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Delusive Society

Dritter Teil der DS-Reihe
von

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Der wahre Seto

Ich mag eure Weltuntergangsszenarien sehr :) Um zu spoilern, man kann diese Situationen auch entschärfen. Auch die hoffnungsloseste Situation lässt sich mit wenigen Worten retten. Das hat Seto schon ein paar mal getan und wir haben hier schließlich eine lerngierigen Jugendlichen, der noch jung genug ist, um seine Verhaltensweisen bei Bedarf zu ändern.

Viel Spaß beim Lesen!
 

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Seto schluchzte leise. In sich selbst zusammen gerollt tat er nichts, als zu weinen. Hin und wieder durchbrach sein Atmen, sein Luft einziehen die Stille, aber keine Worte kamen über seine Lippen.

Mit jeder weiteren Sekunde wuchs die aufgestaute Wut in Katsuya mehr und so war es wohl kein Wunder, dass er schrie, als Seto schließlich doch einen Satz mit „Es tut mi-“ begann: „Du verdammter Mistkerl! Wenn du so eine scheiß Angst hast, dann steh gefälligst dazu und verhalte dich auch so. Aber anständig und nicht mit diesem jämmerlichen Rumgeheule. Als du sauer warst, hattest du auch kein Problem, 'nen anderen Kerl in unserem Bett oben zu vögeln, also flenn' hier nicht rum, dass ich dich nicht verlassen soll. Du hast wieder und wieder dein Bestes getan, um mich loszuwerden und ich habe dich trotzdem nicht verlassen. Also kratz endlich ein bisschen von dem Ego zusammen, was du sonst an den Tag legst und vertrau' mir, dass ich dich liebe! Dann brauchst du mir weder mit Selbstmord zu drohen noch dazusitzen wie das letzte Häufchen Elend und mich anzubetteln, dass ich bleibe.“

Der braune Schopf hob sich langsam und blaue Augen sahen scheu über Setos Knie hinweg.

Katsuya atmete tief durch, schloss für einen kurzen Moment die Augen und fragte dann sehr viel ruhiger: „Das ist ziemlich inkonsequent, oder? Dir zu sagen, dass du du selbst sein sollst und nicht ein ängstlicher Jammerlappen, wenn dein wahres Selbst wahrscheinlich dieser ängstliche Jammerlappen ist.“

Seto blinzelte nur.

„Okay, ängstlicher Jammerlappen ist ziemlich scheiße von mir. Ich weiß ja, warum du so Angst hast. Ist ja auch irgendwie gerechtfertigt, wahrscheinlich wäre jeder andere dir schon längst davon gerannt“ Katsuya ließ sich mit einem Seufzen zurück auf das Sofa fallen. Er klopfte auf sein Knie und benutzte eine Stimme, als würde er einen Hund befehlen. „Komm her, Seto.“

Der Kopf zog sich zurück zwischen die hoch gezogenen Schultern.

„Komm her, ich bin nicht mehr sauer“ Er streckte die Hand in Setos Richtung aus. „Na los. Ich will dich nur in den Arm nehmen.“

Die blauen Augen betrachteten ihn argwöhnisch. Er blieb einfach ruhig und erwiderte den Blick. Nach sicherlich einer halben Minute des gegenseitigen Anstarrens fiel Setos Blick auf die ausgestreckte Hand und er ließ sich nach vorne fallen, bis er kniete. Ganz langsam einen Arm oder ein Bein bewegend krabbelte er die Couch hinunter, die Augen dabei stets auf Katsuyas Gesicht gerichtet. Als er nah genug war, schloss Katsuya ebenso langsam – er wollte ihn bloß nicht erschrecken – die Arme um ihn und zog Seto auf seinen Schoß.

Wieder einmal musste er bemerken, dass Kerle von über zwei Meter Stockmaß keine Fliegengewichte waren.

Egal, er zog dessen Oberkörper an sich und bettete Setos Kopf auf seine Schulter. Der Körper unter seinen Händen war zutiefst angespannt, jeden Moment bereit zur Flucht. Daher legte er einfach nur die Arme locker um Setos Taille und hielt ihn, bis er sich langsam entspannte. Das dauerte zwar einige Minuten, aber diesmal wollte er sich Zeit lassen. Er hatte diese Situationen mit Seto heute oft genug verkackt, wenigstens diese hier sollte er richtig machen.

