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There is always a second chance in life

Lulu/Yuna
von

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Yuna sah sich ihr gegenüber und erwiderte den ernsten Gesichtsausdruck. Noch nie hatte ihre langjährige Freundin, die für sie immer wie eine große Schwester gewesen war, über ihre erste Reise als Leibwache eines Mediums gesprochen. Doch als das Mädchen mit den schulterlangen braunen Haaren zu ihr gekommen war und ihr von ihrem Wunsch, ein Medium zu werden und Sin zu besiegen, erzählt hatte, hatte Lulu sie für den Abend zu sich nach Hause eingeladen, um ihr die Geschichte zu erzählen.

Jetzt saßen die beiden Frauen in der Hütte der Schwarzmagierin, die am Rand des Dorfes Besaid lag. Sie tranken Tee. Lulu hatte noch nicht zu erzählen begonnen und Yuna wollte sie nicht drängen. Dass es eine traurige Geschichte sein würde, wusste das Mädchen deshalb, weil Lulu nie zuvor davon gesprochen hatte. Sie hatte nicht einmal erwähnt, dass sie außer Vater Zook noch ein Medium auf dessen Reise begleitet hatte.

„Es kann sein, dass du nicht bis zum Ende kommst.“, begann die Magierin.

Yuna hob den Blick und senkte die Teetasse.

„Ich weiß...“, antwortete sie, „Es ist nur, wenn ich daran denke, wie glücklich die Menschen waren, als mein Vater Sin besiegte... Und jetzt, wie ängstlich sie sind, wenn auch nur Berichte ins Dorf kommen...“

„Ich verstehe.“, sagte Lulu, „Dann höre meine Geschichte.“
 

***
 

„Und du willst wirklich Leibgarde werden?“, fragte der Mann sie noch einmal.

Lulu nickte nur.

„Du weißt hoffentlich, dass es kein einfacher Job wird, oder?“

„Ja.“, antwortete sie mit piepsiger Stimme.

Die junge Frau hatte erst vor ein paar Wochen gelernt, mit Magie umzugehen, doch sie nutzte jede sich ihr bietende Gelegenheit, um ihre Fähigkeiten zu erproben und zu verbessern. Jetzt beherrschte sie jeden Grundzauber wie im Schlaf. Und als ein paar Tage zuvor ein Medium ins Dorf gekommen war, um im Tempel für die Unterstützung der Asthra zu beten, sah Lulu die Zeit gekommen, dem tristen Dorfalltag zu entfliehen und die Welt zu entdecken. Abends, als die Dorfbewohner ein kleines Fest zu Ehren des Mediums und ihrer Leibgarde veranstalteten, hatte Lulu das Medium angesprochen.

Die Frau hatte sich als Lady Ginem vorgestellt und war sehr freundlich zu ihr gewesen. Dunkelbraune warme Augen hatten ihr aus einem schokoladenfarbenen Gesicht entgegengeblickt und ein zartes Lächeln umspielte die geschwungenen Lippen. Ginem war in der Tracht Yevon’s gekleidet, jenem Orden, der den Menschen Trost spendete in den Zeiten der Not. Lulu war sofort Feuer und Flamme gewesen, hatte sich aber mit ihrem Wunsch, der Leibgarde von Lady Ginem beizutreten, vorerst zurückgehalten. Erst am nächsten Tag, nach dem gemeinsamen Frühstück, war Lulu bei dem Medium und ihrer Garde vorstellig geworden.
 

~
 

„Lady Ginem, könnte ich euch kurz sprechen?“, fragte die Magierin.

„Gerne.“

Das Medium stand auf und entfernte sich mit Lulu etwas von der Gruppe. Einer ihrer Leibgarde folgte den beiden Frauen. Er war ein athletisch aussehender Mann mittleren Alters. Die schwarzen Haare standen ihm wirr vom Kopf und waren von einigen grauen Strähnen durchzogen. Seine Kleidung bestand aus einer einfachen grünen Hose, einem roten Hemd und einfachen Sandalen. Er hatte sich ein Kurzschwert mit einem Gürtel umgebunden und beobachtete die Umgebung mit grauen Augen, die wie Spiegel in die Vergangenheit wirkten.

„Worum geht es?“, fragte Ginem freundlich.

Lulu sah verunsichert zu dem Mann, der sie begleitet hatte, gab sich dann aber einen Ruck.

„Ich würde gerne eure Leibgarde werden.“, offenbarte sie.

Das Medium zog erstaunt die Augenbrauen hoch, währen der Mann nur scharf die Luft einsog. Das verunsicherte Lulu etwas und ihr Gesichtsausdruck wurde scheu.

„Hast du dir das überlegt?“, fragte Ginem, „Die Aufgaben einer Garde sind nicht leicht zu erfüllen.“

Nach kurzem Zögern nickte das Mädchen, aber Ginem war noch nicht überzeugt.

„Was sagen deine Eltern dazu?“, fragte sie.

„Ich...“

Lulu erzählte dem Medium davon, dass ihre Eltern vor einigen Jahren ums Leben kamen, als sie mit der Fähre von Kilika nach Besaid fuhren und Sin das Boot angriff. Das Mädchen hatte sich damals geweigert, mit zur Nachbarinsel zu fahren und dort im Tempel zu beten. Lulu hatte bald verstanden, dass dieses unstete Gefühl von damals, als ihre Eltern ihr von der Fähre aus zuwinkten, eine Art Vorahnung war. Ginem sah die Magierin betroffen an, nickte dann aber und wandte sich an den Mann.

„Effo, bitte kläre sie über die Pflichten und die Verantwortung einer Leibgarde auf, während ich im Tempel bete.“, bat das Medium.

„Ja Mylady.“

Effo nickte kurz.

„Höre ihm aufmerksam zu und überlege gut, welchen Weg du wählen willst.“, sagte Ginem dann zu Lulu, „Ich gehe jetzt in den Tempel.“

„Ja.“, antwortete das Mädchen.
 

~
 

Effo hatte ihr viele Dinge erzählt. Auch davon, dass das Medium ihr Leben lassen würde, sollte sie bei ihrem Vorhaben erfolgreich sein. Und Lulu hatte bis tief in die Nacht hinein über ihren Wunsch, Ginem als Leibgarde beizustehen, gebrütet. Was, wenn sie doch zu früh in die Welt hinauszog, um ihren Gefahren zu trotzen? Was, wenn sie mit ihren 18 Jahren doch zu jung war, um die Aufgaben einer Garde gewissenhaft zu erledigen und das Medium zu beschützen? Ihr waren so viele Fragen durch den Kopf geschwirrt, dass sie schon fast Schmerzen davon bekommen hatte. Doch irgendwann war die Magierin schließlich doch eingeschlafen.

Jetzt stand Lulu dem Mann gegenüber, der sie gestern eingewiesen hatte. Sie sahen sich ernst, aber auch mit einer Spur Freundlichkeit in den Augen, an.

„Ich bin mir sicher.“, sagte das Mädchen mit Nachdruck, „Ich möchte helfen, Sin zu besiegen.“

„Nun gut, dann komm mit. Lady Ginem befindet sich bereits an der Anlegestelle.“, sagte Effo.

