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Delusive Society

Dritter Teil der DS-Reihe
von

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Skrupellosigkeit

So, sitze am Flughafen von New York und werde seit drei Stunden mit Neuigkeiten über den Terroranschlag in Boston beschallt. Die neueste Idee ist alle Ausreisenden zu checken. Ich hoffe, sie haben nicht vor, uns jetzt alle zu befragen, bevor wir abfliegen...

Kommentarantworten kommen morgen, sobald ich gelandet bin :)

Viel Spaß beim Lesen!
 

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„Dein Blick wirkt abwesend“, bemerkte Katsuya leise.

Seto, der den Wagen fuhr, sah kurz zu ihm, bevor er den Blick wieder auf die Straße legte. Irgendwie schaffte er es manchmal, auf den Verkehr zu achten, aber dabei trotzdem auszusehen, als wäre es mit den Gedanken ganz woanders. Vielleicht war er das auch. Er schnaubte und schüttelte den Kopf.

„Ich hasse das“ Sein Ton klang ziemlich kalt. „Das alles. Diese Krankheit. Meine Rolle darin. Ich weiß sowieso nie, was ich fühle, was ich wirklich denke und jetzt ... jetzt weiß ich erst recht nicht, ob das, was ich irgendwann mal definieren kann, überhaupt mein Gefühl ist. Ich hasse es, wie die anderen mich missbrauchen. Ich bin doch im Endeffekt nur der Prügelknabe in diesem Konstrukt meiner Psyche. Von der einen Seite schlägt die Realität auf mich, von der anderen mein eigener Kopf“ Seto verzog den Mund, sodass es schon fast wirkte, als würde er die Zähne fletschen. „Ich hasse das. Ich will unabhängig sein. Ich habe keine Lust, mich kontrollieren zu lassen – am wenigsten von meinem eigenen Kopf.“

Katsuya seufzte lautlos. Ja, das war Seto ... also, Seth. So, wie er ihn kennen gelernt hatte. Herrisch, unabhängig, stets in Kontrolle. Kalt mit einer dahinter schwehlenden Wut. Nur richtete sie sich nun nicht gegen den Rest der Welt sondern gegen sich selbst.

Er sollte irgendetwas sagen, um Seto davon abzubringen.

Das konnte nicht gut ausgehen.

Katsuya schloss die Lider. Ihm fiel nichts ein. Er wäre auch sauer an Setos Stelle. Geschaffen und dann ohne Unterstützung rausgeworfen zu werden, von innen irgendwelche Wünsche aufgedrückt zu bekommen – es klang nicht nach dem freundlichsten Umgang miteinander.

„Weißt du, was das Schlimmste ist?“ Katsuya hob den Blick und sah zu Seto, dessen Augen mit einem wütenden Funkeln die Straße fixierten. „Der Wächter kontrolliert meine Erinnerungen und Gedanken. Wenn ich zu sehr aufmucke, wenn ich all diesen irren Gestalten einfach nur sage, dass sie mich freundlich gesagt mal kreuzweise können – dann nimmt er mir einfach meine Erinnerung. Oder meine Wut. Ich kann mich nicht einmal darüber aufregen!“

„Dann mach doch einen Deal mit ihm. Du erfüllst weiter deine Aufgabe, dafür hört er auf, dich zu kontrollieren“, schlug Katsuya vor.

Seto sah zu ihm. Ganze drei Sekunden. Zum Glück war es einfach nur eine gerade Straße, auf der gerade kein anderer fuhr. Er atmete tief aus, fast wie ein Seufzen und legte den Kopf nach rechts und links, sodass es knackte. Nach einigen Momenten murmelte er: „Vielleicht. Ich muss darüber nachdenken. Und so lange ich nachdenke, lässt du meine Gedanken in Ruhe, ist das klar?“

Der letzte Satz war ein einziges wütendes Knurren, dass er laut gegen den Rückspiegel richtete. Wahrscheinlich hoffte er, den Wächter damit zu erreichen. Konnten die anderen Persönlichkeiten ihn hören? Seth hatte ja anscheinend Ko-Bewusstsein, also bekam er – fast – alles mit. Hatte der Wächter das auch? Wenn er der großer Steuermann war, würde das Sinn machen.

