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The one I love

YeMin
von

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yeoseot

Am folgenden Wochenende nehmen mich mein Onkel und meine Tante mit auf ein Konzert des örtlichen Chors. Eigentlich würde ich lieber zu Hause bleiben, doch dort würden mich wieder all die Fragen und Gedanken überfallen und so gehe ich mit. Vielleicht lässt mich das für wenige Stunden an etwas anderes denken als an Sungmin.

Doch als das Konzert beginnt, traue ich meinen Augen nicht. Sungmin betritt die Bühne. Er lächelt freundlich dem Publikum entgegen und setzt sich ans Piano während der Chor ebenfalls den Saal betritt. Ungläubig schüttle ich den Kopf. Nein, das ist undmöglich. Ist er denn überall? Warum muss ich ihm dauernd begegnen? Am liebsten würde ich aufstehen und gehen, doch was sollen Onkel und Tante von mir denken? Und so nehme ich mir vor nach dem Konzert sofort nach Hause zu gehen.
 

Nach einer kurzen Rede des Vorstandes und der Eröffnung beginnt der erste Auftritt. Sungmin spielt ein kurzes Vorspiel des ersten Liedes. Seine Finger gleiten dabei federleicht und fehlerlos über die Tasten, dann setzt der Gesang ein. Ein wunderschönes Lied. Auch die weiteren Lieder sind toll, wobei mich Sungmins Spiel in seinen Bann zieht. Jede einzelne Note enthält so viel Gefühl, dass es mich tief berührt. Nie hätte ich es für möglich gehalten, doch ich bewundere ihn dafür.
 

Als das Konzert nach 2 Stunden zu Ende ist, finde ich mich auf dem Weg hinter die Bühne wieder. Hatte ich nicht sofort nach Hause gehen wollen?

Sungmin sieht mich überrascht an als ich ihm gegenüber stehe.

„Yesung?“

Verlegen nicke ich. Was will ich eigentlich sagen? Mein Blick huscht von links nach rechts. Einige der Sänger sind ebenfalls hier und reden noch.

„Ich“, beginne ich, „fand das Konzert toll. Ich mochte dein Klavierspiel.“

Sungmin starrt mich regelrecht an. Blinzelt und starrt wieder. Habe ich etwas Falsches gesagt? Plötzlich werde ich unruhig.

„ähm…das ist auch schon alles was ich sagen wollte.“ Schnell wende ich mich ab und gehe weg.

„Yesung, warte.“

Ich komme nicht weit bis Sungmin mir nachruft und mich am Arm zurück hält.

Mitten im Schritt halte ich inne, doch im Nächsten Moment werde ich weiter gezogen. Stolpernd folge ich dem Jungen, der meinen Arm fest umklammert hält. Erst als eine Tür hinter uns ins Schloss fällt und wir uns in einer Garderobe gegenüber stehen, wendet Sungmin sich mir zu. Meinen Arm lässt er dabei jedoch nicht los.
 

Er sieht mich an und wie immer macht mich seine Anwesenheit unsicher, fast schon nervös. Alles in mir schreit, dass ich laufen soll, dass ich weg soll.

Aber ich bleibe. Erwidere seinen Blick und rege keinen Muskel.

„Du bist zu mir gekommen“, bricht Sungmin die Stille.

Ich nicke, runzle die Stirn. Was ist daran ungewöhnlich?

„Das erste Mal, dass du zu mir kommst. Immer läufst du vor mir weg. Immer suchst du das Weite.“
 

Ich sehe ihn an. Sage nichts.

Auf Sungmins Gesicht breitet sich ein Lächeln aus. „Weißt du wie glücklich mich das macht? Heißt das…was ich gesagt habe…neulich in der Bibliothek. Heißt das du hast darüber nachgedacht?“

Ich sehe Sungmins hoffnungsvollen Blick. Noch immer hält er meinen Arm fest und ich kann spüren wie er mich fester drückt. Ich stehe einfach nur da und sehe ihn an.

