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Verdammt in alle Ewigkeit

Und wenn sie erst gestorben sind
von

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Der gefallene Samurai

Er wurde von der strahlend hellen Sonne geblendet, als er verschlafen die Augen öffnete. Takeda hörte das Kichern eines Mädchens und sofort wurde ihm bewusst, wo er in dieser Nacht geschlafen hatte. Verlegen richtete er sich auf, warf dabei einen fragenden Blick auf die Prinzessin, die fertig angezogen am Tatami-Tisch saß.

„Ihr seid ein Langschläfer.“, stellte sie schmunzelnd fest. „Und ihr habt fest wie ein Stein geschlafen.“

Der schwarzhaarige Arzt murrte leise. „Ihr müsst das nach einer Nacht natürlich am besten wissen.“

„Oh!“ Chizu errötete auf der Stelle, peinlich berührt senkte sie den Kopf. „Entschuldigt, ich habe das doch nicht böse gemeint.“

Ein kleines Lächeln konnte er sich nicht verkneifen, sie war wirklich liebeswert und reizend, besonders ihre Art aufzutreten. „Ich weiß, der gestrige Tag war nur sehr anstrengend gewesen.“ Während er gedankenverloren über die Erlebnisse der letzten Nacht nachdachte, streifte er Tabi und Zori über seine Füße. Nur ein kurzer, erregender Traum war ihm vergönnt gewesen, hauptsächlich hatten seine Gedanken um das Dunkle Tor gekreist.

„Es tut mir leid, meine Existenz muss Euch quälen.“, hörte er die traurige Stimme der Brünette sagen. Ihr Kopf war auf die Tischplatte gerichtet, weil sie dem anderen nicht in die Augen sehen konnte, dem seit seiner Ankunft nur Leid widerfahren war.

Er wehrte mit einer hektischen Handbewegung ihre Worte ab. „Das ist Unsinn, es ist meine Pflicht als Arzt, Euch zu helfen.“

Das kurz anhaltende Lächeln verzauberte ihn, doch der Moment war rasch verflogen, als lautes Poltern auf dem Flur erklang. Eine scheinbar erzürnte Person lief den Gang entlang und kam bewaffnet ins Zimmer gestürzt.

„Du! Wie kannst du es wagen, im Zimmer von Chizu zu schlafen?!“ Der Lord persönlich schaute Takeda mit einem wutverzerrten Gesicht an, das Feuer loderte in seinen Augen. Ein sauber poliertes Schwert hielt er seitlich gerichtet in beiden Händen, seinen Worten damit mehr Ausdruck verleihend. „Ich werde dich töten! Niemand darf meiner wunderschönen Chizu so nahe sein, wie du es gewesen bist!“ Mit einem Knurren ließ er das Katana herunter sausen, wollte damit den Kopf des Jünglings spalten.

Aus einem Reflex heraus hatte Takeda seine eigene Waffe rechtzeitig aus dem Futteral gezogen und sie schützend über seinen Kopf gehoben.

Metall klirrte ohrenbetäubend auf, über die gekreuzten Schwertern hinweg sah er in das entschlossene Gesicht des Jungen, dessen Kopf er eigenhändig abschlagen würde. Er fokussierte seine gesamte Kraft auf das Schwert und zwang Takeda gewaltsam auf die Knie. Triumphierend und böse lächelnd meinte er: „Sie gehört mir! Mir allein!“

Verzweifelt versuchte er sich gegen die gewaltige Kraft zu stemmen, doch seine eigene Schwertklinge wurde mühelos nach hinten gedrückt und war kurz davor, seine Kehle zu durchtrennen.

„Bitte hör auf! Ich habe ihn darum gebeten!“, bettelte Chizu weinend. Weil sie den Lord gut genug kannte, um seine auf ihre Worte bezogene Reaktion einzuschätzen, eilte sie stürmisch an seine Seite und zog schreiend an seinem festlichen Gewand. „Hör auf! Hör auf! Hör auf!“ Ihre Worte schienen ihn nicht zu erreichen, aber ein schwindeliges Gefühl übermannte sie und ließ sie in Ohnmacht gefallen auf den Boden stürzen.

