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Mythna II

Das Erbeben der Dimensionen
von

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Die Versammlung der Götter

1. Kapitel:
 

Ironisha
 

Versammlung der Götter
 


 


 

In einer weit entfernten Dimension befand sich eine Ebene, vom völligen Nichts umgeben wie eine einsame Insel die in einem großen Ozean treibt. Dieser wundersame Ort befand sich vollkommen isoliert in einer anderen Welt- und irgendwie auch wieder nicht. Keine weltlichen Einflüsse beeinflussten ihn. Weder Zeit, Raum noch die Elemente bekamen diese Eben zu erfassen, genauso wie eine Welle die verzweifelt versuchte ein Gebäude zu erreichen und doch immer wieder kurz vorm Ziel sich zurückziehen musste.

Diese besondere Ebene wurde von den Mythianern Elunris Ebene genannt- die erleuchtete Ebene. Obwohl kein Bewohner des Planeten je diese Ebene besucht oder gesehen, geschweige denn von ihr gehört. Und dennoch...auf unerklärliche Weise wusste jeder von der Existenz dieses ungreifbaren Ortes, der vielleicht höchstens ein Schemen in ihrem Bewusstseins war, zweifelt doch niemand ihre Existenz an. Das Bewusstsein, dass es einen Ort gab, weit von ihrer begrenzten Welt entfernt, war fest in ihnen verankert. Das war halt so und daran gab es nichts zu rütteln.

Meiste Zeit lag dieser Ort auch vollkommen unberührt da, ohne jegliches Leben (abgesehen von ein paar Tieren), sondern existierte einfach, in vollkommender Harmonie. Die hohen Berge ragten, wie eine warnende Kette die sich um die Ebene schlang, in den Himmel. Sollte es doch mal einer schaffen Elunris zu erreichen, so stand er vor einer so hohen, massiven Bergwand, deren Überwindung mindestens ein Jahrzehnt in Anspruch nehmen würde, egal wie geschickt der Kletterer auch war.

Der Talkessel der Elunris Ebene war von einer smaragdgrünen Decke aus frischem Gras bedeckt. Nur ab und zu wurde sie von bunt schimmernden Blumen unterbrochen, welche vorsichtig aus der Erde lugten. Die Luft war so rein wie nirgendwo sonst. Bloß der Duft immer blühender Blumen verliehen ihr einen leicht süßlichen Geruch. Links und rechts in regelmäßigen Abständen aufgereiht türmten sich kleine Hügel auf, die von dichten Bäumen bewachsen waren. Auf ihnen thronte, von der immer scheinenden Sonne mit einem hellen Kranz aus Licht bestückt, weiße Tempel. Alle waren ungefähr gleich große und hoch. Ein Mensch der Erde würde den Baustil dieser prachtvollen Gebäude vielleicht in die frühe griechische Geschichte einordnen, doch hier besaß er keinen Namen. Das Gerüst war aus strahlend weißem Marmor erbaut worden. In die dicken Wände wurden zur Zierde von spiralförmigen Kalksteinsäulen eingelassen, sodass die Dächer zu schweben schienen. Die Sockel wurden von verschlungenen, feingliedrigen Goldadern durchzogen. Das breite, schmuckvoll gestaltete Vordach wurde von zwei dieser Säulen getragen, welche so stabil wirkten, als könnten sie den Himmel tragen. Der Eingang dieser Tempel wurde von einer reich verzierten Minoaholz Tür bewacht- das wertvollste und seltenste Holz auf Mythna.

Genau 12 von diesen Tempeln an der Zahl säumten einen imaginären Weg, welcher auf das Zentrum der weitläufigen Ebene zu lief. Alle von ihnen waren vollkommen identisch erbaut. Egal wie sehr man auch suchen würde, man könnte nicht den geringsten Unterschied entdecken- außer einem Einzigen. Auf dem dreieckigen Vordach war eine blank polierte Steinplatte angebracht, auf die merkwürdige Runen eingraviert waren, die kein Mythianer je gesehen hatte. Die Zeichen gehört zu einer uralten Sprache, welche nur die Götter sprachen, welche Elunris nutzen um sich zu treffen und zu beratschlagen.

Im Vergleich zu diesem prunkvollen erscheinenden Äußeren, war die Innenausstattung schlicht enttäuschend. Dort befand sich eine karge, trostlos eingerichtete Halle, die im starken Kontrast zu der Erhabenheit der äußeren Fassade der Tempel stand. Das einzige Schöne in dieser Halle war eine dunkle, fein gearbeitete Treppe, die von einem rot, goldenen Teppich belegt war. Am Absatz davon lag eine fast unscheinbare Tür, die...Wamp!!!

