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Delusive Society

Dritter Teil der DS-Reihe
von

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Karaoke

Lange nicht mehr gesehen, aber ja, das gibt es noch: Ein ganz normales Kapitel.

Ich wünsche viel Spaß beim Lesen ^.^
 

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Wann war aus einem Jugendlichen, der sein Leben nicht auf die Reihe bekam, ein Jugendlicher geworden, der ein Vorbild, fast ein Elternteil für seinen kranken Freund war? Und wie brachte man es unter einen Hut, dass besagter Freund Verlobter, Geliebter, Kind und noch viel anderes gleichzeitig war? Es war gerade mal Januar. Im September war er noch von Seto und Yami abhängig gewesen und war knapp am Rand der Suizidalität vorbei gerauscht. Jetzt sorgte er irgendwie für Seto und … na ja, bisweilen für Yami auch. Aber Yami sorgte sich eigentlich mehr um ihn. Selbst Seto sorgte sich bisweilen mehr um ihn als er sich um seinen Freund.

Und er sorgte sich um Ryou. Nicht im Sinne von kümmern, eher im Sinne von Sorgen machen. Manchmal würde er ihn am liebsten packen, wegsperren und vor der Welt schützen. Den Klassenkameraden mit ihrem Mobbing und Bakura mit … Bakura-sein. Er wollte Ryou helfen, aber er hatte keine Ahnung, wie. Ryou wirkte so zerbrechlich und klein. Es weckte ganz extrem Katsuyas Beschützerinstinkt. Wie damals seine kleine Schwester …

Shizuka. Er wollte am liebsten gar nicht daran denken. Was hatte er in den drei Monaten gemacht, seit er sie wieder getroffen hatte? Sie zum Kaffee gesehen – und? Was noch? Nichts und. Zehn Jahre hatte er seine kleine Schwester nicht gesehen und das einzige, was er ihr in all diesen Monaten von Einsamkeit, Angst und Hilflosigkeit gegeben hatte, waren ein paar Einladungen zum Kaffee.

Wie sollte er da für Seto sorgen? Wie sollte er einem Menschen genug Hilfe stellen, der Eltern, Berater, Freunde und einen Partner brauchte – und außer einem psychisch angeknacksten Partner und einem Freund, der in besagten Partner verliebt war, nichts hatte. Noah hatte Hilfe angeboten, aber wo war er? Seto musste man Hilfe praktisch aufdrücken, er war es gewohnt, alles allein zu schaffen. Und Yami … telefonierten die zwei überhaupt noch? Oder lief alle Kommunikation über Katsuya und Kaffeetrinken? Sprach sich Seto irgendwo aus? Ließ er irgendwo außer beim Kickboxen seine Ängste aus? Wie verarbeitete er die Dissoziationen, Halluzinationen und Flashbacks, von denen Katsuya kaum etwas mitbekam außer halbabwesende Blicke?

Und was passierte gerade in Setos Kopf? Warum traf er auf die Persönlichkeit Seto? Warum drängten Ikar und Klein-Seto nicht mehr nach vorne? Was machte der Wächter? Was machte Angst? Er hatte dieses Konstrukt ja halbwegs verstanden, aber irgendwie dann doch nicht. Warum wollten Ikar und Klein-Seto raus? Warum wollten Imalia und der Wächter nicht raus? Und was machte und dachte Angst? Was machten die Persönlichkeiten, wenn sie nicht draußen waren?

Und … war es wirklich okay für Seto, dass sie keinen echten Sex mehr hatten? Weder mit Seto noch mit ihm oben? Brauchte Seto das nicht? Oder reichten alle Arten von … intim sein? War der Orgasmus das Wichtige oder etwas anderes? Oder war Sex nun nicht mehr wichtig, da sich dieses Konstrukt so … nun, nicht auflöste, aber zeigte. Dass die Persönlichkeiten eher einzeln als geschlossen durch Seto agierten. Also, durch Seth. Durch ihre Leinwand zur Realität. Wie wichtig war Sex nun? Gab Seto das nur vor, dass alles okay war? Aus Angst, Katsuya sonst zu verlieren? Oder war es wirklich okay?