Erst, als zwei Samurai ins Zimmer schnellten, um den in Rage versetzten Lord zu beruhigen, konnte Takeda seinen Bezwinger mühelos entwaffnen. Die Klinge seines Schwertes hatte seinen Hals berührt, Blut tropfte aus der Schnittwunde. Er war viel zu schockiert, zu überrumpelt, um einen klaren Gedanken zu fassen. Der Schwarzhaarige wusste nicht einmal, woran er als Erstes denken sollte: Seine Wunde, Lord Jinnai oder doch die ohnmächtig gewordene Prinzessin?

„Ihr seht doch, die Prinzessin verkraftet keine Nähe…“, sagte Senjuro flüsternd, während sein schwerttragender Begleiter das bewusstlose Mädchen schweigend auf den weichen Futon legte.

Jinnai klammerte sich verzweifelt an das Haori des kleineren Mannes. „Und wenn er genau das zu seinem Vorteil genutzt und sie vergewaltigt hat? Mein armes Mädchen muss unberührt bleiben!“

Der treuergebene Schönling rollte unbewusst mit den Augen. „Ich glaube kaum. Aber Lady Sawa wird es überprüfen. Wenn er an sie Hand angelegt hat, wird er dafür tagelang gefoltert, das verspreche ich Euch.“

Sein Herr seufzte leise, vergrub das nun verzweifelt dreinschauende Gesicht in die Kleidung des anderen. „Gut, schickt ihn nach draußen. Yaichi soll auf ihn aufpassen.“ Obwohl die Worte leise und für die anderen kaum hörbar gewesen waren, gehorchte Yaichi aufs Wort. Nickend kam er dieser Aufforderung nach und half dem Jüngeren auf die Beine. „Sagt kein Wort, bis wir die Burg verlassen haben.“

Das Schwert seitlich gürtend lief Takeda dem Samurai unbeholfen hinterher. Ein letztes Mal ließ er der bewusstlosen Schönheit einen Blick gelten, ehe er ungeschickt aus dem Zimmer stolperte. Ihm war das breit grinsende Gesicht von Zanji nicht entgangen, der aus der Nähe heraus das Geschehen beobachtet hatte. Hass flammte in Takeda auf, bildlich spielte sich das Szenario vor seinem inneren Auge ab, wie der eifersüchtige Samurai Lord Jinnai Lügengeschichten in der Gegenwart von auftischte, nur um seinen gutaussehenden Kontrahenten aus dem Weg zu räumen. Das würde er noch büßen!

„Lady Sawa wird ihre Jungfräulichkeit überprüfen.“, sagte Yaichi seufzend, nachdem sie das Innere der Burg hinter sich gelassen hatten. Er führte Takeda zu den abseits liegenden Häusern, die von Ashigaru und Dienerschaften bewohnt wurden.

„Warte hier, ich werde wieder zurückgehen, womöglich kann es einige Stunden dauern. Wenn du willst, kannst du dich hier umsehen… die Prinzessin ist nicht die einzige kranke Person hier.“ Das Letztere hatte er mit heiserer Stimme ausgesprochen, scheinbar war es eine indirekte Anspielung auf seine eigene Störung, da er unter paranoiden Wahnvorstellungen litt. Yaichi machte auf dem Absatz kehrt und ging mit kraus gezogener Stirn in die Burg zurück.

„Ich hasse mein Leben…“, stellte Takeda zum wiederholten Male fest und setzte sich auf die hölzerne Veranda eines niedriggebauten Hauses. Er schlug die Zeit förmlich tot, mehrere Dienerschaften waren bereits an ihm vorbei geglitten, schienen ihn wegen ihrer momentanen Beschäftigung zu ignorieren.

„Muss das sein?“, fragte eine Stimme nörgelnd. „Ich werde wie ein Tier eingesperrt! Ob ich auf dem Feld oder im Bett ohnmächtig werde, das spielt doch keine Rolle!“

Die Stimme wurde lauter, ihr Träger bog um die Ecke und erblickte Takeda. Ein junger, großer Mann mit hohen Wangenknochen und braunem Haar, das kaum seine Schultern berührte, lächelte breit.

„Huch? Wer ist das?“

Ein Dienstmädchen trat an seine Seite, mit leichter Gewalt zog sie an seinem Yukata. „Der Arzt von Prinzessin Chizu. Kommt jetzt! Wenn Ihr wieder ohnmächtig werdet, ist niemand da, um Euch ins Bett zu tragen.“

Der Braunhaarige löste sich ärgerlich aus ihrem Griff. „Dann werde ich eben ohnmächtig! Irgendwann wache ich schon auf und kann mich selbst ins Bett hieven!“

Sie verlor die Geduld mit ihm, betrübt schüttelte sie den Kopf. „Gut, dennoch dürft ihr diesen Bereich des Gebäudes nicht verlassen, das ist der Wunsch von Lord Jinnai!“ Mit geballten Fäusten rauschte sie davon.