Falls die Magierin darüber verwundert war, ließ sich es sich nicht anmerken. Ohne einen weiteren Kommentar holte sie ihre in einem kleinen Rucksack zusammen gepackten Sachen und folgte Effo. Sie hatte sich bereits zuvor von allen Freunden und Bekannten verabschiedet, auch von Chappu und Wakka, ihren beiden Freunde aus frühester Kindheit. Yuna, einem zwölfjährigen Mädchen, das mit sieben Jahren zusammen mit einem Ronso nach Besaid kam und für Lulu so etwas wie eine kleine Schwester geworden war, hatte sie ebenfalls Lebwohl gesagt. Doch abgesehen davon würden sich die meisten Dorfbewohner eh an der Anlegestelle befinden, um das Medium zu verabschieden.

Die beiden verließen das Dorf auf direktem Wege und sie mussten nicht weit laufen, da ließen sich schon die ersten Monster blicken. Lulu wusste, dass Effo ihre Fähigkeiten kennen lernen wollte. Nur deshalb waren sie beide alleine unterwegs.

Den Dingo würde hoffentlich Effo übernehmen, während Lulu mit dem Wasserpudding allein fertig werden konnte. Sie zögerte auch nicht und warf einen Blitz-Zauber gegen den Pudding, musste dann aber einen Angriff des Köters einstecken. Doch ihr Begleiter erledigte das Biest mit einem gekonnten Hieb seines Kurzschwertes.

„Nicht schlecht!“, meinte der Mann und Lulu nickte.

Sie setzten ihren Weg fort und bestritten noch so einige Kämpfe, ehe sie am Strand ankamen. Dort hatte sich eine Menschentraube gebildet und Effo hielt genau darauf zu. Wie Lulu bereits vermutet hatte, war Ginem das Zentrum der Masse. Sie nahm Danksagungen und kleine Abschiedsgeschenke der Insulaner entgegen und versprach, sie in ihre Gebete aufzunehmen. Einige der Älteren hatten Tränen in den Augen.

Effo bahnte sich mit der Magierin einen Weg zu Ginem und das Medium drehte sich zu den beiden um.

„Also hast du dich entschieden?“, fragte Ginem freundlich.

„Ja. Ich möchte euch auf eurer Reise begleiten.“, erklärte Lulu.

„Nun gut, dann sei herzlich willkommen.“

„Danke.“

Ginem wandte sich wieder an die Dorfbewohner und führte noch einige Gespräche mit ihnen. Effo und Lulu verließen sie wieder, auch aus dem Grund, weil eine andere Leibgarde dem Medium Gesellschaft leistete.

„Wer ist er?“, fragte die junge Frau.

„Dillis. Er ist ein paar Jahre älter als du.“

„Aha.“

Effo entfernte sich und Lulu sah zu Dillis hinüber. Er hatte strohblonde Haare, die ihm lasch auf die Schultern herabhingen und seine blauen Augen waren wie glasklare Teiche. Doch der Eindruck täuschte. Die Magierin hatte den jungen Mann bereits am Abend vor zwei Tagen kennen gelernt und ihn meist in der Nähe junger Mädchen gesehen. Er war ihr unsympathisch vorgekommen, aber jetzt, da sich eine Zusammenarbeit herausstellte, wollte Lulu ihre Meinung noch einmal überdenken. Es war nicht ihre Art, über einen Menschen zu urteilen, den sie gar nicht kannte. Dillis schien ihre Gedanken zu bemerken, denn er drehte den Kopf in ihre Richtung und lächelte sie an. Lulu lächelte kurz zurück, hörte dann aber jemanden ihren Namen rufen.
 

~
 

Sie wandte sich um und sah Chappu und Wakka auf sich zukommen. Letzterer trug Yuna auf den Armen.

„Gerade noch so...“, schnaufte Chappu.

Die Erschöpfung war ihnen regelrecht abzulesen. Sie mussten vom Dorf bis hierher gelaufen sein, um so außer Atem zu sein.

„Sehen wir uns doch noch...“, meinte Lulu mehr zu sich selbst.

„Was dachtest du denn?“, fragte Wakka, „Dass wir dich einfach so ziehen lassen, ohne dass wir uns von dir verabschieden konnten?“

Er stellte Yuna auf den Boden.

„Es ist ja nicht für immer.“, konterte Lulu, „Außerdem haben wir uns am Vormittag schon voneinander verabschiedet.“

Es sollte zuversichtlich und fröhlich klingen, doch die Stimme der Magierin wirkte eher abgehakt, als hätte sie einen Kloß im Hals. Die beiden Brüder mit den orangebraunen Haaren jedoch sahen sie aufmunternd an. Erst jetzt bemerkte Lulu, dass Yuna etwas in den Händen hielt. Ihre Neugierde war geweckt.

„Was ist das?“, fragte sie.

„Das haben wir für dich gemacht.“, erklärte Yuna stolz und hielt ihr das Bündel entgegen.

„Allerdings mussten wir es schnell anfertigen, deshalb ist es nicht so schön.“, fügte Wakka hinzu.

„Stimmt doch gar nicht!“, widersprach das Mädchen.

Lulu lachte und nahm das Päckchen entgegen, zögerte aber damit, es auszupacken.

„Na schau es schon an!“, forderte Chappu sie auf.

„Ja.“

Die Magierin überwand sich und wickelte die Lappen ab. Zum Vorschein kam ein Rahmen mit einem Bild darin. Es zeigte Lulu, Yuna und die beiden Brüder in Besaid vor dem Tempel.

„Hast du das gemalt?“, fragte Lulu das Mädchen.

„Jaaaa, gestern Abend noch... Ich hoffe, es gefällt dir.“

„Ja...“, meinte Lulu mit brüchiger Stimme.

Sie war gerührt, dass ihre Freunde so ein schönes Abschiedsgeschenk für sie organisiert hatten. Sie beugte sich zu Yuna hinunter und umarmte sie fest.

„Du kommst doch bald wieder, oder?“, fragte das Mädchen.

„Aber sicher. Und wenn ich wieder da bin, zeige ich euch meine besten Zaubertricks!“, antwortete Lulu.

Doch eigentlich wusste sie noch gar nicht, wie lange sie unterwegs sein würde. Weder das Medium, noch die beiden anderen Garden hatten mit ihr bisher darüber gesprochen. Es konnte also gut sein, das Lulu ein paar Monate weg war. Chappu und Wakka dachten vermutlich das Selbe wie sie, doch sie sagten nichts dazu. Vor allem, um Yuna nicht Angst zu machen.

„Dann vertreibst du alle Monster von der Insel!“

Yuna war so gut wie immer fröhlich. Trotz der Tatsache, dass sich ihr Vater im Kampf gegen Sin sein Leben gelassen hat. Lulu fühlte die Unsicherheit des Mädchens.

„Wenn ich wieder da bin, werden die Monster von alleine verschwinden.“, antwortete die Magierin.

„Meinst du?“,

„Aber ja.“

Lulu scherzte noch einige Minuten mit ihren Freunden herum, als sich jemand der Gruppe näherte. Es war Dillis.

„Kommst du?“, fragte er.

„Jetzt schon?“

Die Schwarzhaarige klang etwas enttäuscht, aber sie wusste, dass sie sich früher oder später von ihren Freunden trennen musste. Sie umarmte erst Wakka, dann Chappu und zu guter letzt beugte sie sich noch einmal zu Yuna hinab.