Konnte ihm irgendwer sagen, was er tun sollte?
 

„Gehen wir direkt nach der Schule zum Karaoke?“, fragte Ayumi mit einem aufgeregten Grinsen.

Mina und Karin wandten sich erwartungsvoll zu Katsuya, welcher nach einem Nicken die Blicke auf Ryou lenkte. Dieser lächelte vorsichtig und meinte: „Bakura möchte euch kennen lernen, wenn er mich vom Karaoke abholt.“

„Cool!“ Ayumi drehte den Kopf zu Mitsuki, die wie immer den Kopf gesenkt hielt. „Wir können seinen Freund besser kennen lernen.“

„Er will uns treffen?“ Mina strahlte vor Begeisterung.

Katsuya hob nur einen Mundwinkel. Bakura wollte die Mädchen überprüfen, ob er sie für einen guten Umgang befand. Nicht, dass das allgemein schlecht wäre … aber er könnte Ryou auch einfach vertrauen. Wenn nicht Ryou, dann Katsuya. Bei ihm hatte er doch auch nicht so einen Terz gemacht … nun ja, er war auch am Abend des ersten Treffens erschienen. Vielleicht war das Bakuras normales Vorgehen.

Seto hatte noch nie verlangt, dass er ihm seine Freunde vorstellte. Andererseits kannte Seto auch all seine Freunde. Selbst zur Arbeit war er mitgekommen, um Katsuyas Kollegen zu treffen. Vielleicht war dieses Vorstellungszeug normal in Beziehungen. Obwohl er vielleicht weder Bakura noch Seto als Standard für irgendetwas nehmen sollte, erst recht nicht für Beziehungen.

„Was sagt dein Freund, Mitsuki?“, fragte Karin das stumme Mädchen gerade, als Katsuya sich wieder auf das Gespräch konzentrierte.

Alle wandten ihr den Blick zu, allerdings zeigte sie keine Reaktion. Ryou sah mit fragendem Blick zu Katsuya, aber der schüttelte nur mit gehobenen Augenbrauen den Kopf. Wie sollte er denn wissen, was man hier machen musste? Er hatte keine Ahnung, wie man nicht sprechenden Menschen helfen konnte.

Karin stupste ihr mit einem Finger in die Seite, worauf Mitsuki etwas von ihr wich und nach einigen Sekunden den Kopf ein wenig von rechts nach links wandte. Mit einer Engelgeduld in der Stimme fragte Karin: „Was denn nein?“

Mit erröteten Wangen wandte Mitsuki das Gesicht zur Seite, sodass ihr Blick ungefähr in Richtung von Ayumis Beinen gehen musste.

Nach einigen weiteren Sekunden des Schweigens fragte Karin: „Aber du kommst mit, oder?“

Mitsuki nickte ganz leicht.

Katsuya währenddessen seufzte nur innerlich. Ohne Karin hätte Mitsuki wahrscheinlich gar keine Freunde … nur weil Karin sie mitzog, saß sie hier überhaupt bei ihnen. Ob sie mit ihrem Freund mehr sprach? Oder ihren Eltern?

„Mein Freund sagt, ich muss aus mir heraus kommen und auf Leute zugehen, wenn ich Freunde will. Dass ich nicht warten darf, dass irgendwer zu mir kommt und mich an die Hand nimmt. Und dass ich meine Angst überwinden muss“, sagte Ryou mit einem unsicheren Zittern in der Stimme, „du kannst gerne mit uns sprechen.“

Katsuya griff nach Ryous Hand und drückte diese rückversichernd. Der Jüngere schenkte ihm dafür ein Lächeln. Würde irgendwie schon richtig sein … so wirklich schlimmer konnte Mitsuki nicht werden, oder?