„Verdammt! Ich bringe diesen Mistkerl um! Was erlaubt er sich?! Ist doch nicht zu fassen!!“

In einem Tempel in der Mitte der linken Reihe flog krachend die Tür auf, sodass sie zitternd an der Wand liegen blieb. Aus dem wabernden und sich drehenden Nichts trat eine Gestalt. Erst schien sie sehr weit entfernt, kaum mehr eine kleine Absetzung gegenüber dem Nichts. Doch mit jedem Augenblick gewann sie rasch an Größe, die sich immer besser von dem Schwarz abzeichnete. Nur wenige Sekunden später stürmte Ironisha, die Göttin der Luft, aus dem Tunnel, der ihre Dimension mit Elunris verband. Kurz folgte ihr das Nichts in diese Welt, so als wolle es sie nicht loslassen, doch rasch überlegte es sich es anders. Schnell zog es sich in die Zwischendimension zurück und die Tür schloss sich leise.

Kurz blieb Ironisha stehen und holte tief Luft. Ihr Gesicht war schmal und hatte sehr zarte Gesichtszüge. Auf ihren hohen Wangenknochen lag eine leichte röte, sodass sie trotz der Elfenbein weißen Haut, immer frisch und gesund aussah. Große, blassblaue Augen starrten zornig und aufgewühlt in die Halle. Dichte schwarze Wimpern umrahmten diese. Die Augenbrauen besaßen einen schönen Schwung und waren pechschwarz. Ebenso schön wie ihre Augen waren ihre vollen Lippen, die von einem leichten perlmuttton überzogen waren, wie das erste Rosa, welches den Anbeginn eines Tages ankündigte.

Eine lange, weiße Haarpracht floss wie ein Wasserfall um ihren schlanken Körper und endete an ihren schmalen Hüften. Die Strähnen ihres Ponys fielen bis auf die Nase und lockerten ihre Frisur auf. Zwei Haarsträhnen allerdings fielen ihr nur bis zur Taille, doch meist trug sie diese eingeflochten, damit sie nicht ständig in dem weichen Gesicht hingen.

Genervt strich sich die Luftgöttin die trotzigen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Ihr inneres glich einem tobenden Meer, dessen wütende Brandung erbarmungslos gegen die Felsen schlug. Das konnte doch alles nicht wahr sein!

„Ist Mronas blind, oder was?“, knurrte sie wütend und strich sich geistesabwesend den nicht vorhanden Staub von ihren Klamotten. Diese bestanden aus einer blauen Metallrüstung, die wie ein Korsett geformt war und ihre wohlgeformten, runden Brüste perfekt stützte. Im Gegensatz zu ihrem sonst so braven Erscheinungsbild, verdeckte ihre Rüstung nur so viel Haut, wie nötig, damit ihre Bewegungsfreiheit nicht eingeschränkt war. Ein gesteifert, hellblauer Spitzenrock aus Tülle hing über ihrem Po. Der Brustpanzer war mir reichlichen Ornamenten bestückt und war extra von den Dunkelalben, den besten Schmieden überhaupt, angefertigt worden. Über ihrer schmalen Schulter hing ein brauner Lederköcher in dem weißgefiederte Pfeile steckten, mit denen die Luftgöttin vortrefflich umzugehen wusste.

Noch einmal holte Ironisha tief Luft, dann straffte sich ihre Haltung, bevor sie schnellen Schrittes die Halle verließ und die Tür sich leise schloss. Normalerweise mochte sie keine so enganliegende Kleidung, erst Recht keine Rüstung. Wenn sie könnte, so würde die Luftgöttin eher ein luftiges Gewand aus festem Stoff tragen, wo sie jede Regung ihres Elementes spüren konnte. Doch die Zeit momentan war nun mal nicht normal und so waren ungewohnte Maßnahmen nötig. Ungeschützt ging Ironisha nirgendwo mehr hin. Das war ihr einfach zu unsicher. Die Gefahr einem von Dragos zahlreichen Verbündeten zu begegnen, war zu groß, sodass hinter jeder Ecke, in jedem Augenblick es zu einem Kampf kommt. Da ging es nicht mehr darum, was ihr am liebsten wäre.

Einmal noch holte das weißhaarige Mädchen tief Luft, bevor sich ihre Haltung straffte und die Maske der Gefasstheit sich wieder auf ihr Gesicht legte. Mit schnellen, sicheren Schritten trugen ihre Beine sie durch die karge Halle, traten durch die Tür und bemerkte nicht, wie das Tor leise hinter ihr zufiel.