„Pass mir ja auf die beiden Rabauken auf.“, flüsterte sie ihr zu.

„Klar!“, kicherte das Mädchen und fiel ihr um den Hals.

Lulu drückte sie noch einmal fest an sich, bevor sie sich umwandte und Dillis auf das Schiff folgte.
 

~
 

Lady Ginem stand an der Schiffsrehling und verabschiedete sich von den Bewohnern mit dem Gruß Yevon’s. Lulu bezog in angemessenem Abstand zum Medium ebenfalls Stellung an der Rehling und winkte ihren Freunden zu, während das Schiff langsam ablegte. Es war ein sonniger Tag, nur ein paar wenige Quellwolken warfen ihren Schatten zu Boden. Die Schwarzmagierin war melancholisch gestimmt, seit sie heute Morgen aufgestanden war. Würde sie ihre Freunde je wieder sehen? Und wenn ja, wie lange würde es dauern? Würde das Medium von Kilika direkt zum sagenumwobenen Zanarkand weiterreisen oder musste Lady Ginem zuvor noch die anderen Tempel dieser Welt aufsuchen, um dort für Unterstützung im Kampf gegen Sin zu beten? Die Küste Besaids rückte immer weiter in die Ferne und die Dorfbewohner waren inzwischen nicht einmal mehr als kleine Punkte zu sehen. Doch Lulu hatte sich dazu entschieden, so lange am Heck des Schiffes zu sehen, bis nur noch das Meer zu sehen war.

„Willst du ewig da stehen?“, fragte jemand hinter ihr.

Die Magierin drehte sich zu der Person um, die sie angesprochen hatte. Es war wieder dieser blondhaarige Sunnyboy, Dillis. Er grinste sie nur an, aber Lulu war nicht dazu imstande, diesen Blick zu deuten. Er schien gar keine Sorgen zu haben.

„Du wirst dich daran gewöhnen.“, meinte er freundlich.

Lulu zog eine Augenbraue nach oben.

„Woran?“

„Von deiner Familie getrennt zu sein. Wenn du erst einmal auf Reisen bist, ist es nicht mehr so schlimm.“

„Ach ja?“

Die junge Frau klang wenig überzeugt, aber Dillis grinste weiter wie ein Honigkuchenpferd.

„Dir scheint das ja alles gar nichts auszumachen.“, stellte Lulu fest.

„Nein. Aber ich bin auch schon länger auf Reisen.“

„Ja?“

Jetzt war sie doch neugierig. Und der Mann schien sich auch irgendwie darüber zu freuen, einen willigen Zuhörer gefunden zu haben.

„Aufgewachsen bin ich in Kilika, aber ich habe das Dorf schon vor fünf Jahren verlassen. Danach bin ich erst einmal nach Luca gegangen, um dort mein Glück mit Spielwetten zu versuchen ...“

„... aber es hat nicht so recht geklappt.“, beendete Lulu den Satz, als er nicht weiter sprach.

Dillis kicherte vergnügt.

„Da hast du ganz Recht. ... Komm mit!“

Er lief zurück und unter das Dach am hinteren Teil des Schiffs. Lulu war ganz perplex und folgte ihm erst nach einigen Augenblicken. Er stand bei einer Treppe, die nach oben auf die Aussichtsplattform führte.

„Das wird dir sicher gefallen.“

Dillis lief nach oben und Lulu folgte ihm langsam. Es war gar nicht so leicht, die Stufen hinaufzusteigen, während das Schiff auf den Wellen tanzte. Oben angekommen blickte sie sich um. Die Aussicht war wirklich atemberaubend und erst jetzt bemerkte die junge Frau, dass Möwen dem Schiff folgten. Eine Mutter mit zwei kleinen Kindern stand ebenfalls hier oben und der Junge und das Mädchen warfen den Vögeln kleine Brotkrumen zu. Lulu blickte sich erneut um und sah Dillis auf der anderen Seite der Plattform. Sie ging zu ihm hinüber.

„Freust du dich, deine Freunde wieder zu sehen?“, fragte Lulu.

Sie hielt es für sinnvoll, wenigstens ein bisschen mit ihm zu plaudern, nachdem sie ihn eben entlarvt hatte. Aber als er antwortete, schien es, als wäre nichts gewesen.

„Sicher. Aber wir werden nicht lange bleiben.“, erklärte er.

Die Magierin spitzte die Ohren.

„Wir haben schon zwei Tage Halt auf meiner Heimatinsel gemacht, als wir auf dem Weg nach Besaid waren. Leider werden wir die Fähre nach Luca nicht mehr schaffen, das Zeitmanagement der Fährfahrer lässt es einfach nicht zu.“, erzählte er, „Wenn wir heute Abend anlegen, ist die andere Fähre bereits auf dem Weg nach Luca. Deswegen verlieren wir wieder einen Tag.“

„Ach so.“

Lulu versuchte verzweifelt sich nicht anmerken zu lassen, dass sie viele brennende Fragen hatte. Hernach würde Dillis sie nur als neugieriges Mädchen abstempeln und diese Gelegenheit wollte sie ihm nicht bieten. Überhaupt wollte sie ihm keinen Grund bieten, über sie herzuziehen. Die junge Frau hörte schon gar nicht mehr richtig hin.

„Hörst du mir noch zu?“, kam dann auch prompt die Frage.

„Wie bitte?“

Dillis’ Lächeln war verschwunden. Stattdessen sah er Lulu skeptisch an.

„Entschuldige, mir geht nur so viel im Kopf um.“, versuchte sie ihn zu beschwichtigen

„Aha...“

Er klang nicht überzeugt, kommentierte es aber nicht weiter. Lulu beschloss, das Thema zu wechseln.

„Wie... reisen wir weiter?“, fragte sie beiläufig.

Dillis lehnte sich an die Balustrade. Seine gute Stimmung war verflogen.

„Direkt nach Zanarkand.“, murmelte er.

Damit hatte die Magierin nicht gerechnet. Sie war davon ausgegangen, noch ein paar Wochen Zeit zu haben, bis es ans Eingemachte ging, aber es war klar, dass die Gemeinschaft unter diesen Umständen so schnell wie möglich in das legendäre Land kommen musste. Lulu bemerkte nicht, wie Dillis sich abwandte und nach unten ging.
 

~
 

Seit einer Woche war die Gemeinschaft unterwegs. Es war, wie Dillis erzählt hatte. Sie machten nur Rast, wenn sie übernachten mussten. Lulu hatte nicht viel zu sehen bekommen von der Landschaft. Wenn sie in einem Ort übernachteten, erlaubte Lady Ginem ihr, die Umgebung zu erkunden und Lulu war dankbar dafür. Besonders interessant hatte sie Guadosalam gefunden, der Ort, an dem die Guados lebten und von wo aus die Gruppe einen kleinen Abstecher ins Abyssum unternahm. Auch die Mihen-Straße, die sie einige Tage zuvor passiert hatten, hatte die Schwarzmagierin sehr genossen. Das saftige Grün und eine warme Brise, die stets durch die Gräser wehte, hatten einen fast friedlichen Eindruck vermittelt. Doch jederzeit konnte dieser Frieden gestört werden.