Darüber nachgedacht, frage ich mich. Ich habe daran gedacht, aber nicht darüber nachgedacht. Ich habe mich gefragt was ich da getan habe, wie es dazu kommen konnte, wie ich ihm am besten aus dem Weg gehe. Doch warum er das getan hat, darüber hab ich nicht nachgedacht. Nein. Warum muss er nur immer wissen was ich denke und tue. Hat er nicht selbst eben gesagt, dass das einzige was ich tue ist vor ihm weg zu laufen. Und genau das habe ich getan. Ich bin weg gelaufen ich wollte ihn nicht sehen. Ich wollte ihm nicht begegnen. Doch vor was laufe ich davon? Sungmin ist ein lieber Kerl. Er versucht mich aufzumuntern. Er hat mir beigestanden als es mir schlecht ging, als wir uns noch nicht einmal kannten. Damals im Zug vor einem Jahr. Er hat mich in den Arm genommen als ich am Grab meiner Großmutter in Tränen ausgebrochen bin. Schweigend hat er mich einfach nur gehalten und mir so Trost gespendet. Er möchte bei mir sein, er möchte mich kennen lernen, doch ich laufe nur davon. Immer renne ich weg. Wovor? Habe ich Angst er könnte etwas entdecken was ihm nicht gefällt? Warum lasse ich ihn nicht an mich heran kommen? Ich weiß es selbst nicht. Ich weiß es einfach nicht.
 

Ich senke den Blick, schüttle den Kopf. Sungmin lässt meinen Arm los. Ich kann förmlich spüren wie enttäuscht er ist.

„Warum nicht?“, fragt er.

Ich zucke mit den Schultern.

„Warum kannst du mir nicht einmal eine Chance geben? Warum stößt du mich von dir als wäre ich eine üble Krankheit? Ich verstehe dich nicht. Das alles hier hat nichts mehr mit deiner Großmutter zu tun. Das alles bist einzig und allein du! Du hast Angst. Du läufst weg. Du isolierst dich.“

Eine kurze Pause entsteht.

„Yesung. Ist es weil es bisher niemanden außer deiner Großmutter gab, der sich um dich kümmerte? Der sich um dich sorgte? Der dich liebte?“

Ich schlucke schwer. Atme einige Male tief ein und aus. Langsam wende ich mich von Sungmin ab.

„Nein. Yesung. Lauf nicht wieder davon. Geh nicht.“

Er hält mich wie vorhin am Arm zurück.

„Dieses Mal lasse ich dich nicht gehen. Ich lasse dich nicht gehen, hörst du? Nie mehr.“

Und mit diesen Worten umarmt er mich fest. Drückt mich an sich und bettet seinen Kopf auf meine Schulter.

„Yesung, lauf nicht davon. Lauf nicht vor mir weg. Ich ertrage das nicht länger. Bitte…“

Ich höre Sungmins Sehnsucht, spüre seine Hoffnung und gleichzeitig meine eigenen Tränen in den Augen. Vorsichtig hebe ich meine Arme und lege sie auf seinen Rücken.

„Sungmin“, hauche ich leise, meine Tränen unterdrückend, „ich möchte nicht davon laufen. Ich möchte es nicht, aber ich kann einfach nicht anders. Halt mich fest…lass mich nicht los…lass nicht zu, dass ich vor dir davon laufe.“

Ich möchte bei ihm bleiben. Ich weiß ich kann bei ihm bleiben. Ich weiß er nimmt mich so wie ich bin. Ich weiß er versteht mich. Ich weiß, dass er weiß was in mir vorgeht. Ich weiß ich möchte nie mehr davonlaufen.
 

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Am nächsten Morgen schlage ich die Augen auf. Sehe zur Decke. In meinem Kopf tausende Bilder. Ich weiß sie sind wahr, doch ich kann es nicht glauben. Sungmin…und ich. Ein kurzes Lächeln huscht über meine Lippen. Der Junge, der mich im Zug in seinen Armen gehalten hat, obwohl er mich nicht kannte. Der Junge, der mich am Grab meiner Großmutter im Arm gehalten hat, obwohl er mich noch immer nicht kannte. Der Junge, der mich nach einem ganzen Jahr aus den Leuten wieder gefunden hat. Der Junge, der einfach nicht von mir ablassen wollte, egal wie oft ich vor ihm geflohen bin. Und jetzt? Ein weiteres Lächeln breitet sich aus und ich lege mich auf die Seite, sehe aus dem Fenster und beobachte die Wolken, die vorbei ziehen. Sungmin. Plötzlich wird mir ganz warm. Plötzlich wünsche ich mir, dass er hier bei mir ist. Und das obwohl ich immer von ihm weg gerannt bin. Plötzlich wünsche ich mir, dass ich ihn wie gestern in den Armen halten kann. Ich schieße die Augen. Das Bild erscheint. Sungmin und ich stehen in der Garderobe und schlingen fest die Arme umeinander. Ich spüre seine Wärme, seinen Körper an meinem. Ich rieche seinen Duft, ich fühle… „Yesung…Kommst du frühstücken?“, ertönt plötzlich die Stimme meiner Tante. Ich öffne die Augen. Das Bild ist verschwunden, ebenso wie das angenehme Gefühl. „Ja, gleich“, antworte ich und stehe auf.
 

