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Die Kirschblüte in deinem Haar

Der Schmerz einer unerfüllten Liebe
von

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Die Kirschblüte in deinem Haar
 

Das Rauschen der Blätter, die unablässig von dem lauen Wind des Sommers bewegt wurden, drang an mein Ohr heran, als ich genießend die Augen schloss und mich zurück auf die Decke sinken ließ.

Es war eine wirklich gute Entscheidung gewesen, den heutigen Tag zu nutzen um sich auf den Weg zu machen und die Kirschblüten zu betrachten. Etwas außerhalb der Stadt, wo es ruhiger war und die Natur noch ihren freien Lauf nehmen konnte, abgesehen davon, dass man Wege gepflastert hatte, war es wirklich schön. Es waren weit weniger Menschen unterwegs, die die Ruhe störten und so nahm ich auch viele Dinge wahr, die einem sonst im Dschungel der Stadt verborgen blieben.

Hatten Vögel bereits schon immer diesen herrlichen Klang gehabt oder kam es mir nur so einmalig vor, weil ich diesen Tag heute ganz allein mit ihm, Takeru, verbringen durfte?

Ich öffnete meine Augen und blickte in den strahlend blauen Himmel, den man durch die Äste der Kirschblüten erkennen konnte, ehe ich meinen Kopf zur Seite neigte und einen Blick auf sein einmalig schönes Gesicht erhaschen konnte. Nur jetzt, wenn er so friedlich schlief konnte ich ihn so unverschämt betrachten, wie ich es am Liebsten jeden Tag tun würde. Doch das war leider ausgeschlossen, schließlich war ich ein Mann, ebenso wie es Takeru war.

Ein leises Seufzen verließ meine Lippen, als ich meinen Oberkörper aufrichtete und mich auf meinen Unterarm abstützte, sodass ich halb seitlich liegend einen besseren Blick auf den jungen Mann neben mir hatte. Ich musterte seine durchaus maskulinen, wenn auch nicht all zu harten Züge. Das blonde, wuschelige Haar lag ihm wild um den Kopf herum, nachdem er sich im Schlaf ein paar Mal gewunden hatte um eine bequemere Position zu finden. Jetzt lag er einfach Gott gleich da, zufrieden mit sich und der Welt, die Hände verschränkt auf dem flachen Bauch liegend, der unter einem blauen T-Shirt verborgen war, das die Aufschrift einer seiner Lieblingsbands trug. Mein Blick wanderte tiefer zu dem Bund seiner Jeans, der sich scheinbar verführerisch lockend über seinen Beckenknochen anhob. Wie sich die Haut wohl anfühlte, wenn man zärtlich mit den Fingerspitzen den Spalt zwischen Shirt und Jeans entlang fuhr? Wäre sie weich und warm und würde es Takeru eine leichte Gänsehaut bescheren, wenn meine Fingerspitzen ein wenig tiefer in verbotenes Terrain vorwagten? Wenn sie immer wieder leicht unter den Stoff der Jeans tauchten, die Haut neckten, um dann wieder hinauf zu wandern und unschuldig um den Bauchnabel kreisten? Wie würde sich Takerus Stimme anhören, wenn ich meine Hand sanft auf seinen Schritt legen würde, um dann über seine Männlichkeit zu streichen, die zweifelsohne vorhanden war, was mir ein weiterer Blick tiefer versicherte. Zwar war der Jeansstoff fest und dick, doch wenn Takeru hier vor mir auf dem Rücken lag, konnte keine Hose der Welt verhindern, dass meine Fantasie noch mehr Stoff für die einsamen Nächte bekam. Irgend jemand sollte ihm verbieten so verdammt heiß auszusehen und meine Gedanken so sehr anzuregen, dass sich mein Herz bereits wieder verselbstständigte und begann in einem schnellen, starken Rhythmus gegen meine Brust zu schlagen.

Schnell wandte ich meinen Blick zurück zu seinem Gesicht, als er leise vor sich hin murmelte und er sein Becken kurz anhob und es dann ein Stück weiter zu mir wieder auf dem Boden absetzte. Ich hatte bereits befürchtet, dass er aufgewacht war und meinen musternden Blick auf seinem Körper bemerkt hatte, doch Takeru schlief selig weiter, während ich Perversling hier saß und seine wunderschöne Erscheinung betrachtete. Ich war wirklich armselig. Aber was sollte ich schon machen? Es gab keine andere Möglichkeit ihn einfach in Ruhe ansehen zu können, denn ich hatte Angst davor, dass sich Etwas zwischen uns ändern würde, sobald er die Blicke verstand, die ich ihm immer wieder schmachtend zuwarf. Nein, das durfte nie passieren, denn dafür war mir diese Freundschaft und seine Gesellschaft viel zu heilig. Auch wenn sie mich auf eine Art traurig machte, die ich ihm nie anvertrauen durfte.