„Ich … versuche es“, flüsterte Mitsuki leise.

Ein Grinsen schlug sich auf Katsuyas Gesicht. Der Gedanke machte vielleicht gar keinen Sinn, aber er hatte das Gefühl, wenn es eine Chance gab, dass Mitsuki irgendwann sprach, dann gab es auch eine Chance, dass Seto irgendwann glücklich wurde.
 

Katsuya betrachtete mit Erstaunen den Raumplan des Karaoke-Centers. Dass es eine ganze Etage einnahm, war schon überraschend, aber dreißig Räume? Sie waren doch nicht mitten im Vergnügungsviertel. Nur in einem kleinen Einkaufsgebiet am Stadtrand. Wie konnten die hier überleben? Ohne völlig horrende Preise zu verlangen?

„Raum dreiundzwanzig“, verkündete Ayumi und hielt einen Schlüssel hoch. Trotz der Ankündigung ging sie in eine völlig andere Richtung als der Raum eigentlich lag.

Katsuya, der ebenso unwissend wie Ryou war, folgte ihr einfach mal. Sie stoppte an einer Theke, wo es Getränke und Eis gab und bediente sich, ebenso wie die anderen Mädchen. Ryou und Katsuya warfen sich einen kurzen fragenden Blick zu, bevor sie es ihnen einfach gleichtaten. Da niemand irgendwo Geld einwarf, schien das wohl im Preis inbegriffen zu sein. Echt ein Service … Matcha-Eis? Katsuya sah auf die Tabletts der anderen, ob irgendwer grünes Eis hatte. Ja, Ayumi … sollte er es ausprobieren? Mit einem Schulterzucken zapfte er sich auch etwas von der grünen, kalten Paste. Fertig bestückt mit Getränken und Eis folgten sie Ayumi in die Richtung, in der Katsuya dank Plan den Raum vermutete. Besagter Raum stellte sich als relativ großes Zimmer mit zwei Bänken an den Seiten, einem Tisch und zwei Quadratmetern Bühne heraus, in dem oben von der Decke bunte Lichter strahlten.

„Cool“, entfuhr es Ryou neben ihm.

Katsuya nickte nur und drehte sich einmal um die eigene Achse, bevor er seine Sachen auf den Tisch stellte.

„Seid ihr das erste Mal beim Karaoke?“, fragte Ayumi, die sie zwei wohl beobachtet hatte.

Der Blonde nickte nur, rutschte neben sie auf die Bank und meinte: „Und wie geht das jetzt? Wie wählt man Lieder aus? Was gibt es hier überhaupt?“

Sie zog ein Gerät in der Größe eines kleinen Laptops heran und erklärte ihm und Ryou, der neben ihn gerutscht war, das System. Mina und Karin währenddessen hatten sich ein zweites Gerät geschnappt und tippten dort die ersten Songs ein, sodass schnell ein paar bekannte Lieder den Raum beschallten.

Ryou und Katsuya hörten drei Lieder erstmal nur zu. Mitsuki natürlich ebenso. Zum vierten Lied wurde ihr allerdings ein Mikro vor die Nase gehalten und Karin bat sie zu singen. Katsuya musste seinen Unterkiefer unter Kontrolle halten, als sie das sogar wirklich tat. Leise, ja, aber sie sang. Und sie hatte eine schöne, recht hohe Stimme. Man merkte, dass die beiden ihr extra ein Lied aufgesucht hatten, was zu ihr passte.

Während Ayumi als nächstes einen Schlager schmetterte – sie sang nicht gerade schön, aber auch nicht unbedingt unaushaltbar – berieten Mina und Karin sich, was sie ihnen beiden wohl geben sollten.

„Kannst du rappen?“, wandte Mina sich in ihren Überlegungen an Katsuya.