Die komplett angespannten Muskeln schmiegten sich nach und nach an seine Haut und das Gewicht auf ihm wurde schwerer. Setos Atem, den er auf seiner Haut spüren konnte, wurde tiefer und langsam und der Herzschlag, den er mit dem Arm an Setos Bauchdecke spüren konnte, beruhigte sich nach und nach.

Er setzte einen Kuss auf das braune Haar.
 

„Hör zu“ Er holte tief Luft und raste noch einmal durch die Worte, die er sich zurecht gelegt hatte. „Ich möchte, dass du ehrlich bist. Ich möchte, dass du du selbst bist. Auch wenn ich diesen Menschen vielleicht weniger mag. Aber ich will nicht angelogen werden.“

Seto nickte an seiner Schulter. Natürlich hatte er sich mit dem ersten Wort wieder angespannt, doch zum Glück nicht so schlimm.

„Ich ziehe jedoch eine Linie“ Er ließ eine Pause, um Setos Reaktion zu beobachten. Da er sich nicht total verspannte, fuhr er fort. „Ich möchte, dass du dich nie wieder für den Menschen entschuldigst, der du bist. Ja, du hast ein Recht, dich scheiße zu finden, aber nein, das brauchst du mir nicht sagen. Ich liebe diesen Menschen nämlich und deine Worte machen mich wütend“ Seto atmete tief aus und die Verspannung wich sogar wieder ein Stück. „Auch will ich nie wieder hören, dass du alles tun würdest, damit ich bei dir bleibe. Das erweckt in mir nur die Lust, auf dich einzuschlagen, weil ich das jämmerlich finde. Und weil es mir Angst macht, dass du mir nie sagen würdest, wenn dich etwas an mir stört. Wir sind gleichberechtigte Partner. Alles andere will ich nicht. Stell dich nie wieder unter mich“ Ein weiteres Nicken. Anscheinend hörte Seto ihm wirklich aufmerksam zu. „Und drittens wirst du mir nie wieder mit Selbstmord drohen oder sagen, dass du ohne mich nicht leben kannst. Ich bin freiwillig hier und das will ich auch bleiben. Nicht, weil ich mich gezwungen fühle, bei dir zu bleiben, weil du dir sonst etwas antust. Denn dafür würde ich dich nur hassen.“

Diesmal brauchte es einen Moment, bis Seto nickte, doch er tat es.

„Gut. Wiederhole, was du verstanden hast“, befahl Katsuya. Irgendwie war das hier verkehrte Welt. Er hörte sich an, wie Seto sonst und Seto so wie er. Nein, schlimmer als er je gewesen war.

„Ich sage nie wieder, dass ich scheiße bin oder entschuldige mich für mich. Nur für meine Handlungen, nicht für meinen Charakter. Ich sage nie wieder, dass ich alles tue, damit du bei mir bleibst. Ich versuche, mir selbst zu sagen, dass wir gleichberechtigt sind und ich nicht alles irgendwie Mögliche tun muss, damit ich deine Gefühle wert bin“ - wow, das zeugte ja wirklich von Verständnis … das hatte er gedacht? - „Ich drohe dir nie wieder mit Selbstverletzung, um dich an mich zu binden. Und ich versuche weiterhin, mich wirklich nicht zu verletzen.“

Katsuya hob Setos Gesicht und küsste ihn als Belohnung. Drachendressur gelungen. Oder Prinzessinnendressur, wenn er an vorhin dachte. Lächelnd umarmte er den anderen richtig und zog ihn fest an sich.
 

„Katsuya?“ Setos Stimme klang wieder nach seinem normalen Selbst, wenn auch unsicherer als sonst. „Ich … ich weiß, das ist vielleicht etwas dreist und viel zu schnell, aber für den Fall, dass es dir vielleicht doch nichts ausmacht, also … das ist nur eine Frage, keine Aufforderung-“

„Seto, du brabbelst“, in Katsuyas Stimme schwang Amüsement mit. Ihre vertauschten Rollen waren irgendwie interessant.

„Ja, aber ich habe Angst, dass die Frage dich ausflippen lässt“ Das klang schon eher nach dem normalen Seto. „Würdest du mit mir schlafen?“

Katsuya verlor sein Lächeln mit einem Schlag. Das war doch wohl nicht sein Ernst, oder?