Eilig hastete Ironisha den gut fünf Meter hohen Hügel hinunter und blieb an dessen Fuß kurz stehen. Sie strich sich mit der Hand durchs Haar. Vergeblich versuchte die Herrin der Lüfte so sie zu glätten und in Ordnung zu bringen, doch nach wenigen Augenblicken gab sie frustriert auf. Genervt warf sie einfach alle über ihre rechte Schulter, so sie in der hellen, warmen Sonne wie ein silberner Fluss schimmerten. Geschickt glitten ihre Finger durch das widerspenstige Haar, bis Ironisha es schließlich zu einem lockeren Pferdeschwanz geflochten hatte. So sah der zerzauste Schopf von ihr wenigstens etwas erträglicher aus und man könnte fast meinen, dass es so beabsichtigt war.

In den letzten Tagen war Ironisha kaum zum Schlafen gekommen. Ständig streifte ihre schlanke Gestalt mit dem Nordwind durch die Lüfte und sah, was nur die wenigsten sehen konnten. Ihr war die unheimliche Finsternis nicht verborgen geblieben, welche am Horizont aufzog. Die langwierigen Streifzüge der letzten Tage über die Tundren und Gebirge im Norden, den weiten Seen mit ihren wabernden, fast einem Labyrinth gleichenden Mooren, im Osten, dem im Westen liegenden Transan Ozean, der die saftig grünen Ebenen mit Wasser versorgte und den dichten Wäldern im Süden hatte sie gesehen wie Dörfer zerstört, Menschen getötet und die Natur zum Verwesen gebracht wurden. Mit wachsender Verzweiflung hatte sie alles hilflos mit ansehen müssen, doch ohne Shaleng hatte sie nicht genügend Macht um irgendetwas gegen das Grauen auszurichten. Die Göttin des Windes vermochte die Zeichen zu verstehen, doch die anderen waren blind.

Als Wind konnte Ironisha leider alles nur von oben heraus in einem schnellen Tempo erkennen und sah- ob nun zum Glück oder Pech- oberflächlich die Verwüstungen. Aber eines war gewiss, so vermochte die Luftgöttin nicht zu verstehen, was Dragos Plan war. Das Einzige was sie erkannte war, wie die Natur Mythnas langsam, Stück für Stück, in einem dicken Nebel der Verderbnis verlor und die Meisten Verbündeten des Lichts aus Angst vor der heranrückenden Macht, sich lieber auf dessen Seite schlugen, anstatt zu sterben.

Bei all der in ihr aufkeimenden Sorge, blieb Ironisha keine Zeit, sich um ihr Äußeres zu kümmern, auch wenn es ihrer übernatürlichen Schönheit keinen Abbruch tat. Doch waren ihre Haare doch nicht mehr so seidig wie zu Friedenzeiten und sie wirkte noch blasser als sonst. Aber das war nun nicht von Belang, denn vor ihr lag ein wichtiges Ereignis.
 

~Ironisha war gerade über der Trenei Ebene unterwegs, einer der unberührtesten Fleckchen Natur des Planeten, wo zum Glück noch alles beim Alten war. Als sie sich dann weiter nach Norden wenden wollte, sah sie, wie eine durchsichtige Gestalt, die wie eine Wolke im Wind waberte, auf sie zu tanzte. Es war ein Windtänzer, die schnellsten Lebewesen an Land- bzw. eher in der Luft-, welche ihr als Boten dienten.

„Seid gegrüßt, Herrin Ironisha.“, sagte er und genauso wie seine Gestalt, so war auch sie nichts weiter, als ein sanfter, weicher Hauch, der kurz das Ohr streifte, bevor er sich verflüchtigte. Die Angesprochene drückte ihre schneeweißen Flügel, die aus ihrem Rücken sprossen, sobald sie sich in die Luft erheben wollte, gegen den immer vorhandenen Rückenwind und blieb auf der Stelle stehen- völlig bewegungslos, nur ein vereinzelter Flügelschlag hielt sie in der Luft.

„Welcher meiner Diener bist du, Windtänzer?“, fragte auch sie mit einer Stimme, die zart wie eine frische Sommerbrise war.

„Seros, meine Herrin. Ich stamme von den südlichen Tänzern.“, antwortete die Gestalt, der man kein Geschlecht zuordnen konnte, ohne zu zögern. Für einen kurzen Augenblick zerfloss Seros Gestalt mit dem Wind, bevor sie wieder einigermaßen Form annahm.

„Aaah...“, sagte Ironisha verstehend. Die südlichen Tänzer waren die loyalsten Wesen des Windes. Seit Anbeginn ihrer Existenz stand der ranghöchste Stamm ihr mit Rat und Tat zur Seite.