Momentan befand sich die Gruppe in Bevelle, dem spirituellen Zentrum Spira’s. Hier hatte Yevon seinen Sitz und jedes Medium legte eine Pause in dieser altehrwürdigen Stadt ein. Es war ein Wunder, dass Bevelle in all den Jahren nie von Sin angegriffen wurde und so war sie auch die größte Stadt auf dem Planeten. Momentan befand sich das Medium mit ihrer Leibgarde auf dem Markt und Lulu durfte sich umsehen. Sie fand es sehr nett von Ginem, dass sie ihr solche Freiheiten ließ. Deshalb bemühte sich die Schwarzmagierin, dem Medium jeden Wunsch von den Augen abzulesen und sich auch sonst nichts zu Schulden kommen zu lassen.

Jetzt stand die Schwarzhaarige jedoch in eigener Mission vor einem Stand mit allerlei Schmuckartikeln. Verschiedene Ohrhänger, Haarnadeln und Ketten lagen vor ihr und Lulu war davon überzeugt, etwas für Yuna kaufen zu müssen. Ein blauer Ohrhänger mit gelben Verzierungen und einer kleinen hellblauen Feder gefiel ihr besonders gut. Sie griff danach und schob sich dann ein paar Schritte weiter in Richtung Verkäufer. Der Mann hatte alle Hände voll zu tun, was bei dem reichhaltigen Angebot an hochwertigen Schmuckartikeln auch kein Wunder war. Lulu musste noch etwas warten doch dann wandte der Mann ihr sein freundliches Gesicht zu.

„Was darf es für Sie sein, junge Dame?“, fragte er.

Sie reichte dem Verkäufer den Ohrhänger.

„Für Sie selbst?“

„Nein, das ist... für meine kleine Schwester.“, antwortete Lulu.

Lulu hatte Yuna schon öfters als ihre kleine Schwester ausgegeben. Das hatte neugierige Fragen vermieden, wenn die beiden unterwegs waren und jemand nach Yuna’s Eltern fragte.

„Ja? Da wird sie sich aber freuen. ... Das macht dann 30 Gil.“

„Oh.“

Es war etwas teurer, als Lulu erwartet hatte, aber zum Glück hatte sie ausreichend Geld von zu Hause mitgenommen. Als sie bezahlt hatte, reichte der Verkäufer ihr den Ohrhänger in ein Stück Leder verpackt zurück. Die Magierin verstaute das Päckchen in ihrer Tasche und wandte sich dann um. Es war schon später Nachmittag und Lulu wollte nicht zu spät in ihre Herberge kommen.

Sie schlug den breitesten Weg ein, der den Markt verließ. Ihre Unterkunft befand sich zum Glück in der Nähe des Tempels und dieser war von jeder Position aus zu sehen. Die Türme, die sich in schwindelerregende Höhen erhoben mit bunten Bändern, die von ihren Spitzen wehten, hatten die Magierin sehr beeindruckt, als sie sie das erste Mal gesehen hatte. Lulu eilte darauf zu, nicht aber ohne sich mit staunenden Augen umzusehen. Es gab ständig neue Dinge zu entdecken in dieser Stadt und beinahe wäre die junge Frau an ihrer Unterkunft vorbeigelaufen, hätte sie nicht jemand angesprochen.

„Wohin des Weges?“, fragte eine mittlerweile vertraute Stimme.

Lulu zuckte zusammen und drehte sich dann zu Dillis um. Er saß auf einer Bank, die vor ihrer Herberge stand.

„Ach bin ich doch schon so weit...?“, murmelte sie mehr zu sich selbst.

Ihr Gegenüber sah sie neugierig an.

„Wie war dein Nachmittag?“, erkundigte er sie nett.

„Schön... Aber irgendwie auch zu kurz, um alles zu entdecken.“

Lulu vertraute dem jungen Mann mittlerweile ohne Vorbehalte. Und auch Effo verhielt sich vorbildlich. Was die Magierin aber auch nicht wunderte. Die Gemeinschaft behandelte sich freundlich und mit Respekt. Jeder wusste, was er vom anderen erwarten konnte. Und die junge Frau hatte sich anfangs daran gehalten, zu beobachten. Und sie hatte gelernt, noch besser mit ihren Fähigkeiten umzugehen.

„Du scheinst schon wieder ganz weit weg zu sein.“, bemerkte Dillis.

Dies passierte ihr häufiger.

„Ich weiß... Ich war auf dem Markt. Kaum zu glauben, was man da alles bekommen kann.“

Der junge Mann lachte und kratzte sich dann am Hinterkopf, als ob er noch etwas auf dem Herzen hätte. Schwere Glockenschläge unterbrachen die aufgekommene Stille, das Signal zum Abendgebet für die Gläubigen Yevon’s.

„Was ist?“, fragte Lulu neugierig.

„Ich war auch auf dem Markt.“, gestand Dillis.

„Ah... Und? Hast du das gefunden, was du gesucht hast?“

„Nein.“

Er hatte ihr vor einigen Tagen erzählt, schon seit Monaten auf der Suche nach einem guten Bumerang-Modell zu sein. Doch bisher war er nicht fündig geworden und das ärgerte ihn besonders. Deshalb hatte Dillis sein Glück ein weiteres Mal auf dem Markt in Bevelle versucht. Doch Lulu hatte den Eindruck, dass es gar nicht um diese Sache ging, denn der Blondschopf sah sie schüchtern an und wandte seinen Blick schnell auf den Boden, als sie ihn erwiderte.

„Was ist los?“, fragte sie erneut.

„Na ja.“

Dillis zog ein Päckchen hinter seinem Rücken hervor und hielt es ihr hin. Der Lederlappen kam ihr seltsam bekannt vor.

„Das hab’ ich für dich gekauft. Als kleine Aufmerksamkeit sozusagen.“

Die Magierin wickelte die Lappen ab und zum Vorschein kam eine schöne Kette mit großen flachen Steinen in lila. Lulu’s Lieblingsfarbe.

„Woher wusstest du...?“

„Och, so ein Gefühl... Darf ich sie dir umlegen?“

Die junge Frau ließ ihn gewähren und mit scheinbar geübten Handgriffen legte Dillis ihr die Kette um den Hals und verschloss sie hinten.

„Steht dir wirklich ausgezeichnet!“, meinte er.

Lulu wurde etwas rot um die Nase herum. Doch eine Erwiderung blieb ihr erspart, denn Effo kam von der Herberge heraus.

„Da seid ihr ja schon!“, meinte er.

Lulu und Dillis warfen sich einen fragenden Blick zu, folgten Effo dann aber ins Haus.
 

~
 

Lady Ginem saß auf einem Stuhl im Aufenthaltsraum und war mit einer Handarbeit beschäftigt. In einem Kamin an der Wand brannte ein kleines Feuer vor sich hin und spendete angenehme Wärme. Außer dem Medium und ihrer Garde befand sich niemand in dem Raum und die Gruppe wollte diese Gelegenheit nutzen, um über die weitere Reiseroute zu beraten. Effo hatte eine Landkarte auf dem Tisch ausgebreitet und deutete auf Bevelle.

„Hier sind wir.“, meinte er, „Und gleich hier hinter diesem Hügelzug ist die Stille Ebene. Das hier ist Berg Gagazet und dort liegt Zanarkand. ... Es ist also nicht mehr sehr weit.“

„Sind wir doch schon so weit gekommen?“

„Ja.“, schaltete sich das Medium nun in die Unterhaltung ein, „Wir haben es auch... eilig.“

Ginem blickte ebenfalls auf die Karte. Ihr Gesichtsausdruck verwirrte die Schwarzmagierin.