„Ich, ich meine, ich dachte … wenn du oben liegst, vielleicht macht dir das dann nichts. Nur ein Gedanke. Ich weiß nicht, wie das ist … ich wollte es nur vorschlagen. Wenn es eine dumme Idee war, sag es einfach.“

Wenn er oben lag … Katsuya schluckte die Übelkeit wieder runter, die in ihm aufgestiegen war. Okay. Seto hatte nicht vorgeschlagen, es einfach auszuprobieren. Er hatte nur vorgeschlagen, dass sie es in einer Position machten, die Katsuya nicht an seine … nicht daran erinnerte. Er atmete tief durch. Sex … aber oben liegend … Sex … Seto brauchte das jetzt, aber wenn er da versagte, wäre das doch um so schlimmer, oder? Er wusste wirklich nicht, ob er das konnte. Andererseits hätte er am Freitag kein Problem gehabt, wenn er sich nicht an die … scheiße.

„Was ist mit den Infektionen? Ich will dich nicht anstecken.“

„Dafür gibt es Kondome“ Die Angst, die vorher Furchen in sein Gesicht gezeichnet hatte, wurde durch verhaltene Hoffnung ersetzt. „Das klappt schon. Wir können vorsichtig sein“ Er biss doch wieder auf seine Unterlippe. „Hast du heute morgen an deine Tabletten gedacht?“

„Ja“ Katsuya schloss die Augen und seufzte. „Sie stehen im Bad. Da denke ich dran.“

Die Unterlippe schnellte unter Setos Zähnen hervor und schmiegte sich wieder an ihr Gegenstück. So schöne, küssbare Lippen. Seto war wirklich schön, aber ob er bei dem Anblick wirklich einen hoch bekam? Er wusste es ehrlich nicht. Gerade regte sich gar nichts. Vielleicht war es zu früh.

„Ich … ich weiß nicht, ob ich es hinkriege. Bist du mir böse, wenn es dann doch nichts wird?“

Seto schüttelte fast wild den Kopf und lächelte.

„Sag mal … könnte es sein, dass nicht nur deine Ängste und Wut stärker sind, wenn du die Tabletten nicht nimmst, sondern auch deine Freude?“

Ein Nicken mit demselben strahlenden Lächeln.

„Nimm mir das nie wieder weg“, murmelte Katsuya und zog Seto an sich, um ihn zu küssen. Sein ehrliches Lächeln war schön. Seine strahlenden Augen, wenn er sich freute. Und irgendwie war es cool, mal der erwachsene, dominante Part zu sein. Oder so. Seto in seinen Armen, der mit Hoffnung zu ihm aufsah … scheiß auf seine Angst, er wollte es zumindest ausprobieren. Wenn Seto ihn so ansah, wer könnte denn da schon nein sagen?

Er leckte über dessen Lippen, gab ihm einen tiefen Zungenkuss und flüsterte, nachdem er sich wieder ein Stück gelöst hatte: „Nach oben?“
 

An Seto gab es verschiedene Dinge, die ihn anmachten. Vor allen Dingen seine Augen. Wenn er erregt war, war da ein Brennen in seinem Blick, das einen in Flammen setzte. Die Bewegungen seiner Zunge ließen Katsuya auch öfter mal an Dinge denken, die nicht immer zur Situation passten. Das Spiel seiner Muskeln unter seiner Haut, besonders die seiner Schultern und seiner Beine waren auch mindestens eine Sünde wert. Aber das Heftigste war normalerweise seine Stimme, wenn er Sex wollte. Sie war tief und schien bis in seine Knochen zu dringen und sie vibrieren zu lassen.

Diesmal war das alles anders. Setos Stimme hatte etwas Schüchternes und Aufgeregtes. Katsuya hatte keine Ahnung, wie sich Leute bei ihrem ersten Mal anhörten, aber ungefähr so hätte er sich das vorgestellt. So hätte er selbst sich angehört, wenn sie damals gesprochen hätten. Seine Lippen zeigten ein ebenso unsicheres Lächeln und seine Augen hatten zwar ein inneres Scheinen, aber eher so, als könnte er noch nicht glauben, dass er etwas bekam, was er sich sehr gewünscht hatte.