„Ich hatte bisher leider nicht die Ehre euch persönlich zu treffen, verehrte Windgöttin. Mein Dasein ist noch nicht lang auf diesem Planeten und ich wurde gerade erst zu einem Boten ernannt.“

„Schon gut, schon gut!“, winkte sie schnell ab. Für einen Kaffeeklatsch hatte sie keine Zeit, auch wenn eine Konversation mit einem Windtänzer immer interessant war. Diese Wesen hatten nämlich eine ganz eigene Sicht der Dinge. Allerdings wollte Ironisha dringend weiter, denn so manche Orte standen noch auf ihrer Liste, wo sie nach dem Rechten sehen wollte.

„Verzeiht, ich will Euch nicht weiter aufhalten. Mronas schickt mich zu Euch.“ Ein eisiger Schauer lief Ironishas Rücken hinunter und auch der von ihr erzeugte Wind auf der Wiese unter ihnen, wurde schlagartig frischer. Das konnte nichts Gutes bedeuten.

„Und...was will er?“

„Er hat eine Versammlung der 12 Götter einberufen.“ Nun war das Mädchen doch überrascht. Normalerweise residierte Mronas in irgendeiner seiner zahllosen Dimensionen und ergab sich der Überheblichkeit. Er war so weit entfernt, dass er von Mythna nichts mehr bemerkte. Werder die Gefahr, noch die Probleme. Und nun eine Konferenz? Hatte er vielleicht doch endlich bemerkt, dass Dragos Amok lief? Auch wenn sie oft von dem Gott des Raumes enttäuscht worden war, so konnte sich die Luftgöttin nicht dagegen wehren, dass ein Funken Hoffnung in ihr aufkeimte.

„Hat er gesagt aus welchem Anlass?“, fragte sie den Boten vorsichtig nach, doch Seros schüttelt nur den gesichtslosen Kopf.

„Nein, Herrin. Er hat dazu keine Angaben gemacht.“

„Nun gut, nun gut. Und wann soll die Versammlung sein?“

„Jetzt, Herrin.“

„Bitte was? Sonst geht es ihm gut, oder wie?“

„Das vermag ich nicht zu sagen.“ Sie seufzte ergeben. Es blieb ihr ja doch keine Wahl.

„Na schön...du bist entlassen, Seros. Ich werde mich auf dem Weg machen.“ Der Windtänzer verneigte sich, ehe er auf dem Wind nach Hause tänzelte. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch, flog Ironisha so schnell sie konnte zu ihrem Lufttempel zurück um sich auf den Weg nach Elunris zu machen. ~
 

Seitdem waren knapp zwei Stunden vergangen. Gespannt und mit etwas Hoffnung im Herzen ging sie zum Zentrum Elunris. Ihre schnellen Schritte verlangsamten sich und schließlich blieb sie am Ziel angekommen stehen. Eine Hand lässig in die Hüfte gestemmt hob sie ihren Blick. Amard schien ihr direkt in die Augen, sodass sie sie kurz mit der Hand schützen musste. Von dem hellen Licht erstrahlt, erhob sich ein weißer Palast aus feinstem Marmor, welcher vom weiten wie eine strahlende Krone wirkte. Goldene Adern zogen sich wie Schlangen über das gesamte Gebäude und imposante, ineinander gedrehte Säulen stützten das spitze Dach ab. Von einer großen Eichentür geschützt drangen gedämpft verschiedenste Stimmen nach draußen: hohe, tiefe, raue, sanfte, laute und leise.

Einer der Diener, welche hier hauptsächlich aus Elfen oder Halbgötter bestanden, der gerade am Eingang vorbeilief, entdeckte Ironisha, wurde schlagartig rot und hastete eilig weiter. Er und seine Kameraden waren durften nichts weiter als Schatten sein, die Götter sollten sie niemals bewusst wahrnehmen. Kurz blickte sie ihm nach, dann wanderte ihr Blick wieder zum großen Eingangsportal.

„Die meisten sind also schon eingetroffen.“, stellte die Luftgöttin fest. Wollte sie sich wirklich in die Höhle des Löwen begeben? Die meisten Versammlungen liefen schließlich ähnlich ab. Mronas hielt eine lange, ausschweifende Eröffnungsrede, wo er heraushob wie besonders sie als Götter doch waren und wie wichtig ihre Aufgabe war. Danach ging lautes Geschwafel los- ohne jeglichen Belang oder gar tieferen Sinn. Der einzige Sinn und Zweck lag darin sich möglichst gut darzustellen. Keiner von ihnen war so häufig auf Mythna unterwegs wie sie und...

„Hey! Ironisha!“, brummelte eine tiefe, melodische Stimme neben ihr. Reflexartig fuhr das Mädchen mit den weißen Haaren herum und atmete erleichtert auf. Es war bloß Forensis, der Gott des Feuers, und ein alter Freund von ihr.