„Dann können wir ja gleich weiter nach Norden...“, meinte Lulu.

Weder das Medium, noch die beiden Männer antworteten sofort.

„Es... gibt noch eine Asthra, die wir aufsuchen müssen.“, fuhr Effo fort und deutete auf eine Stelle auf der Karte, „Hier, hinter der Stillen Ebene ist ein abschüssiger Weg... Den müssen wir gehen.“

„Noch ein Tempel?“, fragte Lulu jetzt doch verwundert.

„Nein.“, sagte Ginem, „Es ist schon lange Zeit her und niemand weiß, wie es sich damals tatsächlich zugetragen hat. Und auch die Hohepriester von Yevon sprechen nicht davon. Soweit ich weiß, ist es nur eine bedeutungslose Höhle, in der sich die Asthra befindet. Ich wurde in Yevon’s Dom von Lord Mika daran erinnert.“

„Eine Höhle?“, fragte Lulu ungläubig, „Wieso gerade an solch einem Ort?“

„Es gab damals keine Stellungnahme von offizieller Seite.“, erklärte das Medium, „Ich persönlich denke, dass jemand die Asthra entführt und dann dort versteckt hat.“

Die Magierin schien das nicht recht zu glauben und Lady Ginem erklärte es ihr.

„Wir Media beten für den Beistand der Asthra im Kampf gegen Sin. Je weniger Asthra das Medium aufsucht, desto schwächer ist es. Zu schwache Media können die Hohe Beschwörung nicht erlangen und das bedeutet, dass sie Sin nicht bekämpfen können.“

„Hm. Aber Ihr seid stark genug.“

Ginem lachte, doch die junge Frau hatte das Gefühl, dass das Medium trotzdem sehr beunruhigt war über diese Höhle. Aber wenn Lord Mika höchstpersönlich mit ihr darüber gesprochen hatte, war es wohl besser, sich zu beugen. Vorerst entschied sich Lulu dazu, zu schweigen. Effo deutete erneut auf eine Stelle auf der Karte und sagte:

„Hier können wir uns das letzte Mal ausruhen. Es ist eines von Rin’s Reisebedarfsläden.“

„Diese Gelegenheit sollten wir in jedem Fall nutzen.“, fügte Dillis hinzu, „Die Stille Ebene ist groß und die Passierung ist aufgrund der gefährlichen Monster schwierig. Und wir wissen nicht, was uns in der Talsohle erwartet.“

„Dann sollten wir zeitig zu Bett gehen.“, sagte das Medium.

Es war die unausgesprochene Aufforderung an die Garde, sie alleine zu lassen. Lulu gehorchte augenblicklich, wünschte Lady Ginem sowie den beiden Männern eine gute Nacht und ging in ihr Zimmer. Es war nur ein spärlich möblierter und nicht sehr großer Raum mit einem kleinen Fenster, doch für zwei Nächte war es in Ordnung und außerdem hielt sich die Magierin eh meist draußen auf. Aber gerade jetzt passte die Umgebung perfekt zu ihrer Stimmung. Lulu war nach wie vor beunruhigt über das Verhalten des Mediums, oder mehr darüber, was genau das Medium zu verunsichern schien. Auch wenn sie nicht wusste, was es war. Die junge Frau zerbrach sich noch bis lange in die Nacht hinein den Kopf darüber, ehe sie sich zum Schlafen hinlegte.
 

~
 

Vögel zwitscherten in den Bäumen und helle Strahlen der Sonne weckten den Wald. Es versprach, ein warmer Tag ohne eine einzige Wolke am Himmel zu werden und die Gemeinschaft um Lady Ginem genoss die frische Luft in vollen Zügen. Sie hatten Bevelle bereits verlassen und befanden sich an der Wegkreuzung. Rechts ging es nach Macalania und zur Donnersteppe. Doch der linke Weg, den sie einschlagen würde, führte zur Stillen Ebene. Die Hügelkette dort warf ihnen ihren Schatten entgegen. Die Gruppe wanderte darauf zu, eilig hatten sie es nicht. Und nur langsam lichtete sich der Wald. Lulu näherte sich Lady Ginem unauffällig, während Effo voranschritt und Dillis die Nachhut bildete.

„Euch beunruhigt etwas?“, fragte die Magierin beiläufig.

Das Medium kicherte nur kurz und Lulu zog eine Augenbraue hoch. Solch eine Reaktion hatte sie von der Frau nicht erwartet.

„Ich weiß schon seit einigen Jahren von dieser Asthra, hatte ihre Existenz jedoch verdrängt.“

„Und wollt Ihr wirklich in das Tal gehen?“

„Es ist nicht so, als hätte ich die Wahl, oder?“, erklärte Lady Ginem, „Jede Hand, die hilft, Sin zu besiegen, muss ich ergreifen. Egal, ob ich mich damit selbst in Gefahr bringe.“

„Hm... Aber wenn es so gefährlich ist? Es ist doch wichtiger, am Ende Zanarkand zu erreichen und gegen Sin anzutreten. Was, wenn euch vorher schon etwas zustieße?“

Lulu klang wenig überzeugt. Dass sie selbst sowie Effo und Dillis dafür verantwortlich waren, dass Ginem nichts zustieß, hatte sie glatt außer Acht gelassen.

„Dafür habe ich ja euch.“

Die Magierin musste kurz lächeln, war aber noch immer beunruhigt. Und dies würde auch so bleiben, bis sie diesen geheimnisvollen Ort mit der geheimnisvollen Asthra hinter sich gebracht hatten. Berg Gagazet und Zanarkand zusammen erschienen ihr nicht so furchteinflössend wie das, was möglicherweise in diesem Tal auf sie lauerte.

Mittlerweile hatte die Gruppe den Gipfel des Hügels erreicht und sie blickten über eine weite Ebene hinweg, auf der saftiges Gras wuchs. Doch der Eindruck täuschte und auch die Bezeichnung „Stille Ebene“ entsprach einem Paradoxon. Denn diese Gegend war bekannt für ihre besonders angriffslustigen Monster.

Von weitem war Rin’s Reisebedarf schon zu sehen. Ein Weg schmiegte sich hinter dem Hügel an und führte hinab auf die Ebene. Bereits nach einigen Metern wurden sie von einem Flammenpudding, einem Nebyros und einem Skoll angegriffen. Lulu nahm mit den beiden Männern den Kampf auf und musste gleich zu Anfang einen Treffer des fliegenden Käfers hinnehmen. Effo war ein flinker Kämpfer und schnell hatte er dem Skoll eine erhebliche Wunde zugefügt. Das wolfsähnliche Monster blutete stark aus einem der Vorderläufer, revanchierte sich aber augenblicklich. Für Dillis’ Bumerang stellte der Nebyros ein gefundenes Opfer da und dann war Lulu an der Reihe. Sie setzte einen Eis-Zauber gegen den Flammenpudding ein, der diesen schwer verwundete, aber nicht vernichtete. Dillis nutzte die sich ihm bietende Gelegenheit, um den Skoll zu erledigen, dafür musste Effo einen Feuer-Zauber des Puddings hinnehmen. Er heilte sich mit einem Hi-Potion und die Schwarzmagierin erledigte danach den letzten Gegner. Sie seufzte, als es zu Ende war und Ginem kam aus ihrer Deckung raus.