Takeda betrachtete den Mann mit gerunzelter Stirn. Er wurde ohnmächtig und das aus unbekannten Gründen? Davon hatte er noch nie gehört.

„Endlich, ich dachte schon, die werde ich nie los.“ Streckend ließ er sich neben dem Schwarzhaarigen nieder, hielt ihm lächelnd seine Hand hin. „Mein Name ist Kamon, und wer bist du? Und jetzt sag mir nicht, dass du der Arzt von Prinzessin Chizu bist.“

Zögernd schüttelte Takeda seine Hand. Er starrte ihm ins Gesicht, das ungewöhnlich hübsch für einen Mann war, zumindest musste dieser Kamon ziemliches Glück bei Frauen haben. „Takeda… Meiji…“, flüsterte er leise.

Seufzend schaute er gen Himmel, wenigstens war seine Langweile verflogen. „Seltsam, eigentlich bin ich daran gewöhnt, dass Leute an meiner Fähigkeit als Arzt zweifeln.“

Kamon lachte herzhaft. Schamesröte schoss dem anderen ins Gesicht. „Echt? Dabei dachte ich, du wärst ein Ausnahmetalent – immerhin bin ich das auch!“ Stolz schlug er sich auf die Brust. „Ich bin der beste Samurai auf der Burg von Lord Jinnai.“

Plötzlich erlitt der Attentäter einen Hustenanfall, er hatte versucht ein lautes Lachen zu unterdrücken. Dieser Mann war wahnsinnig eingebildet, vor allem hatten die anderen drei Samurai nie ein Wort über ihn verloren. „Und wieso habe ich den Namen Kamon noch nie gehört?“

Das Lächeln erlosch, Traurigkeit machte sich in seinem Gesicht breit und er senkte gekränkt den Kopf. „Wenn du willst, kann ich es dir erzählen.“ Er richtete sich auf, dabei eine helfende Hand in Takedas Richtung haltend. „Aber nicht hier, in meinem Zimmer lässt es sich besser besprechen.“ Mit einem Ruck zog er ihn auf die Beine. Die Hand hielt Kamon allerdings umklammert, während er den Arzt hinter sich herzog.

Das Zimmer war spärlicher eingerichtet als das seine, ein Futon lag auf dem Boden, ein unberührtes Mittagessen stand auf einem Tablett serviert daneben. Ein Byobu versperrte die Sicht nach draußen. Schweigend setzte sich Takeda im Seiza auf den Boden, seine Hände auf den Schoß legend. „Ziemlich wenig… für einen meisterhaften Samurai.“

Kamon schlüpfte unter die Decke, die Arme hinter dem Kopf verschränkend legte er sich hin. „Ich darf nur im Bett liegen, ich soll nicht sitzen, ich soll nicht stehen…“, grummelte er und neigte den Kopf zu Takeda. „Aber alle Ärzte werden zu Prinzessin Chizu geschickt, ich weiß selbst nicht, warum ich diese körperlichen Probleme habe. Ich werde ungewarnt ohnmächtig.“

„Ungewarnt?“ Normalerweise zeigte ein Körper kurz vor der Ohnmacht einen Schwächezustand, wenn er zum Beispiel überanstrengt war. „Und wieso haben dich keine Ärzte untersucht?“

„Lord Jinnai hasst mich. Da ich viel zu stark für seine Samurai bin, hat er mich am Leben gelassen. Ursprünglich sollte ich ihm dienen, aber irgendwann, inmitten eines Schlachtfeldes, bin ich ohnmächtig geworden.“ Er seufzte schwer, während er an einer Haarsträhne spielte. „Und solange diese Störung anhält, werde ich dieses Gebäude nicht verlassen können.“

„Das erinnert mich schwer an Prinzessin Chizus Krankheit…“, murmelte Takeda, der das eher zu sich selbst als zu ihm sagte.

Ein Grinsen umspielte seine Lippen, Kamon streckte einen Arm nach ihm aus und zog ihn mit sanfter Gewalt zu sich.