„Du bist aber ganz schön schreckhaft.“, grinste er neckisch und seine smaragdgrünen Augen blitzten schelmisch auf. Sein kurzes Haar war von dunklem Rot, wie ein Feuer, das bereits lange brannte, und das nichts erlöschen lassen konnte. Seine Frisur war fransig und die meisten Strähnen hingen ihm ins Gesicht. Sie spiegelte seine temperamentvolle, energische Art wieder. Bloß ein weißes Stirnband hielt die wilde Mähne etwas im Zaum. Im Gegensatz zu den meisten Göttern, waren die Herrscher der vier Elemente in jugendlicher Gestalt anzutreffen. Es lag nicht daran, dass sie jünger waren als die Anderen, doch aus irgendeinem Grund, wirkten sie eher als wären sie ungefähr 17-18.

„Wenn du mich auch so sehr erschreckst und plötzlich neben mir stehst.“, gab sie nun missmutig zurück, auch wenn Ironisha genau erkannte, dass sein Necken nur Fassade war. In Wirklichkeit war Forensis genauso besorgt wie sie selbst.

„Du warst ziemlich abgelenkt. Worüber hast du nachgedacht?“

„Über das, worüber wir alle nachdenken.“, sagte Ironisha ruhig und schloss die Augen.

„Warum Mronas so plötzlich eine Konferenz abhält?“. Sie nickte nur stumm. Forensis seufzte und fuhr sich nervös durchs Haar. Danach pfriemelte er an dem Kragen seiner schwarzen Jacke herum und strich sich sein weißes Hemd glatt. Ein schwarzes Lederband schmiegte sich um seine Hüfte und in dem daran befestigten Heft steckte eine rote Scheide, in der ein kunstvoll, blank geschliffenes Schwert steckte.

„Ja...das fragen sich mein Bruder und ich mich auch.“

„Du hast mit Terensis gesprochen?“, mit einen kurzem Nicken bestätigte der Feuergott ihre Frage. Terensis war der Gott der Erde und der etwas ältere Bruder von dem Jungen neben ihr. Sie beide waren die Söhne von Arachna, die einst die Pflanzen schuf, auch wenn die meisten es nicht glauben würden. Die beiden Brüder waren wie Tag und Nacht. Während Forensis aufbrausend, unberechenbar und temperamentvoll wie das Feuer war, so ruhig und beständig wie die Erde war Terensis. Dennoch verstanden sich die beiden Brüder gut, besser als so viele Menschen, die sich als „Freunde“ bezeichneten. Auch wenn die vier eine eigene, stark zusammenhaltende Gruppe bildeten, so war manchmal eine leichte Tendenz zu zweier Gruppen zu erkennen. Terensis verstand sich am besten mit Arsenia, der Göttin des Wassers mit den kurzen blauen Haaren und den geraden Pony. Wohingegen Ironisha sich besonders gut mit Forensis verstand. Wahrscheinlich weil diese 2 Elemente sich jeweils brauchten. Feuer brauchte Luft zum Leben und Erde brauchte Wasser, damit etwas auf ihr wuchs.

„Hat er Neuigkeiten?“

„Die Schrimnas Wälder sind nun ebenfalls verdorben und in Dunkelheit gehüllt.“ Wieder seufzte Ironisha schwer. Es war nur noch eine Frage der Zeit gewesen bis das passierte. Schweigend nahm sie diese Information zur Kenntnis. Etwas andres lag ihr schwerer im Magen, als dass dieser Wälder in Dragos Hand fielen, denn es war eh unvermeidbar gewesen. Auch wenn dies bedeutete, dass Forensis wieder einen Teil seiner Lebensenergie verlor, die er aus der blühenden Natur bezog.

„Wie geht es ihm?“, fragte die Luftgöttin knapp.

„Terensis wird immer blasser und sein Gesicht schmaler. Aber noch geht es.“, antworte ihr Freund, der sichtlich um seinen Bruder besorgt war.