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Mittags sitze ich in meinem Zimmer und weiß nichts mit mir anzufangen. Ich würde gerne Sungmin sehen, doch ich weiß weder wo er wohnt, noch seine Handy- oder Telefonnummer. Meine Tante kennt seine verwandten nicht und so muss ich warten bis ich ihn zufällig treffe. Und sobald mir dieser Gedanke durch den Kopf geht, weiß ich was ich zu tun habe. Ich muss raus gehen. Wie soll er mich hier finden. Er kennt meine Adresse ebenso wenig wie ich seine. Ich gebe meiner Tante Bescheid und verlasse das Haus in Richtung Bibliothek. Ich weiß genau, dass ich dort nicht ein Buch finden oder gar lesen werde, doch vielleicht treffe ich ihn dort. Vielleicht, doch allein der Gedanke, dass die Möglichkeit besteht lässt mein Herz höher schlagen.
 

Unkonzentriert wandere ich durch die Reihen auf der Suche nach nichts Bestimmtem. Ich sehe die Bücher, doch ich realisiere sie nicht, ich sehe die Buchstaben, doch kann die Titel nicht nennen. Ich gehe langsam in den Gängen auf und ab. Immer wieder in den gleichen ohne es zu bemerken.
 

„Yesung…“, ertönt eine überraschte leise Stimme hinter mir.

Ich wende mich um und da stehst du. Direkt vor mir. Ich sehe dich an. Ich möchte etwas sagen, doch meine Lippen verweigern mir den Dienst.

„Was machst du hier?“, runzelst du die Stirn.

Ich möchte antworten, doch ich kann nicht.

„Wanderst hier auf und ab ohne ein Ziel vor Augen. Ich hab dich beobachtet. Wartest du auf jemanden? …….. Wartest du auf mich?“, höre ich die Hoffnung.

Ich blinzle, doch mein Mund will sich einfach nicht öffnen. Ja, ich warte auf dich, ich kenne deine Nummer nicht und ich weiß nicht wo du wohnst. Letztes Mal haben wir uns hier getroffen, daher dachte ich ich versuche es noch einmal. Und hier bist du. Das möchte ich sagen, doch das Einzige was ich zu Stande bringe ist dich anzusehen.
 

Sungmin weicht meinem Blick aus. Sieht zu Boden. „Ich bin jedenfalls hier weil ich gehofft habe, dich hier zu treffen.“ Mit großen Augen sieht er wieder auf. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals.

„Du weißt doch noch was gestern war, nicht wahr?“, möchte er wissen.

Ich nicke. Die einzige Reaktion meinerseits bisher.

„Gut. Und du weißt auch was das bedeutet, nicht wahr?“

Weiß ich das?

„Du weißt, dass das bedeutet, dass ich dich nicht mehr gehen lasse?“

Weiß ich das?

„Du weißt, dass das bedeutet, dass … ich dich gern habe?“

Weiß… ich das?

„Yesung…darf…ich dich berühren?“

Warum fragt er mich so etwas? Als ob ich darauf eine Antwort geben könnte.

Mein Blick wendet sich von ihm ab, ich kann ihm nicht länger in die Augen sehen.

Doch bevor ich einen Schritt zurück gehen kann, schließen sich Arme um mich, drücken mich fest gegen einen warmen Körper. Sungmin hält mich fest, verhindert, dass ich erneut davon laufe.

„Ich lasse dich nicht gehen. Niemals mehr lass ich dich gehen.“, höre ich ihn leise in mein Ohr flüstern. Dann löst er sich von mir, und fast hätte ich die Arme nach ihm austreckt um die Berührung wieder herzustellen. Doch Sungmin hat etwas anderes vor, denn schon im nächsten Augenblick senkt er seine Lippen auf meine. Vorsichtig schiebt er mich rückwärts bis ich die Wand im Rücken spüre. Sanft drückt er mich dagegen während sich seine Lippen gegen die meinen drücken. Langsam wandern seine Hände dabei um mein Gesicht und ich spüre die Röte in meine Wangen steigen.