„Ich will meine Kontrolle. Ich will meine eigenen Gedanken“ Die Wut schwand langsam aus Setos Stimme – er sagte jetzt einfach Seto zu Seth und nannte den echten Seto weiterhin Klein-Seto – und wurde durch Melancholie ersetzt. „Ich glaube, ich will auch die Erinnerungen ... wenn ich das richtig verstehe, habe ich ein paar Erinnerungen von Seto, ein paar von Ikar, von Imalia und die des Wächters. Aber von allen nur ein paar. Ich wurde anscheinend mit achtzehn oder neunzehn geschaffen ... es kann nicht sein, dass mir so viele Jahre meines Lebens praktisch fehlen. Ja, ich habe ein paar Erinnerungen, aber es sind wirklich nur Ausschnitte. Das merke ich jetzt. Es ist genug, damit ich mir eine Geschichte daraus basteln kann, aber mehr auch nicht. Da sind ... ich habe keine Einzelheiten. Keine Details. Wenn ich versuche, mir Mokuba als Kind vorzustellen, ist da nur Nebel“ Seine Stimme wurde immer leiser, als würde er mit sich selbst reden und gar nicht merken, dass er laut sprach. „Früher hat mich das nicht besorgt. Aber jetzt will ich mehr ...“
 

Katsuya schwieg einfach. Das musste Seto ehrlich mal mit sich selbst ausmachen. Und am besten, wenn er nicht gerade Auto fuhr. Er war recht erleichtert, als sie die Auffahrt erreichten und sicher das Haus betraten. Da Seto nach dem Ausziehen der Schuhe regungslos im Flur stehen blieb, führte er diesen ins Wohnzimmer, setzte ihn in seinen Lieblingssessel und warf eine Decke über ihn. Also, über seine Beine.

Hm ... und jetzt? Etwas zu trinken? Zu essen?

„Seto?“

...

Keine Reaktion. Er zuckte mit den Schultern und setzte sich mit einem Seufzen auf den Teppich vor dem Kamin. Er könnte ... mit der Konsole spielen. Irgendwann würde Seto bestimmt wieder zu sich kommen. Gerade gönnte Katsuya ihm seine Dissoziationen ehrlich gesagt. Er musste eine Runde mit sich selbst fertig werden.

Also spielen. Irgendetwas mit einer möglichst nervigen Musik und vielen Farben und Bildwechseln, um damit Setos Aufmerksamkeit zu fangen, sobald er wieder zu sich kam. Katsuya suchte sich durch den Schrank und stellte schließlich eins an, dessen Hüllenrücken ziemlich farbig ausgesehen hatte. Und ein Fantasy-Rollenspiel klang gerade genau nach der Harmonie, die er brauchte.

Warum hatte er das alles eigentlich? Waren es Mokubas Spiele? Wahrscheinlich. Katsuya warf einen Blick zu Seto. Ikar würde sicherlich auch gern mit so etwas spielen, aber er war erst vor einer Woche wieder aufgetaucht. Irgendwie konnte Katsuya sich nicht vorstellen, dass der Junge vorher viele Bedürfnisse an Seto geschickt hatte.