„Ja...das glaub ich...sag...hast du das von Narunia gehört?“ Forensis keuchte hörbar auf und holte zischend Luft. Dann nickte er schnell. Er wandte den Blick zu ihr und in seinen blauen Augen war Trauer zu erkennen. Die vier kannten Narunia gut und hatten sehr oft mit ihr zusammengearbeitet. Ihr Verlust hatte bei allen ein tiefklaffendes Loch des Schmerzes hinterlassen, was sich nur langsam schloss. Die Verblendung ihrer Gefährten machte ihnen den Schmerz nicht erträglicher. Der Junge schluckte den Kloß im Hals hinunter und sprach mit etwas brüchiger Stimme: „Es ist schrecklich, oder? Ihr eigener Sohn...Da sieht man mal, dass Niemand, nirgendwo mehr vor ihm sicher ist.“

„Da hast du Recht. Wir müssen auf der Hut sein. Nur was hatte Dragos dazu getrieben? Er war zwar immer verschlossen, aber bösartig oder machtgierig? Das passt so gar nicht zu ihm“

„Darauf habe ich auch keine Antwort. Er ist ja nicht zu finden...sobald man denkt, man hat ihn entdeckt und kann ihn zur Rede stellen, verschwindet er, wie ein Schatten, der sich im Licht auflöst...Also, wollen wir rein?“

„Von Wollen kann keine Rede sein.“

„Nein, nicht wirklich.“, räumte der Feuergott ein. „Aber wir sollten.“ Er erhielt ein Nicken zur Antwort und so betraten sie beide den Palast um sich zu den restlichen acht, nein 7 Göttern, zu gesellen.

Weitere fünf Minuten später hatten die beiden Götter Platz genommen. Die Götter tagten um einen runden, ungefähr 10 Meter langen Tisch, welcher aus Minoaholz, dem ältesten und wertvollsten aller Hölzer, angefertigt wurde. Die Farbe war von einen dunklen, glänzenden braun von feinen schwarzen Adern durchzogen, welche die gesamte Kraft der Natur verkörperten. Die Elementgötter saßen in auf der linken Seite des Tisches in der Mitte. Auch Arsenia und Terensis waren so eben eingetroffen und saßen nun neben ihren beiden Freunden. Links neben Ironisha hatte Terensis seinen Platz eingenommen. Der Gott der Erde sah von ihnen noch an erwachsensten aus. Sein markantes Gesicht mit der ausgeprägten Wangenpartie verlieh ihm ein erstes und ruhiges Aussehen. Das Haar fiel in Strähne, so schwarz wie die dunkelste Nacht, bis zum Kinn hinab. Doch im Gegensatz zu der zerzausten Frisur seines Bruders, nahmen seine Haare ihm nicht die Sicht. Um seine Stirn hatte er ein rotes Tuch gebunden, was einen starken Kontrast zu seinem Schopf bildete. Dunkelblaue Augen blickten müde auf den Tisch und seine sonst so braune Haut, war sichtlich erblasst.

Auch Terensis hatte, wie Ironisha, eine Rüstung angelegt, doch seine war so dunkel wie die tiefsten Erdschichten des Planeten, den er bewachte. Nur das goldene Zeichnen des Elements Erde prangte auf seiner durchtrainierten Brust. Um seine Schultern schmiegte sich ein roter Schal aus Wolle, er ihn vor den eisigen Winden des Nordens schützte, wo er sich in letzter Zeit am Häufigsten aufhielt um den Schaden der Verderbnis noch irgendwie zu begrenzen. Auch er trug ein treues Schwert an seiner Hüfte, welches ihm im Notfall zur Seite stand. Doch besorgt nahm Ironisha zur Kenntnis, dass seine Haut matter und blasser wirkte als sonst. Seine sonst intelligenten Augen waren dumpfer und das Gesicht wirkte eingefallener. Auch sein Haar glänzte nicht mehr ganz so sehr wie es immer üblich war. Von ihnen allen, traf das Wüten Dragos Terensis am Meisten. Immer mehr Teile der Erde fielen unter den schwarzen Mantel des dunklen Fürstens und raubten so dem Gott der Erde seine Energie.

Das Mädchen neben ihm hatte dieses Problem bisher noch nicht. Arsenia hatte das Aussehen einer 16-Jährigen mit zierlichen Körper und feinen Gesichtszügen. Genauso wie das Wasser, was sie kontrolliere, so waren auch ihre Haare von dunklem Blau und fielen gestuft bis zu ihrer Schulter hinab. Ein gerade geschnittener Pony verdeckte ihre Stirn. Da sie bisher noch kaum Angriffe des Halbgottes verkraften musste, trug sie ein verspieltes, weißes Kleid mit Spitzenbesatz.

Alle vier blickten mit missmutigen, ernsten Gesichtern in die Runde der verblieben Götter, während ihre Blicke immer mal wieder auf dem einsamen Stuhl Narunias hingen blieben. Dem angeregten, fröhlichen Gequatschen der restlichen Siebe nach zu schließen, hatte noch keiner Notiz von dem Tod der Schicksalsgöttin genommen.

Mit jeder Minute die verging, wurde das aufgeregte Schnattern im Raum lauter. Hier diskutierten sie über ihre neuen Errungenschaften, dort über die Dummheit der Menschen, die ihnen dienten und noch so viel unsinniges Zeug mehr. Immer wenn sich entweder ein Kelch mit blutroten Wein leerte oder sich auf einem goldenen Teller keine appetitliche Speise mehr befand, so löste sich ein Schatten von der Wand und ein Diener füllte entsprechendes sofort wieder auf.

