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Die Priesterin

von

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bad mood

„Lass mich sehn.“, übertönte die Stimme der Frau kurz das laute Rauschen in Saschas Ohren.
 

Der Wischmob legte sich langgestreckt über Saschas Schoß. Komisch, sonst war er nicht so zutraulich. Die Frau rief von irgendwo weit hinter ihr: „Kscht! Nora, weg da!“
 

Sascha konnte nicht sicher sagen, dass sie geschlafen hatte, sie wusste nicht, ob sie eben aufgewacht war. Auf alle Fälle fühlte sie sich nicht ausgeruht. Doch sie lag in einer Koje.

Mühsam richtete Sascha sich auf. „He, Kleines, bist du das?“, rief ihr jemand zu. „Ich bin nicht deine Kleine!“, gab Sascha zürück. Sie erschrak über die Heiserkeit ihrer eigenen Stimme. Sie räusperte sich.

„Ach wo, klein bist du schon!“, kam es fröhlich zurück. Sascha wollte aufstehen, doch kaum war sie auf den Beinen, raste ein solcher Schmerz in ihrem linken Bein los, dass sie es einfach unter sich wegknicken lassen musste. Unelegant krachte sie zu Boden. „Aua!“ „Nicht aufstehen!“, kam es aus dem angrenzenden Cockpit. Sascha sah durch die offene Luke und meinte trocken: „Zu spät.“ „Du wurdest augeschossen.“, erklärte die Frau ihr: „Aber keine Sorge, ich bin gut im Wundenverbinden.“ „Wer sie zufügt, muss sie wohl auch heilen können.“, vermutete Sascha bissig. Die Frau, die im Pilotensessel saß und las – das Handbuch zum Gleiter, wie Sascha erkennen konnte – lachte beifällig. „Ja, das ist eine schöne Sichtweise. Aus, Nora! Sitz!“ Sascha rollte weiter über den Boden, um sich einen groben Überblick über das Cockpit zu verschaffen. „Wer ist Nora?“ „Der Hund.“, meinte die Frau. „Der braucht keinen Namen.“, erklärte Sascha: „Bei nächster Gelegenheit fliegt er raus.“ „Die Gelegenheiten waren schon zahlreich, seit ich an Bord bin.“, stellte die Frau fest: „Und er ist noch immer da.“ „Permanent rennt er mir nach.“ Sascha schnaubte verächtlich. Nora grollte verhalten in sich hinein. Die Frau sah vom Buch auf. „Brauch ich dann auch keinen Namen?“ „Sie haben sicher schon nen Namen.“, meinte Sascha, verlegen geworden. „Willst du ihn wissen?“, fragte die Frau provozierend und ließ wie zufällig ihre rechte Schulter aus dem weiten Kragen ihres Hemdes rutschen. Sie war ein schöner Anblick, zweifellos, doch so einfach wollte sich Sascha nicht ködern lassen. Daher wandte sie mit gelangweilter Miene den Blick ab. „Hm, nein, brauch ich nicht. Sobald ich meinen Frachter zurückhab, trennen sich unsere Wege.“ „Na dann...“, meinte die Frau und bedeckte ihre Schulter wieder.

Sascha wurde klar, dass ihre Antwort etwas harsch war. „...Tschuldige. Ja, ich will Ihren Namen wissen.“ „Zu spät.“, erwiderte die Frau, übertrieben beleidigt, man merkte sofort, dass sie es nicht ernst meinte. So wie sie bereits die nackte Schulter nicht ernst gemeint hatte. Sie sah Sascha nicht als vollwertig an, für sie war Sascha nur ein Kind.

Die Frau lachte. „Ach, jetzt guck doch nicht so enttäuscht. Komm, ich helf dir auf.“ Und sie wollte Sascha zu Hilfe kommen. Hastig wehrte diese ab. „Schon gut, ich kann das allein.“ Sie kroch zur Koje zurück, stemmte sich auf einem Bein in die Höhe und setzte sich dort. „Bist du jetzt bös?“, fragte die Frau schmunzelnd nach: „Ich sags dir ja. Ich heiß Azra. Und obwohl ich nicht so ausseh, komm ich aus den Emiraten.“ Sie war ihr in den hinteren Raum, der für den Patiententransport vorgesehen war, gefolgt und lehnte nun lässig an der Wand neben der Luke. „Ich bin nicht bös.“, widersprach Sascha genervt: „Wo sind wir eigentlich gerade? Sollten Sie nicht schauen, wo wir hinfliegen?“ „Wir fliegen nicht.“, meinte die Frau: „Wie ist dein Name?“ „Und wo stehn wir dann?“ „In so einem Wald... Ich weiß auch nicht, ich bin noch nie geflogen.“ Frau Azra zuckte entschuldigend mit den Schultern und fragte noch einmal: „Name?“ „Sascha, herrje. Lassen Sie mich sehn.“, verlangte Sascha und streckte Frau Azra fordernd eine Hand entgegen. Diese reagierte tatsächlich und stützte die verwundete Pilotin bis zu ihrem eigentlichen Platz im Gleiter. Schwerfällig ließ sich Sascha vor der Steuerung nieder und ging alle Statusmeldungen durch.

„...Okay, wir sind noch auf Ribotti, nah der Stadt, aus der wir geflüchtet sind.“ Erstaunt sah sie zu Frau Azra auf. „Wie lang stehn wir hier denn schon?“ „Du wunderst dich, warum sie uns noch nicht gefunden haben, was?“, erkundigte die Frau sich und grinste verschlagen. Einer düsteren Vorahnung folgend warf Sascha resigniert beide Arme in die Luft. „Aaach, Sie haben sie alle erschossen!“ „Unsinn.“, gab Frau Azra ruhig zurück: „Wofür hältst du mich denn?“ „Für einen Menschen, der alles tut, um an sein Ziel zu gelangen.“, meinte Sascha. „...Gute Einschätzung.“, gab Frau Azra zu: „Darum hab ich unsere Signatur gegen die eines Transporters getauscht, der so aussah, als würd er noch weiterfliegen, und danach hab ich die Antenne in Alufolie gepackt, um unser Signal zu verschleiern. Schlau, nicht?“ Sie nahm am Beifahrersitz platz und sah Sascha erwartungsvoll an. Diese musste einräumen: „Nicht schlecht. Woher können Sie das alles?“ Frau Azra zwinkerte ihr lustig zu. „Ich bin sowas wie ne Auserwählte, ich kann alles.“

Sascha dachte über ihre weiteren Schritte nach. „Wir müssen zurück und meinen Frachter holen. Oder ein anderes Schiff, das für den leeren Raum geeignet ist. Aber mein Frachter wär am Besten. Dann flieg ich Sie nach d'Aldingsda und setz Sie dort ab. Und den Hund können Sie auch behalten. Danach trennen sich unsere Wege auf immer. Einverstanden?“ „Wenns nicht anders geht...“, stimmte Frau Azra nur wenig begeistert zu: „Also ...zurück zur Stadt?“ „Ja, aber zu Fuß.“, meinte Sascha: „Der Gleiter wär zu auffällig.“ „Und dein Bein?“ „Kommt mit.“ „Nein, ich mein, die Belastung...“ „...Stimmt.“



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