„Keine Ahnung“, erwiderte dieser recht wahrheitsgetreu. Er hatte es noch nie versucht.

„Kennst du das hier?“ Sie hielt ihm das Aussuchgerät vor die Nase, wo gerade ein ausländischer Song angezeigt wurde.

„Kann sein … ich erinnere mich an Sachen eher, wenn ich sie höre, nicht mit Namen“ Er zuckte etwas hilflos mit den Schultern. „Ich kenne nur sehr wenig Musik.“

„Hm … wir sollten irgendetwas richtig Bekanntes nehmen“, entschloss Karin und zog das Gerät wieder an sich. „Wie wäre es mit etwas von Gackt?“

„Da hat er doch gar nicht die Stimme zu“, konterte Mina.

„Hey, Ryou, kennst du Gackt?“

Katsuya musste erstaunt feststellen, dass Ryou ziemlich viel kannte und unerwartet gut singen konnte. Für ihn allerdings fanden sie außer einem Lied von Sting in den nächsten zwei Stunden nichts, was er kannte.
 

Während Ryou, der richtig Feuer gefangen hatte, ein Duett mit Mina sang, sah Katsuya im Augenwinkel, wie Mitsuki am Ärmel von Karins Oberteil zog. Diese wandte sich ihr lächelnd zu und bekam von ihrer Freundin das Handy vorgehalten.

„Dein Freund kommt? Cool. Den habe ich lang nicht mehr gesehen“ Sie sah hoch und betrachtete einen Moment lang Mitsukis Augen, bevor sie auf die nicht ausgesprochene Frage antwortete. „Natürlich ist es okay, wenn er vorbei kommt. Oder, Ayumi?“

„Höh?“

„Kann Mitsukis Freund vorbei kommen?“

„Klar, den will ich kennen lernen“ Ayumi grinste. „Wenn Ryous Freund dazu kommt, haben wir vier Kerle und vier Frauen. Dann ist es ausgeglichen.“

Klar, machte Sinn. Katsuya legte die Stirn in Falten. Halt mal, was daran machte Sinn? Warum sollte es wichtig sein, dass es gleich viele Jungen wie Mädchen gab? Er sah zu Ayumi und schüttelte leicht den Kopf. Diese grinste nur frech zurück.

Mitsuki währenddessen tippte bereits auf ihrem Handy und zeigte Karin wenige Sekunden später wieder das Display.

„Er ist in zehn Minuten hier“, sagte diese für ihre Freundin.

Im nächsten Lied sangen alle vier Mädchen mit, bevor Ryou und Katsuya eins zusammen bestritten. Das dritte, das sie alle kannten, sangen sie einfach ohne Mikros. In der zweiten Wiederholung des Refrains klopfte es – wahrscheinlich klopfte es, so genau achtete keiner darauf – bevor ein Junge in der Uniform einer anderen Schule eintrat.

„Hey, Mi“ Er beugte sich zu Mitsuki hinab, hob ihr Kinn mit einer Hand und küsste sie.

Katsuya lächelte. Unerwartet … Japaner küssten sich selten öffentlich. Also wirklich kein so stilles Wasser, wie er immer gedacht hatte. Hätte er echt nicht von Mitsuki erwartet, aber so ganz vertraute er auch noch nicht auf seine Menschenkenntnis. Seto hatte er ja auch nicht so ganz durchschaut am Anfang.