Flatternd schließe ich die Augen, und lasse es geschehen. Genieße die angenehme Wärme und die Nähe. Genieße die Ruhe, die mich durchfließt und das sachte Gefühl von Geborgenheit, das mich durchflutet bis ein schrilles „Was ist denn hier los?“, der Bibliothekarin uns aufschrecken lässt.
 

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Wieder zu Hause angekommen, lege ich mich auf mein Bett und versuche das Geschehene einzuordnen. Sungmin hat mich erneut geküsst. Er hat mich erneut daran gehindert davon zu laufen. Warum nur tut er das? Wir kennen uns kaum. Oder ist das nur eine Ausrede, die ich mir zurecht lege? Würde ich wollen, würden wir uns näher kennen lernen, doch sobald er vor mir steht, drängt mich alles dazu die Flucht zu ergreifen und dann ist er es wieder, der mich daran hindert. Ich wünschte ich könnte es abstellen, aber in dem Moment kann ich einfach nicht anders.

Ich seufze. Ist alles aussichtslos? Ich möchte es nicht glauben. Ich möchte Sungmin kennen lernen. Ich möchte mehr über ihn erfahren. Ich möchte mehr von der Person wissen, die mich in- und auswendig zu kennen scheint. Die vorher sieht wann ich weglaufen möchte und mich schließlich auch daran hindert.

Erneut entflieht ein Seufzer meiner Kehle.

Was soll ich nur tun?
 

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Ich wache auf. Liege in meinem Bett und starre an die Decke. Wann bin ich eingeschlafen? Ich habe es nicht bemerkt. Ich wende den Kopf und sehe auf den Wecker, der neben meinem Bett auf dem Nachttisch steht. 9.37 Uhr zeigt er. Ich schließe kurz die Augen und atme tief durch. Ich muss aufstehen.
 

In der Küche angekommen, begrüßt mich meine Tante mit einem riesigen Frühstück. Ich frage sie wer das denn alles essen, dich anstatt zu antworten grinst sie mich nur an und verlässt die Küche. Ich schüttle den Kopf und setzte mich an den Tisch, gieße mir Kaffee ein und greife nach einem Brötchen, während sie wieder den Raum betritt.

„Das schaffe ich doch niemals, warum hast du so viel vorbereitet?“

„Vielleicht weil du gar nicht allein frühstücken wirst?“, ertönt eine viel tiefere Stimme, als die meiner Tante.

Erschrocken reiße ich den Kopf herum und starre direkt in Sungmins Gesicht.

„Su…Sungmin.“, stottere ich, „Was machst du hier?“ Ungläubig blinzle ich.

Ein Grinsen huscht über sein Gesicht und er zieht einen Stuhl vom Tisch auf den er sich fallen lässt.

„Mit dir frühstücken.“, meint er während er sich ebenfalls eines der Brötchen aus dem Körbchen nimmt.

„A..aber…“

„Was? Möchtest du nicht? Soll ich wieder gehen?“, Sungmin klingt verletzt.

„Nein,… das nicht...“, antworte ich leise, senke den Blick auf das Brötchen vor mir.

„Was dann?“, verlangt er zu wissen.

„Nichts…“, flüstere ich, greife nach dem Messer und beginne zu essen.

„Nein, nicht nichts. Was ist los? Ich dachte du freust dich… aber ich habe mich anscheinend geirrt.“

Eine kurze Pause entsteht.

Ein trauriges Lächeln macht sich auf Sungmins Lippen breit. „Ist dir meine Anwesenheit so unangenehm?“

Ich sehe ihn aus großen Augen an. Schüttle dann den Kopf. Nein, das ist sie nicht.

„Was dann?“, bohrt er weiter.

Ich blicke wieder auf meinen Teller. „Ich.. muss zur Toilette.“

Ohne ihn noch einmal anzusehen stehe ich auf und flüchte aus der Küche.

Im Badezimmer angekommen, schließe ich die Tür hinter mir und lasse mich dagegen fallen.

Langsam geben meine Beine unter mir nach und ich rutsche am harten Holz nach unten. Mein Kopf fällt nach hinten und Tränen fließen über meine Wangen.

Ich kann nicht ehrlich sein. Warum nur kann ich nicht ehrlich mit ihm sein?
 