Genau genommen konnte er sich nicht vorstellen, dass irgendwer Bedürfnisse an Seto geschickt hatte – außer Angst vielleicht. Der Seto am Anfang, der, den er kennen gelernt hatte – der hatte nichts Kindhaftes, nichts Jugendliches und auch nichts weiblich Fürsorgendes gehabt. Er hatte die Wut von Angst und die Kälte des Wächters besessen. Er hatte seine eigenen Anforderung an Perfektion gehabt. Zumindest war das etwas, was Seto gehörte, wenn Katsuya das richtig verstanden hatte. Ikar hatte gesagt, er habe Seto sein ganzes „Großsein“ gegeben. Kaum vorstellbar, dass demnach Ikar der gewesen war, der all diese Sprachen gelernt hatte. Diese Geschichte, wo Seto Geld verzehnfacht hatte, das musste demnach auch Ikar gewesen sein. Bevor der Wächter auftauchte ... der Wächter war wahrscheinlich auch ein Teil von Ikar gewesen. Also hatte Ur-Ikar erst seine Berechnung und sein enormes Wissen abgespalten und den Wächter daraus gemacht. Danach hatte er seine Kälte, seinen Welthass, seine Erfahrung, seine äußerliche Ruhe und Abgeklärtheit an Seth gegeben. Und jetzt war nur noch ein Jugendlicher da.

Ein Jugendlicher, dem man nicht mehr anmerkte, dass er mal die Skrupellosigkeit eines Mörders und die Kälte eines strengen Konzernchefs besessen hatte. Das war kaum mehr vorstellbar. Ikar war lebenslustig, anhänglich und schüchtern. Es war nicht mit dem Bild des Strebers in der Schule vereinbar. Und erst recht nicht mit dem des Ziehsohns, der systematisch darauf hingearbeitet hatte, seinen Adoptivvater in den Selbstmord zu treiben.

Nun ja, es hatte wirklich die Spaltung zum Wächter gebraucht, um eine Person zu schaffen, die skrupellos genug dafür war. Eine Person, nur geschaffen, um zu morden ... Ikar hatte es anders beschrieben, aber im Endeffekt war das der Grund, nicht wahr? Nun gut, heutzutage war er ja anscheinend ein anderer. Er teilte die Erinnerungen mit allen anderen. Er schien immer noch sehr berechnend, aber gefährlich war er nicht mehr, oder? Solange man nicht gerade auf die Idee kam, Seto etwas wirklich Schlimmes antun zu wollen. Dann würde er sicher wieder einschreiten.
 

Mord.

Im Spiel schlug er gerade Stadtgarden mit seinem Breitschwert nieder. Das machte ihm gar nichts. Im Spiel war er ein Held, der für eine gerechte Sache kämpfte. Dass sein Weg Opfer forderte, das war halt so. Im Spiel sah man eh nicht, wie sie starben. Man sah nicht einmal, dass sie wirkliche Wunden hatten. Sie hatten nur Lebensbalken, deren Energie mit jedem Schlag sank.

Das war im echten Leben nicht so. Der Tod war endgültig. Ein jeder Mensch, egal, was er einem antat, egal, was er für einen bedeutete, jeder Mensch hatte eine Geschichte. Jeder hatte eine Familie, hatte Freunde, Bekannte, eine Bedeutung für die Welt. Selbst der unscheinbarste Mensch hinterließ ein Loch, wenn er verschwand. Mokuba war Vollwaise und ein Junkie gewesen, als er starb. Er hinterließ trotzdem einen schwer beschädigten Bruder und einen Stiefbruder mit einem extremen Helferkomplex.

Auch, wenn Gozaburo Kaiba für Seto nur ein Tormentor gewesen war, er war Noahs Vater gewesen. Der, der ihn von klein auf aufgezogen hatte. Wusste Noah überhaupt, dass Seto seinen Vater in den Tod getrieben hatte? Mit einem Seufzen fuhr Katsuya sich mit einer Hand durch das blonde Haar.

Setos Persönlichkeit hatte das alles möglich gemacht. Den systematischen Mord an Gozaburo. Den Missbrauch von Noah und Mokuba. Die wirtschaftlichen Morde, die er Pegasus befahl. Die dort agierende Persönlichkeit – entweder Ikar, der das „Großsein“ noch nicht an Seto gegeben hatte oder der Wächter – war nicht besser als Pegasus gewesen.

Nicht anders wie der Mensch, der vor Katsuyas Augen seinen eigenen Mann erschossen hatte.

