Zum Inhalt der Seite

Fortum

Das dunkle Herz und das Licht
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prinzessin Lumen

Was ist Schicksal?

Manche Menschen sagen, dass etwas ist, von dem man geführt wird. Das es eine Art Bestimmung ist.
 

Manche wiederum, dass es etwas ist, was man nicht beeinflussen oder abwenden kann.
 

Doch manchmal ist das Schicksal auch etwas, was man anfassen kann. Es erscheint in vielen Gestalten. Wie zum Beispiel als ein Mensch.
 

Vor langer langer Zeit, als der Glaube an Magie noch stark und groß war, lebten die Menschen im Einklang mit der Natur und deren Bewohnern. Zu dieser Zeit gab es noch Königreiche und alte Städte. In einem dieser Königreiche, dem größten, spielt diese alte Geschichte. Sie handelt von einem König und seinen drei Töchtern. Jede von ihnen war auf ihre Weise begabt. Prinzessin Fortitudo, die älteste zeichnete sich daraus aus, mit dem Schwert gut geübt zusein und führte so manche Armee in die Schlacht. Prinzessin Cor, die mittlere, war die Güte in Person. Sie behandelte jeden Bürger, egal ob gross und klein voller Demut und Respekt und hatte stets ein offenes Ohr für die Sorgen und Wünsche des Volkes. Über die jüngste der dreien, Prinzessin Lumen sei nur soviel gesagt: Sie vermochte es, ein dunkles und voller hasserfülltes Herz mit Licht zuerhellen. Doch zuvor lasst mich erzähen, wie es dazu kam.
 

Das Königreich des Herrschers Sapientia war ein blühendes Königreich. Es lag in einem Tal, das von mächtigen Bergen umsäumt war und für feindliche Angriffe zuerreichen schier unmöglich war. Eine Brücke aus weissem Stein führte über eine tiefe Schlucht, die links und recht auf beiden Seiten der Schlucht, mit zwei wehrhaften Türmen flankiert wurde. Danach versperrte ein riesiges Tor aus hartem Holz und mit eisenbeschlagenen Türen den Weg. Händler kamen tagtäglich in das Königreich, um dort auf dem Markt ihre Waren feilzubieten. Kleine und größer Häuser schmiegten sich an einander und die Gassen bildeten wahre Labyrinthe. Aus den Wirtshäsuern war freudiges Treiben zu hören. Geigenmusik und Flöten spiel erfüllte die Luft und ließ die Menschen lächeln. Im Herzen des Dorfes war der Marktplatz, auf dem der Brunnen stand und die Bürger mit seinem frischen, köstlichen Wasser versorgte.

Hoch oben, über all dem, thronte das Schloss des Königs. Während die Wiesen und die Bäume, die auf den sanft ansteigegenden Hängen wuchsen, saftiggrün im Licht der Sonne schimmerten, leuchtete das Schloss als bestünde es, wie die Sonne, aus Licht.

Türme von majestätischer Erhabenheit erstreckten sich in den Himmel, als wollten sie nach ihm greifen und kleine Balkone erlaubten wunderbare Aussichten aufs Tal und was außerhalb davon lag. Schmale Brücken und Gänge waren mit meisten der Türme verbunden und Wachen machten auf ihnen ihre Runden. Das Schloss wurde von einer hohen Mauer umsäumt, hinter der sich die königlichen Gärten befanden. Ein lockerer Kiesweg schängelte sich durch das saftige Grün, der gestutzten Gräser und üppige Blumenbeete strahlten in den unterschiedlichsten Farben des Regenbogens. Birnen-Apfel und Zitronenbäume spendeten Schatten und erfüllten die Luft mit ihrem süßlichen Duft. Aber auch etwas anderes erfülte die Luft. Das Rufen einer Frauenstimme, die mehr als ruhig klang, erhallte und rief einen Namen.