Mitsuki und Karin rutschten auf, sodass der Junge Platz auf der Bank hatte. Im nächsten Refrain sang er bereits mit und stellte sich erst vor, nachdem das Lied geendet und Ayumi auf Pause gedrückt hatte: „Guten Abend miteinander. Ich bin Yuji.“

Ayumi begrüßte ihn zuerst, bevor sich Katsuya und schließlich auch Ryou – letzterer mit sehr leiser Stimme – vorstellten. Mina und Karin währenddessen winkten nur, sie kannten ihn anscheinend. Bevor jemand noch etwas weiteres sagen konnte, hatte Ayumi schon wieder die Musik angestellt und reichte Yuji den Auswahlcomputer rüber. Mit dem Opening eines Animes, den Katsuya nicht kannte, brachen sie also ihre dritte Stunde an.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Eventus
2013-06-20T18:38:56+00:00 20.06.2013 20:38
Meine Güte...ich hätte eigentlich SO viel zu sagen und schreiben, dass es das Kommifeld selbst zur FF lassen werden sollte, stattdessen werde ich mich kurz fassen:

Ich habe in den letzten Monaten sämtliche Drei Teile von DS gelesen, gestern das letzte durch und wen wunderts: Mir ist das Lüla-Auto im Kopf geblieben! Auch wenn ich weiß, dass DID nicht wirklich lustig ist, so ist die Szene mit Seto und der Dame doch irgendwie merkwürdig im Kopf vorstellbar. Dann noch ein leicht schimpfender Katsuya im Hintergrund mit leicht erhobener Hand...einfach klasse gemacht! Ich hoffe jetzt persönlich noch auf viele weitere epische Kapis von Dir. Das Kapi hier ist mal wieder eine sehr gelungene Abwechslung. Einfach mal wieder ein Normaler Tag im Leben aller, das war in letzter Zeit selten. Solltest Du ruhig öfter mal einbauen.
Von:  Lady_Ocean
2013-06-19T08:23:38+00:00 19.06.2013 10:23
Plötzlich etwas so Normales zu machen, wie mit seinen Klassenkameraden ins Karaoke zu gehen, muss für Katsuya wirklich ein sonderbares Gefühl sein. Sein ganzes Leben bestand ja im Grunde aus Verhältnissen, die absolut nicht dem entsprachen, was man sich unter dem Leben eines Kindes oder Jugendlichen vorstellt. Wahrscheinlich ist das gerade einer der wenigen Momente, in denen Katsuya für sich selbst realisiert, wie alt er eigentlich ist und was von jemandem in seiner Altersgruppe für gewöhnlich erwartet wird und was er stattdessen tagtäglich tatsächlich erlebt. Jetzt, wo für ihn erst einmal die grundlegende Frage, ob er die Beziehung mit Seto aufrecht erhalten kann, geklärt ist, drängt sich gleich ein ganzer Schwall kleinerer, im alltäglichen Leben allerdings genauso wichtiger Fragen auf. Ob Seto beispielsweise außerhalb der Kaffeerunden bei ihnen daheim noch Kontakt zu Yami hat, würde mich auch mal interessieren. Ehrlich gesagt, glaube ich es nicht so richtig. Seto zeigt es zwar nicht mehr so, aber ich denke, der Schmerz darüber, dass Katsuya diesen Seitensprung mit Yami hatte, sitzt immer noch tief. Und so grundlegend misstrauisch, wie Seto ist, wird er nicht einfach annehmen, dass von Yamis Seite her keinerlei Gefühle (und damit Gefahr) mehr bestehen, auch wenn er bestimmt nicht davon ausgeht, dass das jederzeit wieder passieren könnte. Wobei - in besonders labilen Momenten ist rein emotional ja praktisch alles möglich. Schade ist es auf jeden Fall, dass das Verhältnis der beiden dadurch so schwer beschädigt wurde. Yami tut sicher sein Möglichstes, um Seto und Katsuya irgendwie zu helfen, aber es wäre wohl einfacher, wenn das nicht zwischen ihnen stehen würde.