Katsuya legte den Controller vor sich hin, lehnte sich vor und legte das Gesicht in die offenen Handflächen. Ein Teil von Seto – losgelöst von all den guten Teilen – war ein wahres Monster. Hatte gemordet, Morde angeordnet, Leute in den Selbstmord getrieben und rücksichtslos ausgenommen. Er schluchzte auf.

Wie sollte er all diese Teile lieben?

Wie sollte er diesen ... diesen Nicht-Menschen lieben? Angst war eine Sache. Wut, Aggressionen, selbst andere zu verletzen aus Angst, ja, das konnte er verstehen. Wenn man Angst wieder in die Gesamtpersönlichkeit brachte, war das alles okay. Angst war ein isolierter Teil und hatte nichts zum Ausgleich seiner eigenen Ängste. In einer Gesamtpersönlichkeit war Angst wahrscheinlich ganz okay. Aber diese mörderischen Gedanken? Diese Skrupellosigkeit? Würde die durch die Gesamtpersönlichkeit auch ausgeglichen werden?

Seto hatte so viel Schreckliches getan. Sehr beeinflusst durch seine Krankheit, aber dennoch ... natürlich, Katsuya hatte das die ganze Zeit gewusst. Aber es war so eine abstrakte Sache gewesen.

Mord.

Morde befehlen.

Es war ein Fakt gewesen, aber nichts, über das Katsuya je groß nachgedacht hatte. Nichts, in das er sich hatte versetzen können. Aber jetzt ... Jason war so unglaublich verstört gewesen. Der Blick in Teds Augen. Wie Leben sich in Tod gewandelt hatte. Pegasus hatte nicht einmal mit der Wimper gezuckt. Hatte den Arm gehoben und geschossen.

Seto hatte der Mord an Gozaburo ähnlich viel mitgenommen.

Nämlich absolut gar nicht.
 

Warme Arme legten sich um ihn und zogen ihn nach hinten gegen einen ebenso warmen Oberkörper. Setos Lippen setzten warme Küsse auf seine Schläfe, während eine Hand seine Arme hinab strich, sodass er sie sinken ließ. Mit einem Taschentuch würde über sein Gesicht gestrichen, um die verwischten Tränenspuren zu entfernen.

Er nahm Seto das Tuch ab und putzte sich damit die Nase. Nach ein paar Schnaufern knüllte er es zusammen und fragte kleinlaut: „Hast du noch eins?“

„Kann ich zaubern?“, fragte Seto im Gegenzug und seufzte, „ich kann eins holen gehen.“

Katsuya murrte, als die Wärme ihn verließ. So dringend brauchte er jetzt auch kein zweites Taschentuch. Seto hätte auch noch einen Moment bleiben können. Er warf einen Blick über die Schulter. Seto drehte sich gerade Richtung Küche.

„Ich soll was?“ Er blieb stehen, drehte sich um und sah zwischen Katsuya und dem Sessel hin und her. Mit einem fast widerwilligen Grummeln trat er zurück neben Katsuya, hob die Decke auf, die der Blonde vorhin über seine Beine geworfen hatte und legte sie um Katsuyas Schultern.

Wow. Er lächelte dankbar und zog die warme Decke um sich. Das ... was auch immer Setos Kopf diesmal wieder tat, anscheinend machte es ihn noch höflicher und umsorgender als sonst. Lächelnd lehnte Katsuya sich gegen den Sessel und sah Seto hinterher, der für ihn ein Taschentuch holen ging.

Er hätte nicht gedacht, dass der Mann noch umsorgender sein konnte, aber anscheinend war es möglich. Katsuya seufzte und schüttelte über sich selbst den Kopf. Skrupellosigkeit und Besorgnis würden sich wahrscheinlich gegenseitig ausgleichen und anscheinend hatte Seto doch genug, um daraus wirklich eine Gleichheit zu machen. Er hätte sich nicht so viele Gedanken machen sollen. Ehrlich, warum verfiel er immer wieder in solche Sorgen? Wenn Seto da war, wenn er mit ihm sprach, dann verschwanden all diese dunklen Gedanken. Nur, wenn er nicht in seiner Nähe war oder wenn Seto dissoziierte, dann bekam er plötzlich solche Ängste.