Eigentlich hätte es Katsuya abschrecken müssen. Eigentlich hätte das nicht erregend wirken sollen. Aber irgendwie … das war einfach so völlig anders. Fast in Endlosspule fragte sein Kopf, ob er das wirklich wollte, ob ihn der Gedanke an Sex nicht ekelte, ob er nicht erschrocken, ängstlich oder ablehnend sein sollte, aber irgendwie … es war halt so verdammt anders.

Das war ihr Schlafzimmer.

Das hier war sein Freund – irgendeine neue und andere Version seines Freunds, aber immer noch sein Freund.

Und er schien nicht den Hauch irgendeiner Erwartung zu haben. Eher schien er vorfreudig auf alles, was kommen würde und konnte. Die komplette Selbstsicherheit, die er sonst immer in dieser Angelegenheit gehabt hatte, schien völlig weggeblasen, aber das war irgendwie … es war anders, aber es war gut. Es war ein gutes Anders. Irgendwie. Scheiße, er konnte es nicht erklären, aber er wollte mit diesem Seto schlafen.

Vielleicht wollte er nicht einmal mit ihm schlafen, aber er wollte, dass er sich gut fühlte. Er wollte ihn küssen und streicheln und im Arm halten. Seto hatte in ihm sonst immer den Wunsch ausgelöst, sich an seine Brust zu drücken und dort für immer zu bleiben. Dieser Seto … der löste eher den Wunsch aus, ihn hier einzusperren und nie wieder rauszulassen. Nicht in einem bösen Sinne. Eher in einem beschützenden Sinne. Es war komisch, aber es war gut. Katsuya hatte schon manchmal für Seto stark sein müssen, aber dieser Seto ließ ihn einfach stark fühlen.

Es war komisch, weil das gar nicht der Seto war, den er liebte. Aber mit diesem Seto fühlte er sich noch verbundener, obwohl er ihn erst ein paar Stunden kannte. Eher sogar ein paar Minuten.

Der Unterschied war, dass dieser Seto Unsicherheit zuließ und das wirkte zutiefst menschlich. Diesen Seto konnte er zwar sicher nicht bewundern, aber dieser Seto … der fühlte sich wie seiner an. Sein Seto. Ein Seto, der ihn brauchte. Und zwar wirklich brauchte. Wo es sich auch so anfühlte.

Das Gefühl war scheiße gut.

Er zog den Größeren an sich und küsste ihn lang und tief. Und vor allen Dingen langsam. Aber zu wem sollte er jetzt gehen, wenn er Angst hatte? Ihre Zungen spielten miteinander. Konnte dieser Seto noch für ihn da sein? Lächelnd lösten sie ihre Münder voneinander und rieben ihre Nasen aneinander. Würde dieser Seto noch in der Lage sein, sich emotional auf seine Bedürfnisse einzustellen oder würde er nur noch brauchen?

Sie lösten sich ein Stück voneinander und Katsuya blickte erneut in die graublauen, hoffnungsschimmernden Augen. So offen, so gutgläubig, so liebevoll. Katsuya spürte, wie sein Hals sich verkrampfte und kein Atemzug mehr durch seine Kehle wollte. War dieser Mensch noch in der Lage, ihn zu stützen?



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Ayame-chan
2013-01-03T22:49:41+00:00 03.01.2013 23:49
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich diesmal schreiben soll.
Der Kapiteltitel irritiert mich etwas. Interpretiere ich richtig, dass der Seto, mit dem Kats am Ende schläft nun der wahre Seto ist? Also der, der 'entsteht', wenn seine Persönlichkeiten enger zusammen rücken?
Oder bedeutet es einfach nur, dass nun alles enthüllt ist?

Ich bewundere ja auch Kats, dass er diese neue Seite an Seto scheinbar einfach so hinnimmt. Okay, es ist jetzt nicht gerade eine schlechte Seite, aber wenn man sich in jemanden verliebt, verliebt man sich doch in dessen Charakter. Klar, Aussehen spielt auch eine Rolle, aber wenn man mit der Person nicht klar kommt, ist die Sache doch schnell erledigt.