Nach gut zehn Minuten, in denen ich versucht habe mich wieder einigermaßen zu beruhigen, betrete ich vorsichtig die Küche. Sungmin sitzt noch immer auf seinem Stuhl, hat jedoch nichts weiter vom Essen angerührt.

Mit laut schlagendem Herzen gehe ich einen Schritt um den anderen auf meinen Platz zu, setzte mich und nehme erneut das Messer in die Hand.

Sungmin sagt nichts. Ich ebenfalls nicht. Was hätte ich auch sagen können. Natürlich ist es jetzt an mir die Stille zu brechen, doch ich habe nicht die leiseste Ahnung wie.

Vorsichtig heben ich die eine Hälfte des Brötchens an die Lippen, beiße vorsichtig hinein und doch hört es sich furchtbar laut in meinen Ohren an.

Nach weiteren zehn Minuten Schweigen erkenne ich aus dem Augenwinkel wie Sungmin mich ansieht. „Yesung…“, er sagt nichts weiter als meinen Namen und doch fühlt es sich so an als würde er mir Vorwürfe machen.

Vorsichtig hebe ich den Kopf.

„Du weißt ich möchte bei dir sein, du weißt ich hab dich gern. Aber wenn du es nicht zulässt hat das alles keinen Sinn. Wenn du mich nicht wissen lässt was dir unangenehm ist, kann ich nichts daran ändern. Ich möchte, dass du dich bei mir wohlfühlst, dass du dich aufgehoben fühlst. Doch wenn du mir nicht sagst was ich tun muss um diese Gefühle auszulösen…“

Sungmin vollendet seinen Satz nicht, sieht mich einfach nur an, hält meinen Blick fest, lässt nicht zu, dass ich mich wieder abwende.

„Sag mir, was ich tun kann.“, sind seine Worte mit denen er aufsteht und das Haus verlässt.
 

Als ich höre wie Tür hinter ihm ins Schloss fällt, stütze ich das Gesicht in meine Hände. Ich fühle wie meine Brust immer enger wird, als würde jemand versuche mir die Luft zum Atmen nehmen. Das Schlimmste ist daran jedoch, dass ich genau weiß, dass das nur meine eigene Angst ist.
 

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Am Abend erhalte ich eine SMS. Ich wunder mich wer mir geschrieben hat und als ich sie öffne, blicke ich ungläubig auf den Display meines Handys. Sungmin. Neulich als wir uns das zweite Mal in der Bibliothek getroffen haben, tauschten wir unsere Nummern aus. Ich hätte jedoch nicht erwartet, dass er mir nachdem was am Morgen passiert ist schreiben würde.
 

To: Yesung

From: Sungmin
 

Es tut mir Leid was heute Morgen passiert ist. Ich weiß ich hätte dich nicht so in die Enge treiben dürfen. Können wir uns treffen?
 

Ich lese die Zeilen ein zweites und ein drittes Mal und doch steht da immer das gleiche. Uns treffen? Jetzt? Warum? Mein Herz beginnt wieder heftig zu schlagen. Was soll ich antworten? Möchte ich ihn denn treffen? Wenn ja, was soll ich ihm sagen? Dass es mir auch Leid tut, dass ich ein Idiot bin und nicht weiß warum ich so reagiert habe?

Ich beginne zu tippen.
 

To: Sungmin

From: Yesung
 

Um diese Zeit? Warum?
 

Nach nur einer Minute erhalte ich seine Antwort.
 

To: Yesung

From: Sungmin
 

Weil ich dich sehen möchte.
 

Die Hitze, die ich plötzlich in meinen Wangen spüre, woher kommt sie?
 

To: Sungmin

From: Yesung:
 

Ok
 

Durch tiefes Durchatmen versuche ich mich zu beruhigen.
 

To: Yesung

From: Sungmin
 

In 5 min im Park dann. Warte am Eingang auf dich.
 

Ich blicke auf die Buchstaben vor mir. Sungmin möchte mich sehen. Nach all dem möchte er mich doch wieder sehen.

Ich nehme meine Jacke vom Stuhl und laufe los.

Ich laufe in Richtung Park, doch erst als ich ankommen, bemerke ich, dass ich gerannt bin.

Atemlos komme ich vor Sungmin zum Stehen. Schnappe nach Luft während ich ihn ansehe, sein Lächeln betrachte und mich frage warum er mich nicht einfach aufgibt nach allem was ich ihm antue.
 