Er nahm das Taschentuch entgegen und putzte sich die Nase ordentlich. Seto währenddessen sank zurück in den Sessel und legte eine Hand auf das blonde Haar, als dieser fertig war. Katsuya ließ sich gegen die Beine sacken und legte seine Stirn gegen Setos Knie.

„Ich vermute mal nicht, dass dich das Spiel vor Verzweiflung zum Weinen gebracht hat.“

Ein Lächeln zog Katsuyas Mundwinkel in die Höhe. Doch, eigentlich schon. Er hatte ein paar Wachen getötet und war in Tränen ausgebrochen. Vor Verzweiflung über Seto, aber das Spiel war fraglos der Auslöser gewesen.

„Und mit wem redest du neuerdings doch wieder?“, fragte Katsuya im Gegenzug.

„Imalia“ Die Hand in seinem Haar hielt einfach still. „Sie ... hat gefragt. Ob sie helfen darf. Ich habe es nicht so mit weinenden Menschen.“

„Nicht?“ Katsuyas Stirn legte sich in Falten. „Hast du mit ihr zusammen agiert, als es mir im Oktober und November so schlecht ging?“

„Ich ... vermute“ Die Hand setzte ihre Zärtlichkeiten fort. „Ich bin anscheinend nicht sehr gut im Trösten.“