Die Zeit schien endlos zu sein und Ironisha verlor immer mehr die Geduld, aber es stand ihr nicht zu, die Sitzung zu eröffnen, dafür stand sie in der Rangordnung zu niedrig. Genervt fuhr sich das Mädchen durch ihre Haare und ließ sich in die Lehne fallen. Leider konnte nur Mronas für Ruhe sorgen, da er der Vorsitzende war. Doch eben dieser war tief in ein lautstarkes, Gesten reiches Gespräch mit Zunas, dem Todesgott, vertieft.

„Das gibt es doch nicht!“, schoss ein zorniger Gedanke durch ihren Kopf. Tief holte sie Luft und versuchte ihr vor Wut rasendes Herz zu beruhigen. Ihre Finger krallten sich so fest in das dunkle Holz des Stuhles, dass ihre Kuppen weiß hervortraten. Doch sie musste ruhig bleiben, ein Wutanfall würde nur noch mehr Ärger und Chaos hervorrufen und somit für kein Vorankommen in der Angelegenheit sorgen. So schwer es auch fiel, hier musste die Geduld siegen. Der schlanke, grazile Körper sackte gegen die Lehne des Stuhles, wobei ihr weißes Haar über die Lehne floss.

Nach einiger Zeit erhob sich dann auch endlich Mronas vom Stuhl. Der Gott des Raumes war ein Mann mittleren Alters mit teilweise bereits ergrautem, schütteren Haar und Wohlstandsbauch, welchen er unter einer Kutte, wie ihn sonst Tempeldiener trugen, versteckte. Seine scharfen, wasserstoffblauen Augen wanderten durch die Runde, verharrten kaum den Bruchteil einer Sekunde an Narunias Stuhl, als würde es ihn nicht überraschen, dass sie fehlte. Nach einem tiefen Atemzug räusperte er sich und sofort wurde es still in dem hohen Raum. Auch Ironisha richtete sich nun auch in ihrem Stuhl wieder auf und wandte ihre Aufmerksamkeit nun dem Vorsitzenden zu.

„Ich heiße euch willkommen, meine Freunde und danke euch, dass ihr den weiten Weg auf euch genommen habt. Es ist mir durchaus bewusst, dass ihr alle momentan viel zu tun habt.“, sprach seine raue Stimme.

„Von wegen...das ist doch bloß eine übliche Floskel. Was weißt du schon?“, dachte Ironisha wütend und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. Ihre Augen verengten sich, sodass nur noch schmale Schlitze zu sehen waren.

„Bevor wir nun zur üblichen Tagesordnung übergehen, möchte ich noch sage, dass...“ Noch bevor Mronas seinen Satz beenden konnte, wurde die Tür aufgerissen und ein gehetzter, junger Hochelf, stürmte in den Saal. „Was erlaubst du dir einfach so eine wichtige Konferenz zu stören?“, fuhr der Herr des Raumes den Diener an. Terensis, Forensis, Arsenia und Ironisha, die mit den Rücken zur Tür saßen, drehten sich um, sodass sie zur Tür sehen konnten. Die Göttin der Luft erkannte den Störenfried. Es war der Elf gewesen, der vorhin an dem Eingang vorbeigelaufen war, als sie Forensis getroffen hatte.

„Verzeiht mir...Herr...“, presste der blondhaarige Elf keuchend hervor. „ABER WIR WERDEN ANGEGRIFFEN!“

„Was? Von wem?“, fragte Ironisha und sprang sofort auf.

