Ein Rat von Yuna…
5. Versuch:
- Ein Rat von Yuna… -
An diesem Tag schafften sie es allerdings nicht mehr, ihr Ziel zu erreichen. – Also mussten sie erneut in einer Herberge übernachteten…
Eine Stunde später lief ein Mädchen, was ebenfalls dort zu Gast war, die Treppe in den Speisesaal hinunter. – Sie hatte einen Bärenhunger, da sie den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte. – Also freute sie sich schon tierisch auf das Abendessen in der Herberge… In dem abgetrennten Bereich zu den Esstischen war es rappelvoll. – Nur an wenigen Tischen war noch Platz. – Ihr Blick schweifte umher und blieb dann an einem blonden Jungen hängen, der deprimiert und allein in einer Ecke saß… Kurzerhand beschloss sie sich zu ihm zu setzen. – Nachdem sie sich gesetzt hatte, fragte sie: „Darf ich mich zu dir setzen?“
Apathisch starrte der Junge auf sein unberührtes – und mittlerweile sicherlich auch kaltes – Essen… bis er schließlich nach ein paar Minuten zu einer Antwort ansetzte, als das Mädchen schon dachte, dass er vielleicht stumm wäre… „Hm… ja… ja, ich glaube schon… Ähm… WAS hast du gesagt?“
Sein Gegenüber schaute erst einmal ein wenig verdutzt und kaute in Zeitlupe auf ihrem Kaugummi herum. – Dann grinste sie und hielt ihm die Hand hin: „Yuna. – Und mit welchem Pessimisten habe ich die Ehre?“
Sie sah, wie sich ein flüchtiges Grinsen über das Gesicht des Blonden stahl: „Mein Name ist Naruto Uzumaki. – Und ich bin Pessimist Nummer 1!“
„Na, dann bin ich Pessimist Nummer 2!“ grinste Yuna zurück. „Verrätst du mir, warum du Pessimist Nr. 1 bist und warum du so depri wirkst? – Oder willst du deinen Kummer in dich reinfressen und später zum Messer greifen?“
Der Blauäugige schüttelte sich: „Nein, danke.“
Das Mädchen bestellte sich etwas zu Essen und der Uzumaki begann zu erzählen…
Nach einigen Unterbrechungen, Vermutungen, Andeutungen und sonstigen Dingen, kam der Blondschopf endlich zum Schluss…
Die beiden schwiegen sich daraufhin erst einmal ein paar Minuten an…
„Also, wenn ich das richtig verstanden habe, bist du… schwul?!?“ durchbrach Yuna schließlich das Schweigen der beiden.
„DAS hat niemand gesagt!“ keifte Naruto sogleich.
Sein Gegenüber lachte. *Sein Gesichtsausdruck ist wirklich amüsant!* Sagen tat sie aber: „DU hast das gesagt!“
„Ich kann mich nicht erinnern, WANN!“ Schmollend blickte er zur Seite.
„Du hast mehrmals seinen Namen erwähnt und immer >ER< gesagt. – Daraus schließe ich, dass es ein Junge ist.“
Daraufhin wurde der Uzumaki rot und gab es zu: „Na ja… okay… Du hast ja recht…“
„Soll ich dir einen Rat meinerseits geben?“
„Öhm… klar…einen Rat kann man immer gebrauchen…“ sagte der Blauäugige zwar, aber innerlich hoffte er, dass dieser nützlicher war, als die, die er von den anderen bekommen hatte… Die hatten sich zwar auch alle gut angehört gehabt… und er hatte sie – seiner Meinung nach – auch gut umgesetzt gehabt… aber irgendwie war im Endeffekt nie DAS herausgekommen, was er sich vorgestellt hatte…
„Also, am besten bist du so, wie immer – ob er dabei ist, oder nicht – wenn du nicht willst, dass andere was merken. – Besonders, wenn Mädchen in der Nähe sind, solltest du nicht versuchen, zu schauspielern! – Einige haben nämlich ein ausgesprochen sensibles Gespür für so was und würden sofort merken, was los ist!“ belehrte sie ihn.
Naruto schluckte: „Okay…“
„Ansonsten solltest du es ihm auf keinen Fall sagen, wenn andere dabei sind! – Denn das könnte sehr unangenehm werden! – Ich vermute mal, du weißt, dass Homosexualität nicht von jedem gebilligt wird…“ Yuna schaute bitter. „Ich habe selbst meine Erfahrungen damit gemacht…“
Der Blondschopf sah überrascht auf: „Du… du bist…?“
„Ja. – Aber zurück zu dir! – Ich empfehle dir, ihn ein bisschen zu beobachten – aber nicht zu auffällig – wie er in deiner Nähe reagiert…“
„Aber… er verhält sich zu mir in letzter Zeit ganz neutral…“ *von seinen gelegentlichen Wutausbrüchen mal abgesehen…* setzte der Uzumaki seinen Satz in Gedanken fort. – Dass er meist selbst für Sasuke’s miese Laune verantwortlich war, hatte er schon verdrängt gehabt…
„Wenn du nur Neutralität bemerkst, kann ich dir auch nicht weiterhelfen… denn so was habe ich auch noch nie erlebt…“
Verzweifelt fixierte der Blauäugige die Wand.