Gut, ich kann jetzt beim Thema 'Verlieben' nicht wirklich mitreden und die beiden sind ja auch nicht gerade in einer normalen Situation, aber würde sich herausstellen, dass mein Freund gänzlich anders ist, als er ein halbes Jahr lang war, ich glaub nicht, dass ich das so einfach hinnehmen könnte.
Was Katsuya ja im Grunde auch nicht gemacht hat, sonst hätte er Seto die Standpauke nicht gehalten. Trotzdem, für mich wäre das wahrscheinlich nichts. Aber die Sorge ihn zu verlassen, wäre vermutlich trotzdem da. Selbst wenn er nicht mit Selbstmord gedroht hätte oder es in Betracht ziehen würde, er würde die Möglichkeit gesund zu werden als etwas schlechtes ansehen, ich würde mir die Schuld dafür geben, würde er aus dem Grund tatsächlich nicht mehr heil werden wollen.

Ich glaub ich hab es schon mal erwähnt, aber ich bin mehr als froh, nicht an Katsuyas Stelle zu sein.
Von:  HojoShikaido
2012-11-23T10:55:49+00:00 23.11.2012 11:55
Wow ist einiges passiert in letzter zeit aber das der wahre Seto so ist hätte ich ehrlich gesagt nicht gedacht. Das ist schon ein richtig krasser Unterschied zu dem den Katsuya kennen gelernt hat. Aber ich muss sagen er kommt mittlerweile erstaunlich gut in jeder hinsicht mit ihm klar mit dem ein oder anderen Rückfall mein ich. Bin echt mal gespannt wie es jetzt weiter geht, weil Seto ist ja echt ein vollkommen anderer als früher.
Wann taucht Bakura nochmal auf hab ihn echt lieb gewonnen ^.^

Lg Hojo
Von:  Lady_Ocean
2012-11-20T20:54:54+00:00 20.11.2012 21:54
Dass Katsuyas Gefühlsausbruch doch so schnell wieder abebbt und er sich, fast schon plötzlich, wieder so gut unter Kontrolle hat, hätte ich nicht erwartet. Vor allem, wenn ein Streit dabei ist, sich erst mal richtig aufzubauen, hat man es ja oft, dass der kleinste Anlass Öl ins Feuer kippt und man sich ungewollt immer weiter hoch spult, bis es richtig schlimm wird. Aber bei Katsuya ging die Wut irgendwie...fast schon nahtlos in seine tiefsten, aufrichtigsten Gefühle über, hatte ich so das Gefühl. Die Worte, die er ganz am Anfang noch geschrien hat, wirkten auf mich zutiefst ehrlich. Und irgendwie auch in keinster Weise wohlüberlegt oder zurechtgelegt, sondern eher impulsiv. Dass Seto ihm gefälligst mehr Vertrauen entgegenbringen soll, dass er es schließlich auch nicht geschafft hatte, ihn in größter Wut mit allen Mitteln zu vertreiben. Und ich finde, da hat Katsuya durchaus ein gutes Argument gebracht.
Und es war fast schon ein wenig amüsant, diesen "Rollentausch" zwischen beiden zu lesen. Als Katsuya nun so plötzlich das Gespräch dominiert und die Regelm festgelegt hat. Ich vermute, in dem Zustand könnte er es glatt auch schaffen, Seto dazu zu überreden, diese illegalen Medikamente wegzuschmeißen.

Das mit der Geringschätzung von sich selbst kenne ich auch von einem Freund. Immer, wenn er trinkt, fängt er an, fast schon in Endlosschleife, "Ich bin scheiße" zu sagen. Das ist auch jedes Mal wieder beunruhigend und sehr verstörend, denn man hört deutlich, wie ernst er das meint und auch wenn ich dann immer versuche, ihm das auszureden, habe ich doch irgendwie das Gefühl, dass meine Worte nicht wirklich ankommen und er sie nicht glauben kann. Ich wüsste gern, wie ich es ihn glauben lassen könnte, dass er definitiv kein schlechter Mensch ist, sondern stolz darauf sein kann, wer er ist. Aber ich befürchte, ich komme da einfach nicht zu ihm durch...