„Nicht schlecht. Du wirst immer besser.“, lobte das Medium.

„Aber nicht gut genug.“

Lulu war selten zufrieden mit ihrem Kampfverhalten. Sie wusste zwar oft von vornherein, gegen welchen Zauber das jeweilige Monster anfällig war. Doch einer allein reichte meist nicht aus. Die Schwarzmagierin hatte gehofft, irgendwann zu stärkeren Zaubern fähig zu sein, aber bisher war sie nicht soweit.

Die beiden Männer sagten nichts und die Gruppe setzte ihren Weg fort. Lulu fand es nett von der anderen Frau, dass diese sie immer zu ermutigen versuchte. Auf dem Weg zum Reisebedarfsladen wurden sie noch in einige weitere Kämpfe verwickelt, aber keiner von ihnen war ernsthaft gefährlich. Trotz allem hatten sie etwa zwei Stunden bis hinunter in die Ebene gebraucht. Die Stille Ebene war wirklich riesig. Sie beschlossen, einige Zeit bei dem Laden zu bleiben. Viele Leute hielten sich hier eh nicht mehr auf. Hinterhalb von Bevelle reiste kaum noch jemand und Rin’s Laden wurde fast ausschließlich von vorbeireisenden Media genutzt. Lulu ging zu dem Verkäufer hinüber, einem Al-Bhed und unterhielt sich etwas mit ihm.

„Sie wirkt verunsichert.“, bemerkte Effo, als er mit dem Medium und Dillis alleine war.

„Es ist die Höhle, die ihr zu schaffen macht.“, erklärte Lady Ginem.

„Wie ich es mir dachte.“

„Sie ist noch jung.“, erwiderte Dillis, „Es ist kein Wunder, dass unerwartete Wendungen sie erschrecken.“

„Und es ist nicht so, als ob du älter wärst als sie.“, konterte Effo.

„Hah. Du bist ja nur neidisch auf unsere Jugend. Im Gegensatz zu ihr bin ich schon viel öfter auf Reisen und habe... schon so einiges erlebt.“

„Ja, zum Beispiel wie es ist, wenn einen die gleichaltrigen Mädchen ignorieren.“

Ginem lachte. Die beiden Männer stritten sich öfters, meist aber nur, um das Medium zu erheitern und sie etwas von ihrer schweren Pflicht abzulenken. So auch jetzt.

„Trotzdem, mir ist auch nicht ganz wohl bei der Sache.“, fuhr der Schwertkämpfer ernst fort, „Es gab nie so etwas wie Berichte von ehemaligen Garden über diese Höhle. Niemand weiß, was dort unten haust.“

„Das Risiko müssen wir eingehen.“, erklärte das Medium, „Ich würde mir ziemlich dumm vorkommen, könnte ich Sin nicht besiegen, weil ich nicht in dieser Höhle war.“

„Ihr unterschätzt eure Fähigkeiten.“, meinte Dillis.

„Vielleicht. Aber ich habe es schon zu Lulu gesagt. Jede Hand, die hilft, Sin zu besiegen, muss ich ergreifen. Koste es, was es wolle.“

„Selbst euer Leben?“, fragte Effo.

Ginem schwieg und dachte über diese Frage nach. Sie wunderte sich, warum jetzt sogar der erfahrene Kämpfer besorgt zu sein schien. Doch verstehen konnte das Medium ihre Mitstreiter alle drei. Sie selbst hatte sich auf dem Weg hierher schon mehrmals der Frage gestellt, ob sie es wagen konnte, nicht in die Höhle zu gehen. Würde sie dann im Kampf gegen Sin scheitern, würde davon eh niemand erfahren, weil es so oder so ihren sicheren Tod bedeutete. Sollte sie Sin jedoch besiegen, würde die Frage, ob sie zuvor die Asthra in dieser Höhle aufgesucht hatte, niemanden mehr interessieren. Doch Ginem wollte es nicht riskieren.

„Ich habe mich schon entschlossen, bevor wir die Stille Ebene erreicht haben.“, sagte sie.

„Dann ist es entschieden.“, erwiderte Effo.

Dillis seinerseits sagte gar nichts mehr dazu. Er hatte mit dem Medium und seinem Freund oft genug darüber gesprochen, was jeden einzelnen von ihnen antrieb, diese Reise zu unternehmen. Soweit es Effo betraf, war dieser auf der Suche nach einem legendären Monster. Der Blondschopf wusste nicht genau, um was für eine Art Monster es sich handelte.

Ginem hatte der Alte in Luca kennen gelernt, wo das Medium ursprünglich herkam. Dort hatte sie in einem Waisenhaus gearbeitet, in dem man sich um Kinder kümmerte, deren Eltern von Sin getötet wurden. Ginem war damals sehr verzweifelt gewesen, hatte aber versucht, für die Kinder stark zu sein. Deshalb ihr Entschluss, ein Medium zu werden. Effo hatte sich damals eher spontan dazu entschlossen, sie bei ihrem Vorhaben zu unterstützen.

Auf den Sunnyboy mit den Wettproblemen waren die beiden dann eher zufällig gestoßen. Dillis war auf der Flucht vor einem Wettgegner, den er um seinen Gewinn prellen wollte und war dabei quasi in Ginem und Effo hineingelaufen. Nach einer kurzen Auseinandersetzung mit seinem Kontrahenten entschied sich Ginem dazu, Dillis’ Wettschulden zu begleichen, wenn dieser sie im Gegenzug auf ihrer Pilgerreise begleitete. Dillis hatte gar keine andere Wahl gehabt, als zuzustimmen. Aber im Nachhinein betrachtete er es als den einzig richtigen Entschluss, den er je in seinem Leben getroffen hat.
 

~
 

„Das war ganz schön knapp!“, keuchte Dillis.

Die Gruppe war weiter gezogen und immer stärkere Monster hatten sie angegriffen. Mehrmals musste Lady Ginem der Garde zu Hilfe kommen und die Bestia beschwören, doch letzten Endes hatten sie es bis zu einer schmalen Spalte in der gegenüberliegenden Bergwand geschafft. Lulu hinkte zu der Brücke hinüber, die über einen Graben führte und stützte sich ab. Sie hatte einen Kratzer am linken Oberarm bekommen und ein dünnes Rinnsal Blut floss ihren Arm hinab. Das Medium folgte ihr und verschaffte ihr mit einem Vita-Zauber Linderung.

„Geht es dir jetzt besser?“, fragte sie dann.

„Ja... Vielen Dank.“

Auch der Sunnyboy hatte einige Schrammen abgekommen, schien es aber mit Leichtigkeit wegzustecken. Schweiß tropfte ihm von der Stirn, aber dieser kam nicht von der Angst.

„Morbole waren schon immer meine speziellen Freunde...“, kommentierte Effo sarkastisch, „Wenn man gegen sie kämpft, lernt man das Leben wieder richtig zu schätzen.“

Lulu hörte gar nicht richtig hin. Nachdem das Medium sie geheilt hatte, hatte die Magierin angefangen, sich umzusehen. Direkt hinter der Brücke führte ein Weg hinauf in die Berge, doch was Lulu’s Blick fesselte, war der abschüssige Weg nach unten. Finster sah es aus in der Kluft und es wirkte nicht gerade einladend. Ob das Tageslicht jemals eine Chance da unten gehabt hatte?