Mitsuki ist auch ein rätselhaftes Mädchen. Ich frage mich, ob sie es in ihrer Familie (z.B. zu viel Leistungsdruck, zu hohe Ansprüche) oder vielleicht in ihrer früheren Klasse sehr schwer gehabt hat, dass ihr Selbstvertrauen derart darunter gelitten hat. Ich kann mir nicht vorstellen, wie ihre sozialen Probleme sonst derart schlimm geworden sein könnten. Klar gibt es auch grundlegende charakterliche Unterschiede. Aber derart extrem ist es doch wirklich nicht mehr normal, oder?
Ich denke, mit Karin als Freundin hat Mitsuki auch wirklich großes Glück gehabt. Dass sie so eine Engelsgeduld aufbringt und immer so sanft auf sie zugeht und die wichtigsten Sachen Schritt für Schritt aus ihr herauskitzelt. Wahrscheinlich hätten die wenigsten Menschen so eine Ausdauer und würden sie nach der ersten halben Stunde aufgeben und links liegen lassen, so nach dem Motto: "Wenn sie was will, wird sie sich schon melden." Dabei ist es ja wirklich oft einfach ein Problem des Mutes, nicht des Wollens. Ich kenne zwar kein derart extremes Beispiel, aber wenn ich mich selbst und auch andere in jüngeren Jahren so sehe, dann wollten sie eigentlich immer eingebunden werden. Wollten mit den anderen irgendwas zusammen unternehmen, aber hatten einfach Angst, dass sie ihnen ein Klotz am Bein sind, weil sie "uncool", "langweilig", "hässlich" oder was weiß ich was sind. Und Mitsuki ist ja auch immer bei den Mädels. Und geht mit zum Karaoke. Und hat am Ende sogar gefragt, ob ihr Freund dabei sein darf. Ich denke, solche Sachen zeigen eindeutig, wie sehr sie eigentlich dabei sein möchte.
Wie sie ihren Freund kennengelernt hat und mit ihm zusammengekommen ist, würde mich derweil auch brennend interessieren. Sie macht auf mich echt nicht den Eindruck, dass sie bei neuen Bekanntschaften schnell warm wird. Bei Jungs sicher umso weniger. Vielleicht kannten sich die zwei auch schon länger, bevor sie ein Paar wurden?
Dass sie sich zur Begrüßung von ihm öffentlich küssen lässt, hätte ich dann aber auch nicht erwartet. Ich hätte eher gedacht, dass sie vor so etwas zurückschreckt aus Angst, dass die anderen das nicht gutheißen könnten. Grad in Japan, wo so etwas wirklich noch zur Ausnahme gehört. Bei Schülern umso mehr. Selbst Studenten sind da oft noch sehr verklemmt, was ich so erlebt hab bisher. Und ganz kategorisch trennen auch viele ihren Freundeskreis von ihrer Beziehung. Für mich ist das unvorstellbar, wenn ich da hier und da immer mal Paare höre, wo der Kerl nicht eine Freundin seiner Partnerin kennt und umgekehrt. Und beide sind froh damit. Na ja, andere Länder, andere Sitten. Aber zurück zu Mitsuki: Was dieses Denken angeht - "Ich will meine verschiedenen Beziehungen nicht miteinander vermischen" - da denke ich nicht unbedingt, dass das auch ein Problem für sie ist. Ich denke, sie hat eher Angst, ob das für ihre Freunde bzw. ihren Freund okay ist und befürchtet, die wollen das nicht. Dass ihr Freund so spontan vorbei kam, sah für mich auch mehr danach aus, als hätte sie von Anfang an gedacht, dass er sowieso nicht kommen will (und dass die Mädels, Ryo und Katsuya ihn vielleicht nicht unbedingt kennenlernen wollen) und hat ihn von Anfang an gar nicht eingeladen. Wahrscheinlich hat er in der SMS einfach von sich aus gefragt, ob es okay wäre, wenn er sich zu ihnen gesellt.
Von:  Lunata79
2013-06-18T14:11:16+00:00 18.06.2013 16:11
Hach, Karaoke. Wie gern würd ich das auch mal probieren.
Freu mich aufs nächste Kapitel.

Lg
Lunata79


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