„Es tut mir leid… aber ich will dir keinen unnützen Rat geben. – Ich hab dir das gesagt, womit ich die meisten Erfahrungen sammeln konnte…“
Eine Zeit lang herrschte wieder Funkstille zwischen den beiden.
„Piep! – Akku leer!“
Naruto zuckte zusammen und sah Yuna fragend an.
„Ich muss ins Bett. – Ich bin todmüde.“ Mit diesen Worten erhob sich das Mädchen. „Ach, noch was: Geh die Sache langsam an, okay? – Überrumpel ihn nicht!“
Der Blonde erhob sich ebenfalls: „Ja. – Danke, für deinen Rat. – Ich hoffe, ich werde ihn halbwegs sinnvoll benutzen können…“ Der Konoha-Ninja hielt ihr, zum Abschied, die Hand hin.
Yuna ergriff diese zwar, umarmte ihn jedoch in der gleichen Bewegung herzlich: „Ich schätze mal, wir sehen uns nicht wieder… Mach’s gut.“
Der Uzumaki grinste breit: „Du auch.“
Kurz darauf war der Blauäugige wieder allein, an seinem Tisch… Schließlich beschloss auch er endlich ins Bett zu gehen…
Aber schlafen konnte Naruto deshalb noch lange nicht… Immer wieder dachte er über Yuna’s Ratschlag nach… *Ich soll also so bleiben, wie ich bin… und mich nicht verstellen… Hört sich schon mal gut an… Und dann einen Zeitpunkt abwarten, in dem ich mit Sasuke allein bin… Aber bin ich das nicht schon die ganze Zeit, wo wir auf Mission sind? – Was hatte sie noch gesagt gehabt? Auf keinen Fall mit der Tür ins Haus fallen! Genau! – Aber eigentlich hatte ich das sowieso nicht vorgehabt… Hm… ich soll also alles langsam angehen… aber mache ich das nicht eigentlich schon die ganze Zeit? – Ist ja nicht so, als ob ich mich ihm aufdrängen würde… Ah! – Ich sollte ihn noch beobachten, hatte sie gesagt gehabt! – Na DAS ist einfach! – Ich bin ja schließlich den ganzen Tag mit ihm unterwegs! – Gut, DAS mach ich morgen dann auch!* Sich damit zufrieden gebend, schlief er endlich ein…
Doch leider stellte er sich, am nächsten Tag, dabei auch ziemlich… nun ja… dämlich an…
Anstatt Sasuke >ein bisschen< zu beobachten, schaute er auf jede seiner kleinsten Bewegungen… auf jeden Fingerzeig… jeden Gesichtsmuskel… kurzum: Er starrte ihn bei allem an und guckte ihm regelrecht auf die Finger! – Dass diesem das natürlich NICHT verborgen blieb, war eigentlich klar…
Als sie wieder durch ein menschenleeres Gebiet wanderten, reichte es dem Uchiha nun endgültig. – Blitzschnell drehte er sich um, packte den perplexen Naruto am Kragen und fauchte: „Was soll das?!?“
„W-w-was?“
„Warum machst du das?”
„W-w-was denn? “
„Du starrst mich an! – Den ganzen Tag schon! – Bei allem Möglichen guckst du mir auf die Finger! – Was soll das? – Willst du mich wahnsinnig machen?“
„N-n-nein…“ stotterte der Uzumaki, leicht verängstigt, da Sasuke ihn nun aus seinen leuchtend-roten Sharingan-Augen ansah. „T-t-tut mir leid…“
„Hör auf damit, oder du KANNST was erleben! – Hast du mich verstanden?!?“
„J-j-ja…“
Mit einem scharfen „Fein!“ ließ der Schwarzhaarige den Blauäugigen nun los. „Und wehe, wenn nicht!“ fügte Sasuke noch hinzu. *Der WILL mich in den Wahnsinn treiben! – DA bin ich mir JETZT hundertpro sicher! – Noch mal so was und ich bring ihn wirklich um!* Der Uchiha kochte nun innerlich vor Wut. – Er verstand einfach nicht, was auf einmal mit dem Blondschopf los war, dass er ihn immer wieder reizen musste! – Er hatte das Gefühl, dass sich Naruto jeden Tag etwas Neues ausdachte, um ihn verrückt zu machen!
So liefen beide – stillschweigend und sich NICHT gegenseitig beobachtend – weiter, bis der Tag sich langsam dem Ende zuneigte und sie erneut eine Herberge, zum Übernachten aufsuchen mussten…