Aber zurück zum Thema:
Seto hat hier schon einen ziemlich interessanten Anblick geboten. Anfangs dachte ich noch, das Kinder-Ich ist herausgekommen. Aber so richtig Kind war er dann doch nicht. Er war durchaus auch der erwachsene Seto. Und der wirkte zum ersten Mal wirklich verloren und unsicher. Katsuyas Gedanken gingen im weiteren Verlauf der Szene immer mehr in die Richtung, dass er hier nun einen "neuen", einen "anderen" Seto kennengelernt hat. Aber ich frage mich, ob man das wirklich so krass ausdrücken kann. Gut, bei Katsuya spielt da sicher nach wie vor der Schreck mit rein, dem ihm das plötzliche Kennenlernen des TI versetzt hat. Diese wirklich komplett isoliert auftretende, ziemlich krasse Seite an Seto. Und so, wie Katsuya jetzt gerade nachdenkt, könnte man meinen diese "neue" Seite an Seto würde er auch als komplett eigene Seele einstufen, die er bisher gar nicht kannte. Ist es nicht aber auch möglich, dass die Seite, die Seto jetzt gezeigt hat, im Kern durchaus zu Setos "öffentlicher" Persönlichkeit gehört, die Katsuya bisher kannte und liebte, nun aber unter dem stärkeren Einfluss seiner Gefühle steht, da er diese Tabletten ja seit einiger Zeit auch nicht mehr genommen hat? Nicht zu vergessen den Schock, den Seto selbst dadurch erlitten hat, dass Katsuya nun das TI kennen gelernt hat, welches er unter allen Umständen zu verstecken versucht hatte. Und ich fand auch (vor allem, weil dieser leicht kindliche Zug ihn irgendwie die ganze Zeit mit umgeben hat), dass es eher so wirkte, als seien die verschiedenen Seelen ein Stück weit gemeinsam aufgetreten. Aber ob das bei solch einem Krankheitsbild überhaupt möglich ist, also dass die einzelnen Teile der Persönlichkeit wieder zusammenheilen, das weiß ich als Laie leider absolut nicht.

Ich bin gespannt, ob Katsuya seine neueren Ängste und Bedenken, ob Seto in seiner jetzigen Form ihn überhaupt noch stützen kann, sich erst einmal wieder beruhigen, oder ob sie letztlich doch stärker werden und am Ende vielleicht sogar den Auslöser dafür geben, dass er sich doch nicht dazu überwinden kann, mit Seto zu schlafen. Bisher ging es ja eigentlich erstaunlich reibungslos. Ich denke, die Situation dafür war auch ziemlich günstig. Seto hat diesen Vorschlag wirklich sehr vorsichtig angebracht und Katsuya jeden erdenklichen Spielraum eingeräumt. Und dieser hat nach anfänglich starken Zweifeln ja doch angefangen, auch sexuelles Interesse an dieser neuen Seite von Seto zu verspüren. Und er hat auch ganz deutlich gespürt, dass er diese Seite an Seto liebt, dass sie ihm gefällt. Ich nehme an, dass Katsuya (diesmal ohne Einfluss von Medikamenten) sich so weit entspannen und solche Gefühle entwickeln konnte, zeigt auch in gewisser Weise, dass der Verarbeitungsprozess dieses schrecklichen Erlebnisses weiter vorwärts geht, oder?
Andererseits hat diese Bitte von Seto auch deutlich gezeigt, dass da durchaus der starke Wunsch in ihm ist, wieder mit Katsuya zu schlafen. Momentan kann er sich, so wie es aussieht, auf jeden Fall noch gut beherrschen, selbst wenn dieser Versuch jetzt schief gehen sollte. Aber ich denke, früher oder später wird Setos Geduld da auch auf die Probe gestellt. Und selbst wenn das jetzt einmal klappen sollte, heißt das ja noch nicht, dass sich davon alle Probleme in Luft auflösen und mit dem Sex fortan alles so ist wie früher. Die Angst wird sicher trotzdem nur schrittweise kleiner werden.
Von:  TatsukiBlack
2012-11-20T06:23:06+00:00 20.11.2012 07:23
Ich finde die Veränderung von seto ist richtig spürbar total lebendig rübergebracht

Vl findet ja katsuya seine stütze wieder in Yami
Es wäre schön wenn du denn vl wieder mehr einbauen könntest und geht katsuya eig. noch zur Schule das liest man gar nicht mehr

LG
TatsukiBlack
Von:  Lunata79
2012-11-19T22:55:55+00:00 19.11.2012 23:55
Nun ja, Gott sei Dank hat Katsuya sich wieder am Riemen gerissen. Man spürt anhand des Geschriebenen regelrecht die Veränderung Setos. Er wirkt jetzt beinah wie ein kleines zu groß geratenes Kind oder ein sehr schüchterner Jugendlicher.
Mach weiter so!!! Freu mich schon aufs nächste Kappi!!!

Lg
Lunata79


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