Ich blickte in sein Gesicht, während ich mich der Gedanke quälte, warum ich nicht als Frau geboren worden war. Es wäre so viel leichter. Ich könnte zu ihm gehen und ihm einfach sagen: 'Hey, Takeru, ich habe mich in dich verliebt.' Doch das Schicksal hatte mich zum Mann gemacht und mir so den Weg zu meiner großen Liebe verwehrt. Ich konnte mit niemandem darüber reden und niemand würde mir diesen Schmerz von der Seele nehmen können.

So sehr es auch schmerzte Takeru jetzt hier so betrachten zu können und sich zu wünschen, dass man jeden Morgen in dieses Gesicht blicken konnte, so sehr machte es mich auch glücklich. Meine Gedanken waren frei und sie zeigten mir Bilder von einem gemeinsamen Bett, einem schlafenden, halb nackten Takeru, der irgendwann in meinen Armen die Augen verschlafen öffnete und mich aus seinen dunklen, braunen Augen ansah und mir mit einem Lächeln einen Guten Morgen wünschte, sich dann auf die Seite drehte um seinen Kopf auf meiner Brust zu betten und mit der Hand, die nun auf meiner Brust lag, zärtlich mit den Fingerspitzen kleine Kreise zog.

Doch leider würde niemals etwas davon in Erfüllung gehen.

Leise seufzend strich ich mir die braunen Haare aus dem Gesicht, die immer wieder vor meine Augen huschten.

Schwermut erfasste mich, als ich meine Hand nun ausstreckte und kurz vor seinem Gesicht stoppte. Es wäre so einfach jetzt die Hand an seine Wange zu legen und ihn zärtlich zu streicheln. Ich bräuchte mich nur hinunter beugen und würde diese schönen, vollen Lippen kosten können, die er immer knabbernd einzog, wenn er sich auf Etwas konzentrierte. Ich könnte seinen Geruch in mich aufnehmen, noch intensiver, als wenn ich ihn nur umarmte und würde seinen tollen Geschmack auf den Lippen tragen, den ich nie wieder vergessen würde. So süß wie Honig, stellte ich mir das Gefühl vor seine Lippen zu kosten. Göttlich wie Ambrosia und heiß wie die Hölle.

Dieser Mann brachte mich um den Verstand, obwohl er nicht einmal Etwas tat! Seine bloße Anwesenheit trieb mich durch ein Gefühlschaos, das ich jedes Mal aufs Neue verstecken musste. Er durfte es einfach nie erfahren. Sonst wäre alles vorbei. Und das war das Schlimmste, was ich mir vorstellen konnte. Im Moment war ich nicht unbedingt glücklich mit der Situation, aber immerhin konnte ich bei ihm sein, sein Lächeln sehen und seine Nähe genießen. Würde mir das alles verwehrt bleiben, würde ich wohl mein Lächeln für immer vergessen.

'Also bitte, lasst das hier niemals enden!', flehte ich in Gedanken zu dem, was auch immer dort oben über uns wachen würde. Wobei ich das Wesen wirklich hassen sollte, für die Hölle, durch die es mich schickte. Aber immerhin habe ich Takeru treffen dürfen. Ich war mit ihm befreundet und er lag hier neben mir auf der Decke und schenkte mir all sein Vertrauen in dem er neben mir einschlief. Ich sollte ihn nicht enttäuschen.

Nein, ich könnte seinen Blick nicht ertragen, wenn ich jetzt etwas Falsches tat oder er allein nur meine Gedanken mitbekam. Was sollte ich auch schon großartig sagen?