„Lumen. Prinzessin Lumen. Wo seid Ihr!“

Eine rundliche, vierzigjährige Frau, gekleidet in einem blauen Samtkleid und einem Kopftuch in einer etwas helleren Fabre eilte durch den Garten und schaute sich immer wieder suchend um. „Prinzessin Lumen, kommt endlich raus!“, schimpfte die Frau. Leise murmelte sie:„ So ein ungezogenes Kind. Nicht mal ihre Schwestern waren so. Hach. Womit habe ich das bloss verdient. Lumen!“

In einem der etwas größeren Büsche beobachteten zwei blaue Augen die Kinderfrau aus den Blättern hindurch. Lumen musste sich ein Kichern verkneifen. Seit sie fünf war, ist es ihr immer wieder gelungen, Lotti, ihr Kindermädchen, davon zulaufen. Auch jetzt wieder. Wo sie schon siebenzehnsommer alt war. Ihr war es egal, dass sie dadurch wiedermal eine ordentliche Predigt ihres Vaters bekam. Sie war einfach diesen langweiligen Unterricht leid. Lieber spielte sie im Garten. Wie nun auch. Nur dass Lotti unfreiwillig mitmachte. Als sie in ihre Richtung blickte, horschte, versuchte sie sofort ruhig zu bleiben. Sich nicht zuverraten. Lotti drehte sich mit dem Rücken zu ihr herum. Anscheinend hatte sie sie nicht gehört. Umso besser!

Lumen grinste und rutschte nachhinten, um ihrer Kinderfrau zu entwichen. Plötzlich packten zwei Hände sie an den Schultern und zerrten sie auf die Füsse. Lumen stiess einen erschrockenen Schrei aus und wollte sich losreissen. Als sie dann das grinsende Gesicht ihrer zweiältesten Schwester sah. „Cor. Lass mich los. Sofort!“, zetterte sie sofort und versuchte sich aus dem Griff ihrer Schwester zu befreien. „Wusste ich doch, dass ich was gehört habe!“, schnaufte Lotti und kam wutschnaubend auf die jüngste Prinzessin zu. „Prinzessin Lumen. Ich bin es langsam leid, Euch nachzulaufen. Lernt endlich, was es heisst eine Prinzessin zu sein!“, giftete sie mit erhobenen Finger. Lumen sagte nichts, sondern warf ihrer Schwester einen finsteren Blick zu. „Blöde Cor!“, dachte sie voller Groll. Doch ihre Schwester lächelte nur und ließ sie los. Diesesmal gelang es Lumen nicht auszubüchsen. Sie wurde von lotti und Cor gut bewacht in das Lehrzimmer gebracht, wo auch schon Fortitudo wartete. „Na endlich. Ich dachte schon, dass unsere kleine Ausreisserin gar nicht mehr einzufangen ist!“, neckte sie. „Lass mich in Ruhe!“, murrte Lumen nur und setzte sich an ihren Platz. Und hörte nur mit halbem Interesse zu, was Lotti sagte. „Also, machen wir nun weiter. Wir waren stehengeblieben bei…!“
 

Nach dem Unterricht saß Lumen am Fenster ihres gemeinsamen Gemachs und schaute auf den Garten. Ihre älteste Schwester Fortitudo war vertieft in einer Stickarbeit, während Cor mit ihrer kleinen Harfe. Doch der liebliche Klang der Harfe kümmerte sie nicht. Die Freiheit lockte. Sehnsüchtig blickte sie zum Dorf hinunter und sah die Menschen, die das Leben führten, das sie wollten. Wie sehr sie sie beneidete. Cor fiel dies auf und sie setzte sich neben sie. „Lumen. Hör endlich von einem Leben zu träumen, dass du nicht führen kannst. Und hör endlich auf, nach deinem Kopf zu handeln!“, sagte sie sanft und legte eine Hand auf die Schulter ihrer kleinen Schwester. Lumen drehte weder den Kopf zu ihr herum, doch entzog sie ihr die Schulter. Sondern sagte nur:„ Aber träumen ist doch das einzige, was mir bleibt. Dieser ganze Unterricht ödet mich an. Diese Feste zu Ehren unseres Vaters, sind zwar wunderschön, doch niemals machen sie mich wirklich glücklich. Nie habe ich dort einen jungen Edemann gesehen, der mir gefällt und mich nicht gelich mit überschwenglichen Komplimenten überschüttet. Warum wurden wir als Prinzessinnen geboren?“, fragte sie müde. „Das ist nunmal Schicksal!“, murmelte Cor und strich durch das blonde Haar Lumen. Durchkämmte es mit ihren Fingern und ordnete es. So wie es damals ihre Mutter getan hatte.