‚Und da wollen wir runter...’, dachte die Magierin insgeheim.

Dillis gesellte sich zu ihr und Lulu drehte sich zu ihm um. Er warf einen undeutbaren Blick in die Klamm.

„Hey, es ist halb so schlimm, wie es aussieht.“, meinte er dann.

„Und das weißt du woher?“

Es war klar, dass die Magierin ihm keinen Glauben schenkte. Ebenso wenig glaubte sie jetzt, dass sie da alle wieder heil herauskommen würden. Doch sie wagte es nicht, ihre Bedenken noch einmal zu äußern. Lady Ginem würde sich von ihrem Entschluss nicht mehr abbringen lassen.

Effo gesellte sich mit dem Medium zu Lulu und Dillis.

„Seid ihr bereit?“, fragte er.

„Ja.“, erwiderte der Blondschopf.

Lulu nickte nur und so machte sich die Gruppe auf den Weg in den Graben. Im Vergleich zu gerade eben war es in der Spalte verhältnismäßig ruhig. Doch die Magierin hielt dies für eine Täuschung. Hinter jeder Ecke konnte schließlich ein gefährliches Monster auf sie warten und sie hatten gerade mal die Hälfte des Weges passiert. Doch auch, als sie unten ankamen, blieb alles ruhig. Effo sah sich auf dem kleinen Platz um und deutete dann auf etwas, das wie der Eingang in eine Höhle wirkte.

„Ich denke, das ist unser Weg.“, sagte er.

„Dann lasst uns keine Zeit verlieren.“, antwortete das Medium.

Sie gingen auf den Eingang zu und betraten die Höhle. Schon nach ein paar Metern wurde die Temperatur deutlich kühler und eine feuchte Modrigkeit hing in der Luft. Doch viel Zeit blieb ihnen nicht, um sich darüber Gedanken zu machen, denn sie wurden von einem Nidhogg und zwei Dustern angegriffen. Während das Feuer spuckende Ungetüm schnell erledigt war, hatte die Gruppe so ihre Schwierigkeit, was die Teilchen betraf. Da beide Monster Reflekt auf sich selbst gewirkt hatten, war es Lulu unmöglich, mehr zu tun, als ihre beiden Mitstreiter zu heilen. Und Effo’s Schwerthiebe und Dillis’ Bumerang-Attacken zeigten eher weniger Wirkung gegen die magischen Wesen. Es war ein zähes Ringen, doch am Ende entschied die Leibgarde den Kampf für sich.

„Das war gar nicht so einfach...“, keuchte Lulu.

Niemand antwortete ihr. Auf dem weiteren Weg fielen der Magierin Zeichen an der Wand auf. Es waren mehr Wandmalereien, aber unfreundlicher Natur. Ganz oft sah sie etwas, das wie ein Skelett wirkte. Es schien etwas ruhiger zu werden, als sie einen kleinen Höhlenraum auf dem Weg nach rechts verlassen hatten. Doch schon an der nächsten Kreuzung lauerten weitere Monster. Dieses Mal war die Auseinandersetzung aber einfacher als zuvor. Den Garkimasera hatte Dillis schnell besiegt und auch die Schweigechse segnete bald das Zeitliche. Doch Effo musste dann einen Feuer-Zauber des Sorns einstecken. Lulu ihrerseits entschied sich für denselben Zauber und das Biest war bereits schwer angeschlagen, als Effo ihm den Rest gab.

„Lasst euch nicht täuschen...“, ermahnte Ginem sie.

Jeder einzelne von ihnen wusste, dass in der Höhle noch viel gefährlichere Monster lauern konnten. Sie setzten ihren Weg fort.
 

~
 

Die Gruppe hatte einen kleinen Raum erreicht. Sie keuchten und schnauften, denn es hatte sehr an ihren Kräften gezehrt, die Höhle bis hierher zu erforschen und mehrmals musste Lady Ginem ihrer Garde mit den Bestia zu Hilfe kommen. Effo hatte eine blutige Schramme an der Stirn und seine Kleidung war stellenweise zerrissen. Dillis und Lulu ihrerseits sahen nicht besser aus.

An der rechten Seite des kleinen Raums war Geröll aufgeschüttet und versperrte wohl den einzigen Weg, der von dem Raum aus weiterführte. Erst jetzt bemerkte die Magierin eine seltsam aussehende Steinplatte am Boden.

„Was ist das da?“, fragte sie und deutete darauf.

Das Medium ging darauf zu und betrachtete die Platte. Dann drehte sie sich zu Lulu um und sagte:

„Mein Weg in die Kammer der Asthra.“

Effo trat einen Schritt vor.

„Seid Ihr sicher, dass Ihr allein reingehen wollt?“, fragte der Schwertkämpfer.

„Was soll mir dort schon passieren?“, fragte das Medium, „Und je eher ich die Asthra besuche, desto eher können wir wieder von hier verschwinden.“

„Da habt ihr Recht.“, stimmte Effo zu, „Wir werden solange hier warten.“

Das Medium nickte und trat dann auf die Transportplatte. Es dauerte nur einen kurzen Augenblick und schon war Ginem verschwunden. Lulu ihrerseits beschloss, sich auf einen der Gesteinsbrocken zu setzen, die hier herumlagen. Dillis gesellte sich zu ihr.

„Ich hoffe, wir können bald hier weg.“, fing die Magierin an, „Ich habe ein ungutes Gefühl.“

„Hm...“

Lulu sah den jungen Mann schräg von der Seite her an.

„Wie? Jetzt bist du ja überhaupt nicht fröhlich...“

„Na ja, mir ist diese Höhle auch etwas unheimlich.“

Die Magierin erwiderte nichts darauf und wandte ihren Blick zu Effo hinüber. Dieser stand in der Nähe des Weges, den sie gekommen waren und Lulu hatte den Eindruck, dass auch er beunruhigt über ihre momentane Situation war. Wenn sie jetzt von Monstern angegriffen würden, könnten sie diese vermutlich ohne Probleme bezwingen. Aber die junge Frau revidierte diesen Gedanken sofort wieder. Bisher hatten sie nur gegen Schweigechsen, Sorns und allerhand sonstigen Kleingetiers kämpfen müssen. Einmal waren sie sogar einem sehr sonderbaren Wesen begegnet. Es schien ein kleiner lila Kobold in einem orangenen Kochtopf zu sein und die Gruppe hatte sicherheitshalber beschlossen, das Weite zu suchen.

„Was willst du machen, wenn du wieder zurückkommst?“, fragte Dillis unerwartet.

„Hm... Ich weiß noch nicht. Wahrscheinlich die Stille Zeit genießen.“, meinte Lulu, als sie sich ihm wieder zugewandt hatte, „Und du?“

„... Nach Kilika zurückgehen. ... Oder irgendwo anders hin, wo es nett und warm ist. ... Und wohl eine eigene Familie gründen...“

Lulu kicherte.

„Was ist?“, fragte Dillis gespielt empört.

„Nichts. Du wirst dir nur Arbeit suchen müssen, damit du deine Familie auch ernähren kannst. ... Ich meine, ernsthafte Arbeit.“, erwiderte sie.