Erneut errötete der Arzt, der schockiert in das Gesicht des anderen sah. „Was soll das?!“ Wütend drückte er sich von ihm weg, dieser Kerl war nicht nur unhöflich, sondern auch noch dreist! „Habe ich es hier nur mit Spinnern und Perversen zutun?“, fuhr er ihn barsch an und stampfte aus dem Raum, ohne zu beachten, dass Kamon nicht aufgrund des Körperkontaktes ohnmächtig wurde.

Zu seinem Glück stand Yaichi in der Nähe, scheinbar hatte er auf ihn gewartet.

„Gibt es einen Grund, warum dein Gesicht rot ist?“, fragte er ihn mit hochgezogener Augebraue.

„Zorn! Da spielt sich ein Mann als Möchtegern-Samurai auf!“ Eigentlich störte ihn nur die Tatsache, erneut angegraben worden zu sein.

Schmunzelnd sah Yaichi zu dem Gebäude. „Kamon? Arroganz passt nicht zu ihm, normalerweise ist er sehr verschwiegen.“ Er zuckte mit den Schultern. „Er hat kaum noch Kontakt mit anderen und ich könnte schwören, er hat genauso euphorisch reagiert wie Prinzessin Chizu bei eurem ersten Treffen.“

Nickend stimmte er ihm zu. Der Braunhaarige hatte ihn tatsächlich an Chizu erinnert, was seltsamerweise nicht nur vom Aussehen her rührte. „Ist er wirklich ein Samurai?“

„Komm, wir gehen zurück zur Burg. Lady Sawa hat die Prinzessin untersucht und nichts Auffälliges entdeckt.“ Yaichi ging voraus, der andere schlenderte langsam und träge hinter ihm her, scheinbar war Takeda nicht erpicht darauf, die Burg zu betreten, obwohl seine Unschuld mehr oder weniger bewiesen war. „Er ist kein Möchtegern-Samurai… er ist tatsächlich der Beste. Aber wir können es uns nicht erlauben, ihn in den Krieg ziehen zu lassen. Es war damals reines Glück gewesen, dass er aufgrund der Unaufmerksamkeit der Feinde nicht getötet wurde.“ Kaum waren sie an der langen Treppe angekommen, blieb der Ältere mit gesenkten Schultern stehen. „Sein Name darf in der Burg nicht erwähnt werden… sein Vater hatte mit Lord Jinnais zweiter Frau eine Affäre gehabt, sie wurden beide mit Folter und Tod bestraft.“ Die letzten Worte hatte er heiser und stockend gesagt, scheinbar erinnerten sie ihn an seinen eigenen Fehltritt, seine Liebschaft mit Lady Sawa.

„Und was ist mit Zanji?“, fragte Takeda neugierig.

„Er wurde bestraft. Kein Wunder… er wollte uns weismachen, dich bei einer Vergewaltigung beobachtet zu haben.“ Seufzend verdrehte er die Augen, fügte aber leise und ironisch hinzu: „In so einem Fall wäre er dazwischengegangen, aber diese Erkenntnis hatte der Fürst erst hinterher.“

Schweigend waren sie in die Etage gegangen, wo die Schlafräume der Samurai waren. Zanji lehnte an der in Takedas Zimmer führenden Tür. Sein zorniger Blick, der voller Verachtung und Hass war, ruhte auf der schwarzhaarigen, immer näher kommenden Person.

„Ich soll mich bei dir entschuldigen.“, sagte er heiser. Sein Gesicht war grün und blau geschlagen, die Nase schien gebrochen zu sein. „Stattdessen will ich dir nur eines sagen: Dafür wirst du büßen!“ Er drückte sich von der Wand ab und eilte wütend in sein Zimmer, die Tür schob er laut krachend hinter sich zu.

Zanji biss sich die Lippe blutig. „Was willst du in meinem Zimmer?“

Ein junger, in dunkler Kleidung getarnter Bursche saß auf der Fensterbank, seine Beine schaukelten spielerisch hin und her. „Ich habe etwas Interessantes über Takeda zu erzählen.“

Auf seinem entstellten Gesicht machte sich ein Lächeln breit. „Und woher kennst du ihn?“

Der Fremde schnaubte verächtlich. „Er ist mein Bruder.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Dabi
2011-07-03T17:16:59+00:00 03.07.2011 19:16
Ich mag Kamon XD
ich mag irgendwie immer die neuen
mal sehen wie lang das hält XD
Aber finds irgendwie interessant ^-^



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