Langsam streckt er die Hand nach meinem Gesicht aus, zieht sie jedoch wieder zurück.

„Da bist du endlich.“, haucht er leise.

Ich nicke.

„Es tut mir Leid, was heute Morgen passiert ist“, wiederholt er die Worte seiner SMS.

„Ich weiß, ich hätte dich nicht drängen dürfen, ich weiß es und doch habe ich es getan. Ich weiß du kannst dich nicht so einfach auf jemanden einlassen. Doch ich möchte so sehr bei dir sein, dass ich ungeduldig bin. Ich möchte, dass du dich mir öffnest, dass du mir von dir erzählst, mich verstehen lässt was genau in dir vorgeht. Ich möchte dich näher kennen lernen doch durch meine Ungeduld erreiche ich das genaue Gegenteil. Du verschließt dich, du rennst weg, entfernst dich von mir.

Aber du bist gekommen.“, ein Lächeln. „Weißt du wie glücklich mich das macht? Es zeigt mir, dass ich vielleicht doch noch eine Chance habe. Eine Chance, die ich nutzen werde.“
 

Ich sehe Sungmin an. Höre seinen Worten zu. Er möchte mich näher kennen lernen? Und das wo er mich schon in und auswendig zu kennen scheint. Wo er doch schon versteht warum ich dauernd davon laufe. Ich möchte ihn umarmen, ihn fest an mich drücken und ihm sagen, dass ich ebenfalls glücklich darüber bin, dass er mich nach allem noch sehen möchte. Ich möchte ihn halten, seinen Herzschlag an meiner Brust spüren, seine Wärme in mir aufnehmen und seinen Duft einatmen.

Doch alles was ich tue ist da zu stehen und ihn an zu sehen. Wie immer reagiert mein Körper nicht auf das was ich ihm sage.
 

Erneut streckt Sungmin die Hand nach mir aus. „Darf ich?“, fragt er vorsichtig.

Ich nicke kurz und er legt seine Hand an meine Wange. Ich schließe die Augen und lehne meinen Kopf dagegen. Sanft legt er seine Hand an meine andere Wange und zieht mich zu sich hinunter. Die Berührung unserer Lippen ist nur kurz aber trotzdem löst sie einen Sturm in mir aus. Doch bevor dieser mich mit sich reißen kann, löst sich Sungmin von mir. Ich öffne meine Augen und sehe ihn an. Möchte ihn fragen warum er den Kuss beendet, doch mein Mund öffnet sich nicht.

Mit einem sanften Lächeln schaut er zurück bevor er sich von mir abwendet und davon geht. Ich blicke ihm nach bis die Dunkelheit seinen Körper verschlingt erst dann gehe auch ich.
 

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In den folgenden Tagen ruft mich Sungmin oft an. Immer wieder treffen wir uns an den verschiedensten Orten. Wir tun nichts Besonderes und doch bringt er mich dazu Spaß zu haben, zu lachen und das Leben mit neuen Augen zu sehen. Ich genieße die Zeit mit ihm. Sehne mich danach. Jeder Tag an dem wir uns nicht sehen scheint mir grau und trostlos, selbst wenn draußen die Sonne scheint und die Vögel zwitschern. Ich beginne ihm zu vertrauen.

Doch nicht nur das ändert sich. Immer öfter berühren wir uns. Immer wieder sucht er meine Hand und wir verschlingen unsere Finger ineinander. Immer wieder haucht er mir einen sanften Kuss auf die Lippen. Immer wieder umarmt er mich und zieht mich fest an sich.

Und ich fühle mich wohl. Es ist mir nicht unangenehm. Nicht mehr unangenehm.

Doch nach und nach lassen diese Zärtlichkeiten immer mehr nach. Ich frage mich woran es liegt, traue mich aber nicht zu fragen. Immer öfter macht er den ersten Schritt auf mich zu, legt eine Hand auf meine Wange und beugt sich vor um mich zu küssen, doch in letzter Sekunde hält er inne. Lächelt leicht während er auf meine Lippen sieht und zieht sich schließlich zurück. Möchte er mich nicht mehr küssen? Habe ich etwas falsch gemacht?
 

Dann eines Tages erhalte ich eine SMS von Sungmin. Er schreibt ob wir uns am Bahnhof treffen können. Ich bin aufgeregt. Machen wir einen kleinen Ausflug? Fröhlich mache ich mich auf den Weg.