Nun, das haute jetzt nicht wirklich von den Socken. Katsuya lächelte und schlang seine Arme um ein Bein von Seto. Also kannte er Imalia auch schon so halbwegs. Und sie meinte es gut mit ihm. Das waren doch gar keine schlechten Neuigkeiten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Lady_Ocean
2013-04-17T05:50:46+00:00 17.04.2013 07:50
Dafür, dass Seto mit seiner Krankheit und seinen Persönlichkeiten jetzt praktisch ins kalte Wasser geworfen wurde, hat er das ziemlich gut verkraftet, finde ich. Wahrscheinlich liegt das auch mit an seiner Grundpersönlichkeit, mit der die anderen ihn ausgestattet haben, vor allem Ikars Ruhe, Logik und Problemlösungsvermögen. Ich denke, dass Seto sich darauf eingelassen hat, mit seinen Seelenteilen zu sprechen, ist ein ganz wichtiger Schritt. Es zeigt ja auch, dass er seine Krankheit akzeptiert. Und dass sich untereinander alle verständigen, ist ja ein erster wichtiger Schritt, um auch die Bereitschaft zu erzeugen, dass sie - langfristig gesehen - wieder verschmelzen. In diesem Zusammenhang fand ich es auch sehr wichtig, dass Seto so viel Interesse an "seinen" Erinnerungen hat. Dass er Genaueres über seine Kindheit, über Mokuba und alles wissen möchte. Und ich denke, das schließt auch Details darüber ein, wie seine Krankheit entstanden ist und wie er entstanden ist. Apropos: Wenn er mit ca. 18 Jahren entstanden ist...war das nicht ungefähr das Alter, in dem Mokuba gestorben ist...? Falls ja, will ich nicht wissen, wie das Katsuya noch mal runterreißen sollte, wenn er selbst auf diesen Gedanken kommt. Dann hätte er ja, wenn auch unwillentlich, ziemlich enorm zu Setos jetzigem Seelenzustand beigetragen.
Dass Katsuyas Gefühle nun, beim genaueren Nachdenken über den Wächter, so hochgekocht sind, kann ich gut verstehen. Es kommt in letzter Zeit einfach immer eins aufs nächste. Und die Verbindung, die er jetzt beim Nachdenken zu Pegasus und seinen eigenen schlimmen Erfahrungen der letzten Zeit gemacht hat, zeigen deutlich, wie empfindlich das doch unter der Oberfläche ist. Zudem ist es nicht das erste Mal, dass Katsuya über diese Seite von Seto nachgedacht hat, die Gozaburo in den Selbstmord getrieben und wirtschaftliche Morde beauftragt hat. Als Katsuya von der Verbindung zwischen Pegasus und Seto erfahren hatte, kamen ihm diese Gedanken ja auch schon einmal, waren dann allerdings erst einmal wieder verschwunden und bis jetzt nicht wieder aufgetaucht. Ich denke, so eine schwierige Angelegenheit braucht wirklich Zeit, um verarbeitet zu werden. Andererseits denke ich aber auch, dass Katsuyas Gefühl zwischenzeitlich zu sehr mit ihm durchgegangen ist, was seine Ängste bezüglich des Charakters des Wächters angeht. Ich gehe so weit mit, dass es in Setos jetzigem Zustand sehr gefährlich werden kann, wenn der Wächter wieder offen auf den Plan tritt, also wenn tatsächlich akute Gefahr für Seto bestehen sollte. Und ich vermute ein wenig, dass nach Katsuyas Seitensprung mit Yami die Wächter-Persönlichkeit wohl auch sehr dominant gewesen ist. Da hat Seto ja auch systematisch versucht, Katsuya in den Wahnsinn zu treiben. Aber die reine Wächter-Persönlichkeit kann das damals dennoch nicht gewesen sein, denke ich. Vor allem der "öffentliche" Seto war ja dennoch in Katsuya verliebt bzw. hat ihn geliebt und ich denke, wenn Katsuya wirklich an dieser Schikane zerbrochen wäre, hätte dieser Teil das nicht verkraftet. Später hat er Katsuya ja indirekt zu verstehe gegeben, dass ohne diesen sein Leben sinnlos ist, dass er dann nicht mehr weiterleben möchte. Ich denke, dieses Gefühl existierte auch zum damaligen Zeitpunkt, trotz allem Schmerz, den Katsuya ihm zugefügt hatte. Ich denke daher, dass der Wächter selbst jetzt nicht zu 100% alles übernehmen und alles andere ausschalten kann. Ich habe eher das Gefühl, dass die Persönlichkeiten sich zum Teil durchaus bedingen, beeinflussen und auch einschränken. Ob nun gewollt oder ungewollt (bzw. bewusst oder unbewusst). Und wenn es Seto tatsächlich gelingen sollte, sein Krankheitsbild zu heilen und wieder eine Seele zu werden, dann denke ich auch, dass seine Berechenheit auf ein gesundes Maß gedämpft wird, weil es dann nicht mehr gesondert agieren kann. Selbst wenn Ikar ursprünglich eine Mischung aus dem jetzigen Ikar und dem Wächter gewesen war, bedeutet doch die Tatsache, dass der Wächter erst abgespalten werden musste, bevor Gozaburo in den Selbstmord getrieben werden konnte, dass auch der ursprüngliche Ikar nicht zu solcher Grausamkeit und Kälte fähig gewesen wäre. Und dabei besaß er damals schon nicht die Fürsorge von Imalia und die Naivität und Reinheit des kleinen Seto. Also von meinem Gefühl her besteht da eigentlich keine Gefahr, dass die gesunde, vollständige Seele zu so etwas wie Mord oder Anstiftung zu Mord fähig wäre. Und mal ehrlich: Wer war nicht irgendwann schon mal so wütend, dass er einem Mitmenschen nicht schon mal gern eine (oder auch ein paar mehr) gescheuert hätte oder ihm gewünscht hätte, das nächste Auto möge ihn überfahren. Das sind Gedanken, denen man keinesfalls freien Lauf lassen sollte, aber es gibt doch manchmal einfach Momente, in denen regt man sich auf und da kommt einem so etwas einfach plötzlich in den Sinn. Katsuya ist da meiner Meinung nach auch keine Ausnahme. Als er das TI das erste Mal erlebt hat, hat er sich über alle Maßen vor ihm geekelt und wollte es vom Grunde seines Herzens erniedrigen. Und dennoch würde er so etwas nie in die Tat umsätzen, weil seine Seele einfach aus so viel mehr als nur diesem einen Gefühl besteht.

