fiel ihr Blick auf Elizavetas Fingernägel, unter denen sich ein dicker Schmutzrand vom Reiten befand.

„Junge Herrin, Eure Fingernägel“, rief sie erschrocken aus und griff nach Elizavetas Hand.

„Nein!“, fuhr Elizaveta sie an, die genug von dem Ganze hatte. Sie entzog ihre Hand dem Griff, raffte ihre Röcke und rannte aus dem Raum. Ihre Amme hatte keine Chance, ihr zu folgen, konnte sie zu gutem Essen doch nie Nein sagen.

Nachdem sie einige Meter zwischen sich gelegt hatte, ließ sich Elizaveta auf eine Treppe fallen, mit wie zum Protest sehr undamenhaft gespreizten Beinen.
 

So wiet erstmal^^ hoffe es hat euch gefallen und die Charas sind nicht zu OoC



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2011-02-18T19:22:07+00:00 18.02.2011 20:22
Ich finds ganz toll^^ Ich mag das Pairing ja sowieso.
Ich hab irgendwie eine Ahnung, vom dem was noch kommt...
Von:  Collectress
2011-02-06T16:41:48+00:00 06.02.2011 17:41
toll geschrieben, mir gefällts echt, aber du weißt das ja xD
(ich kenns ja schon)
Der Stil ist echt gut und passt super zu der Geschichte!
Das mit der ungarischen Post hab ich ja nihct geglaubt, bis ichs mir auf youtube angeschaut hab^^
Ich mag Pferde~ - du hast also genau meinen Geschmack getroffen
Ich freu mich schon auf die Fortsetzung!
Von:  -Nightshroud-
2011-02-06T16:39:11+00:00 06.02.2011 17:39
Jaha, dein Block beherbergt komische Sachen xP
Und ich les sie (alle?).
Hm, ich würd dir ja gerne meine Meinung sagen, aber.... die kennst du schon!?
Ich fand die Stelle mit ihren Fingernägeln echt am besten^^
lg
Nightshroud
Von:  -Namine-
2011-02-06T16:01:01+00:00 06.02.2011 17:01
awwww x3 das is soooo süß! ich mag das!!! schreib bitte bitte noch ganz viel mehr!
hdl
p.s. nur zur info erwarte nicht von mir das ich mich auf die beiden pferde stelle, es is schon schwer genung den einen dicken haffi auf dem stoppelfeld zu halten! :P



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