Als ich am Bahnhofsgebäude ankomme, lasse ich suchend meinen Blick schweifen, bis ich Sungmin an einem der Gleise ausmache. Lächelnd gehe ich auf ihn zu.

„Hey, da bist du ja.“

Doch was ich in seinem Gesicht sehe, ist alles andere als Freude.
 

„Yesung…“, du siehst mich traurig an. Meine Brust wird eng. Was ist passiert? Du wendest den Blick ab. Etwas das du nie tust. Und mein Herz beginnt heftig zu schlagen. Was ist passiert?

„Yesung…“ , warum sprichst du nicht weiter? „Ich werde nach Hause fahren.“

Ich sehe dich an. Erst jetzt bemerke ich den Koffer, der neben dir steht. Kann nichts sagen. Wie immer kann ich nichts sagen wo ich dich gerne fragen würde warum.

„Mein...Vater ist letzte Nacht bei einem Autounfall … er ist ums Leben gekommen.“

Das Atmen fällt mir immer schwerer und auch dir fällt es schwer. Doch ich sehe keine Tränen.

„Ich muss meiner Mutter helfen…die Beerdigung, … der Laden…“

Endlich siehst du mich an, doch was ich in deinen Augen sehe, gefällt mir nicht. Enttäuschung?

Dann ein leichtes Lächeln auf deinen Lippen.

„Weißt du was das heißt?“

Ich schaue zurück. Du wendest den Blick ab. Lachst für dich.

„Sicher weißt du es, aber es ist dir egal…“

Meine Augen werden groß und ich starre Sungmin an. Es ist mir egal? ES IST MIR EGAL?

Es ist mir alles andere als egal, dass du gehst. Weißt du nicht wie sehr ich dich brauche? Wie sehr ich dich mag? Wie sehr ich dich liebe?

Warum tust du so als wäre es mir egal? Es ist mir nicht egal. Ich brauche dich doch!
 

„Weißt du?“, fährst du fort, „Wie oft habe ich dir gesagt, dass ich dich mag. Mehr als das. Aber nie hast du eine Antwort darauf gegeben. Wie oft habe ich dich berührt? Aber nie hast du auch nur eine dieser Berührungen erwidert. Wie oft habe ich dich geküsst? Doch nie hast du einen dieser Küsse wirklich erwidert. Nie bist du von dir aus auf mich zugekommen. Nie hast du versucht mich an zu rufen. Nie hast du eines unserer Treffen arrangiert. Zu Beginn dachte ich, du kannst dich noch nicht darauf einlassen. Doch nach und nach kam der Gedanke, dass du das alles vielleicht gar nicht möchtest. Dass ich dir zu wider bin und du mir das nur nicht sagen kannst. Dass du meine Gefühle vielleicht gar nicht erwiderst. Daher wird dir das nicht so schwer fallen wie mir.“
 

Plötzlich spüre ich Tropfen, ich sehe auf. Regen. Dunkle schwarze Wolken haben sich über uns zusammengezogen. Ein kalter Wind beginnt zu wehen. Doch ich wende meine Aufmerksamkeit wieder Sungmin zu. Er sieht mich nicht an.

„Ich denke wir sollten es hier beenden. Ich denke das ist das Beste für uns beide. Du musst dich nicht zu etwas zwingen was du nicht möchtest und ich … werde schon damit fertig.“

Ein trauriges Lächeln. Der unaufhörliche Regen, der uns beide immer mehr durchnässt und es mir schwer macht die Augen offen zu halten.
 

Ich zwinge mich zu nichts. Niemals würde ich mich dazu zwingen müssen mit dir zusammen zu sein.

Ich bin gern in deiner Nähe, brauche sie um zu atmen. Ich brauche DICH. Du warst es doch, der mich dazu brachte mich der Welt wieder etwas zu öffnen, der mich dazu brachte wieder etwas mehr Spaß am Leben zu haben. Du hast meinem Leben wieder einen Sinn gegeben. Du warst der Einzige, der mich nicht aufgegeben hatte und mir immer wieder neuen Mut zusprach.