Darüber habe ich mir schon oft Gedanken gemacht. Sollte ich es ihm einfach sagen? Und wenn ja wie? Ich könnte ihm erzählen, dass ich mich noch genau an den Tag erinnerte, an dem ich ihn zum ersten Mal getroffen hatte. Ich hatte mich sofort in ihn verliebt, jedoch schnell festgestellt, dass es auf ewig eine unerwiderte Liebe bleiben würde, denn schon bald hatte er seine erste Freundin an der Uni. Kein Wunder, so gut wie er aussah. Er hatte sie freudig präsentiert und mir wäre fast das Herz zersprungen, als hätte man es an beiden Seiten gepackt und gezogen, bis es in der Mitte erst nur tiefe Risse bekam und dann scheinbar in Zeitlupe auseinander gerissen wurde. Aber ich hatte mir nichts anmerken lassen, denn zu frisch war die Erinnerung daran, wie ich das erste Mal sein Lächeln gesehen hatte. Er war noch Etwas verwirrt, da er gerade erst zur Uni gewechselt war und ich ein willkommener Ansprechpartner für ihn, da ich bereits zwei Semester über ihm war. Scheinbar uneigennützig hatte ich mich ihm aufgedrängt sein Führer durch die heiligen Hallen der Uni zu sein und da war es gewesen, dieses Leuchten in seinen Augen, das mir fast den Atem gestohlen hatte, das ehrliche Lächeln, das sein Gesicht zum Strahlen brachte und diese unwahrscheinlich schöne Stimme, die mir freundlich gedankt hatte. Von da an habe ich ihn oft beobachtet, während er es nicht bemerkte und ich habe mich beim Mittagessen zu ihm gesetzt um seine Freundschaft zu gewinnen, mit Erfolg wie man jetzt sah. Doch immer war dieser bittere Beigeschmack da gewesen, dass ich ihn als Freund hatte, ihn sehen durfte, doch nie berühren konnte. Ich würde ihm niemals das geben können, was er von einer Frau bekam... obwohl das falsch formuliert war. Ich würde ihm mehr geben können. Eine Liebe, die alles überstand. Eine Liebe, die über ein Jahr lang hatte reifen können und meinen Körper, meine Seele, meinen Geist... ich würde ihm einfach alles schenken, wenn er mich dafür nur ebenso lieben würde, wie ich ihn.

Doch das würde ein auf ewig unerfüllter Traum bleiben, doch trotz allem, würde ich ihn auch ebenso ewig lieben.

Ein frischer Lufthauch strich durch sein Haar, die Blätter rauschten und vom Himmel schien es Kirschblüten wahrhaftig zu regnen, als ich weiter auf sein friedliches Gesicht blickte. Blüten tanzten in der Luft, schienen mich mit ihrem Tanz und ihrer Schönheit fast zu verhöhnen. Sie verleihten dem ganzen eine romantische Note und machten es mir so noch schwerer meine Augen von Takeru abzuwenden. Die ganze Welt um uns herum schien nicht zu existieren, als eine kleine weiße Blüte vom Himmel fiel und sich in seinem hellen Haar verfing. Sie schmeichelte Takerus Wesen, ließ ihn zerbrechlicher wirken und so weit entfernt, dass mir schmerzhaft bewusst wurde, dass ich ihn nie erreichen konnte.

Wütend blinzelte ich die Tränen fort, die sich in meinen Augen gesammelt hatten, ehe ich wieder zu ihm hinabblickte. Mittlerweile war ich leicht über ihn gebeugt, brauchte mich nur noch ein Stück neigen und schon wären unsere Lippen vereint,... doch ich ließ nur meinen Atem über sein Gesicht rollen und hob dann eine Hand um dann die Kirschblüte aus seinem Haar zu fischen. Elektrisierende kleine Stöße schossen durch meinen Körper, als ich seine weichen Haare zwischen meinen Fingern hindurch gleiten fühlte und ich war geneigt dazu meine Hand einfach in diesem blonden Schopf zu vergraben und ihn nie wieder loszulassen. Doch letztendlich betrachtete ich nur die Blüte, die sich nun in meiner Hand befand. Sie war wunderschön und zierlich, weshalb ich die Hand frustriert zur Faust ballte, die Blüte zerdrückte und sie dann achtlos auf den Boden warf.

Genauso wenig wie ich ihn berühren durfte, durfte es so eine unbedeutende Blüte.

Schmerz spiegelte sich in meinen Augen als ich aufstand und die Blüte zurück auf meine Hand nahm, sie zärtlich betrachtend. Der Gedanke daran, dass sie so frei sein Haar hatte berühren dürfen, ohne dass er ihr böse geworden war, machte mich neidisch, aber immerhin, sie hatte ihn berührt und allein deswegen würde ich sie aufbewahren. Es war eine Erinnerung mehr, die mich an Takeru fesselte. Ein wunderschönes Bild in meinem Kopf mehr von ihm.

Ich setzte mich wieder neben Takeru auf die Decke, während ich noch immer beneidend auf die Blüte starrte.

Der plötzliche Klang seiner Stimme ließ mich zusammen fahren und aus meinen Gedanken hervor schrecken. „Was hast du da?“, fragte er neugierig, während er sich verschlafen über die Augen rieb und zu mir aufsah. Wenn er nur wüsste, wie gern ich ihn jetzt küssen würde, einfach nur weil er so unverschämt toll aussah, egal was er machte.

Stattdessen setzte ich ein leichtes Lächeln auf und blickte fest in seine Augen. „Nur eine Blüte, nichts Besonderes.“ Wenn er nur wüsste...



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