„Von...“, doch der Elf brach ab und begann stark zu zittern. Die Augen verdrehten sich langsam nach Innen und Blut tropfte aus seinem Mund. Dann sackte die Gestalt in sich zusammen und mit einem entsetzten Schrei sah Ironisha, dass ein schwarzes Schwert in dessen Brust steckte. Der Diener röchelte und blieb dann regungslos auf der Klinge hängen. Plötzlich war es totenstill in dem Raum. Jeder der anwesenden Götter war vor Schrecken zu Stein erstarrt. Mit zu einem stummen Schrei aufgerissenen Mündern starrten sie auf das Szenario vor ihnen. Nach endlos erscheinenden Augenblicken in denen keiner zu blinzeln wagte, durchdrang das Klappern von aufeinander treffenden Metall die einem zu ersticken drohenden Stille. Eine hochgewachsene Gestalt löste sich aus dem Schatten und legte dem Elf die in Kettenhandschuhen steckende Hand auf die Schulter. Der Mann, der nun bedrohlich im Türrahmen stand, war komplett in eine schwarze Rüstung gekleidet. Das Gesicht konnte Niemand erkennen, da es von einem schwarzen Helm verdeckt wurde. Er Eindringlich zog nun das Schwert aus dem jungen Elf, was diesem ein letztes Keuchen entlockte, bevor er leblos zu Boden sackte. Die Luft im Saal schien zu Eis zu gefrieren und das Herz Ironishas schlug ihr bis zum Hals. Es war doch unmöglich, dass einer es schaffte in Elunris einzudringen. Aber es blieb kein Zweifel. Diesem schwarzen Ritter war es gelungen, denn er stand vor ihnen. Entsetzt wich Ironisha bis zum tisch zurück, da sie dem Feind am nächsten stand. Angst durchflutete ihr Bewusstsein und machte ein logisches Denken fast gänzlich unmöglich. So etwas Grausames hatte sie selten gesehen. Er war definitiv gefährlich.

Der Mann trat nun vor und blieb direkt vor der Versammlung stehen, wobei sein rechter Fuß auf dem Kopf des soeben getöteten Elfs stand. Dunkelrotes Blut perlte an der Klinge seines gewaltigen Schwertes hinab und fiel wie Tränen auf den Boden. In einer flüssigen Bewegung zog der schwarze Ritter seinen Helm vom Kopf und feuerrote Haare sprangen in eine Drachenzacken ähnelnden Frisur zurück. Smaragdgrüne Augen blickten in die Runde und ein boshaftes Grinsen lag auf dem Gesicht Axels.

„Hiermit erkläre ich die Party beendet.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  JeanneNightemare
2011-06-29T09:38:57+00:00 29.06.2011 11:38
Geniale Einleitung Punktum
Es fesselt einen und reißt einen mit.
Definitiv spektakulär und gut geschrieben das Ende ist Klasse *-*
Hier und da ist die Formulierung etwas ungünstig weil es durch die Beschreibungen sehr lang wirkt aber ich denke das ist nicht schlecht denn die Beschreibungen sind ja nun einmal aufwendig dafür kann man sich aber alles wirklich bildlich detailliert vorstellen besonders bei den Figuren gefällt mir das, man kann sie fast vor sich sehen wenn man die Augen schließt ich finde das macht das ganze Lebendig.
Man wird wirklich gefesselt und vom Stil her ist es richtig gut :-)
Mir gefällt es auf jeden Fall deshalb kann ich nur sagen: "Weiter so!!!" und freue mich unglaublich zu sehen wohin deine Geschichte uns noch führt ;-)

Von:  Hotaru_chan
2011-01-25T19:24:35+00:00 25.01.2011 20:24
alsooooo :)
sehr schönes einstiegskapitel :)
aber ich bin ja nicht nur zum loben da, sondern auch um verbesserungsmöglichkeiten zu geben.

punkt 1:
wie immer, die rechtschreibung, nochmal prüfen :D

punkt 2:
zu lange beschreibungen!!! man wusste nicht wer diese wütende frau war, und du erklärst uns erstmal stundenlang ihr aussehen und man fragt sich, ja was ist denn nun los mit der schicken schnalle ;) das war auch später noch an einem punkt so. nicht zu sehr ins beschreiben abschweifen.

punkt 3:
griechenland??? baby, das ist ne erfundene welt :D:D:D da musst die architektur schon in andere worte packen :)

punkt 4:
das mit den stimmen (hoch tief, laut... etc.) würde ich bissel umschreiben. keine richtige beschreibung.

punkt 5:
falsche aussagen/angaben??? erst hat der feuergott grüne augen, dann blaue??? und wieso schadet es ihm, wenn die erde zerstört wird? sicher ne verwechslung :D

punkt 6:
am ausdruck manchmal arbeiten. diese beschreibung, dass sie wie 17-18 aussehen... hmm... neee.... anders ausdrücken.

ansosnten war das glaub ich alles, was ich zu kritisieren habe ^^
wie gesagt. schöner einstieg. man will gleich wissen wie's weiter geht :D schließe mich auch qualli an und hoffe es geht bald weiter :D:D:D
Von:  IntoTheDeath
2011-01-24T11:34:16+00:00 24.01.2011 12:34
Einfach nur Genial...
das erste cap reist einen wieder mit in die geschichte von mythna...
und ich liebe deinen schreibstil einfach...
man liest es und man denkt man erlebt es mit...die gefühle, die augenblicke begegnungen alles...
was jetzt wohl geschehen mag?!
ich hoffe das klärt sich bald...
könntest du mir bitte bescheid geben wenn es weiter geht..
liebe grüße Qualli


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