Lumen presste die Lippen zu einem blassen Strich zusammen und unterdrückte das Gefühl der Trauer um ihre verstorbene Mutter. Aber auch die Wut, die diese Worte heraufbeschworen. „Bah. Schicksal. Daran glaube ich nicht. Das einzgie woran ich glaube, ist, dass ich hier unglücklich werde!“

„Lumen jetzt ist es aber genug. Wie kannst du nur so selbstsüchtig sein?“, kam es empört von Cor. „Unser Vater war immer gut zuuns. Hat uns stets das gegeben, was wir uns wünschten und brauchten. War immer für uns da und du dankst es indem du so was von dir gibst?“

Lumen wollte etwas darauf erwidern, doch sie schloss auch wieder den Mund. Cor hatte Recht. Es war nicht Recht, so zu sprechen. Ihr Vater war nicht nur ein guter und gerechter König, sondern ein ebenso guter und gerechter Vater. Er war, seit dem seine geliebte, Königin, verstorben war immer für seine Töchter da gewesen und hatte sich um sie gekümmert. Aber Lumens Wunsch nach Freiheit und nicht an die königlichen Pflichten gebunden zu sein, war groß. Dennoch…

Sie wollte nicht schlecht über ihren Vater denken. Es war nicht fair.

„Du hast Recht, Cor. Es tut mir leid. Es…es ist nur…ach…!“, brach sie mitten im Satz ab und winkte ab. Cor lächelte wieder und klopfte auf ihre Schulter. „Auch ich war mal in diesem Alter!“, sagte sie lächelnd. „Ja, aber du hast dich dann wieder beruhigt und bist wieder die liebe und fügsam Cor!“, bemerkte Fortitudo glucksend. Lumen verzog angesäuert das Gesicht und streckte ihrer älteren Schwester die Zunge raus.
 

Nach einer Woche wurde ein prunkvolles Fest gefeiert. Es war der Geburtstag des Königs Sapientia und viele hohe Männer und edle Frauen strömten aus ihren Königreichen um mit ihm zu feiern. Es wurde gespielt, gelacht und getanzt. Lumen und ihre beiden Schwestern tanzten mit jedem jungen Herren, der sie zum Tanz aufforderte und es schien ihnen Freude zumachen. Doch nach einer Weile fühlte Lumen, wie es sie ermüdete. Noch vor einigen Tagen hatte sie es ausgesprochen und fühlte, wie ihre Worte sie nun immer mehr erdrückten. Sich wie ein Strick um ihren Hals legten und sich zuzogen. Als die Musik verebte und die Paare beigeistert den Musikkanten applaudierten, verneigte sich Lumen vor dem jungen Mann, mit dem sie getanzt hatte und bedankte sich. Dieser bat sie um einen weiteren, doch Lumen lehnte höflich ab. Sie musste raus hier. Trotz das der Ballsaal riesig und genug Platz bot, fühlte sie sich eingeengt und die Luft, die durch die geöffneten Fenster strömte und die Frische der Bäume hineintrug, war für sie stickig und kaum zu ertragen.

