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Die Priesterin

von

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fly away

Sascha lungerte am Steuerpult herum. „Zollkontrollen.“, murrte sie sich selbst an: „So lahm...“ Der kleine Wischmob neben ihr blaffte zustimmend.

Sascha hatte nie einen Hund haben wollen, die kleine Gestalt neben ihr war gegen ihren Willen zu ihr gestoßen. Doch in solchen Momenten ermüdender Langeweile war Sascha beinah froh über die Gesellschaft. Sie wandte sich der weißbraunen Haarkugel zu. „Dabei schmuggel ich diesmal gar nichts.“, erzählte sie der Hündin: „Gestern hätten die mich rauspicken müssen, da hätten die Augen gemacht.“

Ein Beamter in Uniform sah flüchtig ins Cockpit. „Also, wir wären jetzt mit dem Laderaum fertig. Haben Sie noch andere Bereiche im Schiff, die zur Lagerung geeignet sind?“ Wieviele Schmuggler sich bei dieser gefinkelten Frage wohl schon verhaspelt haben... Sascha sagte: „Nein, mein Herr.“, mit fester Stimme, zwirbelte sich dabei beflissen den falschen Schnurrbart, als ob sie sich bereits für eine baldige Weiterfahrt fein machen würde. Tatsächlich meinte der Beamte: „Dann sind wir fertig hier. Wir wünschen noch eine schöne Reise.“ „Oh, großartig.“, kommentierte Sascha und lachte sympathisch: „Das war ja eine schnelle und professionelle Überprüfung. Alle Achtung, Ihr Kontrollposten gefällt mir.“ Die mit Langeweile vollgeschmierten Servietten verräumte sie mit einem Wischer vom Pult auf den Boden. Der Beamte nickte ihr freundlich zu. „Danke, ich werds den Kollegen sagen. Na dann...“ Er ging.

Als der Computer meldete, dass nun alle schifffremden Personen den Frachter verlassen hatten, aktivierte Sascha den Antrieb und flog über die Grenze mitten im Nichts des Weltalls. Soviel zu den Vereinigten Emiraten. Sie hatte viele exotische Planeten gesehen, viele lukrative Geschäfte abgeschlossen, sie hatte sich sogar einen eigenen Turban gekauft wie jeder Tourist, aber nun verlangten andere Räume nach ihrer Aufmerksamkeit. Die Republik Nizza, war bereits als Sprungendpunkt berechnet. Sascha überprüfte ihre Entfernung zum Kontrollposten hinter ihr, bevor sie den Sprung startete.

Sie hatte sich Kaffee gemacht, sie hatte ihn getrunken, sie hatte ein Kreuzworträtsel auf dem Schoß und am Bordschirm lief eine niveaulose Schmierenkomödie, da bemerkte Sascha verwundert die Klinge an ihrem Hals. Sie lachte überrascht auf. „Nanu?“ „Bring mich nach d'Alsace-Lorraine.“, flüsterte jemand hinter ihr. „Gern, aber das kostet was.“, stellte Sascha fest. „Ich hab kein Geld.“, flüsterte es weiter: „Darum der Dolch.“ „Ah.“ Sascha verstand. Nur zum Spaß wandte sie sich an den Staubfänger neben ihr und meinte: „Fass.“ Die Hündin sah sie gelangweilt an. Sie sprach keine von Saschas Sprachen und Sascha hatte noch nicht herausgefunden, welche sie stattdessen gelernt hatte. Sie meinte: „Du bist so eine nutzlose Verschwendung an Lebensraum und Atemluft.“ Vielleicht verstand das Tier doch einzelne Vokabel, auf alle Fälle wusste es meist, wann es beleidigt sein durfte. Ohne ein weiteres Wort wandte es sich ab und begann, sich zu putzen.

„Ich hab kein Problem damit, dich oder den Hund zu töten.“, klärte das Flüstern Sascha auf: „Setz den neuen Kurs. Jetzt.“ „Das würde Aufmerksamkeit erregen.“, meinte Sascha: „Glaub mir, ich bin schon seit einiger Zeit im Raum unterwegs, du könntest auch sagen, ich wär ein alter Raumbär, haha.“ Manchmal wunderte Sascha sich selbst darüber, wie sehr einige Verkleidungen ihre Ausdrucksweise veränderten. „Aber ich hab einen Vorschlag. Wir beenden diesen Sprung nun regulär, ich erledige meine Geschäfte und danach flieg ich dich, wohin du willst. Na?“ Die Klinge schabte kalt über die Haut an Saschas Kehle. Sascha schluckte hart und kippte gänzlich aus ihrer Rolle, als sie schwor: „Wirklich, das ist die beste Lösung.“ Die Klinge entfernte sich wieder. Sascha atmete auf. Die Stimme hinter ihr flüsterte: „...Du bist ein Mädchen.“ Sie wirkte etwas verwirrt. „Eine Frau.“, verbesserte Sascha stolz: „Ich bin schon 17.“ Das Flüstern wurde zu einem normalen Reden. „Das macht natürlich einiges leichter, aber manches auch schwerer.“ Sascha lachte wieder auf, diesmal mit ihrer eigenen Stimme. „Ja, aber von welcher Sache kann das nicht behauptet werden. Sie sind auch eine Frau.“ Und sie spekulierte weiter: „Sie sind aus den Emiraten, Sie sind ein Flüchtling. Was heißt, dass Sie Verfolger haben. Das erhöht den Preis für einen Personentransport erheblich.“ Sofort war die Klinge wieder an der Kehle. Hastig versicherte Sascha: „Wollt ich nur erwähnen, aber ich schätze, Ihr Dolch wiegt alle Umkosten restlos auf.“ „Vernünftiges Mädchen.“, urteilte die Person hinter ihr. „Frau.“, besserte Sascha genervt aus. „Ja, klar.“ Mit einem unsanften Schubsen beförderte eine zarte Hand den Wischmob vom Co-Pilotensessel auf den Boden und eine schmale, bleichhäutige Gestalt nahm neben Sascha Platz. Der Dolch blieb dabei mit erstaunlicher Exaktheit genau da, wo er war. Wer auch immer diese Frau war, sie wusste mit ihrer Waffe umzugehen.

Sascha wagte eine nähere Musterung. Eine schöne Frau, stellte sie nervös fest, und ungewöhnlich hell für ihre Herkunft. Sie hatte glattes, flachsblondes Haar und meerblaue Augen. Die meisten Frauen, denen Sascha begegnet war, hatten dunkles, gewelltes Haar und braune Augen. Und eine edel gebogene Nase, die besaß Saschas schwarzer Passagier auch nicht. Stattdessen war ihre Nase lang, schmal und spitz... „Du magst eine Frau sein, aber du schaust mich an wie ein Mann.“, stellte die Fremde fest. Sie lächelte zufrieden. Vermutlich glaubte sie nun, Sascha auch um den Finger wickeln zu können wie einen Mann. Trotzig schob Sascha das Kinn vor. „Ich bin bloß erstaunt, dass Sie gar nicht nach Emiraten aussehn. Wie kommts?“

Die Frau blieb stur bei ihrem eigentlichen Ansinnen. „Ich will innerhalb der nächsten 24 Stunden nach d'Alsace-Lorraine. Wie ist mir egal. Wenn ich mich nach Ablauf der Frist noch nicht dort befinde, stirbst du.“ „Meine Güte.“, murmelte Sascha gelangweilt: „Sie haben echt nur ein Thema, was?“



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