„Was soll das denn jetzt heißen?“

Der Sunnyboy hatte es doch tatsächlich geschafft, die Magierin aufzuheitern, doch die gute Laune währte nicht lange. Effo kam auf sie zugeeilt.

„Da ist was am kommen!“, meinte er nur.

Die Garde machte sich für einen erneuten Kampf bereit.
 

~
 

Lulu musste einen Spuckangriff des Morbols einstecken. Der Kampf dauerte nun schon eine gefühlte Ewigkeit und es stand nicht gut um sie. Der erste Angriff der streitlüsternen Pflanze war ihr giftiger Atem gewesen und nur Lulu und Effo hatten danach noch klar denken können. Dillis hatte den Verstand verloren und mehrmals seine Mitstreiter anstatt ie Pflanze angegriffen. Jetzt lag der Sunnyboy bewusstlos am Boden. Die anderen Beiden hatten sich soweit wieder gefangen, aber der Morbol war nach wie vor zu mächtig für sie. Die Magierin richtete immer dann, wenn es ihr möglich war, einen Feuer-Zauber gegen das Monster. Aber hauptsächlich war sie damit beschäftigt, Effo und sich selbst zu heilen. Der Schwertkämpfer war noch standhafter, richtete aber auch nicht sehr viel Schaden an. Gerade traf er die Pflanze an einer ihrer vielen Wurzelranken. Sie heulte ohrenbetäubend.

„Soll ich Dillis mit einer Phönixfeder wiederbeleben?“, rief sie zu ihrem Mitstreiter hinüber.

„Lieber nicht, die letzten paar Male hat ihm das auch nicht geholfen.“, antwortete Effo.

Sie hatte den Eindruck, dass ihr Freund noch etwas sagen wollte und wartete ab.

„Nach deinem nächsten Angriff läufst du weg!“

„Wie bitte?! Das ist nicht dein Ernst!“, rief sie entrüstet.

„Tu gefälligst, was ich sage. Wenn wir alle drei hier in die Knie gezwungen werden, ist niemand mehr da, um Ginem zu beschützen!“.

„Aber... wäre es dann nicht besser, wenn du...?“

„Nein!“, unterbrach er Lulu, „Es muss so sein!“

Sie schwieg. Wenn er es so für richtig hielt, musste es stimmen. Trotzdem entschied sie sich gegen seinen Rat, wandte erneut einen Feuer-Zauber an und blieb an Ort und Stelle. ‚Wenn nur Ginem hier wäre. ... Ihre Bestia könnten den Morbol mit Leichtigkeit besiegen.’, dachte sie.

„Dummes Ding!!“, rief Effo ihr zu.

Das Biest konterte mit ihrem giftigen Atem. Es war das Todesurteil für die Garde, denn beide – Lulu und Effo – waren mit Konfusität belegt. Der Schwertkämpfer war als nächstes an der Reihe, traf die Magierin schwer in die Seite und musste dann mit Bio fertig werden. Er sank in die Knie. Jetzt war die junge Frau wieder am Zug, doch auch sie lag mehr am Boden, als dass sie noch aufrecht stand. Sie überlegte. Sollte Lulu Effo’s Aufforderung weiterhin missachten und versuchen, ihn zu heilen? Doch selbst wenn, sie selbst hatte momentan nicht die Kraft dazu, viel auszurichten und Effo mittels eines Hi-Potion zu heilen, würde ihm nicht viel bringen. Nach einem Zug wäre er wieder soweit, wie er jetzt war. Die Magierin beschloss, seinen vorherigen Rat zu befolgen, warf ihm einen mitleidigen Blick zu und schleppte sich soweit weg, wie es ihr möglich war, während sich der Morbol ganz auf Effo konzentrierte. Hinter einem Geröllhaufen brach sie zusammen.

Es vergingen einige Minuten, bis sie ihr Bewusstsein wieder erlangte. Mehrheitlich lag es an einem vernehmlichen Rascheln. Lulu öffnete die Augen. Sie lag auf dem Bauch und ihr Blick war gegen die Höhlenwand gerichtet, doch erkennen konnte sie nichts. Alles drehte sich und es schien ihr erneut die Sinne zu rauben. Es raschelte erneut, dieses Mal lauter als zuvor. Die Magierin wollte nicht wissen, was der Morbol gerade mit Dillis und Effo anstellte und hoffte, dass die Bestie sie nicht finden würde. Und sie betete dafür, dass Lady Ginem noch so lange in der Kammer der Asthra bleiben würde, bis das Monster verschwand. Doch dem war nicht so. Ein Geräusch erklang, das sich verdächtig wie die Aktivierung der Bodenplatte anhörte, die der einzige Zugang zur Kammer der Asthra war.

Lulu fluchte innerlich und versuchte, sich hoch zu kämpfen, als sie einen entsetzten Schrei des Mediums hörte. Sofort war auch das brüllende Geifern des Morbols zu hören. Die Magierin schaffte es, sich auf die nahebei liegenden Felsbrocken zu hieven.

„LAUFT!!“, rief sie Ginem zu.

Doch es war zu spät. Lulu sah, wie Ginem von der kampflustigen Pflanze zu Boden geworfen wurde und wandte dann den Blick ab. Die verzweifelten Schreie des Mediums hatten nicht sehr lange angedauert und Lulu hatte sich in ihrer Ecke einfach verkrochen und lautlos geweint.
 

***
 

Yuna saß mucksmäuschenstill auf ihrem Platz. Es war bereits spät in der Nacht und Grillen zirpten draußen in der Wildnis. Lulu hatte die Geschichte so gefühllos erzählt, dass das Mädchen ein bisschen den Eindruck gewann, dass die Gefühle der Älteren gar nicht mehr von den tragischen Geschehnissen berührt wurden. Doch was die Magierin wirklich fühlte, wusste Yuna. Für sie musste es mehr als schmerzlich sein, dass das braunhaarige Mädchen den Kampf gegen Sin aufnehmen wollte. Vorerst schwiegen die beiden Frauen. Als Lulu aufstand, um das Teegeschirr wegzuräumen, konnte man deutlich ihre Gelenke knacken hören. Sie würde es nie laut aussprechen, doch die Geschehnisse um Lady Ginem hatten die Magierin schlagartig altern lassen. Nur mit Müh und Not war sie damals aus dieser verfluchten Höhle gekommen, hatte sich bis zum Nordende der Stillen Ebene geschleppt und war dort von einem Reisenden aufgegabelt worden.

„Ich habe meinen Entschluss gefasst.“, meinte Yuna nach einer Weile.

Lulu drehte sich zu ihr um und sah sie ausdruckslos an. Sie wusste, wie das Mädchen sich entschieden hatte. Sie hatte es schon gewusst, als Yuna am Vormittag zu ihr gekommen war.

„Dann lass mich dir ein Versprechen machen: Dich auf deiner Reise zu begleiten und dich vor allen Gefahren zu behüten, egal, welche sich dir entgegenstellen.“

„Nicht Versprechen!“, meinte Yuna, „Sieh es einfach als guten Vorsatz... Oder als eine weitere Chance, dein Können zu beweisen.“

Lulu seufzte. Sie fühlte sich schlecht, nicht nur wegen Lady Ginem. Doch sie würde mit Yuna den Weg gehen. Lulu musste sich endlich der Vergangenheit stellen.
 

FIN



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