Hastiger, als sie es beabsichtig hatte, eilte sie aus dem Saal, die Stufen hinunter in den Garten, der still und ruhig vor ihr lag. In der Nacht wirkten die Bäume und Gräser, selbst die Wege wie aus Saphir, der im Mondlicht schimmerte und die Luft war würzig und frisch. Tief holte Lumen Luft und hielt diese für einen kurzen Augenblick in sich, dann entließ sie sie mit einem zufriedenen Seufzen und fühlte sich leichter. Gemächlich schlenderte sie den Weg entlang und hielt am Sprungbrunnen. Schaute zu, wie das Wasser von der Fontäne perlte und im Licht des Vollmondes wie kleine Diamanten glitzterten. Alles hier im Garten war so ruhig und harmonisch und vor allem gewöhnlich, dass sie einmal mehr sich wünschte, keine Prinzessin zusein.

Sie ließ sich am Rand des Brunnens nieder und schaute nachdenklich in das dunkle Wasser. Sah ihre eigenes Spiegelbild und fragte sich, wie es wohl wäre, nicht blauen Blutes zusein. Nicht die teuren und feingearbeiteten Kleider zutragen, sondern nur ein einfach Bauernkleid, Schürze und einem Käppchen auf dem Kopf. Morgens aufzustehen, um das Vieh zuversorgen und sich dann an die Hausarbeit zumachen. Bei diesem Gedanken musste sie lächeln.

Sicher würde es neu und erstmal fremd sein, aber an alles konnte man sich ja gewöhnen.

Da streifte sie ein kalter Luftzug und sie erschauderte. Woher war dieser aufeinmal gekommen. So kalt war es Nachts nun auch wieder nicht. Aber da war noch etwas anderes. Lumen fühlte plötzlich die Gegenwart von etwas anderem. Es fühlte sich an, als würde jemand neben ihr stehen. Doch als sie sich umdrehte sah sie niemanden. Dabei könnte sie schwören, dass noch jemand hier war. Nervös und fürchtend, dass einer der Herren ihr nachgeschlichen war, um sie heimlich zubeobachten, ließ sie jedoch den Blick umherwandern und erstarrte. Nicht weit von ihr, hinter den Bäumen, sah sie die dunkle Gestalt eines Menschen. Sie war so vollkommen in Dunkelheit gehüllt, dass es Lumen vorkam, sie sei selbst die Finsterniss und schien sie auf eine Art und Weise zubeobachten, die ihr eisige Schauer über den Rücken trieb. „Wer…wer ist da?“, fragte sie und war erschrocken, wie dünn ihre Stimme kang. Die Gestalt rührte sich nicht, sondern sah sie weiterhin stumm an. Und auch wenn sie nichts sagte, schien sie Lumen zu befehlen, zu drohen, nichts zusagen oder gar nach den königlichen Wachen zu rufen. Lumen erhob sich, schwankte. Sie fürchtete, ihre Füsse würden ihr den Dienst verweigern.

Diese Gestalt war ihr unheimlich. Die Aura, die sie ausströmte ließ sie zittern und ein Gefühl der Angst geben, dass sie noch nie empfunden hatte. „Ich..ich sagte, wer ist da?“, wiederholte sie und ihre Stimme war nichts weiter als ein heisseres Quieken. Dann verschwand die Gestalt wieder. Löste sich förmlich in Luft auf. Und Lumen blieb allein zurück. Fort waren die Gedanken über ein normales Leben außerhalb des Schlosses. Sondern hatte Furcht platzgemacht. Noch lange blieb sie so dastehen. Es schien eine Ewigkeit zuvergehen, ehe sie wieder Herrin ihrer Kräfte war und mit langsam, zitternen Schritten in den Saal zurückging.



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Hidan_1975
2015-09-11T22:04:12+00:00 12.09.2015 00:04
Mal ganz ehrlich Mad...
Dieses Kapi 1 macht irgendwie süchtg auf mehr.
Was ich damals bei Erin/Eric sagte,du hast den Hang zu ner Autorin.
Solltest du das i.wann mal machen <3 bitte send mir ein Lese Exemplar.

Ps : Deine Romane machen echt süchtig u man vergisst wahrlich die Zeit um sich rum.


Zurück