Weißt du denn nicht, dass ich deine Küsse, deine Berührungen vermisst habe? Dass ich mich gewundert habe warum du mich nicht mehr küsst? Nicht mehr berührst? Ich wollte dich fragen, aber ich hatte nicht den Mut. Was wenn du mich nicht mehr magst? Dass du denkst, dass das der Grund für meine Zurückhaltung ist, ist mir nicht in den Sinn gekommen. Doch du hast dir ein falsches Bild gemacht. Der wahre Grund ist einzig, dass ich dich nicht verletzen möchte. Ich habe Angst, dass wenn ich zu viel verlange, zu viel tue, du genervt von mir sein könntest und du von mir weg gehst. Aber trotz meiner Zurückhaltung möchtest du mich verlassen. Habe ich mich zu sehr zurück gezogen? Ich möchte dich nicht verlieren. Nicht auf diese Weise.

Das alles hätte ich gerne gesagt. Doch mein Mund bleibt geschlossen. Ich sehe dich an. Du siehst gen Boden. Der Regen, der weiter vom dunklen Himmel fällt hat mittlerweile unsere Kleider durchnässt und wir beginnen zu frieren. Verlassen stehen wir am Bahnhof als der Zug einfährt. Eine kratzende Stimme ertönt durch den Lautsprecher. Mein Herz beginnt heftig zu schlagen. Ich muss etwas tun. Ich muss dich aufhalten, doch mein Körper reagiert nicht.

Tränen steigen mir in die Augen, doch du siehst sie nicht denn sie vermischen sich mit den Regentropfen und verschwinden vollkommen darin.

Der Zug kommt neben uns zum stehen. Die Türen öffnen sich.

Du nimmst deinen Koffer, siehst mich ein letztes Mal an und lächelst traurig.

„Leb wohl, Yesung.“

Und du drehst dich um und steigst in den Zug.

Meine Gedanken rasen. Jede Faser meines Körpers schreit danach die Hand nach dir auszustrecken, doch kein Muskel regt sich.

Die Türen schließen sich und ich weiß ich MUSS etwas tun.

Der Zug fährt langsam an.

Immer weiter entfernt er sich, während ich am Gleis zurück bleibe und ihm nachsehe.

Ich habe dich verloren. Ich habe dich für immer verloren. Meine Liebe.

Meine Beine geben unter mir nach und ich weine bitterlich. Und der Himmel tut es mit mir.
 

http://www.youtube.com/watch?v=BUhEqSTikTw



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  _Sungmin_
2011-05-10T19:55:53+00:00 10.05.2011 21:55
;___________________________________;
es ist so traurig
*schnief*
und dann auch noch mit dem Lied dabei, ein absoluter emotionaler Overkill (zumindest für mich gerade)
ich hab hier gesessen und geschlagene 20Minuten geheult! >___<

Wie kann Minnie nur sowas denken? Wobei... okay, wenn Yesung nicht aus sich raus kommt, verunsichert das schon u___u
ich hoffe, dass ganze nimmt noch ein gutes Ende für die beiden!!! <3

schreib bitte bitte schnell weiter <3

LG
Aki
Von:  Erdbeer-chan
2011-04-20T14:43:21+00:00 20.04.2011 16:43
*schnief*
maaan~
Ich hab schon wieder Tränchen in den Augen.
*seufz*
Es ist wieder ein super Kapitel.
Wunderschön~~~

schreib bitte bitte weiter so~~~
*nick*

Ich kann mir das zu gut vorstellen...
*Tränchen wegwisch*

mach weiter so~~

Erdbeer-chan
Von: abgemeldet
2011-04-19T21:32:05+00:00 19.04.2011 23:32
Oh Gott .. T__________________________T
*am rumflennen ist*
das kannst du mir nicht antun ....
*genau dasselbe tut wie yesung im ende*
>___<

ich liebe sungmin! *-*
und ich liebe deinen schreibstil!
vor allem dort in der bibliothek!
ach das is so toll *-*

du musst umbedingt weiter so machen!! *_______________*
sonst sterb ich hier noch vor weinen T___T

Yesungie~ ♥
Von:  Siwon
2011-04-19T20:17:59+00:00 19.04.2011 22:17
omg Q____Q das ist doch traurig >.<
das sungminnie sowas denkt...aber gut, wenn yesung auch nicht den mund aufbekommt ûu
hach >.< beide tun mir leid Qq

aber du schreibst so schön *__*
man kann sich so gut reinversetzen in die charakter
und man ist einfach nur gebannt wenn man liest *-*

aber das kann doch unmöglich das ende sein? Qq der epilog oder was noch kommt muss doch gut ausgehen XD <3

mach weiter so x33

Siwon x3



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