Und noch kurz zu Imalia... Die Art ihres Auftretens passt irgendwie ziemlich genau zu der Vorstellung, die ich von ihr hatte. Still und im Hintergrund, aber sanft und unglaublich hilfreich. Ich kann mir duchaus vorstellen, dass Katsuya vielleicht gar nicht (oder erst sehr spät oder nur sehr kurz) die Gelegenheit bekommt, mit ihr "persönlich" zu sprechen. Einfach weil das nicht ihre Aufgabe ist. Sie kümmert sich um die, die Hilfe brauchen. Ein Gespräch, welches nichts mit diesem Ziel bzw. Wunsch zu tun hat, passt einfach nicht zu ihr. Aber ihre Geste mit der Decke und auch die Tatsache, dass sie Katsuya in seiner schweren Anfangszeit so sehr unterstützt hat, zeigen auf jeden Fall, dass sie ihn auch gern hat bzw. ihn wohl zu ihren Schützlingen zählt. Ich kann mir vorstellen, dass sie für den verwirrten, verletzten und verbitterten Zustand des "öffentlichen" Setos sicher auch eine wichtige Stütze ist. Vor allem, um mit diesem inneren Problem irgendwie umgehen zu können, um evtl. auch zwischen den einzelnen Seelenteilen vermitteln zu können. In dem Punkt denke ich genau wie Katsuya, dass Seto da das meiste mit sich selbst ausmachen muss. Dass Katsuya da von außen nicht viel mehr tun kann, als auch für den konstruierten Seto da zu sein und ihm Anerkennung und Geborgenheit zu geben und das Gefühl, dass er als selbstständige Persönlichkeit gebraucht und geliebt wird.
Von:  Lunata79
2013-04-17T04:55:49+00:00 17.04.2013 06:55
Also, ... Die neue Variante, dass Seto sich jetzt von draußen mit den anderen Persönlichkeiten unterhält, ist, schätze ich, ein guter Anfang, für die alle, um besser mit allen klar zu kommen. Kats Überlegung zu Seto´s Mordtat, in Bezug auf das Videospiel, weil er da metzeln musste, um weiter zu kommen? Naja, übertreiben kann mans auch. Kats dürfte in einer Phase sein, wo er ein bisschen überempfindlich reagiert, weil er immer mehr über Setos Krankheit herausfindet. Ich an seiner Stelle wäre auch verunsichert. So viele Teile, die er von Seto kennen gelernt hat, die so widersprüchlich sind, um sich ausgleichen zu können. Aber, ... das bringt mich wieder zu der Frage, wie sähe ein zusammenstellter Seto aus? Wäre er skrupellos genug, einen Menschen zu töten? Das ist doch Kats Befürchtung.
Na, ich bin gespannt, was noch kommt.
Freu mich aufs nächste Kapitel.

Lg
Lunata79
Von:  Shakti-san
2013-04-16T18:37:01+00:00 16.04.2013 20:37
Ich weiss echt nicht, was ich dazu schreiben soll.
seth.. Ich kann es echt nachvollziehen, wie er sich im moment fuehlt. Er ist der prellbock fuer alles und trotzdem hat er weder die volle erinnerung noch die volle kontrolle. Und kats...klar, wenn man die einzelnen persoenlichkeiten extra sieht und darueber nachdenkt, was seth und co alles erlebt und gemacht hat, das er dann heult. Mir wuerde es wohl nicht anders gehen.
Es ist fuer beide einfach zu viel von allem.
Und wenn ich ueberleg, was sie waehrend der ds-reihe schon durchgemacht haben, das sie nicht vollstaendig bekloppt sind, zeigt doch eig, dass der mensch durch alles staerker werden kann. Auch wenn es zeitweise so aussieht, als gaebe es keine hoffnung und zukunft.
Lg shakti


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